Eine heuchlerische Solidaritätserklärung der „Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit  in Hamburg e. V.“ (GCJZ)

Der Geschäftsführer der „Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit  in Hamburg e. V.“ (GCJZ), Rien van der Vegt, hat in einer Email vom 10. April 2018 dazu aufgefordert, die im Anhang verbreitete Erklärung des Vorstands der GCJZ „weiterzuleiten und bekanntzumachen“. Außerdem sei die GCJZ „dankbar für Hinweise und Reaktionen“.

Ich verbreite diese absurde Stellungnahme sehr gern, zeugt sie doch davon, wie verblendet und einseitig diese Gesellschaft ist, insbesondere ihre protestantischen Mitglieder. Mich als Jude widert diese philosemitische Erklärung an. Verwundert bin ich jedoch nicht. Haben nicht gerade Protestanten in der Nazi-Zeit scharenweise Bücklinge vor dem Massenörder Hitler  gemacht? Ich erinnere nur an die „Deutschen Christen“.

Bei diesem widerlichen Verhalten dieser „Christen“ fallen mir die klugen Worte aus dem Talmud ein: Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr. Eine solche heuchlerische „Solidarität“ mit Juden widert mich an. Juden können darauf verzichten, Zionisten vielleicht nicht. Für mich ist dies eine Solidarität, die nichts kostet und die keines Mutes bedarf. Vielleicht sollten sich diese Super-Christen einmal mit den rassitischen Aussagen aus der Halacha, dem Talmud und dem Alten Testament beschäftigen, dann würde es ihnen die Sprache verschlagen. Dazu empfehle ich als Einstieg das Buch von Israel Shahak „Jewish History, Jewish Religion. The Weight of Three Tausend Years.“ 

„Wort der Gesellschaft für Christlich‐Jüdische Zusammenarbeit in Hamburg angesichts des zunehmenden Antisemitismus

Die Gesellschaft für Christlich‐Jüdische Zusammenarbeit in Hamburg will mit der
nachfolgenden Erklärung ihre Besorgnis angesichts der in letzter Zeit immer weiter zunehmenden antisemitischen Äußerungen und Aktionen zum Ausdruck bringen. Sie ist davon überzeugt, dass die dahinterstehende Denkform eine wachsende Bedrohung für die Bürger dieses Landes darstellt.

Wir stellen mit Abscheu und Entsetzen fest, dass in Deutschland mehr als 70 Jahre nach der Shoah auf Straßen und Plätzen Rufe wie „Tod den Juden!“ und „Juden ins Gas!“ zu vernehmen sind. Juden sehen sich zunehmend genötigt, ihre Identität in der Öffentlichkeit zu verbergen, um nicht zum Ziel antisemitischer Übergriffe zu werden – seien sie verbaler oder sogar physischer Art. An Schulen finden sich jüdische Kinder und Jugendliche in Situationen der Ausgrenzung, konfrontiert mit feindseligen Haltungen anderer Schüler und Schülerinnen („Du Jude!“), bis hin zu gezieltem Mobbing, das sie aus ihrem schulischen Umfeld hinausdrängen soll. Beleidigungen und Herabsetzungen aller Art, sogar konkrete Drohungen erfahren immer mehr Menschen in immer direkterer Form, allein, weil sie Juden sind. Schändungen jüdischer Grabstätten und Angriffe auf Synagogen, von antisemitischen Sprühattacken bis hin zu Brandanschlägen, haben weiter zugenommen. Es darf nicht dahin kommen, dass Juden oder Jüdinnen, wie z. B. schon in Frankreich und Belgien, auch bei uns Opfer von gezieltem Mord werden.

Außer in offen antisemitischen Handlungen begegnet Antisemitismus auch in Einstellungen, die bis in die Mitte der Gesellschaft hinein anzutreffen sind. Eine Weise, sie zum Ausdruck zu bringen und das antisemitische Ressentiment dabei zugleich zu verdecken, ist jene Kritik an Israel, die scheinbar nur aktuelle politische Entscheidungen seiner Regierung verurteilt, in Wirklichkeit jedoch Israel als jüdischem Staat, in dem Juden und Jüdinnen in Sicherheit vor Verfolgung leben können, seine Existenzberechtigung abspricht. Die hierzu verwendeten rhetorischen Mittel und Argumentationsformen sind zahlreich; oft beinhalten sie eine vorsätzlich selektive und dadurch – zu Lasten Israels – irreführende Darstellung aktueller Ereignisse im Nahen Osten und legen zugleich an die Politik Israels Maßstäbe an, die gegenüber anderen Staaten keineswegs geltend gemacht werden.  

