Kein Recht auf Rache in Gaza

Dienstag, 24. Oktober 2023, Berliner Zeitung

Unser Autor verurteilt den Terror der Hamas gegen Israel, aber auch das, was er als kollektive Bestrafung der Palästinenser ansieht

FABIAN SCHEIDLER

Etwa 1400 Israelis, die meisten davon Zivilisten, tötete die Hamas bei ihrem Angriff auf Israel und nahm 200 Geiseln. Mehr als 4200 Bewohner des Gazastreifens sind laut UN bisher durch die israelischen Vergeltungsschläge gestorben, viele davon ebenfalls Zivilisten. Ein Ende der Bombardements ist nicht in Sicht, eine Bodenoffensive droht. Etwa eine Million Menschen in Gaza sind auf der Flucht, doch können sie den winzigen Küstenstreifen nicht verlassen, weil er überall von Zäunen und Mauern umgeben ist. Sichere Zonen gibt es nicht. Israel hat jüngst auch den Süden Gazas bombardiert, nachdem es zuvor die Bewohner des Nordens aufgefordert hatte, dort Zuflucht zu suchen. Den überlebenden Bewohnern droht durch die von Israel verhängte Totalblockade eine humanitäre Katastrophe, weil es an Wasser, Nahrung, medizinischer Versorgung und Elektrizität fehlt. Da Klärwasseranlagen und Müllentsorgung aufgrund fehlender Energie nicht arbeiten, ist außerdem ein hygienischer Notstand zu befürchten. Israel hat jüngst auch den Übergang zwischen Gaza und Ägypten in Rafah bombardiert, die einzige Straße, über die in nächster Zeit Hilfsgüter nach Gaza kommen könnten – wenn Ägypten und Israel sie durchlassen.

USA stoppen Resolution

Bundeskanzler Olaf Scholz verkündete in dieser Lage, er stehe „fest an der Seite Israels“. Er hätte auch sagen können, dass er fest an der Seite des Völkerrechts und der Opfer jeglicher Gewalt steht, unabhängig von ihrer Nationalität, ihrem Glauben und ihrer Hautfarbe. Er hätte in diesem Geiste auch ein Ende der Eskalationsspirale fordern können, wie die von Brasilien eingebrachte Resolution des UN-Sicherheitsrates, die allerdings per Veto von den USA gestoppt wurde. All das aber hat er nicht getan, sondern rückhaltlos Partei für eine israelische Regierung ergriffen, die allgemein als die rechteste in der Geschichte Israels bezeichnet wird und die, wie bereits ihre Vorgänger, keinen Hehl daraus macht, dass sie an der Einhaltung völkerrechtlicher Normen kein Interesse hat.

Die seit 16 Jahren andauernde Blockade von Gaza ist eindeutig völkerrechtswidrig. Im Jahr 2017, zehn Jahre nach Beginn der Abriegelung durch Israel, kamen die UN in einer Bewertung der Lage zu folgendem Ergebnis: „Viele dieser Maßnahmen verstoßen gegen das Völkerrecht, da sie die gesamte Bevölkerung von Gaza ohne Rücksicht auf die individuelle Verantwortung treffen und somit einer kollektiven Bestrafung gleichkommen. Darüber hinaus hat die Blockade schwerwiegende Auswirkungen auf die Menschenrechte der Bevölkerung in Gaza, insbesondere auf ihr Recht auf Bewegungsfreiheit sowie auf wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte.“ Im Völkerrecht gibt es auch kein Recht auf Rache. Wie brutal und niederträchtig die Angriffe der Hamas auf Zivilisten auch waren, sie bilden keine Legitimationsgrundlage für ein Bombardement von Zivilisten und die Zerstörung der Infrastruktur einer der am dichtesten besiedelten und ärmsten Regionen der Welt.

Wenn sich nun der Kanzler ohne jede kritische Distanz hinter Israels Regierung stellt, dann lässt er das Völkerrecht hinter sich und macht sich zum Komplizen einer illegalen Vergeltungsaktion, die schon jetzt verheerendere Auswirkungen hat als die Verbrechen der Hamas. Zwar hat Außenministerin Annalena Baerbock inzwischen eingeräumt, dass Israels Recht auf Selbstverteidigung nur „in dem Rahmen, den das Völkerrecht für solche Ausnahmesituationen vorgibt“ gelte. Doch forderte sie weder eine Beendigung der Bombardierungen Gazas noch eine Aufhebung der völkerrechtswidrigen Blockade.

Es stellt sich auch die Frage, welche Lehren die hiesige Politik denn aus der deutschen Vergangenheit gezogen hat. Wenn es eine Lektion aus der Geschichte zu beherzigen gilt, dann doch wohl diese: dass Menschen ungeachtet ihrer Nationalität, Herkunft, Hautfarbe und Glaubensrichtung vor Gewalt und Menschenrechtsverletzungen zu schützen sind. Das gilt für israelische Bürger ebenso wie für die Bewohner des Gazastreifens oder der Westbank. Doch von einem Recht auf Schutz, Verteidigung und Solidarität, das den Bürgern Israels vollkommen zu Recht zugestanden wird, ist in Bezug auf die Palästinenser keine Rede. Nationalität und Hautfarbe entscheiden einmal mehr in Deutschland darüber, wem welche Rechte zuerkannt werden.

„Operation gegossenes Blei“

Deutsche Politiker betonen gerne, dass die Sicherheit Israels „deutsche Staatsräson“ sei. Dagegen wäre nichts zu sagen, wenn diese Sicherheit nicht auf Kosten anderer hergestellt werden soll. Die Politik von Besatzung, Blockade und Bombardierungen, die Israel seit Jahrzehnten praktiziert, hat die Sicherheit der palästinensischen Bürger erheblich untergraben. Sie hat außerdem Israel selbst unsicherer gemacht. Wenn man wie in Gaza mehr als zwei Millionen Menschen auf unabsehbare Zeit einsperrt, ihnen elementare Rechte verwehrt und sie immer wieder durch Bombenangriffe traumatisiert, wie etwa in der „Operation gegossenes Blei“ im Winter 2008/09 mit 1400 palästinensischen Toten (Israel hatte 13 Opfer zu beklagen), dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass irgendwann einige Tausend von ihnen zu massiver Gewalt greifen werden. Wem Israels Sicherheit und die der Palästinenser am Herzen liegt, sollte daran mitwirken, die Spirale der Gewalt zu stoppen und ihre Wurzeln zu beseitigen. Und das bedeutet, die Politik von Besatzung und Blockade zu beenden und den Palästinensern die volle Selbstbestimmung über ihre gesamten Territorien zurückzugeben, so wie es das Völkerrecht vorsieht. Auch wenn dies im Moment schwieriger denn je erscheint, so ist es doch der einzige Weg zum Frieden für Israel und Palästina.

Fabian Scheidler studierte Geschichte und Philosophie und arbeitet als freischaffender Autor für Printmedien, Fernsehen und Theater. 2015 erschien sein Buch „Das Ende der Megamaschine. Geschichte einer scheiternden Zivilisation“, das in mehrere Sprachen übersetzt wurde. Zuletzt erschien im Piper Verlag „Der Stoff, aus dem wir sind. Warum wir Natur und Gesellschaft neu denken müssen“. Fabian Scheidler erhielt 2009 den Otto-Brenner-Medienpreis für kritischen Journalismus.

 

Antisemitismus

Kurzmitteilung

Niemand weiß genau, was das ist. Die offiziell in Deutschland etablierten Juden verstehen ihn synonym für „Judenhass“; aber wer hasst schon „die Juden“. Aus jüdischen Häusern sind viel zu viele bedeutende Persönlichkeiten hervorgegangen, als dass man Juden pauschal hassen könnte: angefangen bei Baruch Spinoza bis hin zu Otto Kernberg, der dieses Jahr seinen 90. Geburtstag feiert, könnte man ein neues „jüdisches Lexikon“ kompilieren. Problem? Viele dieser Persönlichkeiten werden von den maßgeblichen „Amtsjuden“ nicht nur abgelehnt, sondern gar gehasst: Bruno Bettelheim, Alfred Kantorowicz, die nicht auf der Linie der jüdischen Innung liegen. Das ergibt einen gänzlich neuen „Antisemitismus“: die Verehrung des  heterodoxen Juden und seine Jünger. Wir sind wieder beim Modell „Jesus“ angekommen. Wer Juden schätzt, die dem Amtsjudentum der politischen Neo-Rabbiner entfremdet sind, muss das „Kreuzige-ihn-Gebrüll“ aus den Reihen des Amtsjudentums ertragen können.

Das wäre alles nicht so schlimm, wenn Deutschland nicht von einem US-frommen Regierungssystem beherrscht und von einer Art Landpflegern regiert werden würde. Die „kreuzigen“, wenn sie das Gebrüll hören. Und unter die Brüllopfer fallen auch die bei uns lebenden Menschen orientalischer Eltern, die Sympathien für orientalische Organisationen zeigen, die israelfeindlich sind. Aktuell ist es solchen gelungen, (angeblich ganz) Israel in Schockzustand zu versetzen, indem sie Raketen in so großer Zahl auf (das immer friedlich menschenfreundliche) Israel abzuschießen, dass dessen „Eiserner Dom“ überfordert war. Leider wird verkannt, dass israelische Gegenschläge immer nur Antworten auf (z.B.) arabische Aggressionen sind, aber, so muss man leider einräumen, schlägt „Israel“ stets massiver zurück als es getroffen wurde, und so ist die nächste bewaffnete Provokation programmiert. Bedauerlicherweise zeigt man im Westen nur die Bilder geköpfter israelischer Babys, aber nie deren durch israelische Bomben zerrissenen arabischen Kinderkörper , auch wenn deren Eltern ebenso schockiert sind. Denn die Verbreitung solcher Bilder wäre wieder „antisemitisch“. Das tut man also nicht, aber wir versuchen es mal:.

Quelle: Reuters.com: https://www.reuters.com/pictures/israeli-air-strikes-hit-gaza-palestinians-flee-2023-10-14/

Auch das beengt unsere Informationsfreiheit nicht wirklich. Denn die Welt ist voll solcher Gräuel. In Myanmar, in Bergkarabach, in Grosny, in vielen Gebieten der Ukraine, in Afrika überhaupt, wahrscheinlich auch in Süd- und Mittelamerika geht es grausam zu. Warum empören uns daher die Bilder aus Israel? Vielleicht, weil dort die Hälfte aller Juden existiert, während die andere Hälfte in den USA lebt. Und dort haben diese viel Einfluss, auch wenn sie zum großen Teil von den Israelis gar nicht mehr als richtige Juden akzeptiert werden (Carlo Strenger sah das US-Judentum halachisch auf 13% seines heutigen Bestandes dahinschmelzen). Diese „Eisschmelze“ führt aber dazu, dass das Judentum in den USA als Schmelzwasser ansteigt mit der Folge, dass sich viele teiljüdische Amerikaner nur durch strikte Parteinahme für Israel als „Auch-Juden“ beweisen können. Das ist natürlich höchstparadox, aber bleibt im Rahmen irrationaler Logik. Vielleicht kann man den Begriff „Wasserjuden“ verwenden in Ableitung zum Begriff „Wasserpolacken“, der vor dem Krieg in Schlesien aus „Volkspolen“ loyale deutsche Staatsbürger machte. Die unhalachischen (Doch-)Juden können folglich zuz Amerikas Nah-Ost-Politik viel beitragen, letztlich auch, weil den nicht-jüdischen Amerikaner das gelobte Land in Nah-Ost weniger interessiert. Der Amerikaner lebt ja im wirklich gelobten Land.

Hier beginnt nun das Problem in Deutschland. Israel ist nahe, so dass bei uns Türken und Araber leben, die oft eine offene Familienrechnung mit Israel haben. Deutschland ist von den USA 1945 gänzlich unterworfen worden; seine Regierung braucht das stete Wohlwollen dieses Siegers. Es kann sich nicht leisten, irgendetwas „antijüdisches“ vorzubringen. Derzeit verlangt Israel die Räumung des nördlichen Teils von Gaza, was die Flucht von 1,2 Millionen Menschen, darunter rein statistisch 600.000 Frauen verlangt.  Objektiv nach den statischen Regeln von Felix Theilhaber und Emile Durckheim werden es nur 300.000 Frauen sein, weil wegen des Kinderreichtums der Araber die Hälfte der zu vertreibenden Menschen unmündige Kinder sein dürften. 24 Stunden gab man ihnen Zeit, verlängerte aber in jüdischer Menschlichkeit diese Frist. Im Vergleich zur praktizierten Vertreibung der Deutschen aus Pommern und Schlesien bleibt diese Frist allerdings unmenschlich kurz. Die Israelis haben aber keine Zeit: Sie haben 300.000 Reservisten einberufen zu ihren 160.000 Soldaten „der Linie“, was sich das kleine Land nicht lange leisten kann. Durch die Mobilisierung sollen andere Länder abgehalten werden, in den Konflikt einzugreifen. Israel kann sich aber auch nicht leisten, den Norden Gazas samt seiner Zivilbevölkerung platt zu machen. Israel ist mühsam daran, mit den arabischen Königreichen und Emiraten freundliche Beziehungen anzuknüpfen, was es unopportun werden lässt, krasse Kriegsverbrechen an Arabern zu begehen.  Nach einem alten Wehrmachtslied, dass es „Panzer und Flieger nie allein schaffen… ohne deinen Einsatz nie.. Deutsche Infanterie“, müssen auch die Israelis die Infanterie einsetzen, wenn sie in Gaza Ordnung schaffen wollen. Sie können sie aber auch nicht wirklich einsetzen, weil diese im Häuserkampf größere Verluste erleiden dürfte, die so viel jüdische Opfer kosten könnten wie die, die man rächen will.  Eine Million Menschen kann man praktisch auch nicht vertreiben, ohne unter ihnen Opfer zu provozieren. Wie viele Deutsche kamen 1945 auf der „Flucht“ um? Wie viele Frauen verloren auf der Flucht ihre kleinen Kinder? Jedenfalls gibt es für die verlangte Umsiedlung keine logistische Assistenz von Seiten Israels. Das ganze Vorhaben ähnelt insoweit eher der „Umsiedlung“ der Armenier von 1915, die damals die Türken nicht im Grenzgebiet zu Russland hatten belassen wollen. Es gibt nicht wenige Historiker, die diese „Umsiedlung“ der Armenier in Wüstengebiete als Völkermord werten. Steht Israel an der Schwelle zum Völkermord? Schaut fast so aus.

Es wäre wohl das Vernünftigste, die Racheaktion abzublasen. Aber ist das möglich, nachdem EU und bis auf einen Mitgliedsstaat alle europäischen Länder für eine israelische Gewaltpolitik „Grünes Licht“ gegeben haben? Das macht die Sache zu einem inländischen Problem. Die Araber bei uns würden gut daran tun, gegen die kriminelle Unterstützung der deutschen Regierung zu protestieren statt Exzesse der Hamas zu bejubenln; bislang ist der potentielle Völkermord der Israelis noch Theorie, aber die kriminelle Anstiftung und Beihilfe dazu seitens der deutschen Regierung ist bereits vollendet. Jeder „Evakuierungsflug“ der Bundeswehr signalisiert das Einverständnis, in Gaza tabula rasa zu machen. Während man den Israelis teils Notwehr, teils Verlust der Einsichtsfähigkeit wegen Hysterie, sowie andere schuldmindernde Umstände zubilligen kann, fehlen solche bei der deutschen Regierung. Die müssen wissen, was sie tun, wenn sie sich bedingungslos an die Seite einer verrückt gewordenen israelischen Regierung stellen, die vielleicht gar nicht die Opfer der Hamas-Aggression, sondern die Bloßstellung ihres politischen Unvermögens rächen will.

15.10.2023 von Lobenstein

 

 

 

Der Monotheismus

Die meisten, die Juden sowieso, auch die agnostischen,  glauben, dass „die Juden“ mit ihrem monotheistischen Glauben an Jehova der Welt einen ewigen Gefallen getan hätten. Die westliche Welt habe quasi unaufgeklärt im Götzendienst und im Götterglauben gelebt. Dass der Monotheismus ein geistiger Fortschritt sei, weil man sich der Vielzahl olympischer und germanischer Gottheiten entledigte, glauben die meisten Völker noch heute. Diese Einschätzung ist absurd. Die gebildete Welt glaubte an keine Götter, auch nicht an einen Einzigen. Die griechische Intelligenz des klassischen Altertums war zum großen Teil religiös indifferent (Karl Beloch). Baruch Spinoza (um 1650) und andere glitten zu Beginn der Neuzeit in eine Art pantheistischen „Deismus“ ab. Ohne den Unglauben hätten die Alten Griechen nie die Naturgewalten hinterfragen können.

Auch der Monotheismus kann in unserer Zeit nur als Mythos verstanden werden. Wenn sich ein Alexander der Große als Sohn des Ammon verstand und mit den Zoroastriern des von ihm besiegten Persiens liebäugelte, um eine Reichsreligion zu schmieden, kann er selbst überhaupt keine esoterische Ader gehabt haben. Die Ptolemäer in Ägypten konstruierten den Glauben an Serapis. Religion ist nicht nur Opium für das Volk, sondern zugleich die Grundlage einer autoritären Staatsverfassung. In Israel kann man das ganz aktuell beobachten. Manche sprechen von „Faschismus“, aber Faschismus ist ganz etwas anderes. Die national-religiösen Kräfte streben die Errichtung einer Theokratie an, die konkrte Heilige Schriften zur Staatsgrundlage machen. So wenig wie das Genf Calvins oder das Zürich von Zwingli „faschistisch“ war, wird dieses theokratische Israel faschistisch sein. Es wird viel schlimmer: man wird eher richtig finster mittelalterlich.

Was macht den jüdischen Monotheismus zum Danaergeschenk für die Welt?

Nach dem klassischen (griechischen) Mythos wussten die Menschen, dass man die Unsterblichen wegen deren Macht über die Naturgewalten nicht provozieren dürfe, aber auch, dass und wie man diesen Gewalten aus dem Weg gehen könne. Der klassische Mensch überlebte die Revolution der olympischen Götter gegen die Titanen des Götterhimmels dank eigener Intelligenz und Schläue; der klassische Mensch verstand sich als eine Kreatur des Titanensohns Prometheus. Er wusste, dass die Titanen von den Olympiern in den Tartarus gestürzt worden waren, sein Beschützer Prometheus an den Kaukasus geschmiedet und dessen Bruder das Himmelsgewölbe am Atlas abstützen musste. Ihnen, den Meschen,  hatten die neuen Götter das gleiche Schicksal bestimmt. Die Sage von Odysseus beschreibt, wie der Held dem Zorn des Poseidon entging, und dass dessen Mut zuletzt die Götter bewog, ihn heimkehren zu lassen. Auf Gnade oder Erlösung rechnete der klassische Mensch nicht. Manche Gemeinschaften errichteten prachtvolle Tempel zu Ehren bestimmter Götter, die diese davon abhalten sollten, ihre Gewalten gegen sie und simultan gegen den ihnen geweihten Tempel toben zu lassen. In dieser Logik liegt auch der Keim an einen Erlösungsglauben, der die Zeit Europas 1.500 Jahre verfinsterte (395-1792).

Vielleicht war der semitische Mythos ursprünglich einmal ähnlich: in der objektiven Logik der Genesiserzählung erscheint es unwahrscheinlich, dass ein allwissender Gott in einem närrischen Anfall den Homo Sapiens geschaffen habe, der seine Schöpfung im Laufe der Jahrhunderte zerstört. Nicht Jehova, sondern der Engel Chamael hätte eher ein kleines Ebenbild Gottes geschaffen und diesem ein Leben eingehaucht. Das wäre ein Grund gewesen, weswegen er als „Luzifer“ in den semitischen Tartarus gestürzt worden wäre. Später erbarmte sich Jehova des einsamen Adams und schuf aus dessen Rippe ein Weibchen. Hätte dieser Gott selbst den Menschen geschaffen, hätte er wahrscheinlich das weibliche Wesen wie bei allen anderen Lebewesen zur gleichen Zeit gemacht. Wie es auch immer in der Vor- Urzeit gelaufen sein mag: Für uns Epigonen kommt es darauf an, welches Verhältnis zu Göttern und höheren Wesen der Mythos tradiert.

