Bischof Abromeit sagt die Wahrheit und wird mit der Antisemitismuskeule „erschlagen“

von Arn Strohmeyer

Da redet ein deutscher protestantischer Bischof Tacheles in Sachen Israel – und Journalisten Politiker und die Spitzenvertreter der Kirche fallen gleich rudelweise über ihn her und stellen ihn in die antizionistische bzw. antisemitische Ecke. Man muss ihre Vorwürfe hier gar nicht wiederholen, es sind immer dieselben, sie werden routinemäßig wie eine Litanei abgespult, wenn es jemand wagt, Israels Politik gegenüber den Palästinensern oder Deutschlands Politik gegenüber dem zionistischen Staat zu kritisieren. Schon lange und erst recht nach dem BDS-Beschluss des Bundestages ist Artikel 5 des Grundgesetztes (Meinungs- und Informationsfreiheit) so gut wie außer Kraft gesetzt.

Was war geschehen? Der Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Evangelisch-Lutherischen Kirche Hans-Jürgen Abromeit hat ein paar Wahrheiten ausgesprochen, die in Deutschland eben auf dem Index stehen: Die Deutschen betrieben aus dem Schuldbewusstsein des Holocaust heraus eine „Überidentifikation“ mit dem Staat Israel. Es würde ganz bewusst – besonders von der Kirche – nicht zwischen dem biblischen und dem heutigen Staat Israel unterschieden. Die Sicherheit Israels werde zur deutschen Staatsräson erklärt, die berechtigten Interessen der Palästinenser (auch ihre Sicherheit) spielten dabei aber keine Rolle.  Weiterlesen

Israels jüngster Versuch, Palästina auszulöschen

von Ilan Pappe

Der Versuch, offizielle Dokumente der ethnischen Säuberung von Palästinensern 1948 zu unterdrücken, ist nicht neu.

Aber die Bemühungen von Teams des israelischen Verteidigungsministeriums, sensible Dokumente aus israelischen Archiven zu entfernen – wie kürzlich von Haaretz berichtet1) –, müssen in einem neuen politischen Umfeld verstanden werden und nicht bloß als ein Versuch, israelischen Regierungen eine Bloßstellung zu ersparen.

Wer von uns mit Nakba-Dokumenten arbeitet – Nakba meint „Katastrophe“ und ist der Begriff, den Palästinenser verwenden für die 1948 geschehene Vertreibung von etwa 800.000 Menschen von ihrem Grund und Boden und ihren Wohnungen dort, wo inzwischen Israel ist –, war sich bereits über die Beseitigung dieser Dokumente im Klaren. Viele Jahre lang waren zum Beispiel Historiker nicht in der Lage die „Dorf-Dossiers“ noch einmal einzusehen, die für meine These, dass der Krieg von 1948 ein Akt ethnischer Säuberung war, einen wichtigen Beweis abgaben.

Einige der wichtigen Materialien, die Benny Morris bezüglich der Massaker von Deir Yassin2) und al-Dawayima3) heranzog, standen ebenfalls nicht mehr zur Verfügung4). Sie alle schildern eine wahrhaftigere israelische Version der Ursachen, die zum sogenannten „palästinensischen Exodus“ von 1948 geführt haben.  Weiterlesen

Bischof Abromeit sieht Überidentifikation der Deutschen mit dem Staat Israel

Endlich erhebt einmal ein deutscher Bischof (Hans-Jürgen Abromeit, Greifswald) seine Stimme gegen die Ungerechtigkeit in Israel. Er stellt eine „Überidentifikation“ der politischen Klasse in Deutschland mit Israel fest, was zu einer Vernachlässigung der Sicherheitsinteressen der Palästinenser führe.

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„Der Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Evangelisch Lutherischen Kirche in Norddeutschland, Hans-Jürgen Abromeit (Greifswald), hat dazu aufgerufen, im Israel-Palästina-Konflikt nicht nur die israelische Sichtweise wahrzunehmen. Er habe den Eindruck, dass etwa die palästinensischen Sicherheitsinteressen in den Diskussionen in Deutschland oft nicht richtig beachtet würden, sagte er am 1. August auf der Jahreskonferenz der Deutschen Evangelischen Allianz im thüringischen Bad Blankenburg. Er hielt ein Seminar zum Thema „Zwei Völker – ein Land. Eine biblische Vision für Frieden zwischen Israel und Palästina“ an.

Laut Abromeit resultiert aus dem Schuldbewusstsein der Deutschen infolge des Holocausts eine Überidentifikation mit dem Staat Israel. Es werde bewusst nicht unterschieden zwischen dem biblischen Israel und dem heutigen Staat. Das führe aber zu einer Vermischung der theologischen und der politischen Ebene. Ferner werde das Eintreten für die Sicherheit des Staates Israels von deutschen Repräsentanten zur Staatsraison erklärt, so Abromeit. Da sich der israelische Staat als jüdischer Staat verstehe, folge daraus prinzipiell die Benachteiligung der Palästinenser und eine Zurücksetzung ihrer berechtigten Sicherheitsinteressen.“ >>>