zum Thema Swastika

Im Schweizer Verlagshaus Tamedia hat man Stress. Der SPIEGEL, Deutschlands Rennomiermagazin trotz „Relotius,“, stützt eine deutsche Journalistin, die sich über Mobbing und Sexismus seitens des Chefredakteurs des Zürcher Tagesanzeigers beschwert. Gegen sexistische Anschuldigungen ist derzeit kein Kraut gewachsen, Machtmissbrauch ist so ziemlich alles, was missfällt und Mobbing ist ein Zustand schwelender Konflikte. Zu diesen Themen setzt sich die Auseinandersetzung fort, aber in einem Punkt ist man sich einig;

der Schweizer Chefredakteur nutzte kleine Hakenkreuze als Piktogramme, um korrigierend auf ihn genierende unschweizerische Ausdrücke der aus Deutschland angeheuerten Journalistin hinzuweisen.

Mittels Hakenkreuz belobigte er  nicht die getroffene Wortwahl der Journalistin, sondern signalisierte deren Ersetzungsnotwendigkeit. Eigentlich durchaus verständlich, kann das Hakenkreuz nur als Signal für Missfallen gedeutet werden. Dem Chef missfiel es, wenn man anders als schweizweit üblich, das Trottoir als „Gehsteig“ benannte. Theoretisch kann man auch Bürgersteig sagen, aber auch in Bayern und Österreich  hoaßts „Trottoir“. Ist es Machtmissbrauch, wenn eine Schweizer Zeitung die oberdeutschen Ausdrücke favorisiert? Heißt es Schreiner oder Tischler, Metzger oder Fleischer? Vor etwa 50 Jahren hatte sich die Münchner „Süddeutsche“ zum Thema ausgelassen, dass die norddeutschen Ausdrücke die süddeutschen in dienstlichen Schreiben zu ersetzen hätten. Lakonisch bemerkte sie damals: „Auf eine Befehlsausgabe erfolgt der Befehl „rührt euch!“; also rührt euch!“

Liest man die 200 Leserkommentare auf die Darstellung im Tamedia Tagesanzeiger, steht der Schweizer Chefredakteur auf verlorenem Posten. Erstaunlich viele Kommentatoren meinen, die Verwendung der Hakenkreuze als Zeichen des Missfallens allein rechtfertigten seine fristlose Entlassung. Das Hakenkreuzsymbol, das der arme Mann vom Toggenburg verwendete, hätte ihn schon 1933 in Deutschland ins KZ gebracht. Die Haken am Kreuz sind völlig verdreht angebracht. Und offenbar ist keiner dieser Kommentatoren je in Schwyz gewesen. Fährt man vom Vierwaldstätter See zum Zürcher See hinüber, kommt man an einer Kapelle vorbei, die mit so was wie Hakenkreuzen geschmückt ist. Das Hakenkreuz ist in CH nicht ganz so symbolkräftig wie im Post-Nazi-Deutschland. Das Hakenkreuz ist in einer speziellen Ausgestaltung auch baskisches Symbol. In seiner krakeligsten Skizzierung symbolisiert es trotz deutschlandweiter Strafbarkeit immer noch Deutschland. Und je krickeliger man es zu Papier bringt, umso stärker bringt man seine Abneigung gegen den preußischen Germanismus und die Übernahme deutscher Leitkultur zum Ausdruck.

Ich hätte das hier Geschriebene auch als Leserbrief zu den 200 Zuschriften im Tagesanzeiger bringen können. Die wenigsten der zigtausend Leser hätten meine Zuschrift zur Kenntnis genommen. Vielleicht nützt dieser Artikel dem entlassenen Chefredakteur im Kampf um sein Arbeitsrecht und der Pressefreiheit. Gibt es diese überhaupt noch? In Deutschland eher nur sehr bedingt. Die Zeitungen sind von Anzeigen abhängig und von der Zustimmung ihrer Leser. Diese identifizieren sich mit ihrem bezahlten Blatt. In unserer Zeit muss man sogar sehr dosiert zum Ukrainekrieg schreiben. Inzwischen kann man fordern, dass die Schweiz für die Ukraine Munition „made in Switzerland“ freigibt. Vor 12 Monaten war  es unmöglich. Und mit Hakenkreuzen? Allerhöchste Vorsicht ist geboten. Zu viele Missdeutungen sind möglich. „Gewaltbereite“ Kräfte sind aktuell solche des Bösen, aber, dass ein jeder Rekrutenschüler gewaltbereit sein muss, wenn er die Heimat verteidigen will oder soll, wird ignoriert. In Deutschland hat man die Wehrpflicht abgeschafft, weil man keine gewaltbereiten Rekruten mehr fand. Nur noch gewaltbereite Idealisten lassen sich zum Kriegsdienst verpflichten. Und man hat erschrocken sehen müssen, dass solchen das Hakenkreuz durchaus nicht als Symbol des Missfallens erscheint. Mal Teetrinken und weitersehen, wohin das alles laufen wird.

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