„Rauswurf“ aus der „Jüdischen Stimme“?

Nachdem ich bereits im Sommer meinen Austritt aus dem Verein „Jüdische Stimme für gerechten Frieden e. V.“ zum 31.12.2017 erklärt habe, hat der Vorstand am 20. Oktober 2017 mir mitgeteilt, dass man beschlossen habe, mich aus dem Verein auszuschließen. Wie kann man denn jemanden ausschließen, der dem vor Monaten Verein Adieu gesagt hat?

Viele fragen mich, was da passiert ist und meinen, dass es ein Skandal sei.

Ich will versuchen ohne Polemik und ohne Bitternis, darüber zu informieren.

Im Sommer in Zusammenhang mit dem KoPI-Kongress in Frankfurt gab es zwischen mir und KoPI Auseinandersetzungen darüber, wie man mit der Kündigung der Räume durch den Vermieter umgehen sollte. Ich war für ein hartes Vorgehen mit Hilfe der Gerichte. Einige im Vorstand meinten, dass wir lieber andere Räume suchen sollten. Man meinte: „Wir hätten noch eine Alternative.“ Ich habe mich entschieden dagegen ausgesprochen, und es fielen (möglicherweise) auch einige harte Worte, durch die sich einige Mitglieder beleidigt fühlten. Ich sagte, wir seien schließlich keine Kaffeekränzchen, sondern ein politischer Verein, der auch manchmal mit harten Bandagen kämpfen müsse. Schließlich werde ich auch nicht geschont. Am Ende war man von meiner Argumentation überzeugt, und man bat mich, KoPi die Adresse meines Anwalts zu geben, der per Einstweiliger Verfügung die Räume frei bekommen hat. 

Manche Mitglieder haben mir aber mein „unverschämtes“ Vorgehen nicht verziehen, und in einer KoPI Versammlung, an der ich nicht teilnehmen konnte, wurde ich für ein halbes Jahr von der Liste „suspendiert“. Geärgert hat mich an dieser absurden und beschämenden Entscheidung die Tatsache, dass der Vertreter der Jüdischen Stimme, Shir Hever, für die Suspendierung gestimmt hat. Ich habe daraufhin meinen Austritt von der „Jüdischen Stimme“ erklärt, weil ich nicht mehr Mitglied eines Vereins sein wollte, dessen Vorstand gegen ein Vereinsmitglied stimmt.

Nach der Satzung des Vereins „Jüdische Stimme“ blieb ich aber noch bis zum 31.12. 2017 Mitglied.

Dann kam es zum zweiten Eklat, der auch zum beschämenden Brief der „Jüdischen Stimme“ geführt hat.

Ich wollte während der Buchmesse mein neues Buch DIE ANTISEMITENMACHER in einem Saal, der Saalbau GmbH, vorstellen. Diese gehört aber der Stadt Frankfurt und wir wissen alle, was der Magistrat der Stadt beschließen wollte, nämlich, dass Kritiker der Politik Israels keine Räume mehr zur Verfügung gestellt bekommen.

Ich dachte, dass wenn ich darauf hinweise, dass ich (noch) Mitglied der „Jüdischen Stimme“ bin, ich leichter einen Raum bekomme. Ich habe am 21.9.2017 dem Vorstand der „Jüdischen Stimme“ mitgeteilt, dass ich das vorhabe. Der Vorstand hat mir nicht geantwortet, also auch nicht widersprochen. Ich habe also unter dem Hinweis, dass ich Mitglied der Jüdischen Stimme bin, und nicht im Auftrag der Jüdischen Stimme, den Saal gemietet. Die Saalbau hat aber eine Bestätigung geschickt an die Jüdische Stimme c/o Abraham Melzer.

Ich hätte das sofort korrigieren sollen, aber ich habe es nicht getan, weil ich keine „schlafenden Hunde“ wecken wollte.

Es kam, wie es kommen sollte: Als die Stadt davon erfuhr, wurde der bereits geschlossene und von mir bezahlte Mietvertrag gekündigt. Ich habe eine Einstweilige Verfügung erwirkt, und die Kündigung wurde sofort aufgehoben. Die Stadt wollte aber nicht aufgeben und beauftrage ein Anwaltsbüro. Der Anwalt hat sofort die Lücke entdeckt, wo ich schwach war, nämlich, dass ich keine Aktivlegitimation vorgewiesen habe, dass die „Jüdische Stimme“ damit einverstanden war.

Ich bat die „Jüdische Stimme“, Iris Hefets, mir diese Legitimation nachträglich zu geben, die sich aber weigerte. Das habe ich ihr wieder übel genommen und habe durch einen Brief an alle Mitglieder mitgeteilt, dass dieses Verhalten meinen Austritt nur bestätigt.

Das ist in Kürze der Sachverhalt.

