Die israelische Staatsdoktrin

Man kann es noch so ablehnen, aber die israelische Staatsdoktrin ist rassistisch. Israel bezeichnet sich als jüdischer Staat. Jude kann aber nur derjenige sein, dessen Mutter Jüdin ist. Die Zugehörigkeit zum Staat und die Akzeptanz durch den Staat sind demnach vom Blut abhängig. Das ist ein wesentliches Merkmal des Rassismus. Das war auch die Staatsdoktrin in Deutschland im Dritten Reich und das war die Staatsdoktrin in Südafrika während des Apartheid-Regimes. In Staaten wie Frankreich, England oder Deutschland ist es heute anders, die Zugehörigkeit zum Volk und zur Nation ist weder von der Religion noch von der ethnischen Abstammung abhängig. In Israel von heute wird auf die „Reinheit“ des Blutes geachtet.

Was genau ist damit gemeint, dass Israel ein jüdischer Staat ist? Man redet vom „jüdischen Charakter des Staates“, was aber ein sehr schwammiger Begriff ist. Für manche ist es die Forderung und Vorbereitung auf einen Staat, der seine Gesetze nach der Halacha richtet, nach den Vorschriften der jüdischen Religion wie sie in der Bibel aufgezeichnet sind. Für andere ist es allein die Tatsache, dass die jüdischen Feiertage in Israel als gesetzliche Feiertage gelten, so wie in Deutschland die christlichen Feiertage. Dabei bezeichnet sich Deutschland nicht als ein christliches Land, auch wenn betont wird, dass hier die jüdisch-christliche Tradition ausschlaggebend ist. Für andere wiederum bedeutet es, dass man sich nicht vor Antisemitismus fürchten braucht. Schließlich bedeutet es für die Welt die Tatsache, dass die Juden in Israel demografisch die Mehrheit darstellen.  Weiterlesen

Nachlass: “vae victis”

Bei Joseph Roth habe ich einen Text entdeckt, den ich meinen Lesern nicht vorenthalten möchte, da er mit nur geringen Änderungen auf die Situation der Palästinenser heute passt, mehr als 80 Jahre nachdem er im Juni 1937 geschrieben wurde. Ich habe den Originaltext von Joseph Roth so gelassen, wie er ihn geschrieben hat und meine „Änderungen“ in Klammern und in kursiv gesetzt.

Die Leser mögen es mir verzeihen. Trotzdem hoffe ich, dass ich damit den einen oder anderen Leser zum Nachdenken gebracht habe und dazu, dass er seine Position im Nahost-Konflikt überprüft. Der Text von Joseph Roth ist deshalb absolut richtig, weil er inhaltlich von höchster Qualität und moralisch über jeden Zweifel erhaben ist. Er ist auch nach 80 Jahren so aktuell und wahrhaftig wie im Juni 1937, als Roth ihn geschrieben hat. (A.M.)

von Joseph Roth

Von den Juden (Palästinenser), die heute noch in Deutschland (Israel/Palästina) leben, wird höchstwahrscheinlich nur noch ein unwesentlicher Bruchteil auswandern können – und wollen. Denn auch nach einer hundertjährigen Emanzipation und einer Scheingleichberechtigung, die etwa 50 Jahre gedauert hat, besitzen die Juden (Palästinenser) wenn auch nicht die göttliche Gnade, leiden zu können wie ihre gläubigen Brüder, so doch die merkwürdige Fähigkeit, Unsagbares zu erdulden. Sie werden bleiben, sie werden heiraten, sich vermehren, ihre Finsternisse und Bitterkeit vererben – und hoffen, dass eines Tages „alles anders“ werde.

