„Ein Appell aus Israel an meine deutschen Freunde“

Anmerkung der Redaktion: Vielleicht hätte sich die FAZ ein Beispiel an der Frankfurter Rundschau nehmen und auf die Veröffentlichung des Schmierenartikels von Thomas Thiel verzichten sollen, der nichts anderes getan hat, als die Textbausteine der zionistischen Israellobby als seine eigenen Ideen den Lesern untergejubelt hat. Thiels Artikel ist unterirdisch und mehr als grenzwertig, für einen Journalisten ein No go.

von Amos Goldberg

Oft habe ich wohlmeinende deutsche Freunde sagen hören, dass sie meine Kritik an der Politik der israelischen Regierung gegenüber den Palästinensern verstehen. Manchmal gaben sie sogar zu, sie zu unterstützen. Laut sagen wollten sie das aber nicht. Ihr eigenes Zögern bei der Äußerung von Kritik ist mir verständlich. Die Last der Geschichte kann nicht abgewaschen werden.

Es gibt jedoch Zeiten, in denen der Preis für ein solches Verhalten zu hoch und seine Aufrechterhaltung gefährlich wird, in denen das Versagen, zwischen Antisemitismus und legitimer Kritik zu unterscheiden, zu moralischer und intellektueller Bequemlichkeit, ja Faulheit wird. Wir erleben jetzt solche Zeiten.>>>

5 Gedanken zu „„Ein Appell aus Israel an meine deutschen Freunde“

  1. Auch Professor Goldberg sieht nicht, dass der Antisemitismuswurf nur ein Vorwurf unter mehreren ist, die freie Rede zu unterbinden, die wiederum Grundlage jeder ernsthaften Demokratie ist. Wir Deutsche sind heute wieder sehr weit entfernt von jenem Ideal der Aufklärung, dem „sapere aude“, dem wir um die vorige Jahrhundertwende sehr viel näher waren. Da der Focus der Geschichtsforschung und der damit verbundenen Erinnerungskultur nur auf die Zeit zwischen 1933 bis 1945 beschränkt ist, Hitler durchaus demokratisch gewählt wurde, bestehen natürlich „gute Gründe“, als „Lehre aus der Geschichte“, die Meinungsfreiheit nicht nur sozialmoralisch sondern auch rechtlich zu beschränken.

    Dass sich auf dieser langjährig eingeübten Grundlage schon von Kindesbeinen an, also einer „aus geschichtlichen Gründen“ hergeleiteten Begrenzung des „Sagbaren“, nicht einer aus dem „kategorischen Imperativ“ hergeleiteten, die Heranbildung von Duckmäusern und Denunzianten anstelle anständiger und „mündiger Bürger“ entwickelt, die auch für andere totalitäre Systeme gut zu gebrauchen sind, dürften all jene mit Interesse zur Kenntnis nehmen, die ihre Sichtweisen als allein verbindliche einmal in der „Zivilgesellschaft“ durchzusetzen gedenken.

    Ein bestens eingeübter Apparat von Aufstrebenden, die auch ohne Zensurbehörden wissen, was von ihnen erwartet wird, wird für Verwaltung, Justiz, Schulen und Hochschulen und Redaktionszimmer gerade herangezogen.

  2. @Karl Krähling – Ich bin mir nicht sicher, ob Ihr Beharren auf dem Kant’schen kategorischen Imperativ, der da lautet „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ im Umgang mit dem Antisemitismus-Vorwurf bzw. mit Menschen in Besatzungsgebieten passt? Mir scheint, dass die vorherrschende Logik der israelischen Besatzungspolitik und Regierung kompatibel geht mit dem sog. kategorischen Imperativ?!

  3. @Ute Plass
    Wer den Grundsatz des „kategorischen Imperativ“ von Kindesbeinen beherzigt, wird nicht in der Lage sein, einen anderen Menschen ob seiner Zugehörigkeit zu einer anderen Kultur in negativem oder positivem Sinn zu diskriminieren.

    Dass eine Fremdherrschaft mit dem kategorischen Imperativ kompatibel sein kann, werden ganz sicher jene Polit-Philosophen zu lehren in der Lage sein, die auch dem Menschen die Quadratur des Kreises erklären können.

    Der „kategorische Imperativ“ und das „sapere aude“ in Persona „anständiger“ und „mündiger Bürger“ waren und sind die einzig verbindlichen Grundlagen jedes demokratischen Staatswesens. Dass sich Israel als „einzige Demokratie“ in Nahost empfindet, ist Bestandteil landesüblicher Politrhetorik, zur Konditionierung Glaubensbereiter bestens geeignet. Und wer’s nicht glaubt ist ein …

    Auch der auf religiösen und zugleich weltanschaulichen Bekenntnissen gründende Zionismus resp. dessen Protagonisten und Sympathisanten haben die Aufklärung im Sinne Immanuel Kants noch vor sich. Allerdings würde der Zionismus, sollte Fundamentalkritik an zentralen Narrativen üblich werden, Gefahr laufen, ebenso in der politischen Bedeutungslosigkeit zu verschwinden wie so viele andere zuvor, Israel ein „multikultureller Staat“ werden, wie so viele andere in der westlichen Welt, sich die verschiedenen Bevölkerungsgruppen nach und nach „mischen“.

  4. „Wer den Grundsatz des „kategorischen Imperativ“ von Kindesbeinen beherzigt, wird nicht in der Lage sein, einen anderen Menschen ob seiner Zugehörigkeit zu einer anderen Kultur in negativem oder positivem Sinn zu diskriminieren.“

    Sehr wahr.
    Bleibt die Hoffnung, dass die Menschenwelt baldmöglichst Wege der „Beherzigung“ entdecken und begehen wird…

  5. Nicht einmal in deutschen Kindergärten und Schulen werden die beiden simplen Grundsätze der Aufklärung vermittelt und eingeübt, sich (1.) seines Verstandes zu bedienen und (2.) jenen Grundsatz des Anstands zu beherzigen der da heißt: „was du nicht willst was man dir tu das füg auch keinem andern zu“. Damit wäre Mobbing jedweder Art eingedämmt.

    Allerdings hätten die Kämpfer gegen Rassismus und Antisemitismus auch kein Betätigungsfeld mehr – und so obskure Stiftungen wie die mit Staatsgeldern reichlich versorgte der Anetta Kahane wären überflüssig.

    Die weiterreichenden Folgen eines Landes mit allein dem Anstand verpflichteten „mündigen Bürgern“ wären kaum absehbar, würde ein derart erzogener Souverän doch an den „Grundfesten“ unseres derzeitigen Staatswesens „rütteln“. Insofern sollten keine Bedenken bestehen, dass auf einer Kultusministerkonferenz jemals – wenigstens nicht in absehbarer Zeit – ein solcher Beschluss als Grundlage der Erziehung gefasst werden würde.

    Naja, die Beschäftigung mit Hitler und eine daraus entwickelte Ethik hat auch seine Reize, wissen wir doch nun wie lang die Bauchhaare seiner Hündin waren – oder war’s doch ein Rüde?

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