Nein, wir Juden sollten Israel nicht kritisieren. Damit bin ich sogar mit dem Zentralrat der Juden einverstanden. Israel ist gegen jede Art von Kritik blind und taub, und die israelische Selbstgerechtigkeit stinkt bis zum Himmel. Ich bin aber mit der Konsequenz, die der „Zentralrat der Juden“ daraus ableitet, nämlich zu schweigen, ganz und gar nicht einverstanden. Nein, wir sollten nicht schweigen, sondern schreien, jeden Tag, jede Woche, jeden Monat und immer wieder, solange diese unsägliche Besatzung Palästinas und damit das Unrecht fortdauert. Wir sollten mit ganzer Kraft „J’accuse“ schreien, das berühmte „Ich klage an“ des nichtjüdischen französischen Schriftstellers und Journalisten Emil Zola angesichts des Unrechts, das man dem jüdischen Hauptmann Alfred Dreyfuss angetan hat, und zwar aus rein antisemitischen Motiven.
Wir sind heute aber Zeugen eines viel größeren und bedeutenderen Unrechts, das Juden, oder besser gesagt, Israelis, einem anderen Volk antun. Was wir dieser Tage erlebt haben, dass ein israelischer Soldat einen verwundeten und wehrlosen Palästinenser durch einen gezielten Schuss im den Kopf tötet bzw. ermordet, ist nicht neu. Es ist nur deshalb neu, weil es zum ersten Mal so deutlich und klar und unleugbar dokumentiert wurde und weil derjenige, der es gefilmt hat, die Daten sofort an die israelische Organisation „B’Tselem“ weitergereicht hat, bevor die israelischen Behörden, insbesondere das Militär, ihm die Daten wegnehmen und vernichten konnte. Weiterlesen →