Die Freiheit von einer Gnade des höchsten Sultans (Gottes) einerseits und die Opposition zur Despotie solcher All- und Übermächtiger andererseits hat der antiken westlichen Welt die Demokratie in Athen, die Wehrhaftigkeit Spartas und das römische Recht entstehen lassen. Die Bibel weiß nichts von Demokratie. Das kleine Athen siegte bei Salamis, das Heer der Griechen bei Plataiai über die monotheistischen Perser (479 vor), als die Juden längst Untertanen der Perser waren. Als die Makedonier 333 „vor“ bei Issos siegten und auf dem Weg nach Ägypten en passant die jüdische Tempeltheokratie unter ihre Herrschaft nahmen, waren die Juden dort gar nicht reif für den Hellenismus (Heinrich Graetz). Sie lebten geistig noch in der grauen Vorzeit ihres Sagenkönigs Saul. Alle ihre späteren Versuche, die Zeit anzuhalten und unter den Makkabäern, Bar Kochba und anderen Verirrten einen jüdischen Staat zu errichten, kosteten entsetzlichen Tribut. Als Jude kann man nicht einmal auf Bar Kochba stolz sein, auch wenn ihm Rabbi Akiba den Segen erteilte. Er war ein Schwindler. Luther nennt Akiba einen „alten Gauch“ Aber um sich Eliser Ben Abuja anzuschließen, waren die Juden nicht reif..

Erst die Zerrüttung der wirtschaftlichen Verhältnisse des Römischen Reichs war die Voraussetzung, dass sich die Kaiser vom Prinzeps zum Dominus haben aufschwingen können. In der Ausgestaltung seines Christentums in der Fassung des „Symbolon“ von Nikäa (325 nach) übernahm Kaiser Konstantin den Monotheismus nach der Formel

„ein Gott, ein Reich, ein Kaiser“.

Der Monotheismus war für die westliche Zivilisation kein Gewinn. Er führte direkt in das Mittelalter hinein. In seiner Paradoxie wird der monotheistische Glaube von der Curaille als Grundlage der Moral verkauft, obwohl einerseits die Heilige Schrift von Unmoral nur so trieft und, wie es sich heute zeigt, selbst Bischöfe dem sexuellen Missbrauch ihrer Schützlinge frönten. Bei den Juden ist es im Prinzip nicht anders. Ultraorthodoxe glauben sogar, dass Moses die Israeliten trockenen Fußes durch das echte Rote Meer geführt habe, während modernere Bibelexegeten denken, das „Rote Meer“ der Bibel sei nur einer der Bitterseen. Es gibt folglich eine immense Bandbreite der Verblödung, die der Bibelglaube bewirkt. So wenig, wie man Ilias und Odyssee wörtlich nehmen darf, auch wenn es Troja tatsächlich gegeben hatte, so muss man auch die Bücher Mosis als Sagensammlung sehen. Wenn man glaubt,  Abraham und seine Leute hätte das Alter von 900 Jahren erreicht, der möge die Zahl durch 12 teilen. Er kommt auf die Dauer eines gewöhnlichen Menschenlebens zurück. Den Jungsteinzeitmenschen waren offenbar die Zeitabschnitte für das ganze nicht fassbar, sondern nur die erkennbaren „Monde“. Wenn jedoch ihre Epigonen alles noch so unbeholfen real sehen wollen, wie in der Stein- und Bronzezeit gesehen hat, dann gibt das schon zu denken.

Jedenfalls begünstigte das Mittelalter der westlichen Welt auch das Judentum, das in seinem traditionellen Monotheismus von den Rabbinern in der Diaspora zusammengehalten werden konnte. Der Glaube an „ihren“ Gott ließ sie als Nation überleben, wenngleich nicht ohne hohe Einbußen: Nach den Pogromen in Spanien (1391) bekehrten sich 200.000 Juden zum Christentum (Haim Beinart); das Judentum, das im Römischen Reich 8% der Bevölkerung ausmachte, ging auf einen Anteil von 0,3% zurück. Die meisten Juden schlossen sich wie in Spanien  – nolens volens –   dem intellektuellen Fortschritt des Westens an. Arthur Ruppin zählt noch 1930 eine Liste von damals aktuell bedeutenden jüdischen Persönlichkeiten auf (in: Soziologie der Juden). Nach Felix Theilhaber haben diese und ihre Familien meist das Schicksal des „Untergangs des deutschen Judentums“ geteilt, nichts wegen des Holocausts, sondern durch „Assimilation. Im Gegensatz zu diesen großen Persönlichkeiten existieren am anderen Ende der Bandbreite jüdischen Lebens mittelalterliche Verhältnisse. Abergläubischsten Ultra-Orthodoxen beachten nicht nur einen koscheren Speisezettel, sondern dürfen sich aus koscheren Lebensmitteln auch nur auf einen koscheren Herd ein koscheres Süppchen kochen. Derzeit schwelt ein Streit um jüdische Feriengäste in Davos, zu dem Simon Bollag in der Neuen Zürcher Zeitung Stellung nimmt; die Zeitung:

„Bollag ist ein Zürcher Großhändler für koschere Schokolade und Käse und kennt den Ferienort Davos – und weiß, wie das orthodoxe Milieu funktioniert. Er selbst gehört ihm an. Bollag sagt: «Stellen Sie alle Fragen, auch die ganz heißen! Wenn man das nicht macht, bleiben Vorurteile bestehen.»

Der Unterschied zwischen Bollag und den gewöhnlichen Orthodoxen ist ein schlechter Judenwitz; der gewöhnliche Orthodoxe macht den Herd des gemieteten Appartements koscher, indem er ihn, ohne Verständnis für fremdes Eigentum und für Technik, voll aufdreht und damit kaputt machen kann. Bollag, mit ein wenig Sinn für fremdes Eigentum und Technik,  dreht die einzelnen Platten sukzessive voll auf, und der Herd wird dadurch auch koscher. Die Pointe des Witzes  liegt darin, dass Bollag  – halbvernünftig –  weiß, wie man Aberglaubens unter modernen Bedingungen praktizieren kann. Entscheidend aber bleibt, Bollag wie seine orthodoxe Schokoladenkundschaft glauben an die unsinnige Notwendigkeit eines koscheren Herdes als Grundlage koscherer Speisen.

Das orthodoxe Judentum steckt also noch im konstantinisch eingeleiteten Mittelalter. Seine Rabbiner hatten sogar die Corona-Pandemie negiert und einige waren tapfer an Corona gestorben. „Bei uns“ verteufelte man die gleichen Negierer und Nicht-Impfer als Staatsfeinde und als Gestrige. Der Staat Israel ließ exzessiv impfen. In der Diaspora entschied sich die Vertretung der Juden, sich der Kampagne der Regierungen (Israels und der BRD) anzuschließen und die Impfkampagne gnadenlos zu unterstützen. Die Sängerin Nena wurde in der Jüdischen Allgemeinen als „Geistesfunzel“ verunglimpft. Inzwischen kommt die NZZ darauf, dass diese Hetzkampagne doch überzogen war; sie führt aus:

«Staatsfeinde», «Schweinehunde», «Bekloppte»– vor zwei Jahren überboten sich Qualitätsmedien mit Tiraden gegen Maßnahmenkritiker und Impfskeptiker. Journalisten   – und speziell solche der Jüdischen Allgemeinen –   sind schnell mit Rufen nach «Aufarbeitung» zur Stelle, wenn es um die Verfehlungen von anderen geht. Mit den eigenen Entgleisungen während der Corona-Krise wollen sie sich kaum beschäftigen. Karl Lauterbach, begleitet von Kameras, hat wieder sein Adidas-T-Shirt hochgekrempelt und sich eine Spritze in den Oberarm führen lassen. …. Diese Szene dürfte bei manchen Zuschauern unangenehme Erinnerungen geweckt haben. Etwa an Polizisten, die Rentner von Parkbänken verjagten, an Angehörige, die im Spital nicht besucht werden durften, oder an vergangene Impfkampagnen – als sich Politiker und Journalisten mit verbalen Ausfällen gegen Ungeimpfte und Forderungen nach Einschränkungen und Bestrafungen überboten. Hier die Bildungswilligen, dort die Bekloppten. Die Schlagzeilen, die auf Krisen-Höhepunkten produziert worden sind, wirken heute wie Relikte aus einer anderen Zeit. Man fragt sich, wie sich ein Teil der Medienbranche derart verrennen konnte. Nachzulesen sind sie im Buch «Möge die gesamte Republik mit dem Finger auf sie zeigen» von Marcus Klöckner und Jens Wernicke. Karl Lauterbach, damals noch nicht Gesundheitsminister, schrieb im August 2021 auf Twitter: «Eine Minderheit der Gesellschaft [will] eine nebenwirkungsfreie Impfung nicht, obwohl sie gratis ist und ihr Leben und das vieler anderer retten kann.» Das war, wie heute bekannt ist, eine gewagte Behauptung. Denn die Corona-Impfung ist weder frei von Nebenwirkungen, noch kann sie Geimpfte sicher davon abhalten, andere anzustecken. Sie bietet allenfalls Schutz vor schweren Krankheitsverläufen. Auf der Basis dieser Irrtümer wurde eine Kampagne lanciert, die in der jüngeren Geschichte wohl beispiellos ist. Politiker wie der deutsche alt Bundespräsident Joachim Gauck teilten die Bevölkerung in «Bildungswillige» und «Bekloppte» ein, Komiker wie Peach Weber forderten Ungeimpfte auf, sich psychiatrisch untersuchen zu lassen. «Sie sind Schweinehunde», titelte die linke «TAZ Tageszeitung» am 15. November 2021 und meinte damit alle Impfgegner. Im Text ist von «Staatsfeinden», die Rede, «die in voller Absicht an unseliges deutsches demokratiefeindliches Denken und Handeln anknüpfen». Die ehemals liberale «Zeit» identifizierte Maßnahmenskeptiker einige Tage später als «zweite Seuche», sie könnten mit Virusvarianten verglichen werden, die mutierten und gefährlicher würden. «Dank euch droht der nächste Winter im Lockdown». «Das Virus heißt Staatsfeindlichkeit», schloss der «Zeit»-Autor, nun brauche es «Ansagen» und entschiedenes Handeln der Politik. In der Schweiz glaubte der «Sonntags-Blick» zu wissen, dass Impfgegner «mit dem Virus gemeinsame Sache» machen, und das Portal «Watson» forderte den damaligen [Schweizer] Bundespräsidenten, den «lieben Herrn Parmelin», dazu auf, die «Impf-Kasper» endlich zu isolieren. «Spaltet die Gesellschaft!», forderte auch der österreichische «Standard», während sich der Wiener «Falter» in eine Schimpfkaskade über «Corona-Leugner, Schwurbler, Impffeiglinge, Spritzenscheue, Wissenschaftshasser und medizinische Besserwisser» hineinsteigerte. Diese Spritzenscheuen, so lautete der aggressiv-larmoyante Tenor über alle Landesgrenzen hinweg, seien allein verantwortlich dafür, falls es neue Einschränkungen gebe. «Wenn ein Lockdown kommt, dann seid ihr daran schuld», schrieb eine Autorin von T-Online Ende November, «und meine Kinder hocken drin.» Die ARD-«Tagesschau» eröffnete ihren Kommentar am 19. November mit einer Grußbotschaft: «Na, herzlichen Dank an alle Ungeimpften. Dank euch droht der nächste Winter im Lockdown. »Eigentlich, so sinnierte die ZDF-Satirikerin Sarah Bosetti wenig später, seien Ungeimpfte wie ein Blinddarm – «weit rechts unten» angesiedelt, für das «Überleben des Gesamtkomplexes» nicht essenziell. ….. Wenige haben es bisher gewagt, die Rolle der Medien kritisch zu beleuchten. Die dänische Boulevardzeitung «Ekstra Bladet» räumte schon Anfang 2022 ein, gescheitert zu sein. Man habe Experten, Politikern und Behörden vertraut, die «uns ständig vor dem schlafenden Corona-Monster unter unseren Betten warnten». Auch der «Spiegel» zeigt sich in jüngster Zeit selbstkritisch, nachdem sein Kolumnist Nikolaus Blome 2020 noch «ausdrücklich» gesellschaftliche Nachteile für alle Nichtgeimpften gefordert hatte – mit dem Satz «Möge die gesamte Republik mit dem Finger auf sie zeigen». Im März 2023 dagegen schrieb das Magazin, inzwischen wisse man ja, «dass viele Pandemiemaßnahmen unsinnig, überzogen, rechtswidrig waren». Das sei kein Ruhmesblatt, auch nicht «für uns Medien»: «Ich fürchte, der Diktator in uns war ziemlich stark.» Diese autoritäre Neigung offenbarten Journalisten schon zu Beginn der Pandemie. Am 6. Mai 2020 etwa trat der damalige ARD-Chefredaktor Rainald Becker mit Anzug, Krawatte und strengem Blick vor die «Tagesthemen»-Kamera, um Angela Merkel zu loben und vor einem «Lockerungswettlauf» zu warnen. Alles, so erklärte er den Zuschauern, werde sich in Zukunft grundlegend ändern müssen, der Lebensstil, die Wirtschaft, das Konsumverhalten. Das hätten auch Madonna, Robert De Niro und zweihundert andere Künstler und Wissenschaftler in einem Aufruf festgehalten. «All diesen Spinnern und Corona-Kritikern sei gesagt: Es wird keine Normalität mehr geben wie vorher.»

Hierzu muss man aber wissen, dass die deutsche Justiz ungeniert ihre Terrorurteile aus der Coranazeit genauso im Raum stehen lässt. Wie es Bertold Brecht geweissagt hatte, war der Schoß, aus dem die NS-Diktatur gekrochen war, fruchtbar noch geblieben. Und die Pandemie gebar unter scheinbar unpolitischen Notwendigkeiten die Lust zur diktatorischen Macht, zur Hetze auf Andersdenkende und für Predigten zu Strafmaßnahmen. So völlig daneben lagen die Leute mit dem gelben Judenstern nicht, die „ungeimpft“ dazusetzen. Vielleicht nicht in voller Absicht, aber doch instinktiv „knüpften deutsche Richter und Dienststellen an unseliges deutsches demokratiefeindliches Denken und Handeln an“ (NZZ). Und diesen instinktiven „Nazis“, ihren Befürchtungen und Meinungen Geltung zu verschaffen, schloss sich die Jüdische Allgemeine instinktlos an.

Was ich sagen will: „(je)der Jude“ denkt besser selbständig, als sich auf Hirten zu verlassen und Herdentrieben zu folgen. Die meisten Menschen jüdischen Glaubens hatten sich wieder brav an den Impfstellen eingefunden. Denken ist und bleibt Glücksache.

04.03.2023 von Lobenstein

Schuld und Scham, warum?

Krieg, meint sein Theoretiker Carl v. Clausewitz, sei über die erste Schlacht hinaus nicht mehr planbar. Die Kräfte entwickeln eine nicht abschätzbare Dynamik. Man kann ihn vielleicht im Laborformat mit einem Bankraub vergleichen: die Räuber wissen nicht im Voraus, wie das Personal und zufällig anwesende Kunden sich verhalten werden. In der Bank löst sich Alarm aus, die Angestellten leisten verhalten Widerstand; zuletzt endet der Bereicherungsversuch mit Geiselnahmen und Toten. Natürlich sind die Bankräuber „schuld“. Was kann das schon heißen, wenn es Tote gegeben hat. Ebenso fragt man sich, ob die Eskalation durch polizeitaktische Fehler verursacht wurde. Die Polizei trägt dann eine Verantwortung für die Toten mit, aber „Schuld“? Heiner Meulemann (in: Soziologie von Anfang an) beschreibt die relationalen Strukturen, die auch außerhalb gewollter Situationen entstehen, sobald Menschen miteinander in Beziehung treten. Schuld ist ein religiöser Begriff, einerseits diffus, andererseits linear, weil trotz eines Verhältnisses des Menschen zur Gottheit ein soziologisches Verhältnis negiert wird. Im Recht und in der Soziologie ist also der Schuldbegriff deplatziert ist. Religiös gesehen soll sich Schuld sogar vererben. Abgeleitet wird diese Vorstellung aus einem religiösen Mythos, der Mensch sei nach dem Ebenbild des ihn schöpfenden Gottes geschaffen worden, so dass er diesem ein gottgefälliges Leben schulde. Jede Abweichung von diesem Kanon wird zur „Schuld“. Anders als das jüdisch semitische Gottesbild ließen die Griechen den Menschen ein Geschöpf des Prometheus sein, dessen Göttergeschlecht von den olympischen Göttern gestürzt wurde. Der klassische Mensch schuldete den herrschenden Göttern nichts, außer den Respekt vor ihren Gewalten. Der ursprüngliche freie Mensch der klassischen Antike ließ sich also durch Übernahme des Monotheismus in eine Pflicht nehmen, aus deren Unterdrückung er sich langsam löst.

Guckt man in das vom klassischen römischen Recht her entwickelte BGB, entdeckt man den terminus technicus der „Schuldverhältnisse“. Diese werden durch Vertrag begründet oder durch einseitige Verletzung absoluter Rechte Dritter, etwa des Eigentums, erzeugt: Schadensersatzanspruch. In ähnlicher Logik kam im alten Germanien ein Mörder frei, wenn er der geschädigten Sippe ein Wergeld entrichtet hatte. Dennoch war mit dem Wergeld nicht alles abgegolten. Die Griechen studierten das Problem an Orestes. Er hatte den Mord an seinem Vater gerächt und dessen untreues Weib samt deren Liebhaber erschlagen. Das war insoweit in Ordnung, nur war das untreue Weib auch Orestes Mutter. . Die Erinnyen verfolgten ihn wegen des unlöslichen Widerspruchs der Pflichten. Die Erfüllung der Pflicht A bedeutet simultan die Verletzung der Pflicht B.

Diesen Widerspruch auf einen Krieg oder Bankraub übertragen, ergeben sich dieselben unlösbaren Widersprüchlichkeiten. Auf einseitiges Recht oder isoliertes Unrecht kommt es nicht mehr an. „Schuld“ tragen alle Beteiligten. Die Polizei könnte eine überfallene Bank belagern, bis die Räuber ausgehungert aufgeben. Problem sind die Geiseln, die man lebend befreien muss, weil man deren Rettung verpflichtet ist. Sieht man in der Totalszenerie eines Bankraubs nur die Befreiung der Geiseln als Polizeiaufgabe, dann gehen tote Geiseln auf das moralische Konto der Polizei. Sie hat etwas falsch gemacht. Sie will nämlich simultan die Räuber fassen; sonst könnte die Polizei alle Bedingungen erfüllen und die Räuber mit Beute und Fluchtauto ziehen lassen. Irgendwann wird sie die Räuber schon fassen. Diesem Widerspruch zwischen Geiselrettung und Rechtsbruchbekämpfung entwächst die orestische Schuld der Polizei.

So ist es auch mit dem Krieg; hat man ihn einmal aufgenommen, kommt es zu moralischen Komplikationen. Solange etwa die Ukraine auf dem eigenen Territorium gegen den russischen Aggressor kämpft, wird man ihr kaum „Schuld“ vorwerfen können. Aber unsere Gedanken kreisen nach wie vor um den Zweiten Weltkrieg. Polen wurde von Deutschland überfallen und verteidigte sich. England und Frankreich erklärten Deutschland den Krieg wegen des Angriffs auf Polen; im weiteren Kriegsverlauf verbündeten sich England und Russland, das mit Deutschland zusammen Polen angegriffen hatte. Und zuletzt nahmen sie hin, dass zur Gänze Polen dem russischen Joch unterworfen blieben. So gesehen hätte man auch auf die Kriegserklärungen verzichten können. Der Krieg endete auch ganz anders als er begonnen wurde. Angeblich sollen die Deutschen versucht haben, kurz nach Kriegsbeginn einen Kompromissfrieden auszuhandeln. Aber England wollte nicht mehr verhandeln. Endlich hatte es einen Kriegsgrund, der auch sein Commonwealth verpflichtete, Hilfe zu leisten. Wegen des Anschlusses Österreichs hätte England die Australier und Kanadier kaum überzeugen können, Truppen zu entsenden.

Man kann es daher auch so sehen, dass ein Krieg gegen Deutschland schon 1933von England gewollt war, nur hatte es bis zum Angriff auf Polen und bis zum Pakt mit der Sowjetunion keinen Grund gegeben, der unbeteiligten Völkern als akzeptabel erschienen wäre. „Rheinlandbesetzung“, Anschluss Österreichs und Angliederung des Sudentenlandes waren keine materiellen Rechtsverletzungen, sondern nur förmliche. Die Sieger von 1918 hätten die Grenzkorrekturen und die Aufnahme Österreichs in das Reich schon 1919 zulassen müssen. Der Zweite Weltkrieg hätte also nicht stattfinden müssen; die britische Regierung hat, um Deutschland niederzuschlagen, ihr Weltreich verspielt. Der Suezkanal ist weg, Pakistan, Indien und Ägypten sind frei, der Rest ist heute amerikanisch orientiert. Der deutsche Führer hatte sich vielleicht nicht vorstellen können, dass er Krieg gegen ein zum Selbstmord bereites Land führen werde.

