Schuld und Scham, warum?

Krieg, meint sein Theoretiker Carl v. Clausewitz, sei über die erste Schlacht hinaus nicht mehr planbar. Die Kräfte entwickeln eine nicht abschätzbare Dynamik. Man kann ihn vielleicht im Laborformat mit einem Bankraub vergleichen: die Räuber wissen nicht im Voraus, wie das Personal und zufällig anwesende Kunden sich verhalten werden. In der Bank löst sich Alarm aus, die Angestellten leisten verhalten Widerstand; zuletzt endet der Bereicherungsversuch mit Geiselnahmen und Toten. Natürlich sind die Bankräuber „schuld“. Was kann das schon heißen, wenn es Tote gegeben hat. Ebenso fragt man sich, ob die Eskalation durch polizeitaktische Fehler verursacht wurde. Die Polizei trägt dann eine Verantwortung für die Toten mit, aber „Schuld“? Heiner Meulemann (in: Soziologie von Anfang an) beschreibt die relationalen Strukturen, die auch außerhalb gewollter Situationen entstehen, sobald Menschen miteinander in Beziehung treten. Schuld ist ein religiöser Begriff, einerseits diffus, andererseits linear, weil trotz eines Verhältnisses des Menschen zur Gottheit ein soziologisches Verhältnis negiert wird. Im Recht und in der Soziologie ist also der Schuldbegriff deplatziert ist. Religiös gesehen soll sich Schuld sogar vererben. Abgeleitet wird diese Vorstellung aus einem religiösen Mythos, der Mensch sei nach dem Ebenbild des ihn schöpfenden Gottes geschaffen worden, so dass er diesem ein gottgefälliges Leben schulde. Jede Abweichung von diesem Kanon wird zur „Schuld“. Anders als das jüdisch semitische Gottesbild ließen die Griechen den Menschen ein Geschöpf des Prometheus sein, dessen Göttergeschlecht von den olympischen Göttern gestürzt wurde. Der klassische Mensch schuldete den herrschenden Göttern nichts, außer den Respekt vor ihren Gewalten. Der ursprüngliche freie Mensch der klassischen Antike ließ sich also durch Übernahme des Monotheismus in eine Pflicht nehmen, aus deren Unterdrückung er sich langsam löst.

Guckt man in das vom klassischen römischen Recht her entwickelte BGB, entdeckt man den terminus technicus der „Schuldverhältnisse“. Diese werden durch Vertrag begründet oder durch einseitige Verletzung absoluter Rechte Dritter, etwa des Eigentums, erzeugt: Schadensersatzanspruch. In ähnlicher Logik kam im alten Germanien ein Mörder frei, wenn er der geschädigten Sippe ein Wergeld entrichtet hatte. Dennoch war mit dem Wergeld nicht alles abgegolten. Die Griechen studierten das Problem an Orestes. Er hatte den Mord an seinem Vater gerächt und dessen untreues Weib samt deren Liebhaber erschlagen. Das war insoweit in Ordnung, nur war das untreue Weib auch Orestes Mutter. . Die Erinnyen verfolgten ihn wegen des unlöslichen Widerspruchs der Pflichten. Die Erfüllung der Pflicht A bedeutet simultan die Verletzung der Pflicht B.

Diesen Widerspruch auf einen Krieg oder Bankraub übertragen, ergeben sich dieselben unlösbaren Widersprüchlichkeiten. Auf einseitiges Recht oder isoliertes Unrecht kommt es nicht mehr an. „Schuld“ tragen alle Beteiligten. Die Polizei könnte eine überfallene Bank belagern, bis die Räuber ausgehungert aufgeben. Problem sind die Geiseln, die man lebend befreien muss, weil man deren Rettung verpflichtet ist. Sieht man in der Totalszenerie eines Bankraubs nur die Befreiung der Geiseln als Polizeiaufgabe, dann gehen tote Geiseln auf das moralische Konto der Polizei. Sie hat etwas falsch gemacht. Sie will nämlich simultan die Räuber fassen; sonst könnte die Polizei alle Bedingungen erfüllen und die Räuber mit Beute und Fluchtauto ziehen lassen. Irgendwann wird sie die Räuber schon fassen. Diesem Widerspruch zwischen Geiselrettung und Rechtsbruchbekämpfung entwächst die orestische Schuld der Polizei.

So ist es auch mit dem Krieg; hat man ihn einmal aufgenommen, kommt es zu moralischen Komplikationen. Solange etwa die Ukraine auf dem eigenen Territorium gegen den russischen Aggressor kämpft, wird man ihr kaum „Schuld“ vorwerfen können. Aber unsere Gedanken kreisen nach wie vor um den Zweiten Weltkrieg. Polen wurde von Deutschland überfallen und verteidigte sich. England und Frankreich erklärten Deutschland den Krieg wegen des Angriffs auf Polen; im weiteren Kriegsverlauf verbündeten sich England und Russland, das mit Deutschland zusammen Polen angegriffen hatte. Und zuletzt nahmen sie hin, dass zur Gänze Polen dem russischen Joch unterworfen blieben. So gesehen hätte man auch auf die Kriegserklärungen verzichten können. Der Krieg endete auch ganz anders als er begonnen wurde. Angeblich sollen die Deutschen versucht haben, kurz nach Kriegsbeginn einen Kompromissfrieden auszuhandeln. Aber England wollte nicht mehr verhandeln. Endlich hatte es einen Kriegsgrund, der auch sein Commonwealth verpflichtete, Hilfe zu leisten. Wegen des Anschlusses Österreichs hätte England die Australier und Kanadier kaum überzeugen können, Truppen zu entsenden.

Man kann es daher auch so sehen, dass ein Krieg gegen Deutschland schon 1933von England gewollt war, nur hatte es bis zum Angriff auf Polen und bis zum Pakt mit der Sowjetunion keinen Grund gegeben, der unbeteiligten Völkern als akzeptabel erschienen wäre. „Rheinlandbesetzung“, Anschluss Österreichs und Angliederung des Sudentenlandes waren keine materiellen Rechtsverletzungen, sondern nur förmliche. Die Sieger von 1918 hätten die Grenzkorrekturen und die Aufnahme Österreichs in das Reich schon 1919 zulassen müssen. Der Zweite Weltkrieg hätte also nicht stattfinden müssen; die britische Regierung hat, um Deutschland niederzuschlagen, ihr Weltreich verspielt. Der Suezkanal ist weg, Pakistan, Indien und Ägypten sind frei, der Rest ist heute amerikanisch orientiert. Der deutsche Führer hatte sich vielleicht nicht vorstellen können, dass er Krieg gegen ein zum Selbstmord bereites Land führen werde.

Schon 1914 führte die britische Regierung den Krieg gegen Deutschland im Sinne eines totalen Krieges auch gegen die Zivilbevölkerung. 1915 litt Deutschland unter Hunger (Kohlrübenwinter); schon 1941 begannen die Briten deutsche Städte anzugreifen. Der erste große Angriff richtete sich auf das historische Lübeck, das keinerlei militärische Bedeutung hatte. Sie bombardierten die Möhnetalsperre in der Spekulation, dass die Wassermassen die Zivilbevölkerung des Ruhrgebietes ersäufe. 1.200 Zivilisten ertranken. Man muss sich nur die Bilder von deutschen Innenstädten anzusehen, um zu erkennen, wie verbrecherisch der Krieg gegen Deutschland geführt wurde. Dass der Krieg verloren gehen werde, war angeblich Hitler schon klar, als der Angriff auf die Sowjetunion nicht zügig genug voranschritt. Ende 1944 sagten sich viele Deutsche, dass der Krieg nicht verloren gehen dürfe. Das Kriegsende werde das Ende Deutschlands sein. Wäre das Regime nicht selbst „bankräuberisch“ auf Gewalt programmiert gewesen, hätte es diplomatisch geschickt nach dem Waffenstillstand mit Frankreich die Kapitulation anbieten sollen; oder im Oktober 1941. So aber kam es zum „finis Germaniae“, dessen Verhinderungsversuche obiter auch die Katastrophe des Judentums bedeutete. Angesichts eines „Aus für Deutschland“ kam es den Deutschen auch nicht mehr darauf an, anderen analoge Katastrophen zuzumuten. Und an der Katastrophe der „anderen“ hatten die Sieger ihren Anteil. Ihr starrer Blick auf den militärischen Sieg ignorierte das Unglück, das die den Deutschen unterworfenen und ausgelieferten Bevölkerungen erwartete.

Am deutlichsten zeigt dies die Endphase um den Kampf in den Niederlanden::

Den Briten war es 1944 nicht gelungen, die Niederlande zu befreien. Folglich stand deren Bevölkerung eine Hungerkatastrophe bevor. Dass die Deutschen erst an ihre eigenen Mägen denken würde, lag in der Logik des Krieges. Es war also abzusehen, dass gegen Ende des Winters die Reserven erschöpft und die holländische Bevölkerung nichts mehr zu essen haben werde. Der niederländischen Exilregierung gelang es, mit den Deutschen Versorgungsflüge für ihre Bevölkerung zu vereinbaren. „Rosinenbomber“ flogen auf einer vorgegebenen Route zum Rhein und folgten dem Strom abwärts, um dann nach Abwurf der Lebensmittel über die Nordsee den deutschen Machtbereich wieder zu verlassen. Die Hungerkatastrophe wurde für die Niederlande vermieden.

Für die anderen geknechteten Gruppen in Deutschland, allen voran für die in Lager inhaftierte Bevölkerung gab es keine Advokaten, die deren Pflichtverteidigung übernahmen. Die Leichen von verhungerten Gefangenen, die amerikanische Bulldozer 1945 propagandagerecht in Massengräber schoben, sind deren eigene Opfer. Sie SS hatte nämlich ihre Leichen immer fein säuberlich eingeäschert. Das war in der absoluten Endphase der „Todesmärsche“ nicht mehr möglich. Diese Toten kann man wie tote Geiseln beim Bankraub der Polizei den Siegermächten anlasten. Natürlich bleiben die Geiselnehmer verantwortlich, aber der Tod der Geiseln geht nicht mehr auf deren Konto allein.

Diese Überlegungen werden in Bezug auf den Holocaust unterdrückt. Sie sind quasi verboten und tabuisiert. Es hätte auch für die Juden vieles anders ausgehen können, wenn man von Siegerseite her die Einwanderung von Juden nach Palästina nicht auf Personen mit einem Kapital von 1.000 GBP beschränkt hätte. Ursprünglich dachte auch die SS nicht an Massenmorde (Hermann Greive). Wahrscheinlich wäre heute das ganze Jordantal jüdisch besiedelt, heute ist die Lebensader des Landes ein Grenzfluss. Vor der Reichskristallnacht 1938 lebten noch 50.000 Juden mit polnischen Pässen in Deutschland, die das Reichsgebiet ganz unkompliziert seit der Machtergreifung der Nazis während der vergangenen 5 Jahren hätten verlassen können. Willy Cohn (in: „..kein Recht, nirgends“) war sogar 1937 mit Familie in Palästina und musste mangels Entgegenkommens mit den dortigen Behörden nach Deutschland zurückkehren. Die westliche Politik scheint von kolonialen und imperialistischen Interessen geprägt gewesen zu sein, aber keinen Sinn für eine gerechte Ordnung in Europa gehabt zu haben. Leute wie Wladimir Ze´ev Jabotinsky haben diesen Widerspruch erkannt und die Katastrophe so kommen sehen, wie es kam, weil es letztlich so kommen musste.

Denn eines war klar: einen zweiten Versailler Vertrag werde es für Deutschland nicht mehr geben. Diesmal ging es ums Ganze, um Sein oder Nicht-Sein für alle Betroffenen. Die linkslastige Lösung des Widerspruchs kann heute nicht mehr überzeugen.

18.09.2023 von Lobenstein

Orthodoxe Kostümjuden und orthodoxe Coûtumes

Generell gilt bei Juden, und so auch galt es ähnlich bei den „Nazis“, dass man Jude durch Geburt sei. Die einen verlangen eine jüdische Mutter, die allerdings in Zeiten der Haskala auch Kinder von Nicht-Juden empfing (Arthur Ruppin in: Soziologie der Juden), und die anderen, die so genannten „Nazis“ mussten prüfen, ob die jüdische Großmutter des anderen nicht doch schon nur Halbjüdin war. Erst drei „volljüdische“ Großelternteile machten ein Individuum zum Juden. Die Mutter des Anton Graf Arco, der 1919 den bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner erschoss, „weil er Jude war“, war eine geborene Freiin von Oppenheim, aus „jehudäischem Adel“ (Philipp Stauff), allerdings Halbjüdin. Ihre Mutter war eine Protestantin. Graf Anton Arco fehlte also schon die halachisch notwendige Mutter. Diese lebte bis 1957 auf den Gütern von Valley.

Die Amerikaner verurteilten den Generalfeldmarschall Erhard Milch, Halbjude, für seine Kriegsverbrechen.  Das zeigt, dass die Grenzen zwischen Juden und Nicht-Juden durchaus fließend sind, und dass sie vom Individuum selbst gezogen werden können. Juden im Sinne der Halacha   treten aus der Religionsgemeinschaft aus oder gar nicht erst in sie ein: von den 250.000 Juden, die laut Charlotte Knobloch nach 1990 in Deutschland zuwanderten, sind heute nur noch 90.000 bei der jüdischen „Kirche“ immatrikuliert. Vor 1990 soll es in der Bundesrepublik 30.000 Juden gegeben haben. Also sind von zusammen 280.000 Juden nur ein Drittel willentlich Juden, die anderen sind konfessionslos. Sie sind Menschen wie Du und ich. „Rassejuden“ hätten die „Nazis“ gesagt. Aber wen interessiert heute die Abstammung? Selbst der Begriff „Rasse“ soll gesetzlich gecancelt werden. Es gibt in Europa gar keine reinen Rassen. Auch die Juden sind eine Mischrasse (Arthur Ruppin), lediglich die rassische Mischung ist in Europa regional verschieden. Arthur Ruppin spricht daher von „Typen“. Wer vom Typus wie Angela Merkel aussieht, hat mit Sicherheit keine bayerischen oder Schweizer Großeltern. Heute sollen 40% der Deutschen Eltern mit Migrationshintergrund haben. Mit dem nordischen Ideal ist es ersichtlich vorbei, aber auch mit der „Verantwortung“ für Auschwitz, wegen der die Deutschen wieder als reinrassige Gesellschaft vergattert werden.

Im Widerspruch zur realen Entwicklung gucken die jüdischen Oberen nach wie vor auf die Abstammung; Walter Homolka betitelte sein Büchlein „Nicht durch Geburt allein“ und beschreibt, wie man Jude werden könne. Nur: warum sollte man das werden wollen? Es müssen sehr spezielle Umstände vorliegen, einen solchen Schritt zu unternehmen. Schon Baruch Spinoza sah schon 1650 im Judentum im Wesentlichen nur einen Aberglauben; die Mitgliedschaft bei einer jüdischen Gemeinschaft schützte damals vor dem Zwang, sich dem christlichen Glauben zu unterwerfen. Auch wenn man vor der Revolution schon gar nichts glaubte, musste man die Rituale der Kirche mitspielen. Sigmund Freud spricht von kollektiven Zwangsneurosen. Yosef Kaplan (in: Jüdische Lebenswelten) beklagt, dass die (sefardischen) Juden in Amsterdam, Bordeaux, London und Hamburg zwar ihre Rituale feierlich vollzogen, aber gleichzeitig die Verbindung zu ihren marranischen Verwandten in Spanien aufrecht erhielten. Die Juden in Bordeaux feierten ihre Hochzeiten in christlichen Kirchen als „Neuchristen“, denn die Juden waren in 14. Jahrhundert aus Frankreich ausgewiesen worden. Der berühmte britische Premier Benjamin d´Israeli war getauft. Heute sollen 50% der Christen aus den Kirchen ausgetreten sein, aber wie hoch der Prozentsatz ist von Leuten, deren Vorfahren noch Christen waren, die also nie Christen geworden sind, weiß man nicht. Von den kirchlichen 50% sagt man, seien 80% nur deshalb Kirchenmitglieder, um zuletzt ein christliches Begräbnis zu erhalten. David Farbstein, der sich für eine großzügige Aufnahme von Ehefrauen in die jüdische Gemeinschaft ausspricht, redet von „Friedhofsjuden“. Der Glaube an einen Schöpfergott ist erloschen, es geht nur mehr um „sefardische“ Feierlichkeit bei den großen Ereignissen des menschlichen Lebens: Initialritus, Hochzeit und Beerdigung. In Deutschland nennt man die christliche Mehrheit „Taufscheinkatholiken,  bei den Juden heißt es „Drei-Tage-Juden“.

Umso weniger versteht man das para-rassistische Geschrei, das ein Maxim Biller gegen „Vaterjuden“ wie Max Czollek erhebt oder, das Geheule, das jetzt Fabian Wolf als Kostümjuden diffamiert. Wer hat ein Interesse daran, die beiden, wie Jesus die Wechsler aus dem Tempel, aus den Synagogen zu verscheuchen? Dr. Josef Schuster spricht von „Halacha“, hält aber selbst gar keine Sklaven mehr, die er in einem Sabbatjahr entlassen könnte; auch in seiner Eigenschaft als Arzt operiert es nicht mehr, wie es im 8. Jahrhundert in Soria und Pumbedita gelehrt wurde.  Warum spielt er das Versteckspiel der deutschen Regierung mit, die „richtige“ Juden nach den Regeln der Nürnberger Gesetze als Feigenblätter braucht. Denn im Prinzip ist der deutsche Staat von heute doch nur die erschlichene Fortsetzung des Dritten Reichs, von dem man sich nur durch ein schlappes Militär und durch demonstrative Judenfreundlichkeit unterscheiden kann. Das BKA, die Justiz, die Landesverwaltungen mit den arisierenden Finanzämtern funktionierten nahtlos nach der Niederlage weiter. Der Bundespräsident Theodor Heuss setzte sich für die Begnadigung des Massenmörders SS-Standartenführers Dr. Martin Sandbergers ein, und Leute wie Hans Filbinger oder die NS-Führungsoffiziere Helmut Schmidt und Franz Josef Strauß avancierten in höchste Staatstellen. Geopfert wurden Leute wie der Konstanzer Arbeiter Willi Hermann im Rang eines Referenten bei der Deutschen Arbeitsfront (Gewerkschaft), der als gescheiterter Pädagoge bei der Partei als Scharführer, und im Krieg als Unteroffizier fungierte. Als „eingefleischten Nazi“ (Südkurier), der im Grunde gar nichts gemacht hatte, wurde er posthum gebrandmarkt. Seine Fastnachtlieder wurden nicht mehr gesungen. Es waren zu viele, die nach diesen wie zu KdF-Zeiten geschunkelt haben. Das kann das spießige Deutschland nicht brauchen, weswegen es auch peinlich wird, wenn sich einige Feigenblätter als deutsche Kastanienblätter und als Pappellaub erweisen. In Amerika hätten sich die jüdischen Gemeinschaften gefreut, einen Fabian Wolf bei sich aufnehmen zu können. Ein Jewish Outreach Programm stellt auch eine jüdische Erziehung ab.

Fabian Wolf (z.B.) brachte als Jude seine Artikel auch in der Jüdischen Allgemeinen unter, die TAZ und die „Zeit“ veröffentlichten ganze Artikelreihen. Insoweit hatte Fabian Wolf einen Grund, „den Juden zu machen“ (Stil Hendryk Broder). Das Problem auf amtsjüdischer Seite liegt im Glauben an den Messias, der immer noch kommen soll. Der Glaube geht bei manchen so weit, dass sie den „jüdischen Staat“ Israel ablehnen (Satmarer Chassidim), den erst der Messias wieder errichten darf. Die (Ultra-)orthodoxen Gemeinschaften beachten in dieser Logik auch die unsinnigsten, unnützen und abstoßenden Gebote peinlich genau, wobei ihre Zahl selbst für ein Unternehmen wie Coca-Cola zählt. Das Getränk wird nach Beratung mit den halachischen Rabbinern koscher hergestellt, aber nicht pascha-koscher. In der Osterzeit darf der Zucker für das Gebräu nicht aus einer Hülsenfrucht gewonnen werden; Hülsenfrüchte sind zu Pascha nicht erlaubt. Und so braut Coca-Cola das Gesöff zu Pascha aus anderem Zucker zusammen und deckelt die Flaschen Gelb statt Rot ab. Der fromme Jude kann also zu Ostern Gelbdeckelcola trinken.

Wenn also die Orthodoxen für ein Weltunternehmen wie Coca Cola zählen, müssen in dieser Logik die Orthodoxen auch für die weniger religiösen Juden und für die Bundesregierung in Deutschland, und sogar für Israel eine Bedeutung besonderer Art haben. Denn die „Juden als Menschen wie Du und ich“ lehnen sich nahtlos an die Orthodoxen an, um sich zu legitimieren. Auch wenn der normale Jude zu Pasche das koschere Alltagscola mit roten Deckel trinkt, muss er dem Orthodoxen sekundieren, dass dieser sein gelbdeckeliges erhält. Sie sind die lebenden Fetische des Judentums. In Israel bezahlt man ihnen ein Grundeinkommen, obwohl sie nur die Heiligen Schriften studieren. Ihre tierquälerischen Schlachtmethoden (das Tier muss bei Bewusstsein ausbluten)  werden verteidigt. Die obszöne Beschneidung der Buben (Hans Pet6er Duerr in: Obszönität und Gewalt) darf gar nicht in Frage gestellt werden. Dabei ist die Beschneidung, die nichts anderes als eine symbolische Kastration als Zeichen der totalen Unterwerfung unter den Gott Israels. Die Jüdische Allgemeine spricht vom religiösen Recht der Eltern, das das Recht auf körperliche Unversehrtheit des Kindes übersteige. Der Denkfehler liegt dort, das von den „Kindern“ die meisten das Judentum verlassen, allerdings ohne Vorhaut.

Natürlich heiraten die Orthodoxen bei enger Partnerwahl und bilden in ihrer Mischrasse doch wieder einen jüdischen Typus heraus (Arthur Ruppin, a.a.O.), so dass der Messias „die Seinen“ dereinst wirklich erkennen können müsste. Warum überlässt man es dann nicht dem Messias die Entscheidung, ob er Max Czollek, Fabian Wolf oder Marc Zuckerberg (er hat eine chinesisch-stämmige Frau geehelicht und mit ihr zwei Töchter) in die neue Welt mitnimmt oder nicht?

Wir haben Glaubensfreiheit und niemand hat das Recht zu prüfen, ob der Gläubige wirklich glaubt oder ob er nur heuchelt. Eigentlich kann man sich nicht vorstellen, dass ein Dr. Josef Ratzinger zum 25. Priesterjubiläum noch wirklich glaubt, dass Jesus ganzer Gott und ganzer Mensch und Sohn des einzigen Gottes gewesen sei. Ratzinger hatte das intellektuelle Niveau von Baruch Spinoza, Sigmund Freud und Edmund Husserl, die solches Zeug nicht geglaubt haben. Selbst geistig weniger hochstehende Leute wie William Hirsch (in: Religion und Civilisation) glaubten nichts dergleichen. Schon Eliezer Ben Abuja hielt „den gantz jüdisch Glaub“ (Antonio Margeritha) für Unsinn. Offensichtlich gehört eine gewisse „Armut im Geiste“ dazu, all diese Dinge vom kommenden Messias oder schon da gewesenem Messias zu glauben, um für simple Lebensmittel doppelte und dreifache Preise zu zahlen, um auf Hasenbraten und Frutti di Mare zu verzichten und dem Schulchan Aruch zu entnehmen, wie man als Jude zu kacken hat. Und hier beginnt der Zivilisationsbruch, den die NZZ am 1.9.2023 erfasst: der verzweifelte Kampf der Schweizer Israelitischen Gesellschaft (SIG), auf die Orthodoxen Juden mäßigend einzuwirken, die in Davos und zwei anderen Orten in rauhen Scharen bevorzugt Ferien machen; sie treffen dort auf Glaubensgenossen aus anderen Ländern, womöglich um die Gattenwahl ihres Nachwuchses auf etwas breitere Basis stellen zu können.

