Der Wandernde – Wer? – Gilad Atzmon und das Weininger Syndrom

AtzmanGilad Atzmon ist sehr umstritten. Die einen nennen ihn einen Antisemiten und jüdischen Selbsthasser, was er übrigens selber von sich behauptet, und die anderen sehen in ihm einen Menschenfreund und brillanten Jazzmusiker. Er ist provokant und faszinierend, er schafft es jüdische Freunde und palästinensische Feinde zu haben, manche nennen ihn einen Bilderstürmer und andere einen Humanisten. Wer ist nun Gilad Atzmon?

Ich habe mich in den letzten Tagen mit Gilad Atzmon beschäftigt. Habe sein Buch „Der Wandernde – Wer?“ gelesen und dazu noch einige Rezensionen und diverse Auseinandersetzungen mit seinen Thesen. Ich war verwundert und amüsiert. Verwundert darüber, dass keinem der Rezensenten die Ähnlichkeit zwischen Gilad Atzmon und dem Wiener Juden und selbsthassenden Antisemiten Otto Weiniger aufgefallen ist, obwohl Atzmon selbst ausführlich darüber schreibt, und amüsiert darüber, dass so viele ernsthafte, kluge und intelligente Menschen den sich selbst hassenden und sich selbst liebenden Atzmon ernst genommen haben und tatsächlich versucht haben, sich mit seiner wirren und verworrenen Philosophie auseinander zu setzen. Er mag zwar ein guter Jazz-Musiker sein, aber er ist nur ein mittelmäßiger Amateurphilosoph, voller Widersprüche und Selbstüberschätzung. So wie Weininger gerne ein waschechter Arier gewesen wäre und seine jüdische Abstammung verfluchte, so verflucht Atzmon seine israelische Abstammung und wäre lieber als Palästinenser geboren. Er schreibt: „Irgendwie sehnte ich mich danach, ein Goi (Nichtjude) zu werden.“

Atzmon ist ein Narziss und so sehr er Weininger verehrt und sich mit ihm absolut identifiziert, so sehr er auf die Unsterblichkeit eines Weininger neidisch ist und selber unsterblich sein möchte, so sehr auch er sich selbst hasst und ein anderer sein möchte, so sehr bleibt er doch, was er ist – ein selbsthassender Israeli, der nicht aus seiner Haut kann. Während sich Otto Weininger tatsächlich mit philosophischen Fragen beschäftigt hat, so kreist Atzmon immer wieder um sich selbst und seine Abstammung.  Weiterlesen

Ist die Nakba-Ausstellung ein „antisemitisches Machwerk“?

Eine Ausstellung wandert durch Deutschland mit mäßigem Erfolg, überschaubarer Resonanz und gespenstischer Wirkung. Alle jüdischen Gemeinden und christlich-jüdischen Organisationen haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen diese Ausstellung verbündet, auch Kirchen, Gewerkschaften und demokratische Parteien, mit Ausnahme vielleicht der Linken, wenn man von deren radikal-zionistischem Ableger BAK-Shalom einmal absieht. Es geht um die Nakba, die Geschichte der Vertreibung der Palästinenser aus ihrer Heimat. Es gibt diese Ausstellung seit 2008, und sie ist bis jetzt in ca. 65 Städten gewesen, in Kirchen, Schulen, Volkshochschulen, Gewerkschaftshäusern, Bürgerhäusern, auf dem Ökumenischen Kirchentag in München und in diversen Stadthallen. In den ersten Jahren war es ziemlich ruhig um die Ausstellung, bis sie von den jüdischen Gemeinden, den christlich-jüdischen Vereinen und den deutsch-israelischen Gesellschaften entdeckt wurde. Seitdem wird sie von diesen treuen Freunden Israels verfolgt und verteufelt. Der Zentralrat der Juden in Deutschland duldet diese heuchlerischen Aktionen, und die israelische Botschaft tut so, als ob sie damit nichts zu tun hätte, dabei handeln diese selbsternannten Blockwarte des Zionismus treu nach den Richtlinien der israelischen Propagandapolitik, jede Erinnerung an palästinensisches Leid zu verbieten und zu verfolgen.