Schon 1914 führte die britische Regierung den Krieg gegen Deutschland im Sinne eines totalen Krieges auch gegen die Zivilbevölkerung. 1915 litt Deutschland unter Hunger (Kohlrübenwinter); schon 1941 begannen die Briten deutsche Städte anzugreifen. Der erste große Angriff richtete sich auf das historische Lübeck, das keinerlei militärische Bedeutung hatte. Sie bombardierten die Möhnetalsperre in der Spekulation, dass die Wassermassen die Zivilbevölkerung des Ruhrgebietes ersäufe. 1.200 Zivilisten ertranken. Man muss sich nur die Bilder von deutschen Innenstädten anzusehen, um zu erkennen, wie verbrecherisch der Krieg gegen Deutschland geführt wurde. Dass der Krieg verloren gehen werde, war angeblich Hitler schon klar, als der Angriff auf die Sowjetunion nicht zügig genug voranschritt. Ende 1944 sagten sich viele Deutsche, dass der Krieg nicht verloren gehen dürfe. Das Kriegsende werde das Ende Deutschlands sein. Wäre das Regime nicht selbst „bankräuberisch“ auf Gewalt programmiert gewesen, hätte es diplomatisch geschickt nach dem Waffenstillstand mit Frankreich die Kapitulation anbieten sollen; oder im Oktober 1941. So aber kam es zum „finis Germaniae“, dessen Verhinderungsversuche obiter auch die Katastrophe des Judentums bedeutete. Angesichts eines „Aus für Deutschland“ kam es den Deutschen auch nicht mehr darauf an, anderen analoge Katastrophen zuzumuten. Und an der Katastrophe der „anderen“ hatten die Sieger ihren Anteil. Ihr starrer Blick auf den militärischen Sieg ignorierte das Unglück, das die den Deutschen unterworfenen und ausgelieferten Bevölkerungen erwartete.

Am deutlichsten zeigt dies die Endphase um den Kampf in den Niederlanden::

Den Briten war es 1944 nicht gelungen, die Niederlande zu befreien. Folglich stand deren Bevölkerung eine Hungerkatastrophe bevor. Dass die Deutschen erst an ihre eigenen Mägen denken würde, lag in der Logik des Krieges. Es war also abzusehen, dass gegen Ende des Winters die Reserven erschöpft und die holländische Bevölkerung nichts mehr zu essen haben werde. Der niederländischen Exilregierung gelang es, mit den Deutschen Versorgungsflüge für ihre Bevölkerung zu vereinbaren. „Rosinenbomber“ flogen auf einer vorgegebenen Route zum Rhein und folgten dem Strom abwärts, um dann nach Abwurf der Lebensmittel über die Nordsee den deutschen Machtbereich wieder zu verlassen. Die Hungerkatastrophe wurde für die Niederlande vermieden.

Für die anderen geknechteten Gruppen in Deutschland, allen voran für die in Lager inhaftierte Bevölkerung gab es keine Advokaten, die deren Pflichtverteidigung übernahmen. Die Leichen von verhungerten Gefangenen, die amerikanische Bulldozer 1945 propagandagerecht in Massengräber schoben, sind deren eigene Opfer. Sie SS hatte nämlich ihre Leichen immer fein säuberlich eingeäschert. Das war in der absoluten Endphase der „Todesmärsche“ nicht mehr möglich. Diese Toten kann man wie tote Geiseln beim Bankraub der Polizei den Siegermächten anlasten. Natürlich bleiben die Geiselnehmer verantwortlich, aber der Tod der Geiseln geht nicht mehr auf deren Konto allein.

Diese Überlegungen werden in Bezug auf den Holocaust unterdrückt. Sie sind quasi verboten und tabuisiert. Es hätte auch für die Juden vieles anders ausgehen können, wenn man von Siegerseite her die Einwanderung von Juden nach Palästina nicht auf Personen mit einem Kapital von 1.000 GBP beschränkt hätte. Ursprünglich dachte auch die SS nicht an Massenmorde (Hermann Greive). Wahrscheinlich wäre heute das ganze Jordantal jüdisch besiedelt, heute ist die Lebensader des Landes ein Grenzfluss. Vor der Reichskristallnacht 1938 lebten noch 50.000 Juden mit polnischen Pässen in Deutschland, die das Reichsgebiet ganz unkompliziert seit der Machtergreifung der Nazis während der vergangenen 5 Jahren hätten verlassen können. Willy Cohn (in: „..kein Recht, nirgends“) war sogar 1937 mit Familie in Palästina und musste mangels Entgegenkommens mit den dortigen Behörden nach Deutschland zurückkehren. Die westliche Politik scheint von kolonialen und imperialistischen Interessen geprägt gewesen zu sein, aber keinen Sinn für eine gerechte Ordnung in Europa gehabt zu haben. Leute wie Wladimir Ze´ev Jabotinsky haben diesen Widerspruch erkannt und die Katastrophe so kommen sehen, wie es kam, weil es letztlich so kommen musste.

Denn eines war klar: einen zweiten Versailler Vertrag werde es für Deutschland nicht mehr geben. Diesmal ging es ums Ganze, um Sein oder Nicht-Sein für alle Betroffenen. Die linkslastige Lösung des Widerspruchs kann heute nicht mehr überzeugen.

18.09.2023 von Lobenstein

Orthodoxe Kostümjuden und orthodoxe Coûtumes

Generell gilt bei Juden, und so auch galt es ähnlich bei den „Nazis“, dass man Jude durch Geburt sei. Die einen verlangen eine jüdische Mutter, die allerdings in Zeiten der Haskala auch Kinder von Nicht-Juden empfing (Arthur Ruppin in: Soziologie der Juden), und die anderen, die so genannten „Nazis“ mussten prüfen, ob die jüdische Großmutter des anderen nicht doch schon nur Halbjüdin war. Erst drei „volljüdische“ Großelternteile machten ein Individuum zum Juden. Die Mutter des Anton Graf Arco, der 1919 den bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner erschoss, „weil er Jude war“, war eine geborene Freiin von Oppenheim, aus „jehudäischem Adel“ (Philipp Stauff), allerdings Halbjüdin. Ihre Mutter war eine Protestantin. Graf Anton Arco fehlte also schon die halachisch notwendige Mutter. Diese lebte bis 1957 auf den Gütern von Valley.

Die Amerikaner verurteilten den Generalfeldmarschall Erhard Milch, Halbjude, für seine Kriegsverbrechen.  Das zeigt, dass die Grenzen zwischen Juden und Nicht-Juden durchaus fließend sind, und dass sie vom Individuum selbst gezogen werden können. Juden im Sinne der Halacha   treten aus der Religionsgemeinschaft aus oder gar nicht erst in sie ein: von den 250.000 Juden, die laut Charlotte Knobloch nach 1990 in Deutschland zuwanderten, sind heute nur noch 90.000 bei der jüdischen „Kirche“ immatrikuliert. Vor 1990 soll es in der Bundesrepublik 30.000 Juden gegeben haben. Also sind von zusammen 280.000 Juden nur ein Drittel willentlich Juden, die anderen sind konfessionslos. Sie sind Menschen wie Du und ich. „Rassejuden“ hätten die „Nazis“ gesagt. Aber wen interessiert heute die Abstammung? Selbst der Begriff „Rasse“ soll gesetzlich gecancelt werden. Es gibt in Europa gar keine reinen Rassen. Auch die Juden sind eine Mischrasse (Arthur Ruppin), lediglich die rassische Mischung ist in Europa regional verschieden. Arthur Ruppin spricht daher von „Typen“. Wer vom Typus wie Angela Merkel aussieht, hat mit Sicherheit keine bayerischen oder Schweizer Großeltern. Heute sollen 40% der Deutschen Eltern mit Migrationshintergrund haben. Mit dem nordischen Ideal ist es ersichtlich vorbei, aber auch mit der „Verantwortung“ für Auschwitz, wegen der die Deutschen wieder als reinrassige Gesellschaft vergattert werden.

Im Widerspruch zur realen Entwicklung gucken die jüdischen Oberen nach wie vor auf die Abstammung; Walter Homolka betitelte sein Büchlein „Nicht durch Geburt allein“ und beschreibt, wie man Jude werden könne. Nur: warum sollte man das werden wollen? Es müssen sehr spezielle Umstände vorliegen, einen solchen Schritt zu unternehmen. Schon Baruch Spinoza sah schon 1650 im Judentum im Wesentlichen nur einen Aberglauben; die Mitgliedschaft bei einer jüdischen Gemeinschaft schützte damals vor dem Zwang, sich dem christlichen Glauben zu unterwerfen. Auch wenn man vor der Revolution schon gar nichts glaubte, musste man die Rituale der Kirche mitspielen. Sigmund Freud spricht von kollektiven Zwangsneurosen. Yosef Kaplan (in: Jüdische Lebenswelten) beklagt, dass die (sefardischen) Juden in Amsterdam, Bordeaux, London und Hamburg zwar ihre Rituale feierlich vollzogen, aber gleichzeitig die Verbindung zu ihren marranischen Verwandten in Spanien aufrecht erhielten. Die Juden in Bordeaux feierten ihre Hochzeiten in christlichen Kirchen als „Neuchristen“, denn die Juden waren in 14. Jahrhundert aus Frankreich ausgewiesen worden. Der berühmte britische Premier Benjamin d´Israeli war getauft. Heute sollen 50% der Christen aus den Kirchen ausgetreten sein, aber wie hoch der Prozentsatz ist von Leuten, deren Vorfahren noch Christen waren, die also nie Christen geworden sind, weiß man nicht. Von den kirchlichen 50% sagt man, seien 80% nur deshalb Kirchenmitglieder, um zuletzt ein christliches Begräbnis zu erhalten. David Farbstein, der sich für eine großzügige Aufnahme von Ehefrauen in die jüdische Gemeinschaft ausspricht, redet von „Friedhofsjuden“. Der Glaube an einen Schöpfergott ist erloschen, es geht nur mehr um „sefardische“ Feierlichkeit bei den großen Ereignissen des menschlichen Lebens: Initialritus, Hochzeit und Beerdigung. In Deutschland nennt man die christliche Mehrheit „Taufscheinkatholiken,  bei den Juden heißt es „Drei-Tage-Juden“.

Umso weniger versteht man das para-rassistische Geschrei, das ein Maxim Biller gegen „Vaterjuden“ wie Max Czollek erhebt oder, das Geheule, das jetzt Fabian Wolf als Kostümjuden diffamiert. Wer hat ein Interesse daran, die beiden, wie Jesus die Wechsler aus dem Tempel, aus den Synagogen zu verscheuchen? Dr. Josef Schuster spricht von „Halacha“, hält aber selbst gar keine Sklaven mehr, die er in einem Sabbatjahr entlassen könnte; auch in seiner Eigenschaft als Arzt operiert es nicht mehr, wie es im 8. Jahrhundert in Soria und Pumbedita gelehrt wurde.  Warum spielt er das Versteckspiel der deutschen Regierung mit, die „richtige“ Juden nach den Regeln der Nürnberger Gesetze als Feigenblätter braucht. Denn im Prinzip ist der deutsche Staat von heute doch nur die erschlichene Fortsetzung des Dritten Reichs, von dem man sich nur durch ein schlappes Militär und durch demonstrative Judenfreundlichkeit unterscheiden kann. Das BKA, die Justiz, die Landesverwaltungen mit den arisierenden Finanzämtern funktionierten nahtlos nach der Niederlage weiter. Der Bundespräsident Theodor Heuss setzte sich für die Begnadigung des Massenmörders SS-Standartenführers Dr. Martin Sandbergers ein, und Leute wie Hans Filbinger oder die NS-Führungsoffiziere Helmut Schmidt und Franz Josef Strauß avancierten in höchste Staatstellen. Geopfert wurden Leute wie der Konstanzer Arbeiter Willi Hermann im Rang eines Referenten bei der Deutschen Arbeitsfront (Gewerkschaft), der als gescheiterter Pädagoge bei der Partei als Scharführer, und im Krieg als Unteroffizier fungierte. Als „eingefleischten Nazi“ (Südkurier), der im Grunde gar nichts gemacht hatte, wurde er posthum gebrandmarkt. Seine Fastnachtlieder wurden nicht mehr gesungen. Es waren zu viele, die nach diesen wie zu KdF-Zeiten geschunkelt haben. Das kann das spießige Deutschland nicht brauchen, weswegen es auch peinlich wird, wenn sich einige Feigenblätter als deutsche Kastanienblätter und als Pappellaub erweisen. In Amerika hätten sich die jüdischen Gemeinschaften gefreut, einen Fabian Wolf bei sich aufnehmen zu können. Ein Jewish Outreach Programm stellt auch eine jüdische Erziehung ab.

Fabian Wolf (z.B.) brachte als Jude seine Artikel auch in der Jüdischen Allgemeinen unter, die TAZ und die „Zeit“ veröffentlichten ganze Artikelreihen. Insoweit hatte Fabian Wolf einen Grund, „den Juden zu machen“ (Stil Hendryk Broder). Das Problem auf amtsjüdischer Seite liegt im Glauben an den Messias, der immer noch kommen soll. Der Glaube geht bei manchen so weit, dass sie den „jüdischen Staat“ Israel ablehnen (Satmarer Chassidim), den erst der Messias wieder errichten darf. Die (Ultra-)orthodoxen Gemeinschaften beachten in dieser Logik auch die unsinnigsten, unnützen und abstoßenden Gebote peinlich genau, wobei ihre Zahl selbst für ein Unternehmen wie Coca-Cola zählt. Das Getränk wird nach Beratung mit den halachischen Rabbinern koscher hergestellt, aber nicht pascha-koscher. In der Osterzeit darf der Zucker für das Gebräu nicht aus einer Hülsenfrucht gewonnen werden; Hülsenfrüchte sind zu Pascha nicht erlaubt. Und so braut Coca-Cola das Gesöff zu Pascha aus anderem Zucker zusammen und deckelt die Flaschen Gelb statt Rot ab. Der fromme Jude kann also zu Ostern Gelbdeckelcola trinken.

Wenn also die Orthodoxen für ein Weltunternehmen wie Coca Cola zählen, müssen in dieser Logik die Orthodoxen auch für die weniger religiösen Juden und für die Bundesregierung in Deutschland, und sogar für Israel eine Bedeutung besonderer Art haben. Denn die „Juden als Menschen wie Du und ich“ lehnen sich nahtlos an die Orthodoxen an, um sich zu legitimieren. Auch wenn der normale Jude zu Pasche das koschere Alltagscola mit roten Deckel trinkt, muss er dem Orthodoxen sekundieren, dass dieser sein gelbdeckeliges erhält. Sie sind die lebenden Fetische des Judentums. In Israel bezahlt man ihnen ein Grundeinkommen, obwohl sie nur die Heiligen Schriften studieren. Ihre tierquälerischen Schlachtmethoden (das Tier muss bei Bewusstsein ausbluten)  werden verteidigt. Die obszöne Beschneidung der Buben (Hans Pet6er Duerr in: Obszönität und Gewalt) darf gar nicht in Frage gestellt werden. Dabei ist die Beschneidung, die nichts anderes als eine symbolische Kastration als Zeichen der totalen Unterwerfung unter den Gott Israels. Die Jüdische Allgemeine spricht vom religiösen Recht der Eltern, das das Recht auf körperliche Unversehrtheit des Kindes übersteige. Der Denkfehler liegt dort, das von den „Kindern“ die meisten das Judentum verlassen, allerdings ohne Vorhaut.

Natürlich heiraten die Orthodoxen bei enger Partnerwahl und bilden in ihrer Mischrasse doch wieder einen jüdischen Typus heraus (Arthur Ruppin, a.a.O.), so dass der Messias „die Seinen“ dereinst wirklich erkennen können müsste. Warum überlässt man es dann nicht dem Messias die Entscheidung, ob er Max Czollek, Fabian Wolf oder Marc Zuckerberg (er hat eine chinesisch-stämmige Frau geehelicht und mit ihr zwei Töchter) in die neue Welt mitnimmt oder nicht?

Wir haben Glaubensfreiheit und niemand hat das Recht zu prüfen, ob der Gläubige wirklich glaubt oder ob er nur heuchelt. Eigentlich kann man sich nicht vorstellen, dass ein Dr. Josef Ratzinger zum 25. Priesterjubiläum noch wirklich glaubt, dass Jesus ganzer Gott und ganzer Mensch und Sohn des einzigen Gottes gewesen sei. Ratzinger hatte das intellektuelle Niveau von Baruch Spinoza, Sigmund Freud und Edmund Husserl, die solches Zeug nicht geglaubt haben. Selbst geistig weniger hochstehende Leute wie William Hirsch (in: Religion und Civilisation) glaubten nichts dergleichen. Schon Eliezer Ben Abuja hielt „den gantz jüdisch Glaub“ (Antonio Margeritha) für Unsinn. Offensichtlich gehört eine gewisse „Armut im Geiste“ dazu, all diese Dinge vom kommenden Messias oder schon da gewesenem Messias zu glauben, um für simple Lebensmittel doppelte und dreifache Preise zu zahlen, um auf Hasenbraten und Frutti di Mare zu verzichten und dem Schulchan Aruch zu entnehmen, wie man als Jude zu kacken hat. Und hier beginnt der Zivilisationsbruch, den die NZZ am 1.9.2023 erfasst: der verzweifelte Kampf der Schweizer Israelitischen Gesellschaft (SIG), auf die Orthodoxen Juden mäßigend einzuwirken, die in Davos und zwei anderen Orten in rauhen Scharen bevorzugt Ferien machen; sie treffen dort auf Glaubensgenossen aus anderen Ländern, womöglich um die Gattenwahl ihres Nachwuchses auf etwas breitere Basis stellen zu können.

Inzwischen wollen die Davoser Gastronome sie loswerden. Diese Leute sind schlichtweg sozial unverträglich; das waren sie historisch gesehen schon immer. Zur Erinnerung: Als man im Zusammenhang mit der Französischen Revolution auch den Juden des Elsass oder der Bistümer das Bürgerrecht zubilligen wollte, wäre dies fast an dem Bekenntnis, eine geschlossene Gesellschaft sein zu wollen, gescheitert. Weil die alt-französischen Juden versichern konnten, dass der sefardische Jude sehr wohl eine Französin heiraten dürfe, ohne jüdischerseits diskriminiert zu werden, wurde das Bürgerrecht für alle Juden gerettet. Aber tatsächlich sind die Orthodoxen eine geschlossene Gesellschaft und nicht integrierbar: Nun wäre dies nicht so schlimm, wenn diese sih als „autonome Gruppe“ (Adam Tooze) in die Gesellschaft einfügen könnten; aber selbst das ist nicht der Fall. Die Davoser sind es leid, dass die Orthodoxen selbst auf engen Gebirgspfaden nicht ausweichen, dass sie das Schwimmbad nutzen, ohne vorher zu duschen, sich beschweren, wenn früher Platz genommen habende Gäste zuerst bedient werden und dass sie ihre von den Kindern vollgeklackten Windeln im Wald einfach wegwerfen. Eine lokale Zeitung schreibt sogar, dass diese Leute auch keine Hemmung hätten, sich auf dem Balkon ihrer Notdurft zu entledigen (sicher nach der Vorschrift des Schulchan Aruch). Schlimm genug, aber noch schlimmer ist, dass sie es dabei belassen, weil die Kacke ja unrein ist. Wie lächerlich erscheint die Empörung über ein vor 35 verfasstes Flugblatt eines der Aiwanger-Brüder, wenn man sich vorstellen kann, dass die Davoser ihren lästigen Gästen auch Freiflugscheine zum Jordan gönnen könnten. Natürlich sind es nur einzelne, die sich völlig fehlverhalten; aber die Mehrheit dieser Leute lebt in ihrer Welt, grüßt nicht, ignoriert die Menschen der Umwelt, so dass man sich fragt, was diese Herrschaften nach Davos zieht. Wahrscheinlich sehr vorteilhafte Preise während des Sommers, denn Davos ist ein Skiparadies.

Interessant ist auch zu lesen, dass sofort Dritte den kritisierten Orthodoxen zur Seite springen; diese selbst antworten nicht. Sie nehmen auch die Leute von SIG nicht ernst. So führt ein Sekundant an, „die Schweizer“ kämen busweise zur Klagemauer angereist und behinderten die Gläubigen; aber das wäre wohl das Geschäft der Kotel-Organisatoren, die Busse anderswie parken zu lassen. Man fragt sich, warum sich sofort eine Meute bildet, die die unerträgliche Minderheit hyperreligiöser Juden in Schutz nimmt.

