His Masters Voice

Die sogenannte Kritik an der „Israelkritik“ kommt besonders authentisch daher, wenn sie von Juden praktiziert wird, frei nach dem Satz von Alexander Roda-Roda: „Aus dem Antisemitismus könnte schon was werden, wenn sich nur die Juden seiner annehmen würden.“ Ein reaktionärer jüdischer Autor hat es in dieser Disziplin weit gebracht – Henryk M. Broder.

Er ist ein linientreuer Jude, weil er genau das sagt und schreibt, was die israelische Propaganda von ihm erwartet oder vielleicht sogar von ihm verlangt. Er wundert sich seit Jahren, dass Israel von Antisemiten delegitimiert wird, obwohl es doch die Palästinenser besser behandele als einst die Nazis die Juden behandelt haben.

Er spricht von „aufgeklärten“ Besatzung und „humaner“ Unterdrückung, als ob man „human“ sein kann und gleichzeitig „Unterdrücker“.

Mittlerweile ist Kritik an der „Israelkritik“ ein alter Hut. Keiner nimmt sie mehr ernst. Es musste ein neues Feindbild gefunden oder erfunden werden. Da kam die Flüchtling-Welle gerade recht. Der Israelkritik konnte das Märchen vom muslimischen Antisemitismus entgegengestellt werden.

Und nun betritt ein Jude die Szene, um die Deutschen darüber aufzuklären, dass der „muslimische Antisemitismus“ nur eine Form der „Israelkritik“ ist, die sich eben nicht gegen Juden, sondern gegen die Israelis richtet, genauer gegen die israelische Politik. Da die Israelis nach eigener Definition gar keine Israelis, sondern Juden sind, halten sie es für ein Zeichen von Antisemitismus, wenn man sie kritisiert. Dabei sind mehr als ein Viertel der Israelis keine Juden, und der Rest empfindet sich eher als Israeli. Nur die orthodoxen Juden lehnen es ab, Israeli zu sein. Wenn Muslime „Jude“ bzw. „Yahud“ sagen, meinen sie zunächst einmal Israeli. Was sich in deutschen und jüdischen Ohren antisemitisch anhört, hat fast immer nichts mit Antisemitismus zu tun, sondern mit dem ungelösten Palästina-Konflikt. 

Es ist deshalb absurd, Kriitik an Israels Politik als Antisemitismus zu bezeichnen. Man muss doch kein Antisemit sein, um Israels Verletzungen des Völkerrechts zu brandmarken. Viele Israelis und Juden weltweit tun es. Es war doch der Traum der zionistischen Gründer, dass Israel so behandelt wird, wie alle anderen Staaten. Kritik an der Politik Italiens ist keine Kritik der Katholischen Kirche, Kritik an der Politik arabischer Staaten ist keine Kritik des Islam, und Kritik an Putins Politik ist keine Verachtung der orthodoxen Kirche.

Mit Israel und den Juden ist es anders. Da wird Kritik an Netanjahus Politik in die Nähe des Antisemitismus gerückt, den es in Europa und ganz besonders in Deutschland schon seit Jahrhunderten gab und immer noch marginal gibt. Und auch wenn Zionisten und Israelfans immer wieder betonen, dass man Israel kritisieren kann und darf, so wird dennoch jeder, der das tut, als Antisemit verleumdet, selbst wenn er Jude ist.

Diesmal hat sich Broder den israelisch-britischen Publizisten David Ranan vorgenommen und ihn mit Häme und Spott übergossen, weil dieser sachlich und verständlich über den muslimischen Antisemitismus in Deutschland berichtet. Vor allem wurmt es Broder, dass Ranan zu einem anderen Ergebnis kommt, als von der israelischen Hasbara (Propaganda) vorgesehen.

Dabei hat sich Ranan in seinem Buch „Muslimischer Antisemitismus“ nicht mit Israel beschäftigt, sondern mit angeblichen anti-jüdischen Einstellungen unter Muslimen in Deutschland. Dazu hat er mehr als 70 Interviews mit jungen muslimischen Studierenden und Akademikern geführt, um ihre Haltungen und Gefühle gegenüber Juden, Judentum, dem Holocaust und Israel zu erkunden. Es ist typisch, dass man da sofort eine Delegitimierung Israels vermutet.

