Benefizveranstaltung in Wuppertal – Offener Brief

von Erhard Arendt

Lieber Palästinensische Gemeinde zu Dortmund,

vielen Dank für die Einladung zur  Benefizveranstaltung in Wuppertal am 27. September 2014.

Leider kann ich aus zwei Gründen nicht teilnehmen: Mein Gesundheitszustand ist zur Zeit nicht so stabil, und Reisen ist für mich eine Qual. Ich wünsche der Veranstaltung viel Erfolg.

Folgende Tatsache hält mich aber auch von einer Teilnahme ab: Ich lese im Flyer, dass Frau Evelyn Hecht-Galinski, als  Ehrengast eingeladen wurde. Um eine offene Auseinandersetzungen zu vermeiden, ist es deswegen für alle Beteiligten besser, wenn ich nicht an der Veranstaltung teilnehme.

Ich bin mit meinem Palästina-Portal offen für die unterschiedlichsten Stimmen, Positionen, Parteien und Gruppierungen, für alle, die sich ehrlich zur Solidarität mit dem palästinensischen Volk bekennen und dafür eintreten. Eine meiner Aufgaben sehe ich im Zusammenführen unterschiedlichster Standpunkte.

Frau Hecht-Galinski hat sich in den letzten Jahren mehr als einmal unsolidarisch, verleumderisch und schädlich anderen Aktivisten gegenüber verhalten. Dazu gehören verdiente Persönlichkeiten wie Felicia Langer und Abraham Melzer, generell alle Befürworter einer Zwei-Staaten-Lösung. Nachdem ich  diese Persönlichkeiten verteidigt und deutlich gemacht habe, dass ich nicht für eine „Sekte“, die ausschließlich die Ein-Staaten-Lösung vertritt und andere diffamiert, Werbung betreiben wollte, bin ich auch von ihrem Bannstrahl getroffen worden, und sie fing an, auch mich zu diffamieren.

Ich bin offen für alle Lösungen, Maße mir aber nicht an, den Palästinensern eine Lösung des Konfliktes „vorzuschreiben“.  Ich erwarte auch ein solidarisches Miteinander, Nebeneinander derer, die sich für einen gerechten Frieden in Palästina engagieren. Hier war die Grenze unserer vorherigen Zusammenarbeit erreicht.

Erst kürzlich versuchte sie, Abraham Melzer zu blamieren. Er hat die Zeitschrift: „Der Semit“ Online wieder ins Leben gerufen und kündigte das in einem kleinen Email-Verteiler an. Eben an diesen Verteiler (unter anderem Journalisten, Medien, Persönlichkeiten), der damit gar nichts zu tun hatte, schickte Hecht-Galinski eine persönliche Abraham Melzer diffamierende Mail.

Wer so unsolidarisch wie sie mit seinen „Mitstreitern“ umgeht, kann für mich kein Partner sein.

Ebenso unsolidarisch geht sie mit der palästinensischen Regierung, der Fatah und besonders mit dem früheren Generaldelegierten Palästinas, Herrn Abdallah Frangi, um.

Man kann jeden kritisieren. Eine palästinensische Regierung in dieser verallgemeinernden Form zu diffamieren und sie dadurch zu delegitimieren, ist für mich völlig inakzeptabel, weil damit die eh nicht leichte Position Palästinas weiter geschwächt wird. So handelt kein Freund Palästinas.

Ich habe ihre Aussagen nicht umfassend gesammelt. Als exemplarische Beispiele für ihr öffentliches Auftreten füge ich nachfolgend einige Zitate aus ihren Artikeln an.  Weiterlesen

Ein Pitbull als Wachhund

Wenn Henryk M. Broder sich bei einem Gegner verbeißt, dann verhält er sich wie ein Pitbull – er lässt nicht mehr los. So hat er sich neulich in Thorsten Schmitz von der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) verbissen und wir können lesen, wie andere Wachhunde sich dazugesellt haben, Hunde, mit denen Broder schon immer zusammen gebellt und gebissen hat. So hat die Jerusalem Post seinen hämischen und schlecht recherchierten Beitrag aus der Achse des Guten vom 15. September 2014, in dem er glaubt Thorsten Schmitz den finalen Biss verpasst zu haben, zum Anlass genommen und hat daraus eine Story über vermeintliche israelische Flüchtlinge gemacht, die nach „Nazi-Deutschland“ fliehen. Die Jerusalem Post verlässt sich da auf Henryk M. Broder, den, nach Angaben des Korrespondenten Benjamin Weinthal, führenden Experten für zeitgenössischen Antisemitismus in  Deutschland, der sich seinerseits auf die Zahlen des Bundesamtes für Migration verlässt.