Inzwischen wollen die Davoser Gastronome sie loswerden. Diese Leute sind schlichtweg sozial unverträglich; das waren sie historisch gesehen schon immer. Zur Erinnerung: Als man im Zusammenhang mit der Französischen Revolution auch den Juden des Elsass oder der Bistümer das Bürgerrecht zubilligen wollte, wäre dies fast an dem Bekenntnis, eine geschlossene Gesellschaft sein zu wollen, gescheitert. Weil die alt-französischen Juden versichern konnten, dass der sefardische Jude sehr wohl eine Französin heiraten dürfe, ohne jüdischerseits diskriminiert zu werden, wurde das Bürgerrecht für alle Juden gerettet. Aber tatsächlich sind die Orthodoxen eine geschlossene Gesellschaft und nicht integrierbar: Nun wäre dies nicht so schlimm, wenn diese sih als „autonome Gruppe“ (Adam Tooze) in die Gesellschaft einfügen könnten; aber selbst das ist nicht der Fall. Die Davoser sind es leid, dass die Orthodoxen selbst auf engen Gebirgspfaden nicht ausweichen, dass sie das Schwimmbad nutzen, ohne vorher zu duschen, sich beschweren, wenn früher Platz genommen habende Gäste zuerst bedient werden und dass sie ihre von den Kindern vollgeklackten Windeln im Wald einfach wegwerfen. Eine lokale Zeitung schreibt sogar, dass diese Leute auch keine Hemmung hätten, sich auf dem Balkon ihrer Notdurft zu entledigen (sicher nach der Vorschrift des Schulchan Aruch). Schlimm genug, aber noch schlimmer ist, dass sie es dabei belassen, weil die Kacke ja unrein ist. Wie lächerlich erscheint die Empörung über ein vor 35 verfasstes Flugblatt eines der Aiwanger-Brüder, wenn man sich vorstellen kann, dass die Davoser ihren lästigen Gästen auch Freiflugscheine zum Jordan gönnen könnten. Natürlich sind es nur einzelne, die sich völlig fehlverhalten; aber die Mehrheit dieser Leute lebt in ihrer Welt, grüßt nicht, ignoriert die Menschen der Umwelt, so dass man sich fragt, was diese Herrschaften nach Davos zieht. Wahrscheinlich sehr vorteilhafte Preise während des Sommers, denn Davos ist ein Skiparadies.

Interessant ist auch zu lesen, dass sofort Dritte den kritisierten Orthodoxen zur Seite springen; diese selbst antworten nicht. Sie nehmen auch die Leute von SIG nicht ernst. So führt ein Sekundant an, „die Schweizer“ kämen busweise zur Klagemauer angereist und behinderten die Gläubigen; aber das wäre wohl das Geschäft der Kotel-Organisatoren, die Busse anderswie parken zu lassen. Man fragt sich, warum sich sofort eine Meute bildet, die die unerträgliche Minderheit hyperreligiöser Juden in Schutz nimmt.

Wer mit Orthodoxen nichts zu tun bekommen will, gehe diesen aus dem Weg, und, wenn er Gastronom sein sollte und diese Herrschaften nicht bewirten möchte, aber schlecht ein Schild „orthodoxe Juden unerwünscht“ anbringen kann, weise darauf hin, dass er alles mit Schweinefett zubereite, zumindest aber das Fleisch mit einem Schuss Milch gare. Das wäre das Schlimmste für einen orthodoxen Juden, von denen die Frömmsten nicht nur zwei Garnituren Kochgeschirr für Milch und für Fleisch besitzen, sondern sogar zwei getrennt Küchen haben. Es ist also kein Problem, sich diese Muschpoke vom Hals zu halten, als Nicht-Jude. Als Jude ist das vielleicht schwieriger, weil man eine Trennungslinie zwischen nicht mehr erträglichen Orthodoxen und noch verträglichen Konservativen ziehen will, die man bedienen möchte. In Israel selbst haben die Araber leichtes Spiel. In Jaffa gibt es gute arabische Restaurants, die am Sabbat agnostische Juden (Henri Coston) bedienen. Sie sind gut besucht. Aber wie funktioniert die Trennung der Konservativen von den Orthodoxen in der Diaspora? Die einen Juden verstehen nur Russisch, die anderen sind so bekannt, dass sie in München keine Pizza Marinara bestellen können, ohne einen Skandal auszulösen. Genau hier hätte der Zentralrat eine Aufgabe: er müsste die Trennungslinien zwischen dem allgemeinen Judentum, der westlich-jüdischen Zivilisation und den „Friedhofsjuden“ einerseits ziehen gegen die Religiösen (kollektiven Neurotiker und Abergläubischen). Es sind ja nicht nur die „Kostüm-Juden mit dunklem Gehrock und schwarzen Hut, sondern auch noch solche, die wochentags mit Kippa rumlaufen und sich wundern, wenn sie von Arabern verprügelt werden. Was machen die Antisemitismusbeauftragten und politischen Figuren? Sie jaulen los, dass es unmöglich sei, dass sich Juden in Berlin nicht frei bewegen könnten. Sie können es aber problemlos als Juden der westlichen Zivilisation und als Menschen wie Du und ich. Vor jeder Synagoge steht Polizei, da kann man auch einen Pileolus aufsetzen. Aber was soll die Demonstration des religiösen Glaubens im weltlichen Berlin? Rennen da orthodoxe Popen im Ornat herum? Der Jude mit Kippa ist selbst schuld, wenn er auf der Sonnenallee oder am Hermannplatz in Berlin verprügelt wird; die Justiz müsste ihm unterstellen, er suche eine Opfer- und Märtyrerrolle, weil „die Deutschen“ von „ganz Oben“ ihm sofort sekundieren und Mitleid bezeugen. Er provoziert jedoch seine Gefährdung. Der Zentralrat hätte die Aufgabe, das zivilisierte Judentum zu vertreten, nicht die Religiösen; wir, aber auch „unsere Juden“ (Henrich v. Treitschke) sind inzwischen in einer gewissen „Neuzeit“ angekommen, die sich am amerikanischen Wesen orientieren sollte. Selbst die Kirchen existieren nicht mehr auf der Arbeit von Mönchen und Nonnen, sondern auf der der Laien. Deswegen versteht man umso weniger, wie die weltliche, auf Israel verschworene Judenschaft in Deutschland sich vor die Orthodoxen stellen kann, die nur Risches machen. Haben die im Zentralrat noch nicht mitbekommen, dass auch Israel ein Judenproblem hat mit diesen Leuten hat? Lesen die nicht „Im Namen der Thora) vom Melzerverlag, dass ihre Parteinahme für Israel im Widerspruch zum religiösen Antizionismus der Frommen steht? Schluss mit den Freifahrtscheinen und den Narreteien für das orthodoxe Kostümjudentums. Auch das deutsche Judentum muss wieder eine den Westen konstituierende Gemeinschaft werden, wenn Israel die nächsten Kriege überstehen soll.

13.09.2023 von Lobenstein

 

„Von den Juden und den Lügen …… bzw. den Leugnungen einer Ursula Haverbeck“

Über erstere schrieb 1543 Martin Luther. Der Begründer des systematischen Antisemitismus ist unangefochten das Vorbild für die Hälfte der deutschen Christen.

Über die Lügen von Ursula Haverbeck plausibeln deutsche Richter allerhand Dinge zusammen. Natürlich lügen Juden auch nur gelegentlich wie andere Menschen. Sie lassen sich dank ihres ausufernden Schrifttums nur leichter beim Lügen erwischen. Außerdem wurde 1543 das Wort „Lüge“ anders verstanden als es in unseren Tagen verstanden wird. Damals galt als Lüge, was mit der Dogmatik des christlichen Zwangsglaubens im Widerspruch stand. Heute würde man „leugnen“ sagen. Aber mittelalterlich bleibt es dennoch. Wer behauptet, die Amerikaner seien nie auf dem Mond gewesen, sondern hätten alles in Hollywood gefaked, gilt schon als Verschwörungstheoretiker. Ähnliche Geschichten gibt es zum World Trade Center. Auch wenn heute der christliche Glaube nicht glaubwürdig ist, so gilt er dennoch als systemrelevant. Luthers 1543 gedruckten Schriften sind trotz seiner Systemrelevanz nur mehr als peinliche Bücher in zweite Reihe ins Bücherregal zu stellen. Aber es können auch aktuellere peinliche Bücher neben Luthers Elaboraten stehen: Etwa das von Gilead Atzmon („Der wandernde Wer“), das von Jakob Brafmann (Das Buch vom Kahal), H. G. Adlers Theresienstadt, Shlomo Sand (z. B. Warum ich aufhörte, Jude zu sein) und zur Abrundung sogar die Bände von Arthur Ruppins Soziologie der Juden. Vielleicht hat man noch ein Abonnement von Haaretz, wo ein israelischer General die Besatzungspolitik in Judäa mit der NS-Politik parallel setzt. Das wäre z. B in Deutschland schon eine Freiheitsstrafe wert (Verfahren gegen Klaus Eikmeier in Hannover). Ein türkisch-stämmiger Immobilienmakler in Franken wurde wegen solcher Vergleiche verurteilt. Die Jüdische Allgemeine veröffentlichte Mitte August 2023 einen Briefwechsel jüdischer Persönlichkeiten mit Ronalds Lauder, wo es heißt:

Man dürfe nicht vergessen, dass Netanjahu wegen Bestechung, Betrug und Untreue vor Gericht stehe, dass er Israel in eine Autokratie verwandeln wolle und dass er einer Regierung von »verurteilten Terroristen und Kriminellen« vorstehe. … Seine extremistische Koalition versucht ihre maximalistischen Pläne zu verwirklichen, indem sie Israels Regime einseitig nach ihren intoleranten, spalterischen Vorstellungen verändert, die in Hunderten von Gesetzesvorlagen sowie in Koalitionsvereinbarungen niedergelegt sind.«

Diese Veröffentlichung wird keine strafrechtlichen Konsequenzen haben? Warum also wird ein Nicht-Jude bestraft, wenn er die Dinge ähnlich vorträgt? Der Nicht-Jude hetzt gegen die jüdische Regierung, während der Jude sich nur über sie aufregt. Zwischen einem Slawo- oder Germano-Deutschem besteht rechtlich eben doch ein Unterschied zu einem Semito-Deutschen.

Hier liegt ein unlösbares Problem; „die Deutschen“ haben in den Jahren ihres Krieges 6 Millionen Juden ermordet, dazu mindestens 3 Millionen russische Gefangene verhungern lassen und ebenso viele Polen zu Tode geschunden, Kriegs- und Kampfhandlungen unberücksichtigt. Spricht man von „den Deutschen“ oder der deutschen Führung in diesem Zusammenhang, kann man durchaus das Wort „morden“ verwenden. Sagt man aber, Herr N. sei im KZ „ermordet“ worden, so kann dies auch so verstanden werden, als sei er von einem Mithäftling oder von einem SS-Mann irregulär getötet worden. Der durchschnittliche Deutsche erkennt diese Feinheiten nicht und verarbeitet sie gedanklich unrichtig. Die Vermengung der Denkebenen (Paul Watzlawick) in der „Aufarbeitung“ der Ereignisse produziert logische Widersprüche und schafft eine Skepsis, wo sie unangebracht ist.

Die auf solche Weise erzeugte geistige Klumpenbildung zu Auschwitz führt auch dazu, dass Staaten von Nebenkriegsschauplätzen, die genauso unter der deutschen Leitkultur des Krieges litten, kaum Beachtung finden. Hinter Büschen und Bäumen im Berliner Tiergarten wird der ermordeten Roma und Sinti gedacht, die Rudolf Höß genauso umbringen ließ „wie die Juden“ (vgl. dessen Memoiren). Das scheint gewollt zu sein. Deswegen legen die deutschen Gerichte und Behörden ein Auge darauf, dass über das Thema nicht groß diskutiert wird. Man bedauert so lautstark die Grausamkeiten gegen Juden, so dass etwa die Griechen nicht mehr gehört werden können.

Die einzig richtige Konsequenz des Krieges wäre nämlich gewesen, Deutschland als Staat aufzulösen. Ein um Altbayern vergrößertes Österreich könnte wirklich neutral sein. Acht weitere souveräne deutsche Staaten hätten schon 1919 den Frieden in Europa sichern können. Genau diese Überlegungen wollen deutsche Stellen verhindern. Sie mythisieren die Geschichte in dem Sinn, als sei der Vorsatz zu all den Verbrechen allein auf dem Mist einer Clique von „Nazis“ und von Adolf Hitlers gewachsen. Dass noch 1944 92% der Deutschen loyal zum Nazi-Regime standen (Hildegard Hamm- Brücher) und die „Nazi“-Partei 1945 das 10 Millionste Mitglied einschrieb (12% der Bevölkerung), fällt unter den Tisch. Die Verfassung von Baden-Württemberg von 1953 lässt keinen Satz aus, den sie nicht „christlich“ garnieren konnte; soe heißt es:

Artikel 12

(1) Die Jugend ist in der Ehrfurcht vor Gott, im Geiste der christlichen Nächstenliebe, zur Brüderlichkeit aller Menschen und zur Friedensliebe, in der Liebe zu Volk und Heimat, zu sittlicher und politischer Verantwortlichkeit, zu beruflicher und sozialer Bewährung und zu freiheitlicher demokratischer Gesinnung zu erziehen.

(2) Verantwortliche Träger der Erziehung sind in ihren Bereichen die Eltern, der Staat, die Religionsgemeinschaften, die Gemeinden und die in ihren Bünden gegliederte Jugend.

Fast klingt es, als müssten auch „die Juden“ christliche Nächstenliebe üben, dabei hat schon Hillel diese vorformuliert, welche nach Auffassung von William Hirsch (in: Religion und Civilisation) durch Jesus ins Lächerliche gezogen wurde (Hinhalten der anderen Wange—). Ungeachtet dessen eigneten sich „die Juden“ im Ländle zur Demonstration des Willens zur Wiedergutmachung, die man anderen Opfern leicht verweigern kann, weil kein Amerikaner hinguckt.

„Unsere“ jüdische Diaspora kommt mit diesen Widersprüchen nicht zurecht. Es lebt sich bequem in Deutschland. Dieses wirtschaftlich entwickelte Land ist stets zahlungsfähig und kreditwürdig, selbst zur Nazi-Zeit. Noch 1938 lebten 50.000 Juden mit polnischen Pässen im nationalsozialistischen Staat, aus dem staatsangehörige Juden mühsam ihre Auswanderung organisierten. Die polnischen Juden hätten einfach abreisen können.

Aus der ganzen Welt treffen heute Asylanten ein. Aber keine dieser Ethnien hat eine Bedeutung für Deutschland wie die Juden, klein und fein. Die jüdische Ethnie, die sich durch Abwanderung der Überlebenden nach Israel und in die USA sehr ausdünnte, ist aus politischen Gründen mit Ersatzjuden frisch inszeniert worden (Barbara Steiner). Christliche Alttestamentler konvertieren zum Judentum und werden gleich zu Rabbinern befördert (Walter Homolka). Auch Frau Steiner schimpft über Proselyten, die aus parapolitischen Gründen zum Judentum übertreten. Natürlich sind diese konservativ-halachisch programmiert. Das inszenierte Judentum kann nur echt wirken, wenn es orthodox unangreifbar und halachisch rüttelfest ist. Während die amerikanische Diaspora versucht, das sich auflösende Judentum nach frischen Kriterien zu organisieren (Carlo Strenger), begrenzte die Bundesregierung die jüdische Zuwanderung aus der Sowjetunion auf Personen, die halachisch als Juden gelten. Sie klammerte sich an historische Regeln, die nicht einmal zuverlässig mit den israelischen Vorschriften kongruent sind. Obwohl das israelische Gesetz (z. B.) zur „Rückkehr“ nach Israel auch jüdische Mischlinge willkommen heißt, sieht man die Dinge in der deutschen Szene anders. Wer in der Sowjetunion als Jude galt, konnte von der inszenierten Judenheit der Bundesrepublik als „Vaterjude“, „Segler unter falscher Flagge“ (Dr. Josef Schuster über Max Czollek) oder gar als „Kostümjude“ (jüngste Wortschöpfung) niedergemacht werden. In Israel wäre er willkommen. Es ist schon sehr eigenartig, dass im Land von 7 Millionen Juden und auch in den „Staaten“, wo weitere 5 Millionen Juden zuhause sind, ein freies jüdisches Leben möglich ist, aber ausgerechnet in Deutschland eine Show unter der Regie deutscher Gründlichkeit veranstaltet wird. In Deutschland werden Probleme ausdiskutiert, die in Frankreich gar nicht keimen könnten. Was stimmt da nicht?

Noch einiges: In Deutschland wimmelt es auf den politischen Ebenen von „Antisemitismusbeauftragten“, aber es fehlen die Antisemiten. Zu „Antisemiten“ werden einfach die Gegner Israels erklärt und deren Inszenierungen als antisemitische Veranstaltungen verboten. Die meisten „Antisemiten“ sind pöbelnde Kawallmacher. Deswegen befassen sich die „Beauftragten“ lieber mit geschichtlichen Gestalten „mit antisemitischem Bezug“, die noch auf Straßenschildern namentlich erscheinen.  Sie lassen etwa Straßennamen ändern, die an längst vergessene Leute erinnern, bzw. nicht mehr erinnern können. Welcher Bürger weiß noch, wer Tauentzien war? Aber die Straße seines Namens soll die umsatzstärkste Einkaufsmeile Europas sein. Ist das eine große Ehre für den friderizianische General? Besonders lächerlich ist es mit deutschen Allerweltsnamen wie Wagner oder Maier, die zahllose Zeitgenossen tragen. Müllerstraße in Berlin? Ist nicht etwa Gestapo-Müller von der Wannseekonferenz der Namenspatron? Auf diese Weise wird der Zombie der Judenfrage aus vergangener Zeit erhalten.

Alex Bein lehnt daher den Begriff „Antisemitismus“ für die Judenfeindlichkeit für Zeiten vor 1879 und nach 1945 generell ab; insoweit wären die heutigen Antisemitismusbeauftragten schon dem Namen nach depassé(s). Andere behaupten, es gäbe immer schon Antisemitismus, seitdem es Juden gäbe. Aber die alten Römer (z.B.) waren nie „antisemitisch“; zwar schlugen sie die jüdischen Aufstände in Palästina nieder und ergriffen strikte Maßnahmen zur Befriedung der Provinz, aber die Juden als solche galten ihnen als eine wertvolle Klammer für den Zusammenhalt des weitgestreckten Imperiums (ebenso Aron Israel Brimann).  Es gibt also schon in der Antike westeuropäische Juden, die zur römischen Zivilisation gehörten und orientalische jüdische Rebellen, denen das System der persischen Despotie näher am Herzen lag als der Hellenismus. Das war vor 2000 Jahren. Heute rechnet man Israel zum Westen. Man hat nur wenige Tora-Gläubige (Neturei Karta), die anti-israelisch sind. Israel erzeugte in der westlichen Welt eine Bewunderung durch den 6-Tagekrieg. „Der Jude“ siegte nicht nur über einen halbbarbarischen russophilen Gegner, sondern er gab dem Westen das Selbstvertrauen wieder, mit dem dieser seine zivilisatorischen Werte neu verteidigen wollte.

Als „Westler“ vertraut man auf Amerika und konnte kein Antisemit sein. „Die Juden“ sind als autonome Gemeinschaft für den Westen konstitutiv (Samuel Huntington). Deutschland musste sich unter seinen neuen Verhältnissen besonders judenfreundlich produzieren, um der Sympathie der Amerikaner sicher zu werden. Das ist „deutsche Staatsraison“, was eine Angelika Merkel dümmlich offenbarte. Aber auch abseits der deutschen Staatshierarchie würde man sich lächerlich vorkommen, sich als Antisemit zu bekennen und gleichzeitig die Bücher von Albert Einstein, Sigmund Freud, Bruno Bettelheim, Edmund Husserl, Georg Jellinek oder Otto Kernberg zu kennen. Es ist fast wie im Römischen Reich: die Juden sind eine Klammer für die westlichen Welt. Theoretisch müsste es genügen, die Schriften dieser jüdischen Größen weiten Kreisen bekannt zu machen, um den Rest-Antisemitismus zum Verschwinden zu bringen. Aber das ist praktisch in einer Bevölkerung, die wieder mythisch denkt (Ernst Cassirer) und nur E-Mails zu lesen versteht, kaum möglich. Hier liegt das Problem in Deutschland.

Die ersten Haarrisse im positiven Verhältnis der materialistischen Gesellschaft Deutschlands zum Judentum  – und inzident zum Westen –  sind aufgetreten. Viele verursachten die so genannten Antisemitismusbeauftragten selbst, die durch ein autoritäres Austarieren der Meinungen das Judentum in Schieflage brachten. Die Justiz in Deutschland gab ihren ekeligen Senf dazu. Eine 1928 geborene Ursula Haverbeck wurde als alte Frau gnadenlos ins Gefängnis geworfen, weil sie u. a. Auschwitz als Arbeitslager statt als Vernichtungslager beschrieben hatte. Die Menschlichkeit blieb traditionsgemäß zurück. Auch wenn eine alte Frau Unsinn redet, statuiert man an ihr ein Exempel. Sie ist auch ein Beiospiel für die so genannte „Rechtspflege“ in Deutschland. Die Verfolgung dieser alten Dame ist so typisch deutsch, dass es sich lohnt, das deutsche Wesen durch WIKIPEDIA über Frau Haverbeck kennen zu lernen:

Strafverfahren gegen Ursula Haverbeck (geboren 1928)

Im Juni 2004 wurde Haverbeck (damals 76 Jahre alt) vom Amtsgericht Bad Oeynhausen wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 180 Tagessätzen zu 30 Euro verurteilt. Sie hatte in der Hauszeitschrift (N.B.!) des Collegium Humanum den Holocaust geleugnet: der Holocaust sei ein Mythos! Verpackt in ein Zitat der russischen Zeitung Russki Westnik wurde behauptet, die Zahl der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus habe nicht sechs Millionen, sondern nur ca. 500.000 betragen.

Das ist deswegen interessant, weil Frau Haverbeck ursprünglich den Holocaust als solchen nicht in Abrede gestellt hatte. Auch ein Holocaust mit nur 500.000 Opfern wäre ein Holocaust.

Ähnlich wie ein Gefängniskoller muss Frau Haverbeck durch das Verfahren einen Verfolgungskoller erlitten haben, denn die staatliche Holocaust-Inquisition ließ nicht locker:

2007

Ein weiterer Artikel Haverbecks in der „Stimme des Gewissens“ (Hauszeitung des Vereins, N.B.!) stellte sie die These auf, Adolf Hitler sei „eben nicht vom geglaubten Holocaust oder seiner angeblichen Kriegsbesessenheit zu verstehen, sondern nur von einem göttlichen Auftrag im weltgeschichtlichen Rahmen“. Dies zog ein erneutes Verfahren wegen Volksverhetzung und im Juni 2007 eine weitere Geldstrafe von 40 Tagessätzen des Landgerichts Dortmund nach sich. Daraus wurde eine Gesamtstrafe  gebildet.