Die Juden gedenken jedes Jahr am 9. des Monats Av der Zerstörung des Zweiten Jerusalemer Tempels vor beinahe zweitausend Jahren, und es ist sogar ein religiöser Fastentag daraus geworden. Den Palästinensern wollen sie aber die Erinnerung an ihre Heimat und die Vertreibung, die erst vor sechzig Jahren stattgefunden hat, verbieten, und stellen das in Israel sogar per Gesetz unter drakonische Strafe. Es reicht dem Staat wohl nicht, den Palästinensern die Heimat und das Land gestohlen zu haben, jetzt geht man daran, auch noch ihre Geschichte und die Erinnerung daran zu eliminieren.   Weiterlesen

Aus Liebe zu Palästina oder Hass gegen Israel?

Zur Debatte, die zur Zeit im Verteiler von „Deutscher Koordinierungskreis Palästina Israel“ (KoPI) geführt wird, erlaube ich mir, einige Gedanken und Fakten hinzuzufügen, und fordere gleich am Anfang alle diejenigen auf, die sich an dieser Debatte nicht beteiligen wollen oder denen die Debatte peinlich und ärgerlich ist, die Löschtaste zu betätigen. Keiner soll gezwungen werden, Texte zu lesen, die er oder sie nicht lesen will, weil sie vielleicht sein Weltbild, seine Moral oder sein Rechtsempfinden in Frage stellen könnten.

Grundsätzlich glaube ich, dass man eine solche Plattform, wie sie KoPI uns bietet, gerade für Debatten nutzen sollte, auch wenn diese sich zuweilen gegen Personen und deren Verhalten richten muss. Jeder kann seine Meinung äußern, sich verteidigen oder seine Argumente kämpferisch vorbringen. Ich sehe darin eine lebendige Streitkultur. Es ist ein offener, doch geschützter Raum in denen man Probleme aufdecken und lösen kann.  Natürlich sollte man nicht persönliche Beleidigungen nur um der Beleidigungen willen vorbringen. KoPI ist sicherlich auch kein Platz, um persönliche Unstimmigkeiten zu verbreiten. Es lässt sich jedoch nicht immer vermeiden, dass man den einen oder anderen persönlich wegen seines Verhaltens, seiner Ideologie oder seiner Aussagen kritisiert. Im Interesse unserer gemeinsamen Ziele sollte es aber eine Selbstverständlichkeit sein, auf eindeutiges Fehlverhalten hinzuweisen.

Es geht um Meinungen, aber leider nicht nur um Meinungen, sondern auch um den Versuch mancher unter uns, ihre Meinung nicht nur als das allein Seligmachende zu verbreiten, sondern andere Meinungen und Personen mit teilweise sehr persönlichen Angriffen und Verleumdungen zu delegitimieren.

Wenn man sich dagegen wehrt und eine andere Meinung vertritt, wird man an die „Palästinasolidarität“ erinnert, die für mich ein Phantom ist.

„Die große Mehrzahl stellte fest, dass das dogmatische Festhalten an der Zwei-Staaten-Lösung, die tatsächliche Realität ignoriert“. Das konnte man lesen in der Schlusserklärung der Palästina Konferenz, die vom 26. – 28. September 2011 in Stuttgart stattgefunden hat. Und Evelyn Hecht-Galinski ergänzte mit folgender Aussage: „So geht es gar nicht mehr um die Frage Zwei Staaten oder ein Staat, sondern einzig und allein um die Frage, wie man den Palästinensern zu Gerechtigkeit verhelfen kann, dass sie frei und demokratisch leben können, wie es jedem jüdischen Israeli zugestanden wird. Und das ist nach realistischer Sicht der Dinge nur noch in einem Staat Palästina/Israel möglich“.  Weiterlesen