Wer mit Orthodoxen nichts zu tun bekommen will, gehe diesen aus dem Weg, und, wenn er Gastronom sein sollte und diese Herrschaften nicht bewirten möchte, aber schlecht ein Schild „orthodoxe Juden unerwünscht“ anbringen kann, weise darauf hin, dass er alles mit Schweinefett zubereite, zumindest aber das Fleisch mit einem Schuss Milch gare. Das wäre das Schlimmste für einen orthodoxen Juden, von denen die Frömmsten nicht nur zwei Garnituren Kochgeschirr für Milch und für Fleisch besitzen, sondern sogar zwei getrennt Küchen haben. Es ist also kein Problem, sich diese Muschpoke vom Hals zu halten, als Nicht-Jude. Als Jude ist das vielleicht schwieriger, weil man eine Trennungslinie zwischen nicht mehr erträglichen Orthodoxen und noch verträglichen Konservativen ziehen will, die man bedienen möchte. In Israel selbst haben die Araber leichtes Spiel. In Jaffa gibt es gute arabische Restaurants, die am Sabbat agnostische Juden (Henri Coston) bedienen. Sie sind gut besucht. Aber wie funktioniert die Trennung der Konservativen von den Orthodoxen in der Diaspora? Die einen Juden verstehen nur Russisch, die anderen sind so bekannt, dass sie in München keine Pizza Marinara bestellen können, ohne einen Skandal auszulösen. Genau hier hätte der Zentralrat eine Aufgabe: er müsste die Trennungslinien zwischen dem allgemeinen Judentum, der westlich-jüdischen Zivilisation und den „Friedhofsjuden“ einerseits ziehen gegen die Religiösen (kollektiven Neurotiker und Abergläubischen). Es sind ja nicht nur die „Kostüm-Juden mit dunklem Gehrock und schwarzen Hut, sondern auch noch solche, die wochentags mit Kippa rumlaufen und sich wundern, wenn sie von Arabern verprügelt werden. Was machen die Antisemitismusbeauftragten und politischen Figuren? Sie jaulen los, dass es unmöglich sei, dass sich Juden in Berlin nicht frei bewegen könnten. Sie können es aber problemlos als Juden der westlichen Zivilisation und als Menschen wie Du und ich. Vor jeder Synagoge steht Polizei, da kann man auch einen Pileolus aufsetzen. Aber was soll die Demonstration des religiösen Glaubens im weltlichen Berlin? Rennen da orthodoxe Popen im Ornat herum? Der Jude mit Kippa ist selbst schuld, wenn er auf der Sonnenallee oder am Hermannplatz in Berlin verprügelt wird; die Justiz müsste ihm unterstellen, er suche eine Opfer- und Märtyrerrolle, weil „die Deutschen“ von „ganz Oben“ ihm sofort sekundieren und Mitleid bezeugen. Er provoziert jedoch seine Gefährdung. Der Zentralrat hätte die Aufgabe, das zivilisierte Judentum zu vertreten, nicht die Religiösen; wir, aber auch „unsere Juden“ (Henrich v. Treitschke) sind inzwischen in einer gewissen „Neuzeit“ angekommen, die sich am amerikanischen Wesen orientieren sollte. Selbst die Kirchen existieren nicht mehr auf der Arbeit von Mönchen und Nonnen, sondern auf der der Laien. Deswegen versteht man umso weniger, wie die weltliche, auf Israel verschworene Judenschaft in Deutschland sich vor die Orthodoxen stellen kann, die nur Risches machen. Haben die im Zentralrat noch nicht mitbekommen, dass auch Israel ein Judenproblem hat mit diesen Leuten hat? Lesen die nicht „Im Namen der Thora) vom Melzerverlag, dass ihre Parteinahme für Israel im Widerspruch zum religiösen Antizionismus der Frommen steht? Schluss mit den Freifahrtscheinen und den Narreteien für das orthodoxe Kostümjudentums. Auch das deutsche Judentum muss wieder eine den Westen konstituierende Gemeinschaft werden, wenn Israel die nächsten Kriege überstehen soll.

13.09.2023 von Lobenstein

 

„Von den Juden und den Lügen …… bzw. den Leugnungen einer Ursula Haverbeck“

Über erstere schrieb 1543 Martin Luther. Der Begründer des systematischen Antisemitismus ist unangefochten das Vorbild für die Hälfte der deutschen Christen.

Über die Lügen von Ursula Haverbeck plausibeln deutsche Richter allerhand Dinge zusammen. Natürlich lügen Juden auch nur gelegentlich wie andere Menschen. Sie lassen sich dank ihres ausufernden Schrifttums nur leichter beim Lügen erwischen. Außerdem wurde 1543 das Wort „Lüge“ anders verstanden als es in unseren Tagen verstanden wird. Damals galt als Lüge, was mit der Dogmatik des christlichen Zwangsglaubens im Widerspruch stand. Heute würde man „leugnen“ sagen. Aber mittelalterlich bleibt es dennoch. Wer behauptet, die Amerikaner seien nie auf dem Mond gewesen, sondern hätten alles in Hollywood gefaked, gilt schon als Verschwörungstheoretiker. Ähnliche Geschichten gibt es zum World Trade Center. Auch wenn heute der christliche Glaube nicht glaubwürdig ist, so gilt er dennoch als systemrelevant. Luthers 1543 gedruckten Schriften sind trotz seiner Systemrelevanz nur mehr als peinliche Bücher in zweite Reihe ins Bücherregal zu stellen. Aber es können auch aktuellere peinliche Bücher neben Luthers Elaboraten stehen: Etwa das von Gilead Atzmon („Der wandernde Wer“), das von Jakob Brafmann (Das Buch vom Kahal), H. G. Adlers Theresienstadt, Shlomo Sand (z. B. Warum ich aufhörte, Jude zu sein) und zur Abrundung sogar die Bände von Arthur Ruppins Soziologie der Juden. Vielleicht hat man noch ein Abonnement von Haaretz, wo ein israelischer General die Besatzungspolitik in Judäa mit der NS-Politik parallel setzt. Das wäre z. B in Deutschland schon eine Freiheitsstrafe wert (Verfahren gegen Klaus Eikmeier in Hannover). Ein türkisch-stämmiger Immobilienmakler in Franken wurde wegen solcher Vergleiche verurteilt. Die Jüdische Allgemeine veröffentlichte Mitte August 2023 einen Briefwechsel jüdischer Persönlichkeiten mit Ronalds Lauder, wo es heißt:

Man dürfe nicht vergessen, dass Netanjahu wegen Bestechung, Betrug und Untreue vor Gericht stehe, dass er Israel in eine Autokratie verwandeln wolle und dass er einer Regierung von »verurteilten Terroristen und Kriminellen« vorstehe. … Seine extremistische Koalition versucht ihre maximalistischen Pläne zu verwirklichen, indem sie Israels Regime einseitig nach ihren intoleranten, spalterischen Vorstellungen verändert, die in Hunderten von Gesetzesvorlagen sowie in Koalitionsvereinbarungen niedergelegt sind.«

Diese Veröffentlichung wird keine strafrechtlichen Konsequenzen haben? Warum also wird ein Nicht-Jude bestraft, wenn er die Dinge ähnlich vorträgt? Der Nicht-Jude hetzt gegen die jüdische Regierung, während der Jude sich nur über sie aufregt. Zwischen einem Slawo- oder Germano-Deutschem besteht rechtlich eben doch ein Unterschied zu einem Semito-Deutschen.

Hier liegt ein unlösbares Problem; „die Deutschen“ haben in den Jahren ihres Krieges 6 Millionen Juden ermordet, dazu mindestens 3 Millionen russische Gefangene verhungern lassen und ebenso viele Polen zu Tode geschunden, Kriegs- und Kampfhandlungen unberücksichtigt. Spricht man von „den Deutschen“ oder der deutschen Führung in diesem Zusammenhang, kann man durchaus das Wort „morden“ verwenden. Sagt man aber, Herr N. sei im KZ „ermordet“ worden, so kann dies auch so verstanden werden, als sei er von einem Mithäftling oder von einem SS-Mann irregulär getötet worden. Der durchschnittliche Deutsche erkennt diese Feinheiten nicht und verarbeitet sie gedanklich unrichtig. Die Vermengung der Denkebenen (Paul Watzlawick) in der „Aufarbeitung“ der Ereignisse produziert logische Widersprüche und schafft eine Skepsis, wo sie unangebracht ist.

Die auf solche Weise erzeugte geistige Klumpenbildung zu Auschwitz führt auch dazu, dass Staaten von Nebenkriegsschauplätzen, die genauso unter der deutschen Leitkultur des Krieges litten, kaum Beachtung finden. Hinter Büschen und Bäumen im Berliner Tiergarten wird der ermordeten Roma und Sinti gedacht, die Rudolf Höß genauso umbringen ließ „wie die Juden“ (vgl. dessen Memoiren). Das scheint gewollt zu sein. Deswegen legen die deutschen Gerichte und Behörden ein Auge darauf, dass über das Thema nicht groß diskutiert wird. Man bedauert so lautstark die Grausamkeiten gegen Juden, so dass etwa die Griechen nicht mehr gehört werden können.

Die einzig richtige Konsequenz des Krieges wäre nämlich gewesen, Deutschland als Staat aufzulösen. Ein um Altbayern vergrößertes Österreich könnte wirklich neutral sein. Acht weitere souveräne deutsche Staaten hätten schon 1919 den Frieden in Europa sichern können. Genau diese Überlegungen wollen deutsche Stellen verhindern. Sie mythisieren die Geschichte in dem Sinn, als sei der Vorsatz zu all den Verbrechen allein auf dem Mist einer Clique von „Nazis“ und von Adolf Hitlers gewachsen. Dass noch 1944 92% der Deutschen loyal zum Nazi-Regime standen (Hildegard Hamm- Brücher) und die „Nazi“-Partei 1945 das 10 Millionste Mitglied einschrieb (12% der Bevölkerung), fällt unter den Tisch. Die Verfassung von Baden-Württemberg von 1953 lässt keinen Satz aus, den sie nicht „christlich“ garnieren konnte; soe heißt es:

Artikel 12

(1) Die Jugend ist in der Ehrfurcht vor Gott, im Geiste der christlichen Nächstenliebe, zur Brüderlichkeit aller Menschen und zur Friedensliebe, in der Liebe zu Volk und Heimat, zu sittlicher und politischer Verantwortlichkeit, zu beruflicher und sozialer Bewährung und zu freiheitlicher demokratischer Gesinnung zu erziehen.

(2) Verantwortliche Träger der Erziehung sind in ihren Bereichen die Eltern, der Staat, die Religionsgemeinschaften, die Gemeinden und die in ihren Bünden gegliederte Jugend.

Fast klingt es, als müssten auch „die Juden“ christliche Nächstenliebe üben, dabei hat schon Hillel diese vorformuliert, welche nach Auffassung von William Hirsch (in: Religion und Civilisation) durch Jesus ins Lächerliche gezogen wurde (Hinhalten der anderen Wange—). Ungeachtet dessen eigneten sich „die Juden“ im Ländle zur Demonstration des Willens zur Wiedergutmachung, die man anderen Opfern leicht verweigern kann, weil kein Amerikaner hinguckt.

„Unsere“ jüdische Diaspora kommt mit diesen Widersprüchen nicht zurecht. Es lebt sich bequem in Deutschland. Dieses wirtschaftlich entwickelte Land ist stets zahlungsfähig und kreditwürdig, selbst zur Nazi-Zeit. Noch 1938 lebten 50.000 Juden mit polnischen Pässen im nationalsozialistischen Staat, aus dem staatsangehörige Juden mühsam ihre Auswanderung organisierten. Die polnischen Juden hätten einfach abreisen können.

Aus der ganzen Welt treffen heute Asylanten ein. Aber keine dieser Ethnien hat eine Bedeutung für Deutschland wie die Juden, klein und fein. Die jüdische Ethnie, die sich durch Abwanderung der Überlebenden nach Israel und in die USA sehr ausdünnte, ist aus politischen Gründen mit Ersatzjuden frisch inszeniert worden (Barbara Steiner). Christliche Alttestamentler konvertieren zum Judentum und werden gleich zu Rabbinern befördert (Walter Homolka). Auch Frau Steiner schimpft über Proselyten, die aus parapolitischen Gründen zum Judentum übertreten. Natürlich sind diese konservativ-halachisch programmiert. Das inszenierte Judentum kann nur echt wirken, wenn es orthodox unangreifbar und halachisch rüttelfest ist. Während die amerikanische Diaspora versucht, das sich auflösende Judentum nach frischen Kriterien zu organisieren (Carlo Strenger), begrenzte die Bundesregierung die jüdische Zuwanderung aus der Sowjetunion auf Personen, die halachisch als Juden gelten. Sie klammerte sich an historische Regeln, die nicht einmal zuverlässig mit den israelischen Vorschriften kongruent sind. Obwohl das israelische Gesetz (z. B.) zur „Rückkehr“ nach Israel auch jüdische Mischlinge willkommen heißt, sieht man die Dinge in der deutschen Szene anders. Wer in der Sowjetunion als Jude galt, konnte von der inszenierten Judenheit der Bundesrepublik als „Vaterjude“, „Segler unter falscher Flagge“ (Dr. Josef Schuster über Max Czollek) oder gar als „Kostümjude“ (jüngste Wortschöpfung) niedergemacht werden. In Israel wäre er willkommen. Es ist schon sehr eigenartig, dass im Land von 7 Millionen Juden und auch in den „Staaten“, wo weitere 5 Millionen Juden zuhause sind, ein freies jüdisches Leben möglich ist, aber ausgerechnet in Deutschland eine Show unter der Regie deutscher Gründlichkeit veranstaltet wird. In Deutschland werden Probleme ausdiskutiert, die in Frankreich gar nicht keimen könnten. Was stimmt da nicht?

Noch einiges: In Deutschland wimmelt es auf den politischen Ebenen von „Antisemitismusbeauftragten“, aber es fehlen die Antisemiten. Zu „Antisemiten“ werden einfach die Gegner Israels erklärt und deren Inszenierungen als antisemitische Veranstaltungen verboten. Die meisten „Antisemiten“ sind pöbelnde Kawallmacher. Deswegen befassen sich die „Beauftragten“ lieber mit geschichtlichen Gestalten „mit antisemitischem Bezug“, die noch auf Straßenschildern namentlich erscheinen.  Sie lassen etwa Straßennamen ändern, die an längst vergessene Leute erinnern, bzw. nicht mehr erinnern können. Welcher Bürger weiß noch, wer Tauentzien war? Aber die Straße seines Namens soll die umsatzstärkste Einkaufsmeile Europas sein. Ist das eine große Ehre für den friderizianische General? Besonders lächerlich ist es mit deutschen Allerweltsnamen wie Wagner oder Maier, die zahllose Zeitgenossen tragen. Müllerstraße in Berlin? Ist nicht etwa Gestapo-Müller von der Wannseekonferenz der Namenspatron? Auf diese Weise wird der Zombie der Judenfrage aus vergangener Zeit erhalten.

Alex Bein lehnt daher den Begriff „Antisemitismus“ für die Judenfeindlichkeit für Zeiten vor 1879 und nach 1945 generell ab; insoweit wären die heutigen Antisemitismusbeauftragten schon dem Namen nach depassé(s). Andere behaupten, es gäbe immer schon Antisemitismus, seitdem es Juden gäbe. Aber die alten Römer (z.B.) waren nie „antisemitisch“; zwar schlugen sie die jüdischen Aufstände in Palästina nieder und ergriffen strikte Maßnahmen zur Befriedung der Provinz, aber die Juden als solche galten ihnen als eine wertvolle Klammer für den Zusammenhalt des weitgestreckten Imperiums (ebenso Aron Israel Brimann).  Es gibt also schon in der Antike westeuropäische Juden, die zur römischen Zivilisation gehörten und orientalische jüdische Rebellen, denen das System der persischen Despotie näher am Herzen lag als der Hellenismus. Das war vor 2000 Jahren. Heute rechnet man Israel zum Westen. Man hat nur wenige Tora-Gläubige (Neturei Karta), die anti-israelisch sind. Israel erzeugte in der westlichen Welt eine Bewunderung durch den 6-Tagekrieg. „Der Jude“ siegte nicht nur über einen halbbarbarischen russophilen Gegner, sondern er gab dem Westen das Selbstvertrauen wieder, mit dem dieser seine zivilisatorischen Werte neu verteidigen wollte.

Als „Westler“ vertraut man auf Amerika und konnte kein Antisemit sein. „Die Juden“ sind als autonome Gemeinschaft für den Westen konstitutiv (Samuel Huntington). Deutschland musste sich unter seinen neuen Verhältnissen besonders judenfreundlich produzieren, um der Sympathie der Amerikaner sicher zu werden. Das ist „deutsche Staatsraison“, was eine Angelika Merkel dümmlich offenbarte. Aber auch abseits der deutschen Staatshierarchie würde man sich lächerlich vorkommen, sich als Antisemit zu bekennen und gleichzeitig die Bücher von Albert Einstein, Sigmund Freud, Bruno Bettelheim, Edmund Husserl, Georg Jellinek oder Otto Kernberg zu kennen. Es ist fast wie im Römischen Reich: die Juden sind eine Klammer für die westlichen Welt. Theoretisch müsste es genügen, die Schriften dieser jüdischen Größen weiten Kreisen bekannt zu machen, um den Rest-Antisemitismus zum Verschwinden zu bringen. Aber das ist praktisch in einer Bevölkerung, die wieder mythisch denkt (Ernst Cassirer) und nur E-Mails zu lesen versteht, kaum möglich. Hier liegt das Problem in Deutschland.

Die ersten Haarrisse im positiven Verhältnis der materialistischen Gesellschaft Deutschlands zum Judentum  – und inzident zum Westen –  sind aufgetreten. Viele verursachten die so genannten Antisemitismusbeauftragten selbst, die durch ein autoritäres Austarieren der Meinungen das Judentum in Schieflage brachten. Die Justiz in Deutschland gab ihren ekeligen Senf dazu. Eine 1928 geborene Ursula Haverbeck wurde als alte Frau gnadenlos ins Gefängnis geworfen, weil sie u. a. Auschwitz als Arbeitslager statt als Vernichtungslager beschrieben hatte. Die Menschlichkeit blieb traditionsgemäß zurück. Auch wenn eine alte Frau Unsinn redet, statuiert man an ihr ein Exempel. Sie ist auch ein Beiospiel für die so genannte „Rechtspflege“ in Deutschland. Die Verfolgung dieser alten Dame ist so typisch deutsch, dass es sich lohnt, das deutsche Wesen durch WIKIPEDIA über Frau Haverbeck kennen zu lernen:

Strafverfahren gegen Ursula Haverbeck (geboren 1928)

Im Juni 2004 wurde Haverbeck (damals 76 Jahre alt) vom Amtsgericht Bad Oeynhausen wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 180 Tagessätzen zu 30 Euro verurteilt. Sie hatte in der Hauszeitschrift (N.B.!) des Collegium Humanum den Holocaust geleugnet: der Holocaust sei ein Mythos! Verpackt in ein Zitat der russischen Zeitung Russki Westnik wurde behauptet, die Zahl der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus habe nicht sechs Millionen, sondern nur ca. 500.000 betragen.

Das ist deswegen interessant, weil Frau Haverbeck ursprünglich den Holocaust als solchen nicht in Abrede gestellt hatte. Auch ein Holocaust mit nur 500.000 Opfern wäre ein Holocaust.

Ähnlich wie ein Gefängniskoller muss Frau Haverbeck durch das Verfahren einen Verfolgungskoller erlitten haben, denn die staatliche Holocaust-Inquisition ließ nicht locker:

2007

Ein weiterer Artikel Haverbecks in der „Stimme des Gewissens“ (Hauszeitung des Vereins, N.B.!) stellte sie die These auf, Adolf Hitler sei „eben nicht vom geglaubten Holocaust oder seiner angeblichen Kriegsbesessenheit zu verstehen, sondern nur von einem göttlichen Auftrag im weltgeschichtlichen Rahmen“. Dies zog ein erneutes Verfahren wegen Volksverhetzung und im Juni 2007 eine weitere Geldstrafe von 40 Tagessätzen des Landgerichts Dortmund nach sich. Daraus wurde eine Gesamtstrafe  gebildet.

2009

Im Juni 2009 wurde Haverbeck vom Amtsgericht Bad Oeynhausen für schuldig befunden, Charlotte Knobloch, damals Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, beleidigt zu haben. Haverbeck hatte geschrieben, Knobloch solle sich nicht in „innerdeutsche Angelegenheiten einmischen“, sondern „in ihr Ursprungsland nach Innerasien zurückkehren“. Ihr Brief enthielt zudem Drohungen wie „Machen Sie so weiter wie bisher, dann könnte sich ein neues Pogrom ereignen, das entsetzlich würde.“ Haverbeck wurde zu einer Geldstrafe in Höhe von 2700 Euro verurteilt.

2010

Im Oktober 2010 wurde Haverbeck vom Landgericht München I wegen Volksverhetzung zu einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten auf Bewährung verurteilt. Warum, wird nicht mitgeteilt.]