2009

Im Juni 2009 wurde Haverbeck vom Amtsgericht Bad Oeynhausen für schuldig befunden, Charlotte Knobloch, damals Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, beleidigt zu haben. Haverbeck hatte geschrieben, Knobloch solle sich nicht in „innerdeutsche Angelegenheiten einmischen“, sondern „in ihr Ursprungsland nach Innerasien zurückkehren“. Ihr Brief enthielt zudem Drohungen wie „Machen Sie so weiter wie bisher, dann könnte sich ein neues Pogrom ereignen, das entsetzlich würde.“ Haverbeck wurde zu einer Geldstrafe in Höhe von 2700 Euro verurteilt.

2010

Im Oktober 2010 wurde Haverbeck vom Landgericht München I wegen Volksverhetzung zu einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten auf Bewährung verurteilt. Warum, wird nicht mitgeteilt.]

2014

Im November 2014 reichte Haverbeck eine Anzeige gegen den Zentralrat der Juden ein. Sie warf dem Verband „Verfolgung Unschuldiger“ vor. Das Verfahren wurde eingestellt. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld prüfte trotzdem ein Verfahren gegen sie wegen falscher Verdächtigung.[4]

2015 leugnete sie in der NDR-Sendung Panorama den Holocaust und bezeichnete ihn als die „nachhaltigste Lüge der Geschichte“.[2][3] Aufgrund dieser Aussagen wurde sie vom Amtsgericht Hamburg  verurteilt. Vor dem Amtsgericht wiederholte Haverbeck ihre Aussagen und wollte „beweisen“ (sic!), dass in Auschwitz kein Mensch vergast worden sei. Das Gericht lehnte den Antrag ab und setzte die Gefängnisstrafe von zehn Monaten nicht zur Bewährung aus, weil frühere Verurteilungen Haverbeck nicht davon abgehalten hätten, die Judenvernichtung erneut zu leugnen.[12]

2016

Im Februar 2016 behauptete sie in einem Schreiben an den Detmolder Bürgermeister, das Vernichtungslager Auschwitz sei „eindeutig erkennbar“ ein Arbeitslager gewesen. Hintergrund war der in Detmold geführte Prozess gegen den früheren SS-Wachmann Reinhold Hanning. Den gegen sie angewendeten § 130 StGB nannte Haverbeck ein „Gesetz zum Schutz einer Lüge“.[13]  Haverbeck wurde zu einer Haftstrafe von acht Monaten verurteilt.[14] Am 11. Oktober 2016 wurde Haverbeck vom Amtsgericht Bad Oeynhausen erneut zu einer Haftstrafe von elf Monaten ohne Bewährung verurteilt. Gegen das Urteil legte Haverbeck Revision ein.[15]

Am 21. November 2016 verurteilte das Amtsgericht Verden Haverbeck zu zweieinhalb Jahren Haft ohne Bewährung, weil sie in mehreren Beiträgen für die Zeitschrift Stimme des Reiches den Holocaust geleugnet habe.

2017

Im Februar 2017 wurde sie vom Amtsgericht Detmold wegen Volksverhetzung und der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener zu zehn Monaten Haft verurteilt. Sie hatte nach der Verurteilung im September 2016 im Gericht Schriftstücke verteilt, in denen sie erneut den Holocaust als Propagandalüge bezeichnete. Im Berufungsverfahren bestätigte das Landgericht Detmold das Urteil gegen Haverbeck und legte vierzehn Monate Haft fest.

Am 16. Oktober 2017 verurteilte das Amtsgericht Berlin-Tiergarten Haverbeck wegen Volksverhetzung zu einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten, die nicht zur Bewährung ausgesetzt wurde. Gegenstand dieses Verfahrens waren Äußerungen Haverbecks während einer öffentlichen Veranstaltung in einer Berliner Gaststätte im Januar 2016. Sie hatte dort wiederholt behauptet, dass es den Holocaust nicht gegeben habe.

2020–2022

Im Dezember 2020 verurteilte das Amtsgericht sie wegen Volksverhetzung zu einer Freiheitsstrafe von 12 Monaten ohne Bewährung, da sie 2018 in einem bei YouTube publizierten Video-Interview den Holocaust geleugnet hatte.[22][23][24] Das Urteil wurde nicht rechtskräftig, weil Haverbeck Rechtsmittel einlegte. Haverbeck war erst Anfang November 2020 aus dem Gefängnis in Bielefeld entlassen worden, wo sie seit Mai 2018 eine Freiheitsstrafe von insgesamt zweieinhalb Jahren verbüßt hatte.[26]

Anfang April 2022 wurde sie im Alter von 93 Jahren in einem Berufungsprozess vor dem Landgericht Berlin erneut zu einem Jahr Freiheitsstrafe ohne Bewährung wegen Holocaustleugnung verurteilt. Ein Antrag, wegen Haftunfähigkeit verschont zu werden, wurde nach Begutachtung durch einen Amtsarzt im Dezember 2022 abgelehnt. Es wurde lediglich eine ebenerdige Unterbringung ohne viele Treppenstufen empfohlen. Daraufhin wurde sie zum sofortigen Haftantritt in die Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Senne geladen. Im April 2023 befand sich Haverbeck aufgrund Streits über ihre Haftfähigkeit noch auf freiem Fuß.

Gehen wir die einzelnen Urteile einfach einmal durch: Anfänglich wird der Holocaust als „Mythos“ bezeichnet. Was ist ein Mythos? Das ist eine wahre Geschichte, die mit Zusätzen ausgeschmückt wurde. Und was ist „der Holocaust“? Es ist eine Kette von historischen Maßnahmen, die heute miteinander auf unhistorische Weise zu einer Einheit verwoben sind. So z.B. wird behauptet, auf der „Wannseekonferenz im Januar 1942 sei die Ermordung der Juden beschlossen worden“. 3 Filme sind dem Fernsehpublikum in diesem Sinn vorgeführt worden. Tatsächlich hatten die Einsatzgruppen der SS auf dem Russlandfeldzug 1941 (also vor der Konferenz) schon um die 600.000 Juden liquidiert. Jean Lopez (in: Barbarossa 1941) beschreibt, dass die Wehrmacht gar keine Truppen zur Verfügung hatte, um das rückwärtige Frontgebiet ausreichend zu sichern.  Mag ein Reinhard Heydrich die Einsätze der Schlächterkommandos geplant haben, und mögen seine Polizisten und SS-Leute die Morde praktisch ausgeführt haben, strategisch waren sie ganz offensichtlich von der Wehrmachtsführung befohlen. Man braucht sich nur zu erinnern, dass ein Oberst Georg Klein vorsorglich die Bombardierung von Schulkindern veranlasste, um seine Bundeswehrsoldaten nicht zu gefährden. So umsichtig wird auch die Generalität der Wehrmacht gedacht haben. Die Morde von 1941 gehörten zum Feldzugsplan. Um die strategische Verantwortung für die Morde kommt die Wehrmachtsführung nicht herum. Genau das will aber die deutsche Politik verschleiern, die das Axiom der „sauberen Wehrmacht“ vertritt.

Natürlich entlastet das die SS nicht, aber der deutsche Mythos von der „sauberen Wehrmacht“ ist eine Lächerlichkeit. Er gehört auch zum Mythos des Holocausts.

Norman Finkelstein schrieb das Buch „Die Holocaustindustrie – wie das Leiden der Juden wirtschaftlich ausgebeutet wird“. Richard Schneider verfasste das Buch „Fetisch Holocaust. Die Judenvernichtung – verdrängt und vermarktet“ bei Kindler, Das macht zwar aus dem Holocaust insgesamt keinen Mythos, aber seine echte Historie ist trotzdem verzerrt. Bei den Juden geht es um die Frage nach Gott, der dies alles zugelassen haben könnte. Parallel zu den Morden an den Juden von 1941 hatte die Wehrmacht ihre 3 Millionen gemachten sowjetischen Gefangenen einfach verhungern lassen; sie hatte keinerlei Planung für deren Abtransport und für die Ernährung der Gefangenen je gehabt. Warum also sollte sie für das Leben jüdischer Besetzter mehr Sinn aufgebracht haben?

Man kann aber von einer Mystifizierung des Holocausts ausgehen, als er ad usum delphini als ein einheitliches Vorgehen mit dem Zweck, die Juden auszurotten, dargestellt wird, während er sich der Realität nach eher in drei voneinander unabhängige Phasen teilt mit der Vorphase der Verfolgung in Deutschland vor Kriegsbeginn: Barbarossa (1941), Aktion Reinhard (1942 – 1943) und zuletzt das Drama der Arbeitskräftebeschaffung für Auschwitz nach 1943. Jede dieser Phasen hat andere strategisch Verantwortliche und ihre eigene Ratio. Nur die taktischen und operativen Figuren sind weitgehend identisch. Dass die „Ausrottung der Juden“ nur ein kollateraler Effekt sein könnte und nicht der Hauptzweck, „empört“ die üblichen Aufarbeiter. Man will die Intentionen des Dramas nicht hinterfragt sehen. Das nährt die Idee des Mythos in Köpfen wie dem der alten Dame.

Warum also verfolgte man dann Frau Haverbeck wegen des Stichworts „Mythos“? Es schaut zumindest so aus, dass eine offene Diskussion der deutschen Politik unterbunden werden soll. Ein falsches Wort, und der Meinungsäußerer hat ein Verfahren wegen Volksverhetzung am Hals.

Eine strafrechtliche Verfolgung der Ursula Haverbeck wegen eines Beitrags in einer Vereinszeitschrift ist daher in sich unaufrichtig. Wo ist da die „Volksverhetzung“? Die Leute, die die „Stimme des Gewissens“ lesen, sind längst verhetzt; Haverbecks Ausführungen sind, juristisch gesehen, immer nur untaugliche Versuche einer Volksverhetzung, etwa wie es ein „Mord“ an einer Leiche wäre. Noch weniger überzeugend ist die Verurteilung wegen der Negierung einer Kriegsbesessenheit Hitlers; immerhin hatte England dem Deutschen Reich den Krieg erklärt; die Reichsregierung glaubte, wegen des Paktes mit Stalin gegen einen Krieg versichert zu sein. Dass „der Führer“ von seiner schicksalshaften Vorsehung überzeugt war, haben auch anerkannte Historiker angenommen. Auch die Verurteilung wegen „Beleidigung von Frau Knobloch“ scheint rechtsbeugend; einmal teilt Frau Knobloch selbst hart aus (sie nennt den jüdischen Israelkritiker Abraham Melzer einen „berüchtigten Antisemiten“), und zum anderen darf eine solche Frau im öffentlichen Leben nicht derart empfindlich geschützt werden, als sei sie eine heilige Ikone. Letztlich verletzt es nicht einmal deren Ehre (§ 185 StGB), wenn man sich gegen ihre „Einmischung in innerdeutsche Angelegenheiten“ artikuliert.

Über die Verurteilung von 2010 (München) erfährt man nichts Konkretes. Die Anzeige der Frau Haverbeck gegen den Zentralrat und die törichterweise aufgenommene Ermittlungen der Staatsanwaltschaft „wegen Verfolgung Unschuldiger durch den Zentralrat“ sind von Rechts wegen gegenstandslos, schon weil der Zentralrat kein Justizorgan im Sinne des § 340 StGB ist und keine Unschuldigen im Sinne des Gesetzes verfolgen kann. Auch wenn Frau Haverbeck

in einem Schreiben an den Detmolder Bürgermeister [behauptete], das Vernichtungslager Auschwitz sei „eindeutig erkennbar“ ein Arbeitslager gewesen“,

so ist die Klassifizierung nicht völlig falsch. Seweryna Smaglewska, Simone Veil, Ruth Klüger, Fania Goldstein (Fenelon) und Dr. Gisella Perl waren in den Baracken von Birkenau einquartiert, um in Auschwitz zu arbeiten. Rudolf Höß hat es als Kommandant von Auschwitz nicht anders beschrieben. Bis zu 30% der dorthin verbrachten Juden wurden in den Baracken zur Arbeit untergebracht. Die 70%, die man nicht für Arbeiten verwenden zu können glaubte, kamen gar nicht ins Lager hinein; sie wurden „sonderbehandelt“ und, wie in Sobibor, Majdanek und Belzek praktiziert, direkt ins Gas geführt. Ihre Leichen wurden ohne Unterlass verbrannt. So gesehen ist es nämlich auch nicht korrekt, das Vorzeige-KZ Theresienstadt als „Alters-KZ“ oder ähnlich als „Arbeitsghetto“ zu definieren. Von dort wurden genauso die nicht (mehr) verwendungsfähigen Häftlinge getötet, indem man sie nach Auschwitz in die dortigen Gaskammern weiterleitete. Auschwitz war also nicht nur ArbeitsLAGER, sondern so etwas wie eine VernichtungsANSTALT, und dazu fungierte Auschwitz auch für das „Lager“ Theresienstadt, die hübsche Stadt, die „der Führer den Juden geschenkt hatte“ (Propagandafilm).

Insoweit ist alles viel schlimmer als amtlich gelehrt wird; man könnte durchaus sagen, schon die amtliche Geschichtsschreibung rückt die Dinge in ihrem Sinn zurecht mit der Folge, dass eine Ursula Haverbeck das merkt, aber dann gar nichts mehr glaubt, was ihrer patriotischen Einstellung zu Deutschland widerspricht.

Eines darf in diesem Zusammenhang in Bezug auf Auschwitz nicht übersehen werden: Die Juden aus den Ländern der befreundeten Regime (Frankeich, Ungarn) konnten von der SS dort nicht einfach eingesammelt werden, wie es im besetzten Polen oder in Serbien praktiziert werden konnte. Der französische Jude lebte erst einmal trotz Vichy normal weiter und ging seiner Arbeit nach. Ein Josef Joannovici collaborierte sogar mit den Deutschen (verfilmt als: l´étrange Monsieur Josef). Die französischen Juden ausgeliefert zu bekommen, erforderte die Kollaboration der französischen Behörden. Diese zu erhalten war die Aufgabe des deutschen „AA“ (Auswärtigen Amtes).

In seiner bekannten Sportpalastrede vom Februar 1943 hatte Dr. Goebbels den Arbeitseinsatz aller Kräfte Europas gefordert. Diese Forderung setzte das „AA“ um. Im „AA“ wurde ersonnen, wie man von den Ländern mit befreundeten Regimen die arbeitsfähigen Juden erhalten könnte. Man musste behaupten, alle Juden in den Osten umsiedeln zu wollen. Nur die arbeitsfähigen Juden für Auschwitz (als Arbeitslager) zu erhalten, war gar nicht möglich. Wie hätte das Vichy-Regime die ihm verbleibenden arbeitsunfähigen Alten und Kinder unterhalten sollen? Nur „die Deutschen“ hatten die Moral der Brutalität, alle Juden in Empfang zu nehmen und bei der Ankunft im Osten zu selektieren. Adam Tooze (in: Ökonomie der Zerstörung) spricht von archaischen, atavistischen und anachronistischen Methoden, „alle Juden“ zur Umsiedlung in Empfang zu nehmen und bei Ankunft in Auschwitz den unerwünschten Beifang einfach umzubringen. Die SS hat als deutsche Polizeitruppe das Verbrechen ausgeführt, weil in Deutschland die Polizei ziemlich alles vollstreckt. Ein Adolf Eichmann hat den operativen Part geleistet und die Transporte organisiert. Deswegen ist es durchaus „unangemessen“, wenn ein Franz Rademacher vom „AA“ für seinen Part des Verbrechens, das er strategisch zu verantworten hat, nur 5 Jahre bekommen hat und ein Adolf Eichmann, der es auf operativer Ebene fortsetzte (Transport nach Auschwitz), gehenkt wird. In dieser Zusammenarbeit nach dem Modell von Clausewitz liegt auch der Grund der Mythisierung. Das „AA“ braucht man heute noch, auf die SS konnte man nach 1945 gut verzichten. Deswegen ist aber das deutsche „AA“ nicht weniger kriminell gewesen als die SS.

Hier liegt die ganze Widersprüchlichkeit der „Aufarbeitung“ der realen Geschichte, deren Beschönigung zugunsten deutscher Behörden und die Ungerechtigkeit gegenüber einer Frau Haverbeck, die die Spuren der limitierten Mythisierung des Bösen erkennen lässt.

Das allein zeigt, dass die Kriminalisierung der Ursula Haverbeck vor 2015 bereits den Touch der Rechtswidrigkeit in sich trägt; ab 2016 scheint sie eher durch die Verfahren radikalisiert worden zu sein und das erlittene Unrecht auf eine Vorstellung sublimiert zu haben, dass der Holocaust überhaupt eine Erfindung im freud´ schen Sinne wäre. Die folgenden hohen Haftstrafen für eine Behauptung, die „das Volk“ nicht einmal im Ansatz glauben kann, sind wegen der Untauglichkeit der Volksverhetzung eine Art inquisitionsprozessuale Ketzerverfolgung und keine kultivierte Strafrechtspflege.

Um dieses Verurteilungspotpourri richtig zu verstehen, muss man ein Interview mit einer Frau Haverbeck verurteilenden jungen Richterin lesen, das diese in einer Selbstverblendung dem Berliner Tagesspiegel gegeben hat; wäre sie ein Mann, würde man die Dame als „Schnösel“ charakterisieren. Vielleicht sollte man von Constantin Brunners (=Arje Jehuda Wertheimer) Herrschaft des Hochmuts gelesen haben, um das Wesen der deutschen Rechtspflege zu erkennen. Aber die Richterin Lisa Jani verrät es in ihrer Fehlbesetzung; Sie versteht sich im Grunde als Volkserzieherin, ähnlich wie sich Dr. Roland Freisler als politischer Soldat verstand. Und die junge Dame ist nicht irgendeine Amtsrichterin unter Hunderten: sie ist Sprecherin der Hunderte in Berlin, die gewusst haben müssen, warum sie diese Schönheit zu ihrer Repräsentantin machten

Der Tagesspiegel:

Die notorische Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck stand 2022 vor der Richterin Lisa Jani; letztere erzählt, wie sie die 94-Jährige erlebte. Die mehrfach verurteilte Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck musste sich wegen Volksverhetzung erneut verantworten. Haverbeck hatte behauptet, Auschwitz sei gar kein Vernichtungslager gewesen, die Schornsteine seien „zum Brotbacken“ dagewesen. Jani meinte, dass sie als Richterin zunächst überlegt habe, ob die Angeklagte aufgrund ihres Alters gar nicht mehr schuldfähig sei, oder ob sie an Demenz leiden könnte. Doch als sie zu sprechen begann, wurde schnell deutlich, dass sie geistig noch sehr wach ist und auch weiterhin jede Menge Sendungsbewusstsein hat

Anmerkung: die Zurechnungsfähigkeit hätte ein Gutachter prüfen müssen; das hohe Alter und die stets Wiederholung der selben strafbaren These sprechen dafür. Trotz Selbstbewusstseins und einer klaren Gedankenführung um ein festes konkretes Thema liegt es nahe, dass Frau Haverbeck wegen Altersstarrsinns (beginnende Alzheimer-Demenz) schuldunfähig sein könnte. Fälle von „selbstbewussten“ und auf fixe Gedankengänge bezogene Personen werden von Oswald Bumke und Eugen Bleuler in deren Lehrbüchern zur Psychiatrie beschrieben. Es ist daher sehr willkürlich, zumal Frau Haverbeck anfänglich den Holocaust nicht grundsätzlich in Abrede gestellt hatte, einen geistigen Abbau auszuschließen. Auch wenn dieser als Alterserscheinung keine Krankheit im engeren Sinne ist, umso mehr hätte der geistige Verfall es verboten, die alte Dame ins Gefängnis zu werfen. Der „Tagesspiegel fragt  – eigentlich abwegig –  nach einer Verteidigungsstrategie von Frau Haverbeck; die hatte die Frau nicht, ja sie konnte gar keine haben: die Richter erklärte in eigener geistiger Unreife, dass sich die Angeklagte

„um Kopf und Kragen geredet und dabei erneut den Holocaust geleugnet habe.“

Die Richterin:

Sie (die Angeklagte) behauptete, mit Zyklon B könne man keine Menschen umbringen; dies habe sie in einem Chemiebuch gelesen. Dadurch sei erwiesen, dass in Auschwitz keine Vergasungen stattgefunden haben könnten. Sie habe „alles“ gelesen, was es zu dem Thema gebe, aber keine Belege gefunden. …Es wurde deutlich, dass Frau Haverbeck sich zwar als Forscherin gerierte, aber eben keine ist. Dass sie unwissenschaftlich und unredlich argumentierte, dass sie die Forschungsergebnisse echter Historiker ignorierte. Die Angeklagte sprach auch oft vom Deutschen Reich – von der Bundesrepublik und deren Gesetzen dagegen nicht.

Anmerkung: nach dieser Beschreibung der Angeklagten Haverbeck wäre erst recht ein Gutachter erforderlich gewesen; wenn man ein (!) Chemiebuch (über organische oder über anorganische Chemie??) liest, kann man sich kein Urteil über die Giftigkeit eines Amalgans bilden. Es kommt bei allen Giften auf die Menge an. Von einer bitteren Mandel (Blausäure) stirbt kein Mensch, aber Blausäure war immer ein beliebtes Mittel für Giftmorde. Die „DEGESCH“, die Zyklon B entwickelt hatte, hatte in Ihren Laboren qualifizierte Chemiker; aber eine alte Frau wie Ursula Haverbeck will sich das Wissen durch ein Chemiebuch angelesen haben. Die Richterin hätte allein daraus auf eine Demenz schließen müssen. In dubio pro reo gilt auch insoweit.

In diesem Bezug ähneln sich Richterin Jani und die Angeklagte Haverbeck. Die eine weiß durch ein Lehrbuch alles über Zyklon B, die andere ist so hochmütig, psychologische Gutachter ersetzen zu können. Ganz offensichtlich wirkt die Richterin nicht als Juristin, sondern als eine Art Pädagogin, bezogen auf die anzunehmende Demenz der Angeklagten wie eine Kindergärtnerin für Erwachsene. Die Richterin führt in ihrer Verblendung weiter aus:

Ich wusste nicht, dass es so etwas in diesem Ausmaß überhaupt gibt (sic!). Ich fühlte mich gelegentlich wie in einem schlechten Film. …. An einem Verhandlungstag erschien eine Gruppe von Claqueuren, Skinheads wie aus dem Bilderbuch. Die haben angefangen zu klatschen, als die Angeklagte etwas gesagt hat. Ich habe dann klargestellt, dass solche Bekundungen im Gerichtssaal nicht toleriert werden und dass sie, sollten sie das noch einmal versuchen, ein Ordnungsgeld aufgebrummt bekommen und aus dem Saal fliegen. Nach anderthalb Stunden sind die wieder gegangen. 

Auch diese Episode spricht zugunsten der Demenz der Angeklagten; sie verteidigt sich nicht vor Gericht, sondern rechtfertigt ihre Position in Kreisen gewisser Radaubrüder. Richtig auf „Zack“ ist die Richterin nicht: denn der Applaus zu  volksverhetzenden Thesen müsste zur Strafverfolgung führen, nicht nur zu Ordnungsgeld wegen Störung des Prozessablaufs. Noch erhellender ist die Selbstreflexion der Justizdame:

Richterin zu sein ist für mich einen Zacken schöner als Staatsanwältin zu sein, weil man entscheiden kann. Und ich entscheide sehr gerne. Ich habe ein sehr gefestigtes Wertekostüm, und es ist schön, wenn man das zur Anwendung bringen darf. Für manche hört sich das vielleicht seltsam an, wenn ich sage: Entscheiden macht mir Spaß! Gesetze zu sehen und sie auch im Lichte unserer Verfassung interpretieren und anwenden zu können, das gibt mir das Gefühl, dass ich gesellschaftlich meinen Beitrag leiste.

