Oskar, it´s time to go

Oskar Lafontaine gilt als kluger Politiker. Aber wenn wir aus der Geschichte etwas gelernt haben, dann nicht nur, dass wir nichts aus der Geschichte gelernt haben, sondern, dass auch kluge Menschen sich irren und Opfer ihrer pseudo-religiösen Ideologie sein können. In den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts waren es hunderttausende und sogar Millionen, die falschen Ideologien verfallen sind. Die einen einer braunen und die anderen einer roten Ideologie. Heute sind es nicht mehr so viele. Aber diese Wenigen sind dennoch zu viele und das Merkwürdige und fast schon Unglaubliche ist, dass sich heute Braune und Rote, Linke und Rechte, AfD Mitglieder und Genossen der Linkspartei einig sind in ihrem blinden Aberglauben und der damit verbundenen Treue zu einem brutalen, gewissenslosen Diktator, der einst Hitler hieß und heute Putin.

Bei all dem Unsinn, dass Lafontaine schreibt, hat er mit einem Recht. Wir haben eine „dumme Regierung“. Vor allem einen feigen und dummen Kanzler, der offensichtlich nichts aus der Geschichte gelernt hat. Sein Zögern bei der Lieferung von Leopard 2 Panzer ist inzwischen skandalös und existenzgefährdend für die Ukraine und für uns alle. Die Ukrainer kämpfen um ihr Überleben als Staat, als Nation, als Kultur und als Menschen. Wer weiß das besser als die Polen, die nun verkündet haben, dass sie die von den Ukrainern gewünschten Panzer liefern wollen. Ich bin gespannt, ob Olaf Scholz es ihnen verbieten wird.

Es ist schwer zu begreifen, dass es Menschen gibt, die den brutalen Überfall Russlands auf die Ukraine anders wahrnehmen als das, was es ist, nämlich ein brutaler Verstoß gegen das Völkerrecht. Schwer zu glauben, dass es nach allem, was wir hier aus den Schlachtfeldern in der Ukraine hören und sehen, noch Menschen gibt, die die Schuld bei den Ukrainern sehen. Unbegreiflich, dass klug-dumme Personen wie Lafontaine, Wagenknecht und andere den Ukrainern den Vorwurf machen sich nicht ergeben zu haben, und ganz unverständlich sind diejenigen, die der Meinung sind, dass „für das ganze Dilemma allein die USA und ihr Appendix, die NATO, verantwortlich sind“, wie Lafontaine behauptet. Selbst wenn alles stimmt, was er den USA vorwirft, hat es keinen Grund für Putin gegeben einen Krieg zu beginnen, der in einem Dritten Weltkrieg enden könnte und bei dem hauptsächlich die ukrainische Zivilbevölkerung Opfer ist mit tausenden von Kindern. Russland zerstört die komplette Infrastruktur der Ukraine und bombt das Land in die Steinzeit. Und dabei behauptet Putin, dass er nicht gegen die Bevölkerung kämpft, und Lafontaine wiederholt diese Lüge.

Als Russland seine Atomsprengkörper in Kuba stationierte, unmittelbar vor der amerikanischen Küste, hat Amerika nicht mit einem Krieg reagiert, sondern mit Verhandlungen, in denen sie klar und deutlich ihre Interessen vertreten haben. Die Russen haben verstanden und sich zurückgezogen. Im Fall der Ukraine hat niemand Atomwaffen an Russlands Grenze bewegt und kein einziger NATO-Soldat war in der Ukraine. Die EU weigerte sich die Ukraine aufzunehmen und die NATO versicherte, dass sie nicht weiter expandieren würde. Es gab keinen zwingenden Grund für eine russische Invasion, außer dass Putin Angst hatte vor dem Virus der Demokratie und Russland wieder great again machen wollte.