Zunehmend beobachten wir die Auswirkungen antisemitischer Ressentiments, mit denen viele der Menschen aufgewachsen sind, die als Kriegsflüchtlinge aus Ländern des Nahen und Mittleren Ostens zu uns gekommen sind. Wir sind dankbar dafür, dass es in einer gemeinsamen Anstrengung von Politik und Gesellschaft gelang, ihnen Aufnahme und Schutz in Deutschland und anderen europäischen Ländern zu ermöglichen. Doch wenn antisemitisches Denken seinen Ausdruck in judenfeindlichen Verhaltensweisen im Alltag findet, macht uns das nicht weniger besorgt, als wenn sich Antisemitismus im deutschen rechten, teilweise aber auch im linken politischen Spektrum zeigt. Nur allzu leicht könnten sich diese Einstellungen gegenseitig verstärken, womöglich in organisierter Form.

All dies bewirkt eine öffentliche Atmosphäre (und soll dies vielfach auch), in der Juden sich fragen, ob sie in diesem Land weiterhin werden leben können. Sie zerstört die zarte Pflanze des Vertrauens, das nach der Erfahrung von Ausgrenzung, Verfolgung und Vernichtung in den Zeiten der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft über Europa sehr langsam und in einem Jahrzehnte währenden Prozess wachsen konnte. Dieses Vertrauen war stets gefährdet durch Irritationen und Rückschläge, doch waren sie in der Vergangenheit nicht so groß wie heute.

Über sein unmittelbares, gegen Juden und jüdisches Leben in Deutschland gerichtetes Ziel hinaus bedeutet Antisemitismus einen Angriff auf die Grundlagen unserer Gesellschaft. Antisemitismus heißt, einer Gruppe von Personen ihre Würde als Menschen abzusprechen und ihre Grundrechte mit Füßen zu treten. Gegen diesen Versuch, den grundlegenden,wertebasierten Konsens zu zerstören, in dem die Identität dieses Landes und seiner Bürger und Bürgerinnen wurzelt, müssen wir unsere Stimme erheben und uns klar und solidarisch an die Seite derer stellen, gegen die der antisemitische Hass sich richtet.

Deswegen erklären wir: Wer Juden in diesem Land angreift, der greift auch uns an! Dazu bekennen wir uns als Christen und Christinnen, denen die freundschaftliche
Zusammenarbeit mit Juden und Jüdinnen und die nachhaltige Überwindung des unseligen Erbes theologisch legitimierter Judenfeindschaft wichtigste Anliegen sind. Dazu bekennen  Bürger und Bürgerinnen eines demokratischen Rechtsstaates, dessen
Grundprinzipien einen antisemitischen, rassistischen oder anders begründeten
diskriminierenden Umgang mit Menschen nicht zulassen. Wir stehen für eine
Verfassungsordnung ein, in deren Zentrum der Schutz der Menschenwürde steht, und
appellieren an alle Bürger dieses Landes, ebenso wie an jene, die erst in jüngerer Zeit zu uns kamen, den Kampf um die Erhaltung dieser Ordnung entschlossen mit zu tragen.

Unsere Solidarität und Verbundenheit gilt unseren jüdischen Partnern und Freunden. Wir wollen, dass sie wissen, dass sie in der Bedrängnis, die sie gegenwärtig erfahren, nicht allein stehen. Die Erfahrungen der Jahre ab 1933 dürfen sich nicht wiederholen. Nie wieder werden wir sie in einer Situation im Stich lassen, in der sie gegen Versuche der Ausgrenzung unbedingte Unterstützung finden müssen. Nur so ist unser Engagement in der christlich‐

jüdischen Zusammenarbeit glaubwürdig.Beschlossen durch den Vorstand der Hamburger Gesellschaft für Christlich‐Jüdische Zusammenarbeit am 28. März 2018.“

4 Gedanken zu „Eine heuchlerische Solidaritätserklärung der „Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit  in Hamburg e. V.“ (GCJZ)

  1. Der beständige Hinweis auf einen „wachsenden Antisemitismus“ dient heute allein der Errichtung einer von allen anderen Menschen abgegrenzten Spielwiese für faschistoider werdende Zionisten und ihre Sympathisanten, umgeben von einer undurchdringlicher werdenden Firewall zur Abwehr des „sapere aude“ durch den wohlfeilen Antisemitismusvorwurf, sichtbar beschützt in der realen Welt von ganz realen Waffen vor jüdischen Einrichtungen und ganz besonders in und um den Staat Israel, emotional begründet durch die Erinnerung an den Holocaust, der sich – trotz seiner allseits anerkannten „Singularität“ – nie wiederholen dürfe und daher alles gerechtfertigt sei, was diesem Ziele dienlich ist.