Ich weiß nicht, warum diese Frage ausgerechnet dieser Tage eine solche Brisanz und Explosionsgefahr enthält. Jahrelang haben wir doch von den Massen von Israelis gelesen, gehört und im Fernsehen  gesehen, die vor europäischen Botschaften standen und sich europäische Pässe ausstellen ließen. Es waren nicht nur europäische Einwanderer aus Mitteleuropa, Osteuropa, sofern es schon Mitgliedsländer der EU waren, oder aus Frankreich, Holland und England, es waren auch ihre Kinder und Kindeskinder, die plötzlich europäische Papiere beantragt haben. Das haben sie nicht aus Jux und Tollerei gemacht und auch nicht, um die Pässe in den Schubladen zu verstecken, sondern um sie tatsächlich zu benutzen. Viele dieser zehntausenden von Israelis sind in Deutschland, vor allem aber in Berlin, gelandet. Diese Israelis, oder Menschen, tauchen in keiner Statistik auf und erst Recht nicht in einer Statistik des Bundesamtes für Migration. Sie fühlen sich weder als Flüchtlinge noch als Emigranten. Die meisten von ihnen befinden sich, nach eigenem Verständnis, nur temporär in Deutschland und haben die feste Absicht, eines Tages, wenn sich die politische Lage in Israel beruhigt bzw. verbessert hat, zurückzukehren. Meistens belügen sie sich selbst und verdrängen die Tatsache, dass sie in  Israel nicht mehr leben können und nicht mehr leben wollen. Der Grund dafür heißt heute Netanjahu, gestern hieß der Grund noch Barak und vorgestern Rabin. Die Namen ändern sich, der Grund aber bleibt derselbe. Man hat die Nase voll von der israelischen Verweigerungspolitik. Man will für seine Kindern eine bessere Zukunft, und man glaubt den Politikern nichts mehr.  Weiterlesen

Ab wann ist Kritik an Israels Politik antisemitisch?

Eigentlich ist es eine heuchlerische, wenn nicht sogar perverse Frage. Kritik an Israel ist entweder antisemitisch oder nicht. Ein wenig antisemitisch kann es nicht geben, dies ist genauso absurd, wie nur ein wenig schwanger zu sein. Aber in Deutschland kann man eine solche Frage stellen, ohne aufzufallen, weil Kritik von Freunden zuweilen als antisemitisch gilt und Lob von Antisemiten oft begrüßt wird, als ob sie die größten und treuesten Freunde Israels seien. Früher war ein Antisemit derjenige, der Juden hasste. Heute ist ein Antisemit derjenige, den die Juden nicht mögen. Wann also Kritik an Israel antisemitisch ist oder nicht, liegt demnach nicht in der Hand des Kritikers, sondern des Kritisierten. Es kommt aber darauf an, wie viel Kritik er vertragen kann, und es kommt ebenso darauf an, wie gut oder wie schlecht er gerade gelaunt ist. Antisemitismus hat heutzutage nicht mehr viel zu tun mit dem wirklichen Antisemitismus. Man muss kein Antisemit sein, um als solcher von Berufszionisten und Berufsjuden in die Pfanne gehauen zu werden.

Um die Frage dennoch beantworten zu können, müssen wir zuerst definieren, was Antisemitismus ist. Darüber sind zwar unzählige Bücher und eine Flut von Aufsätzen geschrieben worden, aber im Grunde ist die Beantwortung sehr einfach und leicht. Antisemitismus ist Rassismus, er bedeutet: Angriffe auf Synagogen und Schulen, Gewalt gegen Geschäfte, die Juden gehören, die Diskriminierung jüdischer Menschen und der Versuch, Juden überall, wo sie leben, anzugreifen bis zur völligen Vernichtung. Antisemitismus bedeutet Juden zu hassen und töten zu wollen, nur weil sie Juden sind.

