von Ludwig Watzal
Bis zur gewaltsamen Gründung des Staates Israel stellte der Zionismus immer eine Minderheitenmeinung dar. Die westlichen Medien bezeichnen Israel gern als „Heimat der Juden“ und „einzige Demokratie des Nahen Ostens“. Diese Binsenweisheiten bilden nicht nur die Grundlage der Berichterstattung, sondern liegen auch der öffentlichen Diskussion und den primitiven Talkshows zugrunde. Kritik an Regierungshandeln gilt als „Königsrecht“ jeder demokratischen Öffentlichkeit. Im Falle Israels wird dieses Recht jedoch weitgehend außer Kraft gesetzt. Kritik wird als „antisemitisch“ verteufelt. Hier tun sich besonders die sogenannten Freude Israels hervor. Sie sind wider alle Vernunft die „nützlichen Idioten“ Israels. Die Meinungen unabhängiger Israelis und Juden, welche die aggressive und rassistische Politik der israelischen Regierungen kritisieren, werden nicht zur Kenntnis genommen.
Seit dem Aufkommen des Zionismus am Ende des 19. Jahrhunderts gibt es großen Widerstand gegen diese Ideologie. Das tiefschürfendste Buch zu diesem Thema wurde von Professor Yakov M. Rabin, emeritierter Professor für Geschichte an der Universität von Montreal, veröffentlicht. Alle jüdisch-religiösen Autoritäten widersetzten sich dieser Idee, die dem Judentum völlig fremd war. Nach Ansicht des Autors könne die jüdische Tradition der letzten zwei Jahrtausende nur als „pazifistisch“ beschrieben werden. Die Zerstörung des Tempels und das darauf folgende Exil werden nach traditioneller Sichtweise als Strafen für Verfehlungen von Juden interpretiert. Dies galt bis ins 20 Jahrhundert hinein, bis der Zionismus „militärisches Heldentum“ als verehrungswürdig ansah. Die ersten, die Widerstand dagegen und gegen die Kolonisierung Palästinas leisteten, seien die Rabbiner des „alten Yishuv“ gewesen. Für sie stellten die jüdischen Siedler die eigentliche Gefahr dar.
Neben der Opposition religiöser Führer gegen den Zionismus sprachen sich zahlreiche weltliche Persönlichkeiten gegen den Zionismus aus. „Wrestling with Zionism“ präsentiert diese Opposition. Unter ihnen sind solche Schwergewichte wie Ahad Haam, Martin Buber, Albert Einstein, Hannah Arendt, Yeshayahu Leibowitz, Noam Chomsky, Tanja Reinhart, Zeev Sternhell, Uri Avnery, Tikva-Honig Parnass, Shlomo Sand, Tom Segev, Simha Flapan, Baruch Kimmerling, Benny Morris, Avi Shlaim, Ilan Pappe, Gideon Levy, Amira Hass und Michel Sfard, nicht zu vergessen Avraham Burg, der seine Meinung über den Zionismus geändert hat, nachdem er den Job der Jewish Agency abgeben musste. Auch Moshe Machover, einer der renommiertesten antizionistischen Kritiker, der in England lebt und wegen seine politischen Haltung gegenüber Israels Politik der Säuberung in der Arbeiterpartei zum Opfer fiel.
Die westlichen Mainstream-Medien porträtieren Israel/Palästina als die Heimat der Juden. Die Realität hinter dieser absurden Behauptung sieht völlig anders aus. Auf Kosten des indigenen palästinensischen Volkes wurde Israel 1948 gewaltsam gegründet. Über 700.000 Palästinenser wurden gewaltsam aus ihrer Heimat vertrieben. Dieses Verbrechen gegen die Menschlichkeit werden bis dato kritisiert. Auch der Antizionismus wird von der Israellobby und ihren willigen Vollstreckern als „Antisemitismus“ stigmatisiert. Die zivilgesellschaftliche BDS-Bewegung wird geradezu zu einem Monster stilisiert, das Israels Existenz „bedroht“. Diese Wahnidee hat auch Einzug in eine Anti-BDS-Resolution des Deutschen Bundestages gehalten. Dieser politische Irrsinn wurde soeben durch ein Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages als „verfassungswidrig“ und völlig irrelevant bezeichnet.
