„Das Maß ist voll“, verkündete der Zentralrat der Juden. Das kann man aber auch anders verstehen, als Josef Schuster es gemeint hat. Das Maß der Duldung von Einmischungen des Zentralrats ist längst voll. Der Zentralrat duldet und fördert sogar Verbote von Vorträgen israelischer und jüdischer Intellektuellen, ganz gleich zu welchen Themen, sobald es sich um Kritiker der israelischen Politik handelt. Der Zentralrat duldet, dass eine jüdische Organisation, die einen Friedenspreis bekommen soll, als antisemitische „selbsthassende Juden“ diskreditiert wird, statt diese Juden in Schutz zu nehmen, gießt der Zentralrat noch mehr Öl ins Feuer. Der Zentralrat schweigt zu israelischen Kriegsverbrechen und hebt seine Stimme des Zorns jedes Mal, wenn Palästinenser sich wehren. „Sich wehren“ ist für den Zentralrat der Juden in Deutschland ein Beweis für Antisemitismus. Wie lange wollen wir uns das noch gefallen lassen? Wie lange wollen wir noch zusehen, wie der Zentralrat der Juden die Meinungshoheit in Sachen Antisemitismus besetzt hält und darüber bestimmt, wer in diesem Land Antisemit ist oder noch koscher?
Von den Grünen bis zu den Neo-Nazis (AfD), von den Sozialdemokraten bis zu den Christlich-Demokraten herrschte eine Einigkeit darüber, dass BDS antisemitisch sei. Man weiß inzwischen, dass der Zentralrat der Juden diesen Beschluss sehr gefordert und gefördert hat. Der Zentralrat ist aber nicht „die“ Stimme der jüdischen Gemeinschaft, es gibt auch andere liberale Stimmen, die in keiner direkten Verbindung zu der repressiven Regierung in Israel stehen. Wie zum Beispiel die „Jüdische Stimme für gerechten Frieden“ oder Tausende Israelis und Juden in der ganzen Welt, die gegen den feigen, undemokratischen Beschluss des deutschen Parlaments protestiert haben. Der Zentralrat der Juden hat da einen schlechten Dienst geleistet und man muss ihn genauso kritisch sehen wie die Boykott-Bewegung von ihren Gegnern gesehen wird.
Peter Schäfer ist nun auf dem Altar zwielichtiger Interessen mächtiger Politakteure geopfert worden. „Das Museum ist keine politische Institution“, sagen die Gegner des Museums. Sie würden gerne die Meinungsfreiheit wieder einschränken und gleichschalten. Am liebsten direkt vom Büro des Vorsitzenden des Zentralrats der Juden. Das war so im Dritten Reich und heute wird es in totalitären Staaten wie China und Nord-Korea praktiziert, aber auch in Israel gibt es ernstzunehmende Tendenzen die Gesetze der Halacha einzuführen und aus Israel einen Gottesstaat zu machen. Das ist ein absurdes Verständnis von Kultur und der Rolle von Museen in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung.
Man hat jahrelang versucht, den Bürgern begreiflich zu machen, dass Judentum und Israel nicht identisch sind. In letzter Zeit wird aber diese Sichtweise von Politik und Verbänden, von den Kirchen bis zu den Gewerkschaften, in Abrede gestellt. Welche weiteren Konsequenzen wird das mit sich bringen? Das machen die rechten israelischen Politiker, besonders Netanjahu schon lange. Damit nehmen sie alle Juden in der Diaspora in Geiselhaft. Gleichzeitig beschweren sich aber jüdische Funktionäre wie Knobloch und Schuster, dass Juden nicht als gleichwertige Deutsche betrachtet werden. Man kann aber auch den Spieß umdrehen und für diese Entwicklung Israel oder die israelische Politik mitverantwortlich machen. Denn es ist der Staat Israel, der darauf beharrt, der ultimative Vertreter aller Juden zu sein. So werden die Juden in Deutschland und überall auf der Welt nolens volens zu Auslands-Israelis und somit zur erweiterten Angriffsfläche für Israel-Gegner, die für Zionisten Antisemiten sind, aber auch für echte Antisemiten, die Israel als Alibi für ihre Attacken benutzen.
