Ich quäle mich durch das verworrene Buch – Warum der Antisemitismus uns alle bedroht – des Antisemitismusbeauftragten von Baden-Württemberg, Michael Blume, und möchte es eigentlich in den Papierkorb werfen. Die Antwort auf die im Titel gestellte Frage habe ich schon längst gefunden: Der Antisemitismus bedroht uns natürlich nicht, vielmehr bedrohen uns die Antisemitismusbeauftragten, die wie Pilze nach dem Regen aus dem Boden schießen und uns mit ihren Verschwörungsmythen langweilen.
Blume wollte offensichtlich die jahrhundertealte Frage beantworten und ist dabei kläglich gescheitert. Was quer durch das ganze Buch stört, ist seine impertinente Art statt „Juden“ immer wieder „Jüdinnen und Juden“ zu schreiben. Ich habe vergeblich gehofft er würde auch mal „Christinnen und Christen“ oder „Araberinnen und Araber“ erwähnen, aber vergeblich. Juden sind für ihn nur noch „Jüdinnen und Juden“. Das geht mit der Zeit auf den Geist, besonders wenn auf zwei Seiten siebenmal von „Jüdinnen und Juden“ die Rede ist. Das führt zu solchen Stilblüten wie „Juden und Nichtjüdinnen…Schulen und Journalistinnen, Richterinnen… Wissenschaftlerinnen…“ etc.
Antisemiten sind widerliche, unangenehme Menschen, auch wenn sie oft genug akademische Titel tragen. Philosemiten sind mir persönlich aber noch unangenehmer. Gegen Antisemiten kann ich mich wehren, weil ich sie sofort erkenne, und genügend Argumente habe, um sie bloßzustellen. Antisemiten greifen frontal an. Philosemiten schleichen und schleimen sich von hinten an und saugen sich wie Zecken in die Seele ihrer „Opfer“ ein. Bei uns Juden sagt man: „Gott schütze mich vor meinen Freunden, vor meinen Feinden kann ich mich selbst schützen.“
Philosemiten sind aber nichts anderes als Antisemiten, die offensichtlich Juden lieben. Und in seiner Liebe zu den Juden, die sehr schnell zur blinden Anbetung ausartet, meint Blume, dass der Bildungs- und Wirtschaftsaufstieg von Gesellschaften wie Südkorea, Taiwan, Japan oder China massiv behindert worden wäre, wenn es dort den Antisemitismus gäbe. Den gibt es dort zwar nicht, aber Juden gibt es dort genauso wenig. Und der Wirtschaftsaufstieg Deutschlands seit der Mitte des 19. Jahrhunderts hat trotz des Antisemitismus stattgefunden.
Es vergeht heute kein Tag, an dem nicht irgendwo in irgendeiner Tages- oder Wochenzeitung von Antisemitismus geschrieben wird. Es ist unverständlich, wieso es immer noch nicht zum Unwort des Jahres gewählt worden ist. Und immer spricht man vom zweitausendjährigen Antisemitismus. Was für eine Heuchelei. Wenn überhaupt, dann begannen Judenverfolgungen erst mit den Kreuzzügen, was ihren religiösen Ursprung zeigt. Schon sind es weniger als tausend Jahre. Und wenn man es genau betrachtet, dann waren die unzähligen Pogrome zwar Stiche und momentane Katastrophen, aber sie haben die Juden nicht vernichtet. Selbst der Holocaust im 20. Jahrhundert hat es nicht vermocht. Trotz all dieser Massaker, Brände und Zerstörungen von Gemeinden, stießen die Juden nach ihrer Emanzipation und Integration in die europäische Kultur bis in höchste Positionen auf. In Frankreich gab es nach dem widerlichen Antisemitismus zu Zeiten des Dreyfuss-Prozesses einen jüdischen Präsidenten, in England einen jüdischen Premier-Minister, in Deutschland einen jüdischen Außenminister und in allen europäischen Staaten waren die Juden leidenschaftliche Patrioten, selbst in Polen und Russland, wo ein Jude, Leo Trotzki, fast das höchste Amt erklommen hätte.