Ein Pitbull als Wachhund

Wenn Henryk M. Broder sich bei einem Gegner verbeißt, dann verhält er sich wie ein Pitbull – er lässt nicht mehr los. So hat er sich neulich in Thorsten Schmitz von der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) verbissen und wir können lesen, wie andere Wachhunde sich dazugesellt haben, Hunde, mit denen Broder schon immer zusammen gebellt und gebissen hat. So hat die Jerusalem Post seinen hämischen und schlecht recherchierten Beitrag aus der Achse des Guten vom 15. September 2014, in dem er glaubt Thorsten Schmitz den finalen Biss verpasst zu haben, zum Anlass genommen und hat daraus eine Story über vermeintliche israelische Flüchtlinge gemacht, die nach „Nazi-Deutschland“ fliehen. Die Jerusalem Post verlässt sich da auf Henryk M. Broder, den, nach Angaben des Korrespondenten Benjamin Weinthal, führenden Experten für zeitgenössischen Antisemitismus in  Deutschland, der sich seinerseits auf die Zahlen des Bundesamtes für Migration verlässt.

Ich weiß nicht, warum diese Frage ausgerechnet dieser Tage eine solche Brisanz und Explosionsgefahr enthält. Jahrelang haben wir doch von den Massen von Israelis gelesen, gehört und im Fernsehen  gesehen, die vor europäischen Botschaften standen und sich europäische Pässe ausstellen ließen. Es waren nicht nur europäische Einwanderer aus Mitteleuropa, Osteuropa, sofern es schon Mitgliedsländer der EU waren, oder aus Frankreich, Holland und England, es waren auch ihre Kinder und Kindeskinder, die plötzlich europäische Papiere beantragt haben. Das haben sie nicht aus Jux und Tollerei gemacht und auch nicht, um die Pässe in den Schubladen zu verstecken, sondern um sie tatsächlich zu benutzen. Viele dieser zehntausenden von Israelis sind in Deutschland, vor allem aber in Berlin, gelandet. Diese Israelis, oder Menschen, tauchen in keiner Statistik auf und erst Recht nicht in einer Statistik des Bundesamtes für Migration. Sie fühlen sich weder als Flüchtlinge noch als Emigranten. Die meisten von ihnen befinden sich, nach eigenem Verständnis, nur temporär in Deutschland und haben die feste Absicht, eines Tages, wenn sich die politische Lage in Israel beruhigt bzw. verbessert hat, zurückzukehren. Meistens belügen sie sich selbst und verdrängen die Tatsache, dass sie in  Israel nicht mehr leben können und nicht mehr leben wollen. Der Grund dafür heißt heute Netanjahu, gestern hieß der Grund noch Barak und vorgestern Rabin. Die Namen ändern sich, der Grund aber bleibt derselbe. Man hat die Nase voll von der israelischen Verweigerungspolitik. Man will für seine Kindern eine bessere Zukunft, und man glaubt den Politikern nichts mehr.  Weiterlesen

Ab wann ist Kritik an Israels Politik antisemitisch?

Eigentlich ist es eine heuchlerische, wenn nicht sogar perverse Frage. Kritik an Israel ist entweder antisemitisch oder nicht. Ein wenig antisemitisch kann es nicht geben, dies ist genauso absurd, wie nur ein wenig schwanger zu sein. Aber in Deutschland kann man eine solche Frage stellen, ohne aufzufallen, weil Kritik von Freunden zuweilen als antisemitisch gilt und Lob von Antisemiten oft begrüßt wird, als ob sie die größten und treuesten Freunde Israels seien. Früher war ein Antisemit derjenige, der Juden hasste. Heute ist ein Antisemit derjenige, den die Juden nicht mögen. Wann also Kritik an Israel antisemitisch ist oder nicht, liegt demnach nicht in der Hand des Kritikers, sondern des Kritisierten. Es kommt aber darauf an, wie viel Kritik er vertragen kann, und es kommt ebenso darauf an, wie gut oder wie schlecht er gerade gelaunt ist. Antisemitismus hat heutzutage nicht mehr viel zu tun mit dem wirklichen Antisemitismus. Man muss kein Antisemit sein, um als solcher von Berufszionisten und Berufsjuden in die Pfanne gehauen zu werden.