Das sind die Aufarbeitungslügen, aus denen eine schnöselhafte Richterin ihre „Wertekostüm“ geschneidert hat. Eigene rechtliche Gedanken? Rechtswissenschaftliche Überlegungen? Fehlanzeige. Diese ersetzt das „Wertekostüm“.. Sie rezipiert, was sie angelernt bekommen hat.

In diesen Zusammenhang fallen einem noch weitere Beeinträchtigungen der Meinungsfreiheit durch solche Wertekostümträger ein. Die FAZ veröffentlichte einen Artikel zur aktuellen Diskussion der Cannabis-Freigabe. Analog wie dieses Thema wird der Holocaust in den Urteilen „diskutiert“ vom 16.8.23:

Die Cannabis-Debatte wird immer dümmer: Die Verteidiger des Verbots argumentieren so unredlich wie die Verfechter der Legalisierung. Und an das schädlichste aller Drogenverbote traut sich keiner ran…..Das tausendmal gefährlichere Drogenproblem hat einen anderen Namen: Es geht ums Kokain, es geht darum, dass jede Party in Mannheim oder Göttingen, die so richtig in Schwung kommt, mit dazu beiträgt, dass die Ökonomie der Drogen und die Gewalt der Drogenhändler ganze Gesellschaften in Süd- und Mittelamerika zerrütten. Und überall dort, wo die Schmuggelroute verläuft, von Brasilien über Westafrika nach Italien oder in die Niederlande, wachsen Macht und Reichtum des organisierten Verbrechens.

So geht überall, wo es eigentlich etwas auszudiskutieren gäbe.  Niemand will sich aus dem Fenster lehnen. „Die Dresdner“ werden beschimpft, weil sie der Zerstörung ihrer Stadt vom 14. Februar 1945 jährlich gedenken. Warum sollten sie das nicht dürfen? Der Bombenkrieg der Engländer und Amerikaner gegen die deutsche Zivilbevölkerung zwischen 1942 und 1945, der selbst Städtchen wie Rothenburg ob der Tauber nicht verschonte, sollte Deutschland wieder zu einem Agrarland machen. Nach heute geltendem Völkerstrafrecht waren diese Flächenbombardements Verbrechen. Der Deutsche hält es im Kopf nicht aus, dass Deutschland mit Staaten befreundet ist, die sein Land auf verbrecherische Weise besiegt haben. Also dürfen die Dresdner nicht gedenken. Das erlittene Unrecht motivierte auch die Deutschen, alle Usancen einer Zivilisation bei der Kriegsführung fallen zu lassen und eine atavistische Kampfweise zu praktizieren. Zum Krieg gehört unmittelbar die Kriegsfinanzierung, die Waffenproduktion und für ein Land wie Deutschland noch die von Ersatz-Treibstoff und Ersatz-Kautschuk (BUNA). 10 Millionen Arbeiter, die an den Fronten kämpften, mussten in der Produktion ersetzt werden durch Arbeitssklaven, wollte man nicht gleich kapitulieren. Wenn ein Simon Wiesenthal fragte, wo denn die „Alliierten“ gestanden hätten, als die Verbrechen in Auschwitz geschahen, dann kann man auf die Bombenteppiche verweisen, mit denen sie die deutsche Führung zur „Ökonomie der Zerstörung“ (Adam Tooze) und in die „steinzeitliche“ Wirtschaftsführung zurücktrieben.

Nach dem Krieg filmte man amerikanische Bulldozer, die massenweise menschliche Leichen in Gruben schoben. Wer hat diese Leute verhungern lassen? Die SS natürlich. SS und Wehrmacht hätten auch die holländische Bevölkerung so verhungern lassen, aber hier gab es eine niederländische Exilregierung; sie schaffte es, die Deutschen zu bewegen, Flugzeuge mit Nahrungsmitteln auf einer Route zum Rhein und diesen stromabwärts nach Holland fliegen zu lassen, wo sie Nahrungsmittel für die notleidende Bevölkerung abwerfen konnten. Nahrungsmittel gehen gegen Ende jedes Winters zu Neige; selbst im Frieden pflegte man die Zeit vor Ostern traditionell als Fastenzeit; unter den Bedingungen des endenden Krieges artete dieses „Fasten“ in Richtung auf eine Hungerkatastrophe aus. Und in diese Katastrohe gerieten die Gefangenen in den deutschen Lagern. Für die alleruntersten Menschen der deutschen Hierarchie in den KZ gab es keine Komitees und keine alliierten Strategen, die diese Katastrophe voraussehen wollten. Statt Rothenburg ob der Tauber zu zerstören, hätten die Die Toten der „Endphase“ gehen auch auf das Konto der triumphierenden Sieger, die sich auch durch die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse nicht haben eine Absolution erteilen lassen können.

Die Richterin Lisa Jani lügt wahrscheinlich auch. Sie behaupte, sich nicht für Beiträge im Internet zu interessieren, ist aber selbst auf allen Internetmedien vertreten; es ist damit widerlegt, dass sie das „alles nicht interessiere“. Nein? Man könnte annehmen, es interessiert sie auch ein tieferes Wissen und Recht und historische Zusammenhänge nicht. Wie die Richterin es sagte:

„Ich habe ein sehr gefestigtes Wertekostüm, und es ist schön, wenn man das zur Anwendung bringen darf“.

Und deswegen sei sie Richterin geworden. Bravo! Fehlentscheidung; sie hätte Studienrätin werden sollen, als Richterin wandelt sie auf den Spuren freislerischer Rechtsbeugung. Genau solche verkappten Inquisitoren braucht der Staat. Schon 1903 schrieb Johannes Jühling in seinem Vorwort über die Inquisition des Hl. Offiziums:

„Denkt nicht, dass die Zeiten des finsteren Mittelalters nicht wiederkehren könnten…. Bereitet den Krieg vor und ihr werdet in Frieden leben.“

So hieß es 1903; die Theorie von der Kriegsvorbereitung klingt altmodisch, ist aber noch Credo der Bundeswehr. 2020 kann man sagen: „Denkt nicht, dass die Zeiten der finsteren NS-Herrschaft nicht wiederkommen können!“ Wir kennen den Druck der Regierung auf unerwünschte Meinungen. Die Mehrheit fürchtet sich, ins Gerede zu kommen. Sie hat Angst, wie es Hans Fallada (in: Jeder stirbt für sich allein) beschreibt. Der Impfabstinenzler von 2020/21 galt gleich als „Coronaleugner“; dabei ist es ein Unterschied, ob jemand die Existenz der Krankheit bestreitet oder ob er die Impfung für nutzlos hält. So zieht es sich in alle Bereiche hin, wo heute eine heterodoxe Meinung nicht mehr hingenommen wird. Und kaum einen Juden wird genieren können, was eine ü90-jährige Frau Haverbeck über das Brotbacken in Kaminen glaubt. Aber die deutsche Killer- und Inquisitionsjustiz, die will über ein richtig kostümiertes Volk herrschen.

Verteidigt das Recht, auch dümmere Ansichten straffrei äußern zu dürfen und lernt sie zu ertragen. Es zieht ohnehin eine Borderlinegesellschaft (Otto Kernberg) herauf. Ihr erhaltet euch die eigene Freiheit zu irren.

21.08.2023 von Lobenstein

 

Von Juden und einzelnen Lügen

Alex Bein schreibt in seiner Geschichte der Judenfrage kurz und bündig und in fester Überzeugung, „marrano“ bedeute auf Spanisch Schwein. Tatsächlich heißt das liebe Tier im Spanischen „cerdo“, auf Portugiesisch heißt es „porco“. Das Wort „marrano“ gibt es originär im Spanischen nicht. In “Google/Wikipedia“ kann man trotzdem lesen:

„Marranos, auch Conversos oder Neuchristen (spanisch cristianos nuevos, portugiesisch cristãos-novos), sind iberische Juden und deren Nachkommen, die unter Zwang oder schwerem Druck zum Christentum bekehrt wurden. Oft wurde ihnen vorgeworfen, als Kryptojuden weiterhin jüdische Riten zu praktizieren. Der Begriff tauchte erstmals im spätmittelalterlichen Spanien auf.[1]…. Forscher, wie Benzion Netanjahu, Yirmiyahu Yovel, Cecil Roth, N. Wachtel und die französische Schule, verwenden das Wort als Oberbegriff für alle judeoconversos iberischer Abstammung.[3] Nicht wenige Historiker vermeiden den Ausdruck wegen seiner Unbestimmtheit und seiner Herkunft aus der judenfeindlichen Vulgärsprache….. Sie meinen, marrano bzw. marrão leite sich ….. aus dem Arabischen her, vom Adjektiv muharram,[5] das auf religiöse Verbote verweist und im konkreten Kontext in der anathematischen Bedeutung von „(von Gott) verflucht, exkommuniziert“ interpretiert wird.[6] Andere Deutungen verweisen auf das spätarabischen Wort barrānī[7] für „Fremder, Außenseiter“[8] oder das arabische Verb marana[9] (biegsam, anpassungsfähig sein).[10] Einige führen Marrane auf das hebräische Wort mar’it ayin (Augenschein, Trugbild) zurück, da die Marranen augenscheinlich Christen waren, doch im Geheimen Juden blieben, oder auf Hebräisch mochoram (verbannt, verboten), das mit dem oben genannten arabischen muḥarram verwandt ist.[11] Nach einer anderen Deutung stammt der Begriff vom aramäischen maran atha (Unser Herr ist gekommen) oder mar anus und bar anus (gezwungener Herr oder Mann bzw. Sohn eines Gezwungenen)…. (blabla)…!

Natürlich ist „marrano“ ein Pejorativ. Das Wort wurde gefunden, wie man im Deutschen für den Polen „Polacke“ sagt. Der Pole selbst nennt sich „Polak“. Ersetzt der Deutsche das Wort „Pole“ durch Polacke, meint er den Polen der unteren sozialen Schichten.Ähnliche Übernahmen sind der „Kanake“ vom Südpazifik, wo Kanake „Mensch“ bedeutet. Der „Franzose“, der eigentlich „Frankreicher“ heißen müsste, leitet sich von alt-französischen „francois“ ab. Im Spanischen ist das nicht anders. Marrano ist der Mann, der seinen jüdischen Sabbattischgenossen mit „Birschut maranan“ oder Sawri maranan“ zuprostet. „Maranan“ heißt „Meine Herren“.  Nix Herkunft vom Arabischen oder noch gekünsteltere Konstruktionen. Der Marrane ist der falsche Christ, der in Wirklichkeit ein Jude ist.

Warum schreiben dann profilierte jüdische Autoren, die sich jede Woche mit „Birschut maranan“ oder Sawri maranan“ zuprosten, einen derartigen Unsinn vom Schwein? Offenbar, weil für den Juden ein Marrane ein „Schwein sei. „Die Spanier“ hatten probate Mittel, einen Verdacht auf Judaisieren zu zerstreuen. Der Neuchrist musste als Schweinefleisch verzehren (Serano-Schinken, Pata Negra), eine köstliche Speise, die den abergläubischen Juden so verboten ist wie Hasenbraten, Schalentiere, Muscheln, Austern und sogar Hülsenfrüchte an Pascha. Wer sich also auch von Schweinefleisch ernähren kann, kann kein verkappter Jude sein. Der christliche Speisezettel bewies es. Ganz abgesehen davon ist es sehr unwahrscheinlich, dass sephardische Juden an den westlichen Mittelmeerküsten nicht „frutti del mare“ genossen hätten. Die aschkenasischen Juden haben natürlich keine Austern gegessen, schon weil sie solche in den Weiten Litauens gar nicht hatten. Und so kann man unterstellen, dass die „marrano- Lüge“ vom Schwein auch eine aschkenasische ist.

Bei dieser Gelegenheit: Die Mehrheit der spanischen Juden ließ sich nach den Unruhen von 1391 taufen.  Die Minderheit, die am jüdischen Aberglauben festhielt, wurde 1492 amtlich vor die Wahl der Taufe oder der Auswanderung gestellt. Während des 19. Jahrhunderts bevorzugten Bürger von jüdischen Eltern in Deutschland die Konfessionslosigkeit. Damals, 1492 war Religion noch Staatskult des Landes, zu dem man sich bekennen sollte. Die Auseinandersetzung mit der moslemischen Staatenwelt verlangte auch von Juden ein eindeutiges Bekenntnis. Taufe bedeutet nicht zwangsweise „glauben“. Man schätzt, dass noch 80.000 Juden auswanderten. Einige „flüchteten“ sich zu den Glaubensgenossen nach Marokko, von wo sie alsbald reuig zurückkehrten. Den Juden dort ging es sozial noch schlechter als denen in Spanien. Es ging Juden noch im 19. Jahrhundert unter Arabern so schlecht, dass 1870 der französische Justizminister Adolphe Cremieux  allen Juden Algeriens auf Antrag die französische Staatsbürgerschaft verlieh.

Die sephardischen Juden sind in der Zeit zwischen 1492 und 1870 in den romanischen Ländern gut integriert (nicht wie im aschkenasischen Raum „assimiliert“) worden. Eric Zemmour, der jüdische Präsidentschaftskandidat, konnte im Wahlkampf behaupten, Marschall Philipp Petain habe „die französischen Juden“ vor den Deutschen gerettet. Alain Finkielstein bestätigt dies. „Frankreich“ lieferte den Deutschen „zwecks Umsiedlung“ die Juden mit deutsch klingenden Namen aus. Unter diesen war die Halbjüdin Fania Goldstein (Fenelon), deren Mutter Bernier hieß, die also im aschkenasisch- halachischem Sinn gar keine Jüdin war. In Schicksal wurde verfilmt (playing for time). Das zeigt, dass „man“ in Frankreich schon vor der der Revolution von 1789 zu den (sephardischen) Juden ein zivilisiertes Verhältnis hatte. So wurden die „Neuchristen“ aus Bordeaux, die dort als „Portugiesen“ ihr jüdisches Leben praktizierten, durch jüdische Abgeordnete in der Nationalversammlung vertreten. Den Frieden störten nur die Juden aus dem Elsaß und aus Metz. Wer auf einen französischen Friedhof geht und jüdische Gräber betrachtet, sieht, dass auch die Juden die Verstorbenen durch Fotografien in Erinnerung halten. Im aschkenasischen Raum würden Steine fliegen.

Woher kommt also das deutsche Problem mit den Juden oder das jüdische Problem mit den Deutschen, das (nach Alex Bein) sich nach 1879 mit dem klassischen Antisemitismus artikulierte? Wahrscheinlich liegt das Problem darin, dass der Raum des „deutschen“ (aschkenasischen) Judentums weit über die Grenzen des germano-deutschen Raums hinausreicht. Selbst heute gehörte der Moskauer Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt zu „unserem“ Judentum. ER erscheint genauso, wie Heinrich Graetz die Juden des Ostens beschreibt. Genau diese Problematik sah Heinrich v Treitschke. Jeder Reform-Rabbiner konnte sofort nach seinen Reformversuchen durch einen konservativen Rabbiner aus dem Osten ersetzt werden. Das aschkenasische Judentum hatte ein retardierendes Moment, weswegen sich auch große Persönlichkeiten (z.B. Sigmund Freud) von ihm abwandten. Arthur Ruppin (in: Soziologie der Juden) zählt jüdische Persönlichkeiten auf, mit denen er die Bedeutung des Judentums unterstreichen will. Die Hälfte dieser Leute sind schon zu Ruppins Zeiten vom Judentum abgefallen. Man kann annehmen, das, wenn es ein aschkenasisches Judentum gegeben hätte, dessen Raum sich mit dem des Deutschtums gedeckt hätte, dieses „untergegangen“ (Felix Theilhaber) oder in die deutsche Gesellschaft so integriert worden wäre wie das sephardische Judentum in Frankreich, Spanien oder Italien. Die faschistische Partei Mussolinis ist von vielen Juden mitgegründet worden, mehrere Juden hatten in der Zeit des Faschismus vor dem Stahlpakt mit Deutschland hohe Regierungsämter inne.   Das Judenproblem ist also gar kein jüdisches, sondern ein aschkenasisches. Das erweist sich auch in der Behauptung der Ostjuden, dass Marranen „Schweine“ seien.

von Lobenstein, 19.08.2023

 

 

 

Michael Wolffsohn und sein ”vermeintlicher Jude“ Fabian Wolff

Vorab sollte man wissen: das Christentum mit seinen Vorschriften und Dogmen hatte den Sinn, die weltliche Herrschaft des Römischen Kaisers religiös zu legitimieren. Zuletzt musste jeder zum Christen werden: Ein Gott, ein Reich, ein Kaiser. Bei den Juden war es umgekehrt: die Rabbinen ersannen unsinnige, unnütze und abstoßende Vorschriften zum Schutz der biblischen Vorschriften, um das abergläubische Volk als solches strenger durch die Zeit bis zum Erscheinen des Messias identisch zu erhalten. Viele wurden trotzdem abtrünnig, wenige stießen hinzu. Das Römische Reich zählte zur Zeit des Kaisers Augustus 55 Millionen Einwohner (inklusive Nordafrika und Ägypten), worunter 4,5 Millionen Juden waren. Heute schätzt man die Juden auf 14 Millionen Menschen einschließlich derer in den USA, aber die Länder auf dem Gebiet des Römischen Reichs dürften heute zusammen mehr als 300 Millionen Einwohner haben. Der Anteil der jüdischen Bevölkerung ist also von 8% auf 0,3 % – einschließlich der Juden in Israel – zurückgegangen.

Wieso diskutiert man dann überhaupt so viel über jüdische Dinge, wenn sich schon die Juden kaum dafür interessieren? Jedenfalls in Deutschland tut man es mit Leidenschaft: Jews sell, sagt Michael Wolffsohn. Deutschland wurde in 2 Kriegen vom Westen niedergemacht, und ist zu einem halbsouveränen US-Vasallenstaat degradiert worden. Das Wohlwollen seines amerikanischen Lehensherrn hängt von einer anti-nationalsozialistischen Haltung ab. Nun ist aber Deutschland ziemlich sozialistisch; seine Sozialgesetze, Einheitsgewerkschaften, ja sogar seine ganze Verwaltung wurzeln in der nationalsozialistischen Vorkriegszeit. Über die braunen Wurzeln des BKA schreibt Dieter Schenk ein ganzes Buch. Nationalistisch ist Deutschland auch, was man alle 2 Jahre durch den Fußball vor Augen geführt bekommt. Die zuverlässigste Methode, den Amerikanern eine Abkehr vom Denken früherer Zeiten vorzustellen, ist die Pflege von jüdischem Leben in Deutschland. Ursprünglich hatte man nur 30.000 Juden sozial zu bemuttern, durch die Auflösung der Sowjetunion sind nach Berechnungen von Charlotte Knobloch sogar 200.000 Juden nach Deutschland zugewandert. Ein Drittel von ihnen hat sich bei den Gemeinden immatrikuliert. Da kann man schon schöne Synagogen bauen und den Amerikanern etwas vorstellen. Peinlich ist es nur, wenn die Heiligen Kühe der deutschen Politik untereinander in Streit geraten. Und noch peinlicher wird es, wenn ein Streit ausgetragen wird, der nach amerikanischen Regeln für das Judentum anders zu entscheiden wäre als nach den Vorstellungen der konservativen Fraktionen in Israel. Den letzteren hat sich die deutsche Szenerie verpflichtet.

1.

Der große Michael Wolffsohn schreibt in der NZZ (27.7.23), er sei „Fabian“ Wolff nie begegnet. „Fabian“ habe auf zeit-online in Form eines Essays dargestellt, er sei „doch kein Jude“. Ist das nun gut oder schlecht? Die Verhältnisse von 1933 unterstellt, könnte man „Fabian“ dem jüdischen Kulturkreis   – wenigstens auf Zeit –  zuordnen. Er könnte als Geltungsjude angesehen werden. Denn für einen nicht-religiösen gibt es keinen Weg in die jüdische Gesellschaft ohne jüdische Mutter. Aber was macht ein jüdisch Bemutterter ohne Glauben in der jüdischen Gesellschaft? Man, d.h. die Deutschen, würden ihn aus höheren Funktionen entlassen haben. Warum aber schreibt dann Wolffsohn gegen den „Geltungsjuden“ Fabian einen Artikel in der NZZ? Man sollte erwarten, dass Wolffsohn ihm schriebe „lieber Fabian, selbst wenn dir eine halachische Ahnfrau fehlt, fühle dich in unserem Kulturkreis willkommen. Aber so ist es nicht. Fabian gehört nicht mehr zum auserwählten Volk und die Linke hat einen Anhänger ohne jüdisches Etikett mehr. Das wirft mehrere theoretische Fragen aus der immer noch latent präsenten Vergangenheit auf. Eine Frage erinnert an den Autor Max Czollek, dem Maxim Biller vorwarf, halachisch gesehen kein Jude zu sein, was den großen Vorsitzenden Josef Schuster motivierte, nachzutreten und zu erklären, Czollek „segle (oder segelte) unter falscher Flagge“. „Fabian“ hat seinen halachischen Wimpel selbst eingeholt, was Wolffsohn zu freuen scheint, weil Fabian zuvor der „stets antisemitischen Linken als Vorzeigejude gedient hätte“. Für Wolffsohn ist die diffuse Linke defacto antisemitisch, weil sie auch linke Palästinenser unterstützt. Dabei tobt gerade in Israel ein Richtungsstreit. Darf es denn keine Linke geben, die in antikolonialistischer Tradition die Verhältnisse in Israel anders wertet als die frommen Siedler im Westjordanland? Sind diese Leute gleich als „Antisemiten“ auszugrenzen? Wolffsohn sieht es so, denn wie „jeder anständige Antisemit seine besten jüdischen Freunde habe“, berufen sich Halb- und Vollantisemiten gerne auf die Meinung eines Juden, der sie in der Kritik jüdischen Lebens stützt. Das schützt vor einem plumpen Vorwurf des Antisemitismus. Damit räumt der Historiker Wolffsohn ein, dass wir politisch wieder im frühen Mittelalter gelandet sind. „Damals verbarg man einen originellen Gedanken, indem man ihn mit einer anerkannten Autorität belegte. Jeder intellektuelle Revolutionär versuchte zu beweisen, dass er „nur die Stimme der Tradition zur Geltung bringe“ (Kurt Flasch in: Einführung in die Philosophie des Mittelalters). Wer über Juden spricht, bedarf der Legitimation eines wenigstens vermeintlichen Juden. Nur dieser besitzt das angeborene Recht der Meinungsfreiheit zu jüdischen Themen. Der sekundierende Jude kann objektiv kein echter Antisemit sein. Wenn man sogar etwas Heterodoxes zu Juden, Auschwitz, Halacha oder Israel äußern will, versichere man sich vorab eines Juden, der die Meinung mitvertreten will. Dafür gibt es ein Reservoir von Jüdischen Gelehrten und Autoren. Wie viele es gibt, lässt sich abschätzen. Wenn sich die Bevölkerung auf dem Gebiet des Römischen Reichs versechsfacht hat, dann müsste es heute 27 Millionen Juden geben. Jeder zweite als Kleinkind beschnitte Jude hat sich also vom unsinnigen, nutzlosen und abstoßenden Kodex der Rabbiner abgewandt. Für jeden Juden gibt es also auch einen Nicht-Mehr-Juden. Wenn man keine Bücher besitzt, dann findet man lebende Juden mit „antisemitischer“ Auffassung (nach jüdischer Wertung). Alles ist unter Gottes Sonne vorhanden.