Blume sucht den Antisemitismus immer wieder dort, wo er gar nicht vorhanden ist, nämlich in der arabisch-muslemischen Welt, und ignoriert vollkommen den christlichen Antisemitismus, den Vater allen Übels, der einzig und allein aus dem europäischen Abendland stammt. Er schreibt: „So nährt und radikalisiert sich der Antisemitismus immer weiter aus sich selbst und reißt die einstigen, islamisch geprägten Hochkulturen immer tiefer in den Abgrund.“ Und er fährt fort: „Sehen wir den Tatsachen ins Auge: In vielen Moscheen auch mitten in Europa wird mehr Antisemitismus als Gottvertrauen gepredigt.“
Ein Glück, dass dieser Antisemitismusbeauftragter Blume noch genügend Gottvertrauen hat. Ich kannte einen alten Palästinenser, der über das Unrecht sprach, das in Palästina herrscht: „Jeder sieht, was er sehen will“, pflegte er zu sagen. Bestimmt eine jahrhundertealte Weisheit. Michael Blume kehrte 2016 aus dem Irak zurück „den Kopf voller Beobachtungen zur massiven Verbreitung und zu den Gefahren des Antisemitismus in der arabischen Welt!“
Ich bin kein ausgewiesener Kenner der arabischen Welt, aber so viel wage ich zu behaupten, dass die arabische Welt und ganz besonders der Irak, ganz andere Probleme hat, als die „massive Verbreitung“ des Antisemitismus. Das kann nur jemand schreiben, der dem Staat Israel oder dem Zentralrat der Juden in Deutschland „massiv“ in den Darm kriechen möchte und dazu noch blind ist auf beiden Augen.
Blume behauptet einige Seiten weiter, dass „der Antisemitismus durch die neuen Medien unserer Tage mit Macht wieder zurückkehrt“. Er schreibt: „Juden und Jüdinnen werden auch weiterhin aus antisemitischen Motiven angegriffen.“ Wo, wann und von wem? Von Antisemiten natürlich. Aber wo und wer sind diese Antisemiten? Was ist denn an ihnen antisemitisch? Darauf bekommen wir keine Antwort, außer die abgedroschene Behauptung, dass der Antisemitismus inzwischen in der Mitte der Gesellschaft vorgedrungen sei. Wo ist denn diese Mitte? Lebe ich am Rande der Gesellschaft, dass ich in meinen Kreisen keinen Antisemitismus beobachte? Dass der Antisemitismus in der Mitte der Gesellschaft angekommen sei, ist ein Hirngespinst von Blume und gewisser politischen Kreisen, die dieser Fata Morgana immer wieder neuen Sauerstoffen einhauchen müssen, damit sie nicht in sich zusammenfällt.
Die Statistik sagt ganz was anderes, obwohl ich grundsätzlich keiner Statistik glaube, die nicht von mir selbst stammt. Er beklagt den „Verschwörungsglauben“ und dabei ist genau das, was er schreibt, nichts anderes als Verschwörungsglauben. Der Antisemitismus, den er immer wieder beklagt, ist doch nichts anderes und nichts mehr, als eine Antisemitismus-Hysterie der Medien, Politiker und Funktionären, die von einer Zentrale gesteuert wird, die ich hier nicht nennen kann, die aber jeder kennt. Er schreibt: „Die Betroffenen in Deutschland identifizieren dabei – mit der Möglichkeit von Mehrfachnennungen – 41 Prozent der Antisemiten als extremistische Muslime und nur fünf Prozent als extremistische Christen. Das ist ja wunderbar. Die Antisemiten sind die Muslime und die christlichen Deutschen sind frei von jedem Verdacht. Und zu allem Übel werden diese muslimischen Antisemiten noch mehrfach genannt.
