Empört euch! Wie lange noch?

Wieder haben „Münchner Bürger gegen Antisemitismus und Israelhass“ – so nennen sie sich –, eine möglicherweise israelkritische Veranstaltung verhindert, diesmal den Film „Heimat am Rande“ des palästinensisch-israelischen Regisseurs Wisam Zureik, obwohl er in israelischen Kinos ganz ohne „Skandal“ gezeigt wird. Diese „Bürger“ werfen den Veranstaltern Antisemitismus, sowie den Münchner Kinobetreibern „Unterstützung von BDS-Aktivisten“ vor. Außerdem wolle man „einen einseitigen Propagandafilm“ vorführen, „der Israel diffamiert und den Hass auf die Juden schürt!“

Der Vorwurf „Unterstützung von BDS“ ist zum neuen Antisemitismusvorwurf geronnen. Der alte religiöse und rassische Antisemitismus ist kaum noch vorhanden (mit wenigen Ausnahmen), der sekundäre Antisemitismus hat sich als eine Erfindung der Antisemitismusforscher erwiesen und der sog. israelbezogene Antisemitismus hat mit Antisemitismus nichts zu tun. Trotzdem gibt es kaum einen Vorwurf, der öfters und lauter vorgebracht wird als Antisemitismus.

Der „Antisemitismusprofi“ Henryk M. Broder fragt in der Neuauflage seines alten Pamphlets „Der ewige Antisemit“, was den Antisemiten unterscheidet von der Abneigung gegenüber Analphabeten, Schwulen, Veganen, Karnivoren, Rauchern, Radfahrern, Rentnern Rockern und Alkoholikern – im Grunde meint er die gesamte Bevölkerung. Broder selbst kann zum Beispiel Männer nicht ausstehen, die Baseballmützen verkehrt herum tragen. Das ist sein vom Grundgesetz verbrieftes Recht. Andere zum Beispiel mögen Männer und Frauen nicht, die Israels Politik mögen. Das ist auch ihr gutes Recht. 

Demonstrativ und augenscheinlich um “Einfluss” zu suggerieren und eine dementsprechende Drohkulisse aufzubauen, wurde in den Mails der „Münchner Bürger“ explizit darauf verwiesen, welche Persönlichkeiten und Institutionen in CC gesetzt wurden: Zentralrat der Juden in Deutschland, Herr Dr. Schuster, Präsidentin der IKG München, Frau Dr.h.c. Knobloch, Generalkonsulin des Israelischen Generalkonsulats, S.E. Frau Simovich, Botschafter des Staates Israel, S. E. Herr Issacharoff, Antisemitismusbeauftragte, Politiker, Vertreter der DIG, der Christlich-Jüdischen Gesellschaft, SPME-Germany und weitere Organisationen, Gemeinden, Kirchen, Institutionen, Filmschaffende …“ und all die übrigen üblichen Verdächtigen, samt den antisemitischen Philosemiten.

Frau Simovich, die Generalkonsulin aus München, hatte schon im Mai dieses Jahres versucht, den Vortrag von Prof. Ilan Pappe an der Universität von Tübingen zu verhindern. Der Rektor der Universität hat es öffentlich gemacht und sich gegen den Versuch, die Meinungsfreiheit zu unterdrücken, verwahrt. Die Tübinger Presse hat es überall in ihrem Bereich verbreitet.

Wo aber bleibt die Münchner Presse, die wie üblich schweigt, wenn es darum geht, eine „Schweinerei“ von Knobloch und Konsorten aufzudecken. In München scheint man Angst vor Knobloch zu haben, sowohl die Stadtverwaltung als auch ganz besonders die Presse, allen voran die Süddeutsche Zeitung, die ihren über München hinaus bekannten und geachteten Karikaturisten feuerte, weil er es gewagt hatte, offensichtlich ohne von Frau Knobloch die Genehmigung einzuholen, Netanjahu in einer Karikatur lächerlich zu machen.  Netanjahu ist Jude und als solcher tabu. Da nützt auch die Ansicht des Juden Kurt Tucholsky nichts: Satire darf alles. Juden fallen nicht unter „alles“.

