Sascha Lobo’s Unkenntnis des Nahostkonflikts

von Arn Strohmeyer

Gehört Sacha Lobo auch zur israelischen Hasbara (Propaganda)?

Gehört Sacha Lobo auch zur israelischen Hasbara (Propaganda)?

Lieber Sascha Lobo,

Ich danke Ihnen für Ihre sehr aufschlussreichen Ausführungen über den so umstrittenen Komplex Israel/ Antisemitismus/ Palästinenser im SPIEGEL. Ich habe bisher leider an die Legende und das Märchen von den siedlerkolonialistischen Zionisten geglaubt, die seit ungefähr 140 Jahren in Palästina einwandern und das Land langsam aber sicher – zuerst mit Hilfe der britischen Mandatsmacht – in ihren Besitz gebracht haben. Nach der Lektüre Ihres Artikels bin ich mir bewusst geworden, dass ich im Irrtum bin, die Geschichte ist offensichtlich ganz anders – eben umgekehrt – verlaufen. Ich muss deshalb notgedrungen auch meine Einstellung zum Antizionismus/Antisemitismus ändern. Danke für die Aufklärung!

Die Geschichte verlief dann wohl so: Ab etwa 1880 sind die Palästinenser in mehreren Wellen in Palästina mit der Absicht eingefallen, um das Land, das ja eigentlich „leer“ war, aber in Wirklichkeit von Juden bevölkert war, unter Berufung auf ihre kanaanäischen Vorfahren, die dort vor 3000 Jahren gelebt haben, zu übernehmen und einen palästinensischen Staat dort zu errichten. Die Briten, die der Völkerbund als Mandatsmacht dorthin geschickt hatte, leisteten bei der Realisierung des siedlerkolonialistischen palästinensischen Projekts aktive Unterstützung. Mit Kauf und später auch mit Gewalt schafften die Palästinenser es wirklich, das Land zu erobern.  Weiterlesen

The Tantura massacre of 1948 and the academic character assassination of Teddy Katz

by Jonathan Ofir

„Alle Männer von Tantura [in Israel] wurden zum Friedhof des Dorfes gebracht, und sie stellten sie in Reihen, und sie befahlen ihnen, mit dem Graben zu beginnen, und jede Linie, die mit dem Graben fertig war, wurde einfach abgeschossen und fiel in die Löcher. Was, denke ich, zumindest einige von Ihnen daran erinnert, etwas, das mit Deutschen zu tun hatte, drei Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs. „-Teddy Katz, Vortrag, Olean, NY, 14. April 2005.

Das Tantura-Massaker im Mai 1948, das von haganah-Kräften nur wenige Tage nach der Ausrufung des Staates Israel begangen wurde, ist nicht nur eines der schlimmsten Massaker von 1948, sondern seine Vertuschung ist auch an sich eine Geschichte, die uns zeigt, wie effektiv Schweigen sein kann, um Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu verschleiern.

Mein Artikel basiert auf einem mehrstündigen Interview mit Teddy Katz, dem Mann, dessen Masterarbeit über das Tantura-Massaker (eingereicht 1998, Universität Haifa) in Israel großes Aufsehen erregte, nachdem es Anfang 2000 in einem Maariv-Artikel in der israelischen Öffentlichkeit weit verbreitet war. Ich habe auch andere Mitglieder seiner Familie interviewt, um eine Perspektive auf die Auswirkungen zu bekommen, die der ideologische, politische, rechtliche und gesellschaftliche Sturm auf Katz hatte. Der Historiker Ilan Pappe, der zu dieser Zeit Professor an der Universität Haifa war und Katz und dem Fall sehr nahe stand, hat sich in seinem 2001 erschienenen Artikel „The Tantura Case in Israel: The Katz Research and Trial“ (im Journal of Palestininian Studies) ausführlich auf die Geschichte bezogen, der geschrieben wurde, während ein Verleumdungsverfahren gegen Katz von Haganah-Veteranen stattfand. Ich beziehe mich ziemlich oft auf Pappes Artikel und fasse daraus sowie aus anderen Artikeln zusammen und spiegele diese Fakten und Referenzen mit den Dingen wider, die Teddy Katz und seine Familie gesagt haben. Ich beschäftige mich mit meiner Berichterstattung über den Prozess hinaus bis Ende 2003, als die Universität, die Katz zunächst mit einem A+ auszeichnete, ihn später bei seiner überarbeiteten Dissertation im Stich ließ, die noch umfassender war – in einem Akt, der eindeutig von politischen Bedenken motiviert war, wie ich zeigen werde.