Wir wissen schon seit vielen Jahren, dass die Amerikaner keine Engel sind. Deshalb sind wir auch gegen Amerika auf die Straßen gegangen und protestiert. Warum geht niemand auf die Straße und demonstriert gegen Russland? Im Gegenteil. Lafontaine solidarisiert sich mit Russland und schreibt: „Und jetzt sollen wir wieder Waffen liefern, damit das Morden in der Ukraine endlos weitergeht.“ Da frage ich mich wie verblendet dieser ehemalige linke Politiker ist und wie vernebelt sein Gehirn ist. Wieso liefern wir „wieder“ Waffen? Wann haben wir an die Ukraine Waffen geliefert? Und wenn wir keine Waffen liefern würden, dann wird doch „das Morden“ erst recht weitergehen, denn „das Morden“ kommt von der russischen Seite und nicht von deutschen Waffen. Aber scheinbar sieht es Lafontaine nicht. Er lebt offensichtlich in einer anderen Realität. Er stellt die Fakten auf den Kopf. Die Ukrainer morden nicht, sie wehren sich. Wir sehen aber, dass die russische Armee täglich mordet, vergewaltigt und Wohnblocks zerstört.

Und wenn sie Russen töten, dann sollte man fragen was diese Russen in der Ukraine zu suchen hatten. Sie sind nicht als Touristen gekommen, sondern als Soldaten und sie haben keine Bonbons verteilt, sondern die Zivilbevölkerung getötet, ermordet, massakriert. Aber für Lafontaine scheint nicht der Mörder der Schuldige zu sein, sondern der Ermordete, weil er sich nicht ergeben hatte. Und deshalb rät er uns die Ukraine nicht zu unterstützen, weil wir „ohne russische Rohstoffe und Energielieferungen“ unseren Wohlstand nicht halten können. Unser Wohlstand ist ihm offensichtlich wichtiger und wertvoller als Moral, Anstand und Menschenleben. Es sind mittlerer Weile mehr als 200 000 Soldaten und 60 000 Zivilisten getötet worden. Er will uns weismachen, dass er die Augen vor der Realität nicht verschließt. Dabei macht er auf mich den Eindruck eines ideologisch blinden Putin-Fan, der Russland durch eine rosa-rote Brille sieht, die alles ausblendet, was ihm nicht in seiner ideologischen Linie passt.

Er kritisiert scharf und unter der Gürtellinie Außenministerin Baerbock, weil sie mit Sanktionen Russland ruinieren will. Er meint: „Russland ruinieren ist die Sprache der Faschisten.“ Über die primitiv-faschistische Sprache Putins, Mednewievs und des russischen Fernsehens verliert er kein Wort. Er schreibt sogar: „Alle Raketen Russlands sind auf militärische Ziele gerichtet.“ Ist er blind, oder hat er kein Fernsehen zuhause?  Er erwähnt nicht die Schulen, Krankenhäuser, Wohnblocks, Museen, Supermärkte etc. und die total zerstörten Städte und Gemeinden, die an Bilder aus dem Zweiten Weltkrieg erinnern, oder an Grosny und Aleppo, die ebenfalls von russischen Kanonen plattgemacht wurden. Für Lafontaine scheint der russische Überfall gegen die Zivilbevölkerung lediglich „ein Videospiel“ zu sein. Eine Holywoodinszenierung.  Dabei hat doch Putin von Anfang an und auch schon davor verkündet, dass er die Ukraine zerstören und einverleiben möchte, dass es die Ukraine als selbstständigen Staat nicht geben dürfe. Das war auch die Sprache Adolf Hitlers, der gemeint hat, dass es die Sowjetunion  nicht geben darf und sie deshalb liquidiert werden muss.. Mehr als 20 Millionen Russen wurden getötet. Wie viele sollen es diesmal sein?

Kein Wort verliert Lafontaine zu der Hetze Russlands gegen Selensky, den man bezichtigt Nazi zu sein, obwohl er Jude ist. Ja, es gibt auch Judeonazis, in Israel sind sie zur Zeit an der Regierung, aber Selensky ist keiner. Zu solchen Diffamierungen und solcher Hetze schweigt Lafontaine. Er sieht das Böse nur in den USA. Er macht sich Sorgen um die Raketenbasen der USA, als ob die Russen keine Atomraketen hätten. Wo immer eine amerikanische Atomrakete steht, stehen gegenüber russischen Raketen, die nicht weniger gefährlich sind.

Lafontaine zweifelt am Intelligenzquotienten von Frau Baebock. An seiner Intelligenz zweifle ich nicht, aber wir haben schon erlebt wie in Deutschland durchaus intelligente und gebildete Menschen einem Mörder hinterherliefen.