Fazit:

Trotzdem ist nicht jeder Jude für jedes Argument gut oder für jeden Zweck geeignet, aber für jeden Zweck lässt sich ein Jude finden. Das war schon immer so: Die barocken Fürsten hatten ihre Hofjuden, die Kirche ihre ex-jüdischen Konvertiten, die Hamburger Kaufleute ihre portugiesischen Juden zur Belebung ihres Handels, die Bundeswehr hatte Michael Wolffsohn für den Geschichtsunterricht,  und selbst zur banalen Armee lassen sich Juden einziehen. Gut 100.000 kämpften für das kaiserliche Deutschland, wobei man nicht weiß, wie viele russische Juden von ihnen bekämpft und niedergemetzelt worden sind. Juden sind national und international ubiquitär, wie es Arthur Ruppin (in: Soziologie der Juden) beschreibt. Eine Überlegungsebene höher: Juden sind Menschen wie Du und ich; man trifft sie auf rechtsradikaler Seite (Ajelet Shani: Neo-Nazi-Minister in Israel) wie auf der linken, wo sie Israel als Apartheid- und Kolonialstaat „bashen“. Die nach Shani vermeintlichen „Neo-Nazi-Minister sind natürlich keine Neo-Nazis, sondern eher erzreaktionäre Kirchenstaatler. Kann man JudKluxClan sagen? Egal! Insgesamt sind die Erscheinungen des realen Judentums so vielfältig, dass die verwendeten Schablonen aus der Zeit von Adolfs Großmutter nicht mehr passen. Trödeljuden, jüdische Hausierer und jüdische Wucherer findet man heute nicht mehr, Zuckmayers Herrenschneider Wormser ist durch Schneider aus Asien verdrängt..

Man könnte angesichts dieser Zeitenwende experimentell versuchen, an Michael Wolffsohn die alte Schablone „Antisemit“ anzulegen. Etwas antiquiert ist er schließlich. Es kommt darauf an, wie man „Antisemit“ definiert. Gilead Atzmon meint, jeder sei Antisemit, der das Missfallen eines Juden errege. So weit wollen wir nicht gehen, denn dann wären quasi alle Leute individuelle Antisemiten. Heute gibt es christliche Zionisten, die dennoch als „selektive Antisemiten“ (wie den Antisemitismusbeauftragten Michael Blume) beschimpft werden darf. Berüchtigte Antisemiten (wie den jüdischen Autor Josef Ginsburg), der schon 1980 von Zion-Nazis schrieb, jüdische Antisemiten (wie Maximilian Harden) als „Selbsthasser“ von Theodor Lessing diskreditiert, und vor allem israelbezogene Antisemiten (von denen es heute wimmelt). Aber wir wollen eine klassische Schablone verwenden; voilà: die klassischen Antisemiten hatten es praktikabel gemacht; sie sprachen vom „Nicht-Arier“. Erst die Nürnberger Gesetze definierten den Juden:

mindestens 3 volljüdische Großelternteile. Volljüdisch! Nota bene. Waren etwa zwei der Großeltern keine Volljuden, also Leute mit weniger als 3 wiederum volljüdischen (Urur-)Großelternteilen, konnte es kompliziert werden.

Sigmund Freud sagte richtig: Nie zuvor hatte ein Staat seine Bürger wegen ihrer Abstammung verfolgt. Das war die Revolution: Es war quasi verboten, mehr als 2 jüdische Großelternteile zu haben. Die Feindschaft dabei richtete sich nicht gegen Semiten, sondern gegen „Juden“. Der wahre Antisemit Theodor Fritsch (+ 1933) hielt den Begriff „Antisemit“ in diesem Zusammenhang für unglücklich gewählt. Er stammt vom Radau-Antisemiten Wilhelm Marr. Fritsch seziert genauer: „die Juden“ seien zu 90% Aschkenasen (nach Arthur Ruppin zu 92%) und wären daher keine (edlen) Semiten (wie die arabischen Beduinen), sondern eine vorderasiatisch- mediterrane Mischrasse (ähnlich Arthur Ruppin). Tadelt Wolffsohn die israelische Regierung wegen der Behandlung der „semitischen“ Edel-Palästinenser? Nein. Er nimmt eher billigend in Kauf, was dort von den Angehörigen der vorderasiatisch-mediterranen Mischrasse veranstaltet wird, weil der Staat Israel „die Lebensversicherung aller Juden“ sonst wo auf der Welt sei.

Peinlich an der Sache für Wolffsohn ist nur, dass „die Juden“ vor dem Ersten Weltkrieg die Einwanderung nach den USA favorisierten. Nach Arthur Ruppin seien 3 ½ Millionen Juden in die USA emigriert, während die englische Kolonialverwaltung 1919 in Palästina nur auf 80.000 Juden stieß (vgl. Adolf Böhm in: Die zionistische Bewegung). Diese Zahl hatte sich bis 1948 zur Unabhängigkeit Israels verzehnfacht, aber Dank des nationalsozialistischen Terrors, der zeitweise auch die Einwanderung nach Palästina wohlwollend begünstigte durch ein Haavara-Abkommen.

Und auch das passt nicht ganz zur Sicht von Michael Wolffsohn. Denn in Israel sind nicht 92% der Juden Aschkenasim, sondern eher nur die Hälfte. Deswegen nennt Wolffsohn die derzeitige israelische Regierung eine „Alptraumkoalition“, deren „Chauvinisten und orthodoxen Fundamentalisten“ aus sephardischen und orientalischen Kreisen erwuchs. Mit welchem Recht nennt Wolffsohn die heutige Knessetmehrheit einen „Albtraum“? Die Sephardim und Mizrachim legitimieren die Existenz Israels mehr als die Aschkenasim: erste sind wirklich europäische Kolonialisten, während die „Mizrachim“ von den Arabern aus allen möglichen arabischen Ländern nach Palästina vertrieben und zwangsumgesiedelt wurden. Wolffsohn ein antisephardisch- selektiver Antisemit? Schaut ganz so aus.

Was Wolffsohn von sich gibt, passt auch sonst nicht in die Realität der heutigen Verhältnisse. Denn es stellen eher die 5 Millionen amerikanischer Juden eine Lebensversicherung für Israel als Israel eine für die Banu Ze´evs; aber wie steht Wolffsohn zu den Juden in Amerika? Er spricht über diese kein Wort. Also noch eine selektiv antisemitische Komponente?

Trotzdem lässt sich viel aus seinen Erklärungen auf Amerikas Juden beziehen.

Für den positiven Antisemitismustest Wolffsohns spricht seine Billigung der Ausgrenzung nicht-halachischer Juden aus der jüdischen Schicksals-Gemeinschaft. Vermeintlicher Jude? Irgendeinen jüdischen Vorfahren wird jeder haben, wenn er seine Ahnengalerie um 1750 in der Breite zustande bringt. Während das israelische Rückkehrgesetz noch einem „Mischling 2. Grades“ (nach Nürnberger Gesetzen) die Heimkehr ins Land der Lebensversicherung erlaubt, wollen Wolffsohn und Biller nicht nur die fast-arischen Vaterjuden, sondern auch „Nürnberger“ Juden abbeißen, denen die jüdische Großmutter mütterlicherseits fehlt. Hier entdeckt man eine Gemeinsamkeit mit den Antisemiten der kaiserlichen Vorkriegszeit: Denn ein klassischer Antisemit (z.B. Gerhard Kittel) lehnte besonders die getauften, die konfessionslosen, die „nicht-jüdischen Juden“ (Isaac Deutscher), die Friedhofsjuden (David Farbstein) oder „Nicht-Mehr-Juden“, Halb- und Vierteljuden für die christliche Gesellschaft ab. Jüdische Autoren nennen sie verächtlich „Täuflinge“ (auch wenn sie bereits getauft sind), und Wolffsohn behauptet, Heinrich Heine habe „seine Taufe bitter bereut“. Das kann nicht ganz stimmen, denn Heine kehrte nicht in die jüdische Welt zurück, die ihm wie den getauften Marranen in Bordeaux und Amsterdam stets offenstand. Die „Täuflinge“ (Konvertiten, Neuchristen) wirkten nach traditionell-antisemitischer Vorstellung destruktiv auf die Limpiezza der aufnehmenden Rasse. Diese Ansicht ist natürlich Unsinn, aber sie wird reziprok von Juden auch vertreten: Ruppin meint, die Lockerung der sittlichen Verhältnisse habe neue jüdische Typen zeugen lassen. Kittel meinte als Antisemit, man müsse „die Juden“ zwingen, ihre Gebote wirklich einzuhalten, um ihnen den Wunsch nach Assimilation zu vereiteln. Auf diese Weise würde auch die Entstehung „neuer jüdischer Typen“ (Ruppin) vermieden werden und es gäbe auch keine „Nicht-Juden“ wie „Fabian“. Houston Stuart Chamberlain nannte die abtrünnigen Juden und deren Nachkommen „Judenstämmlinge“. Der wahre Antisemit hasst also die Mischlinge, denen Wolffsohn auch seinerseits einen Fußtritt versetzt.

Wolffsohn steht damit nicht allein; inzwischen treten auch andere nach: sie sprechen von „Kostümjuden“ (Barbara Steiner); aber rein halachisch gesehen, wenn Fabians mütterliche Ahnereihe stimmt und seine Ur-Ur-Großmutter Jüdin wäre, dann wäre er doch Jude, so wie ein Adliger einen Adelstitel führen kann, auch wenn sein Ur-Ur-Großvater das letzte Mal standesgemäß geheiratet hätte. Das Judentum ist nämlich seit der Neuzeit ziemlich herabgekommen (Heinrich Graetz), so dass es viele „Täuflinge“ verloren hat. Nach Auffassung vieler Rabbiner ändert aber die Taufe nichts an der Zugehörigkeit zum Judentum.

Hier haben wir also eine Nahtstelle von jüdischen Chauvinisten (Zionisten) und antisemitischen „Nazis“. Hier saugte Wolffsohn rassistisches Gedankengut ein und spuckt es in hebräischen Runen wieder aus. An der Mischlingsgrenze begegnen sich diese Radikalen von Blut, Tradition und Kultpflege wohlwollend. Die halachische Frage, die ein Dr. Josef Schuster und ein Maxim Biller gegen einen Mischling wie Max Czollek ausspielen, hat ein rassistisches Moment, auch wenn es religiös unterlegt wird. Das Hauptargument in der Literatur gegen die fehlende jüdische Großmutter ist ein rein hausfrauliches. Es ist so albern wie die Behauptung, dass das Schwein Trichinen habe, um es vom jüdischen Speisezettel zu verbannen. Ohne jüdische Mutter bestünde die Gefahr, dass die jüdische Familie ihr Lammkotelett in einer Pfanne zubereitet bekommt, in der anderntags Rühreier in Sahne geschlagen wurden. Nur haben heute die wenigstens Juden in ihren minimalistischen Küchen die halachische Anzahl von Kochtöpfen. Die jüdischen Kochtöpfe haben den eingangs beschriebenen Sinn, potentielle Proselyten abzuschrecken.

Facit:  Michael Wolffsohn ist nicht wirklich Antisemit, aber er begünstigt diesen selektiv, allerdings unabsichtlich, we suppose.

2.

Es ist an der Zeit, Begriffe wie „Jude“ aus dem geistigen Ghetto herauszuführen und „Antisemit“ als geschichtliche Einstellung ad acta zu legen, weil ihnen heute der reale Boden fehlt. Der Jude von heute ist in Europa nicht mehr so jüdisch wie es der Jude von gestern war. Man muss schon „Ultra“ sein, wenn man den Kern des Judentums für weitere tausend Jahre sichern will. Moshe Zuckermann beklagt, dass „Ultras“ schon mit knapp 30 Jahren 10 Kinder haben und sich in Israel vom Staat unterhalten lassen. Lenin würde von einer „Abstimmung mit der Gebärmutter“ sprechen. In den USA, so stellte Carlo Strenger fest, wo die „Ultras“ nicht die Szene beherrschen, würde der Bestand der jüdischen Gesellschaft nach halachischen Prinzipien binnen zweier Generationen auf 13% der heutigen Stärke reduziert werden. Das US-Judentum leitet sein Selbstbewusstsein nicht mehr von der Halacha und der Gebärfähigkeit seiner Damenwelt her ab, aber es stellt die reale „Lebensversicherung für die Juden der Welt“ dar. Soll man sie vergraetzen wie es einst Ezra und Jeremiah taten? Arthur Ruppin sieht in der Eingehung einer Mischehe das Zeichen des endgültigen Abfalls vom Judentum. Nach Strenger wären also 87% der amerikanischen Juden auf dem Weg des Abfalls. Es ist ganz klar, dass das Judentum zuletzt nur mehr aus Haredim und Chassidim fortdauern könnte, wenn man stur halachisch bleibt. Aber können denn Leute wie Biller und Schuster für ihre nicht-ultrareligiösen Nachkommen späterer Generationen garantieren, dass sie weiterhin jüdisch heiraten? Sogar Moses Mendelsohns Kinder wandten sich vom Judentum ab. Ruppin rühmt die Leistung von Juden wie Baruch Spinoza, der aber mit dem Cherem belegt wurde und konfessionslos war. Er nannte die jüdische Religion einen Aberglauben.  Intellektuell stand Spinoza außerhalb des Judentums. Sogar die katholische Kirche will sich nicht auf Mönche reduziert sehen, sondern lockert ihr Kirchenrecht. Carlo Strenger verwies auf Marc Zuckerberg als Beispiel: Zuckerberg ist mit einer chinesisch-stämmigen Ärztin verheiratet. „Hinter- Asiatinnen“ seien heute vielfach als Ehefrauen von Juden favorisiert. Sollen Zuckerbergs Töchter keine Ehe mit Juden eingehen dürfen? Die alte jüdische Mischrasse entsteht offensichtlich in Amerika in neu gemischter Auflage. In diese Zukunft will man im alten Europa offenbar nicht blicken.

Blicken wir dafür zurück in halachische Zeiten. Heinrich Graetz schreibt, dass „die Juden“ der Barockzeit zu abergläubischen, „kindischen Greisen“ verkommen waren. Geht der Zug des Judentums in diese Zeiten zurück? Diese Zeiten sind heute abgegessen, leben aber im unterbewussten Weltbild der Banu Ze´ev fort; ein Blick zurück zeigt die absurde Einstellung der trotzigen Talmudisten. Zu Zeiten von Johannes Aventinus Turmair (1477 – 1534) war auch die halachische Welt noch in spiritueller Ordnung. Johann Turmair (latinisiert Aventinus ‚der Abensberger‘) gilt als Vater der bayerischen Geschichtsschreibung. In seiner Baierischen Chronik schreibt er (S. 175) an einer Stelle „von den Juden“:

„…. Und während dieser großen Zwietracht des Kaisers [Ludwig der Baier] mit dem Papst meinten die Juden, es wäre vorbei mit dem Römischen Reich und dem ganzen christlichen Glauben, den sie für eitlen Tand halten. Sie glaubten, der Messias werde jetzt kommen. Sie schlossen sich in ganz Deutschland zu einem Bunde gegen die Christen zusammen, entwendeten Hostien und Messwein. … Sie warfen diese in ihre Backöfen und trieben viel Spott mit diesen Dingen. Als dies bekannt wurde, sind die Juden überall verbrannt worden, vornehmlich in Baiern, in Deggendorf (29.9.1337), wo Hartmann von Degenberg Pfleger war. Auch zu Straubing ging es über die Juden her. Nur die Bürger von Wien und Regensburg schützten ihre Juden und retteten sie. Aber in Städten, in denen der einfache Mann über die Juden herfiel, konnte sie niemand retten…“

Ein Dankgebet für die Christen in Regensburg und Wien! Bei Friedrich Frank, (in: „die Kirche und die Juden“) klingt es so:

„….. Zu Deggendorf in Bayern wurden die Juden beschuldigt, sie hätten von einem alten Weibe eine konsekrierte Hostie erkauft, aus welcher sich Blut ergoss, nachdem die erbosten Christenhasser mit Pfriemen hineingestochen hatten. Die Obrigkeit wollte die Sache bedächtlich untersuchen, aber am 29. September 1337 zog Hartmann von Degenberg an der Spitze vieler Bauern des Bayerischen Waldes nach dem Städtchen, und innerhalb einer Stunde waren alle Juden in Deggendorf niedergemetzelt. Herzog Heinrich von Bayern soll die Volksjustiz gebilligt haben. Aus dem Gelde der Erschlagenen soll die noch stehende Kirche der Stadt erbaut sein. Vielerorts in Bayern, bis nach Österreich und Kärnten hinab, wurden damals die Juden verfolgt. Am Rhein dauerte die Verfolgung noch bis zum folgenden Frühjahr fort.

Nach einer Mitteilung des damaligen bayerischen Geschichtsschreibers Aventinus hatte sich infolge des langjährigen Streites, den der römische Kaiser Ludwig der Bayer mit dem Apostolischen Stuhle führte, bei den Juden in Deutschland die Meinung gebildet, das Deutsche Reich und mit ihm das ganze Christentum werde bald untergehen. Der von den Juden erwartete Messias werde nun bald erscheinen. In dieser Hoffnung hätten die Juden in Deutschland einen Geheimbund gegen die Christen geschlossen. Diese Mitteilung dürfte als Hinweis dienen, dass die Niedermetzelei der Juden in Deggendorf und an vielen anderen Orten fortgesetzt wurde ….“

Eine eigentlich vergessene Zeitströmung; aber wenn es heute keine Hostien mehr gibt, pieken nicht einige Juden in andere Dinge hinein? Die NZZ (22.7.23) erinnert, dass der MOSSAD vor 50 Jahren den harmlosen, aus Marokko stammenden Kellner Achmed Bouchiki in Norwegen ermorden ließ. „Der Mossad tötete den falschen Mann“, schreibt das Blatt, aber hätte der Mossad in Lillhammer etwa „den richtigen Mann“ ermorden dürfen? Der russische Geheimdienst macht es genauso und lässt politische Gegner selbst am helllichten Tag im Berliner Tiergarten abknallen. Das ist das gleiche Niveau, fremde Rechtsordnungen zu achten. Diese Morde haben Tradition in Israel: So ermordete der zionistische Geheimdienst in den 20er Jahren den unbequemen Hareden Jakob Israel de Haan. Es ist ja nicht so, dass die Mörder der israelischen Behörde unbekannt geblieben wären. Aber die israelischen Behörden schützen ihre Berufskiller. Sie beschäftigen diese schließlich. Haben „die Nazis“ solches auch gemacht? Jedenfalls wäre ein Vergleich mit Gestapo-Methoden nach heutiger Rechtsprechung unzulässig, weil solche gezielten Morde eigentlich nicht von deutscher Art sind. Aber sowjetische Behörden praktizieren nach der feineren Art die Beseitigung von Gegnern und üben Rache; dem Deutschen ist es nur peinlich etwas über den Fall Nawalmy und seine russischen Freunde zu lesen, weil er an die Ehrlichkeit seiner russischen Partner glauben will. Auch Adolf Eichmann haben die Israelis gegen alles internationale Recht entführt. Jüdische Apologeten behaupten, Eichmann hätte untertauchen können. Das ist reiner Quatsch. Israel hätte begründen müssen, für welche Untaten es Eichmann hätte aburteilen wollen. Ein ordentliches Auslieferungsverfahren hätte kaum ein Todesurteil zugelassen, denn Eichmann persönlich hatte niemanden ermordet.

So praktiziert der israelische Staat seit Jahrzehnten Lynchjustiz, als gäbe es sonst „….  kein Recht, nirgends…“ (Willy Cohn). Es gibt kein Recht im Zusammenhang mit Israel, das Bestand hat, wenn es kritisch wird. Die „Alptraumkoalition“ Wolffsohn´scher Vorstellungen will die israelische Justiz reformieren. War Israel bis eben noch ein Rechtsstaat? Streng genommen nicht. Lea Tzemel nennt sich Rechtsanwältin, die noch nie einen Prozess gewonnen hat. Kunststück, denn sie verteidigt Palästinenser. Und es ist offen, ob Israel durch Netanjahu zum Rechtsstaat wird. Ein Rechtsstaat hält sich an internationales Auslieferungsrecht, was Israel nicht tut. Israel eine Lebensversicherung für alle Juden? Sicher nicht; aber wenigstens für die halachischen? Vertrauen ist gut, besser, wenn es keine Probe aufs Exempel geben wird.

von Lobenstein, 10.08.2023

 

 

Postholocaust und Lösung der Judenfrage im neuen Jahrhundert

2012 sollte Benjamin Netanjahu in der UNO eine Rede halten, schwieg aber eine Minute lang, bevor er bemerkte, man habe 6 Millionen Juden ermordet, und nun dulde die Welt, dass der Iran zu einer Atommacht werde, die Israel vernichten wolle. Der jüdische Staat sei von einem neuen Holocaust bedroht. „Unsere“ Juden in Deutschland, deren kollektives „jüdisches Leben“ die Bundesrepublik fördert (bzw. insezeniere nach Barbara Steiner), verstehen daher jede Kritik an jüdischen Staat als Fortsetzung des Antisemitismus deutscher Tradition.

Tatsächlich war nirgends der Antisemitismus so ausgeprägt wie in Deutschland. Arthur A. Cohen weiß, dass die französischen Juden Franzosen jüdischen Glauben wurden; die Juden Italien gründeten sogar überproportional zum Bevölkerungsanteil die faschistische Partei mit Mussolini, aus der sie erst auf deutschen Druck Ende der 30-er Jahre ausgeschlossen wurden. In Deutschland etablierte sich dagegen schon nach der Reichsgründung eine antisemitische Partei, nach dem Ersten Weltkrieg schlossen staatstragende Verbände ab 1919 jüdische Mitbürger aus. 1923 ließ die Bayerische Staatsregierung die „Ostjuden“ aus Bayern vertreiben. Die deutsch-jüdische Agonie dürften zwei Dinge grundlegend begünstigt haben: Zum einen die fehlende Identität von germano-deutschen und jüdisch-aschkenasischem Lebensraum: das aschkenasische Judentum erstreckte sich weit über Deutschland hinaus und konnte sich von der deutschen Entwicklung abgrenzen. Zum anderen boten im engeren Deutschland die zahlreichen halbsouveränen Territorien den Juden unterschiedliche Lebensbedingungen. Die Reichsstädte schlossen die Juden aus, während Territorien wie Nellenburg Juden gerne aufnahmen. Die Assimilierung fand daher nicht in dem Maße statt wie in Frankreich, wie es Heinrich v. Treitschke beklagte. Vermögenden Juden ging es gut, sie waren „generalprivilegiert“ wie ein preußischer Aristokrat, viele andere lebten arm am Rande des Elends.

Heute sind die „natürlichen Juden“ (Arthur A. Cohen) so gut wie aus dem deutschen Sozialleben verschwunden, die Deutschen haben den aschkenasischen Lebensraum zerstört. Jüdische Präsenz in Restdeutschland drückt sich in sterilen Synagogenbauten, leblosen Mahnmalen und Stolpersteinen aus, die auf sein Verschwinden hinweisen. Es gibt aber noch genug „übernatürliche Juden“ (ders.), die sich zu Wort melden, etwa in der Jüdischen Allgemeinen (12.7.23), die sich über eine spanische Band und deren Song zur Intifada der Araber aufregt:

„ ……  kritisierte ein weiteres Element der SKA-P-Shows: Ein Bandmitglied hatte sich während eines kürzlich erfolgten Konzertes in Augsburg als »Zigeunerin mit Glaskugel« verkleidet und damit Vorurteile bedient.