So liest sich das, wenn man seine eigene Statistik betreibt und sie manipulativ verbreitet. In Polen, schreibt er, ist es anders. Nur zwei Prozent extremistische Muslime und 34 Prozent extremistische Christen. Na klar, denn in Polen gibt es ja kaum Muslime und dass dort extremistische Christen antisemitisch sind, das entlastet die Deutschen. Schließlich wurde die Ermordung der Juden auch in Polen durchgeführt, und zwar durch die Deutschen.
Und im Jahr 2007 fand dieser Antisemitismusdetektiv einen weiteren Beweis, dass die Welt voller Antisemiten sei. In 1318 Kommentaren, zu Günther Oettingers Trauerrede nach dem Tod des einstigen Ministerpräsidenten und NS-Richters Hans Filbinger, fanden sich 98 antisemitische Texte. Wahrscheinlich waren es Texte, die Filbinger entlastet haben, die aber die üblichen Verdächtigen als „antisemitisch“ bewertet haben. Das Vorgehen des israelischen Militärs gegen „die vom Gaza-Streifen aus angreifende Hamas“ wurde 2009 unter 380 Kommentaren von 39 antisemitisch kommentiert, wobei man auch hier hinterfragen muss, was dabei „antisemitisch“ war.
Es ist auch bemerkenswert, dass Blume von der „angreifenden Hamas“ schreibt, wo doch alle Welt gesehen hat, dass die israelische Armee „massiv“ angegriffen hat und es darüber sogar einen 800 Seiten dickes UN-Report gab, den Goldstone-Report, in dem die menschenrechtsverletzenden Handlungen der israelischen Armee dokumentiert wurden. Der Report trägt den Titel: „Report of he united nations fact-finding mission on the Gaza conflict“, und er bestätigt in erschütternder Weise, was sich bereits während der kriegerischen Auseinandersetzung abgezeichnet hat: Israel hat sich Kriegsverbrechen schuldig gemacht. Aber auch hier gilt: Jeder sieht nur das, was er sehen will.
Der naive und blamierende Schluss dieser Aufzählung ist: „Und als es 2017 zwischen dem damaligen deutschen Außenminister Sigmar Gabriel und dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu zu einem Eklat kam, stieg der antisemitische Anteil an den insgesamt 1950 Kommentaren gar auf über 30 Prozent“, also auf über 585 Kommentaren. Es versteht sich von selbst, dass Blume hier die Position von Benjamin Netanjahu verteidigt und davon ausgeht, dass tatsächlich 585 Kommentare antisemitisch gewesen seien.
Schön wäre es gewesen, wenn er uns einige dieser Kommentare zur Selbstbeurteilung überlassen hätte. Ich bin sicher, dass es weniger antisemitischen Kommentare waren, sondern in der Mehrzahl berechtigte Kritik an Benjamin Netanjahu und seiner menschenverachtenden Kriegspolitik. Kritik an Israels Politik ist aber nach der geltenden absurden Antisemitismus-Definition, „Antisemitismus“. Das ein deutscher Beamter hinter einem nationalistischen, israelischen Ministerpräsidenten und seiner barbarischen Politik steht und nicht hinter seinem Außenminister, zumal dieser im Recht war, ist eigentlich ein Skandal. Aber nur durch eine solche Haltung kann man Antisemitismusbeauftragter werden.