Für den offensichtlich naiven und zynischen Lafontaine ist die Lösung des Konflikts ganz einfach: „Indem man wieder Verhandlungen mit Russland aufnimmt und erreicht, dass sie uns wieder Gas und Öl liefern.“ Gas und Öl ist seine Sorge. Dabei kommen wir bisher ganz gut durch ohne Gas und Öl aus Russland. Die Russen mögen daran ersticken. Was aus der Ukraine wird interessiert ihn offensichtlich nicht. Er ist so skrupellos, dass er bereit ist die Ukraine ihrem Schicksal zu überlassen, indem er sie Putin zum Fraß überlässt und wir vor einer mörderischen Diktatur auf die Knie gehen. Das mag für Lafontaine eine akzeptable Lösung sein, nicht aber für die Ukraine und nicht für uns, wenn wir unsere Würde behalten wollen. Lafontaine übernimmt fast wörtlich die russische Propaganda und schreibt „von dem Asow-Bataillon, einer Art Nazi-Organisation.“ Für mich ist die russische Wagner-Armee, die aus freigelassenen Sträflingen, Mörder und Gauner, besteht, schon eher eine Nazi-Organisation. Dazu aber von Lafontaine kein Wort. Ein Staat, der sich eine Privatarmee leistet, ist doch nicht mehr ernst zu nehmen, zumal diese Armee nicht vom Staat kontrolliert wird, sondern von einem verbrecherischen Milliardär. Mit solchen Staaten sollten wir keine Geschäfte mehr machen. Nichts bei ihnen kaufen und vor allem nicht an sie liefern. Boykottieren und ignorieren. Wir haben inzwischen gezeigt, dass wir auch ohne Öl und Gas aus Russland unsere Wirtschaft am Laufen halten können. Russland wird aber ohne westliche Technologie nicht existieren können.

Lafontaine behauptet, dass wir uns auf einen Krieg vorbereitet haben, „weil die USA es so wollte.“ Dabei haben wir uns nicht vorbereitet, obwohl uns zum Beispiel die Polen früh genug gewarnt haben. Er schreibt: „Die USA kämpfen jetzt bis zum letzten Ukrainer“ und will den Lesern suggerieren, dass die USA auch bis zum letzten Deutschen kämpfen würde. Er scheint das tatsächlich zu glauben. Er plädiert deshalb dafür, dass die Ukraine sich nicht „militärisch gegen den Einmarsch wehren soll, sondern zum Beispiel in Form von Streiks.“ Als ob Streiks den lupenreinen Demokraten Putin zu Tode erschrecken würden. Vielleicht auch noch indem man die Invasoren mit Mozartkugeln bekämpft. Putin würde Streikende mit echten Kanonen und Kugeln bekämpfen. Ich würde gerne wissen, was Putin dazu sagt. Da kann er nur staunen. Bei einer solchen Lösung wäre „die Ukraine nicht zerstört und viele Ukrainer und Russen wären nicht ums Leben gekommen“ und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Das stammt nicht aus Grimms Märchen, sondern aus Lafontaines Feder. Ich frage mich, ob er, Lafontaine, bereit wäre unter solchen Umständen zu überleben. Die Geschichte lehrt uns, dass viele Völker vorgezogen haben zu sterben, als als Sklaven zu leben. Die Juden auf dem Felsen Massada, am Toten Meer, haben sich lieber umgebracht als in römische Sklaverei zu leben. Und die Makkabäer haben gegen die Griechen gekämpft (und gesiegt) als sich zu griechischen Vasalen zu machen. Die Griechen wollten die jüdische Religion verbieten.

 In der amerikanischen Verfassung handelt der erste Satz davon, dass alle Menschen das Recht haben frei zu sein und die ganze Weltgeschichte handelt vom Bestreben der Menschen unabhängig zu sein. Und da kommt ein Oskar Lafontaine (und mit ihm andere linke und rechte) und empfiehlt sich den Russen zu ergeben. Was soll man dazu sagen.