Dass Charlotte Knobloch nicht sofort protestiert hat, lässt vermuten, woher der Schuss kam und was er bezwecken sollte – Israel vor Kritik zu schützen. Die Kinobetreiber wurden eingeschüchtert, wie andere zuvor, mit dem Vorwurf sie würden BDS unterstützen. Diese „Münchner Bürger“ haben wohl zu viel israelische Hasbara internalisiert, so dass sie eine Dokumentation nicht mehr von einem Propagandafilm unterscheiden können. Aber offensichtlich glauben sie, was ein israelischer Botschafter gesagt hat, als man ihn fragte, was Hasbara sei. „Hasbara bedeutet, die Wahrheit sagen.“

Hass auf „die Juden“ ist natürlich verwerflich und immer abzulehnen. Hass auf Juden wie Knobloch, Schuster, Broder, Simovich und andere aktive Zionisten muss dennoch gestattet sein, da Juden, und besonders diese Juden, nicht unter Denkmalschutz stehen und genauso liebenswert wie hassenswert sind, wie andere in diesem Land auch. Knobloch, die von Beruf „Shoa-Überlebende“ aus einem Dorf in Oberfranken ist, und die Shoa immer wieder gezielt benutzt, um Druck auszuüben, wird von vielen gehasst, auch von vielen Juden. Und Knobloch selbst hasst auch andere Menschen, darunter auch Juden.

Auch Israel dürfe man hassen, schrieb Gideon Levy am 5.10. in Haaretz. „Manchmal muss man Israel sogar hassen, zumindest seine völkerrechtswidrige Politik.“ Israels Minister für innere Sicherheit, Erdan, hat amerikanischen Juden die Einreise nach Israel verweigert, weil sie angeblich Israel hassen. Ein demokratischer Staat fragt nicht einreisende Geschäftsleute und Touristen, ob sie ihn lieben oder hassen. Das ist schlicht nicht seine Sache. Nur Israel will geliebt werden, und die Blockwarte der israelischen Politik bemühen sich, jede Kritik an Israels Gesellschaft und Politik, im Keime zu ersticken, am besten durch Verbot. Keiner soll Israels Schande sehen, keiner darüber reden.

Ich zum Beispiel liebe Israel nicht, ich liebe meine Frau und meinen Sohn und die übrige Familie – mal mehr, mal weniger. Man warf mir einmal vor, ich würde die Araber lieben. Ich antwortete, dass ich sie nicht liebe. Es reicht, wenn man sie nicht hasst.

An die Förderer des Films (Film und Medienstiftung NRW, Brot für die Welt, Rosa-Luxemburg-Stiftung e. a.) waren E-Mails verschickt worden, in denen ihnen Antisemitismus vorgeworfen wurde. Die Rosaluxemburg-Stiftung unterhält ein Büro in Israel. Wird Charlotte Knobloch dieses Büro auch noch denunzieren?

Das ist die Sprache von Charlotte Knobloch, und da ist wohl die Frage berechtigt, wann endlich die Juden Münchens diesen überheblichen jüdischen Blockwart aus dem Amt verjagen? Einst haben die Münchner Juden den Zionisten Theodor Herzl aus ihrer Stadt vertrieben, als er dort seinen ersten Zionistenkongress abhalten wollte. Über so viel Macht verfügten sie bereits damals. Der erste Zionistenkongress musste daher 1895 in Basel stattfinden. Wann vertreiben die heutigen Juden Münchens, die mindestens über ebenso viel Macht verfügen, ihre seit 33 Jahren herrschende Vorsitzende aus dem Amt, am besten gleich bis nach Israel, wo nach ihren eigenen Angaben, ihr Herz sich schon befindet.

Und wenn es den eingeschüchterten Juden Münchens an Courage fehlt, die greise Jüdin, die inzwischen zu glauben scheint, dass die Israelitische Kultusgemeinde ihr persönliches Eigentum sei, zu vertreiben, wie es einst ihre Vorfahren mit Herzl getan haben, dann sollten doch die nicht-jüdischen Bürger Münchens endlich aufstehen und Knobloch zu verstehen geben: Es reicht!

Charlotte Knobloch unterdrückt demokratische Rechte, verhindert in München das Anbringen von Stolpersteinen und das Halten von Vorträgen, von Vorführungen und Filmen, die sich kritisch mit Israels Politik befassen und stigmatisiert jeden als einen Antisemiten, der nicht ihrer Meinung ist, selbst wenn er Jude ist. Genau damit fördert sie antisemitische Ressentiments und behauptet gleichzeitig, eine leidenschaftliche Demokratin zu sein, wie auch der Vorsitzende der AfD, Gauland, behauptet, ein lupenreiner Demokrat zu sein.