Eines Tages – und gewiss früher als in 1000 Jahren – wird sich freilich manches in Deutschland (Israel/Palästina) ändern. Aber mit der Generation, die jetzt in der Hitler-Jugend (Hügel-Jugend) heranwächst, werden weder die Juden (Palästinenser) noch die Christen (Israelis), noch die kulturbewussten Europäer erfreuliche Erfahrungen machen können. Es ist Jasons Drachensaat, die da aufgehen wird. Um die nächsten zwei Generationen der deutschen (israelischen) Heiden zu taufen (bekehren), wird es eine ganze Armee von Missionaren bedürfen. Solange die Deutschen (Israelis) nicht Christen (Juden) sind, haben die Juden (Palästinenser) wenig von ihnen zu erhoffen.

Es ist also menschlichem Ermessen nach wahrscheinlich, dass die Juden (Palästinenser) noch lange Parias unter den Deutschen (Israelis) bleiben werden. Es sei denn, man rechne mit der beinahe utopischen Vorstellung, dass Europa (und die Welt) zu seinem Gewissen zurückfindet; dass ein gemeinsam anerkanntes Gesetz den törichten Standpunkt der sogenannten „Nicht-Einmischung“ verbietet, der sich aus dem geradezu vulgären und plebejischen Sprichwort herleitet: „Jeder kehre vor seiner Tür.“ Es ist wahrhaftig die Hausmeister-Philosophie, die seit einigen Jahrzehnten die Welt bestimmt. Vielmehr sollte

Jeder vor der Tür des anderen kehren. Es kann mir nicht verwehrt sein, in das Haus meines Nachbarn einzudringen, wenn er im Begriff ist, seine Kinder mit der Hacke zu erschlagen. Es kann keine europäische und auch keine europäisch-christliche Moral geben, solange der Grundsatz der „Nicht-Einmischung“ besteht. Weshalb denn maßen sich die europäischen Staaten an, Zivilisation und Gesittung in fernen Erdteilen zu verbreiten? Weshalb nicht in Europa? (in ihrer Nachbarschaft)?

Eine jahrhundertealte Zivilisation eines europäischen Volkes (der Juden) beweist noch lange nicht, dass es durch einen unheimlichen Fluch der Vorsehung wieder barbarisch wird. Auch unter den Völkern in Afrika, die heute der Protektion zivilisierter (?) Völker bedürfen, hat es bestimmt einige gegeben, deren Jahrtausende alte Kultur eines Tages, eines Jahrhunderts möchte man sagen, aus unergründlichen Ursachen verschüttet worden ist. Die europäische Wissenschaft selbst beweist es.

Man redet konstant von einer „europäischen Völkerfamilie“. Wenn diese Analogie stimmen soll: Wo hätte man je gesehen, dass ein Bruder dem andern nicht in den Arm fällt, wenn dieser im Begriff ist, eine Dummheit oder eine Bestialität zu begehen? Ist es mir lediglich erlaubt, dem schwarzen Kopfjäger bessere Sitten beizubringen, nicht aber dem weißen? Fürwahr, eine seltsame Art von Familie, diese „Völkerfamilie“!…Der Vater ist fest entschlossen, nur vor seiner eigenen Tür zu kehren; und aus dem Zimmer seines Sohnes stinkt schon der Mist zum Himmel.

Ich wollte, ich besäße die Gnade und die Einsicht, einen Ausweg auch nur andeuten zu können. Die Aufrichtigkeit, eine der oft verkannten bescheidenen Musen des Schriftstellers, zwingt mich zu einem pessimistischen Schluss dieses meines zweiten Vorwortes:

  1. Der Zionismus ist nur eine Teillösung der Judenfrage.
  2. Zu vollkommener Gleichberechtigung und jener Würde, die äußere Freiheit verleiht, könnten die Juden (Palästinenser) erst dann gelangen, wenn ihre „Wirtsvölker“ (die Israelis) zu innerer Freiheit gelangt sind und zu jener Würde, die das Verständnis für das Leid gewährt.
  3. Es ist – ohne ein Wunder Gottes – kaum anzunehmen, dass die „Wirtsvölker (Israelis) zu dieser Freiheit und dieser Würde heimfinden.

Dem gläubigen Juden (Palästinenser) bleibt der himmlische Trost.

Den andren (Israelis) das „vae victis“.

Ist Michael Wolffsohn senil?