Lafontaine scheint auf einem Auge blind zu sein. Er schreibt „von dem verbrecherischen Drohnenkrieg“ der Amerikaner und erwähnt natürlich mit keinem Wort den vielleicht vielfach verbrecherischen Krieg der Russen mit iranischen Drohnen, die gegen die Zivilbevölkerung angewendet werden. Ach Oskar, ich könnte kotzen. Er klagt über den verbrecherischen Krieg der USA in Afghanistan und erwähnt mit keinem Wort den verbrecherischen Krieg der Russen in Afghanistan oder Tschetschenien. Er wird nicht müde zu behaupten, dass der Ukraine-Krieg „ein Stellvertreterkrieg der USA gegen Russland ist.“ Warum nicht umgekehrt, der Krieg Russlands gegen die USA auf den Rücken der Ukrainer. Nein, Putin hat nicht die NATO gefürchtet, zumal die NATO ausdrücklich betont hat, dass sie sich nicht einmischen will. Putin hat die Demokratie gefürchtet, die in der Ukraine immer stärker und schneller wuchs. Der Maidan war eine friedliche demokratische Revolution und Putins Vasal musste fliehen. Es war keine Machtübernahme von Nazis. Selensky ist kein Nazi, eher schon Putin.

Lafontaine schreibt: „Wir Deutsche haben doch auch eine Verpflichtung aus unserer Geschichte…ich hätte mir nie vorstellen können, dass deutsche Truppen wieder an der russischen Grenze stehen.“ Wo bitte, lieber Oskar, stehen deutsche Truppen an Russlands Grenze? Und wenn wir eine Verpflichtung haben, dann doch die Ukraine zu schützen, die wir im Zweiten Weltkrieg so geschunden haben.

Lafontaine ist sich nicht zu schade selbst Donald Trump zu bemühen, der Anfang Oktober 2022 gefordert hat: „Wir müssen sofort mit den Verhandlungen über ein friedliches Ende des Krieges in der Ukraine beginnen.“ Dass Trump bereit gewesen wäre die Ukraine und die Ukrainer zu verraten und zu verkaufen, das glaube ich sofort. Aber warum will es Lafontaine? Er glaubt wie viele andere aus seinen Reihen, dass Kriege durch Verhandlungen beendet werden. Das ist aber ein Irrtum, der schon seit mehr als zweitausend Jahren widerlegt ist. Kriege werden auf dem Schlachtfeld entschieden, entweder durch den Sieg einer Partei, wie im Ersten und Zweiten- Weltkrieg, oder indem beide Parteien so geschwächt sind, dass sie nicht mehr kämpfen können, wie am Ende des 30jährigen Krieges. Erst dann kann und muss man verhandeln. Aber nicht über die Beendigung des Krieges. Dieser ist schon beendet. Verhandeln muss man über die Nachkriegsordnung.

Besonders manipulativ und zynisch ist Lafontaine im zweiten Teil seines Pamphlets (Buch will ich es nicht nennen), wo er seine „Gedanken zum Krieg“ niedergeschrieben hat. Wenn man bis jetzt unsicher war, wer diesen absurden Text geschrieben hat, so könnte man jetzt glauben, dass es von der russischen Propaganda verfasst worden ist. Lafontaine schreibt, dass „wir“ bereits in der Schule gelernt haben, dass es „süß und ehrenvoll ist für das Vaterland zu sterben.“ Lafontaine ist mehr oder weniger so alt wie ich. Ich weiß allerdings nicht auf welcher Schule er gewesen ist. Ich habe das allerdings auf einer israelischen Schule gelernt. Zwar nicht das Sprichwort von Horaz, sondern dass des russisch-jüdischen Zionisten Josef Trumpeldor, der bei der Verteidigung der zionistischen Siedlung Tel Chai in Galiläa, nahe der libanesischen Grenze, von einer arabischen Kugel getroffen wurde und im Sterben gerufen hat: „Es ist gut zu sterben für unser Land.“ Dabei war es nicht sein Land. Als ich später in Deutschland zur Schule ging, habe ich gelernt, dass Horaz vor mehr als zweitausend Jahren gelebt hat und sein Sprichwort nicht mehr in unsere Zeit passt. Ich habe in der Schule den deutschen Kriegsrückkehrer Wolfgang Borchert gelernt, der in seinem Buch „Draußen vor der Tür“ vor dem Krieg gewarnt hat und ähnlich auch Erich Maria Remarque in seinem Buch „Im Westen nichts neues.“ Diese Autoren und viele mehr (Siegfried Lenz, Heinrich Böll u.a.) haben uns die Gräuel des Krieges beschrieben und uns davor gewarnt.