One may ask, why this story would still hold currency for us today? >>>

Documenta 15 – Kann Kunst antisemitisch sein?

So wie täglich die Sonne im Osten aufgeht und im Westen untergeht, so regelmäßig erreichen uns Vorwürfe von Antisemitismus-Skandale, die von dubiosen Vereinen und Gruppen erhoben werden, die sich „Bündnis gegen Antisemitismus“ nennen und deren Absicht und Ziel darin liegen Israels Politik zu verteidigen und vor Kritik und Angriffen zu schützen. Diese Vorwürfe, die meistens unbegründet und mit zweifelhaften Hinweisen beladen sind, werden von den Medien tatsächlich ernst genommen und verbreitet.

Seit Wochen ist wieder eine Debatte entflammt, die sich damit beschäftigt, ob die Documenta 15 in Kassel antisemitisch sei. Anonyme Wächter Israels haben der Ausstellung vorgeworfen antisemitische Tendenzen im Programm zu haben. Solche Vorwürfe kommen regelmäßig und sind ähnlich schwer zu bekämpfen wie eine Epidemie. Sie wechseln auch permanent ihre Form und mutieren immer wieder wie ein Corona Virus.   Weiterlesen

Wie die IHRA-Arbeitsdefinition von Antisemitismus falsch dargestellt wird

von Jamie Stern-Weiner

Vorwort

Was als Arbeitsdefinition von Antisemitismus der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) angepriesen wird, ist keine Definition, hat wenig mit Antisemitismus zu tun und wurde von der IHRA weder geschrieben noch gebilligt. Das sind die Ergebnisse dieses akribisch recherchierten und politisch brisanten Berichts.

Wissenschaftler und Rechtsexperten haben überzeugend argumentiert, dass die Definition des IHRA inkohärent, vage, anfällig für politischen Missbrauch und nicht zweckdienlich ist. Sie erfüllt nicht einmal die elementarste Anforderung an eine Definition, nämlich zu definieren. Die entscheidende Rolle von Pro-Israel-Lobbygruppen bei der Ausarbeitung und Förderung der Definition ist ebenfalls erwiesen.

Dieser bemerkenswerte Bericht bekräftigt diese Schlussfolgerungen. Aber er betritt auch wichtiges Neuland. Expertenkritik und politische Kontroversen haben sich auf eine Liste von 11 hochproblematischen Beispielen vermeintlich antisemitischer Aussagen und Verhaltensweisen konzentriert. Sieben dieser 11 Beispiele beziehen sich auf Israel. Alle diese Beispiele, so die Befürworter Israels, bildeten einen integralen Bestandteil der IHRA-Definition.

Der Bericht zeigt, dass das Entscheidungsgremium der IHRA, das Plenum, in der Tat beschlossen hat, alle diese Beispiele aus der Definition auszuschließen. Die IHRA-Definition enthält keine Beispiele. Wenn hierüber weitverbreitete Verwirrung herrscht, dann deshalb, weil die Verfechter der Beispiele innerhalb und außerhalb der IHRA die Entscheidung des Plenums systematisch und methodisch falsch dargestellt haben.

Die Beispiele, die fälschlicherweise als Teil der IHRA-Definition dargestellt werden, wurden benutzt, um legitime Kritik an Israel zu delegitimieren und zu zensieren und, weiter gefasst, um die freie Rede über Israel zu beschneiden. Dies schirmt Israel von der Rechenschaftspflicht für seine schweren Menschenrechtsverletzungen ab, die folglich unkontrolliert weitergehen.  Weiterlesen