Um die Frage dennoch beantworten zu können, müssen wir zuerst definieren, was Antisemitismus ist. Darüber sind zwar unzählige Bücher und eine Flut von Aufsätzen geschrieben worden, aber im Grunde ist die Beantwortung sehr einfach und leicht. Antisemitismus ist Rassismus, er bedeutet: Angriffe auf Synagogen und Schulen, Gewalt gegen Geschäfte, die Juden gehören, die Diskriminierung jüdischer Menschen und der Versuch, Juden überall, wo sie leben, anzugreifen bis zur völligen Vernichtung. Antisemitismus bedeutet Juden zu hassen und töten zu wollen, nur weil sie Juden sind.

Demzufolge kann Kritik an der Politik des Staates, an seinen ungerechten und brutalen Kriegen und an seiner völkerrechtswidrigen Behandlung der Palästinenser kein Antisemitismus sein. Der Kampf für Gerechtigkeit und die Kritik von Ungerechtigkeit kann nicht antisemitisch sein. Dennoch wird Kritik an der Politik des Staates Israel oft von Zionisten und vermeintlichen Freunde Israels sowie den unzähligen Philosemiten als „Antisemitismus“ empfunden und angeprangert. Besonders aber werden die Kritiker bloßgestellt, als Gegner Israels, als Feinde des jüdischen Volkes, als Schufte und als „nützliche Idioten“ verleumdet.  Weiterlesen

Jeder kann Antisemit sein

Ein Beitrag des israelischen Botschafters in der Zeitschrift „The European“ hat mich erschreckt und amüsiert zugleich. Ich hätte niemals gedacht, dass die israelische Botschaft solch einen banalen und absurden Texte freigeben würde. Gibt es denn niemanden dort, der darauf achtet, dass der Botschafter seine Würde behält und nicht Unsinn schreibt auf einem Niveau, das, wenn ich Volksschullehrer wäre und mir einer meiner Schüler einen solchen Aufsatz vorlegte, er von mir ohne zu zweifeln, eine tiefrote Sechs bekommen würde. Aber ein israelischer Botschafter darf sich in diesem Land einiges erlauben, was kein anderer Botschafter tun würde: Er mischt sich in innere Angelegenheiten Deutschlands ein und findet es sogar gut so. Das tut Yakov Hadas-Handelsmann und das taten auch seine Vorgänger immer wieder.

Die Frage von „The European“ war sehr einfach und klar: Ab wann ist Kritik an Israels Politik antisemitisch? Dabei hätte der Botschafter z. B. schreiben können: Die rote Linie wenn berechtigte Kritik Antisemitismus wird, ist dann überschritten, wenn man hetzt, rassistisch argumentiert und Gewalt verherrlicht. Sie wird aber nicht überschritten, wenn man eindringlich und kompromisslos Kritik übt. Kritik muss man immer und jederzeit zulassen, egal ob berechtigt oder nicht, egal ob sie gerecht ist oder ungerecht. Das ist die Basis einer Demokratie. Wem Kritik nicht passt aus Angst, dass die Schande bekannt werden könnte, sollte seine Reaktion und Position überprüfen..Ab wann ist Kritik an Israels Politik antisemitisch?

Auch der Botschafter reiht sich in die Gruppe derer ein, die überall in Deutschland Antisemitismus wittern und inzwischen dafür eine hypersensible Nase entwickelt haben.  Weil ein paar durchgeknallte und traumatisierte Schreihälse in der Tat judenfeindliche Parolen gebrüllt hatten, spricht er und andere von einer „Welle des Antisemitismus“ in diesem Land, von „Judenhass“, von „verbrannten Synagogen“ und davon, dass „Juden ´vergast`, ´verbrannt` und ´geschlachtet` werden sollen. Wer behauptet, dass Paranoia keine Grenzen kennt, hat Recht.  Weiterlesen