2014

Im November 2014 reichte Haverbeck eine Anzeige gegen den Zentralrat der Juden ein. Sie warf dem Verband „Verfolgung Unschuldiger“ vor. Das Verfahren wurde eingestellt. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld prüfte trotzdem ein Verfahren gegen sie wegen falscher Verdächtigung.[4]

2015 leugnete sie in der NDR-Sendung Panorama den Holocaust und bezeichnete ihn als die „nachhaltigste Lüge der Geschichte“.[2][3] Aufgrund dieser Aussagen wurde sie vom Amtsgericht Hamburg  verurteilt. Vor dem Amtsgericht wiederholte Haverbeck ihre Aussagen und wollte „beweisen“ (sic!), dass in Auschwitz kein Mensch vergast worden sei. Das Gericht lehnte den Antrag ab und setzte die Gefängnisstrafe von zehn Monaten nicht zur Bewährung aus, weil frühere Verurteilungen Haverbeck nicht davon abgehalten hätten, die Judenvernichtung erneut zu leugnen.[12]

2016

Im Februar 2016 behauptete sie in einem Schreiben an den Detmolder Bürgermeister, das Vernichtungslager Auschwitz sei „eindeutig erkennbar“ ein Arbeitslager gewesen. Hintergrund war der in Detmold geführte Prozess gegen den früheren SS-Wachmann Reinhold Hanning. Den gegen sie angewendeten § 130 StGB nannte Haverbeck ein „Gesetz zum Schutz einer Lüge“.[13]  Haverbeck wurde zu einer Haftstrafe von acht Monaten verurteilt.[14] Am 11. Oktober 2016 wurde Haverbeck vom Amtsgericht Bad Oeynhausen erneut zu einer Haftstrafe von elf Monaten ohne Bewährung verurteilt. Gegen das Urteil legte Haverbeck Revision ein.[15]

Am 21. November 2016 verurteilte das Amtsgericht Verden Haverbeck zu zweieinhalb Jahren Haft ohne Bewährung, weil sie in mehreren Beiträgen für die Zeitschrift Stimme des Reiches den Holocaust geleugnet habe.

2017

Im Februar 2017 wurde sie vom Amtsgericht Detmold wegen Volksverhetzung und der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener zu zehn Monaten Haft verurteilt. Sie hatte nach der Verurteilung im September 2016 im Gericht Schriftstücke verteilt, in denen sie erneut den Holocaust als Propagandalüge bezeichnete. Im Berufungsverfahren bestätigte das Landgericht Detmold das Urteil gegen Haverbeck und legte vierzehn Monate Haft fest.

Am 16. Oktober 2017 verurteilte das Amtsgericht Berlin-Tiergarten Haverbeck wegen Volksverhetzung zu einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten, die nicht zur Bewährung ausgesetzt wurde. Gegenstand dieses Verfahrens waren Äußerungen Haverbecks während einer öffentlichen Veranstaltung in einer Berliner Gaststätte im Januar 2016. Sie hatte dort wiederholt behauptet, dass es den Holocaust nicht gegeben habe.

2020–2022

Im Dezember 2020 verurteilte das Amtsgericht sie wegen Volksverhetzung zu einer Freiheitsstrafe von 12 Monaten ohne Bewährung, da sie 2018 in einem bei YouTube publizierten Video-Interview den Holocaust geleugnet hatte.[22][23][24] Das Urteil wurde nicht rechtskräftig, weil Haverbeck Rechtsmittel einlegte. Haverbeck war erst Anfang November 2020 aus dem Gefängnis in Bielefeld entlassen worden, wo sie seit Mai 2018 eine Freiheitsstrafe von insgesamt zweieinhalb Jahren verbüßt hatte.[26]

Anfang April 2022 wurde sie im Alter von 93 Jahren in einem Berufungsprozess vor dem Landgericht Berlin erneut zu einem Jahr Freiheitsstrafe ohne Bewährung wegen Holocaustleugnung verurteilt. Ein Antrag, wegen Haftunfähigkeit verschont zu werden, wurde nach Begutachtung durch einen Amtsarzt im Dezember 2022 abgelehnt. Es wurde lediglich eine ebenerdige Unterbringung ohne viele Treppenstufen empfohlen. Daraufhin wurde sie zum sofortigen Haftantritt in die Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Senne geladen. Im April 2023 befand sich Haverbeck aufgrund Streits über ihre Haftfähigkeit noch auf freiem Fuß.

Gehen wir die einzelnen Urteile einfach einmal durch: Anfänglich wird der Holocaust als „Mythos“ bezeichnet. Was ist ein Mythos? Das ist eine wahre Geschichte, die mit Zusätzen ausgeschmückt wurde. Und was ist „der Holocaust“? Es ist eine Kette von historischen Maßnahmen, die heute miteinander auf unhistorische Weise zu einer Einheit verwoben sind. So z.B. wird behauptet, auf der „Wannseekonferenz im Januar 1942 sei die Ermordung der Juden beschlossen worden“. 3 Filme sind dem Fernsehpublikum in diesem Sinn vorgeführt worden. Tatsächlich hatten die Einsatzgruppen der SS auf dem Russlandfeldzug 1941 (also vor der Konferenz) schon um die 600.000 Juden liquidiert. Jean Lopez (in: Barbarossa 1941) beschreibt, dass die Wehrmacht gar keine Truppen zur Verfügung hatte, um das rückwärtige Frontgebiet ausreichend zu sichern.  Mag ein Reinhard Heydrich die Einsätze der Schlächterkommandos geplant haben, und mögen seine Polizisten und SS-Leute die Morde praktisch ausgeführt haben, strategisch waren sie ganz offensichtlich von der Wehrmachtsführung befohlen. Man braucht sich nur zu erinnern, dass ein Oberst Georg Klein vorsorglich die Bombardierung von Schulkindern veranlasste, um seine Bundeswehrsoldaten nicht zu gefährden. So umsichtig wird auch die Generalität der Wehrmacht gedacht haben. Die Morde von 1941 gehörten zum Feldzugsplan. Um die strategische Verantwortung für die Morde kommt die Wehrmachtsführung nicht herum. Genau das will aber die deutsche Politik verschleiern, die das Axiom der „sauberen Wehrmacht“ vertritt.

Natürlich entlastet das die SS nicht, aber der deutsche Mythos von der „sauberen Wehrmacht“ ist eine Lächerlichkeit. Er gehört auch zum Mythos des Holocausts.

Norman Finkelstein schrieb das Buch „Die Holocaustindustrie – wie das Leiden der Juden wirtschaftlich ausgebeutet wird“. Richard Schneider verfasste das Buch „Fetisch Holocaust. Die Judenvernichtung – verdrängt und vermarktet“ bei Kindler, Das macht zwar aus dem Holocaust insgesamt keinen Mythos, aber seine echte Historie ist trotzdem verzerrt. Bei den Juden geht es um die Frage nach Gott, der dies alles zugelassen haben könnte. Parallel zu den Morden an den Juden von 1941 hatte die Wehrmacht ihre 3 Millionen gemachten sowjetischen Gefangenen einfach verhungern lassen; sie hatte keinerlei Planung für deren Abtransport und für die Ernährung der Gefangenen je gehabt. Warum also sollte sie für das Leben jüdischer Besetzter mehr Sinn aufgebracht haben?

Man kann aber von einer Mystifizierung des Holocausts ausgehen, als er ad usum delphini als ein einheitliches Vorgehen mit dem Zweck, die Juden auszurotten, dargestellt wird, während er sich der Realität nach eher in drei voneinander unabhängige Phasen teilt mit der Vorphase der Verfolgung in Deutschland vor Kriegsbeginn: Barbarossa (1941), Aktion Reinhard (1942 – 1943) und zuletzt das Drama der Arbeitskräftebeschaffung für Auschwitz nach 1943. Jede dieser Phasen hat andere strategisch Verantwortliche und ihre eigene Ratio. Nur die taktischen und operativen Figuren sind weitgehend identisch. Dass die „Ausrottung der Juden“ nur ein kollateraler Effekt sein könnte und nicht der Hauptzweck, „empört“ die üblichen Aufarbeiter. Man will die Intentionen des Dramas nicht hinterfragt sehen. Das nährt die Idee des Mythos in Köpfen wie dem der alten Dame.

Warum also verfolgte man dann Frau Haverbeck wegen des Stichworts „Mythos“? Es schaut zumindest so aus, dass eine offene Diskussion der deutschen Politik unterbunden werden soll. Ein falsches Wort, und der Meinungsäußerer hat ein Verfahren wegen Volksverhetzung am Hals.

Eine strafrechtliche Verfolgung der Ursula Haverbeck wegen eines Beitrags in einer Vereinszeitschrift ist daher in sich unaufrichtig. Wo ist da die „Volksverhetzung“? Die Leute, die die „Stimme des Gewissens“ lesen, sind längst verhetzt; Haverbecks Ausführungen sind, juristisch gesehen, immer nur untaugliche Versuche einer Volksverhetzung, etwa wie es ein „Mord“ an einer Leiche wäre. Noch weniger überzeugend ist die Verurteilung wegen der Negierung einer Kriegsbesessenheit Hitlers; immerhin hatte England dem Deutschen Reich den Krieg erklärt; die Reichsregierung glaubte, wegen des Paktes mit Stalin gegen einen Krieg versichert zu sein. Dass „der Führer“ von seiner schicksalshaften Vorsehung überzeugt war, haben auch anerkannte Historiker angenommen. Auch die Verurteilung wegen „Beleidigung von Frau Knobloch“ scheint rechtsbeugend; einmal teilt Frau Knobloch selbst hart aus (sie nennt den jüdischen Israelkritiker Abraham Melzer einen „berüchtigten Antisemiten“), und zum anderen darf eine solche Frau im öffentlichen Leben nicht derart empfindlich geschützt werden, als sei sie eine heilige Ikone. Letztlich verletzt es nicht einmal deren Ehre (§ 185 StGB), wenn man sich gegen ihre „Einmischung in innerdeutsche Angelegenheiten“ artikuliert.

Über die Verurteilung von 2010 (München) erfährt man nichts Konkretes. Die Anzeige der Frau Haverbeck gegen den Zentralrat und die törichterweise aufgenommene Ermittlungen der Staatsanwaltschaft „wegen Verfolgung Unschuldiger durch den Zentralrat“ sind von Rechts wegen gegenstandslos, schon weil der Zentralrat kein Justizorgan im Sinne des § 340 StGB ist und keine Unschuldigen im Sinne des Gesetzes verfolgen kann. Auch wenn Frau Haverbeck

in einem Schreiben an den Detmolder Bürgermeister [behauptete], das Vernichtungslager Auschwitz sei „eindeutig erkennbar“ ein Arbeitslager gewesen“,

so ist die Klassifizierung nicht völlig falsch. Seweryna Smaglewska, Simone Veil, Ruth Klüger, Fania Goldstein (Fenelon) und Dr. Gisella Perl waren in den Baracken von Birkenau einquartiert, um in Auschwitz zu arbeiten. Rudolf Höß hat es als Kommandant von Auschwitz nicht anders beschrieben. Bis zu 30% der dorthin verbrachten Juden wurden in den Baracken zur Arbeit untergebracht. Die 70%, die man nicht für Arbeiten verwenden zu können glaubte, kamen gar nicht ins Lager hinein; sie wurden „sonderbehandelt“ und, wie in Sobibor, Majdanek und Belzek praktiziert, direkt ins Gas geführt. Ihre Leichen wurden ohne Unterlass verbrannt. So gesehen ist es nämlich auch nicht korrekt, das Vorzeige-KZ Theresienstadt als „Alters-KZ“ oder ähnlich als „Arbeitsghetto“ zu definieren. Von dort wurden genauso die nicht (mehr) verwendungsfähigen Häftlinge getötet, indem man sie nach Auschwitz in die dortigen Gaskammern weiterleitete. Auschwitz war also nicht nur ArbeitsLAGER, sondern so etwas wie eine VernichtungsANSTALT, und dazu fungierte Auschwitz auch für das „Lager“ Theresienstadt, die hübsche Stadt, die „der Führer den Juden geschenkt hatte“ (Propagandafilm).

Insoweit ist alles viel schlimmer als amtlich gelehrt wird; man könnte durchaus sagen, schon die amtliche Geschichtsschreibung rückt die Dinge in ihrem Sinn zurecht mit der Folge, dass eine Ursula Haverbeck das merkt, aber dann gar nichts mehr glaubt, was ihrer patriotischen Einstellung zu Deutschland widerspricht.

Eines darf in diesem Zusammenhang in Bezug auf Auschwitz nicht übersehen werden: Die Juden aus den Ländern der befreundeten Regime (Frankeich, Ungarn) konnten von der SS dort nicht einfach eingesammelt werden, wie es im besetzten Polen oder in Serbien praktiziert werden konnte. Der französische Jude lebte erst einmal trotz Vichy normal weiter und ging seiner Arbeit nach. Ein Josef Joannovici collaborierte sogar mit den Deutschen (verfilmt als: l´étrange Monsieur Josef). Die französischen Juden ausgeliefert zu bekommen, erforderte die Kollaboration der französischen Behörden. Diese zu erhalten war die Aufgabe des deutschen „AA“ (Auswärtigen Amtes).

In seiner bekannten Sportpalastrede vom Februar 1943 hatte Dr. Goebbels den Arbeitseinsatz aller Kräfte Europas gefordert. Diese Forderung setzte das „AA“ um. Im „AA“ wurde ersonnen, wie man von den Ländern mit befreundeten Regimen die arbeitsfähigen Juden erhalten könnte. Man musste behaupten, alle Juden in den Osten umsiedeln zu wollen. Nur die arbeitsfähigen Juden für Auschwitz (als Arbeitslager) zu erhalten, war gar nicht möglich. Wie hätte das Vichy-Regime die ihm verbleibenden arbeitsunfähigen Alten und Kinder unterhalten sollen? Nur „die Deutschen“ hatten die Moral der Brutalität, alle Juden in Empfang zu nehmen und bei der Ankunft im Osten zu selektieren. Adam Tooze (in: Ökonomie der Zerstörung) spricht von archaischen, atavistischen und anachronistischen Methoden, „alle Juden“ zur Umsiedlung in Empfang zu nehmen und bei Ankunft in Auschwitz den unerwünschten Beifang einfach umzubringen. Die SS hat als deutsche Polizeitruppe das Verbrechen ausgeführt, weil in Deutschland die Polizei ziemlich alles vollstreckt. Ein Adolf Eichmann hat den operativen Part geleistet und die Transporte organisiert. Deswegen ist es durchaus „unangemessen“, wenn ein Franz Rademacher vom „AA“ für seinen Part des Verbrechens, das er strategisch zu verantworten hat, nur 5 Jahre bekommen hat und ein Adolf Eichmann, der es auf operativer Ebene fortsetzte (Transport nach Auschwitz), gehenkt wird. In dieser Zusammenarbeit nach dem Modell von Clausewitz liegt auch der Grund der Mythisierung. Das „AA“ braucht man heute noch, auf die SS konnte man nach 1945 gut verzichten. Deswegen ist aber das deutsche „AA“ nicht weniger kriminell gewesen als die SS.

Hier liegt die ganze Widersprüchlichkeit der „Aufarbeitung“ der realen Geschichte, deren Beschönigung zugunsten deutscher Behörden und die Ungerechtigkeit gegenüber einer Frau Haverbeck, die die Spuren der limitierten Mythisierung des Bösen erkennen lässt.

Das allein zeigt, dass die Kriminalisierung der Ursula Haverbeck vor 2015 bereits den Touch der Rechtswidrigkeit in sich trägt; ab 2016 scheint sie eher durch die Verfahren radikalisiert worden zu sein und das erlittene Unrecht auf eine Vorstellung sublimiert zu haben, dass der Holocaust überhaupt eine Erfindung im freud´ schen Sinne wäre. Die folgenden hohen Haftstrafen für eine Behauptung, die „das Volk“ nicht einmal im Ansatz glauben kann, sind wegen der Untauglichkeit der Volksverhetzung eine Art inquisitionsprozessuale Ketzerverfolgung und keine kultivierte Strafrechtspflege.

Um dieses Verurteilungspotpourri richtig zu verstehen, muss man ein Interview mit einer Frau Haverbeck verurteilenden jungen Richterin lesen, das diese in einer Selbstverblendung dem Berliner Tagesspiegel gegeben hat; wäre sie ein Mann, würde man die Dame als „Schnösel“ charakterisieren. Vielleicht sollte man von Constantin Brunners (=Arje Jehuda Wertheimer) Herrschaft des Hochmuts gelesen haben, um das Wesen der deutschen Rechtspflege zu erkennen. Aber die Richterin Lisa Jani verrät es in ihrer Fehlbesetzung; Sie versteht sich im Grunde als Volkserzieherin, ähnlich wie sich Dr. Roland Freisler als politischer Soldat verstand. Und die junge Dame ist nicht irgendeine Amtsrichterin unter Hunderten: sie ist Sprecherin der Hunderte in Berlin, die gewusst haben müssen, warum sie diese Schönheit zu ihrer Repräsentantin machten

Der Tagesspiegel:

Die notorische Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck stand 2022 vor der Richterin Lisa Jani; letztere erzählt, wie sie die 94-Jährige erlebte. Die mehrfach verurteilte Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck musste sich wegen Volksverhetzung erneut verantworten. Haverbeck hatte behauptet, Auschwitz sei gar kein Vernichtungslager gewesen, die Schornsteine seien „zum Brotbacken“ dagewesen. Jani meinte, dass sie als Richterin zunächst überlegt habe, ob die Angeklagte aufgrund ihres Alters gar nicht mehr schuldfähig sei, oder ob sie an Demenz leiden könnte. Doch als sie zu sprechen begann, wurde schnell deutlich, dass sie geistig noch sehr wach ist und auch weiterhin jede Menge Sendungsbewusstsein hat

Anmerkung: die Zurechnungsfähigkeit hätte ein Gutachter prüfen müssen; das hohe Alter und die stets Wiederholung der selben strafbaren These sprechen dafür. Trotz Selbstbewusstseins und einer klaren Gedankenführung um ein festes konkretes Thema liegt es nahe, dass Frau Haverbeck wegen Altersstarrsinns (beginnende Alzheimer-Demenz) schuldunfähig sein könnte. Fälle von „selbstbewussten“ und auf fixe Gedankengänge bezogene Personen werden von Oswald Bumke und Eugen Bleuler in deren Lehrbüchern zur Psychiatrie beschrieben. Es ist daher sehr willkürlich, zumal Frau Haverbeck anfänglich den Holocaust nicht grundsätzlich in Abrede gestellt hatte, einen geistigen Abbau auszuschließen. Auch wenn dieser als Alterserscheinung keine Krankheit im engeren Sinne ist, umso mehr hätte der geistige Verfall es verboten, die alte Dame ins Gefängnis zu werfen. Der „Tagesspiegel fragt  – eigentlich abwegig –  nach einer Verteidigungsstrategie von Frau Haverbeck; die hatte die Frau nicht, ja sie konnte gar keine haben: die Richter erklärte in eigener geistiger Unreife, dass sich die Angeklagte

„um Kopf und Kragen geredet und dabei erneut den Holocaust geleugnet habe.“

Die Richterin:

Sie (die Angeklagte) behauptete, mit Zyklon B könne man keine Menschen umbringen; dies habe sie in einem Chemiebuch gelesen. Dadurch sei erwiesen, dass in Auschwitz keine Vergasungen stattgefunden haben könnten. Sie habe „alles“ gelesen, was es zu dem Thema gebe, aber keine Belege gefunden. …Es wurde deutlich, dass Frau Haverbeck sich zwar als Forscherin gerierte, aber eben keine ist. Dass sie unwissenschaftlich und unredlich argumentierte, dass sie die Forschungsergebnisse echter Historiker ignorierte. Die Angeklagte sprach auch oft vom Deutschen Reich – von der Bundesrepublik und deren Gesetzen dagegen nicht.

Anmerkung: nach dieser Beschreibung der Angeklagten Haverbeck wäre erst recht ein Gutachter erforderlich gewesen; wenn man ein (!) Chemiebuch (über organische oder über anorganische Chemie??) liest, kann man sich kein Urteil über die Giftigkeit eines Amalgans bilden. Es kommt bei allen Giften auf die Menge an. Von einer bitteren Mandel (Blausäure) stirbt kein Mensch, aber Blausäure war immer ein beliebtes Mittel für Giftmorde. Die „DEGESCH“, die Zyklon B entwickelt hatte, hatte in Ihren Laboren qualifizierte Chemiker; aber eine alte Frau wie Ursula Haverbeck will sich das Wissen durch ein Chemiebuch angelesen haben. Die Richterin hätte allein daraus auf eine Demenz schließen müssen. In dubio pro reo gilt auch insoweit.