Die Frage ist nicht unberechtigt, wenn man seinen letzten Beitrag vom 6. Juli 2017 in der „Jüdischen Allgemeine“ liest, dem Zentralorgan des Zentralrates der Juden in Deutschland.  Natürlich in der Jüdischen Allgemeine, denn eine andere halbwegs liberale und vernünftige Zeitung hätte diesen selbstgerechten, weinerlichen und unverschämten Unsinn niemals gedruckt.

Wolffsohn beklagt, dass nach seiner Meinung „angeknackte“ Verhältnis zwischen Israel und Deutschland. Er behauptet, dass „seit 1981 gehört Israel in der deutschen Öffentlichkeit kontinuierlich zu den unbeliebtesten Staaten.“

Ich lebe aber auch in diesem Deutschland und kann das auf keinen Fall bestätigen. Ich habe noch im Auge die riesengroße Überschrift der BILD-Zeitung nach einem Selbstmordattentat in Tel Aviv: „Wir weinen mit Israel!“ Und meine tägliche Wahrnehmung in der Öffentlichkeit ist die, dass die Deutschen felsenfest hinter Israel stehen und vor jedem israelischen Kriegsverbrechen die Augen verschließen, auch wenn es einige, leider zu wenige Deutsche gibt, darunter auch viele Juden und Israelis, die hier leben, die Israels Politik kritisieren, was nichts, aber auch gar nichts zu tun hat mit „Israel-Kritik, Israel-Distanz und schließlich Antizionismus und Antisemitismus.“ Dieses ewige Mantra der zionistischen Juden à la Wolffsohn und Broder ist inzwischen so langweilig, wie das Vorlesen der Börsenkurse für Menschen, die keine Aktien besitzen.  Weiterlesen

Ilan Pappe, Ten Myths about Israel

by Ludwig Watzal

Pappe_Myths_IsraelParticularly, in the US and some European States, the Israeli and Zionist versions of history are wide-spread. Israel’s narrative relies on a collection of myths aimed at bringing the moral right and the ethical behavior of the Palestinians into twilight and making their claim to their country appear as illegitimate. Israel’s negation of Palestinian existence in the Land of Palestine is, however, a falsification of history.

“Ten Myths About Israel” was published in Germany in 2016 under the title ”What’s wrong with Israel? The Ten Main Myths of Zionism”. The mainstream media ignored it, which could also be the case in the US. It’s sad but that how media power works in favor of Israel.

Israeli historian Ilan Pappe, who lives in exile in Britain, deals in this book with the myths of Zionism and exposes them as legends consisting of half-truths and fabrications of history. The Zionist narrative has only little to do with historical reality and truth.  Weiterlesen

Münchens Antisemitismus-Antrag als Vernebelungstaktik

von Reiner Bernstein

Ich entsinne mich, dass ein führender Repräsentant der Münchner Israelitischen Kultusgemeinde vor Jahren nichts davon wissen wollte, dass antisemitische Einstellungen in der Bevölkerung nur Normalität gehören. Stattdessen wurde er nicht müde, mir seine positiven Erfahrungen bei Führungen durch die Synagoge am Jakobsplatz hervorzuheben. Was hat sich seither geändert? Die israelische Politik ist innen- und außenpolitisch unter Druck geraten – in den Bevölkerungen der westlichen Welt und in der internationalen Diplomatie. Wer heute dem Staat Israel die Achtung von Rechtsstaat und Demokratie zugutehält, muss mit Hohngelächter rechnen.  

In diese Konstellation fällt der Antrag „Gegen jeden Antisemitismus! – Keine Zusammenarbeit mit der antisemitischen BDS-Bewegung (‚boykott, divestment and sanctions‘)“ der Münchner CSU- und der SPD-Stadtratsratsfraktion vom 11. Juli. Bezeichnenderweise verfügen die Antragsteller nicht einmal über ausreichende Englischkenntnisse, sonst würden sie „Boykott“ nicht mit „k“ schreiben und hätten das „and“ zugunsten des Kommas vermieden.  Weiterlesen