Lafontaine erinnert an seinen Vater, der im April 1945, kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges „von einem US-Soldaten erschossen worden ist“, und fügt noch hinzu, um vielleicht zu unterstreichen, wie ungerecht das war, „als er auf dem Weg zu seiner Familie war.“ Stammt daher sein irrationaler Hass auf die USA? Sein Vater war offensichtlich ein deutscher Soldat und wenn der US-Soldat nicht zuerst geschossen hätte, dann hätte er möglicherweise den US-Soldaten getötet. Schließlich hat Deutschland den Zweiten Weltkrieg begonnen und verschuldet. Sein Vater hätte auch von Hitlers Armee desertieren können. Lafontaine lobt doch so sehr Boris Vians Lied „Le Déserteure“ und versichert, dass er „große Sympathien für Kriegsdienstverweigerer“ hat. Er zitiert auch Mohammed Ali, der gesagt hat: „Ich gehe da nicht hin (zum Krieg in Vietnam), warum soll ich diese Menschen erschießen, sie haben mir nichts getan.“ Der Vergleich mit der Ukraine hinkt natürlich gewaltig. Die Ukrainer müssen nirgendwohin gehen. Die russischen Invasoren kamen zu ihnen. Die Ukrainer verteidigen sich und das ist ihr gutes Recht. Viele Linke sind der Meinung, dass die Palästinenser das recht haben sich zu verteidigen und sind bereit dieses auch zu unterstützen. Warum aber die Ukrainer nicht.

Auch Papst Franziskus wird von Lafontaine bemüht, der über die kapitalistische Wirtschaftsordnung gesagt hat: „Diese Wirtschaft tötet.“ Aber auch die russische Wirtschaftsform, die kommunistische und die gegenwärtige, tötet. Da lebe ich schon lieber in unserer Wirtschaftsform mit all ihren Ungerechtigkeiten. Für mich sind die russischen Oligarchen zynischer und krimineller als die amerikanischen Milliardäre, die weniger an Krieg als an Umsatz interessiert sind. Die russischen Oligarchen haben alles Volkseigentum gestohlen und dazu habe ich bis heute weder von Lafontaine noch von Sarah Wagenknecht etwas gehört.

Lafontaine ist „fassungslos“, wenn er Fernsehen-Diskussionen zuschaut. Auch ich bin fassungslos, besonders wenn Oskar Lafontaine oder seine Ehefrau Sarah Wagenknecht teilnehmen und behaupten, dass an allem Übel auf der Welt die USA schuld sind. Lafontaine ist entsetzt, wie er schreibt, wenn Vorschläge kommen, die NATO soll Waffen liefern oder gar in diesem Krieg eingreifen. Dabei sind es die Regierungen, die beschließen können Waffen zu liefern, nicht die NATO und die NATO hat doch von Anfang an betont, dass sie nicht in diesem Krieg hineingezogen werden will. Otto Schily, der ehemalige Bundesinnenminister, schlägt vor, dass man der Ukraine eine ähnliche Verfassung geben sollte, wie der Schweiz. Lafontaine stimmt ihm zu. Der Schweiz hat aber niemand die Verfassung „gegeben“. Die Schweiz hat es sich selbst gegeben. Schily und Lafontaine sollten besser schweigen, als anderen Staaten Verfassungen vorzuschlagen. Ich bin sicher, dass die Ukrainer auf solche Vorschläge verzichten können. Ich bin auch sicher, dass Schily und Lafontaine sofort flüchten würden, wenn Putin seine Vorstellungen in Deutschland durchsetzen wollte.