In diesem Bezug ähneln sich Richterin Jani und die Angeklagte Haverbeck. Die eine weiß durch ein Lehrbuch alles über Zyklon B, die andere ist so hochmütig, psychologische Gutachter ersetzen zu können. Ganz offensichtlich wirkt die Richterin nicht als Juristin, sondern als eine Art Pädagogin, bezogen auf die anzunehmende Demenz der Angeklagten wie eine Kindergärtnerin für Erwachsene. Die Richterin führt in ihrer Verblendung weiter aus:

Ich wusste nicht, dass es so etwas in diesem Ausmaß überhaupt gibt (sic!). Ich fühlte mich gelegentlich wie in einem schlechten Film. …. An einem Verhandlungstag erschien eine Gruppe von Claqueuren, Skinheads wie aus dem Bilderbuch. Die haben angefangen zu klatschen, als die Angeklagte etwas gesagt hat. Ich habe dann klargestellt, dass solche Bekundungen im Gerichtssaal nicht toleriert werden und dass sie, sollten sie das noch einmal versuchen, ein Ordnungsgeld aufgebrummt bekommen und aus dem Saal fliegen. Nach anderthalb Stunden sind die wieder gegangen. 

Auch diese Episode spricht zugunsten der Demenz der Angeklagten; sie verteidigt sich nicht vor Gericht, sondern rechtfertigt ihre Position in Kreisen gewisser Radaubrüder. Richtig auf „Zack“ ist die Richterin nicht: denn der Applaus zu  volksverhetzenden Thesen müsste zur Strafverfolgung führen, nicht nur zu Ordnungsgeld wegen Störung des Prozessablaufs. Noch erhellender ist die Selbstreflexion der Justizdame:

Richterin zu sein ist für mich einen Zacken schöner als Staatsanwältin zu sein, weil man entscheiden kann. Und ich entscheide sehr gerne. Ich habe ein sehr gefestigtes Wertekostüm, und es ist schön, wenn man das zur Anwendung bringen darf. Für manche hört sich das vielleicht seltsam an, wenn ich sage: Entscheiden macht mir Spaß! Gesetze zu sehen und sie auch im Lichte unserer Verfassung interpretieren und anwenden zu können, das gibt mir das Gefühl, dass ich gesellschaftlich meinen Beitrag leiste.

Das sind die Aufarbeitungslügen, aus denen eine schnöselhafte Richterin ihre „Wertekostüm“ geschneidert hat. Eigene rechtliche Gedanken? Rechtswissenschaftliche Überlegungen? Fehlanzeige. Diese ersetzt das „Wertekostüm“.. Sie rezipiert, was sie angelernt bekommen hat.

In diesen Zusammenhang fallen einem noch weitere Beeinträchtigungen der Meinungsfreiheit durch solche Wertekostümträger ein. Die FAZ veröffentlichte einen Artikel zur aktuellen Diskussion der Cannabis-Freigabe. Analog wie dieses Thema wird der Holocaust in den Urteilen „diskutiert“ vom 16.8.23:

Die Cannabis-Debatte wird immer dümmer: Die Verteidiger des Verbots argumentieren so unredlich wie die Verfechter der Legalisierung. Und an das schädlichste aller Drogenverbote traut sich keiner ran…..Das tausendmal gefährlichere Drogenproblem hat einen anderen Namen: Es geht ums Kokain, es geht darum, dass jede Party in Mannheim oder Göttingen, die so richtig in Schwung kommt, mit dazu beiträgt, dass die Ökonomie der Drogen und die Gewalt der Drogenhändler ganze Gesellschaften in Süd- und Mittelamerika zerrütten. Und überall dort, wo die Schmuggelroute verläuft, von Brasilien über Westafrika nach Italien oder in die Niederlande, wachsen Macht und Reichtum des organisierten Verbrechens.

So geht überall, wo es eigentlich etwas auszudiskutieren gäbe.  Niemand will sich aus dem Fenster lehnen. „Die Dresdner“ werden beschimpft, weil sie der Zerstörung ihrer Stadt vom 14. Februar 1945 jährlich gedenken. Warum sollten sie das nicht dürfen? Der Bombenkrieg der Engländer und Amerikaner gegen die deutsche Zivilbevölkerung zwischen 1942 und 1945, der selbst Städtchen wie Rothenburg ob der Tauber nicht verschonte, sollte Deutschland wieder zu einem Agrarland machen. Nach heute geltendem Völkerstrafrecht waren diese Flächenbombardements Verbrechen. Der Deutsche hält es im Kopf nicht aus, dass Deutschland mit Staaten befreundet ist, die sein Land auf verbrecherische Weise besiegt haben. Also dürfen die Dresdner nicht gedenken. Das erlittene Unrecht motivierte auch die Deutschen, alle Usancen einer Zivilisation bei der Kriegsführung fallen zu lassen und eine atavistische Kampfweise zu praktizieren. Zum Krieg gehört unmittelbar die Kriegsfinanzierung, die Waffenproduktion und für ein Land wie Deutschland noch die von Ersatz-Treibstoff und Ersatz-Kautschuk (BUNA). 10 Millionen Arbeiter, die an den Fronten kämpften, mussten in der Produktion ersetzt werden durch Arbeitssklaven, wollte man nicht gleich kapitulieren. Wenn ein Simon Wiesenthal fragte, wo denn die „Alliierten“ gestanden hätten, als die Verbrechen in Auschwitz geschahen, dann kann man auf die Bombenteppiche verweisen, mit denen sie die deutsche Führung zur „Ökonomie der Zerstörung“ (Adam Tooze) und in die „steinzeitliche“ Wirtschaftsführung zurücktrieben.

Nach dem Krieg filmte man amerikanische Bulldozer, die massenweise menschliche Leichen in Gruben schoben. Wer hat diese Leute verhungern lassen? Die SS natürlich. SS und Wehrmacht hätten auch die holländische Bevölkerung so verhungern lassen, aber hier gab es eine niederländische Exilregierung; sie schaffte es, die Deutschen zu bewegen, Flugzeuge mit Nahrungsmitteln auf einer Route zum Rhein und diesen stromabwärts nach Holland fliegen zu lassen, wo sie Nahrungsmittel für die notleidende Bevölkerung abwerfen konnten. Nahrungsmittel gehen gegen Ende jedes Winters zu Neige; selbst im Frieden pflegte man die Zeit vor Ostern traditionell als Fastenzeit; unter den Bedingungen des endenden Krieges artete dieses „Fasten“ in Richtung auf eine Hungerkatastrophe aus. Und in diese Katastrohe gerieten die Gefangenen in den deutschen Lagern. Für die alleruntersten Menschen der deutschen Hierarchie in den KZ gab es keine Komitees und keine alliierten Strategen, die diese Katastrophe voraussehen wollten. Statt Rothenburg ob der Tauber zu zerstören, hätten die Die Toten der „Endphase“ gehen auch auf das Konto der triumphierenden Sieger, die sich auch durch die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse nicht haben eine Absolution erteilen lassen können.

Die Richterin Lisa Jani lügt wahrscheinlich auch. Sie behaupte, sich nicht für Beiträge im Internet zu interessieren, ist aber selbst auf allen Internetmedien vertreten; es ist damit widerlegt, dass sie das „alles nicht interessiere“. Nein? Man könnte annehmen, es interessiert sie auch ein tieferes Wissen und Recht und historische Zusammenhänge nicht. Wie die Richterin es sagte:

„Ich habe ein sehr gefestigtes Wertekostüm, und es ist schön, wenn man das zur Anwendung bringen darf“.

Und deswegen sei sie Richterin geworden. Bravo! Fehlentscheidung; sie hätte Studienrätin werden sollen, als Richterin wandelt sie auf den Spuren freislerischer Rechtsbeugung. Genau solche verkappten Inquisitoren braucht der Staat. Schon 1903 schrieb Johannes Jühling in seinem Vorwort über die Inquisition des Hl. Offiziums:

„Denkt nicht, dass die Zeiten des finsteren Mittelalters nicht wiederkehren könnten…. Bereitet den Krieg vor und ihr werdet in Frieden leben.“

So hieß es 1903; die Theorie von der Kriegsvorbereitung klingt altmodisch, ist aber noch Credo der Bundeswehr. 2020 kann man sagen: „Denkt nicht, dass die Zeiten der finsteren NS-Herrschaft nicht wiederkommen können!“ Wir kennen den Druck der Regierung auf unerwünschte Meinungen. Die Mehrheit fürchtet sich, ins Gerede zu kommen. Sie hat Angst, wie es Hans Fallada (in: Jeder stirbt für sich allein) beschreibt. Der Impfabstinenzler von 2020/21 galt gleich als „Coronaleugner“; dabei ist es ein Unterschied, ob jemand die Existenz der Krankheit bestreitet oder ob er die Impfung für nutzlos hält. So zieht es sich in alle Bereiche hin, wo heute eine heterodoxe Meinung nicht mehr hingenommen wird. Und kaum einen Juden wird genieren können, was eine ü90-jährige Frau Haverbeck über das Brotbacken in Kaminen glaubt. Aber die deutsche Killer- und Inquisitionsjustiz, die will über ein richtig kostümiertes Volk herrschen.

Verteidigt das Recht, auch dümmere Ansichten straffrei äußern zu dürfen und lernt sie zu ertragen. Es zieht ohnehin eine Borderlinegesellschaft (Otto Kernberg) herauf. Ihr erhaltet euch die eigene Freiheit zu irren.

21.08.2023 von Lobenstein

 

Von Juden und einzelnen Lügen

Alex Bein schreibt in seiner Geschichte der Judenfrage kurz und bündig und in fester Überzeugung, „marrano“ bedeute auf Spanisch Schwein. Tatsächlich heißt das liebe Tier im Spanischen „cerdo“, auf Portugiesisch heißt es „porco“. Das Wort „marrano“ gibt es originär im Spanischen nicht. In “Google/Wikipedia“ kann man trotzdem lesen:

„Marranos, auch Conversos oder Neuchristen (spanisch cristianos nuevos, portugiesisch cristãos-novos), sind iberische Juden und deren Nachkommen, die unter Zwang oder schwerem Druck zum Christentum bekehrt wurden. Oft wurde ihnen vorgeworfen, als Kryptojuden weiterhin jüdische Riten zu praktizieren. Der Begriff tauchte erstmals im spätmittelalterlichen Spanien auf.[1]…. Forscher, wie Benzion Netanjahu, Yirmiyahu Yovel, Cecil Roth, N. Wachtel und die französische Schule, verwenden das Wort als Oberbegriff für alle judeoconversos iberischer Abstammung.[3] Nicht wenige Historiker vermeiden den Ausdruck wegen seiner Unbestimmtheit und seiner Herkunft aus der judenfeindlichen Vulgärsprache….. Sie meinen, marrano bzw. marrão leite sich ….. aus dem Arabischen her, vom Adjektiv muharram,[5] das auf religiöse Verbote verweist und im konkreten Kontext in der anathematischen Bedeutung von „(von Gott) verflucht, exkommuniziert“ interpretiert wird.[6] Andere Deutungen verweisen auf das spätarabischen Wort barrānī[7] für „Fremder, Außenseiter“[8] oder das arabische Verb marana[9] (biegsam, anpassungsfähig sein).[10] Einige führen Marrane auf das hebräische Wort mar’it ayin (Augenschein, Trugbild) zurück, da die Marranen augenscheinlich Christen waren, doch im Geheimen Juden blieben, oder auf Hebräisch mochoram (verbannt, verboten), das mit dem oben genannten arabischen muḥarram verwandt ist.[11] Nach einer anderen Deutung stammt der Begriff vom aramäischen maran atha (Unser Herr ist gekommen) oder mar anus und bar anus (gezwungener Herr oder Mann bzw. Sohn eines Gezwungenen)…. (blabla)…!

Natürlich ist „marrano“ ein Pejorativ. Das Wort wurde gefunden, wie man im Deutschen für den Polen „Polacke“ sagt. Der Pole selbst nennt sich „Polak“. Ersetzt der Deutsche das Wort „Pole“ durch Polacke, meint er den Polen der unteren sozialen Schichten.Ähnliche Übernahmen sind der „Kanake“ vom Südpazifik, wo Kanake „Mensch“ bedeutet. Der „Franzose“, der eigentlich „Frankreicher“ heißen müsste, leitet sich von alt-französischen „francois“ ab. Im Spanischen ist das nicht anders. Marrano ist der Mann, der seinen jüdischen Sabbattischgenossen mit „Birschut maranan“ oder Sawri maranan“ zuprostet. „Maranan“ heißt „Meine Herren“.  Nix Herkunft vom Arabischen oder noch gekünsteltere Konstruktionen. Der Marrane ist der falsche Christ, der in Wirklichkeit ein Jude ist.

Warum schreiben dann profilierte jüdische Autoren, die sich jede Woche mit „Birschut maranan“ oder Sawri maranan“ zuprosten, einen derartigen Unsinn vom Schwein? Offenbar, weil für den Juden ein Marrane ein „Schwein sei. „Die Spanier“ hatten probate Mittel, einen Verdacht auf Judaisieren zu zerstreuen. Der Neuchrist musste als Schweinefleisch verzehren (Serano-Schinken, Pata Negra), eine köstliche Speise, die den abergläubischen Juden so verboten ist wie Hasenbraten, Schalentiere, Muscheln, Austern und sogar Hülsenfrüchte an Pascha. Wer sich also auch von Schweinefleisch ernähren kann, kann kein verkappter Jude sein. Der christliche Speisezettel bewies es. Ganz abgesehen davon ist es sehr unwahrscheinlich, dass sephardische Juden an den westlichen Mittelmeerküsten nicht „frutti del mare“ genossen hätten. Die aschkenasischen Juden haben natürlich keine Austern gegessen, schon weil sie solche in den Weiten Litauens gar nicht hatten. Und so kann man unterstellen, dass die „marrano- Lüge“ vom Schwein auch eine aschkenasische ist.

Bei dieser Gelegenheit: Die Mehrheit der spanischen Juden ließ sich nach den Unruhen von 1391 taufen.  Die Minderheit, die am jüdischen Aberglauben festhielt, wurde 1492 amtlich vor die Wahl der Taufe oder der Auswanderung gestellt. Während des 19. Jahrhunderts bevorzugten Bürger von jüdischen Eltern in Deutschland die Konfessionslosigkeit. Damals, 1492 war Religion noch Staatskult des Landes, zu dem man sich bekennen sollte. Die Auseinandersetzung mit der moslemischen Staatenwelt verlangte auch von Juden ein eindeutiges Bekenntnis. Taufe bedeutet nicht zwangsweise „glauben“. Man schätzt, dass noch 80.000 Juden auswanderten. Einige „flüchteten“ sich zu den Glaubensgenossen nach Marokko, von wo sie alsbald reuig zurückkehrten. Den Juden dort ging es sozial noch schlechter als denen in Spanien. Es ging Juden noch im 19. Jahrhundert unter Arabern so schlecht, dass 1870 der französische Justizminister Adolphe Cremieux  allen Juden Algeriens auf Antrag die französische Staatsbürgerschaft verlieh.

Die sephardischen Juden sind in der Zeit zwischen 1492 und 1870 in den romanischen Ländern gut integriert (nicht wie im aschkenasischen Raum „assimiliert“) worden. Eric Zemmour, der jüdische Präsidentschaftskandidat, konnte im Wahlkampf behaupten, Marschall Philipp Petain habe „die französischen Juden“ vor den Deutschen gerettet. Alain Finkielstein bestätigt dies. „Frankreich“ lieferte den Deutschen „zwecks Umsiedlung“ die Juden mit deutsch klingenden Namen aus. Unter diesen war die Halbjüdin Fania Goldstein (Fenelon), deren Mutter Bernier hieß, die also im aschkenasisch- halachischem Sinn gar keine Jüdin war. In Schicksal wurde verfilmt (playing for time). Das zeigt, dass „man“ in Frankreich schon vor der der Revolution von 1789 zu den (sephardischen) Juden ein zivilisiertes Verhältnis hatte. So wurden die „Neuchristen“ aus Bordeaux, die dort als „Portugiesen“ ihr jüdisches Leben praktizierten, durch jüdische Abgeordnete in der Nationalversammlung vertreten. Den Frieden störten nur die Juden aus dem Elsaß und aus Metz. Wer auf einen französischen Friedhof geht und jüdische Gräber betrachtet, sieht, dass auch die Juden die Verstorbenen durch Fotografien in Erinnerung halten. Im aschkenasischen Raum würden Steine fliegen.

Woher kommt also das deutsche Problem mit den Juden oder das jüdische Problem mit den Deutschen, das (nach Alex Bein) sich nach 1879 mit dem klassischen Antisemitismus artikulierte? Wahrscheinlich liegt das Problem darin, dass der Raum des „deutschen“ (aschkenasischen) Judentums weit über die Grenzen des germano-deutschen Raums hinausreicht. Selbst heute gehörte der Moskauer Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt zu „unserem“ Judentum. ER erscheint genauso, wie Heinrich Graetz die Juden des Ostens beschreibt. Genau diese Problematik sah Heinrich v Treitschke. Jeder Reform-Rabbiner konnte sofort nach seinen Reformversuchen durch einen konservativen Rabbiner aus dem Osten ersetzt werden. Das aschkenasische Judentum hatte ein retardierendes Moment, weswegen sich auch große Persönlichkeiten (z.B. Sigmund Freud) von ihm abwandten. Arthur Ruppin (in: Soziologie der Juden) zählt jüdische Persönlichkeiten auf, mit denen er die Bedeutung des Judentums unterstreichen will. Die Hälfte dieser Leute sind schon zu Ruppins Zeiten vom Judentum abgefallen. Man kann annehmen, das, wenn es ein aschkenasisches Judentum gegeben hätte, dessen Raum sich mit dem des Deutschtums gedeckt hätte, dieses „untergegangen“ (Felix Theilhaber) oder in die deutsche Gesellschaft so integriert worden wäre wie das sephardische Judentum in Frankreich, Spanien oder Italien. Die faschistische Partei Mussolinis ist von vielen Juden mitgegründet worden, mehrere Juden hatten in der Zeit des Faschismus vor dem Stahlpakt mit Deutschland hohe Regierungsämter inne.   Das Judenproblem ist also gar kein jüdisches, sondern ein aschkenasisches. Das erweist sich auch in der Behauptung der Ostjuden, dass Marranen „Schweine“ seien.

von Lobenstein, 19.08.2023

 

 

 

Michael Wolffsohn und sein ”vermeintlicher Jude“ Fabian Wolff

Vorab sollte man wissen: das Christentum mit seinen Vorschriften und Dogmen hatte den Sinn, die weltliche Herrschaft des Römischen Kaisers religiös zu legitimieren. Zuletzt musste jeder zum Christen werden: Ein Gott, ein Reich, ein Kaiser. Bei den Juden war es umgekehrt: die Rabbinen ersannen unsinnige, unnütze und abstoßende Vorschriften zum Schutz der biblischen Vorschriften, um das abergläubische Volk als solches strenger durch die Zeit bis zum Erscheinen des Messias identisch zu erhalten. Viele wurden trotzdem abtrünnig, wenige stießen hinzu. Das Römische Reich zählte zur Zeit des Kaisers Augustus 55 Millionen Einwohner (inklusive Nordafrika und Ägypten), worunter 4,5 Millionen Juden waren. Heute schätzt man die Juden auf 14 Millionen Menschen einschließlich derer in den USA, aber die Länder auf dem Gebiet des Römischen Reichs dürften heute zusammen mehr als 300 Millionen Einwohner haben. Der Anteil der jüdischen Bevölkerung ist also von 8% auf 0,3 % – einschließlich der Juden in Israel – zurückgegangen.

Wieso diskutiert man dann überhaupt so viel über jüdische Dinge, wenn sich schon die Juden kaum dafür interessieren? Jedenfalls in Deutschland tut man es mit Leidenschaft: Jews sell, sagt Michael Wolffsohn. Deutschland wurde in 2 Kriegen vom Westen niedergemacht, und ist zu einem halbsouveränen US-Vasallenstaat degradiert worden. Das Wohlwollen seines amerikanischen Lehensherrn hängt von einer anti-nationalsozialistischen Haltung ab. Nun ist aber Deutschland ziemlich sozialistisch; seine Sozialgesetze, Einheitsgewerkschaften, ja sogar seine ganze Verwaltung wurzeln in der nationalsozialistischen Vorkriegszeit. Über die braunen Wurzeln des BKA schreibt Dieter Schenk ein ganzes Buch. Nationalistisch ist Deutschland auch, was man alle 2 Jahre durch den Fußball vor Augen geführt bekommt. Die zuverlässigste Methode, den Amerikanern eine Abkehr vom Denken früherer Zeiten vorzustellen, ist die Pflege von jüdischem Leben in Deutschland. Ursprünglich hatte man nur 30.000 Juden sozial zu bemuttern, durch die Auflösung der Sowjetunion sind nach Berechnungen von Charlotte Knobloch sogar 200.000 Juden nach Deutschland zugewandert. Ein Drittel von ihnen hat sich bei den Gemeinden immatrikuliert. Da kann man schon schöne Synagogen bauen und den Amerikanern etwas vorstellen. Peinlich ist es nur, wenn die Heiligen Kühe der deutschen Politik untereinander in Streit geraten. Und noch peinlicher wird es, wenn ein Streit ausgetragen wird, der nach amerikanischen Regeln für das Judentum anders zu entscheiden wäre als nach den Vorstellungen der konservativen Fraktionen in Israel. Den letzteren hat sich die deutsche Szenerie verpflichtet.