Josef Schuster vom Zentralrat der Juden in Deutschland begrüßt die Kündigung von Prof. Peter Schäfer, Direktor des Jüdischen Museums in Berlin, der zurückgetreten ist, um, wie er sagte, vom Museum weiteren Schaden durch die Tiraden des Zentralrats der Juden abzuwenden. Die boshafte Schandtat der israelischen Regierung, ausgeführt vom deutschen Bundestag auf Empfehlung eines Juden aus Würzburg, wird wie ein Bumerang nicht nur auf die Juden zurückkommen, sondern auch noch als ein Tritt in den Arsch für alle Deutsche.
Das ist eine Schande für alle Juden, dass sie von einem solchen Hohlkopf vertreten werden, der permanent für Antisemitismus sorgt. In meinem Buch, das vor drei Jahren geschrieben wurde und vor zwei Jahren erschienen ist, habe ich darüber geschrieben. Ich hatte aber nicht gedacht, dass meine Thesen über die Antisemiten-Macher und die Antisemitismus-Hysterie sich so schnell bestätigen werden.
Wir alle müssten die Entlassung von Josef Schuster fordern, Juden wie Nichtjuden. Schuster weiß mit Sicherheit von Judentum und jüdischer Philosophie, Ethik und Geschichte nicht so viel wie Prof. Dr. Peter Schäfer, der in Jerusalem studiert und inzwischen an mehreren Universitäten Judaistik gelehrt hat. Was weiß Schuster schon von Judaistik? Man sagt, dass er genug jüdische Witze kennt, um darüber ein Buch zu schreiben. Der beste Witz ist aber er selbst.
Es ist auch eine Schande für die Kultusministerin Monika Grütters, dass sie die Kündigung angenommen hat, ohne gegen die Einmischung des Zentralrates und des israelischen Botschafters zu protestieren, ohne sich hinter ihrem Angestellten zu stellen. Warum musste er zurücktreten? Oder ist er von seinem Arbeitgeber dazu gedrängt worden, um die Israelis zu beruhigen. An diesem Skandal sieht man wieder wie leicht man mit dem Todschlagargument Antisemitismus heute jeden fertig machen kann. Antisemiten-Jäger wie Henryk Broder sind schon seit Jahren darauf spezialisiert. Man fragt sich langsam wer hier solche Entscheidungen fällt und sie verantwortet. Etwa unsere gewählten Volksvertreter oder der Zentralrat der Juden zusammen mit der israelischen Botschaft oder vielleicht gar nur die israelische Botschaft und Schuster ist nur die Stimme seines Herren.
Das Jüdische Museum hat lediglich einen Aufruf von 240 jüdischen Akademikern und Intellektuellen, die sich an den deutschen Bundestag gerichtet haben mit der Aufforderung den schändlichen BDS-Beschluss zurückzunehmen, als „mustread“ weiter gereicht. Wenn das „Antisemitismus“ ist, dann ist doch Judenhass heute nicht einmal wert, kritisiert und verteufelt zu werden. Es war das erste Parlament weltweit, das sich in diese israelisch-palästinensischen Auseinandersetzung eingemischt hat und die palästinensische BDS-Bewegung als eine antisemitische Kampagne bezeichnete, was sie mit Sicherheit nicht ist nach Meinung dieser 240 jüdischen Intellektuellen und vieler weiterer Kritiker. Noch hat dieser Beschluss keine Gesetzeskraft, aber schon hört man, dass Merkels Regierung erwägt es zu adaptieren und Kritik an Israels Politik als Straftatbestand zu deklarieren. Es ist auch an der Zeit, dass Merkel verschwindet, allerdings nicht indem sie uns diese blasse Kramp-Karrenbauer hinterlässt. Mit ihr wird nur noch alles schlimmer.
Israel erpresst Deutschland die BDS-Bewegung als antisemitisch zu diskreditieren und in Deutschland zu verbieten. Schon heute werden in manchen deutschen Städten Referenten, sogar jüdische, daran gehindert Vorträge über BDS oder auch nur über Israel oder Jerusalem zu halten, ohne jeden Bezug zu BDS. Referenten, die der Israel-Lobby nicht passen, werden kurzerhand als BDS-Aktivisten deklariert und sofort unter Kuratel gestellt. Ich weiß wovon ich schreibe. Es ist mir schon mehrmals passiert. Und wenn ich dennoch meine Vorträge halten konnte, dann nur weil die deutsche Justiz noch einigermaßen funktioniert.
