von Ludwig Watzal
In Deutschland, von den USA gar nicht zu sprechen, ist keine kritische Auseinandersetzung mit den unzähligen israelischen Besatzungsverbrechen, den Menschenrechtsverletzungen gegenüber den Palästinensern und der Missachtung des Völkerrechts mehr möglich. Schon bei der leisesten Kritik an Israel wird der Vorwurf des „Antisemitismus“ erhoben, was zum Schluss der Debatte führt. Diese Einschüchterungskampagne hat zu einer Art Selbstzensur der Medien geführt, obgleich in Wirklichkeit „der öffentlich-politische Antisemitismus in der liberalen und demokratischen Welt insgesamt deutlich abgenommen“ habe, wie Shlomo Sand in seinem außergewöhnlichen Essay betont.
Dieser Essay bildet den möglichen Höhepunkt einer Trilogie, die die totale Dekonstruktion des zionistischen Mythos zum Ziel hat, der sich nicht nur um das „jüdische Volk“, sondern auch um „Eretz Israel“ (Land Israel) rankt und von den zionistischen Mythenbildnern geschaffen worden ist. Die Zerstörung dieser Legenden hat Sand bereits in seinen beiden Büchern „Die Erfindung des Jüdischen Volkes“ und „Die Erfindung des Landes Israel“ geleistet. In seinem aktuellen Essay sagt sich Shlomo Sand vom Judentum los, damit gehört er nach eigener Auffassung zu einer vom „Aussterben bedrohten Art“. Ist es heutzutage nicht gerade „chic“ geworden, entweder aus Gründen der Kariere zum Judentum zu konvertieren oder sich aus persönlicher Geltungssucht eine „jüdische“ Identität zuzulegen, wie dies einige Hochstapler getan haben? Justament um die Frage der Identität dreht sich Sands Essay.