1.

Der große Michael Wolffsohn schreibt in der NZZ (27.7.23), er sei „Fabian“ Wolff nie begegnet. „Fabian“ habe auf zeit-online in Form eines Essays dargestellt, er sei „doch kein Jude“. Ist das nun gut oder schlecht? Die Verhältnisse von 1933 unterstellt, könnte man „Fabian“ dem jüdischen Kulturkreis   – wenigstens auf Zeit –  zuordnen. Er könnte als Geltungsjude angesehen werden. Denn für einen nicht-religiösen gibt es keinen Weg in die jüdische Gesellschaft ohne jüdische Mutter. Aber was macht ein jüdisch Bemutterter ohne Glauben in der jüdischen Gesellschaft? Man, d.h. die Deutschen, würden ihn aus höheren Funktionen entlassen haben. Warum aber schreibt dann Wolffsohn gegen den „Geltungsjuden“ Fabian einen Artikel in der NZZ? Man sollte erwarten, dass Wolffsohn ihm schriebe „lieber Fabian, selbst wenn dir eine halachische Ahnfrau fehlt, fühle dich in unserem Kulturkreis willkommen. Aber so ist es nicht. Fabian gehört nicht mehr zum auserwählten Volk und die Linke hat einen Anhänger ohne jüdisches Etikett mehr. Das wirft mehrere theoretische Fragen aus der immer noch latent präsenten Vergangenheit auf. Eine Frage erinnert an den Autor Max Czollek, dem Maxim Biller vorwarf, halachisch gesehen kein Jude zu sein, was den großen Vorsitzenden Josef Schuster motivierte, nachzutreten und zu erklären, Czollek „segle (oder segelte) unter falscher Flagge“. „Fabian“ hat seinen halachischen Wimpel selbst eingeholt, was Wolffsohn zu freuen scheint, weil Fabian zuvor der „stets antisemitischen Linken als Vorzeigejude gedient hätte“. Für Wolffsohn ist die diffuse Linke defacto antisemitisch, weil sie auch linke Palästinenser unterstützt. Dabei tobt gerade in Israel ein Richtungsstreit. Darf es denn keine Linke geben, die in antikolonialistischer Tradition die Verhältnisse in Israel anders wertet als die frommen Siedler im Westjordanland? Sind diese Leute gleich als „Antisemiten“ auszugrenzen? Wolffsohn sieht es so, denn wie „jeder anständige Antisemit seine besten jüdischen Freunde habe“, berufen sich Halb- und Vollantisemiten gerne auf die Meinung eines Juden, der sie in der Kritik jüdischen Lebens stützt. Das schützt vor einem plumpen Vorwurf des Antisemitismus. Damit räumt der Historiker Wolffsohn ein, dass wir politisch wieder im frühen Mittelalter gelandet sind. „Damals verbarg man einen originellen Gedanken, indem man ihn mit einer anerkannten Autorität belegte. Jeder intellektuelle Revolutionär versuchte zu beweisen, dass er „nur die Stimme der Tradition zur Geltung bringe“ (Kurt Flasch in: Einführung in die Philosophie des Mittelalters). Wer über Juden spricht, bedarf der Legitimation eines wenigstens vermeintlichen Juden. Nur dieser besitzt das angeborene Recht der Meinungsfreiheit zu jüdischen Themen. Der sekundierende Jude kann objektiv kein echter Antisemit sein. Wenn man sogar etwas Heterodoxes zu Juden, Auschwitz, Halacha oder Israel äußern will, versichere man sich vorab eines Juden, der die Meinung mitvertreten will. Dafür gibt es ein Reservoir von Jüdischen Gelehrten und Autoren. Wie viele es gibt, lässt sich abschätzen. Wenn sich die Bevölkerung auf dem Gebiet des Römischen Reichs versechsfacht hat, dann müsste es heute 27 Millionen Juden geben. Jeder zweite als Kleinkind beschnitte Jude hat sich also vom unsinnigen, nutzlosen und abstoßenden Kodex der Rabbiner abgewandt. Für jeden Juden gibt es also auch einen Nicht-Mehr-Juden. Wenn man keine Bücher besitzt, dann findet man lebende Juden mit „antisemitischer“ Auffassung (nach jüdischer Wertung). Alles ist unter Gottes Sonne vorhanden.

Fazit:

Trotzdem ist nicht jeder Jude für jedes Argument gut oder für jeden Zweck geeignet, aber für jeden Zweck lässt sich ein Jude finden. Das war schon immer so: Die barocken Fürsten hatten ihre Hofjuden, die Kirche ihre ex-jüdischen Konvertiten, die Hamburger Kaufleute ihre portugiesischen Juden zur Belebung ihres Handels, die Bundeswehr hatte Michael Wolffsohn für den Geschichtsunterricht,  und selbst zur banalen Armee lassen sich Juden einziehen. Gut 100.000 kämpften für das kaiserliche Deutschland, wobei man nicht weiß, wie viele russische Juden von ihnen bekämpft und niedergemetzelt worden sind. Juden sind national und international ubiquitär, wie es Arthur Ruppin (in: Soziologie der Juden) beschreibt. Eine Überlegungsebene höher: Juden sind Menschen wie Du und ich; man trifft sie auf rechtsradikaler Seite (Ajelet Shani: Neo-Nazi-Minister in Israel) wie auf der linken, wo sie Israel als Apartheid- und Kolonialstaat „bashen“. Die nach Shani vermeintlichen „Neo-Nazi-Minister sind natürlich keine Neo-Nazis, sondern eher erzreaktionäre Kirchenstaatler. Kann man JudKluxClan sagen? Egal! Insgesamt sind die Erscheinungen des realen Judentums so vielfältig, dass die verwendeten Schablonen aus der Zeit von Adolfs Großmutter nicht mehr passen. Trödeljuden, jüdische Hausierer und jüdische Wucherer findet man heute nicht mehr, Zuckmayers Herrenschneider Wormser ist durch Schneider aus Asien verdrängt..

Man könnte angesichts dieser Zeitenwende experimentell versuchen, an Michael Wolffsohn die alte Schablone „Antisemit“ anzulegen. Etwas antiquiert ist er schließlich. Es kommt darauf an, wie man „Antisemit“ definiert. Gilead Atzmon meint, jeder sei Antisemit, der das Missfallen eines Juden errege. So weit wollen wir nicht gehen, denn dann wären quasi alle Leute individuelle Antisemiten. Heute gibt es christliche Zionisten, die dennoch als „selektive Antisemiten“ (wie den Antisemitismusbeauftragten Michael Blume) beschimpft werden darf. Berüchtigte Antisemiten (wie den jüdischen Autor Josef Ginsburg), der schon 1980 von Zion-Nazis schrieb, jüdische Antisemiten (wie Maximilian Harden) als „Selbsthasser“ von Theodor Lessing diskreditiert, und vor allem israelbezogene Antisemiten (von denen es heute wimmelt). Aber wir wollen eine klassische Schablone verwenden; voilà: die klassischen Antisemiten hatten es praktikabel gemacht; sie sprachen vom „Nicht-Arier“. Erst die Nürnberger Gesetze definierten den Juden:

mindestens 3 volljüdische Großelternteile. Volljüdisch! Nota bene. Waren etwa zwei der Großeltern keine Volljuden, also Leute mit weniger als 3 wiederum volljüdischen (Urur-)Großelternteilen, konnte es kompliziert werden.

Sigmund Freud sagte richtig: Nie zuvor hatte ein Staat seine Bürger wegen ihrer Abstammung verfolgt. Das war die Revolution: Es war quasi verboten, mehr als 2 jüdische Großelternteile zu haben. Die Feindschaft dabei richtete sich nicht gegen Semiten, sondern gegen „Juden“. Der wahre Antisemit Theodor Fritsch (+ 1933) hielt den Begriff „Antisemit“ in diesem Zusammenhang für unglücklich gewählt. Er stammt vom Radau-Antisemiten Wilhelm Marr. Fritsch seziert genauer: „die Juden“ seien zu 90% Aschkenasen (nach Arthur Ruppin zu 92%) und wären daher keine (edlen) Semiten (wie die arabischen Beduinen), sondern eine vorderasiatisch- mediterrane Mischrasse (ähnlich Arthur Ruppin). Tadelt Wolffsohn die israelische Regierung wegen der Behandlung der „semitischen“ Edel-Palästinenser? Nein. Er nimmt eher billigend in Kauf, was dort von den Angehörigen der vorderasiatisch-mediterranen Mischrasse veranstaltet wird, weil der Staat Israel „die Lebensversicherung aller Juden“ sonst wo auf der Welt sei.

Peinlich an der Sache für Wolffsohn ist nur, dass „die Juden“ vor dem Ersten Weltkrieg die Einwanderung nach den USA favorisierten. Nach Arthur Ruppin seien 3 ½ Millionen Juden in die USA emigriert, während die englische Kolonialverwaltung 1919 in Palästina nur auf 80.000 Juden stieß (vgl. Adolf Böhm in: Die zionistische Bewegung). Diese Zahl hatte sich bis 1948 zur Unabhängigkeit Israels verzehnfacht, aber Dank des nationalsozialistischen Terrors, der zeitweise auch die Einwanderung nach Palästina wohlwollend begünstigte durch ein Haavara-Abkommen.

Und auch das passt nicht ganz zur Sicht von Michael Wolffsohn. Denn in Israel sind nicht 92% der Juden Aschkenasim, sondern eher nur die Hälfte. Deswegen nennt Wolffsohn die derzeitige israelische Regierung eine „Alptraumkoalition“, deren „Chauvinisten und orthodoxen Fundamentalisten“ aus sephardischen und orientalischen Kreisen erwuchs. Mit welchem Recht nennt Wolffsohn die heutige Knessetmehrheit einen „Albtraum“? Die Sephardim und Mizrachim legitimieren die Existenz Israels mehr als die Aschkenasim: erste sind wirklich europäische Kolonialisten, während die „Mizrachim“ von den Arabern aus allen möglichen arabischen Ländern nach Palästina vertrieben und zwangsumgesiedelt wurden. Wolffsohn ein antisephardisch- selektiver Antisemit? Schaut ganz so aus.

Was Wolffsohn von sich gibt, passt auch sonst nicht in die Realität der heutigen Verhältnisse. Denn es stellen eher die 5 Millionen amerikanischer Juden eine Lebensversicherung für Israel als Israel eine für die Banu Ze´evs; aber wie steht Wolffsohn zu den Juden in Amerika? Er spricht über diese kein Wort. Also noch eine selektiv antisemitische Komponente?

Trotzdem lässt sich viel aus seinen Erklärungen auf Amerikas Juden beziehen.

Für den positiven Antisemitismustest Wolffsohns spricht seine Billigung der Ausgrenzung nicht-halachischer Juden aus der jüdischen Schicksals-Gemeinschaft. Vermeintlicher Jude? Irgendeinen jüdischen Vorfahren wird jeder haben, wenn er seine Ahnengalerie um 1750 in der Breite zustande bringt. Während das israelische Rückkehrgesetz noch einem „Mischling 2. Grades“ (nach Nürnberger Gesetzen) die Heimkehr ins Land der Lebensversicherung erlaubt, wollen Wolffsohn und Biller nicht nur die fast-arischen Vaterjuden, sondern auch „Nürnberger“ Juden abbeißen, denen die jüdische Großmutter mütterlicherseits fehlt. Hier entdeckt man eine Gemeinsamkeit mit den Antisemiten der kaiserlichen Vorkriegszeit: Denn ein klassischer Antisemit (z.B. Gerhard Kittel) lehnte besonders die getauften, die konfessionslosen, die „nicht-jüdischen Juden“ (Isaac Deutscher), die Friedhofsjuden (David Farbstein) oder „Nicht-Mehr-Juden“, Halb- und Vierteljuden für die christliche Gesellschaft ab. Jüdische Autoren nennen sie verächtlich „Täuflinge“ (auch wenn sie bereits getauft sind), und Wolffsohn behauptet, Heinrich Heine habe „seine Taufe bitter bereut“. Das kann nicht ganz stimmen, denn Heine kehrte nicht in die jüdische Welt zurück, die ihm wie den getauften Marranen in Bordeaux und Amsterdam stets offenstand. Die „Täuflinge“ (Konvertiten, Neuchristen) wirkten nach traditionell-antisemitischer Vorstellung destruktiv auf die Limpiezza der aufnehmenden Rasse. Diese Ansicht ist natürlich Unsinn, aber sie wird reziprok von Juden auch vertreten: Ruppin meint, die Lockerung der sittlichen Verhältnisse habe neue jüdische Typen zeugen lassen. Kittel meinte als Antisemit, man müsse „die Juden“ zwingen, ihre Gebote wirklich einzuhalten, um ihnen den Wunsch nach Assimilation zu vereiteln. Auf diese Weise würde auch die Entstehung „neuer jüdischer Typen“ (Ruppin) vermieden werden und es gäbe auch keine „Nicht-Juden“ wie „Fabian“. Houston Stuart Chamberlain nannte die abtrünnigen Juden und deren Nachkommen „Judenstämmlinge“. Der wahre Antisemit hasst also die Mischlinge, denen Wolffsohn auch seinerseits einen Fußtritt versetzt.

Wolffsohn steht damit nicht allein; inzwischen treten auch andere nach: sie sprechen von „Kostümjuden“ (Barbara Steiner); aber rein halachisch gesehen, wenn Fabians mütterliche Ahnereihe stimmt und seine Ur-Ur-Großmutter Jüdin wäre, dann wäre er doch Jude, so wie ein Adliger einen Adelstitel führen kann, auch wenn sein Ur-Ur-Großvater das letzte Mal standesgemäß geheiratet hätte. Das Judentum ist nämlich seit der Neuzeit ziemlich herabgekommen (Heinrich Graetz), so dass es viele „Täuflinge“ verloren hat. Nach Auffassung vieler Rabbiner ändert aber die Taufe nichts an der Zugehörigkeit zum Judentum.

Hier haben wir also eine Nahtstelle von jüdischen Chauvinisten (Zionisten) und antisemitischen „Nazis“. Hier saugte Wolffsohn rassistisches Gedankengut ein und spuckt es in hebräischen Runen wieder aus. An der Mischlingsgrenze begegnen sich diese Radikalen von Blut, Tradition und Kultpflege wohlwollend. Die halachische Frage, die ein Dr. Josef Schuster und ein Maxim Biller gegen einen Mischling wie Max Czollek ausspielen, hat ein rassistisches Moment, auch wenn es religiös unterlegt wird. Das Hauptargument in der Literatur gegen die fehlende jüdische Großmutter ist ein rein hausfrauliches. Es ist so albern wie die Behauptung, dass das Schwein Trichinen habe, um es vom jüdischen Speisezettel zu verbannen. Ohne jüdische Mutter bestünde die Gefahr, dass die jüdische Familie ihr Lammkotelett in einer Pfanne zubereitet bekommt, in der anderntags Rühreier in Sahne geschlagen wurden. Nur haben heute die wenigstens Juden in ihren minimalistischen Küchen die halachische Anzahl von Kochtöpfen. Die jüdischen Kochtöpfe haben den eingangs beschriebenen Sinn, potentielle Proselyten abzuschrecken.

Facit:  Michael Wolffsohn ist nicht wirklich Antisemit, aber er begünstigt diesen selektiv, allerdings unabsichtlich, we suppose.

2.

Es ist an der Zeit, Begriffe wie „Jude“ aus dem geistigen Ghetto herauszuführen und „Antisemit“ als geschichtliche Einstellung ad acta zu legen, weil ihnen heute der reale Boden fehlt. Der Jude von heute ist in Europa nicht mehr so jüdisch wie es der Jude von gestern war. Man muss schon „Ultra“ sein, wenn man den Kern des Judentums für weitere tausend Jahre sichern will. Moshe Zuckermann beklagt, dass „Ultras“ schon mit knapp 30 Jahren 10 Kinder haben und sich in Israel vom Staat unterhalten lassen. Lenin würde von einer „Abstimmung mit der Gebärmutter“ sprechen. In den USA, so stellte Carlo Strenger fest, wo die „Ultras“ nicht die Szene beherrschen, würde der Bestand der jüdischen Gesellschaft nach halachischen Prinzipien binnen zweier Generationen auf 13% der heutigen Stärke reduziert werden. Das US-Judentum leitet sein Selbstbewusstsein nicht mehr von der Halacha und der Gebärfähigkeit seiner Damenwelt her ab, aber es stellt die reale „Lebensversicherung für die Juden der Welt“ dar. Soll man sie vergraetzen wie es einst Ezra und Jeremiah taten? Arthur Ruppin sieht in der Eingehung einer Mischehe das Zeichen des endgültigen Abfalls vom Judentum. Nach Strenger wären also 87% der amerikanischen Juden auf dem Weg des Abfalls. Es ist ganz klar, dass das Judentum zuletzt nur mehr aus Haredim und Chassidim fortdauern könnte, wenn man stur halachisch bleibt. Aber können denn Leute wie Biller und Schuster für ihre nicht-ultrareligiösen Nachkommen späterer Generationen garantieren, dass sie weiterhin jüdisch heiraten? Sogar Moses Mendelsohns Kinder wandten sich vom Judentum ab. Ruppin rühmt die Leistung von Juden wie Baruch Spinoza, der aber mit dem Cherem belegt wurde und konfessionslos war. Er nannte die jüdische Religion einen Aberglauben.  Intellektuell stand Spinoza außerhalb des Judentums. Sogar die katholische Kirche will sich nicht auf Mönche reduziert sehen, sondern lockert ihr Kirchenrecht. Carlo Strenger verwies auf Marc Zuckerberg als Beispiel: Zuckerberg ist mit einer chinesisch-stämmigen Ärztin verheiratet. „Hinter- Asiatinnen“ seien heute vielfach als Ehefrauen von Juden favorisiert. Sollen Zuckerbergs Töchter keine Ehe mit Juden eingehen dürfen? Die alte jüdische Mischrasse entsteht offensichtlich in Amerika in neu gemischter Auflage. In diese Zukunft will man im alten Europa offenbar nicht blicken.

Blicken wir dafür zurück in halachische Zeiten. Heinrich Graetz schreibt, dass „die Juden“ der Barockzeit zu abergläubischen, „kindischen Greisen“ verkommen waren. Geht der Zug des Judentums in diese Zeiten zurück? Diese Zeiten sind heute abgegessen, leben aber im unterbewussten Weltbild der Banu Ze´ev fort; ein Blick zurück zeigt die absurde Einstellung der trotzigen Talmudisten. Zu Zeiten von Johannes Aventinus Turmair (1477 – 1534) war auch die halachische Welt noch in spiritueller Ordnung. Johann Turmair (latinisiert Aventinus ‚der Abensberger‘) gilt als Vater der bayerischen Geschichtsschreibung. In seiner Baierischen Chronik schreibt er (S. 175) an einer Stelle „von den Juden“:

„…. Und während dieser großen Zwietracht des Kaisers [Ludwig der Baier] mit dem Papst meinten die Juden, es wäre vorbei mit dem Römischen Reich und dem ganzen christlichen Glauben, den sie für eitlen Tand halten. Sie glaubten, der Messias werde jetzt kommen. Sie schlossen sich in ganz Deutschland zu einem Bunde gegen die Christen zusammen, entwendeten Hostien und Messwein. … Sie warfen diese in ihre Backöfen und trieben viel Spott mit diesen Dingen. Als dies bekannt wurde, sind die Juden überall verbrannt worden, vornehmlich in Baiern, in Deggendorf (29.9.1337), wo Hartmann von Degenberg Pfleger war. Auch zu Straubing ging es über die Juden her. Nur die Bürger von Wien und Regensburg schützten ihre Juden und retteten sie. Aber in Städten, in denen der einfache Mann über die Juden herfiel, konnte sie niemand retten…“

Ein Dankgebet für die Christen in Regensburg und Wien! Bei Friedrich Frank, (in: „die Kirche und die Juden“) klingt es so:

„….. Zu Deggendorf in Bayern wurden die Juden beschuldigt, sie hätten von einem alten Weibe eine konsekrierte Hostie erkauft, aus welcher sich Blut ergoss, nachdem die erbosten Christenhasser mit Pfriemen hineingestochen hatten. Die Obrigkeit wollte die Sache bedächtlich untersuchen, aber am 29. September 1337 zog Hartmann von Degenberg an der Spitze vieler Bauern des Bayerischen Waldes nach dem Städtchen, und innerhalb einer Stunde waren alle Juden in Deggendorf niedergemetzelt. Herzog Heinrich von Bayern soll die Volksjustiz gebilligt haben. Aus dem Gelde der Erschlagenen soll die noch stehende Kirche der Stadt erbaut sein. Vielerorts in Bayern, bis nach Österreich und Kärnten hinab, wurden damals die Juden verfolgt. Am Rhein dauerte die Verfolgung noch bis zum folgenden Frühjahr fort.