Bei dieser verabscheuungswürdigen Verleumdungsaktion tun sich besonders die USA, Kanada, Australien, Großbritannien, Frankreich und Deutschland hervor. In diesen Ländern reagiert die politische Klasse hysterisch gegen jede Form von Antisemitismus, obwohl viele Vorfälle nichts mit Antisemitismus zu tun haben. Der sogenannte Antisemitismus dient ihnen als Allzweckwaffe, um sich der berechtigten Kritik an Israels Politik an den Palästinensern nicht stellen zu müssen.
Daphna Levit präsentiert 21 abweichende Meinungen. Diese unabhängigen Stimmen von Israelis und Juden, die das zionistische Narrative in Frage stellen, sind in den westlichen Medien kaum zu hören. Die zionistische Israellobby attackiert alle Medien, die es wagen, solche Meinungen zu veröffentlichen. Vielleicht können solch mutige Bücher wie „Wrestling with Zionism“ nur außerhalb Israels veröffentlicht werden. Zusammen mit Zalman Amit veröffentlichte Daphna Levit das ausgezeichnete Buch „Israeli Rejectionism„, das zeigt, dass Israel niemals Frieden wollte, weil die israelischen Regierungen jeden Weg ablehnten und boykottierten, der zum Frieden mit den Palästinensern hätte führen können.
Nach Levits Meinung war Israel als ein „Licht unter den Nationen“ konzipiert. „Stattdessen schufen wir eine Militärmacht, bis an die Zähne bewaffnet und blind für die Opfer unserer eigenen Grausamkeit.“ Alle Autoren repräsentieren die moralische Tradition des Judentums. Für den Historiker Shlomo Sand ist Israel „ethnozentrisch und rassistisch“.
Dieses Buch setzt einen Kontrapunkt zur offiziellen zionistischen Ideologie, der moralischen Bankrotterklärung des zionistischen Politestablishments und des aggressiv-militanten Nationalismus, der das Gesicht des Judentums verschandelt.
Ich weiß nicht, ob man das so vereinfachen darf: wir leben in einer europäisch geprägten Welt voll von Waffen, die ihre Neuzeit mit Sklavenhandel, Ausbeutung und Ausrottung (der Indios) nach 1492 begonnen hatte. „Die Araber“ waren auch keine Kinder von Traurigkeit. Die Barbaresken hatten die nördlichen Mittelmeerküsten heimgesucht und Menschen zur Beute gemacht. Zahllose Italienerinnen sind in den Harems verschwunden. Die Gründung der deutschen Ost-Afrika-Kolonie war möglich, weil sich die Schwarzafrikaner unter den Schutz des Kaisers gegen die arabischen Sklavenhändler stellten. Der südliche Sudan ist heute noch von Arabern geplagt und von Boko Haram braucht man nicht groß zu reden. Der Islam ist eine Religion, die sich alle fünfzig Jahre neu erfindet.
Das „Problem“ Israels ist doch, seine Existenz nicht nur auf Nationalismus (Zionismus) zu stützen, sondern auch auf den Holocaust. Es ist also weder der wehrhafte Zionismus noch der Holocaust das Problem, sondern die Unvereinbarkeit dieser zwei Säulen. Das erzeugt ein schizophrenistisches Verhältnis, und führt zu einem „Riß“ in der israelischen Gesellschaft und in der Diaspora. Shlomo Sand will daher auch „Post-Zionist“ sein und hat sich nach Paris zurückgezogen; und so ähnlich sollte es auch einen Post-Victim-Status geben. Es ist alles vorbei: Kauft euch neue Klamotten
Verbrechen sind doch nicht aufrechenbar. Was bedeutet:“ Der Islam ist eine Religion, die sich alle fünfzig Jahre neu erfindet“? Ist es nicht eher die Gesellschaft, die sich „neu erfindet“ z.B. der Übergang von einer feudal zu einer Industriegesellschaft.