Olim le Berlin – ein Aufruf bei Facebook für eine neue Partei. Israelis wollen nicht mehr über Zionismus reden, sondern über Lebensqualität.
Was hat man nicht alles über die Auswanderer nach Berlin gesagt und geschrieben. Schwächlinge, Nazis, Holocaustleugner. Finanzminister Lapid behauptete sogar, dass wir „Anti-Zionisten“ sind, dass wir Israel verlassen wegen billigerem Milky und dass wir deshalb unsere Werte verkaufen. Andere Stimmen sagen, dass es ganz logisch ist, dass Israel teuer ist, aber man muss hier bleiben und von innen heraus kämpfen, um das kleine Stück Land zu verteidigen, das unser Volk besitzt.
Vor drei Jahren hat sich die Gesellschaft in Israel vereint, um Wahrheit gekämpft und ihren gewählten Vertreter gesagt, dass etwas faul ist im Staat der Juden, dass man etwas ändern muss. Damals war auch ich auf der Straße und nahm teil an den Protesten, weil Israel mein Land ist und Hebräisch meine Muttersprache ist und, um die Wahrheit zu sagen, ich es vorziehe, in Tel Aviv zu leben, als in Berlin. Aber dieser Protest hat nichts gebracht. Die Regierung hat gewechselt, aber die Preise für Wohnraum und Lebensmittel sind weiter gestiegen. Ich sage euch klipp und klar: es hat keinen Sinn, auf Wahlen zu warten. Es hat auch keinen Sinn, Poster an den Wänden von Politikern zu kleben und die diversen Proteste in Facebook weiterzuleiten, in der Hoffnung, sie zu beeinflussen. Die Menschen werden vielleicht andere Parteien wählen, wenn es Wahlen geben wird, die Parteien werden vielleicht ihre Namen wieder ändern, aber die Politiker wissen sehr gut, für wen sie arbeiten, jedenfalls nicht für uns.
Ich habe keine Lust, wie ein Bemitleidenswerter in einem Zelt in der Rotschild-Allee zu sitzen und zu hoffen, dass mir irgendjemand zuhört und mir hilft, meine Lage zu verbessern. Ich bin 25 Jahre alt, ich verstehe nichts von Volkswirtschaft, ich verstehe nichts von Regulierung, aber ich verstehe sehr wohl, dass, wenn ich in Israel 20 Jahre arbeiten werde, es keine Chance gibt, dass ich eine Wohnung besitzen werde. Es wird auch keine Chance geben, dass ich in einen Supermarkt gehen könnte, ohne 700-mal darüber nachzudenken, was ich in den Einkaufswagen reinlege. Ich verstehe nichts vom Wohnungsmarkt, aber es scheint mir absurd, dass in Berlin eine Wohnung eine halbe Million Shekel kostet und man in einem von Raketen bedrohten Land bei der Bank ein Darlehn von 1,6 Millionen aufnehmen muss. Weiterlesen →