Broder scheint für seine Beurteilung des Antisemitismus und sein angebliches „Wissen“ darüber offensichtlich direkt von der Propaganda-Zentrale Israels zu beziehen. „Mehr als 70 Interviews! Wow! Das würde weder für eine qualitative noch eine quantitative Analyse der Haltungen und Gefühle deutscher Autofahrer zum Parkverbot in Fußgängerzonen reichen, aber für eine Neudefinition muslimischer Judenfeindschaft ist es mehr als genug“. Broders Methode! Wow! Ist immer die gleiche: Zynismus und Häme, und vor allem am Thema vorbei, weil er sachlich dazu nichts zu sagen hat. Ranan ging es ja nicht um eine „Neudefinition muslimischer Judenfeindschaft“, sondern um eine Bestimmung des möglichen Antisemitismus unter in Deutschland lebenden Muslimen. Ein kleiner, aber wichtiger Unterschied, den Broder natürlich nicht beachtet, weil es seine absurden Thesen in Frage stellen würde. Was ist aber Broders „muslimische Judenfeindschaft“ verglichen mit der christlichen Judenfeindschaft, mit der Inquisition und dem millionenfachen Mord im Namen der Kirche?

Der Perlentaucher stellt Ranan als Spross einer deutsch-jüdischen Familie vor, einen Banker und Unternehmensberater, der ein Studium der Kultur- und Politikwissenschaft absolviert hat und heute als freier Autor in London lebt“, so Broder, der selber kein Studium „absolviert“ hat, der kein „Banker und Unternehmungsberater“ ist und keinen anderen Beruf erlernt hat, als zu schreiben.

Broders Häme kennt keine Grenzen und er merkt nicht einmal, dass diese am Ende auf ihn zurückfällt. Hat nicht die Zeitschrift CICERO erst kürzlich über ihn getitelt: „Hofjude außer Dienst“! Und im Artikel wird der „Hofjude“ zitiert, wie er mit seinen „Feinden“, die alle natürlich Antisemiten sind, umgehen will: „Euch mache ich, wenn es sein muss, am frühen Morgen fertig, noch bevor ich meinen Hund Gassi geführt habe.“ Und CICERO fragt, ob es einen „finstereren“ Satz von ihm gibt. Ja, den gibt es! Broders ganzes Werk besteht doch aus solchen Sätzen.

Er schreibt: „Der freie Autor Ranan hat fünf Bücher und einen Artikel für die SZ über „Das Schweigen der Diaspora“ veröffentlicht“. Besser ein guter Artikel für die SZ als 1000 schlechte Hetz- und Hassartikel für die Welt.

 „Was mich angeht“, fährt Broder fort, „finde ich sein erstes Buch am spannendsten, eine vergleichende Studie über den Opernbetrieb in Deutschland und England.“ Broders erstes Buch hieß „Wer hat Angst vor Pornografie?“, und es war eine „vergleichende Studie“ über den Pornobetrieb in Deutschland. Broder hat sich dann bei den einschlägigen St. Pauli Nachrichten beworben. Von Pornografie versteht er eine Menge. Ein Gericht hat sogar entschieden, dass Frau Hecht-Galinski ihn als „Pornographen“ bezeichnen darf.

Schließlich kommt Broder zum Stein des Anstoßes: „Sein neues Buch über den muslimischen Antisemitismus, der keiner ist, kommt dagegen gut an. Ranan selbst scheint über die positive Rezeption überrascht zu sein.“ Ist Broder etwa neidisch, dass er solche Bücher nicht schreiben kann oder gar darf? Ranan hat plausibel gemacht, dass der sogenannte muslimische Antisemitismus in Wirklichkeit fast ausschließlich Hass und Kritik auf Israel bzw. Israels Politik ist, dass er Antizionismus ist. Man kann nicht oft genug darauf hinweisen, dass Kritik an Israel per se kein Antisemitismus ist. Das weiß inzwischen jeder, der sich ernsthaft mit dem Problem beschäftigt und nicht nur israelische Propaganda nachplappert. Ranan hat auch mit keinem Satz behauptet, dass es überhaupt keinen muslimischen Antisemitismus gibt, so wie auch ich in meinem Buch nicht behauptet hatte, dass es keinen deutschen oder christlichen Antisemitismus mehr gibt. Das alles gibt es, aber marginal und ungefährlich, solange unsere Demokratie funktioniert. Wir benötigen deshalb eher einen Demokratie-Beauftragten statt eines Antisemitismus-Beauftragten.

