Rosenmontag im Mai

Einen Tag mit der Kippa herumlaufen, als Zeichen der Solidarität mit Israel. Einen Tag Jude spielen, als Buße für den Holocaust. Eigentlich eine ausgezeichnete Idee, wenn sie nicht so verlogen und heuchlerisch wäre.

Geht es Uwe Becker und allen, die bei diesem Zirkus mitmachen um Solidarität oder um die Beruhigung ihres Gewissens? Solidarisieren sie sich mit Juden oder versuchen sie ihre dunkle Vergangenheit zu beruhigen, indem sie für einen Tag den Juden spielen und den philosemitischen Rosenmontag inszenieren? All diese Kippa-Träger kommen mir vor wie Jecken mit Cowboyhut, die für einen Tag sich wie im Wilden Westen fühlen und am Aschermittwoch ist alles vorbei.

Eigentlich müssten sie alle mit Büßerhemd rumlaufen und einen gelben Judenstern auf der Brust tragen, statt mit einer Kippa auf dem Kopf, die nur ein religiöses Symbol ist und weder Israel noch das Judentum repräsentiert. Nur Schmocks wie Uwe Becker können auf eine solche aberwitzige Idee kommen, dass Kippatragen Solidarität mit Israel bedeutet. 

Was für eine Rosenmontag Stimmung, wenn auch noch das Hessische Parlament in den Räumen der jüdischen Gemeinde tagt, alle Mitglieder des Parlaments Kippa tragen, nur die Juden nicht. In Hessen leben an die 10 000 Juden und hunderttausende Moslems. Warum tagt das Parlament nicht auch in einer Moschee oder einem islamischen Gemeindezentrum? Weil die Moslems keinen Holocaust erlebt haben und weil diese billigen und peinlichen Inszenierungen doch nur wegen des Holocaust und des schlechten Gewissens von Politikern wie Uwe Becker gemacht werden.

Das Kippatragen hat nichts mit Israel und nichts mit einer Solidarität mit Israel oder den Juden zu tun, sondern mit dem Wunsch durch eine spektakuläre, wenn auch peinliche, Aktion Schluss zu machen mit dem schlechten Gewissen. Vor Jahren sagte mir einmal ein Passant auf der Zeil, als wir dort eine Mahnwache für Palästina abhielten, er könne gar kein Antisemit sein, weil er ja Kishon lese und sich dabei auch noch amüsiere. Gemäß dieser Logik handelt auch Uwe Becker, der glaubhaft verkünden möchte, dass er kein Antisemit sei, da er ja einen Tag lang mit einer Kippa in Frankfurt herumläuft. Wer also das tut, kann ja kein Antisemit sein, höchstens ein Philosemit, der ein schlechtes Gewissen hat, weil er ja weiß, dass er kein Philosemit ist, sondern ein Antisemit. Philosemitismus und Antisemitismus sind die zwei Seiten derselben Medaille. 

Jetzt laufen in Frankfurt und in anderen Städten tausende von Jecken mit einer Kippa auf dem Kopf herum, fühlen sich für einen Tag als Juden und werden morgen schon vergessen, dass sie für einen Tag Juden waren. Damit es aber nachhaltig bleibt, müsste man sie alle beschneiden!!!

An dieser absurden Aktion nehmen viele Organisationen und sogar beide großen christlichen Kirchen teil. Nur die jüdische Gemeinde war diesmal klug genug, sich diese Peinlichkeit zu ersparen. Der Vorsitzende der Gemeinde in Frankfurt, Prof. Latasch sagte, dass die meisten Mitglieder des Präsidiums keine gläubigen Juden seien und es deshalb ablehnen, mit Kippa herumzulaufen, die sie aus Achtung vor der Religion selbstverständlich in der Synagoge tragen. Uwe Becker und andere haben keine Achtung vor der jüdischen Religion und verbünden sich mit den national-religiösen Hooligans in Israel, die es lieben, mit einer gestrickten Kippa herumzulaufen, um zu provozieren.

Ich wäre bereit, Uwe Becker abzunehmen, dass er es ernst und aufrichtig meint, wenn er auch bereit wäre, sich beschneiden zu lassen und sich dadurch für immer als Juden zu fühlen. Aber selbst das wäre sinn- und zwecklos, weil Judentum nicht bedeutet, beschnitten zu sein und auch nicht den gleichen Glauben zu haben oder der gleichen Rasse anzugehören, sondern an erster Stelle eine Schicksalsgemeinschaft. Und mehr als Blut und Glaube ist es das, was Juden aus Russland, Deutschland, Frankreich und Nordafrika bis zum Jemen verbindet. Und wer das nicht weiß und das auch nicht nachempfinden kann, soll bitte aus dem Judentum keinen Karneval mit eigenem Rosenmontag bzw. Kippamontag machen.

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