Ein obsurer Kasseler Blog schreit „Antisemitismus!“ DIE ZEIT konstruiert daraus eine Kampagne

von Arn Strohmeyer

Wenn Feuilleton-Redakteur Thomas E. Schmidt von der ZEIT das Wort Palästina hört, fällt er offensichtlich sofort in eine Art hysterischen Zustand, wie jetzt geschehen anlässlich der Antisemitismus-Vorwürfe gegen das indonesische Kollektiv, das die Kunstausstellung Documenta in diesem Jahr organisiert. Wer denkt da nicht gleich an Jutta Dittfurths schon zum negativen Klassiker gewordene Hetz-Parole „Palästina, halt‘s Maul!“ oder den ebenfalls schon klassisch gewordenen denunziatorischen Ausspruch des Berliner Antisemitismus-Beauftragten Samuel Salzborn, der bekannte: „Wenn im Zug am Nachbartisch Leute anfangen ohne jeden Grund auf ‚Palästina‘ zu sprechen kommen, ist es wahlweise Zeit, auszusteigen, Kopfhörer aufzusetzen oder sie anzuschreien.“

Etwas gewählter drückte sich ZEIT-Redakteur Schmidt in seinem Beitrag gegen die Documenta-Macher schon aus. Aber einen Blog-Beitrag eines abstrusen Kasseler „Bündnisses gegen Antisemitismus“ für eine groß angelegte Kampagne zu nutzen, um den Indonesiern Antisemitismus vorzuwerfen, ist schon ein starkes Stück. Denn konkrete und überzeugende Beweise für seine Attacke hat er nicht – außer der Einladung von Palästinensern aus einem Kulturzentrum in Ramallah zur Documenta. Dieses Zentrum trägt den Namen eines antizionistischen Patrioten, der aber schon 1953 gestorben ist. Das reicht aus, um „Antisemitismus!“ und „Palästina, halt‘s Maul!“ zu schreien. Man muss sich wirklich fragen, in welcher politischen Kultur wir eigentlich leben. Gerade Kunst und Kultur brauchen offene Diskurse, in denen auch andere Narrative zu Wort kommen können, will man den demokratischen Anspruch nicht der Lächerlichkeit preisegeben.  Weiterlesen

Der Staat Israel gegen die Juden

von Robert Herbst

Sylvain Cypels „Der Staat Israel gegen die Juden“ [Franz. u. Engl.] zeigt, wie sehr die Israelis in ihrer Behandlung der Palästinenser den menschlichen Anstand verloren haben und wie viel jüdisches moralisches Erbe bei der Schaffung, Unterstützung und Duldung eines jüdischen Staates aufgegeben wurde.

Im Jahr 2014, nach der Operation „Protective Edge“, die den Gazastreifen verwüstete und 2.000 Palästinenser, darunter mehr als 500 Kinder, tötete, wurde die kognitive Dissonanz zwischen jüdischen moralischen und religiösen Werten und der israelischen antipalästinensischen Apartheid – und der US-amerikanisch-jüdischen Unterstützung für all das – für mich zu groß, und ich begann, mich gegen die jüdische Unterdrückung der Palästinenser auszusprechen – außerhalb des jüdischen Stammes. Nach einigen Jahren fing ich an, einen Satz zu verwenden, der meiner Meinung nach meine Gefühle in dieser Sache angemessen zusammenfasste: Die Unterdrückung der Palästinenser wird von Juden verübt, in einem Israel von, durch und für Juden, aber sie ist nicht jüdisch>>>

Dr. Michael Blume, Deutscher Antisemitismus-Beauftragter als Antisemit entlarvt!

von Ludwig Watzal

Wer ist der eigentliche „Antisemit“? Augstein, Heusgen oder doch der Beauftragte für Antisemitismus Michael Blume?

Endlich traf der Bannstrahl der Antisemitismus-Jäger des Simon-Wiesenthal-Centers (SWC) in Los Angeles den Richtigen. Baden-Württembergs Antisemitismus-Beauftragter wird von der reaktionären zionistisch-jüdischen Organisation des Antisemitismus geziehen. Warum nur Blume? Auf diese Liste gehören auch die anderen Beauftragten für Antisemitismus wie zum Beispiel Felix Klein, Uwe Becker, der Möchtegern-Jude mit Kippa, oder Samuel Salzborn, einer der strammsten pro-zionistischen Professoren im Dienste des rassistischen Zionismus, oder die Ex-Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP), die diesen Job für das Bundesland Nordrhein-Westfalen erledigt. Bis auf die Freie Hansestadt Bremen haben alle anderen Bundesänder diesen fragwürden Posten eines Beauftragten für Antisemitismus eingerichtet.  Weiterlesen