Demzufolge kann Kritik an der Politik des Staates, an seinen ungerechten und brutalen Kriegen und an seiner völkerrechtswidrigen Behandlung der Palästinenser kein Antisemitismus sein. Der Kampf für Gerechtigkeit und die Kritik von Ungerechtigkeit kann nicht antisemitisch sein. Dennoch wird Kritik an der Politik des Staates Israel oft von Zionisten und vermeintlichen Freunde Israels sowie den unzähligen Philosemiten als „Antisemitismus“ empfunden und angeprangert. Besonders aber werden die Kritiker bloßgestellt, als Gegner Israels, als Feinde des jüdischen Volkes, als Schufte und als „nützliche Idioten“ verleumdet.  Weiterlesen

Jeder kann Antisemit sein

Ein Beitrag des israelischen Botschafters in der Zeitschrift „The European“ hat mich erschreckt und amüsiert zugleich. Ich hätte niemals gedacht, dass die israelische Botschaft solch einen banalen und absurden Texte freigeben würde. Gibt es denn niemanden dort, der darauf achtet, dass der Botschafter seine Würde behält und nicht Unsinn schreibt auf einem Niveau, das, wenn ich Volksschullehrer wäre und mir einer meiner Schüler einen solchen Aufsatz vorlegte, er von mir ohne zu zweifeln, eine tiefrote Sechs bekommen würde. Aber ein israelischer Botschafter darf sich in diesem Land einiges erlauben, was kein anderer Botschafter tun würde: Er mischt sich in innere Angelegenheiten Deutschlands ein und findet es sogar gut so. Das tut Yakov Hadas-Handelsmann und das taten auch seine Vorgänger immer wieder.

Die Frage von „The European“ war sehr einfach und klar: Ab wann ist Kritik an Israels Politik antisemitisch? Dabei hätte der Botschafter z. B. schreiben können: Die rote Linie wenn berechtigte Kritik Antisemitismus wird, ist dann überschritten, wenn man hetzt, rassistisch argumentiert und Gewalt verherrlicht. Sie wird aber nicht überschritten, wenn man eindringlich und kompromisslos Kritik übt. Kritik muss man immer und jederzeit zulassen, egal ob berechtigt oder nicht, egal ob sie gerecht ist oder ungerecht. Das ist die Basis einer Demokratie. Wem Kritik nicht passt aus Angst, dass die Schande bekannt werden könnte, sollte seine Reaktion und Position überprüfen..Ab wann ist Kritik an Israels Politik antisemitisch?

Auch der Botschafter reiht sich in die Gruppe derer ein, die überall in Deutschland Antisemitismus wittern und inzwischen dafür eine hypersensible Nase entwickelt haben.  Weil ein paar durchgeknallte und traumatisierte Schreihälse in der Tat judenfeindliche Parolen gebrüllt hatten, spricht er und andere von einer „Welle des Antisemitismus“ in diesem Land, von „Judenhass“, von „verbrannten Synagogen“ und davon, dass „Juden ´vergast`, ´verbrannt` und ´geschlachtet` werden sollen. Wer behauptet, dass Paranoia keine Grenzen kennt, hat Recht.  Weiterlesen

Der 4D-Effekt

Deligitimiert, dämonisiert, doppelter Standard: Was anderen als Antisemitsmus vorgeworfen wird, macht Israel mit den Palästinensern schon lange. Noch schlimmer wird das Ganze, wenn noch ein viertes „d“ hinzu kommt: Deutschland.

von Rolf Verleger

Ist Kritik an Israels Politik antisemitisch? Die Frage ist seltsam. Ab wann ist kritisches Denken antisemitisch, mithin nicht mehr statthaft? Kritisches Denken ist immer statthaft!

Israel ist eine ethnisch abgestufte Demokratie. Die meisten Rechte haben jüdische Bürger, dann kommen nichtjüdische Bürger und dann nichtjüdische Jerusalemer. Danach kommen die Rechtlosen: Über die vielen nichtjüdischen Bewohner des besetzten Westjordanlands herrscht Israels Militärdiktatur. Die Bewohner Gasas hat Israel seit 2006 eingekerkert und bringt sie alle paar Jahre wieder zu Hunderten um.

Die wesentliche Frage ist allein, ob diese Beschreibung den Tatsachen entspricht. Was zählt, sind Fakten. Die Person, die diese Fakten nennt, einen „Antisemiten“ zu nennen, wäre ein reines „ad hominem“-Argument, also Herabsetzen der Person, um nicht sachlich argumentieren zu müssen.

