Neue Zeiten für Spekulationen

Georg Neue Zeiten für Spekulationen Zadig (Breslau) hatte in einer kleinen Schrift von 1901 (der Terminhandel) seine Auffassung vom Differenzgeschäft als kaufmännische Leistung mit der Auffassung des Reichsgericht, dieses sei nur eine Art Spiel, durchdiskutiert. Noch heute diskutiert die Politik über ein Verbot von Leerverkäufen, welche nur der Preistreiberei dienten. Leerverkäufe setzen aber auch Leerkäufe voraus, denn offensichtlich wünscht der Käufer die Belieferung auch erst zu einem späteren Zeitpunkt.  Und der vorausdenkende Unternehmer kaufte schon letztes Jahr die Brennstoffe ein, die er dieses Jahr verbraucht, aber nicht seit letztem Jahr hätte lagern können. Ist nun die Praxis des Wirtschaftssystems ein verwerfliches Spiel mit Preisen? Oder ein Spiel mit dem „Schwarzen Peter“ der Lagerkosten cum/ex? Oder kann es gar nicht anders funktionieren? Seit 120 Jahren diskutiert man. Man weiß nämlich nicht wirklich, wie das Wirtschaftsleben funktioniert. Der Laie weiß zu wenig und der Fachmann kennt das Risiko, wenn er im Winter einem Bauern dessen kommende Erdbeerernte abkauft.

Es hat sich also nicht viel erweitert am Wissen und Verstehen.

Und in der Politik? Versteht „man“ oder „die Frau“ heute mehr vom politischen Geschäft? Manche werden „ja“ sagen. Wie es beim Leerverkauf auch Leerkäufer gibt, die von der Preisentwicklung  entgegengesetzte Meinungen haben müssen, weil sie sonst nicht heute für morgen kaufen, während  der Leerverkäufer das reziproke Geschäft machen will, so müssen auch die politischen Ansichten konträr sein dürfen. So fehlen heute angeblich 700.000 Wohnungen,  während man sich vielleicht erinnert, dass man vor gut 20 Jahren DDR-Plattenbauen massenweise abriss. Bei Wolfen an der A 9  (z. B.) wurde eine ganze Siedlung „zurückgebaut“. Niemand hatte erwartet, dass Millionen von Kriegsflüchtlingen aus Syrien kommen würden; inzwischen kommen auch Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in ähnlicher Stärke dazu. Jetzt kann man aus Wolfen keine blühende syrische oder ukrainische Kolonie mehr machen.

Zum guten Glück hat es in den letzten 25 Jahren auch richtige Entscheidungen gegeben.

Die einzige Lehre, die man aus einer Rückschau ziehen könnte, wäre, dass man tolerant bleibt und den Meinungsgegner nicht verteufelt. Wer über die Zeit der eigenen Lebensgeschichte gar in die Historie blicken will, sollte sich erinnern, dass die Geschichtsbücher immer wieder neu geschrieben wurde. Zumindest die Akzente wurden ziemlich oft neu gesetzt. Und im Detail der Rechtspflege sagt ein Sprichwort „besser schlecht verglichen als gut prozessiert“. In Bezug auf den aktuellen Krieg in Europa lässt sich auf Carl v. Clausewitzens 3-bändiges Werk „Vom Kriege“ verweisen, der lehrte, schon die erste Schlacht sei nicht planbar. Alles kommt anders als man denkt.

Langer Vorrede kurzer Sinn: der wiederbelebte Blog will keine vorschnellen Verteufelungen, solange das Gottesurteil noch aussteht. Er will zum politischen „Terminhandel“ ermuntern, denn der Leerkäufer und der Leerverkäufer hassen einander nicht. In der Politik bleibt noch so viel zu lernen, was den freien Austausch der Gedanken voraussetzt. Einen korrespondierenden Begriff in der Politik gibt es nicht, so dass man nur  auf Absolutheitsansprüche, auf Klischees von Achsen der Guten und solcher des Bösen und die Behauptung von Alternativlosigkeit verzichten sollte. In diesem Sinn soll der Blog neu gestartet werden. Er will dem Leser ein Forum freier Meinung sein.

 

 

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