In keiner anderen Stadt in Deutschland hat der Vorsitzende einer jüdischen Gemeinde so viel Macht wie Charlotte Knobloch in München. Macht wird vom Volk verliehen. Wann entzieht das Volk dieser Frau endlich sein Vertrauen. Wann wachen die Stadtverordneten endlich auf und kümmern sich um die Interessen der Bevölkerung und nicht um die Befindlichkeiten einer alten Frau. Dass diese machtgierige Greisin von selbst geht, ist leider nicht zu erwarten.

Natürlich hatten weder die Vorführung noch der Film etwas mit BDS zu tun. Doch das spielt bei den Verleumdern keine Rolle. Vielmehr zeigt sich wieder einmal exemplarisch: Sobald eine politisch unliebsame Veranstaltung über die israelische Politik auf ihrem Radar erscheint, wird irgendein Zusammenhang mit BDS konstruiert: Schon ist der Hebel gefunden, über den sich die Veranstaltung verhindern lässt. So wie es Antisemitismus ohne Juden gibt, so gibt es Hass auf BDS auch ohne BDS.

Charlotte Knobloch schrieb anlässlich des Besuches von Angela Merkel in Israel, dass der Antisemitismus in Deutschland sich immer ungenierter zeige. Geniert hat sich auch Knobloch selten, sie blamiert sich und die Juden, die sie präsentiert, allzu oft ganz ungeniert.

„Bei der Erkenntnis der Aussichtslosigkeit der Bemühung wird die Bitterkeit in der Brust zum tödlichen Krampf. Jedes Vorurteil, das man abgetan glaubt, bringt, wie Aas die Würmer, tausend neue zutage.“

Diese Zeilen schrieb 1924 Jakob Wassermann und dachte dabei an die Nazis. Sie gelten aber auch für rassistische Zionisten und auch für Hofjuden wie Broder, Knobloch und Schuster. Und sie weisen darauf hin, dass die Palästinenser heute die Juden der Juden sind und sich ähnlich fühlen dürften wie Juden in den dreißiger Jahren in Deutschland. Es fehlt nur noch der grüne Halbmond an der Brust.

Schusters Aufgabe im Zentralrat besteht darin, die Interessen der deutschen Juden zu vertreten, ohne Rücksicht auf Parteizugehörigkeit, politische Einstellung oder sexuelle Ausrichtung. Schuster, und vor ihm alle anderen Zentralratsvorsitzenden, schützt aber vor allem zionistische Juden, auch wenn sie Kriegsverbrecher sein sollten, und diffamiert, denunziert und verfolgt kritische nicht-zionistische Juden, die es wagen, Israels Politik offen zu kritisieren. Mich nannte Knobloch einen „berüchtigten Antisemiten“, weil ich mir genau dies erlaube. Für Israel in den Krieg ziehen und womöglich sterben, ist für sie in Ordnung, aber Israels Politik kritisieren ist für Knobloch Verrat, wenn nicht sogar Selbsthass. Demgemäß wären Millionen von Juden Verräter und Selbsthasser.

Selbst vor der politischen Instrumentalisierung der Shoa schrecken zionistische Juden nicht zurück: „Shoah-Überlebende, die diese Vorankündigung gelesen haben, teilten uns mit, dass sie – wenn dies tatsächlich stattfindet – ihr Kino nicht mehr betreten werden.“ Juden

werden aufgefordert, Denunzianten und Blockwarte zu werden.

Wie lange soll das noch so weiter gehen? Wie lange wollen die Münchner noch auf ihre demokratischen Rechte, die ihnen vom Grundgesetz garantiert sind, verzichten und sich einer selbstherrlichen Zionistin unterwerfen? Angesichts solcher Zionisten dürfte Herzl in seinem Grab rotieren.

Und warum das alles? Wegen eines israelischen Films, von einem palästinensischen Israeli gedreht, der in Israel hervorragende Besprechungen erhielt und von tausenden gesehen wurde: Ein Film über drei Palästinenser in Israel:

Noman ist 18, er lebt in dem arabischen Dorf Wade el Neam in der israelischen Halbwüste. Der Staat Israel erkennt dieses, ebenso wie weitere 39 Dörfer, nicht an. Über 100.000 Menschen haben so keinen Zugang zu Wasser, Strom, Straßen oder auch Bildung.

Gamileh aus Arrabeh in Nordisrael hat ihren 17-jährigen Sohn Asiel im Jahr 2000 verloren. Als Aktivist der Friedensorganisiation „Seeds of Peace“ wurde er während einer Demonstration im Jahr 2000 vor ihren Augen von israelischen Polizisten erschossen.