Nach einer Mitteilung des damaligen bayerischen Geschichtsschreibers Aventinus hatte sich infolge des langjährigen Streites, den der römische Kaiser Ludwig der Bayer mit dem Apostolischen Stuhle führte, bei den Juden in Deutschland die Meinung gebildet, das Deutsche Reich und mit ihm das ganze Christentum werde bald untergehen. Der von den Juden erwartete Messias werde nun bald erscheinen. In dieser Hoffnung hätten die Juden in Deutschland einen Geheimbund gegen die Christen geschlossen. Diese Mitteilung dürfte als Hinweis dienen, dass die Niedermetzelei der Juden in Deggendorf und an vielen anderen Orten fortgesetzt wurde ….“

Eine eigentlich vergessene Zeitströmung; aber wenn es heute keine Hostien mehr gibt, pieken nicht einige Juden in andere Dinge hinein? Die NZZ (22.7.23) erinnert, dass der MOSSAD vor 50 Jahren den harmlosen, aus Marokko stammenden Kellner Achmed Bouchiki in Norwegen ermorden ließ. „Der Mossad tötete den falschen Mann“, schreibt das Blatt, aber hätte der Mossad in Lillhammer etwa „den richtigen Mann“ ermorden dürfen? Der russische Geheimdienst macht es genauso und lässt politische Gegner selbst am helllichten Tag im Berliner Tiergarten abknallen. Das ist das gleiche Niveau, fremde Rechtsordnungen zu achten. Diese Morde haben Tradition in Israel: So ermordete der zionistische Geheimdienst in den 20er Jahren den unbequemen Hareden Jakob Israel de Haan. Es ist ja nicht so, dass die Mörder der israelischen Behörde unbekannt geblieben wären. Aber die israelischen Behörden schützen ihre Berufskiller. Sie beschäftigen diese schließlich. Haben „die Nazis“ solches auch gemacht? Jedenfalls wäre ein Vergleich mit Gestapo-Methoden nach heutiger Rechtsprechung unzulässig, weil solche gezielten Morde eigentlich nicht von deutscher Art sind. Aber sowjetische Behörden praktizieren nach der feineren Art die Beseitigung von Gegnern und üben Rache; dem Deutschen ist es nur peinlich etwas über den Fall Nawalmy und seine russischen Freunde zu lesen, weil er an die Ehrlichkeit seiner russischen Partner glauben will. Auch Adolf Eichmann haben die Israelis gegen alles internationale Recht entführt. Jüdische Apologeten behaupten, Eichmann hätte untertauchen können. Das ist reiner Quatsch. Israel hätte begründen müssen, für welche Untaten es Eichmann hätte aburteilen wollen. Ein ordentliches Auslieferungsverfahren hätte kaum ein Todesurteil zugelassen, denn Eichmann persönlich hatte niemanden ermordet.

So praktiziert der israelische Staat seit Jahrzehnten Lynchjustiz, als gäbe es sonst „….  kein Recht, nirgends…“ (Willy Cohn). Es gibt kein Recht im Zusammenhang mit Israel, das Bestand hat, wenn es kritisch wird. Die „Alptraumkoalition“ Wolffsohn´scher Vorstellungen will die israelische Justiz reformieren. War Israel bis eben noch ein Rechtsstaat? Streng genommen nicht. Lea Tzemel nennt sich Rechtsanwältin, die noch nie einen Prozess gewonnen hat. Kunststück, denn sie verteidigt Palästinenser. Und es ist offen, ob Israel durch Netanjahu zum Rechtsstaat wird. Ein Rechtsstaat hält sich an internationales Auslieferungsrecht, was Israel nicht tut. Israel eine Lebensversicherung für alle Juden? Sicher nicht; aber wenigstens für die halachischen? Vertrauen ist gut, besser, wenn es keine Probe aufs Exempel geben wird.

von Lobenstein, 10.08.2023

 

 

Postholocaust und Lösung der Judenfrage im neuen Jahrhundert

2012 sollte Benjamin Netanjahu in der UNO eine Rede halten, schwieg aber eine Minute lang, bevor er bemerkte, man habe 6 Millionen Juden ermordet, und nun dulde die Welt, dass der Iran zu einer Atommacht werde, die Israel vernichten wolle. Der jüdische Staat sei von einem neuen Holocaust bedroht. „Unsere“ Juden in Deutschland, deren kollektives „jüdisches Leben“ die Bundesrepublik fördert (bzw. insezeniere nach Barbara Steiner), verstehen daher jede Kritik an jüdischen Staat als Fortsetzung des Antisemitismus deutscher Tradition.

Tatsächlich war nirgends der Antisemitismus so ausgeprägt wie in Deutschland. Arthur A. Cohen weiß, dass die französischen Juden Franzosen jüdischen Glauben wurden; die Juden Italien gründeten sogar überproportional zum Bevölkerungsanteil die faschistische Partei mit Mussolini, aus der sie erst auf deutschen Druck Ende der 30-er Jahre ausgeschlossen wurden. In Deutschland etablierte sich dagegen schon nach der Reichsgründung eine antisemitische Partei, nach dem Ersten Weltkrieg schlossen staatstragende Verbände ab 1919 jüdische Mitbürger aus. 1923 ließ die Bayerische Staatsregierung die „Ostjuden“ aus Bayern vertreiben. Die deutsch-jüdische Agonie dürften zwei Dinge grundlegend begünstigt haben: Zum einen die fehlende Identität von germano-deutschen und jüdisch-aschkenasischem Lebensraum: das aschkenasische Judentum erstreckte sich weit über Deutschland hinaus und konnte sich von der deutschen Entwicklung abgrenzen. Zum anderen boten im engeren Deutschland die zahlreichen halbsouveränen Territorien den Juden unterschiedliche Lebensbedingungen. Die Reichsstädte schlossen die Juden aus, während Territorien wie Nellenburg Juden gerne aufnahmen. Die Assimilierung fand daher nicht in dem Maße statt wie in Frankreich, wie es Heinrich v. Treitschke beklagte. Vermögenden Juden ging es gut, sie waren „generalprivilegiert“ wie ein preußischer Aristokrat, viele andere lebten arm am Rande des Elends.

Heute sind die „natürlichen Juden“ (Arthur A. Cohen) so gut wie aus dem deutschen Sozialleben verschwunden, die Deutschen haben den aschkenasischen Lebensraum zerstört. Jüdische Präsenz in Restdeutschland drückt sich in sterilen Synagogenbauten, leblosen Mahnmalen und Stolpersteinen aus, die auf sein Verschwinden hinweisen. Es gibt aber noch genug „übernatürliche Juden“ (ders.), die sich zu Wort melden, etwa in der Jüdischen Allgemeinen (12.7.23), die sich über eine spanische Band und deren Song zur Intifada der Araber aufregt:

„ ……  kritisierte ein weiteres Element der SKA-P-Shows: Ein Bandmitglied hatte sich während eines kürzlich erfolgten Konzertes in Augsburg als »Zigeunerin mit Glaskugel« verkleidet und damit Vorurteile bedient.

Die Band SKA-P erklärte, die Einlage mit der Frau, die in eine Glaskugel schaue, sei eine Persiflage auf eine spanische Fernsehsendung….“

Anzumerken ist hierzu, dass „die Zigeuner“ in Spanien nicht das schlechte Image haben wie in Deutschland. Das Problem in Deutschland ist also auch seine europäische Einbindung, die es noch nicht ganz bewältigt hat. Die Jüdische Allgemeine geifert weiter:

„Zu den Vorwürfen hinsichtlich des Songs »Intifada« schrieb der Gitarrist der Gruppe, bezüglich ihres »Antizionismus« habe SKA-P keine Geheimnisse. Er forderter, das Lied müsse respektiert werden. Den Vorwurf des Antisemitismus wies der Gitarrist zurück.

Bayerns Antisemitismusbeauftragter Ludwig Spaenle sagte, die Band SKA-P solle beim geplanten Konzert vom kritisierten Song »Intifada« Abstand nehmen. Dieser Song sei Ausdruck eines israelbezogenen Antisemitismus und damit nicht verhandelbar. Das Handeln des Staats Israel lasse sich bei allem Recht zur Kritik an staatlichem Handeln nicht mit dem totalitären Unrechtsregime der NSDAP vergleichen“.

 Volker Beck bezog ebenfalls Stellung. »Der Text der Band ist nicht nur eine klassisch antisemitische Täter-Umkehr, er sei auch Volksverhetzung, wenn es tatsächlich in dem Song heißt: „Die Opfer sind zu Henkern geworden, sie kehren ihr Inneres nach außen, …“ Damit würden die Opfer der Shoah verleumdet und herabgesetzt. Volksverhetzung könne sich nicht auf die Kunstfreiheit berufen. So etwas dürfe in München keine Bühne haben, und Beck fügte hinzu. »Ich fordere die Behörden in München auf, unverzüglich alles zur Unterbindung der Verbreitung dieser antisemitischen Hetze zu tun.« Beck, der auch Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) ist, kündigte an, er werde Strafanzeige stellen….“

Sprachliche Fehler des Textes habe ich weitgehend eliminiert. Natürlich können Opfer der Shoa nicht zu Henkern des israelischen Staates mutieren. Das ist aber auch nicht gedacht. Gemeint sein wird, dass die Israelis, die sich historisch als die Nachkommen der Opfer tausendjähriger Judenverfolgung und zuletzt als die der deutschen Vernichtungspolitik identifizieren, heutzutage erbarmungslos ihre egoistische Siedlungspolitik vertreten. Entscheidend am Zusammenleben mit Juden aber ist in diesem textlichen Zusammenhang, dass jedes Gespräch letztlich der Strafjustiz übermittelt und faktisch wie in einer Diktatur polizeilich ausgewertet wird. „Die Juden“ sind damit wieder in ein soziales Ghetto geraten.

Verstärkt wird dieser Eindruck noch durch den Umstand, dass sich ein historisch und politisch dünnbrettbohrender Mediziner, Dr. Josef Schuster, im politischen Zeitgespräch ohne Unterlass zu Wort meldet, nicht um Israel zu beweihräuchern, sondern, um den regierungsamtlichen. deutschen Stellen zu willfahren. Für die Corona-Maßnahmen bellt er gegen Impfmuffel, obwohl in Israel die frömmsten Orthodoxen der Impfung meist absent blieben. Zur rechten Politik in Israel schweigt er, aber gegen die AfD hetzt er, während inzwischen ein linker Ministerpräsident diese Partei als europäisch „normal“ akzeptiert. Er manövriert das Restjudentum in Deutschland in eine Ecke, in der ihm als Wauwau der fürstlichen Regierungen (Kaiserjuden, Hofjuden etc.) nie Segen zuteil wurde. Aber fest eingerahmt von amtlichen „Antisemitismusbeauftragten“ auf Bundes-, Länder- und Betriebsebene kann sich dieses Judentum in Deutschland gar nicht frei entfalten.

Hinzu kommt, dass sich die deutsche Politik auch mit Leuten mit jüdischen Familiennamen als Gallionsfiguren bedient, etwa Bettina Schlesinger bei RBB, Malu Dreier als rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin, Rita Süßmund als Bundestagspräsidentin, um an ein paar Beispiele zu erinnern. Niemand belästigt diese Namensträger, auch nicht den Namensträger (Georg) Gysi. Nach den Nürnberger Gesetzen wäre er sogar dem arischen Volkskörper zuzurechnen gewesen. Er rechnet sich zwar väterlicher- wie mütterlicherseits Bruchteilsjudentum zu, aber das würde ihm nicht einmal ausreichen, nach Israel „zurückzukehren“.

Der deutsche Antisemitismus hatte es aber gerade auf die assimilierten Juden abgesehen: auf die „jehudäischen Alliancen“ des deutschen Adels, auf abtrünnige und getaufte „Rassejuden“ wie Jakob Wassermann oder Kurt Tucholsky. Sogar Heinrich Heine, dem der jüdische Glaube „zu wenig Sauce“ bot, wurde von Wilhelm Stapel herabgesetzt: dessen Loreley-Gedicht lasse sich an den romantischen Reimen von Eichendorffs Ausdruckstärke nicht messen, als würde der deutsche Normalo in seiner Sprache ausdrucksstark sein. Sigmund Freud, der den jüdischen Glauben für eine kollektive Neurose hielt, hassten Juden wie Nazis gleichermaßen. Theodor Fritsch, Wilhelm Stapel, Philipp Stauff, Gerhard Kittel, und Wilhelm Marr hassten getaufte Voll- wie Halbjuden, die ihrerseits als Marranen Hassobjekte der konservativen Rabbinen waren. Der Zionismus, der „die Reste der jüdischen Religionsgenossenschaft“ (Brockhaus 1895) für ein Siedeln in Palästina zu gewinnen suchte, fand dagegen auch Sympathie bei Antisemiten, worüber sich Karl Krauss in der FACKEL amüsierte. „Die Nazis“ förderten die Auswanderung der deutschen Juden nach Palästina, Adolf Eichmann galt als Spezialist für die illegitime Auswanderung.

Das zeigt, dass heutiger Antisemitismus etwas völlig anderes sein muss als der klassische deutsche Antisemitismus der Vorkriegszeit. Die Sympathie, die früher die Antisemiten für die jüdische Auswanderung zeigten, mit der heutigen deutschen Solidarität mit Israel gleichzusetzen, wäre wohl absurd. Aber genauso absurd ist es, die fehlende Sympathie für Israel als „Antisemitismus“ zu definieren. Der in der Diaspora lebende Jude leidet unter Antisemitismus, dem in Israel lebenden Juden kann es gleichgütig sein, ob ihn Iraner, Araber, Indonesier oder gar Deutsche hassen oder nicht.

Warum grämen sich dann Juden um den oben erwähnten Mediziner Schuster, wenn in Deutschland Araber und ihre Sympathisanten ihre Antipathien gegen israelische Politik demonstrieren? Glauben sie etwa, dass deswegen auch nur eine einzige Jaffa-Orange weniger exportiert werden kann? Sie erwecken nur den Anschein, eher so etwas wie Auslandsisraelis als loyale Staatsbürger zu sein. Abigall Gerstetter meint, dass ohnehin viel zu viele christliche Alttestamentler als Rabbiner fungierten. Walter Homolka scheint ein solch mächtiger Proselyt gewesen zu sein. Das zeigt, dass „Juden“ nicht einmal den einst von Antisemiten gefürchteten „jüdischen Geist“ ins Deutsche übertragen könnten.

Facit: Antisemitismus klassischer Art ist überholt, der „jüdische Geist“ ist ein reines Hirngespinst.

Man überwindet diese Chimäre besser durch Bekämpfung des Christentums. In der heute geübten christlich-jüdischen Zusammenarbeit liegt nämlich ein gewisser Verrat am Judentum, was sogar liberale Rabbiner beklagten; sie wissen meist viel zu wenig vom Wesen der christlichen Theologie und meinen irrig, Jeshu Nasri sei ein jüdischer Sektierer gewesen.

Hier haben wir den eigentlichen Schwindel in Deutschland: Man operiert gegen „Antisemitismus“, aber in Wirklichkeit wollen konservative Kreise die christlichen Kirchen erhalten. Ginge es nur um Juden, könnte man ruhig die Moslems gegen Israel protestieren lassen und Juden Juden sein lassen: Die christliche Religion ist unser aller Unglück, für Juden wie für Deutsche.

Wie ist die christliche Kirche überhaupt entstanden? Jedenfalls nicht so, wie es tausende von christlichen Religionslehrern den Kindern vorfabulieren.

Julius Wellhausen hat die christlichen Epochen vor Kaiser Konstantin gut zu unterscheiden gewusst: Die Zeit Jesu, die der Apostel, dann die der Epigonen und zuletzt die Zeit unzählbarer christlicher Sekten. Aber wer war dieser Jesus, der das geistige Chaos schuf?

Martin Luther empört sich in einer seiner Judenschriften (Toledot Jeshu Nasri), dass einige Juden behaupten würden, er sei der Sohn eines griechischen Söldners Pantheras gewesen. Diese Behauptung stammt aber schon vom zeitnahen Philosophen Kelsos, den Origines zu widerlegen suchte. Jedenfalls verbreitete sich das Christentum mit seinen Erlöservorstellungen anfänglich in den untersten Volksschichten des Römischen Reichs, weswegen noch Kaiser Trajan diesen Glauben als Privatsache hinnahm. Aber das römische Volk verelendete durch endlose Kriege und Bürgerkriege, so dass auch gebildetere Schichten um esoterische und spirituelle Erlösung beteten. Die neuen Anhänger synkretisierten die Lehren der Apostel mit überlieferten halbphilosophischen und kultischen Ideen. Zuletzt war das Christentum ein Sammelsurium unzähliger religiöser Vorstellungen, so zahlreich wie die Heiligen der katholischen Kirche.

Tatsache ist jedenfalls, dass Palästina schon nach 333 vor Christus („Issuskeilerei“) durch Alexander den Großen unter griechische Herrschaft kam. Zur Zeit Jesu war das Land bereits 300 Jahre lang hellenisiert worden. Selbst die Bibel, Heinrich Graetz und Simon Dubnow erzählen, wie sich „die frommen Juden“ gegen die hellenische Bräuche wehrten. Jesu Predigten vom Reich Gottes und der Auferstehung, der Erlösung der Individuen und den Eingang der Seele ins Himmelreich entsprechen den griechischen Mysterienkulten, die Eduard Meyer (in: Geschichte des Christentums) auch der Geschichte des Christentums voranstellt. Und Jesus selbst gab seinen Aposteln auf (Matth. 10,5),

„nicht zu den Heiden zu gehen, sondern zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel“.

Nach Jesus sollten also nicht die Heiden für den jüdischen Aberglauben, sondern die Juden für einen Mysterienkult gewonnen werden. Offensichtlich hat Paulus die Brisanz der Vermengung griechischer Erlösungslehren mit dem Monotheismus erkannt und damit die Entwicklung des Christentums losgetreten. Die Juden in ihrer Mehrzahl erreichte er nicht; denn aus Galiläa kann für fromme Juden kein Prophet kommen; und der alte Jahwe zeugt nicht wie der gute Zeus mit Jungfrauen wie der schönen Helena Kinder.

Dennoch verbreitete sich das Christentum über die hellenistische Osthälfte des Römischen Reichs, aber nicht einheitlich. Die Einheit des Christentums schuf der zuerst nur weströmische Mit-Kaiser Konstantin als er den Osten eroberte. Er dekretierte auf einem Konzil (Nikäa 325 ) für das ganz Römische Reich den orientalischen Despotismus. Das schuf er durch ein paar dogmatische Vorschriften, an denen auch ein Martin Luther nie gerüttelt hat:

1.

Es gibt nur ein Reich, einen Kaiser und folglich kann es nur einen Gott geben. Dieser besteht allerdings aus 3 Personen, nämlich:

Vater, Sohn und (die Erfindung römischer Juristen) den Heiligen Geist. Jede dieser Personen ist simultan der ganze und einzige Gott (Geheimnis des Glaubens 1 ist gleich 3).

2.

Jesus, der Sohn, wurde durch eine Jungfrau Maria zur Welt gebracht; er war während seiner Erdentage  – unvermischt – sowohl ganzer Mensch als auch ganzer Gott.

3.

Als solcher fuhr er (nach seiner Auferstehung nach dem Kreuzestod) körperlich in den Himmel auf. Er hinterließ   – als seinen mystischen Leib –   die Gemeinschaft der Apostel als Ur-Kirche.

4.

In diese Kirche fuhr an Pfingsten der Hl. Geist, der in dieser bis zum Jüngsten Tage bleibt.

Quod erat demonstrandum:

Kirche und Hl. Geist sind auf Erden unvermischt und doch eins nach dem Vorbild des Jesus. Wenn Staat und Kirche identisch sind, dann haben wir fortan die Göttlichkeit des Staates. Das ist die ganze christliche Theologie, ergänzt durch humanitäres Geschwafel von Brüderlichkeit.

Die „christliche“ Institutionalisierung des orientalischen Despotismus hat unsere klassische politische Kultur von athenischer Demokratie und römischer Republik beseitigt. Sigmund Freud erkannte hierin die Ursache des eingefleischten Antisemitismus, die auch Bernd Witte (in: Moses und Homer) darstellt. Die christlich- jüdische Lehre läuft allen Instinkten der westlichen Völker zuwider (Sigmund Freud). Um die Juden Juden sein zu lassen, muss also nicht „der Jude“, sondern muss der immanente Autoritätsterror des Christentums überwunden werden. Mit anderen Worten; Religion ist Opium für das Volk; es gibt keinen Gott, auch nicht Allah…. (auch keine Engel, , Heiligen oder Dschinnen)

Vulgo: Nicht die Rabbiner, sondern die Pfaffen muss man totschlagen.

von Lobenstein