Lafontaine möchte, dass „am Ende des Krieges ein für beide Seiten gesichtswahrender Kompromiss“ stehen müsste. Aber das ist doch schon jetzt nicht mehr möglich, da Putin schon längst sein Gesicht verloren hat und eher in einem Kriegsverbrecher-Prozess landen wird als als strahlender Sieger. Lafontaine träumt von einer „sozialen Verteidigung“ und meint damit, dass die Ukrainer aufhören, sich militärisch zu wehren, wenn sie überleben wollen. Aber was für ein Überleben wäre das? Die Ukraine wäre ein Vasalen Staat Russlands. Sogar die Palästinenser sind mit einer solchen Lösung nicht einverstanden. Nur idiotische Deutsche und nationalistische Russen träumen davon. Lafontaine meint, dass Menschenleben höher zu werten ist als Freiheit. Die Geschichte lehrt uns aber, dass die Menschheit immer anders darüber gedacht hat. Für Freiheit und Unabhängigkeit waren die Menschen schon immer bereit ihr Leben zu opfern. Nichts fürs Vaterland, nicht für eine Ideologie oder einer Partei, sondern für die Idee der individuellen Freiheit lohnt es sich zu kämpfen und wenn es nichts anders geht bis zum Tod.

Überraschenderweise finde ich bei Lafontaine neben vielen absurden Ideen einer sogenannten “sozialen Verteidigung“ auch folgenden Satz: „Wenn überhaupt Krieg, dann Verteidigungskrieg. Alle anderen Kriege habe ich immer abgelehnt.“ Da bin ich endlich mit ihm einig. Aber leider sieht er den Krieg der Ukrainer nicht als Verteidigungskrieg, sondern als Expansionskrieg im Auftrag der Amerikaner. Es sei ihm selbstverständlich erlaubt das so zu sehen. Schließlich leben wir in einer Demokratie, in der jeder nach seiner Façon leben und schreiben darf. Es sei uns aber auch erlaubt ihn deswegen auszulachen, zu verachten und ignorieren. Er appelliert „nicht alle Russen zu Feinden erklären.“ Wer tut das? Er aber erklärt alle Amerikaner zu Feinden und alle Ukrainer als Nazis. Putin und seine Knechte sind aber in der Tat unsere Feinde. Sie müssen beseitigt werden, nicht Dostojewski, Tolstoi, Gogol oder Gorbatschow. Auch mir tun die jungen Russen leid, die in einen Krieg geschickt werden, denn sie gar nicht wollen. Aber es gibt auch andere, die am laufenden Band Kriegsverbrechen begehen. Und gegen diese führen wir Krieg, nicht gegen die russische Literatur, Musik und andere Künste. Aber ich würde auch Künstler boykottieren, die Putins Krieg unterstützen.

Wir müssen also darauf warten, dass die jungen Russen sich bald erheben und Putin und seine Mitverbrecher zum Teufel jagen. Ich bin allerdings in diesem Fall nicht für einen Tyrannenmord. Putin soll weiter leben, aber in einem Gefängnis und soll sehen was aus seinem dämlichen Irrtum geworden ist. Er soll sehen, wie die Ukraine wieder aufgebaut wird mit der Unterstützung der ganzen Welt und vor allem mit russischen Reparationen.

Bis es aber so weit ist müssen wir den Ukrainern alles liefern, was sie benötigt. Auch und besonders Leopard 2 Panzer. Das hat nämlich aller höchste Priorität und nicht, wie Lafontaine meint, der Waffenstillstand. Wenn wir Waffen liefern, kann das zwar schwerwiegende Folgen haben. Wenn wir aber keine liefern, können die Folgen noch schwerwiegender sein und zu einer Eskalation führen, die wir nicht wollen. Es ist wie Kanzler Scholz sagt: „Russland darf nicht siegen.“

Ein falscher Waffenstillstand beendet keinen Krieg. Russland soll nicht erobert werden, aber die russische Armee muss kapitulieren. Es muss keine „bedingungslose Kapitulation“ sein, wie Deutschland am Ende des Zweiten Weltkrieges, aber es muss eine Kapitulation sein, die Europa mindestens wieder echten Frieden beschert.

Erst dann kann man mit Gesprächen und Verhandlungen beginnen. Wir brauchen nämlich einen Frieden, der uns garantiert, dass von russischem Boden nie wieder Krieg ausbricht. Dazu ist eine echte, lebendige Demokratie in Russland nötig.

Auch wenn Demokratie nicht alles ist oder, wie es Churchill sagte, die Demokratie eigentlich schlecht sei, so gibt es, und auch das stammt von Churchill, keine bessere Regierungsform.

 

Oskar Lafontaine, AMI, IT´S TIME TO GO, Plädoyer für die Selbstbehauptung Europas, 62 Seiten, 12,–€, ISBN 978-3-96489-406-0

 

 

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