Sehr geehrter Herr Voigts,
Ihr Artikel in der Frankfurter Rundschau (FR) ist leider genauso ausgefallen, wie ich es erwartet habe. Sie gehören auch zu denen, die nicht blind, aber verblendet sind. Es ist grundsätzlich nicht verboten, eine eigene Meinung zu haben, aber als neutraler Journalist und Berichterstatter sollten sie nicht so einseitig berichten. Vor allem sollten Sie sich aber an Wahrheit und Wahrhaftigkeit in der Berichterstattung halten und keine Lügen verbreiten. Sie schreiben, dass ich „eine ganz eigene Sicht auf Antisemitismus und den Nahost-Konflikt“ habe. Ich will Sie nicht langweilen mit den Namen von tausenden und abertausenden von Kritikern der israelischen Politik und der Zustände hier in Deutschland, die dieselbe Sicht haben wie ich. Ich will nur wenige Juden auflisten, die genau die gleiche Sicht auf den Antisemitismus und den Nahost-Konflikt haben: Prof. Rolf Verleger, Prof. Ilan Pappe, Prof. Moshe Zuckermann, Uri Avneri, Amira Hass, Gideon Levy, Daniel Barenboim, Judith Bernstein, Nirit Sommerfeld, Prof. Noam Chomsky, Norman Finkelstein und viele andere.
Gerade heute erschien auch in der FAZ ein kleiner Beitrag im Feuilleton, unter dem Titel „Keine Israel-Kritik“, der meine Thesen bestätigt. Es handelt sich um einen Skandal bei den Donaueschinger Musiktagen, wo der künstlerische Leiter, Björn Gottstein, ein Stück des Komponisten Wieland Hoban, das sich kritisch mit den Ereignissen im Gaza-Streifen befasst, abgelehnt hat und darüber hinaus noch meinte, dass er „keine Kritik an Israel toleriere“.
Ähnlich war es auch, als Ilan Pappe im Juni dieses Jahres in der Uni Tübingen einen Vortrag halten sollte und das israelische Konsulat in München versuchte, ihn zu verhindern, was vom Rektor der Uni energisch zurückgewiesen wurde. Das Schwäbische Tageblatt hat darüber unter der Überschrift: „Konsulin schrieb an Rektor“ berichtet. Da wurde auch die Antwort des Rektors zitiert: „Eingriffe in akademische Debatten oder gar die Untersagung von Veranstaltungen sind mit Blick auf die Freiheit der Wissenschaft und einer offenen Gesellschaft und offene Debattenkultur nicht zu akzeptieren.“ Warum nimmt sich die Frankfurter Rundschau nicht solcher Skandale an?
Es stimmt, es waren weniger Besucher da, als wir erwartet und erhofft hatten, aber müssen Sie gleich die tatsächliche Zahl halbieren. Und hätten Sie Avi Primor oder ihren Kollegen Joseph Joffe auch so hämisch kommentiert, die ja das gesagt haben, was ich mir nur zu zitieren erlaubte. Joffe behauptet in der ZEIT, dass wir in Deutschland den Antisemitismus „ausgetrieben“ hätten. So weit gehe ich nicht. Avi Primor meinte, wie auch ich, dass der Antisemitismus nicht zugenommen, sondern die Sympathie für Israel abgenommen habe.
Obwohl ich von diesen Statistiken über „antisemitische Vorkommen“ nicht viel halte, muss man doch zur Kenntnis nehmen, dass sie eher auf eine Abnahme von antisemitischen Vorurteilen hindeuten als auf eine Zunahme. Ich darf Ihnen hier einige wenige Beispiele nennen: Der Behauptung „Juden haben zu viel Macht!“ haben 2002 32 Prozent zugestimmt; im Jahre 2009 aber nur noch 21 Prozent; der Behauptung „Juden haben in Deutschland zu viel Einfluss“, haben 2002 21 Prozent zugestimmt, im Jahre 2010 nur noch 16,5 Prozent. Sogenannte antisemitische Straftaten gab es 2001 nach Angaben der Polizei 1691 im Jahre 2010 waren es nur noch 1268. Der Bielefelder Antisemitismus-Index fiel von 1,8 im Jahre 2002 auf 1,65 im Jahre 2009.
Trotz dieser aufschlussreichen Statistik* behauptet der Zentralrat der Juden und fast die gesamte Presse, angeführt von der BILD-Zeitung, beharrlich, dass der Antisemitismus zunimmt.
Sie sind anderer Meinung? Das dürfen Sie, aber in einer seriösen Berichterstattung sollten sie sich mit Ihrer Meinung zurückhalten. Ich habe mit glaubwürdigen Beispielen nachgewiesen, dass manches, was berufene Zionisten als Antisemitismus bezichtigen, nicht mehr ist als Ausdruck einer gewissen Antisemitismus-Hysterie. Sind Sie in der Lage, das zu widerlegen?