Die Band SKA-P erklärte, die Einlage mit der Frau, die in eine Glaskugel schaue, sei eine Persiflage auf eine spanische Fernsehsendung….“

Anzumerken ist hierzu, dass „die Zigeuner“ in Spanien nicht das schlechte Image haben wie in Deutschland. Das Problem in Deutschland ist also auch seine europäische Einbindung, die es noch nicht ganz bewältigt hat. Die Jüdische Allgemeine geifert weiter:

„Zu den Vorwürfen hinsichtlich des Songs »Intifada« schrieb der Gitarrist der Gruppe, bezüglich ihres »Antizionismus« habe SKA-P keine Geheimnisse. Er forderter, das Lied müsse respektiert werden. Den Vorwurf des Antisemitismus wies der Gitarrist zurück.

Bayerns Antisemitismusbeauftragter Ludwig Spaenle sagte, die Band SKA-P solle beim geplanten Konzert vom kritisierten Song »Intifada« Abstand nehmen. Dieser Song sei Ausdruck eines israelbezogenen Antisemitismus und damit nicht verhandelbar. Das Handeln des Staats Israel lasse sich bei allem Recht zur Kritik an staatlichem Handeln nicht mit dem totalitären Unrechtsregime der NSDAP vergleichen“.

 Volker Beck bezog ebenfalls Stellung. »Der Text der Band ist nicht nur eine klassisch antisemitische Täter-Umkehr, er sei auch Volksverhetzung, wenn es tatsächlich in dem Song heißt: „Die Opfer sind zu Henkern geworden, sie kehren ihr Inneres nach außen, …“ Damit würden die Opfer der Shoah verleumdet und herabgesetzt. Volksverhetzung könne sich nicht auf die Kunstfreiheit berufen. So etwas dürfe in München keine Bühne haben, und Beck fügte hinzu. »Ich fordere die Behörden in München auf, unverzüglich alles zur Unterbindung der Verbreitung dieser antisemitischen Hetze zu tun.« Beck, der auch Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) ist, kündigte an, er werde Strafanzeige stellen….“

Sprachliche Fehler des Textes habe ich weitgehend eliminiert. Natürlich können Opfer der Shoa nicht zu Henkern des israelischen Staates mutieren. Das ist aber auch nicht gedacht. Gemeint sein wird, dass die Israelis, die sich historisch als die Nachkommen der Opfer tausendjähriger Judenverfolgung und zuletzt als die der deutschen Vernichtungspolitik identifizieren, heutzutage erbarmungslos ihre egoistische Siedlungspolitik vertreten. Entscheidend am Zusammenleben mit Juden aber ist in diesem textlichen Zusammenhang, dass jedes Gespräch letztlich der Strafjustiz übermittelt und faktisch wie in einer Diktatur polizeilich ausgewertet wird. „Die Juden“ sind damit wieder in ein soziales Ghetto geraten.

Verstärkt wird dieser Eindruck noch durch den Umstand, dass sich ein historisch und politisch dünnbrettbohrender Mediziner, Dr. Josef Schuster, im politischen Zeitgespräch ohne Unterlass zu Wort meldet, nicht um Israel zu beweihräuchern, sondern, um den regierungsamtlichen. deutschen Stellen zu willfahren. Für die Corona-Maßnahmen bellt er gegen Impfmuffel, obwohl in Israel die frömmsten Orthodoxen der Impfung meist absent blieben. Zur rechten Politik in Israel schweigt er, aber gegen die AfD hetzt er, während inzwischen ein linker Ministerpräsident diese Partei als europäisch „normal“ akzeptiert. Er manövriert das Restjudentum in Deutschland in eine Ecke, in der ihm als Wauwau der fürstlichen Regierungen (Kaiserjuden, Hofjuden etc.) nie Segen zuteil wurde. Aber fest eingerahmt von amtlichen „Antisemitismusbeauftragten“ auf Bundes-, Länder- und Betriebsebene kann sich dieses Judentum in Deutschland gar nicht frei entfalten.

Hinzu kommt, dass sich die deutsche Politik auch mit Leuten mit jüdischen Familiennamen als Gallionsfiguren bedient, etwa Bettina Schlesinger bei RBB, Malu Dreier als rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin, Rita Süßmund als Bundestagspräsidentin, um an ein paar Beispiele zu erinnern. Niemand belästigt diese Namensträger, auch nicht den Namensträger (Georg) Gysi. Nach den Nürnberger Gesetzen wäre er sogar dem arischen Volkskörper zuzurechnen gewesen. Er rechnet sich zwar väterlicher- wie mütterlicherseits Bruchteilsjudentum zu, aber das würde ihm nicht einmal ausreichen, nach Israel „zurückzukehren“.

Der deutsche Antisemitismus hatte es aber gerade auf die assimilierten Juden abgesehen: auf die „jehudäischen Alliancen“ des deutschen Adels, auf abtrünnige und getaufte „Rassejuden“ wie Jakob Wassermann oder Kurt Tucholsky. Sogar Heinrich Heine, dem der jüdische Glaube „zu wenig Sauce“ bot, wurde von Wilhelm Stapel herabgesetzt: dessen Loreley-Gedicht lasse sich an den romantischen Reimen von Eichendorffs Ausdruckstärke nicht messen, als würde der deutsche Normalo in seiner Sprache ausdrucksstark sein. Sigmund Freud, der den jüdischen Glauben für eine kollektive Neurose hielt, hassten Juden wie Nazis gleichermaßen. Theodor Fritsch, Wilhelm Stapel, Philipp Stauff, Gerhard Kittel, und Wilhelm Marr hassten getaufte Voll- wie Halbjuden, die ihrerseits als Marranen Hassobjekte der konservativen Rabbinen waren. Der Zionismus, der „die Reste der jüdischen Religionsgenossenschaft“ (Brockhaus 1895) für ein Siedeln in Palästina zu gewinnen suchte, fand dagegen auch Sympathie bei Antisemiten, worüber sich Karl Krauss in der FACKEL amüsierte. „Die Nazis“ förderten die Auswanderung der deutschen Juden nach Palästina, Adolf Eichmann galt als Spezialist für die illegitime Auswanderung.

Das zeigt, dass heutiger Antisemitismus etwas völlig anderes sein muss als der klassische deutsche Antisemitismus der Vorkriegszeit. Die Sympathie, die früher die Antisemiten für die jüdische Auswanderung zeigten, mit der heutigen deutschen Solidarität mit Israel gleichzusetzen, wäre wohl absurd. Aber genauso absurd ist es, die fehlende Sympathie für Israel als „Antisemitismus“ zu definieren. Der in der Diaspora lebende Jude leidet unter Antisemitismus, dem in Israel lebenden Juden kann es gleichgütig sein, ob ihn Iraner, Araber, Indonesier oder gar Deutsche hassen oder nicht.

Warum grämen sich dann Juden um den oben erwähnten Mediziner Schuster, wenn in Deutschland Araber und ihre Sympathisanten ihre Antipathien gegen israelische Politik demonstrieren? Glauben sie etwa, dass deswegen auch nur eine einzige Jaffa-Orange weniger exportiert werden kann? Sie erwecken nur den Anschein, eher so etwas wie Auslandsisraelis als loyale Staatsbürger zu sein. Abigall Gerstetter meint, dass ohnehin viel zu viele christliche Alttestamentler als Rabbiner fungierten. Walter Homolka scheint ein solch mächtiger Proselyt gewesen zu sein. Das zeigt, dass „Juden“ nicht einmal den einst von Antisemiten gefürchteten „jüdischen Geist“ ins Deutsche übertragen könnten.

Facit: Antisemitismus klassischer Art ist überholt, der „jüdische Geist“ ist ein reines Hirngespinst.

Man überwindet diese Chimäre besser durch Bekämpfung des Christentums. In der heute geübten christlich-jüdischen Zusammenarbeit liegt nämlich ein gewisser Verrat am Judentum, was sogar liberale Rabbiner beklagten; sie wissen meist viel zu wenig vom Wesen der christlichen Theologie und meinen irrig, Jeshu Nasri sei ein jüdischer Sektierer gewesen.

Hier haben wir den eigentlichen Schwindel in Deutschland: Man operiert gegen „Antisemitismus“, aber in Wirklichkeit wollen konservative Kreise die christlichen Kirchen erhalten. Ginge es nur um Juden, könnte man ruhig die Moslems gegen Israel protestieren lassen und Juden Juden sein lassen: Die christliche Religion ist unser aller Unglück, für Juden wie für Deutsche.

Wie ist die christliche Kirche überhaupt entstanden? Jedenfalls nicht so, wie es tausende von christlichen Religionslehrern den Kindern vorfabulieren.

Julius Wellhausen hat die christlichen Epochen vor Kaiser Konstantin gut zu unterscheiden gewusst: Die Zeit Jesu, die der Apostel, dann die der Epigonen und zuletzt die Zeit unzählbarer christlicher Sekten. Aber wer war dieser Jesus, der das geistige Chaos schuf?

Martin Luther empört sich in einer seiner Judenschriften (Toledot Jeshu Nasri), dass einige Juden behaupten würden, er sei der Sohn eines griechischen Söldners Pantheras gewesen. Diese Behauptung stammt aber schon vom zeitnahen Philosophen Kelsos, den Origines zu widerlegen suchte. Jedenfalls verbreitete sich das Christentum mit seinen Erlöservorstellungen anfänglich in den untersten Volksschichten des Römischen Reichs, weswegen noch Kaiser Trajan diesen Glauben als Privatsache hinnahm. Aber das römische Volk verelendete durch endlose Kriege und Bürgerkriege, so dass auch gebildetere Schichten um esoterische und spirituelle Erlösung beteten. Die neuen Anhänger synkretisierten die Lehren der Apostel mit überlieferten halbphilosophischen und kultischen Ideen. Zuletzt war das Christentum ein Sammelsurium unzähliger religiöser Vorstellungen, so zahlreich wie die Heiligen der katholischen Kirche.

Tatsache ist jedenfalls, dass Palästina schon nach 333 vor Christus („Issuskeilerei“) durch Alexander den Großen unter griechische Herrschaft kam. Zur Zeit Jesu war das Land bereits 300 Jahre lang hellenisiert worden. Selbst die Bibel, Heinrich Graetz und Simon Dubnow erzählen, wie sich „die frommen Juden“ gegen die hellenische Bräuche wehrten. Jesu Predigten vom Reich Gottes und der Auferstehung, der Erlösung der Individuen und den Eingang der Seele ins Himmelreich entsprechen den griechischen Mysterienkulten, die Eduard Meyer (in: Geschichte des Christentums) auch der Geschichte des Christentums voranstellt. Und Jesus selbst gab seinen Aposteln auf (Matth. 10,5),

„nicht zu den Heiden zu gehen, sondern zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel“.

Nach Jesus sollten also nicht die Heiden für den jüdischen Aberglauben, sondern die Juden für einen Mysterienkult gewonnen werden. Offensichtlich hat Paulus die Brisanz der Vermengung griechischer Erlösungslehren mit dem Monotheismus erkannt und damit die Entwicklung des Christentums losgetreten. Die Juden in ihrer Mehrzahl erreichte er nicht; denn aus Galiläa kann für fromme Juden kein Prophet kommen; und der alte Jahwe zeugt nicht wie der gute Zeus mit Jungfrauen wie der schönen Helena Kinder.

Dennoch verbreitete sich das Christentum über die hellenistische Osthälfte des Römischen Reichs, aber nicht einheitlich. Die Einheit des Christentums schuf der zuerst nur weströmische Mit-Kaiser Konstantin als er den Osten eroberte. Er dekretierte auf einem Konzil (Nikäa 325 ) für das ganz Römische Reich den orientalischen Despotismus. Das schuf er durch ein paar dogmatische Vorschriften, an denen auch ein Martin Luther nie gerüttelt hat:

1.

Es gibt nur ein Reich, einen Kaiser und folglich kann es nur einen Gott geben. Dieser besteht allerdings aus 3 Personen, nämlich:

Vater, Sohn und (die Erfindung römischer Juristen) den Heiligen Geist. Jede dieser Personen ist simultan der ganze und einzige Gott (Geheimnis des Glaubens 1 ist gleich 3).

2.

Jesus, der Sohn, wurde durch eine Jungfrau Maria zur Welt gebracht; er war während seiner Erdentage  – unvermischt – sowohl ganzer Mensch als auch ganzer Gott.

3.

Als solcher fuhr er (nach seiner Auferstehung nach dem Kreuzestod) körperlich in den Himmel auf. Er hinterließ   – als seinen mystischen Leib –   die Gemeinschaft der Apostel als Ur-Kirche.

4.

In diese Kirche fuhr an Pfingsten der Hl. Geist, der in dieser bis zum Jüngsten Tage bleibt.

Quod erat demonstrandum:

Kirche und Hl. Geist sind auf Erden unvermischt und doch eins nach dem Vorbild des Jesus. Wenn Staat und Kirche identisch sind, dann haben wir fortan die Göttlichkeit des Staates. Das ist die ganze christliche Theologie, ergänzt durch humanitäres Geschwafel von Brüderlichkeit.

Die „christliche“ Institutionalisierung des orientalischen Despotismus hat unsere klassische politische Kultur von athenischer Demokratie und römischer Republik beseitigt. Sigmund Freud erkannte hierin die Ursache des eingefleischten Antisemitismus, die auch Bernd Witte (in: Moses und Homer) darstellt. Die christlich- jüdische Lehre läuft allen Instinkten der westlichen Völker zuwider (Sigmund Freud). Um die Juden Juden sein zu lassen, muss also nicht „der Jude“, sondern muss der immanente Autoritätsterror des Christentums überwunden werden. Mit anderen Worten; Religion ist Opium für das Volk; es gibt keinen Gott, auch nicht Allah…. (auch keine Engel, , Heiligen oder Dschinnen)

Vulgo: Nicht die Rabbiner, sondern die Pfaffen muss man totschlagen.

von Lobenstein

Michael Wolffsohn und sein ”vermeintlicher Jude“ Fabian Wolff

Vorab sollte man wissen: das Christentum mit seinen Vorschriften und Dogmen hatte den Sinn, die weltliche Herrschaft des Römischen Kaisers religiös zu legitimieren. Zuletzt musste jeder zum Christen werden: Ein Gott, ein Reich, ein Kaiser. Bei den Juden war es umgekehrt: die Rabbinen ersannen unsinnige, unnütze und abstoßende Vorschriften zum Schutz der biblischen Vorschriften, um das abergläubische Volk als solches strenger durch die Zeit bis zum Erscheinen des Messias identisch zu erhalten. Viele wurden trotzdem abtrünnig, wenige stießen hinzu. Das Römische Reich zählte zur Zeit des Kaisers Augustus 55 Millionen Einwohner (inklusive Nordafrika und Ägypten), worunter 4,5 Millionen Juden waren. Heute schätzt man die Juden auf 14 Millionen Menschen einschließlich derer in den USA, aber die Länder auf dem Gebiet des Römischen Reichs dürften heute zusammen mehr als 300 Millionen Einwohner haben. Der Anteil der jüdischen Bevölkerung ist also von 8% auf 0,3 % – einschließlich der Juden in Israel – zurückgegangen.

Wieso diskutiert man dann überhaupt so viel über jüdische Dinge, wenn sich schon die Juden kaum dafür interessieren? Jedenfalls in Deutschland tut man es mit Leidenschaft: Jews sell, sagt Michael Wolffsohn. Deutschland wurde in 2 Kriegen vom Westen niedergemacht, und ist zu einem halbsouveränen US-Vasallenstaat degradiert worden. Das Wohlwollen seines amerikanischen Lehensherrn hängt von einer anti-nationalsozialistischen Haltung ab. Nun ist aber Deutschland ziemlich sozialistisch; seine Sozialgesetze, Einheitsgewerkschaften, ja sogar seine ganze Verwaltung wurzeln in der nationalsozialistischen Vorkriegszeit. Über die braunen Wurzeln des BKA schreibt Dieter Schenk ein ganzes Buch. Nationalistisch ist Deutschland auch, was man alle 2 Jahre durch den Fußball vor Augen geführt bekommt. Die zuverlässigste Methode, den Amerikanern eine Abkehr vom Denken früherer Zeiten vorzustellen, ist die Pflege von jüdischem Leben in Deutschland. Ursprünglich hatte man nur 30.000 Juden sozial zu bemuttern, durch die Auflösung der Sowjetunion sind nach Berechnungen von Charlotte Knobloch sogar 200.000 Juden nach Deutschland zugewandert. Ein Drittel von ihnen hat sich bei den Gemeinden immatrikuliert. Da kann man schon schöne Synagogen bauen und den Amerikanern etwas vorstellen. Peinlich ist es nur, wenn die Heiligen Kühe der deutschen Politik untereinander in Streit geraten. Und noch peinlicher wird es, wenn ein Streit ausgetragen wird, der nach amerikanischen Regeln für das Judentum anders zu entscheiden wäre als nach den Vorstellungen der konservativen Fraktionen in Israel. Den letzteren hat sich die deutsche Szenerie verpflichtet.

1.

Der große Michael Wolffsohn schreibt in der NZZ (27.7.23), er sei „Fabian“ Wolff nie begegnet. „Fabian“ habe auf zeit-online in Form eines Essays dargestellt, er sei „doch kein Jude“. Ist das nun gut oder schlecht? Die Verhältnisse von 1933 unterstellt, könnte man „Fabian“ dem jüdischen Kulturkreis   – wenigstens auf Zeit –  zuordnen. Er könnte als Geltungsjude angesehen werden. Denn für einen nicht-religiösen gibt es keinen Weg in die jüdische Gesellschaft ohne jüdische Mutter. Aber was macht ein jüdische Bemutterter ohne Glauben in der jüdischen Gesellschaft? Man, d.h. die Deutschen, würden ihn aus höheren Funktionen entlassen haben. Warum aber schreibt dann Wolffsohn gegen den „Geltungsjuden“ Fabian einen Artikel in der NZZ? Man sollte erwarten, dass Wolffsohn ihm schriebe „lieber Fabian, selbst wenn dir eine halachische Ahnfrau fehlt, fühle dich in unserem Kulturkreis willkommen. Aber so ist es nicht. Fabian gehört nicht mehr zum auserwählten Volk und die Linke hat einen Anhänger ohne jüdisches Etikett mehr. Das wirft mehrere theoretische Fragen aus der immer noch latent präsenten Vergangenheit auf. Eine Frage erinnert an den Autor Max Czollek, dem Maxim Biller vorwarf, halachisch gesehen kein Jude zu sein, was den großen Vorsitzenden Josef Schuster motivierte, nachzutreten und zu erklären, Czollek „segle (oder segelte) unter falscher Flagge“. „Fabian“ hat seinen halachischen Wimpel selbst eingeholt, was Wolffsohn zu freuen scheint, weil Fabian zuvor der „stets antisemitischen Linken als Vorzeigejude gedient hätte“. Für Wolffsohn ist die diffuse Linke defacto antisemitisch, weil sie auch linke Palästinenser unterstützt. Dabei tobt gerade in Israel ein Richtungsstreit. Darf es denn keine Linke geben, die in antikolonialistischer Tradition die Verhältnisse in Israel anders wertet als die frommen Siedler im Westjordanland? Sind diese Leute gleich als „Antisemiten“ auszugrenzen? Wolffsohn sieht es so, denn wie „jeder anständige Antisemit seine besten jüdischen Freunde habe“, berufen sich Halb- und Vollantisemiten gerne auf die Meinung eines Juden, der sie in der Kritik jüdischen Lebens stützt. Das schützt vor einem plumpen Vorwurf des Antisemitismus. Damit räumt der Historiker Wolffsohn ein, dass wir politisch wieder im frühen Mittelalter gelandet sind. „Damals verbarg man einen originellen Gedanken, indem man ihn mit einer anerkannten Autorität belegte. Jeder intellektuelle Revolutionär versuchte zu beweisen, dass er „nur die Stimme der Tradition zur Geltung bringe“ (Kurt Flasch in: Einführung in die Philosophie des Mittelalters). Wer über Juden spricht, bedarf der Legitimation eines wenigstens vermeintlichen Juden. Nur dieser besitzt das angeborene Recht der Meinungsfreiheit zu jüdischen Themen. Der sekundierende Jude kann objektiv kein echter Antisemit sein. Wenn man sogar etwas Heterodoxes zu Juden, Auschwitz, Halacha oder Israel äußern will, versichere man sich vorab eines Juden, der die Meinung mitvertreten will. Dafür gibt es ein Reservoir von Jüdischen Gelehrten und Autoren. Wie viele es gibt, lässt sich abschätzen. Wenn sich die Bevölkerung auf dem Gebiet des Römischen Reichs versechsfacht hat, dann müsste es heute 27 Millionen Juden geben. Jeder zweite als Kleinkind beschnitte Jude hat sich also vom unsinnigen, nutzlosen und abstoßenden Kodex der Rabbiner abgewandt. Für jeden Juden gibt es also auch einen Nicht-Mehr-Juden. Wenn man keine Bücher besitzt, dann findet man lebende Juden mit „antisemitischer“ Auffassung (nach jüdischer Wertung). Alles ist unter Gottes Sonne vorhanden.

Fazit:

Trotzdem ist nicht jeder Jude für jedes Argument gut oder für jeden Zweck geeignet, aber für jeden Zweck lässt sich ein Jude finden. Das war schon immer so: Die barocken Fürsten hatten ihre Hofjuden, die Kirche ihre ex-jüdischen Konvertiten, die Hamburger Kaufleute ihre portugiesischen Juden zur Belebung ihres Handels, die Bundeswehr hatte Michael Wolffsohn für den Geschichtsunterricht,  und selbst zur banalen Armee lassen sich Juden einziehen. Gut 100.000 kämpften für das kaiserliche Deutschland, wobei man nicht weiß, wie viele russische Juden von ihnen bekämpft und niedergemetzelt worden sind. Juden sind national und international ubiquitär, wie es Arthur Ruppin (in: Soziologie der Juden) beschreibt. Eine Überlegungsebene höher: Juden sind Menschen wie Du und ich; man trifft sie auf rechtsradikaler Seite (Ajelet Shani: Neo-Nazi-Minister in Israel) wie auf der linken, wo sie Israel als Apartheid- und Kolonialstaat „bashen“. Die nach Shani vermeintlichen „Neo-Nazi-Minister sind natürlich keine Neo-Nazis, sondern eher erzreaktionäre Kirchenstaatler. Kann man JudKluxClan sagen? Egal! Insgesamt sind die Erscheinungen des realen Judentums so vielfältig, dass die verwendeten Schablonen aus der Zeit von Adolfs Großmutter nicht mehr passen. Trödeljuden, jüdische Hausierer und jüdische Wucherer findet man heute nicht mehr, Zuckmayers Herrenschneider Wormser ist durch Schneider aus Asien verdrängt..