Taisier aus Akka am Mittelmeer ist mit einer Palästinenserin aus dem Westjordanland verheiratet. Obwohl sie eine Aufenthaltserlaubnis für Israel erhalten hat, besitzt sie in Israel kaum Rechte. Dabei wollen sie alle nur ein würdevolles Leben mit ihren gemeinsamen Kindern führen.

Der Filmemacher Wisam Zureik – selbst in Israel geborener Palästinenser – bietet mit seinem Film einen aufschlussreichen und anregenden Einblick in die Lebensumstände der Protagonisten. Der Film eröffnet einen Blickwinkel auf die Situation der palästinensischen Minderheit in Israel und erzählt von Marginalisierung, Ungleichbehandlung, Ungerechtigkeit, Trauer, Wut, Liebe und Hoffnung.

Aber genau hier liegt der Hund begraben. Manche Juden (und auch Nichtjuden) wollen nicht, dass ein anderer Blickwinkel auf die Situation der Araber in Israel eröffnet wird als der Blickwinkel der israelischen Regierung, der israelischen Hasbara, der israelischen Propaganda.

Empört euch, liebe Mitbürger, und protestiert bei euren Bürgermeistern und Oberbürgermeistern und bei euren Zeitungen, die über solche Schweinereien nicht berichten.

3 Gedanken zu „Empört euch! Wie lange noch?

  1. Einerseits: Der „Zentralrat“ ist eine Körperschaft des (deutschen) öffentlichen Rechts und hätte sich entsprechend zu verhalten; niemand unternimmt den Versuch, diese Leute wegen ihrer Einseitigkeit auf Unterlassung zu verklagen? In den 70er Jahren ermittelte die Staatsanwaltschaft gegen die AStA- Führung, wegen Untreue, weil sie jenseits ihrer Aufgaben gegen den Vietnamkrieg Plakate hatte drucken lassen. Reklame für Israel ist eigentlich nicht Aufgabe des (deutschen) Zentralrats.
    Andererseits muß man „den Zionisten“ zugute halten, daß sie sich in einem Umfeld abergläubischer Araber befinden, mit Moslembrüdern, Mördern (Kashoggi) und Raketenbastlern. Warum sollte man altruistische Gefühle für die Araber fördern?

    Unabhängig davon könnte man die Leute wegen unberechtigter Antisemitismusvorwürfe und des Vorwurfs eines psychopathischen „Selbstzhasses“ auf Unterlassung in Anspruch nehmen. Niemand haßt sich selbst. „Selbsthaß“ ist ein Synonym für den NS- Ausdruck „Nestbeschmutzer“. Braucht man sich nicht gefallen zu lassen, tut es aber.

  2. Meinungsfreiheit (von Mein-ung, nicht Wahrheit) wird systematisch, Zug um Zug, eingeschränkt. Wie Herbert Marcuse einst in seiner „Kritik der reinen Toleranz“ zeigte, lebt das demokratische System eigentlich recht unbeirrt mit vielfältigen Meinungen, die in der Menge untergehen. Woher nun also der biblische Hass der Alternativlosigkeit wider sie? Herzl sprach von der jüdischen Nation in der Gemeinschaft der Völker; es scheint aber immer mehr auf „Das Heilige Land“ hinauszulaufen, dessen Heiligkeit natürlich per se nicht kritikabel. Wie sind die drauf, die das wollen?

  3. Der Rufmord, Nichtnazis als „antisemitisch“ zu diffamiern u zu beleidigen, läuft seit Jahrzehnten.
    Es ist interessant zu beobachten wie rechtsradikale Juden in Europa Vorträge, Reden, Veranstaltungen mit Rufmord verhindern, die aufzeigen, wie in Nahost nichtjüdische Semiten (Palästinenser) von rechtsradikalen Juden militärisch unterdrückt, verfolgt, gequält, verstümmelt und getötet werden.

    Bisher ist die Zensur rechtsradikaler, brauner Zionisten in Europa ziemlich erfolgreich; die Masse weiss gar nicht, welche Brutalitäten jede Woche in Nahost festzustellen sind.

    Aber hier hilft auch das Internet, die Info über die täglich brutale Apartheid zu verbreiten und den rechtsradikalen Zionisten, die braune #ApartheidLobby, die Suppe zu versalzen:

    http://www.twitter.com/BenAbyad
    http://www.twitter.com/AsaWinstanley
    http://www.twitter.com/theIMEU
    http://www.twitter.com/PalObserver
    http://www.twitter.com/AbbsWinston
    http://www.twitter.com/MiddleEastEye
    https://twitter.com/ShehabAgencyEn
    https://twitter.com/swilkinsonbc
    etc.

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