Herr von Notz, die Bundesregierung betreibt eine „Verdummung der Bevölkerung“ in puncto Israel

von Ulrich Kammer

Sehr geehrter Herr von Notz,

Ihrer Vita im Internet habe ich entnommen, daß Sie einmal in der Bahnhofsmission Frankfurt gearbeitet haben. Dasselbe habe ich als Student in den Semesterferien 1952 getan, da war ich 26 Jahre alt, kurz vor meinem 1. Staatsexamen. Im Herbst 1971 habe ich mit einer Schülergruppe in Auschwitz gearbeitet unter Aktion Sühnezeichen -Friedensdienste. Im Jahr 1995 wurde ich Gründungsmitglied des Synagogenbauvereins Gießen, setze mich seitdem für das Wohl der jüdischen Gemeinde Gießen ein. 1996 warb ich für das Wapniarka-Hilfswerk der Charlotte Petersen, einer Freundin meiner Mutter seit 1924. Im gleichen Jahr bereiste ich das Baltikum, aus dem meine mütterlichen Vorfahren stammten. Dolmetscherin und Reiseleiterin war die jüdische pensionierte Krankenschwester Ester Lagdzdina aus Riga, die als junges Mädchen 1941 in die Sowjetunion geflüchtet war – ihre Zwillingsschwester und Mutter waren in Riga geblieben und wurden ermordet. Ester konnte 1997 auf Betreiben meiner Verwandten in Berlin nach Potsdam übersiedeln und dort ihren Lebensabend verbringen.

Doch nun zur Gegenwart: Nach dem Jahr 2000 erfuhr ich von den Forschungen der sogen. Neuen israelischen Historiker seit dem Buch des Altzionisten Simcha Flapan, dessen Buch „Die Geburt Israels – Mythos und Wirklichkeit“ 1987 erschienen war. (Melzer Verlag) Eine gründliche Rezension dieses Buchs ist unter Schattenblick Rezension 288 weiterhin im Internet lesbar.

In Deutschland setzen sich das „Bündnis für gerechten Frieden“ und die „Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost“ ein für einen menschenwürdigen Frieden zwischen Israel und den seit 54 Jahren besetzten Gebieten, in denen jetzt rd. 700 000 Síedler auf geraubtem Land leben.  Weiterlesen

Zu Xavier Naidoos „Antisemitismus“

von Eurich Lobenstein

Amtlich ist es nicht, dass Xavier Naidoo Antisemit sei. Es ist eine private Ansicht. Er darf von privater Seite öffentlich als Antisemit bezeichnet werden. Natürlich ist das bei einem Xavier Naidoo nicht mehr „privat“. Weil aber unsere Gesellschaft im Ganzen nicht nur amtlich ist, aber auch nicht aus lauter privaten Individuen besteht, wird die Grauzone zwischen „privat“ und amtlich ein breites Feld. Wer seine Musik gerne hört, kann „privat“ auch antisemitischer Züge verdächtigt werden. Auch das mit den „Zügen“ ist schwammig: Jeder Mensch hat autistische Züge (Rainer Sachse) , die weit entfernt davon sind, ein Krankheitsbild zu bedeuten. Und so wird letztlich jeder Mensch „antisemitische Züge“ haben, ohne dass man ihn wirklich zum Antisemiten erklären darf. An ein Gebot der Fairness hält sich nur kein Schwein. Die Gerichtsgutachter attestieren jedem Angeklagten nach den Erwartungen des Gerichts (sie wollen von ihm wieder beauftragt werden) schizophrene, hysterische, hypochondrische etc. „Züge“; wissenschaftlich ist das unverfänglich. Beispiel: Ein Gutachter sagte aus, „der Angeklagte sei intelligenter als normal“; das Amtsgericht Karlsruhe formulierte die Aussage urteilstauglich: „Der Angeklagte weicht zwar von der Norm ab, das hat aber noch keine krankhaften Züge“. So ist es auch mit dem „Antisemitismus“ von Naidoo: Seine Aussagen haben vielleicht antisemitische Züge, aber als Antisemiten kann man ihn deswegen nicht hinstellen.  Weiterlesen