Antisemiten und Philosemiten

Jutta Ditfurth möchte sich von allen Freunden entfreunden, die eine „fragwürdige Position gegenüber jüdischen Menschen“ haben. Da will sie eine eindeutige Linie ziehen. Aber wo und wie ist diese Linie? Was bedeutet hier „fragwürdig“? Ist Kritik an Netanjahu schon eine „fragwürdige“ Position? Ist Kritik an der fragwürdigen Politik des Staates Israel auch schon fragwürdig?

Schon wieder taucht da eine Jean d´Arc aus altem preußischen Adelsgeschlecht auf und will uns Juden verteidigen. Gott im Himmel, ich glaube zwar nicht, dass es dich gibt, aber wenn es dich gibt, dann schütze uns Juden doch vor solchen fragwürdigen Gestalten, die uns retten wollen und deshalb offene und klare Debatten nicht zulassen. Sie wollen uns in Watte einpacken und uns vor jeder Kritik am Staat Israel, der ja vielen von uns Juden am Rücken vorbeigeht, schützen, obwohl wir gar nicht beschützt werden wollen.  Weiterlesen

Die Hetze der Israel-Lobby gegen Andersdenkende

von Martin Breidert

Lillian Rosengarten hat ihre zweiwöchige Vortragsreise („Als Jüdin gegen Zionismus“), bei der ich sie begleitete, beendet und ist heute nach New York zurückgeflogen.
Einige habe ich bereits über die beiden Artikel in der Jerusalem Post informiert, in denen sie massiv attackiert wurde. Noch übler sind allerdings die angehängten Kommentare, mehr als 200 zu jedem Artikel! Ein Jude erhob  sogar die Forderung, man solle die  Jüdin Lillian Rosengarten in ein KZ sperren und sie in eine Gaskammer schicken. (Offenbar hat der Verfasser nicht mitbekommen, dass das Nazi-Reich vor 70 Jahren sein Ende gefunden hat).

http://www.jpost.com/Diaspora/German-museums-Jew-against-Zionism-talk-sparks-outrage-415324

http://www.jpost.com/Israel-News/Israel-slams-German-bank-for-hosting-talk-on-destroying-Jewish-state-415636

Angesichts der Verleumdungskampagne  hatte Lillian Rosengarten erwogen, ihre Vortragsreise abzubrechen. Doch dann ließ sich die 80 Jahre alte Dame nicht einschüchtern.  Weiterlesen

„Magst du Netanjahu nit

Dieter Hallervorden hat mit diesem Satz, den er in einem Protestsong eingebaut hat, für viel Furore im ganzen Land gesorgt. Die Fortsetzung lautet nämlich:  … bist du gleich Antisemit.“

Was Hallervorden hier ironisch und vielleicht und hoffentlich auch hämisch meint, wird aber von vielen braven und mit Israel loyalen Bürgern ganz ernst verstanden. Sie sind tatsächlich der Meinung, dass, wer Netanjahu nicht mag, ein Antisemit sei oder sein muss.

In einem Land, für das Israels Sicherheit gleich Staatsräson bedeutet, wird auch jede Dummheit und Unverantwortlichkeit von Benjamin Netanjahu ignoriert und vergeben.  Da mag er noch so sehr die USA und deren Präsidenten Barak Obama beleidigen, vorführen und demütigen, da mag er sich noch so sehr über Angela Merkel lustig machen und noch so sehr zeigen, wie sehr ihm sein eigenes Volk gleichgültig ist und die übrigen Völker sowieso und wie korrupt er und sein Kabinett sind, hierzulande erntet er nur Beifall oder im schlimmsten Fall zustimmendes Schweigen. Dieses Schweigen ist aber inzwischen schon unüberhörbar.  Weiterlesen

Netanjahu – ein Lügner und Demagoge

Nein, ich will nicht Netanjahu beschuldigen, zumal der Vorwurf, dass er ein Lügner und Demagoge sei, nicht neu ist. Dieser Vorwurf richtet sich aber gegen alle europäischen Staatsmänner und Frauen, die sich seine Lügen, die nichts anderes sind als Beleidigungen und Diffamierungen, gefallen lassen und nicht einmal leise protestieren.