Die „Jüdische Stimme“ verbreitet aber wieder Lügen über mich, wie es im Sommer Shir Hever getan hat. Man braucht nur den Brief vom 20.10.2017 zu lesen. Alle 4 Punkte sind lächerlich, absurd und unwahr. Ein Verein, der schwere Vorwürfe, als „schwere Beleidigungen des Vorstands“ kommuniziert, ist für mich kein Verein. Schließlich ist der Vorstand nicht der Papst und selbst den Papst würde ich kritisieren, wenn ich Grund dazu hätte. Auch der Vorwurf 3, Störung des Vereinsfriedens, wäre ein trauriger Vorwurf, wenn er nicht so lustig wäre. „Vereinsfriedens“????

Ja, genau darum geht es. Der Verein will in Frieden Kaffee und Kuchen genießen, und inhaltlich ernsthafte Vorwürfe gegen den Vorstand sind unangenehm, ja vielleicht sogar „Majestätsbeleidigung“. So hat der Verein schon vor Jahren seinen ersten Vorsitzenden Rolf Verleger so gut wie rausgeschmissen, um es vorsichtig zu formulieren. Verleger erklärte seinen Rücktritt, um „unangehnehmen Auseianeindersetzungen im Vorstand“ aus dem Weg zu gehen. Vermutlich hätte man ihm ein ähnliches Scherbengericht wie beim Zentralrat der Juden in Deutschland bereitet. Gleichwohl ist Rolf Verleger immer noch Mitgleid der JS. Mir tut es heute noch leid, dass ich mich damals zum Vorstand habe wählen lassen. Ich blieb aber nicht lange im Vorstand, denn schon damals haben mich die Intrigen gestört.

Und heute? Der Verein hält sich nicht an seine eigenen Satzung. Man hätte mich anhören müssen, bevor man mich rauswirft. Aber das wollten die Damen und Herr Hever nicht. Und jetzt räumen sie mir aber noch das Recht auf Widerspruch ein. Absurder geht es nicht mehr. Ich bin doch von mir aus schon längst ausgetreten, warum soll ich da noch gegen meinen „Rauswurf“ widersprechen?

4 Gedanken zu „„Rauswurf“ aus der „Jüdischen Stimme“?

  1. Sehr bedauerlich!!
    Merkt die Jüdische Stimme und auch Abi Melzer nicht, dass sie nur der Pro-Israel Lobby (daruter zu verstehen: Juden u. Israelis u. alle, die jede Kritik an Israel, verhindern – mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln) in die Hände spielen?!
    In der Zeit, wo Friedensaktivisten sich untereinander „zerfleischen“, anstatt ihre Kraft und Konzentration auf ihr Ziel -einen gerechten Frieden für beide Völker – zu konzentrieren. Die Pro-Israel-Lobby nutzt die Zeit, um erneut dagegen vorzugehen.
    Meine Meinung: „Nach außen hin zusammenhalten…“ EINE EINHEIT BILDEN, nur dann hat der Frieden eine Chance!
    Frieden stiften zu wollen und selber aufeinander loszugehen = Ironie!

  2. Dem oben stehenden kann ich mich nur anschließen. Komischerweise ist das in vielen Organisationen/Vereinen/Gruppen, in denen ich Mitgllied bin, festzustellen: statt sich gegen die immer weiter ausufernde „Reaktion“ gemeinsam aufzulehnen zerfleischen diese Gruppen sich selbst. Wir sollten uns gegenseitig stärken, niedermachen hilft uns nicht.

  3. Jetzt kenne ich den Sachverhalt und muß Abi Melzer uneingeschränkt zu-
    stimmen. Seine Position und Reaktion ist die einzig richtige!
    Die Jüdische Stimme hat meine Sympathie verspielt.

  4. ES HÄTTE NICHT SO WEIT KOMMEN DÜRFEN
    Das Kind ist in den Brunnen gefallen. Wir haben es mit einem Zionismus zu tun, der Grundrechte der Palästinenser mit Füssen tritt und damit gegen „Menschenrechte für Alle“ arbeitet. Das bedroht Lebensbereiche weit über Israel/Palästina hinaus. Wir haben in der Soli-Arbeit unsere Belastungsgrenzen. Wo wir respektvollen Umgang untereinander nicht wichtig nehmen untergraben wir die Basis für die wir einstehen. Die Arbeit von A.Melzer verdient grosse Wertschätzung. Sein neues Buch – seine Artikel im „der Semit“ . Ich glaube aber darum geht es nicht. Keiner ist eine Insel. Die „Jüdische Stimme“ hat über Deutschland hinaus ein Gewicht ! Wer profitiert von Trennungen und fehlender Achtung und Respekt ? Lassen wir lieber jene die die Last jahrzehntelanger Unterdrückung tragen dafür bezahlen dass uns Selbstkritik schwer fällt.(?) . C’est le ton qui fait la musique. Ich habe den „Ausschluss-Brief“ gelesen. Darin stehen ausgereizte Versuche der Verständigung. Ich war nicht dabei. Ich denke aber es hätte auch anders laufen können (müssen).
    Das einzig Beständige ist der Wandel. Wir brauchen RETTENDE, die – ständig – „das Kind aus dem Brunnen holen“ ! Eine Kultur von Verständigung und Unterstützung und des immer wieder Neubeginnes üben – Absprachen statt Abspaltungen – speziell in unserer Solidaritäts-Arbeit.

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