Sämtliche Studien zeigen, dass es einen bedeutsamen Rückgang beim Antisemitismus gibt. Zudem kommt noch die Erkenntnis, dass vieles von dem, was in solchen Studien als Antisemitismus „erkannt“ wird, zumeist simple Vorurteile sind. Nicht jedes Graffiti in öffentlichen Toiletten verdient es, in Statistiken über „antisemitische Straftaten“ aufgenommen zu werden. Deshalb ist es auch zu begrüßen, dass Ranans Buch „gut ankommt“. Nach der Flut von absolut überflüssigen Büchern von Henryk M. Broder oder Hamed Abdel-Samad  ist es endlich an der Zeit, dass sachliche und fundierte Bücher geschrieben werden, die nicht von der israelischen Lobby gesponsert wurden.

Natürlich kann jemand wie Broder nicht auf den ultimativen Schlag unter die Gürtellinie verzichten, der allerdings zum Bumerang wird, wenn er schreibt: „Was er (Ranan) sagt, könnte dafür sorgen, dass alle Behauptungen über die besondere jüdische Intelligenz ad absurdum geführt werden“.

Von „jüdischer Intelligenz“ ist bei Broder nicht viel zu erkennen. Er hat uns seine perfide Intelligenz und jüdischen Humor vorgeführt. Israelis sind für ihn immerhin Täter, denen es Spaß macht, Täter zu sein und er gibt auch zu, dass man die Palästinenser vertrieben hat, „leider nicht weit genug“. Wenn das ein Zeichen von Intelligenz ist, oder gar von „jüdischer Intelligenz“, dann möchte ich lieber nicht intelligent und auch nicht Jude sein

Damit hat uns Broder seine besondere Intelligenz vorgeführt. Er erweist sich damit aber als eine wahrlich gehässige Stimme seines Herrn, his masters voice. Wie ein tollwütiger Hund verbeißt er sich in alle, die anderer Meinung sind.

Es wird heute viel über die „unaufgeklärten Muslime“ geredet, dass der Islam keine Aufklärung durchlebt hat. Leider werden die unaufgeklärten Juden nicht erwähnt. Das Judentum, zumindest das orthodoxe Ostjudentum, dessen Söhne und Enkel im Begriff sind, die Macht in Israel zu übernehmen, kennt nämlich auch keine Aufklärung. Sie sind im Mittelalter, wenn nicht gar im Altertum stehen geblieben. Sie waren damals schon – siehe die Bibel – Rassisten und sind es bis heute geblieben. Selbst Griechen und Römer waren aufgeklärter. Diese Juden sind kaum zu unterscheiden von Islamisten, für die der Islam ewiger Kampf bedeutet. Netanjahu hat erst neulich eingeräumt, nachdem ein Knesset-Abgeordneter ihn gefragt hatte: „Israel wird ewig das Schwert tragen müssen.“ Er meinte, Israel wird ewig Krieg führen müssen. Und so wie er denken viele Zionisten und auch Henryk M. Broder.

So wie die Islamisten sind auch diese „unaufgeklärten“ Juden zu Nächstenliebe und Demokratie nicht fähig. Sie leben zwar nicht mehr im Ghetto, aber das Ghetto lebt in ihnen fort. Und wenn in der Bibel, bei den zehn Geboten, geschrieben steht: Liebe deinen nächsten, so sind die national-religiösen Juden dazu nicht fähig. Sie halten sich für etwas Besonderes, etwas Besseres obwohl es in ihrer Bibel heißt, dass der Mensch im Ebenbild Gottes geschaffen wurde. National-religiöse Juden glauben, dass nur sie gemeint sind.

Broder übrigens auch. Es ist nicht lange her, dass er sich um den Posten des Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland bewarb. Er warf seine Kippa in den Ring, wie er sich ausdrückte. Ja, Broder wäre schon gern der Oberjude und nicht der jüdische Clown oder gar der dumme-intelligente Hofjude des deutschen Journalismus.

David Ranan, Muslimischer Antisemitismus. Eine Gefahr für den gesellschaftlichen Frieden in Deutschland?, Verlag J.H. W.Dietz, Bonn 2018, € 19.90.

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