Über diese meine These von der „Antisemitismus-Hysterie“ äußern Sie sich abfällig, weil Sie sie offensichtlich nicht akzeptieren. Ich empfehle Ihnen einen Beitrag von Norman G. Finkelstein über die „Corbyn-Mania“ in England, wo auch er von der „fabrizierten Hysterie“ schreibt. Es ist dieselbe Hysterie, die auch in Deutschland von unverantwortlichen Journalisten, Politikern und Gewerkschaftern „fabriziert“ wird.
Sie zitieren den Geschäftsführer der Saalbau, Frank Junker, der mir keine Räume vermieten will, weil ich angeblich ein „Sympathisant“ der BDS sei. Ich habe ihn darauf hingewiesen, dass er bei Gericht solche diskriminierenden, undemokratischen und gegen unser GG gerichteten Vorhaben nicht durchsetzen kann, und auch Ihr Chefradakteur hat ihn in der Rundschau gewarnt.
Wieso, bitte, soll man mit der BDS-Bewegung nicht sympathisieren dürfen? Ist sie etwa eine Terrororganisation? Als die Palästinenser Israel mit Terror bekämpften, haben Sie und fast alle journalistischen Kollegen zusammen mit Politikern, Kirchenoberen und Menschen aus der Bevölkerung das zurecht abgelehnt. Jetzt versuchen es die Palästinenser mit ausdrücklich friedlichen Mitteln, und es passt wieder nicht. Was die Palästinenser auch machen: Es sind halt Palästinenser, und man kann ihnen nicht trauen. Riecht ziemlich rassistisch, nicht wahr?
Und selbst Sympathisanten von Terrororganisationen kann man nicht so ohne weiteres, per Ordre de Mufti, die Bürgerrechte entziehen. Wir alle haben mit Nelson Mandela sympathisiert, der von der südafrikanischen Apartheid-Regierung – und von den USA sogar noch bis 2008 ! – als Terrorist bezeichnet wurde. Und so werden auch viele palästinensische Freiheitskämpfer, die heute von der israelischen Apartheid-Regierung als Terroristen bezeichnet werden, früher oder später als Helden gelten. Schließlich waren selbst die ehemaligen israelischen Ministerpräsidenten Begin und Shamir von den Briten gesuchte Terroristen.
Was den Beschluss der Stadt Frankfurt betriff, BDS keine Räume zur Verfügung zu stellen, so ist dies nur der Beschluss einer Stadtverwaltung und hat zunächst einmal keine rechtlichen Konsequenzen.
Sie haben das alles unkommentiert gebracht, und zwischen den Zeilen ließ sich unschwer erkennen, mit wem Sie sympathisieren. Sie sind offensichtlich auch der Meinung, dass BDS eine antisemitische Bewegung ist, obwohl hunderttausende Juden mitmachen. Allerdings kann es uns vollkommen gleichgültig sein, was Sie, Becker, Junker oder Broder denken. Ich weiß am besten, dass ich kein Antisemit bin, auch wenn eine gewisse jüdische Gemeindevorsitzende behauptet, ich sei ein „berüchtigter Antisemit“. Warum haben Sie und Ihre ganze Zunft sich nicht erregt, als diese Präsidentin der Jüdischen Gemeinde in München, die inzwischen zu glauben scheint, dass sie Inhaberin der Jüdischen Gemeinde sei, die Gerichtskosten, die sie mir zurückerstatten musste, vom Konto der Gemeinde überwies, obwohl ich sie privat und nicht die Gemeinde verklagt hatte?
Sie zitieren meine Definition des Antisemitismus: „Antisemitismus ist Hass auf Juden, nur weil sie Juden sind“ und kommentieren das mit den Worten: „Eine extrem minimalistische Definition.“ Was wollen Sie ihr denn noch hinzufügen? Die Antisemitismusforschung forscht, weil die damit befassten Forscher davon leben. Mir als Juden, der ich Zeit meines Lebens mit dem Begriff Antisemitismus konfrontiert bin, reicht diese „minimalistische“ Definition. Ich brauche keine dicken Bücher, die mir erklären sollen, was Antisemitismus ist. Ich weiß es aus eigener Erfahrung besser als Sie und mancher Antisemitismusforscher.
Die Behauptung von Herrn Junker, dass die Kosten der Security die Veranstalter tragen müssen, ist so antidemokratisch und rechtswidrig wie die Behauptung der Mafia, Geschäftsleute müssten die Kosten für ihren Schutz (vor der Mafia) selber tragen. Der einzige, der uns bedroht hat, war doch Herr Junker selbst. Es handelte sich dabei eindeutig um Schutzgelderpressung. Nicht mehr und nicht weniger. Wir wären einverstanden gewesen, die Kosten zu tragen, wenn wir den „Schutz“ gefordert hätten. Die Kosten sind uns aber in letzter Minute aufgezwungen worden, vermutlich in der Hoffnung, wir würden sie nicht rechtzeitig aufbringen und man dann einen Grund gehabt hätte die Veranstaltung zu verbieten. Ich musste die 309,40 € am Tag der Veranstaltung bis 15:00 Uhr in bar zur Kasse der Saalbau bringen. Als ich mich um 4 Minuten verspätete, drohte man damit, alles abzusagen. Wir haben zwei Wachleute für je 4 Stunden bezahlt. Wir waren aber nur 3 Stunden im Saal. Ich bin gespannt, ob die Stadt uns die Stunde zurückerstatten wird. Die Mafia zahlt Schutzgeld nie zurück.