    Dass es prominente Christen sind, die ebenfalls die Angst vor einem „wachsenden Antisemitismus“ mit scheelem Blick auf Muslime nähren, ist ob der Geschichte des Christentums verständlich, das bekanntlich aus einem Streit zwischen Rabbinern vor zweitausend Jahren entstand und sich zu einem der radikalsten Gegner des Judentums entwickelte.

    Auch Christen möchten gern auf die durch die „Angst vor wachsendem Antisemitismus“ beschützte Spielwiese, auf der die Regeln der Aufklärung, das „sapere aude“ und der „kategorische Imperativ“ keinen Einfluss mehr haben.

    Emanzipatorisch wäre es, das Wort „Antisemitismus“ aus dem Sprachgebrauch zu bannen und durch das Wort „Antirassismus“ in jener Grundhaltung zu ersetzen, die dem „kategorischen Imperativ“ zu Grunde liegt – nicht dem, was denn staatlich geförderte „Antifaschisten“ darunter verstehen.

    Antisemitismus, so eine der gern wiederholten Erklärungen, sei ein unerklärbarer Hass gegen Juden, nur weil sie Juden seien. Es seien kranke Menschen, die sich in jeder Generation erheben um „uns“ zu vernichten, so lernen es bereits Kinder in jüdischen Familien am Sederabend.

    So wird denn weiterhin bestritten, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen dem Verhalten der politischen Führung Israels und ihren einflussreichen Sympathisanten in der Welt und einer – wenn auch unlauteren – Abneigung gegen alle Juden gibt. Noch immer distanzieren sich zu wenig Juden – insbesondere jene, die im Zentralrat an prominenter Stelle stehen – von dem, was in Israel geschieht und durchaus der vielgeschmähten europäischen Rechten als Vorlage zur Wiedererrichtung ethnozentrierter Volksstaaten dienen könnte.

    Intellektuell ähnelt die Lage der Kämpfer gegen den „wachsenden Antisemitismus“ immer mehr jener, die einst als Inquisitoren auf die rechte Lehre zu achten hatten – und am Ende Opfer der Aufklärung im Sinne Kants wurden.

  2. Lieber Karl K,
    eigentlich wollte ich ja einen Kommentar schreiben. Ihre Worte allerdings sind so gut, so treffend, dass ich dem nichts mehr hinzufügen kann.
    Oder vielleicht diese Kleinigkeit aus anderen Bereichen als der Ethik.

    Zitat aus der obigen Verlautbarung der GCJZ
    „Eine Weise, sie zum Ausdruck zu bringen und das antisemitische Ressentiment dabei zugleich zu verdecken, ist jene Kritik an Israel, die scheinbar nur aktuelle politische Entscheidungen seiner Regierung verurteilt, in Wirklichkeit jedoch Israel als jüdischem Staat, in dem Juden und Jüdinnen in Sicherheit vor Verfolgung leben können, seine Existenzberechtigung abspricht.“

    Dieser Satz ist Propaganda der übelsten Sorte und das erkennt man an zwei, drei eingstreuten Worten, die ein naiver/gutgläubiger/interessierter/suchender Leser erstmal „schluckt“ ohne zu merken, dass diese Worte nicht sachlich,sondern hoch manipulativ sind: Es sind die Worte „scheinbar“ und „in Wirklichkeit“. mit diesem kleinen Gegensatz wird der Leser auf Spur gebracht, nur das zu denken und zu sagen, was er denken und sagen soll!
    Habe den Mut deinen eigenen Verstand zu gebrauchen!
    Mit kantschen Grüßen an Karl K

  3. Hallo,

    zunächst kann ich den Zorn von Abi Melzer nachvollziehen und auch verstehen Was den Protestantismus angeht, um der Fairness halber, was seine Beurteilung angeht, eine Anmerkung:
    Es ist richtig, dass die “deutschen Christen“ aus dem kirchlich protestantischen Lager stammen, aber ebenso stammt die Gegenbewegung der bekennenden Kirche aus dem Protestantismus.
    Auch hier ist eine differenzierte Betrachtung meines Erachtens hilfreicher als ein Pauschalisieren.

  4. Die GZJZ sollte, wenn sie dem Anspruch ihres Namens gerecht werden wollte,
    diejenigen Initiativen unterstützen, die gerechten Ausgleich und Frieden zwischen Juden und palästinensischen Arabern zum Ziel haben. Solche gibt es seit Jahren.
    Warum sind sie in der Öffentlichkeit nicht bekannter und warum werden sie von der Politik nicht gefördert?

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