Blumes größte Sorge indes ist die Steigerung des Antisemitismus im Netz: „Zusammengefasst ließe sich also beobachten, dass der geäußerte Antisemitismus vor allem über das Internet enorm zugenommen hat und dass sich Menschen mit antisemitischen Überzeugungen im Netz lautstark radikalisieren.“ Nun ja, im Internet gibt es jede Menge Unsinn, auch Radikalisierung und Dummheit nehmen tatsächlich zu. Im Netz findet man Beiträge von Antideutschen und millionenfach pornografische Bilder von Kindern und anderen geistesgestörte Individuen. Das Netzt ist homophob, islamophob, Frauen feindlich und gibt jedem Idioten die Möglichkeit sich zu äußern, auch einem Henryk M. Broder und Gerd Buurmann. Es ist zwar ein Spiegelbild der deutschen Bevölkerung, aber die Mehrzahl der Deutschen weiß nicht einmal was Internet ist.
Blume schreibt: „Stimmten 2002 noch 55,5 Prozent aller in Deutschland Befragten der Aussage ganz oder teilweise zu, dass „der Einfluss der Juden zu groß“ sei, so sank die Zustimmung dazu wellenförmig, aber mit klar rückläufiger Tendenz auf immer noch 30,8 Prozent in 2018.“ Na bitte, es geht doch. Aber Blume, Knobloch und Schuster ignorieren solche Zahlen, denn es kann nicht sein, was nicht sein darf.
Blume schreibt: „Ein Antisemit verübt Verbrechen und Gewalt im Glauben, ein Opfer zu sein, sich und seine Gruppe in Notwehr zu verteidigen…solange Antisemiten aus ihrer Mythologie nicht auszusteigen vermögen, verstehen sie sich immer als Opfer böser, verschwörerischer Mächte.“ Tauscht man die Worte „Antisemit“ gegen „Israelis“, kann der Satz so stehen bleiben und behält seine Richtigkeit.
Selbst der Oberzionist Henryk M. Broder hat in der „Jüdischen Allgemeine“ behauptet, dass die Israelis Täter sind. Er entschuldigte das damit, dass Tätersein Spaß macht. Und dennoch glauben fast alle Israelis und viele Juden, dass sie „Opfer“ sind und schon immer Opfer waren. Jährlich wiederholen sie am Pessach-Fest die Formel: „… denn nicht etwa nur einer erhob sich gegen uns, um uns zu vernichten, sondern zu allen Zeiten erhebt man sich gegen uns, um uns zu vernichten. Der Heilige, gelobt sei Er, errettet uns aber aus ihrer Hand“.
Blume schreibt: „Auschwitz, das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte, dürfe dabei unter keinen Umständen in Vergessenheit geraten“, da es „fundierendes Element einer globalen Zivilreligion geworden ist, der es um Demokratie und Menschenrechte geht. Deren Erinnerungsgebot heißt: Nie wieder Auschwitz; es richte sich nicht nur gegen deutschen Faschismus, sondern an die „Menschheit“, die „nie wieder Täter, Mitläufer, Wähler eines die Menschenwürde mit Füßen tretenden Regimes sein solle.“
Daran sollten die Israelis denken, die in wenigen Tagen eine neue Regierung und einen neuen Ministerpräsidenten wählen sollen. In Israel wird aber diese Erinnerung so interpretiert, dass es nie wieder für Juden Auschwitz geben darf. Für Nichtjuden allemal. Überhaupt glauben viele Israelis und Juden, wie aber auch alle anderen Menschen weltweit, dass Menschenwürde nur für sie gilt, niemals für die anderen. Dabei ist aber das höchste Gebot des Judentums: Liebe deinen Nächsten, weil er so ist wie du.
Philosemitismus wird bei Blume sehr schnell auch pathologisch, wenn er im Exodus-Mythos die erste antisemitische Eskalation sieht. Ramses der erste Antisemit. Dann war doch auch der Aufstand der Sklaven unter Spartakus eine „antisemitische Eskalation“. Und der Aufstand der Buren in Süd-Afrika, und der Kampf der schwarzen Südafrikaner gegen die Apartheid wohl auch.