Die Kleider des nackten Königs

Am Sonntag fand vor dem Brandenburger Tor in Berlin eine „Massenversammlung“ gegen Antisemitismus statt, zu der keine Massen kamen, sondern, nach Angaben der Polizei, höchstens viertausend Teilnehmer; und das war auch gut so.  Vor allem aber fiel auf, dass kaum ein Prominenter fehlte: Joschka Fischer neben Gregor Gysi, Friede Springer neben Charlotte Knobloch, Oppermann neben Kauder, Moderator Cherno Jobatey neben Außenminister Steinmeier und Familienministerin Schwesig, Kardinal Reinhard Marx neben EKD Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider, DFB-Chef Wolfgang Niersbach neben Innenminister Thomas de Maizière  und Ronald S. Lauder vom jüdischen Weltkongress neben Aiman Mazyek vom Zentralrat der Muslime, um nur einige zu nennen. Waren die DGB-Funktionäre  nicht vertreten? Viele der „unbedeutenden/bedeutenden“ MdBs bleiben hier unerwähnt, da sie nur die weitere Staffage bilden mussten. Alle eilten herbei, weniger um zu demonstrieren, als vielmehr um gesehen zu werden. Damit sie auch gar nicht in den Verdacht geraten, Gott behüte, „Antisemiten“ zu sein. Es war eine Schau der Eitelkeiten und der Ängstlichkeit, die „Einladung“ des Zentralrates der Juden in Deutschland zu diesem Propaganda-Spektakel auszuschlagen.

Das Problem dieser Kundgebung war aber, dass sie vom Zentralrat der Juden in Deutschland organisiert und durchgeführt wurde und nicht von der Bundesregierung. Angela Merkel war nur als Gastrednerin akzeptiert, und ihre Rede war eine Aneinanderreihung von Banalitäten und Absurditäten wie üblich. Am Beifall der Anwesenden konnte man erkennen, dass sie nicht begeistert davon waren, und bei den Parolen hörte man, worum es geht: um gehorsame Pflichterfüllung und die Absicht, sich dieser lästigen Aufgabe schnell zu entledigen. Merkel, Gauck und viele andere Politiker hatten schließlich noch andere, wichtigere Termine an diesem Sonntag, aber sie verhielten sich, wie gehorsame Deutsche sich halt verhalten, wenn der Zentralrat ruft.

Selbst solche Zionisten und Fans des Guru HMB, wie Nathan Gelbart, der treue und gefügige Anwalt des streitbaren „Antisemitismusexperten“, folgerte in seinem Beitrag auf der Achse des Guten, das „diese Kundgebung an Scheinheiligkeit nicht zu überbieten war“. Dem kann ich mich nur anschließen.  Weiterlesen

Sind wir alle Antisemiten?

Antisemiten glauben, dass alle Juden reich und klug seien. Sie müssten mal israelische Zeitungen lesen und die Artikel von Vertretern des Zentralrat der Juden in Deutschland, damit sie endlich erführen, dass es auch andere Juden gibt. Sie zeigen sich darin von einer proisraelischen Seite, und beweisen, dass sie als Freunde Israels, diesem Staat auch Schaden zufügen können. Denn wer den Unfug liest, den sie alle schreiben, muss man daran zweifeln, dass hier verantwortungsbewusste Vertreter der Juden sprechen. Ich verstehe, dass sie bereit sind, alles, wirklich alles, für Israel zu tun, auch wenn sie Israel damit keineswegs helfen. Man fragt sich jedoch, wie Menschen so dogmatisch und blind sein können, dass sie den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen oder nicht sehen wollen.

Schon der erste Satz in Dieter Graumanns Pamphlet von 2011 ist vollkommen unverständlich und absurd: „Wer jetzt einen Staat ausruft, lobt damit die Verweigerung des Friedensprozesses.“ Die Logik dieses unsinnigen Satzes mag sich mir auch nach mehrmaligem Lesen nicht erschließen. Wann sollen die Palästinenser ihren Staat denn ausrufen, wenn nicht jetzt? Sollen sie etwa warten bis die Zionisten es vollständig kolonisiert haben und den Palästinensern nur noch die Löcher im Schweizer Käse geblieben sind? Oder ist etwa die Forderung nach einem Baustopp seitens Israels eine palästinensische Unverschämtheit? Immerhin haben die Juden schon seit mehr als zweiundsechzig Jahren ihren eigenen Staat. Sollen die Palästinenser warten, bis der Zentralrat der Juden in Deutschland auch mit einem Staat Palästina einverstanden ist?