Die „drei Ds“

Es wird manchmal behauptet, man könne antisemitische Kritik daran erkennen, dass Israel „d“eligitimiert und „d“ämonisiert und mit „d“oppeltem Standard (= zweierlei Maß) gemessen werde. Fällt denjenigen, die das behaupten, nicht auf, dass Israels Politik seit eh und je diese „drei Ds“ auf die Palästinenser anwendet?

  1. Delegitimierung: „Es gibt kein palästinensisches Volk“; „*Wir* brachten die Wüste zum Blühen“; „sie wurden nicht vertrieben; ihre Muftis haben ihnen befohlen zu gehen.“ „Gott hat uns dieses Land gegeben.“
  2. Dämonisierung: Die gewählte Hamas-Regierung (wie früher die PLO) wird grundsätzlich mit herabsetzenden Beinamen versehen wie „radikalislamistisch“, „terroristisch“, „fundamentalistisch“. „Sie heiligen den Tod, wir heiligen das Leben“ (Netanjahu). „Die Araber zwingen uns, ihre Kinder zu töten“ (Golda Meir). Nicht wenige nationalreligiöse Juden sehen in den Arabern „Amalek“ (das mythische Bibelvolk, das Israel vernichten wollte).
  3. Doppelter Standard: Wie oben im ersten Absatz eingeführt, misst Israel seine jüdischen und nichtjüdischen Bewohner mit zweierlei Maß in ihren materiellen Rechten (Aufenthaltsrechte, Immobilienbesitz, staatlich Zuschüsse u.a.).

Fazit: Wenn die „3Ds“ ein Merkmal von Antisemiten sind, dann ist Israels Politik schon lange antisemitisch – aber nicht gegen Juden, sondern gegen Palästinenser.  Weiterlesen

Die Kleider des nackten Königs

Am Sonntag fand vor dem Brandenburger Tor in Berlin eine „Massenversammlung“ gegen Antisemitismus statt, zu der keine Massen kamen, sondern, nach Angaben der Polizei, höchstens viertausend Teilnehmer; und das war auch gut so.  Vor allem aber fiel auf, dass kaum ein Prominenter fehlte: Joschka Fischer neben Gregor Gysi, Friede Springer neben Charlotte Knobloch, Oppermann neben Kauder, Moderator Cherno Jobatey neben Außenminister Steinmeier und Familienministerin Schwesig, Kardinal Reinhard Marx neben EKD Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider, DFB-Chef Wolfgang Niersbach neben Innenminister Thomas de Maizière  und Ronald S. Lauder vom jüdischen Weltkongress neben Aiman Mazyek vom Zentralrat der Muslime, um nur einige zu nennen. Waren die DGB-Funktionäre  nicht vertreten? Viele der „unbedeutenden/bedeutenden“ MdBs bleiben hier unerwähnt, da sie nur die weitere Staffage bilden mussten. Alle eilten herbei, weniger um zu demonstrieren, als vielmehr um gesehen zu werden. Damit sie auch gar nicht in den Verdacht geraten, Gott behüte, „Antisemiten“ zu sein. Es war eine Schau der Eitelkeiten und der Ängstlichkeit, die „Einladung“ des Zentralrates der Juden in Deutschland zu diesem Propaganda-Spektakel auszuschlagen.

Das Problem dieser Kundgebung war aber, dass sie vom Zentralrat der Juden in Deutschland organisiert und durchgeführt wurde und nicht von der Bundesregierung. Angela Merkel war nur als Gastrednerin akzeptiert, und ihre Rede war eine Aneinanderreihung von Banalitäten und Absurditäten wie üblich. Am Beifall der Anwesenden konnte man erkennen, dass sie nicht begeistert davon waren, und bei den Parolen hörte man, worum es geht: um gehorsame Pflichterfüllung und die Absicht, sich dieser lästigen Aufgabe schnell zu entledigen. Merkel, Gauck und viele andere Politiker hatten schließlich noch andere, wichtigere Termine an diesem Sonntag, aber sie verhielten sich, wie gehorsame Deutsche sich halt verhalten, wenn der Zentralrat ruft.