Die Israeliten sehnten sich nach Freiheit. Das liegt in der Natur eines jeden Volkes, dass unterdrück und versklavt wird. Das liegt auch in der Natur der Palästinenser, die sich nach Freiheit sehnen und nicht im Geringsten an Antisemitismus denken. Nur in den kranken Köpfen von Zionisten und Antisemitismusbeauftragten können solche Gedanken und Assoziationen entstehen. Auch die Juden selbst haben in ihrer Geschichte oft genug rebelliert, gegen die Versklavung durch die Pharaonen, gegen die Griechen, gegen die Römer, gegen die Türken und gegen die Engländer.
Wenn der englische Philosoph Richard Dawkins schreibt, was die Juden schon immer gesagt haben und sagen, zumal es in ihren Gebetbüchern steht, dass der Gott des Alten Testaments ein eifersüchtiger, kleinlicher, ungerechter, nachtragender, rachsüchtiger, blutrünstiger, ein frauenfeindlicher, homophiler, rassistischer, Kinder und Völker mordender, ekliger, größenwahnsinniger, sadomasochistischer und launisch-boshafter Tyrann ist, dann wird er von einem Rabbi Sacks beschuldigt „antisemitische Stereotypen“ zu bedienen und Michael Blume findet das richtig.
Ich kenne aber viele Juden, die nicht nur denken, sondern auch sagen, dass Gott ein beschissener Gott sei. Und wie viele fromme, orthodoxe und gottesfürchtige Juden haben nach der Shoa ihren Glauben an Gott verloren? Wie viele Juden machen Gott für die Shoa verantwortlich und verfluchen ihn jeden Tag? Im Alten Testament kann man doch nachlesen, dass der Gott der Juden ein fürchterlicher Gott war. Wer das sagt und sich auf das Alte Testament beruft, ist noch lange kein Antisemit.
Aber wie leicht ist es heute, Antisemit zu sein? Jeder kann heute Antisemit sein. Er muss nur sagen, dass Israels Justizministerin eine Faschistin sei. Die Israelis sehen das nicht, obwohl in Israel riesen große Werbeflächen mit Bildern von Ajelet Shaked beklebt sind, vor einem Parfüm mit Namen „Faschismus“. Und dass die Ministerin gesagt hat, dass ihr Faschismus lieber sei als Demokratie, juckt die Israelis wenig. Auch sie glauben das und insofern wäre es besser, man würde in Israel ein neues Volk wählen, statt einen neuen Ministerpräsidenten.
Mit seinem Buch scheint Michael Blume im wahrsten Sinne des Wortes zwischen alle Stühlen gefallen zu sein. Die Philosemiten meinen, er sei zu araberfreundlich und die Antisemiten er sei zu judenfreundlich. In Wirklichkeit ist er aber weder noch, er ist ein typischer halb- oder viertel- oder gar achtel-Gebildet, ein, wie er selbst schreibt, Nichtswisser und nicht Weise, kurz ein „ignoranter Neuling“.
Ich könnte so noch seitenlang fortfahren, aber ich möchte die Geduld der Leser nicht strapazieren. Zwei Stellen möchte ich noch erwähnen, die diese Ignoranz deutlich machen. Blume schreibt: „Die Gottheit El ging im jüdischen Eingott Eloha (Mehrzahl Elohim) auf.“ Da muss man kein Religionswissenschaftler wie Blume sein, um zu wissen, dass das Judentum nur einen Gott kennt und es deshalb für Gott keine Mehrzahl geben darf und kann. Schließlich hat das Judentum den Monotheismus erfunden. Elohim heißt auf Hebräisch Gott und nicht Götter. Das mag eine Kleinigkeit sein, aber eine sehr bedeutende Kleinigkeit. Das wissen nicht nur alle „Jüdinnen und Juden“, sondern auch alle „Konvertitinnen und Konvertiten“. Warum fragt Blume nicht einmal bei Stephan J. Kramer nach, dem früheren Generalsekretär des Zentralrates der Juden in Deutschland und jetzigen Präsidenten des Landesverfassungsschutzamtes in Thüringen?
