Captain Ella, ein kleiner weiblicher arabischer Quisling

Die arabischen Israelis stellen 20% der israelischen Bevölkerung von 9 Millionen Einwohnern, davon 7 Millionen Juden, die Männlein und Weiblein, zusammen eine Wehrmacht von 180.000 Mann unter Waffen bringen. Aus den 7 Millionen Juden lassen sich noch 300.000 Reservisten zu den Waffen rufen. Das ist eine durchaus beachtliche Leistung für ein Land von der Bevölkerungsgröße der Schweiz, das sich nur auf seine jüdischen Bewohner verlässt; General Guisan hätte 1940 zwar eine Million Soldaten mobilisieren können, aber er hätte auch ältere Jahrgänge mobilisiert. „Aktiv“ hält sich die Schweiz ein Heer von 150.000 Mann, also 15% weniger Masse als Israel. Israel rekrutiert aus dem Reservoir der arabischen Israelis nur 400 Mann. Wer diese wenigen sind und welche Funktionen sie haben, weiß man nicht weiter. Selbst in einer besonderen Einheit dürften sie keine strategische Bedeutung haben. Und nun stellen NZZ und Nebenblätter eine Frau bloß, die Araberin und Majorin ist. Warum „verbrennen“ die Israelis ausgerechnet jetzt deren Gesicht? Man hat sie in die Kriegspropaganda gegen die Araber in Gaza, quasi an vorderster Front eingesetzt. Allen Arabern außerhalb Israels dürfte die Majorin „Captain Ella“ schon länger ein Begriff sein, nun macht die „NZZ“ sie auch im deutschen Sprachraum bekannt:

„«Captain Ella» erklärt Israels Krieg gegen die (arabische, bzw. „terroristische“) Hamas als Araberin und Muslimin. Ella Waweya ist Sprecherin der israelischen Armee. Als Araberin in Israel ist sie damit Teil einer Minderheit, in der die meisten die Armee ablehnen. Doch «Captain Ella» handelt aus Überzeugung…“

Von was genau ist sie, „Teil einer Minderheit“ und überzeugt? Was soll „Sprecherin der israelischen Armee“ aussagen? Merkwürdige Definition für eine deutschsprachige Zeitung. Der Text ist offenbar direkt aus dem Hebräischen übernommen und in schlechtes Deutsch übertragen. Sein Inhalt ist auch nicht besser: Ella Waweya ist eher „Ansagerin“; „Sprecherin“ ist was anderes. Jedenfalls ist sie ein Sonderfall in der arabischen Minderheit, die etwa 2 Millionen Menschen ausmacht, von denen sich 400 in den IDF verpflichtet haben sollen, aber nur „Captain Ella“ hat es zum Stabsoffizier gebracht. Das wollte man wohl dem deutschsprachigen Publikum vortragen

Aus dem kostenlosen Pendler- und ÖVP-Nutzer-Blättchen „20 Minuten“ entnimmt man etwas mehr:

DIE ARABERIN IN ISRAELS ARMEE sieht sich als Brückenbauerin (Pontifex Arabica?). Für andere (Araber*innen) ist Ella Waweya, die erste arabische Stabsoffizierin der israelischen Armee, eine Verräterin. Dafür schämten sich ihre Eltern lange.

Hübsch und fotogen ist sie jedenfalls trotzdem, die Armee-Ansagerin: instagram/captain_ella_waweya

Ella Waweya (34) ist zwar Majorin, ist jedoch wie ein Markenzeichen als «Captain Ella» so bekannt geworden, dass es bei dieser Benennung bleibt: Sie ist Leiterin des arabischen Mediendesks der israelischen Streitkräften IDF, stellvertretende Kommandantin der IDF-Propagandaeinheit und vor allem die erste Araberin, die ihre Beförderung zum Stabsoffizier bei den IDF öffentlich machte (Aktiv?).

Diese Darstellung ist ein wenig schief; „Leiterin und Kommandantin“ ist sie offenbar nur auf taktischer Ebene der Propaganda-Einheit. Sie dürfte auch nicht ihre Beförderung zum Stabsoffizier „bekannt gemacht haben“ (Aktiv), sondern durch ihren Job in der Propagandawerkstatt „bekannt geworden sein“ (Passiv). Die israelische Propaganda lässt die „20 Minuten“ weiter propagieren:

„…. Das ist (in Israel) nicht selbstverständlich: Die gut 400 muslimischen Araber und Araberinnen in den Reihen der israelischen Armee werden in der arabischen Welt von vielen als Verräter angesehen. Das war und ist auch bei Waweya so, wie sie in zahlreichen Interviews erklärte. Auch der Blick auf die Posts auf ihren Social-Media- Kanälen machen das deutlich.

Wenn es in Israel offiziell 175.000 aktive Militärs gibt bei 7 Millionen jüdischen Israelis und nur 400 arabische Militärpersonen bei 2 Millionen arabischen Israelis (siehe oben), dann sagt das viel; wäre der Dienst „allgemein“, müssten es nicht 400, sondern 40.000 arabische Militärs in Israel geben. „Normal“ ist Waweyras politische Einstellung bzw. Überzeugung also nicht. Die israelischen Streitkräfte sind noch weit davon entfernt, eine israelische Armee zu sein; sie sind immer noch eine jüdische „Selbstverteidigungstruppe“. Trotzdem sagt Waweya::

«Ich bin Israelin, darüber diskutiere ich nicht mehr»

Früher muss sie offensichtlich diskutiert haben. Hierzu erfahren wir aus der NZZ:

„…. Sie wuchs in einer konservativen Familie in der fast gänzlich arabischsprachigen Kleinstadt Kalansawe auf. Waweya hatte als Teenagerin im Familienkreis die Berichte des arabischen Senders Al Jazeera über die zweite Intifada gesehen und diese als zu einseitig gegen Israel empfunden. Die Frage «bin ich Israelin oder Palästinenserin?» begann sie zu beschäftigen. Als sie mit 16 Jahren ihren ersten israelischen Personalausweis erhielt, sei das ein identitätsstiftendes Momentum gewesen: «Da habe ich begriffen: Ich bin Israelin».