Man könnte angesichts dieser Zeitenwende experimentell versuchen, an Michael Wolffsohn die alte Schablone „Antisemit“ anzulegen. Etwas antiquiert ist er schließlich. Es kommt darauf an, wie man „Antisemit“ definiert. Gilead Atzmon meint, jeder sei Antisemit, der das Missfallen eines Juden errege. So weit wollen wir nicht gehen, denn dann wären quasi alle Leute individuelle Antisemiten. Heute gibt es christliche Zionisten, die dennoch als „selektive Antisemiten“ (wie den Antisemitismusbeauftragten Michael Blume) beschimpft werden darf. Berüchtigte Antisemiten (wie den jüdischen Autor Josef Ginsburg), der schon 1980 von Zion-Nazis schrieb, jüdische Antisemiten (wie Maximilian Harden) als „Selbsthasser“ von Theodor Lessing diskreditiert, und vor allem israelbezogene Antisemiten (von denen es heute wimmelt). Aber wir wollen eine klassische Schablone verwenden; voilà: die klassischen Antisemiten hatten es praktikabel gemacht; sie sprachen vom „Nicht-Arier“. Erst die Nürnberger Gesetze definierten den Juden:

mindestens 3 volljüdische Großelternteile. Volljüdisch! Nota bene. Waren etwa zwei der Großeltern keine Volljuden, also Leute mit weniger als 3 wiederum volljüdischen (Urur-)Großelternteilen, konnte es kompliziert werden.

Sigmund Freud sagte richtig: Nie zuvor hatte ein Staat seine Bürger wegen ihrer Abstammung verfolgt. Das war die Revolution: Es war quasi verboten, mehr als 2 jüdische Großelternteile zu haben. Die Feindschaft dabei richtete sich nicht gegen Semiten, sondern gegen „Juden“. Der wahre Antisemit Theodor Fritsch (+ 1933) hielt den Begriff „Antisemit“ in diesem Zusammenhang für unglücklich gewählt. Er stammt vom Radau-Antisemiten Wilhelm Marr. Fritsch seziert genauer: „die Juden“ seien zu 90% Aschkenasen (nach Arthur Ruppin zu 92%) und wären daher keine (edlen) Semiten (wie die arabischen Beduinen), sondern eine vorderasiatisch- mediterrane Mischrasse (ähnlich Arthur Ruppin). Tadelt Wolffsohn die israelische Regierung wegen der Behandlung der „semitischen“ Edel-Palästinenser? Nein. Er nimmt eher billigend in Kauf, was dort von den Angehörigen der vorderasiatisch-mediterranen Mischrasse veranstaltet wird, weil der Staat Israel „die Lebensversicherung aller Juden“ sonst wo auf der Welt sei.

Peinlich an der Sache für Wolffsohn ist nur, dass „die Juden“ vor dem Ersten Weltkrieg die Einwanderung nach den USA favorisierten. Nach Arthur Ruppin seien 3 ½ Millionen Juden in die USA emigriert, während die englische Kolonialverwaltung 1919 in Palästina nur auf 80.000 Juden stieß (vgl. Adolf Böhm in: Die zionistische Bewegung). Diese Zahl hatte sich bis 1948 zur Unabhängigkeit Israels verzehnfacht, aber Dank des nationalsozialistischen Terrors, der zeitweise auch die Einwanderung nach Palästina wohlwollend begünstigte durch ein Haavara-Abkommen.

Und auch das passt nicht ganz zur Sicht von Michael Wolffsohn. Denn in Israel sind nicht 92% der Juden Aschkenasim, sondern eher nur die Hälfte. Deswegen nennt Wolffsohn die derzeitige israelische Regierung eine „Alptraumkoalition“, deren „Chauvinisten und orthodoxen Fundamentalisten“ aus sephardischen und orientalischen Kreisen erwuchs. Mit welchem Recht nennt Wolffsohn die heutige Knessetmehrheit einen „Albtraum“? Die Sephardim und Mizrachim legitimieren die Existenz Israels mehr als die Aschkenasim: erste sind wirklich europäische Kolonialisten, während die „Mizrachim“ von den Arabern aus allen möglichen arabischen Ländern nach Palästina vertrieben und zwangsumgesiedelt wurden. Wolffsohn ein antisephardisch- selektiver Antisemit? Schaut ganz so aus.

Was Wolffsohn von sich gibt, passt auch sonst nicht in die Realität der heutigen Verhältnisse. Denn es stellen eher die 5 Millionen amerikanischer Juden eine Lebensversicherung für Israel als Israel eine für die Banu Ze´evs; aber wie steht Wolffsohn zu den Juden in Amerika? Er spricht über diese kein Wort. Also noch eine selektiv antisemitische Komponente?

Trotzdem lässt sich viel aus seinen Erklärungen auf Amerikas Juden beziehen.

Für den positiven Antisemitismustest Wolffsohns spricht seine Billigung der Ausgrenzung nicht-halachischer Juden aus der jüdischen Schicksals-Gemeinschaft. Vermeintlicher Jude? Irgendeinen jüdischen Vorfahren wird jeder haben, wenn er seine Ahnengalerie um 1750 in der Breite zustande bringt. Während das israelische Rückkehrgesetz noch einem „Mischling 2. Grades“ (nach Nürnberger Gesetzen) die Heimkehr ins Land der Lebensversicherung erlaubt, wollen Wolffsohn und Biller nicht nur die fast-arischen Vaterjuden, sondern auch „Nürnberger“ Juden abbeißen, denen die jüdische Großmutter mütterlicherseits fehlt. Hier entdeckt man eine Gemeinsamkeit mit den Antisemiten der kaiserlichen Vorkriegszeit: Denn ein klassischer Antisemit (z.B. Gerhard Kittel) lehnte besonders die getauften, die konfessionslosen, die „nicht-jüdischen Juden“ (Isaac Deutscher), die Friedhofsjuden (David Farbstein) oder „Nicht-Mehr-Juden“, Halb- und Vierteljuden für die christliche Gesellschaft ab. Jüdische Autoren nennen sie verächtlich „Täuflinge“ (auch wenn sie bereits getauft sind), und Wolffsohn behauptet, Heinrich Heine habe „seine Taufe bitter bereut“. Das kann nicht ganz stimmen, denn Heine kehrte nicht in die jüdische Welt zurück, die ihm wie den getauften Marranen in Bordeaux und Amsterdam stets offenstand. Die „Täuflinge“ (Konvertiten, Neuchristen) wirkten nach traditionell-antisemitischer Vorstellung destruktiv auf die Limpiezza der aufnehmenden Rasse. Diese Ansicht ist natürlich Unsinn, aber sie wird reziprok von Juden auch vertreten: Ruppin meint, die Lockerung der sittlichen Verhältnisse habe neue jüdische Typen zeugen lassen. Kittel meinte als Antisemit, man müsse „die Juden“ zwingen, ihre Gebote wirklich einzuhalten, um ihnen den Wunsch nach Assimilation zu vereiteln. Auf diese Weise würde auch die Entstehung „neuer jüdischer Typen“ (Ruppin) vermieden werden und es gäbe auch keine „Nicht-Juden“ wie „Fabian“. Houston Stuart Chamberlain nannte die abtrünnigen Juden und deren Nachkommen „Judenstämmlinge“. Der wahre Antisemit hasst also die Mischlinge, denen Wolffsohn auch seinerseits einen Fußtritt versetzt.

Hier haben wir also eine Nahtstelle von jüdischen Chauvinisten (Zionisten) und antisemitischen „Nazis“. Hier saugte Wolffsohn antisemitisches Gedankengut ein und spuckt es in hebräischen Runen wieder aus. An der Mischlingsgrenze begegnen sich diese Radikalen von Blut, Tradition und Kultpflege wohlwollend. Die halachische Frage, die ein Dr. Josef Schuster und ein Maxim Biller gegen einen Mischling wie Max Czollek ausspielen, hat ein rassistisches Moment, auch wenn es religiös unterlegt wird. Das Hauptargument in der Literatur gegen die fehlende jüdische Großmutter ist ein rein hausfrauliches. Es ist so albern wie die Behauptung, dass das Schwein Trichinen habe, um es vom jüdischen Speisezettel zu verbannen. Ohne jüdische Mutter bestünde die Gefahr, dass die jüdische Familie ihr Lammkotelett in einer Pfanne zubereitet bekommt, in der anderntags Rühreier in Sahne geschlagen wurden. Nur haben heute die wenigstens Juden in ihren minimalistischen Küchen die halachische Anzahl von Kochtöpfen. Die jüdischen Kochtöpfe haben den eingangs beschriebenen Sinn, potentielle Proselyten abzuschrecken.

Fazit:  Michael Wolffsohn ist nicht wirklich Antisemit, aber er begünstigt diesen selektiv, allerdings unabsichtlich, we suppose.

 

2.

Es ist an der Zeit, Begriffe wie „Jude“ aus dem geistigen Ghetto herauszuführen und „Antisemit“ als geschichtliche Einstellung ad acta zu legen, weil ihnen heute der reale Boden fehlt. Der Jude von heute ist in Europa nicht mehr so jüdisch wie es der Jude von gestern war. Man muss schon „Ultra“ sein, wenn man den Kern des Judentums für weitere tausend Jahre sichern will. Moshe Zuckermann beklagt, dass „Ultras“ schon mit knapp 30 Jahren 10 Kinder haben und sich in Israel vom Staat unterhalten lassen. Lenin würde von einer „Abstimmung mit der Gebärmutter“ sprechen. In den USA, so stellte Carlo Strenger fest, wo die „Ultras“ nicht die Szene beherrschen, würde der Bestand der jüdischen Gesellschaft nach halachischen Prinzipien binnen zweier Generationen auf 13% der heutigen Stärke reduziert werden. Das US-Judentum leitet sein Selbstbewusstsein nicht mehr von der Halacha und der Gebärfähigkeit seiner Damenwelt her ab, aber es stellt die reale „Lebensversicherung für die Juden der Welt“ dar. Soll man sie vergraetzen wie es einst Ezra und Jeremiah taten? Arthur Ruppin sieht in der Eingehung einer Mischehe das Zeichen des endgültigen Abfalls vom Judentum. Nach Strenger wären also 87% der amerikanischen Juden auf dem Weg des Abfalls. Es ist ganz klar, dass das Judentum zuletzt nur mehr aus Haredim und Chassidim fortdauern könnte, wenn man stur halachisch bleibt. Aber können denn Leute wie Biller und Schuster für ihre nicht-ultrareligiösen Nachkommen späterer Generationen garantieren, dass sie weiterhin jüdisch heiraten? Sogar Moses Mendelsohns Kinder wandten sich vom Judentum ab. Ruppin rühmt die Leistung von Juden wie Baruch Spinoza, der aber mit dem Cherem belegt wurde und konfessionslos war. Er nannte die jüdische Religion einen Aberglauben.  Intellektuell stand Spinoza außerhalb des Judentums. Sogar die katholische Kirche will sich nicht auf Mönche reduziert sehen, sondern lockert ihr Kirchenrecht. Carlo Strenger verwies auf Marc Zuckerberg als Beispiel: Zuckerberg ist mit einer chinesisch-stämmigen Ärztin verheiratet. „Hinter- Asiatinnen“ seien heute vielfach als Ehefrauen von Juden favorisiert. Sollen Zuckerbergs Töchter keine Ehe mit Juden eingehen dürfen? Die alte jüdische Mischrasse entsteht offensichtlich in Amerika in neu gemischter Auflage. In diese Zukunft will man im alten Europa offenbar nicht blicken.

Blicken wir dafür zurück in halachische Zeiten. Heinrich Graetz schreibt, dass „die Juden“ der Barockzeit zu abergläubischen, „kindischen Greisen“ verkommen waren. Geht der Zug des Judentums in diese Zeiten zurück? Diese Zeiten sind heute abgegessen, leben aber im unterbewussten Weltbild der Banu Ze´ev fort; ein Blick zurück zeigt die absurde Einstellung der trotzigen Talmudisten. Zu Zeiten von Johannes Aventinus Turmair (1477 – 1534) war auch die halachische Welt noch in spiritueller Ordnung. Johann Turmair (latinisiert Aventinus ‚der Abensberger‘) gilt als Vater der bayerischen Geschichtsschreibung. In seiner Baierischen Chronik schreibt er (S. 175) an einer Stelle „von den Juden“:

„…. Und während dieser großen Zwietracht des Kaisers [Ludwig der Baier] mit dem Papst meinten die Juden, es wäre vorbei mit dem Römischen Reich und dem ganzen christlichen Glauben, den sie für eitlen Tand halten. Sie glaubten, der Messias werde jetzt kommen. Sie schlossen sich in ganz Deutschland zu einem Bunde gegen die Christen zusammen, entwendeten Hostien und Messwein. … Sie warfen diese in ihre Backöfen und trieben viel Spott mit diesen Dingen. Als dies bekannt wurde, sind die Juden überall verbrannt worden, vornehmlich in Baiern, in Deggendorf (29.9.1337), wo Hartmann von Degenberg Pfleger war. Auch zu Straubing ging es über die Juden her. Nur die Bürger von Wien und Regensburg schützten ihre Juden und retteten sie. Aber in Städten, in denen der einfache Mann über die Juden herfiel, konnte sie niemand retten…“

 

Ein Dankgebet für die Christen in Regensburg und Wien! Bei Friedrich Frank, (in: „die Kirche und die Juden“) klingt es so:

 

„….. Zu Deggendorf in Bayern wurden die Juden beschuldigt, sie hätten von einem alten Weibe eine konsekrierte Hostie erkauft, aus welcher sich Blut ergoss, nachdem die erbosten Christenhasser mit Pfriemen hineingestochen hatten. Die Obrigkeit wollte die Sache bedächtlich untersuchen, aber am 29. September 1337 zog Hartmann von Degenberg an der Spitze vieler Bauern des Bayerischen Waldes nach dem Städtchen, und innerhalb einer Stunde waren alle Juden in Deggendorf niedergemetzelt. Herzog Heinrich von Bayern soll die Volksjustiz gebilligt haben. Aus dem Gelde der Erschlagenen soll die noch stehende Kirche der Stadt erbaut sein. Vielerorts in Bayern, bis nach Österreich und Kärnten hinab, wurden damals die Juden verfolgt. Am Rhein dauerte die Verfolgung noch bis zum folgenden Frühjahr fort.

Nach einer Mitteilung des damaligen bayerischen Geschichtsschreibers Aventinus hatte sich infolge des langjährigen Streites, den der römische Kaiser Ludwig der Bayer mit dem Apostolischen Stuhle führte, bei den Juden in Deutschland die Meinung gebildet, das Deutsche Reich und mit ihm das ganze Christentum werde bald untergehen. Der von den Juden erwartete Messias werde nun bald erscheinen. In dieser Hoffnung hätten die Juden in Deutschland einen Geheimbund gegen die Christen geschlossen. Diese Mitteilung dürfte als Hinweis dienen, dass die Niedermetzelei der Juden in Deggendorf und an vielen anderen Orten fortgesetzt wurde ….“

Eine eigentlich vergessene Zeitströmung; aber wenn es heute keine Hostien mehr gibt, pieken nicht einige Juden in andere Dinge hinein? Die NZZ (22.7.23) erinnert, dass der MOSSAD vor 50 Jahren den harmlosen, aus Marokko stammenden Kellner Achmed Bouchiki in Norwegen ermorden ließ. „Der Mossad tötete den falschen Mann“, schreibt das Blatt, aber hätte der Mossad in Lillhammer etwa „den richtigen Mann“ ermorden dürfen? Der russische Geheimdienst macht es genauso und lässt politische Gegner selbst am helllichten Tag im Berliner Tiergarten abknallen. Das ist das gleiche Niveau, fremde Rechtsordnungen zu achten. Diese Morde haben Tradition in Israel: So ermordete der zionistische Geheimdienst in den 20er Jahren den unbequemen Hareden Jakob Israel de Haan. Es ist ja nicht so, dass die Mörder der israelischen Behörde unbekannt geblieben wären. Aber die israelischen Behörden schützen ihre Berufskiller. Sie beschäftigen diese schließlich. Haben „die Nazis“ solches auch gemacht? Jedenfalls wäre ein Vergleich mit Gestapo-Methoden nach heutiger Rechtsprechung unzulässig, weil solche gezielten Morde eigentlich nicht von deutscher Art sind. Aber sowjetische Behörden praktizieren nach der feineren Art die Beseitigung von Gegnern und üben Rache; dem Deutschen ist es nur peinlich etwas über den Fall Nawalmy und seine russischen Freunde zu lesen, weil er an die Ehrlichkeit seiner russischen Partner glauben will. Auch Adolf Eichmann haben die Israelis gegen alles internationale Recht entführt. Jüdische Apologeten behaupten, Eichmann hätte untertauchen können. Das ist reiner Quatsch. Israel hätte begründen müssen, für welche Untaten es Eichmann hätte aburteilen wollen. Ein ordentliches Auslieferungsverfahren hätte kaum ein Todesurteil zugelassen, denn Eichmann persönlich hatte niemanden ermordet.

So praktiziert der israelische Staat seit Jahrzehnten Lynchjustiz, als gäbe es sonst „….  kein Recht, nirgends…“ (Willy Cohn). Es gibt kein Recht im Zusammenhang mit Israel, das Bestand hat, wenn es kritisch wird. Die „Alptraumkoalition“ Wolffsohn´scher Vorstellungen will die israelische Justiz reformieren. War Israel bis eben noch ein Rechtsstaat? Streng genommen nicht. Lea Tzemel nennt sich Rechtsanwältin, die noch nie einen Prozess gewonnen hat. Kunststück, denn sie verteidigt Palästinenser. Und es ist offen, ob Israel durch Netanjahu zum Rechtsstaat wird. Ein Rechtsstaat hält sich an internationales Auslieferungsrecht, was Israel nicht tut. Israel eine Lebensversicherung für alle Juden? Sicher nicht; aber wenigstens für die halachischen? Vertrauen ist gut, besser, wenn es keine Probe aufs Exempel geben wird.

Lobenstein

 

Legale Gesetzesbrüche?

Der deutsche Bundestag ist eine wahre Gesetzesmaschine: 3.000 Gesetze und Gesetzesverbesserungen werden von ihm jährlich verabschiedet. Ein krimineller Lebensmittelfälscher ist, wer sein Hackfleisch nach der soeben außer Kraft gesetzten letzten Hackfleischverordnung weiter herstellt. Selbst ein Jura-Professor könnte nicht alle neuen Gesetze verstehen und für ein Studentenseminar bearbeiten. Verbände (Lobbyisten) und Ausschüsse sind heute die eigentlichen Gesetzesmacher, der Gesetzgeber entscheidet dann mit einer Mindestzahl von Abgeordneten entsprechend der Entscheidung im Ausschuss. Wenn allerdings das ganze Volk von einem Gesetz betroffen werden kann, wie es beim Coronagesetz war und jetzt beim „Heizungsgesetz“ beabsichtigt ist, dann müssen sich mehr als die üblichen Ausschussabgeordneten beteiligen. Und in diesem konkreten Zusammenhang zeigt sich, wie relativ unsere Demokratie geworden ist: Das Bundesverfassungsgericht hat die für den 7.7. vorgesehene Verabschiedung des „Heizungsgesetzes“ wegen dessen Widerspruch zwischen Umfang und Frist zum Studium der Vorschriften untersagt, aber der Vizekanzler hat bereits erklärt, das Gesetz werde im September unverändert verabschiedet werden.  Klarer kann man nicht erklären, was für ein willenloser Gesetzgebungsapparat künstlicher Intelligenz der Bundestag geworden ist.

Aber auch das Volk weiß nicht mehr genau Recht von Unrecht zu unterscheiden. Die Presse bezeichnet einen Starkoch als „Steuerkriminellen“, der nichts anderes getan hat, als sein selbstverdientes Geld nicht zur Gänze mit einem Staat zu teilen. Das hat mit der klassischen Kriminalität nichts zu tun. Warum soll ein Bürger ohne Zwang Steuern entrichten, wenn dessen Regierung ohne Unterlass Unsinn produziert und Geld verschwendet. Viele politische Maßnahmen sind Veruntreuungen im Sinne von § 246 StGB. Man kann sagen, in den Behörden wimmelt es von Kriminellen, wenn man den Maßstab für den Starkoch anlegt. So hat etwa das rotrotgrüne Kartell in Berlin eine ungültig gewählte Regierung gebildet, aber munter ihre Position mißbraucht. Die  „Grüne“ Jarasch hat ein Mittelstück der zentralen Friedrichstrasse in Berlin für den Autoverkehr sperren lassen, was der Staatskasse sinnlos unnütze Kosten verursachte. Jetzt ist die Aussperrung des Autoverkehrs wieder aufgehoben. Die ungültig gewählte Regierung ernannte Stadträte, die die inzwischen neu gewählte Regierung nicht braucht, aber bezahlen muss. Das war eine höchst kriminelle Aktion.  Der Bezirk Lichtenberg von Berlin ehrt einen verstorbenen Obdachlosen aus Moldawien, den ein Filialleiter eines Supermarktes wegen eines Ladendiebstahls verprügelt hatte. Ist nun der Starkoch oder sind eher die ungültig gewählte Jarasch und der diebische Obdachlose kriminell?

Der Platz vor dem Bahnhof Lichtenberg ist eine Problemzone. EDEKA hat sich dort wohl unglücklich etabliert. Sein Filialleiter hatte, wie man so sagt, die Schnauze voll vom Geziefer (Opfermenschen), das aus den Balkanstaaten eintrifft und sich in Selbstbedienungsläden selbst bedient. Das legte man ihm als „Rassismus“ aus.

Die Wahlen in Sonneberg und Ranguhn sollen nun Signal sein, dass das Volk die Demokratie deren Feinden auszuliefern tendiert. In Israel ist das Volk schon weiter. Ajelet Shani meint, man habe inzwischen „Neonazi-Minister“. Dort haben noch mehr Leute „die Schnauze voll“ von unaufhörlichen arabischen Anschlägen, Raketenbasteleien, tödlichem Feuerwerk und Morden. Man philosophiert daher in Haaretz (6.7.23), unter welchen Voraussetzungen ein formal gesetzwidriger Widerstand gegen staatliche Anordnungen und Gesetze einer Mehrheit für die Minderheit erlaubt sein könne. “Widerstand“ wird natürlich so begriffen, dass die Mehrheit mit ihren Anliegen nicht zum Zuge kommen soll. Mit anderen Worten: Darf die Minderheit die Mehrheit blockieren? Eigentlich nicht, denn das wäre das Ende des Mehrheitssystems. Art. 20 IV deutsches GG erlaubt einen solchen Widerstand, wenn die Prinzipien der Verfassung beseitigt werden sollen und „Abhilfe nicht möglich ist“. Aber wann kann dies der Fall werden? In Israel gibt es nicht einmal eine geschriebene Verfassung. Abhilfe durch einen Militärputsch? In Frankreich randaliert eine empörte Jugend und demonstriert, wie weit sie zu gehen bereit ist. Ein 17-jähriger, der sich einer Polizeikontrolle entziehen wollte, wurde “auf der Flucht erschossen“. Das Volk sieht es anders als die Regierung von Ödipus Macron. Eric Zemmour und Jean Messiha sammelten 10 mal so viel Geld für den beschuldigten Polizisten Florian Mendes ein als die Sympathisanten des erschossenen Nahel Merzouk für dessen Familie zusammen bekamen. Das sagt alles: Die Mehrheit ist es leid, sich von Minderheiten terrorisieren zu lassen.

Ist die Mehrheit latent braun, autoritär, nationalsozialistisch?