Israels Botschafter mit russischen Namen, Jeremy Issacharoff, nannte den Brief der israelischen und jüdischen Akademiker eine „Schande“, dabei ist das, was er tat und tut, eine Schande für alle anständigen Israelis und alle liberalen Juden. Er mischt sich in innere Angelegenheiten Deutschlands, nicht zum ersten Mal, und hat damit eigentlich seine Akkreditierung als Diplomat schon längst verwirkt. Er sollte als persona non grata erklärt und aufgefordert werden seine Koffer, innerhalb von 24 Stunden zu packen und Deutschland zu verlassen. Am besten nach Israel oder in seine alte Heimat nach Russland. Wäre er kein Jude und würde er nicht den Staat der Juden vertreten, dann hätte die deutsche Regierung ihn schon längst per Fußtritt aus Deutschland rausgeworfen.
Erst vor wenigen Monaten hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu unsere Kanzlerin Angela Merkel aufgefordert die Finanzierung des Jüdischen Museums einzustellen, weil bei einer Ausstellung über Jerusalem der „muslemisch-palästinensische Blickwinkel auf die Stadt“, seiner Meinung nach, zu sehr im Vordergrund stand. Eine von vielen Einmischungen israelischer Politiker und Behörden in innerdeutschen Angelegenheiten und permanente Versuche deutsche Kulturveranstaltungen zu manipulieren, um nicht zu sagen zu verbieten.
Der Direktor des Jüdischen Museums ist zurückgetreten, weil er auf einen offenen Brief in der taz aufmerksam gemacht hat. Wo bleibt hier die Meinungsfreiheit, die uns im Grundgesetz garantiert wird? Musste er erst beim Zentralrat der Juden um Erlaubnis fragen, oder etwa beim israelischen Botschafter? Natürlich betrachten diese armseligen Vertreter Israels und der deutschen Judenheit die Verteidigung der BDS-Kampagne als eine Schande. Es fragt sich aber für wen. Es ist eine Schande für Israel und für alle Juden wie Josef Schuster, die blind und unkritisch Israels Politik verteidigen, nach der schändlichen nationalistischen Devise: Right or wrong – my country. Manche nennen das: Patriotismus. Ich nenne es Chauvinismus
In der israelischen Tageszeitung Haaretz fragt ein Leser: „Was habt ihr alle mit Antisemitismus? Ist denn Peter Schäfer ein Antisemit? Wisst ihr überhaupt wer Peter Schäfer ist? Sind Eva Illouz oder Avrum Burg, die den Brief mitunterschrieben haben, Antisemiten? Das Wort „Antisemit“ wird hier zu einem gewöhnlichen Schimpfwort, wenn man nicht erklärt, warum derjenige ein Antisemit ist. Also, bitte sehr Herr Kritiker und Beleidiger, bringen Sie die Beweise, dass die Israelis Avrum Burg und Eva Illouz Antisemiten sind. Warum versteckt ihr euch alle hinter dem Wort Antisemitismus? Das Wort ist doch schon längst von jedem Inhalt und Bedeutung entleert. Wer Israels Politik kritisiert ist ein Antisemit. Das behauptet Bibi. Wer gegen die Interessen des Staates Israel agiert, ist kein Antisemit, höchstens ein Gegner Israels oder der israelischen Politik. Das sind aber inzwischen tausende von Israelis und hunderttausende von Juden in der ganzen Welt. Antisemit bedeutet Juden hassen, weil sie Juden sind, nicht aber Israel hassen.“ Dazu kommt, dass fast alle, die Netanjahu, Schuster und Broder als Antisemiten diffamieren, Israel nicht hassen, sondern seine menschenverachtende und völkerrechtswidrige Politik.
Sie haben Erfolg, dieser Bibi und seine Bande. Wer Israel kritisiert, wird aus dem Klub entfernt. Was bedeutet das, dass Peter Schäfer die BDS unterstützt hat? Hat er damit, dass er auf einen wichtigen Diskussionsbeitrag hingewiesen hat, die BDS-Bewegung gefördert? Wenn er die Debatte ignoriert hätte, wem wäre da geholfen?