Selbst solche Zionisten und Fans des Guru HMB, wie Nathan Gelbart, der treue und gefügige Anwalt des streitbaren „Antisemitismusexperten“, folgerte in seinem Beitrag auf der Achse des Guten, das „diese Kundgebung an Scheinheiligkeit nicht zu überbieten war“. Dem kann ich mich nur anschließen.  Weiterlesen

Sprachliche Apartheid

von Avram Burg

In Ruhe, fast schon versteckt unter dem Lärm der Raketen und der Politik, wurde von einer Gruppe Knesset-Abgeordneter ein Gesetzesvorschlag in die Knesset eingebracht, der aufruft, die hebräische Sprache zur einzigen offiziellen Sprache des Staates Israel zu machen. Schon wieder haben die Patrioten der Rechten eine Ecke gefunden, um dorthin die Existenz der palästinensischen Israelis zu verdrängen. In den Erklärungen zum Gesetzentwurf sagen die Mitglieder der Knesset, die alle aus den Fraktionen der jüdischen Rechten kommen – unter anderem: „Die Annahme dieses Gesetzes wird zur gesellschaftlichen Einigung in Israel führen und zum Aufbau der kollektiven Identität, die notwendig ist, um ein allgemeines Vertrauen zu festigen und die Werte der Demokratie zu bewahren.“  Interessant: Wen wollen sie mit wem einigen? Die Araber mit den Juden? Sind sie bereit weiter zu gehen, zu gemeinsamen Schulen, bürgerlichen Ehen unter den verschiedenen Religionen, eine echte Teilung von Ressourcen. Die volle  Anwendung der Bürgerrechte und Freiheiten, alles, selbstverständlich, in einwandfreiem Hebräisch? Ich fürchte, dass das nicht ihre Absicht war. Ich fürchte, dass sie gesellschaftliche Einheit nur für Juden allein sehen, und die israelischen Palästinenser würden sie am liebsten verheimlichen, falls diese nicht von selbst verschwinden wollen. Persönlich bin ich mit ihnen nicht einig. Fast über gar nichts.

Ich hörte einen von ihnen bei einem Interview, wie er argumentierte, dass jeder anständige Staat nur eine offizielle Sprache hat. Ich beeilte mich Wikipedia zu öffnen, und ich brauchte nicht mehr als einen Absatz zu lesen unter der Überschrift „Offizielle Sprache“: „Fast die Hälfte der Staaten auf der Welt haben eine offizielle Sprache. Ein Teil der Staaten hat nur eine offizielle Sprache, wie z. B. Albanien, Frankreich (obwohl es in Frankreich zwei weitere lokale Sprachen gibt) oder Deutschland. Andere Staaten haben mehr als eine offizielle Sprache, oft sogar mehr als zwei: Belgien, Kanada, Finnland, Afghanistan, Paraguay, Bolivien, Schweiz, Indien, Süd-Afrika und Israel haben mehr als eine offizielle Sprache (…) in manchen Staaten, wie z. B. die USA, gibt es keine offizielle Sprache.“ Nun gut, man kann sich nicht wirklich auf Wikipedia verlassen, ein solch nicht zionistisches Lexikon, wenn man unter Einsatz seines Lebens, die hebräische Sprache verteidigt. Nein? Und überhaupt, in einigen dieser Staaten ist es Pflicht, die andere Sprache zu lehren und sie zu ehren. Aber das gehört wirklich nicht hierher.  Weiterlesen

Sind wir alle Antisemiten?

Antisemiten glauben, dass alle Juden reich und klug seien. Sie müssten mal israelische Zeitungen lesen und die Artikel von Vertretern des Zentralrat der Juden in Deutschland, damit sie endlich erführen, dass es auch andere Juden gibt. Sie zeigen sich darin von einer proisraelischen Seite, und beweisen, dass sie als Freunde Israels, diesem Staat auch Schaden zufügen können. Denn wer den Unfug liest, den sie alle schreiben, muss man daran zweifeln, dass hier verantwortungsbewusste Vertreter der Juden sprechen. Ich verstehe, dass sie bereit sind, alles, wirklich alles, für Israel zu tun, auch wenn sie Israel damit keineswegs helfen. Man fragt sich jedoch, wie Menschen so dogmatisch und blind sein können, dass sie den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen oder nicht sehen wollen.

Schon der erste Satz in Dieter Graumanns Pamphlet von 2011 ist vollkommen unverständlich und absurd: „Wer jetzt einen Staat ausruft, lobt damit die Verweigerung des Friedensprozesses.“ Die Logik dieses unsinnigen Satzes mag sich mir auch nach mehrmaligem Lesen nicht erschließen. Wann sollen die Palästinenser ihren Staat denn ausrufen, wenn nicht jetzt? Sollen sie etwa warten bis die Zionisten es vollständig kolonisiert haben und den Palästinensern nur noch die Löcher im Schweizer Käse geblieben sind? Oder ist etwa die Forderung nach einem Baustopp seitens Israels eine palästinensische Unverschämtheit? Immerhin haben die Juden schon seit mehr als zweiundsechzig Jahren ihren eigenen Staat. Sollen die Palästinenser warten, bis der Zentralrat der Juden in Deutschland auch mit einem Staat Palästina einverstanden ist?