Und Blume schreibt weiter: „Nicht „obwohl“, sondern „weil“ die israelische Staatlichkeit klein und schwach, oft kaum existent war, konnten sich die Schriftgelehrten zunehmend gegen die traditionellen „Hierarchien“ der Priester und Könige durchsetzen.“ Er schreibt hier vom antiken Judentum und da gab es noch keine „israelische Staatlichkeit“, im besten Fall eine „israelitische“. Auch das ist kein Zufall, und nicht das Ergebnis von Schludrigkeit und schlechter Lektorierung, sondern ein Zeichen dafür, dass Blume sein Thema nicht beherrscht.
Blume vertieft sich in philosophische Gedanken über Sprache, Schrift und deren Verbreitung und nennt Noahs Sohn Sem zum Erfinder der Schrift und Gründer der abrahamitischen Religionen. Eine etwas gewagte These, wenn selbst Urvater Abraham nicht als Gründer des Judentums genannt wird, sondern Moses. Er lobt die Juden dafür, dass sie ein leicht verbreitendes Alphabet erfunden haben und vergisst zu erwähnen, dass erst durch die Erfindung der Buchkunst das Alphabet auch weltweit „leicht“ verbreitet wurde. Und die Buchkunst ist nicht durch Juden erfunden worden, sondern von Johannes Gutenberg, einem Deutschen.
Peinlich wird das Buch, wenn Blume sich in Statistiken verstrickt, die beweisen sollen wie klug, begabt und daher wohl auch wertvoller, die Juden sind, die nur 0,2 Prozent der Weltbevölkerung ausmachen, aber 20 Prozent aller jemals verliehenen Nobelpreise erhielten. Als ob Boris Pasternack seinen Nobelpreis als Jude erhielt und nicht als russischer Erzähler in „russischer Tradition“ und als ob Saul Bellow nicht als amerikanischer Schriftsteller geehrt wurde, sondern als jüdischer. Und von Bob Dylan und den übrigen Nobelpreisträgern ganz zu schweigen. Die Preisträger in Medizin zum Beispiel waren Amerikaner (101), Engländer (29), Deutsche (16) – Israel (0). Blume meint, dass die fast zwei Milliarden Muslime minderwertig seien, weil sie bis heute nur zwölf Nobelpreisen erhielten. Immerhin waren sieben davon für Frieden. Wie viele Friedensnobelpreise hat Israel bekommen? Und warum wird das verschwiegen.
Am peinlichsten aber sind die unzähligen Verweise und Zitate von Adolf Hitler. Da scheint sich Blume bestens auszukennen. Er schreibt über Antisemitismus und will uns weismachen, dass es um die Zukunft der Menschheit geht. Mag sein, dass manche kluge Menschen glauben, dass Deutschland den Krieg verlor, weil es sich gegen die Juden gestellt hat, also wegen seines Antisemitismus. Aber auch kluge Menschen können dumm sein. Deutschland hat den Krieg verloren, weil es seine militärische Stärke überschätzt und strategische Fehler gemacht hat. Das hat mit einem Kampf zwischen „buchorientierten“ Judentum und irgendeinen alten oder neuen Antisemitismus nichts zu tun.
Antisemitismus mag böse und archaische Emotionen erwecken, aber in der Regel handelt es sich um Vorurteile und Dummheit, die freilich, wenn man sie manipulativ dirigiert, großen Schaden und katastrophale Folgen haben können, aber gewiss nicht für die gesamte Menschheit. Es gibt ganze Kontinente und Milliarden Menschen, die noch nie etwas von Juden und Judenhass gehört haben. Eine Milliarde Chinesen kennt keine Juden und auch keinen Antisemitismus.