Gestern sagte Netanjahu anlässlich seines Besuches in London: „Erinnert ihr euch, dass man in Europa Produkte von Juden gekennzeichnet hat“? Woran sollten sich die Engländer erinnern? An die Jaffa Orangen, deren Lable die Juden den Palästinensern gestohlen haben?  Weiterlesen

Alles „gaga“ außer Henryk M. Broder?

Mein Freund Henryk fragt in einem Interview mit der „Jüdische Allgemeine„, ob er jetzt irregeworden sei. Wenn er es selbst nicht weiß, wer soll es dann sonst wissen. Ich etwa, wohl einer, der ihn am längsten kennt, nämlich seit seinem 11. Lebensjahr. Ja, ich habe ihn kennengelernt, da war er noch ein Kind. Es sind seitdem 57 Jahre vergangen, und er ist immer noch ein Kind geblieben. Zu 90 Prozent dumm und zu zehn Prozent blöd. Vielleicht aber auch umgekehrt.

Er behauptet in seiner kindlichen Chuzpe, dass unsere Medien, wenn es um Israel geht, journalistische Standards reihenweise aufgeben. Das sagt ausgerechnet ein Journalist, der nie solche Standards kannte, akzeptierte und befolgte. Er hat journalistische Kollegen reihenweise beleidigt, diffamiert, lächerlich gemacht und zynisch herabgewürdigt.  Weiterlesen

„Das Gerücht über die Juden“ – so wird der Kampf gegen Antisemitismus scheitern

von Ludwig Watzal

Als ich den Tagungsbericht des Chefredakteurs der Online-Zeitschrift „Der Semit“, Abraham Melzer, über „Das Gerücht über die Juden“ gelesen habe, wollte ich meinen Augen nicht trauen. Er hat meine schlimmsten Befürchtungen nicht nur bestätigt, sondern weit übertroffen.

Dass das Sahnehäubchen jedoch aus einer riesigen Portion Arroganz,  Besserwisserei und Blasiertheit seitens der „ExpertenInnen“ bestehen würde, konnte ich mir bei der versammelten fachlichen Kompetenz einfach nicht vorstellen. Dass dies alles auch noch in seiner Einseitigkeit und Nichtwahrnehmung der Wirklichkeit auf Kosten des deutschen Steuer- und Kirchensteuerzahlers inszeniert worden ist, dürfte kaum noch zu toppen sein..

Wie konnte es passieren, dass Deutschlands wirklicher „Experte“ für Antisemitismus, der Journalist, Börne-Preis-Träger und Islamkritiker, Henryk M. Broder, bei dieser herausragenden Expertentagung nicht zugegen war? Wenigstens er hätte die Ironie von Professor Moshe Zimmermann über die deutschen Philosemiten verstanden, so wie sie von Abraham Melzer berichtet worden ist. Broder hätte wohl seine helle Freude an dieser Ansammlung von Besserwissern über Antisemitismus, Israel und das Judentum gehabt, wären doch damit wieder einmal alle seine Urteile über den traditionellen Antisemitismus und dessen Gegner bestätigt worden. Spezialisten zitieren in ihrer Häme gern Alexander Roda Roda, wie Melzer schreibt: „Aus dem Antisemitismus kann erst etwas Richtiges werden, wenn ihn ein Jude in die Hand nimmt.“

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„Warum sind sie da?“ Anmerkungen zur Tagung: „Das Gerücht über Juden“

Ich habe es mein Leben lang vermieden, auf sogenannte „Antisemitismus-Tagungen“ zu gehen. Ich war und bin der Meinung, dass Antisemitismus nicht mein Problem ist, dass ich deshalb auch kein Problem mit dem Antisemitismus habe, und deshalb diejenigen auf solche Tagungen gehen sollen, die damit ein Problem haben.

Wenn ich  mich trotzdem zu einer Tagung der Evangelischen Akademie in Berlin angemeldet habe, dann deshalb, weil ich seit Anfang des Jahres an einem Buch mit dem Titel: Antisemiten sind mir egal – Das Gerücht über die Juden arbeite  und die Tagung genauso hieß, nämlich: Das Gerücht über die Juden. Ich habe gehofft, etwas zu hören, zu erfahren und zu erleben, was ich noch in diesem Buch einfügen könnte. Es war selbstverständlich eine vergebliche Hoffnung.