Und wieso ist das überhaupt eine Frage, zu der Graumann, uns unbedingt seine unmaßgebliche Meinung aufzwingen muss?

In der Süddeutschen Zeitung vom 11. September 2014 gab es einen interessanten Beitrag von David Ranan: „Ist es also Sache des Zentralrats der Juden in Deutschland, Israels Politik, deren Handlungen und Feldzüge zu verteidigen? Oder sollte er nicht vielmehr deutlich machen, dass die Vertretung der deutschen Juden eben kein Ansprechpartner sein kann in Fragen, die Israel betreffen?“ Der einstige Zentralratspräsident Ignatz Bubis bekam einmal Neujahrswünsche der damaligen Oberbürgermeisterin Frankfurts – mit der Bemerkung, sie hoffe, dass der „Friedensprozess in Ihrem Lande“ weitergehe. Bubis wies sie darauf hin, dass er Deutscher sei wie sie selbst“, was aber eine blasierte Unverschämtheit war, denn Bubis und alle Präsidenten nach ihm, haben sich so aufgeführt, als wären sie die Sprecher der israelischen Regierung und wenn man in das Haus der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt, aber auch jeder anderen Jüdischen Gemeinde in Deutschland, eintrat, da war das erste, was man gesehen hat, ein übergroßes Bild des israelischen Staatspräsidenten, nicht des deutschen!  Weiterlesen

Das Schweigen der Lämmer

In der Süddeutschen Zeitung vom 11.09. gab es einen interessanten Beitrag von David Ranan mit dem Titel ´Das Schweigen der Diaspora`. Ranan schrieb: „Ist es also Sache des Zentralrats der Juden in Deutschland, Israels Politik, deren Handlungen und Feldzüge zu verteidigen? Oder sollte er nicht vielmehr deutlich machen, dass die Vertretung der deutschen Juden eben kein Ansprechpartner sein kann in Fragen, die Israel betreffen“?[1]

Selbst diese harmlose Bemerkung, die man nicht einmal als Kritik verstehen kann, rief Henryk M. Broder auf die Barrikaden. Man fragt sich verwundert, was ihn dazu bewegt hat, jemanden, den er offensichtlich nicht kennt, wegen seiner von Broders Ideologie abweichenden Meinung, so zu beleidigen. Er beeilte sich auch der „Achse des Guten“, das wie folgt zu kommentieren: „Wo findet die SZ nur immer wieder ihre nützlichen Idioten?“ Er muss aber aufpassen, dass nicht er selbst zum nützlichen Idioten der israelischen Propaganda wird. Solche zynischen und hämischen Kommentare sind zwar sein Markenzeichen, es wird aber der Tag kommen, an dem sie wie ein Bumerang auf ihn zurückfallen werden. Ich warte darauf und hoffe es, dies noch zu erleben, dass die führenden deutschen Zeitungen und Zeitschriften nichts mehr von diesem zionistischen Zyniker und, nach eigenen Worten, „reaktionären“ annehmen.

Ich bin jederzeit bereit, die Meinungsfreiheit meines Gegners zu verteidigen, aber einen anderen Journalisten als „nützlichen Idioten“ zu bezeichnen, hat mit Meinungsfreiheit nichts mehr zu tun. Es ist eine Herabwürdigung und Diffamierung Andersdenkender und wenn diesem Treiben per Gesetz keine Grenzen gesetzt werden, dann sollten wir es tun, und Broder ignorieren und isolieren und ihm vor allem keine Bühne für seine Giftpfeile mehr geben. Broder jedenfalls handelt seit Jahren nach seinem Motto: Warum sachlich, wenn es auch persönlich geht. Er zieht es vor, so oft es geht, persönlich zu antworten und die Kritiker israelischer Politik, die er immer auch als persönliche Feinde betrachtet, unter der Gürtellinie zu treffen. Broder, so verstehe ich seine Rolle, die er seit mehr als zehn Jahren in diesem Land spielt, ist die ebenfalls eines „nützlichen Idioten“. Da stellt sich zwangsläufig die Frage: Cui bono?  Weiterlesen