Josef Schuster, bleib bei deinem Leisten

Philipp Peyman Engel ärgert sich darüber, was aus dem renommierten Jüdischen Museum Berlin geworden ist. In Wirklichkeit ärgert sich Herr Engel und mehr noch sein Boss, Herr Josef Schuster, dass das Jüdische Museum macht, was es will und es nicht um seine Erlaubnis fragt. Ich befürchte, der Zentralratsvorsitzende Josef Schuster wird wohl nichts unversucht lassen, am Stuhl des Museumsdirektor Peter Schäfer zu sägen. Und ich hoffe, dass das Jüdische Museum diesem Versuch der Zensur widerstehen wird.

Das Jüdische Museum Berlin gehört der Stadt Berlin und somit dem Steuerzahler, also uns allen. Es gehört nicht, wie mancher glauben möchte, dem Zentralrat der Juden in Deutschland und noch weniger der israelischen Botschaft bzw. der israelischen Regierung. Es ist deshalb höchste Zeit, dass Zionisten wie Benjamin Netanjahu und Josef Schuster sich aus der Politik des Jüdischen Museums heraushalten. Dafür ist deren Aufsichtsrat und Direktor zuständig und verantwortlich sind sie gegenüber der Kultursenatorin der Stadt Berlin und nicht den Juden, wer auch immer das sein mag. Universitäten und Museen sind nach dem Gesetz frei in der Gestaltung des Lehrplans und der Ausstellungen. Sie sind nicht der Politik unterstellt und schon gar nicht dem Zentralrat der Juden, der sich leider immer wieder in kulturelle Angelegenheiten einmischt und Zensur fordert. Wie oft ist die „berühmt berüchtigte“ Nakba-Ausstellung verhindert worden durch Stadtverwaltungen auf Betreiben jüdischer Gemeinden. Immer wieder mussten Gerichte bemüht werden, um die Meinungsfreiheit, die uns unser Grundgesetz garantiert, zu schützen. 

Was ist wieder geschehen? Das Jüdische Museum hat einen offenen Brief von 240 jüdischen und israelischen Intellektuellen und Akademikern veröffentlicht, in dem sie die Bundesregierung auffordern, den Beschluss des Bundestages, BDS zu verbieten zu ignorieren. Das ist auch richtig so, denn der Beschluss des Parlaments war ein Schlag ins Gesicht eines jeden Demokraten und wird hoffentlich bei einer Verfassungsklage gegen diesen Beschluss zurückgenommen werden.

Das mag den Zentralrat der Juden in Deutschland und die Redaktion der Jüdischen Allgemeinen und Herrn Engel ärgern, aber das werden sie schon verkraften müssen, denn nicht alles ist antisemitisch, was sich gegen die Politik des Staates Israel richtet. Viele Kritiken sind berechtigt und richtig und wenn diese Herren einmal den Paragraf 5 des Grundgesetzes lesen würden, dann werden sie feststellen, dass das Grundgesetz das Recht garantiert unsere Meinung öffentlich zu äußern. Es steht nirgends im Grundgesetz, dass nur richtige Meinungen geäußert werden dürfen, denn dann müsste das Parlament auch jedes Mal entscheiden, welche Meinung richtig ist.

Nein, lieber Herr Schuster und lieber Herr Engel, wir haben auch das Recht unsere Meinungen zu äußern, auch wenn sie falsch sein sollten, sofern es unsere Meinung ist. Und wer bestimmt schon welche Meinung falsch und welche richtig ist? Eigentlich müsste man Ihnen die Äußerung einer Meinung verbieten, denn Ihre Meinung ist offensichtlich nicht Ihre Meinung, sondern die Meinung der Hasbara, der israelischen Propaganda.

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Hätten Sie lieber geschwiegen, dann wären sie Philosophen geblieben. So aber, nachdem Sie diesen absurden Artikel veröffentlicht haben, weiß man, dass sie alles andere als klug sind. Sie sollten in Zukunft nur noch über Ereignisse in der Jüdischen Gemeinde schreiben. Das interessiert niemanden und ist politisch auch nicht so brisant.

3 Gedanken zu „Josef Schuster, bleib bei deinem Leisten

  1. Das jüdische Museum in Berlin ist ein Touristentreff; der Steuerzahler mag zahlen, aber er muß sich so oder so danach richten, was der Tourist erwartet. Was erwartet ein Tourist? Das hängt wohl von seiner Nationalität ab.

    Marek Halter (in: Les revoltés de la Shoa) berichtet, daß der Betrieb des Lagers Sobibor 20 Millionen Reichsmark gekostet und 179 Millionen eingebracht hätte. Diese Art Zahlen belegen doch, welche eiskalten Rechner sich antisemitische Gefühle zunutze machten. Im jüdischen Museum schaut es so aus, als sei Antisemitismus eine teure Marotte gewesen. Ohne Mord und Vernichtung selektierter Zivilbevölkerungsteile wäre der Krieg nicht zu führen gewesen.

    Das wird schamhaft ignoriert.

    Was erwartet der deutsche Berlinbesucher? Wahrscheinlich eine jüdische Selbstdarstellung, die ihn nicht geniert. Also ist es doch eher richtig, die Herren Netanjahu und Schuster voll zum Zuge kommen zu lassen. Haben sie sich vorher überlegt, daß ein deutsches Publikum psychisch gestört ist? 1915 schrieb Magnus Hirschfeld, „warum sind die Deutschen so verhaßt?“ Nachum Goldmann bestätigt diese Behauptung (in: „Mein Leben…“) und bei Curzio Malaparte (in:“kaputt“) ist diese Frage auch ein Thema. Also Vorsicht im Umgang mit Geisteskranken!

    Wozu überhaupt um die Gunst des deutschen Touristen streiten? Oder streitet man gar nicht um dessen Gunst? Eher um dessen Mißgunst, Mißfallen oder gar, wie man ihn antisemitiert?

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