Es herrscht hierzulande eine ziemliche Verwirrung darüber, was Antisemitismus ist. Alte Menschen, die noch die 20er und 30er Jahre in Deutschland erlebt haben, könnten Ihnen erzählen, was Antisemitismus ist. Einer von ihnen war auch bei der Veranstaltung und hat es getan. Der Antisemitismus wird erst dann gefährlich, wenn er vom Staat und seinen Organisationen wie Polizei, Kirche und Parteien gefördert und organisatorisch betreut wird. Wollen auch Sie behaupten, dass wir in Deutschland schon wieder „kurz vor einem neuen Holocaust stehen“.
Sie können doch das, was man heute Antisemitismus oder „Israelbezogenen Antisemitismus“ nennt, nicht mit dem vergleichen, der bis zur Mitte des 20ten Jahrhundert in Deutschland und Europa gewütet hat.
Es geht also nicht um mich, ob ich mit der BDS sympathisiere oder nicht, sondern ums Prinzip, nämlich, dass ein Verbot antidemokratisch ist und nicht akzeptiert werden darf, auch von Ihnen und der FR nicht.
MfG
Abraham Melzer
Was soll man schon von einem Journalisten wie Hanning Voigts erwarten, der – wie geschehen – bei einer Demonstration von Palästinensern gegen die israelische Politik streng darüber wacht, dass keine Fahnen verbrannt werden, es aber unterläßt, auch nur über die Motive eines einzigen Demonstranten zu berichten? Wenns um Kritik an der Politik Israels geht, wandelt sich hier ein unabhängiger Journalist regelmäßig zum Hilfssheriff.
Der Begriff „Israelkritik“ ist schlecht, weil er verdunkelt, dass es um
+ #IsraelApartheid
+ #kipaFacism
+ ethnische Säuberungen
+ die rassistische #Judeokratie
geht,
wenn codepink, jvp.org, BDS, Amnesty, IJAN zu Boykotten von Braunland #ApartheidIsrael aufrufen.
Der Artikel von Hanning Voigts zeigt deutlich, warum dieser von mir zu den #hasbara-Netzwerken oder #sayanim-Netzwerken gezählt wird, die u.a. seit Monaten den Antirassisten und Apartheidgegner Corbyn von der UK-Labour als antisemitisch diffamieren.
In diesen Netzwerken finden sich etliche D-Redakteure, D-Journalisten und D-Politiker. Man erkennt sie mittlerweile am häufigen Verwenden
a) der Antisemitismus-Diffamierung und
b) der Judenhasser-Beleidigung.
Diese Netzwerke mögen es nicht, wenn Demokraten auf Grundlage des Grundgesetzes (Art. 1, 3, 5) den „grundgesetzwidrigen“ Staat Israel wegen Rassismus, Apartheid und der Diskriminierung von >5 Mio. Nichtjuden verurteilen.
Grundgesetzwidrig v.a. deshalb, weil Art. 3 Grundgesetz mit Judeokratien, Ethno-, Theokratien nicht kompatibel ist.
Israelische Juden und ihre Unterstützer bekämpfen immer noch die Gleichberechtigung von Juden und Nichtjuden! Daher handeln sie sich die Feststellung „Apartheid“, „ApartheidIsrael“ oder „ApartheidJuden“ ein.
zu: „Wieso, bitte, soll man mit der BDS-Bewegung nicht sympathisieren dürfen?“
Mir ist das völlig klar warum. Die BDS-ler fordern (wie Amnesty, JVP.org, IJAN.org, jStreet, APN, ifNotNow, usw.) in ihrer Forderung Nummer zwei, Gleichberechtigung für Juden und Nichtjuden = ein Ende von #IsraelApartheid = #ApartheidIsrael.
Das ist die „Todsünde“ der BDS, codepink, JVP.org, etc.
Auch Neonazis dürften heute (als Antisemiten) den gleichen Grundsatz wie pol. Zionisten vertreten:
„Juden und Nichtjuden keinesfalls gleichberechtigen!“.
Das hat der Jude Edwin Montagu schon vor >100 Jahren aufgezeigt und vehement verurteilt: den Rassismus und die Apartheid der pol. Zionisten, die nach Palästina eingewandert sind.
Hier liegt der Grund für das Diffamieren von BDS, Amnesty & Co: die fordern gleiche Rechte für Juden und Nichtjuden!