Das Referenzsystem, gegen das posthum jeder Widerstand erlaubt wird, ist natürlich der deutsche Nationalsozialismus. Er räumte brutal mit einigen Minderheiten auf. Aber ist er wirklich als Referenz geeignet, wenn man den Anfängen einer neuen Diktatur wehren will? Alexis de Tocqueville beschrieb schon 1830, dass sich die Demokratie in Amerika in Richtung auf eine „sanfte Diktatur“ hin entwickle. Was könnte eine „sanfte Diktatur“ bedeuten? Dass sie so liberal ist, heterodoxe Meinungen zuzulassen und dass sie der gesellschaftlichen Entwicklung Rechnung trägt. Der deutschen Diktatur fehlte eine solche Sanftheit. Paradoxerweise wäre in Deutschland Widerstand immer zulässig, aber „der Deutsche“ ist zu gehorsam, um Widerstand zu leisten. Er widersteht lieber seinem eigenen Gewissen.

Zurück zum NS-Regime:

Das deutsche NS-Regime traf auf eine unglücklich konstruierte Republik: eine Reichsregierung leitete das Reich, während eine preußische „Landesregierung“ etwa 70% des Reichsgebiets polizeilich lenkte. Die Reichsregierung Ebert ließ mit dieser Macht die Arbeitsaufstände allerorten niederschlagen. 1924, als das Reich gewaltsam befriedet war, funktionierte der Staat scheinbar, scheiterte aber schon an der Wirtschaftskrise. Als „Alternative für Deutschland“ kamen die Nationalsozialisten in Betracht. Die Ereignisse auf Reichsebene sind bekannt, was auf preußischer Landesebene zur Diktatur betrug, wird ignoriert. Mit diesen 70% der deutschen Parallelmacht konnte der Nationalsozialist Hermann Göring als preußischer Ministerpräsident 70% der deutschen Polizei befehligen, die er durch das Millionenheer der SA-Verbände verstärkte. Die Idee, auf Reichsebene die 4 nationalsozialistischen Minister „einrahmen zu können“, ist also von Anfang an eine Illusion gewesen, wenn 70% des Reichs als Preußen in NS-Hand waren. Die Polizei war immer Ländersache, folglich konnte die SA ganz legitim als Polizei fungieren.

Folgerichtig reservierte sich Hitler nach seinem Gleichschaltungsesetz für die Länder den Posten des Reichsstatthalters in Preußen. Damit war er effektiv zum Diktator in Deutschland geworden, was bei uns die Historiker den Kindern verschweigen. Denn seine anderen Funktionen als Reichspräsident, Reichskanzler und Oberbefehlshaber der Wehrmacht werden hervorgehoben, seine eigentliche Machtposition als Reichsstatthalter in Preußen wird kaum beachtet. Die Legitimität des deutschen Systems verlangt das Zusammenspiel freier Kräfte von Ländern und Bund.

Die Regierung Merkel vollzog während der Corona-Krise auch eine gefährliche verfassungswidrige Methode, mit der sie das verfassungsmäßige Zusammenspiel hinterging: Sie schuf eine Art Ministerpräsidentenkonferenz, mit der sie im Innern am Bundesrat vorbei regierte. Als Modell dafür diente ihr die Kultusministerkonferenz, die auch als verfassungsrechtlich bedenklich gilt.

Die Verfassung ist inzwischen schon ganz schön erodiert:

Statt (z.B.) den Bundesgrenzschutz (BGS), organisierte man aus BGS und der Bahnpolizei eine an sich verfassungswidrige Bundespolizei. Offiziell bewacht diese zwar nur neuralgische Punkte wie Flughäfen und Großbahnhöfe, aber real wird sie auch zur Unterstützung der Landespolizeien herangezogen.

Natürlich erscheint dies immer wieder als notwendig. Die Notwendigkeit für Verfassungsbrüche entsteht aber infolge anderer Verfassungsbrüche. „Der Deutsche“ kann nicht unterscheiden zwischen formalem und materiellem Recht. Als Helmut Schmidt bei der Hamburger Flutkatastrophe die Bundeswehr einsetzte, empörten sich einige Schlaumeier, sie werde verfassungswidrig „im Innern“ eingesetzt. Verboten ist natürlich nur der polizeiliche Einsatz der Bundeswehr, also ein Einsatz, wie es die Reichswehr zwischen 1919und 23 praktizierte. Verfassungswidrig sind eher auch polizeiliche Einsätze der Bundeswehr im Ausland. Ein Verfassungsignorant wie Wolfgang Schäuble konstruierte 1990 als „Architekt der deutschen Einheit“ als Ersatz für die zentralistische DDR fünf „neue Bundesländer“, deren Zuschnitt besatzungszeitlich war, damit deren politische Kompetenz von der Bundesregierung hat manipuliert werden können. Damit relativierte er den bundesstaatlichen Charakter Deutschlands insgesamt: die richtigen Bundesländer mit zeitgemäß etwa 10 Millionen Einwohnern (Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen und NRW), die zusammen 60% der bundesdeutschen Bevölkerung vertreten, kommen im Bundesrat nur auf 24 von 69 Sitzen. Die unter der Regie der Bundesregierung stehenden Bundeszwergländer, wie das Saarland, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-VP, Sachsen-Anhalt, Berlin, Thüringen, Sachsen und Brandenburg und Bremen mit zusammen weniger als 30% der Einwohner (wegen Hessen und Rheinland-Pfalz) erlauben der Bundesregierung und ihrer Koalition den Bundesrat zur Farce zu machen.

Demokratie in Deutschland? Das war gestern gewesen.

Angefangen hatte die Erosion bereits in den 70er Jahren mit der Gemeindegebietsreform. Bis damals konnte in ländlichen Gemeinden ein Bauer Bürgermeister werden und eine Gemeinde mit ihren Selbstverwaltungsanliegen (z.B. Bebauungsplan) vertreten. Heute macht die Gemeinde zwar auch noch die Bebauungspläne, aber es sind nicht mehr die Bauern, die sie machen: Denn die Gemeinden sind größer und haben staatliche Aufgaben überbürdet bekommen: man kann Pässe und Ausweise auf der Gemeindekanzlei vor geschulten Fachbeamten beantragen. Was als Fortschritt verkauft werden kann, was als Machtvermehrung der Gemeinden gepriesen wird, was dem Bürger auch bequem vorkommt, verlangt aber auch professionelle Verwaltungsbeamte, und solche auch als Bürgermeister. Sie werden zwar auch noch von den Gemeindebürgern gewählt, rekrutieren sich aber aus der Beamtenschaft, einer höheren Kaste in diesem Lande.

Der Charakter des Staatswesens hat sich unmerklich verändert. Es ist nicht mehr die Demokratie der Laien und Bürger, sondern ein Beamtenapparat mit plebiszitären Zügen. Wie jemand Präsidentin der Bundesarbeitsagentur wie Frau Nahles werden kann, kann den Bürger nur in Staunen versetzen. Er kann es nicht nachvollziehen, was hinter verschlossenen Türen ausgehandelt wird. Unverständlich ist es, wie eine Kramp-Karrenbauer oder eine von-der-Leyen Verteidigungsminister*innen werden können. Da erscheint dann ein Herr Pistorius sogar als tauglicher Generalfeldmarschall.

Kann sich der Staat in seiner erodierten Form noch lange halten? Theoretisch ja, solange er die Untertanen halbwegs gerecht behandelt. Ein „Bergsturz“ für die Elite scheint derzeit unwahrscheinlich. 1790, als Referenz für Deutschland, waren die Deutschen nicht revolutionär gesonnen und hielten zu ihren Fürsten. Möge Gott die Beamten in ihren Hierarchien begnaden, Deutschland gerecht zu regieren. Und schütze er es vor einem neuen Napoleon aus Russland oder aus China.

von Lobenstein

 

 

Vaterlandsgefühle für den Beamtenstaat?

Warum sagt jemand „Scheibe-Staat“? Irgendwie auch, weil er will,dass es besser werde. Wen der Scheibe-Staat nicht juckt, weil er hier die Kohle macht, um seine Tage in Madeira zu beenden, sagt nicht Scheibe-Staat. Er würde sich auch in Nord-Korea arrangieren, während der Dauer seines wirtschaftlichen Engagements.

Deswegen hat das Bundesverfassungsgericht immer aufs Neue, und jedes Mal stärker, zugunsten des Rechts auf freie Meinungsäußerung entschieden. „Kein Staat gedeihe ohne die Freiheit des Individuums“ sagte John Stuart Mill und kämpfte gegen sämtliche Denkverbote, Konformismus und soziale Tyrannei (NZZ v. 6.5.23). Aber die Gerichte und Staatsanwaltschaften, Institutionen von Tyrannei, Denkverboten und Konformismus gehen unbeirrbar gegen die Meinungsfreiheit vor. So hatte ein Arbeitnehmer in einem Arbeitsgerichtsprozess seinen bisherigen Arbeitgeber einen Betrüger genannt, was die Staatsanwaltschaft Waldshut zur Anklage wegen Beleidigung motivierte. Das dortige Amtsgericht, ein juristisches Kartell von furchtbar autoritären Juristen, verurteilte den Mann, der dann in Berufung ging. Das Landgericht bewog den Angeklagten, einer Einstellung zuzustimmen. Das tat er auch, denn der Instanzenzug hatte ihm die Knie weichgeklopft. Die Anwälte taugen in ländlichen Kreisen wenig, denn kein Anwalt kann es sich leisten, mit seinem Gericht in Feindschaft zu leben.
Korrekt hätte das Landgericht das amtsgerichtliche Urteil aufheben und freisprechen müssen. Zum Zeitpunkt der Entscheidung war in der juristischen Fachpresse längst bekannt gemacht, dass ein Arbeitnehmer innerhalb eines Verfahrens zu weit gehen und dabei seinen früheren Chef als Betrüger bezeichnen dürfe. Das irgendwo betrügerisch handelnde Landgericht schädigte den Verfolgten um erheblich Kosten, die die Staatskasse ihm hätte ersetzen müssen.
In Baden-Württemberg ist eine Meucheljustiz am Drücker. Im Norden Deutschlands ist es nicht besser:

Die Generalstaatsanwaltschaft Schleswig-Holstein verfolgt den Mikrobiologen Sucharit Bhagdi, der die Zwangsimpfung mit der Praxis der (innerdeutschen) Judenverfolgung zwischen 1933 und 1938 verglich, wegen „Verharmlosung des Holocausts“. Jedenfalls wurde von staatlicher Seite aus gewaltiger sozialer Druck auf Ungeimpfte ausgeübt, denen – ähnlich wie den Juden zwischen 33 und 38, der Besuch von Gaststätten untersagt war. Ganz abwegig waren diese Vergleicht nicht. Die Rechtstaktik mit der Verharmlosung ist bei den Behörden beliebt geworden. Sie verleiht der Behörde einen politischen Heiligenschein, ist aber glatte Rechtsbeugung. Man verharmlost nicht das Geschehen A, wenn man ein Geschehen B übertreibt. Wer einen kritikwürdigen Grundschullehrer mit dem Degerlocher Hauptschullehrer Ernst Wagner vergleicht, übertreibt wohl maßlos, billigt oder verharmlost aber nicht die Tat(en) von Ernst Wagner. Die deutsche Justiz hat sich angewöhnt, die Logik bei Bedarf auf den Kopf zu stellen. Das macht ihr von Grund auf verbrecherisches Wesen aus.

Objektiv ist es geschmacklos und Ausdruck flatterhaften Wissens, sich einen gelben Judenstern mit der Aufschrift „ungeimpft“ anzuheften. Aber subjektiv kratzt der Protestler nicht an der Holocaustüberlieferung. Die Impfgegner hätten es vielleicht mit mittelalterlichen Lepra-Rassel versuchen sollen, wenn sie protestierten. Aber eine „Verharmlosung des Holocausts“ stellt der Protest mit gelben Judensternen trotz alledem nicht dar. Und – Geschmacklosigkeit ist kein Straftatbestand.

So ganz abwegig ist der Vergleich der autoritären Corona-Politik in Deutschland mit der anfänglichen Judendiskriminierung der Reichsregierung aber trotzdem nicht gewesen. Gemeinsam ist beiden, dass Hinz und Kunz dahinterstanden und denunzierten. Das wollen Hinz und Kunz als Träger der heutigen Demokratie nicht hören. Jude zu sein hieß aber vor dem Krieg nicht „Auschwitz“. Vor der Reichskristallnacht glaubten viele Juden, sich im Rahmen des Regimes halten zu können (Wolfgang Benz in: die Juden in Deutschland). Noch im Oktober 1938 lebten ca 50.000 Juden mit polnischen Pässen in Deutschland und erhielten sogar Arbeitslosenunterstützung. Heute vergleicht man alles mit den Maßnahmen während der Zeit des totalen Krieges. Hier liegt das Manko bei der Verständigung. Aber woher soll dies ein Sucharit Bhagdi wissen? Um die Entwicklung der Judenverfolgung zu begreifen, bedarf es eines ausgeprägten Interesses, das in erster Linie den Nachkommen der Überlebenden eigen ist. Der im Ausland erzogenene Mensch hat von alledem nur ein summatisches Wissen.
Lea Fleischmann, geboren in einem Lager für „displaced persons“, das zuvor noch als KZ-Außenlager verwendet worden war, und deren Eltern in Deutschland blieben, war Berufsschullehrerin in Hessen geworden, als ihr durch ihre Beobachtung des Schulbetriebs klar wurde, dass dieser nicht und auch sonst nichts in Deutschland anders funktioniere und organisiert sei als der Betrieb eines Konzentrations- oder Vernichtungslagers. Eingespannt in den Betriebsablauf des Schulbetriebs, unterworfen höherer Weisungen und Vorschriften, beobachtete sie, dass, wo etwa eine individuelle Entscheidung zugunsten einer schlechteren Schülerin möglich gewesen wäre, sich immer eine verfahrenshörige Fraktion im Kollegium bildete, die „grundsätzlich“ und ohne Kenntnis der Schülerin deren Nichtversetzung durchsetzte. Sie wirkte bei dieserart Entscheidungen faktisch mit, weil sie einfach in den Betrieb eingespannt war, nolens volens.
Natürlich nicht genauso, aber prinzipiell gleichartig funktionierten nach Fleischmanns Überlegungen die Lager.
Man kann auch andere Beispiele hernehmen. Guckt man auf das Militär, funktionieren die Divisionen der unterschiedlichen Länder alle ähnlich. Auch Gefängnisse funktionieren gleich; der Unterschied besteht dann in der Qualität der Waffen, der moderneren Menschenführung oder der besseren Gefängnisausstattung.
Was macht daher das „Deutsche“ an Divisionen, Gefängnissen und Schulen aus? Das menschlich-individuelle Element wird neutralisiert. Der deutsche Gefängniswärter glaubt, dass sein Gefängnis optimal organisiert ist. Er muss das glauben, denn er will sozial konform und nicht gesetzwidrig wirken. Der Deutsche ist auch vom Grunde seiner Seele her schadenfreudig und bösartig. So wurden im KZ die Selektionen zwar nach im Voraus festgelegten Vorgaben durchgezogen, aber ein vom System abweichender Wink des selektierenden Arztes aus Mitleid oder Erbarmen wäre jedem Wachmann aufgefallen. Er hätte Meldung gemacht, wiederum aus Angst, dass man ihn melden könnte. Der deutsche Mensch lebt zwanghaft, einmal in seiner Ordnung und persönlich in der Angst, aufzufallen, dass er den Anforderungen nicht genüge. Seweryna Smaglewska berichtet über einen Krematorium-Wachmann, der sich zu betrinken begann und zuletzt selbst als KZ-Häftling endete. Die deutschen Verfahren – egal zu welchem Zweck – sind auf Automatismus programmiert, was das richtige Funktionieren auch der Unbegabtesten innerhalb des Systems sicherstellt. Darin liegt Deutschlands Stärke: denn auch das intellektuelle Mittelmaß bringt mittelmäßig brauchbare Leistungen, während in der Durchschnittlichkeit eines Gremiums bessere Leistungen regelmäßig untergehen. Also braucht man in deutschen Institutionen weniger intelligente und selbstdenkende Menschen, aber diese funktionieren besser als etwa französische. Die französische Methode der „écremage“ sortiert zu viele Begabtere aus, die dazu neigen, auf Positionen unterhalb ihrer Begabung eigenständig zu denken, wo der Mensch nur funktionieren sollte.

Sie, Fleischmann, konnte nicht wegen „Verharmlosung des Holocausts“ verfolgt werden, denn sie verließ Deutschland, das „nicht ihr Land“ sein konnte. Besonders widerte sie ein Telekomingenieur an, der in und um Auschwitz Telefonleitungen verlegte. Dabei war es ihm durchaus unangenehm gewesen, überall Leichen herum- und aufgestapelt liegend sehen zu müssen. Aber seine Telefonleitungen verlegte er weiter. Das war seine Verwendung. Das war damals natürlich keine „Beihilfe zum Mord“.

Wenn man dies rein technisch betrachtet und Ideologien ignoriert, sind die Institutionen in Israel auch sehr perfektioniert. Israel ist allein durch seine geografische Lage genötigt, sich optimal zu strukturieren (Alex Bein). Es ist von daher fast selbstverständlich, dass seine Institutionen auf deutsche Art funktionieren, so dass Sucharit Bhagdi eigentlich nur trivial gesagt haben kann, dass die Juden, die ohnehin das Lernen für eine Tugend ihrer Rasse halten (Heinrich Graetz), das bösartige Besatzungsregime von den Deutschen kopiert hätten. Man muss dies dem Amtsrichter in Plön hoch anrechnen, dass er Bhagdi freisprach. Abstoßend wirkt dagegen das Gegeifere des Dr. med. J. Schuster in dessen Jüdischer Allgemeinen, der diesen Freispruch skandalisiert. Worin liegt der Skandal? Er liegt in der Person dieses Vorsitzenden und Frühstücksdirektors der Jüdischen Diaspora. Hinter ihm steht vielleicht das Diaspora-Ministerium der israelischen Regierung, und das deutsche Außenministerium. Es ist Schusters Leistung, dass sich auch die regionalen Führer der deutschen Dispora mit der israelischen Regierung identifizieren, aber auch, dass die Zeitgenossen die Mitglieder der Diaspora mit den Zionisten in einen Topf werfen. Die Reaktion auf das Ergebnis der amtsjüdischen Politikt wird Bhagdi als „Antisemitismus“ ankreidet. Im Sinne von J. S. Mill strotzt das jüdische Leben in Deutschland von Denkverboten und sozialer Tyrannei, so dass es kindisch ist, von einem „jüdischen Leben“ in Deutschland zu sprechen.

Diese Tendenz ist nicht erst seit der Ägide Schuster ein Problem. Die 4 Bände des Beck-Verlags zur deutsch-jüdischen Geschichte der Neuzeit sind inhaltlich eine anödende Literatur zwischen Hagiographie und Martyrologie. Felix Theilhaber und Arthur Ruppin erscheinen mit ihren Werken im Vergleich dazu beinahe schon als Antisemiten.

Schwierig ist es derzeit für den amtlichen Verband der deutschen Diaspora, die Berichte zu Israel aufzuarbeiten, wo inzwischen eine stramm, ja sogar aggressive rechte Politik gemacht wird (Ajelet Shani sprach sogar von Neonazi-Ministern). Die Bundesregierung versucht die Ereignisse zu ignorieren. Weil in Deutschland der Zentralrat alles deutsche „Rechte“ traditionell giftig begeifert und eine exzessive Martyrologie aus der jüngeren jüdischen Geschichte gemacht hat, tut er sich schwer, das Rechte in Israel und die Besatzungspolitik zu belobigen. Sind die Araber wirklich die Märtyrer? Alex Bein versteht nicht, dass der israelisch-ägyptische Friedensschluss so wenig zur Befriedigung der Verhältnisse beitragen konnte. Aber die Welten von Juden und Arabern sind zu verschieden. Zu den nationalen Differenzen kommt noch so etwas wie ein sozialer Klassenkampf. Das wird aber nicht diskutiert. Schuster „warnt“ (was immer das heißen soll) davor, alles im krassen Licht der Tatsachen zu betrachten. Auch das schadet dem Trend nicht, denn die jüdische Inszenierung in Deutschland hatte nie einen realen Bezug. Nur was ist das irreale Moment, das jede Diskussion bei und im Land vergiftet?

Israel ist das herzl‘ sche Altneuland geblieben, das mit der europäischen Entwicklung Schritt hielt. Ein wesentliches Element des Judentums ist die Ideologie der Freiheit (Martin Buber), die zweifelsfrei das spanische Judentum geprägt hat, das aber nicht unbedingt die aschkenasischen Massen leitet. Israel ist sowohl eine Massengesellschaft als auch im Bunde mit der Diaspora eine Demokratie der Optimaten. Die heute so genannte „einzige Demokratie in Nah-Ost“ hat noch nicht einmal eine geschriebene Verfassung, was sie als Republik der Optimaten nicht braucht, als Volksdemokratie aber nötig hätte. Außerdem: was ist für die Leute a.) Nah-Ost? Gehören die Türkei und Zypern nicht zum Nahen Osten? Und b.), bedarf eine Demokratie keiner strikten Gewaltenteilung im Sinne von Montesquieu?
Man muss es anders lesen: Israel ist die einzige jüdische Demokratie, und dies sogar weltweit. Sie lässt sich mit Thierschs „christlichem Staat“ von 1880 vergleichen, den „die Juden“ damals als unzeitgemäß abgelehnt hatten. 1870 war sogar der Kirchenstaat aufgehoben worden und Utah, der Mormonenstaat musste seine Verfassung revidieren, um in die USA als Unionsstaat aufgenommen zu werden.

Soll es erst einmal bei einer „jüdischen Demokratie“ bleiben. Auch „die Juden“ haben das Recht, nach Zeiten der Zerstreuung und Atomisierung (Martin Buber) wieder zu einer Nation zusammenzufinden. Problem ist das kein primäres, Problem ist nur die Demontage der Freiheit bei uns, die Dres. Schuster und Co betreiben. Unsere Justiz, die sich als eigenständige „Dritte Gewalt“ darstellt, kann sich trotz Art 20 II GG auf keine Urwahl beziehen. Sie entspricht in etwa der Autokratie der israelischen Justiz, wie sie von Kaiser Hadrian 135 „nach“ abgeschafft worden war (Markus Brann). In beiden Institutionen bestimmen die etablierten Richter, wer ihnen als Richter nachfolgen soll. In gewisser Hinsicht entspricht dies der monarchischen Idee, wo der Kronprinz nach Erbregeln feststeht. Das passt alles nicht ganz zusammen. In Israel wehrt sich die Regierung dagegen, dass die Justiz nach Art der Patriarchen einzelne Minister absetzen kann, wie etwa Arje Deri. Ministeranklage? Nicht erforderlich.
Richter ohne demokratische Legitimation lassen sich von Lobbies unter Druck setzen. Im obigen Fall “ Waldshut“ ist die Justiz Gehilfin der Polizei. Noch betrifft die deutsche Polizeigehilfenschaft Einzelfälle, schafft Justizopfer wie Mollath, Rupp und angebliche Vergewaltiger wie Kachelmann, aber schafft auch Gruppen von Opfern: Palästinenser, die ihrem Unmut gegen die Politik des israelischen Besatzungsregimes Luft machen wollen, werden auch bei uns pauschal unterdrückt und diskriminiert. Wer keine Musik mag, geniert es auch nicht, dass ein Roger Waters Probleme hat, seine Konzerte stattfinden zu lassen. Wer nicht weiß, wer Pacelli war, ignoriert auch, dass die Berliner Straße Golda-Meir-Allee heißen soll. Wer liest schon Annie Ernaux, eine von vielen Nobellpreisträgerinnen, deren Ansichten einem Dr. Schuster missfallen?

Ach wie angenehm ist doch der Stumpfsinn, in dem diese Gesellschaft klimaneutral, vegan und biologisch vegetieren kann.
Lobenstein