Ist das Jüdische Museum in Berlin, das mit Steuergeldern finanziert wird, Privateigentum des Zentralrats der Juden in Deutschland oder gar des Staates Israel? Das ist doch ein Skandal, der leider immer wieder stattfindet und weiter stattfinden wird, wenn wir nicht endlich etwas dagegen unternehmen. Wir sorgen doch alle selbst für Antisemitismus, so wie wir uns verhalten und so wie Israels schändliche Taten in Deutschland verschwiegen werden, nicht nur von der Politik, sondern auch von fast allen Medien, und ganz besonders vom Zentralrat der Juden. Mit etwas mehr Verstand können wir das ändern und persönlich Beispiel für Humanität und jüdischer Ethik sein. Aber in den letzten Jahren haben wir vollkommen die Orientierung verloren. Kein Mensch mit Gewissen wird einen Staat unterstützen, der mit Gewalt über Millionen von Menschen herrscht und ihnen ihre natürlichen Menschenrechte vorenthält. Das ist hässlich und selbst Blinde sehen es inzwischen. Und tatsächlich sieht inzwischen die ganze Welt wie hässlich Israel geworden ist. Die Deutschen verachten Israel, weil es versucht, das zu tun, was sie selbst mit anderen Völkern getan haben. Das nennt mal Ironie des Schicksals. Die Deutschen sind sich aber dessen bewusst, und den Juden haben sie Wiedergutmachung bezahlt. Wann werden die Israelis es auch sehen und bereuen?
Die BDS-Bewegung ist nicht antisemitisch, sondern anti-israelisch. Da aber die Zionisten mit aller Macht versuchen, uns beizubringen, dass Israel das Judentum und das Judentum Israel ist, verbreiten sie mit Hilfe ihres gewaltigen Propagandaapparats die Lüge, dass BDS antisemitisch sei. Israels Regierung unter Netanjahu fördert aber diesen Antisemitismus, weil sie glaubt, dass er Juden nach Israel spülen wird. Das Gegenteil ist aber der Fall. Juden fangen überall auf der Welt an, sich von Israel zu distanzieren. Und das ist gut so.
Die Palästinenser, die ich kenne, hassen die Juden nicht und auch nicht die Israelis. Sie hassen und verachten die israelische Politik, die einen Peter Schäfer verleumdet und verheizt, ohne dass die deutsche Regierung ihn unterstützt hat, da man Angst hatte, dass eine solche Unterstützung als Beweis für Antisemitismus angesehen werden wird. Von wem? Von den üblichen Verdächtigten und den „Irren von Zion“.
Erst vor wenigen Tagen schrieb ich, dass ich befürchte, der Zentralratsvorsitzende Josef Schuster wird wohl nichts unversucht lassen, am Stuhl des Museumsdirektor Peter Schäfer zu sägen. Dass es so schnell kommen wird, habe ich aber auch nicht geahnt. Josef Schuster hat sein Ziel erreicht und jetzt kann er sich darum kümmern, dass der nächste Direktor des Jüdischen Museums ein linientreuer zionistischer Jude wird, den er an der Leine führen kann, so wie er von den Israelis an der Leine geführt wird. Er ist his masters voice.
Christoph Stölzl über das Jüdische Museum Berlin
„Ungewöhnliche Situationen schaffen ungewöhnliche Rollen“
https://www.deutschlandfunkkultur.de/christoph-stoelzl-ueber-das-juedische-museum-berlin.1013.de.html?dram:article_id=452315
Nach dem mustread-tweet des JMB zum Offenen Brief von 240 jüdischen Intellektuellen gegen den feigen BDS-Beschluss des Bundestages schrieb Joseph Schuster, jetzt sei das Jüdische Museum Berlin „völlig ausser Kontrolle geraten“. Recht hatte er. Das JMB versteht sich nicht als „Israel Museum Berlin“ und auch nicht als unter der Kontrolle des Zentralrats stehende Institution. Hoffentlich bleibt es so, auch nach dem sehr traurigen erzwungenen Rücktritt von Peter Schäfer!