Und wieso ist das überhaupt eine Frage, zu der Graumann, uns unbedingt seine unmaßgebliche Meinung aufzwingen muss?

In der Süddeutschen Zeitung vom 11. September 2014 gab es einen interessanten Beitrag von David Ranan: „Ist es also Sache des Zentralrats der Juden in Deutschland, Israels Politik, deren Handlungen und Feldzüge zu verteidigen? Oder sollte er nicht vielmehr deutlich machen, dass die Vertretung der deutschen Juden eben kein Ansprechpartner sein kann in Fragen, die Israel betreffen?“ Der einstige Zentralratspräsident Ignatz Bubis bekam einmal Neujahrswünsche der damaligen Oberbürgermeisterin Frankfurts – mit der Bemerkung, sie hoffe, dass der „Friedensprozess in Ihrem Lande“ weitergehe. Bubis wies sie darauf hin, dass er Deutscher sei wie sie selbst“, was aber eine blasierte Unverschämtheit war, denn Bubis und alle Präsidenten nach ihm, haben sich so aufgeführt, als wären sie die Sprecher der israelischen Regierung und wenn man in das Haus der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt, aber auch jeder anderen Jüdischen Gemeinde in Deutschland, eintrat, da war das erste, was man gesehen hat, ein übergroßes Bild des israelischen Staatspräsidenten, nicht des deutschen!  Weiterlesen

Das Schweigen der Lämmer

In der Süddeutschen Zeitung vom 11.09. gab es einen interessanten Beitrag von David Ranan mit dem Titel ´Das Schweigen der Diaspora`. Ranan schrieb: „Ist es also Sache des Zentralrats der Juden in Deutschland, Israels Politik, deren Handlungen und Feldzüge zu verteidigen? Oder sollte er nicht vielmehr deutlich machen, dass die Vertretung der deutschen Juden eben kein Ansprechpartner sein kann in Fragen, die Israel betreffen“?[1]

Selbst diese harmlose Bemerkung, die man nicht einmal als Kritik verstehen kann, rief Henryk M. Broder auf die Barrikaden. Man fragt sich verwundert, was ihn dazu bewegt hat, jemanden, den er offensichtlich nicht kennt, wegen seiner von Broders Ideologie abweichenden Meinung, so zu beleidigen. Er beeilte sich auch der „Achse des Guten“, das wie folgt zu kommentieren: „Wo findet die SZ nur immer wieder ihre nützlichen Idioten?“ Er muss aber aufpassen, dass nicht er selbst zum nützlichen Idioten der israelischen Propaganda wird. Solche zynischen und hämischen Kommentare sind zwar sein Markenzeichen, es wird aber der Tag kommen, an dem sie wie ein Bumerang auf ihn zurückfallen werden. Ich warte darauf und hoffe es, dies noch zu erleben, dass die führenden deutschen Zeitungen und Zeitschriften nichts mehr von diesem zionistischen Zyniker und, nach eigenen Worten, „reaktionären“ annehmen.

Ich bin jederzeit bereit, die Meinungsfreiheit meines Gegners zu verteidigen, aber einen anderen Journalisten als „nützlichen Idioten“ zu bezeichnen, hat mit Meinungsfreiheit nichts mehr zu tun. Es ist eine Herabwürdigung und Diffamierung Andersdenkender und wenn diesem Treiben per Gesetz keine Grenzen gesetzt werden, dann sollten wir es tun, und Broder ignorieren und isolieren und ihm vor allem keine Bühne für seine Giftpfeile mehr geben. Broder jedenfalls handelt seit Jahren nach seinem Motto: Warum sachlich, wenn es auch persönlich geht. Er zieht es vor, so oft es geht, persönlich zu antworten und die Kritiker israelischer Politik, die er immer auch als persönliche Feinde betrachtet, unter der Gürtellinie zu treffen. Broder, so verstehe ich seine Rolle, die er seit mehr als zehn Jahren in diesem Land spielt, ist die ebenfalls eines „nützlichen Idioten“. Da stellt sich zwangsläufig die Frage: Cui bono?  Weiterlesen