Anfangs wollte ich eigentlich das Buch den Schusters, Knoblochs, Broders oder Kramers empfehlen, aber selbst diesen nützt Blumes Dilettantismus, Halbwissen und dümmliches prätentiöses Gehabe wenig, um mit einem solchen Pamphlet hausieren gehen zu können. Bleibt also nur die deutsche Mehrheitsgesellschaft aus „Nicht-Jüdinnen und Nicht-Juden“ übrig, denen Blume ein X für ein U vormachen kann. Wie der Patmos-Verlag einen solchen Unsinn zwischen zwei Buchdeckeln veröffentlichen konnte, ist mir als Verlager schleierhaft.
„Auschwitz, das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte, dürfe dabei unter keinen Umständen in Vergessenheit geraten“, da es „fundierendes Element einer globalen Zivilreligion geworden ist, der es um Demokratie und Menschenrechte geht. Deren Erinnerungsgebot heißt: Nie wieder Auschwitz; es richte sich nicht nur gegen deutschen Faschismus, sondern an die „Menschheit“, die „nie wieder Täter, Mitläufer, Wähler eines die Menschenwürde mit Füßen tretenden Regimes sein solle.“ (Michael Blume „Warum der Antisemitismus uns alle bedroht“, Zit. bei Abi Melzer, „Der Semit“, 8.4.2019)
Schöner kann man das ethische Bekenntnis deutscher Eliten zur Durchsetzung ihrer Interessen in Europa nicht formulieren, die damit leider die Briten ganz ohne Waffen in die Flucht getrieben haben.
Dass gleichzeitig jüdische Eliten mit dem gleichen Credo in Israel einen ethnozentrierten Nationalstaat erschaffen, ihren Faschismus lächelnd zur Schau tragen, wissend, dass jeder ein Antisemit ist, der solches zu behaupten wagt, zeigt, welche Lehren doch alles aus Auschwitz gezogen werden können.
Es beschleicht vielleicht nicht nur mich ein gewaltiger Ekel, ob der Obszönitäten meiner Zeitgenossen, die dann auch noch die Frechheit haben, von einem „wir“ zu sprechen.
Die Aufklärung mit ihrem „sapere aude“ und dem „kategorischen Imperativ“, das einzige ethisch vertretbare „fundierende Element einer globalen Zivilreligion“ ist für den Antisemitismusbeauftragten Dr. M.B. in weiterer Ferne als für einen Dschihadisten wie Ignaz von Loyola.
PS Mit der Erhebung von Auschwitz zu einer „globalen Zivilreligion“ und der Verdammnis von Hitler lässt sich natürlich auch ein wenig der Antijudaismus des Stiftervaters der Baden-Württemberger Protestanten ein wenig bedecken.
Bis auf Anne-Marie Schimmel sind die hartgesottenen Koryphäen in den Islamwissenschaften klarer darüber geworden, dass ein heftiger, dem europäischen in nichts nachstehenden Antisemitismus im Islam existiert. Gewiss seit dem 12. Jahrhundert. Also noch vor den Kreuzügen.
Zahlose Studien zur Kooperation der NSDAP mit dem Oberstinker aus Jerusalem und dem »Sponge« aus Bagdad liegen nunmehr vor. Und die historischen belegten Verbindungen zu Arafats PLO (zu der auch Hamas u.a. gehören.)
Von den vor 1948 in der arabischen Gebieten lebenden Juden ist eigentlich nichts übrig geblieben. Niemand fragt nach diesen Vertreibungen und Fakten, wenn er sich über Israel von 1948 oder 1967 beschwert und rechtmäßige Kritik zu üben vermeint, während einige Hunderttausde Araber nach den Kriegshandlungen auf isr. Gebiet verblieben.
Wer Kritik üben möchte, der übe sie. Aber wie geschrieben: man sieht nur, was man sehen will, um sich zu exponieren…
Im Übrigend sind die Rankespiele zwischen Broder und Melzer arg langweilig. Könnt Ihr das nicht über eine Whatsapp-Gruppe für Interessierte machen?