Die herbeigerufenen Professoren haben das Thema wie eine Leiche auf dem Seziertisch behandelt, haben viel über Antisemitismus geredet und eigentlich nichts gesagt, so wenig, dass am Ende der Tagung ein Teilnehmer sich noch beschwerte,  weil er eigentlich wissen wollte, woher der Antisemitismus kommt. Da hat er, und wahrscheinlich auch viele andere, den ironischen und distanzierten Vortrag von Prof. Moshe Zimmermann, dem einzigen Juden unter den Wissenschaftlern, nicht verstanden, dass Antisemitismus in der Regel ein Produkt der Kultur sei, in der er entstanden ist und es deshalb keinen Antisemitismus in China gebe und die Japaner all das, was europäische Antisemiten über die Juden sagen, als Grund verstehen, die Juden zu bewundern.  Weiterlesen

Die Hölle von Gaza and The 51 Day War

von Ludwig Watzal

Gaza_HoelleDie israelische Besatzungsarmee hat innerhalb von fünf Jahren den von ihr immer noch – laut UN-Einschätzung – besetzten Gaza-Streifen mit zwei Kriegen überzogen und dabei schreckliche Massaker an der Zivilbevölkerung begangen. Über diese Massaker der „Israeli Terrorist Forces“ (ITF=IDF) legen die Bücher von Bahij Spiewak und des US-Amerikaners Max Blumenthal beredtes Zeugnis ab. Dass beide Bücher von den gleichgeschalteten Medien keine Würdigung erfahren, verwundert nicht.

Wie bereits beim Weihnachtsmassaker 2008/09 haben die ITF selber Vorwände konstruiert, um den Gaza-Streifen 2014 erneut zu überfallen, um die dort regierende Hamas zu „vernichten“. Neben der Bestrafung der Hamas für die angeblichen Morde an drei Siedlerkolonialisten, mit denen die Hamas gar nichts zu tun hatte, wurden andere Argumente wie die Zerstörung der Tunnel oder vermeintliche „Raketenabschussbasen“ später nachgeschoben, um der Welt eine Rechtfertigung für die Zerstörungswut der israelischen Besatzungsarmee zu geben.  Weiterlesen

Es brennt, Brüder und Schwestern, es brennt …

von Jüdische Stimme für gerchten Frieden in Nahost e. V.

Die Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost (JS) wurde 2003 in der Bundesrepublik gegründet, um gemeinsam mit jüdischen Friedens– und Menschenrechtsorganisationen anderer Länder und Kontinente gegen die in Israel – vorgeblich im Interesse „aller Juden der Welt“ –praktizierte rassistische Politik gegenüber Palästinensern aufzustehen. Seitdem erklären wir als Juden und Jüdinnen öffentlich und demonstrativ: „Nicht in unserem Namen!“

Das Selbstverständnis aller Regierungen Israels seit Staatsgründung, das zweierlei Rechtstandards für jüdische und nicht jüdische Bürger und Bürgerinnen, vor allem aber Gesetze des Ausschlusses und der Benachteiligung von christlichen und muslimischen Einheimischen kennt, macht Palästinenser und Palästinenserinnen de jure zu Menschen zweiter Klasse. Wir lehnen diese Apartheidgesetze, die sowohl in den von Israel seit dem Junikrieg 1967 besetzt gehaltenen Gebieten als auch innerhalb der international anerkannten Landesgrenzen geltend gemacht werden, moralisch und politisch ab. Wir haben die JS in Deutschland gegründet, um nicht zuletzt hierzulande für einen gerechten Frieden in Nahost zu werben und von den Bundesregierungen zu fordern, Israel zur Einhaltung der internationalen Rechtsstandards zu bewegen. Israel muss zur Abkehr von einer illegalen Besatzungs– vor allem aber von einer rassistischen Ausgrenzungs– und Unterdrückungspolitik gegenüber Palästinensern bewegt werden. Nötigenfalls durch die Androhung oder den Einsatz diplomatischer, wirtschaftlicher und außenpolitischer Sanktionen, wie sie gegenüber anderen Ländern, die sich völkerrechtlicher Verstöße schuldig machen, Gang und Gebe sind.  Weiterlesen