Zwischen ihrem 16. Und 24. Lebensjahr studierte sie. Die israelfreundliche Presse versäumt nicht, darauf hinzuweisen, dass es den Arabern in Israel besser geht als den Arabern in arabischen Ländern. Das ist sicher richtig. Trotzdem ist der Schulterschluss einer Araberin ungewöhnlich. Die israelische Propaganda lässt weitere Informationen drucken:

2013 trat sie der israelischen Armee bei. Das verheimlichte sie gegenüber Familie und Freunden. Als es schließlich doch herauskam, schämten sich die Eltern dermaßen, dass sie über die Berufswahl ihrer Tochter ebenfalls schwiegen. Als ihre Tochter 2021 Offiziersrang erhielt, soll die Mutter vor Stolz geweint haben…“

Halt! Das passt nicht zusammen. „vor Stolz“ weint kein Mensch. Man ist stolz, oder man weint. Vielleicht hat die Mutter in der Beförderung gesehen, dass ihre Tochter wenigstens bei den Juden akzeptiert wird und hat sich über den Verlust der Ehre beruhigt. Die Tränen dürften eher ihrer konservativen Einstellung entsprochen haben, dass ihr Clan ein tüchtiges Glied verloren habe. Welchen Job macht Waweya jetzt?

Seit den Anschlägen vom 7. Oktober arbeitet Waweya rund um die Uhr (Irgendwann wird sie auch schlafen). Ihre Aufgabe ist es, die arabische Bevölkerung zu „warnen“. Das soll heißen, sie kündigt der arabischen Bevölkerung in Gaza die geplanten Maßnahmen der israelischen Armee an, ruft die Zivilbevölkerung in Videos und Posts auf, bestimmte Zonen im Norden des Gazastreifens zu verlassen. Außerdem versorgt sie Medien der arabischen Welt mit israelischen Informationen zum Krieg.

Unglaublich ehrenvoll. Oder doch irgendwie scheußlich? Kommt sie sich nicht vor wie auf einer Parallelen zur jüdischen Ghettopolizei? Wahrscheinlich nicht. Sie wird darüber nicht viel wissen. Sie wird das Buch von H.G. Adler über die Selbstverwaltung des KZ´s Theresienstadt nicht gelesen haben. War Theresienstadt deswegen eine Demokratie? Israel ist für sie ein rechtmäßiger Staat, eine Demokratie, zu der „die Araber“ noch Anschluss finden müssen. Kann es sein, dass ganz banale ökonomische Gründe sie bewegten, den Sprung aus dem Schatten ihrer Community zu wagen? Lag es wirklich an der Einseitigkeit der Berichterstattung von Al Jazeera, die sie gegen eine Einseitigkeit einer Militärpropaganda tauscht, die sie selbst verbreiten darf?
Denkbar wäre auch ein generelles Missverständnis: Die NZZ berichtete bei früherer Gelegenheit,

sie sei auf einer Veranstaltung haredischer Juden gewesen, die den Wehrdienst in den IDF-Streitkräften grundsätzlich ablehnten. Die wirklich frommen Menschen haben von ihrer Geschichte aus auch keine Veranlassung, sich in den Streitkräften zu engagieren. Die Haredim mussten sich nie gegen Araber verteidigen. Lange bevor die ersten zionistischen Siedler ins Hl. Land kamen, lebten haredische Juden unter Mameluken und unter der Regie der Osmanen dort. Sie konnten ihren Bedürfnissen nachgehen. Auf und um den Ölberg ließen sich die Frömmsten seit Jahrhunderten bestatten (vgl. Tuvia Tenenbom in: Gott spricht Jiddisch; gucke die Gräberfelder in Google Map). Schon 20 Jahre vor den ersten zionistischen Ankömmlingen aus Russland war die Vorstadt Mea Schearim entwickelt worden, die immer noch ein Mekka für Chassidim ist. Natürlich weiß Aweya auch nichts von Peter Beer und con Eric Grözinger, die über die verschiedenen Denkrichtungen im Judentum geschrieben haben. In der Jüdischen Allgemeinen steht ein langer Artikel zu der Chabad Lubawitsch Bewegung, aus dem ich zitiere:

„Randale in der Chabad-Zentrale
Die New Yorker Polizei nahm zehn Personen vorübergehend in Gewahrsam. Junge (Cahbad-)Juden wollten verhindern, dass der jüngst entdeckte Geheimgang zur Synagoge geschlossen wird. Es sind ungewöhnliche Szenen, die sich am Montagmorgen in dem schmucken Gebäude am 770 Eastern Parkway im New Yorker Stadtteil Brooklyn abspielten. Rund ein Dutzend junger Männer, Angehörige der Chabad-Lubawitsch-Bewegung, sitzen in einem recht engen Tunnel, der in einer Synagoge endet, und weigern sich herauszukommen. Sie werden von zahlreichen anderen Juden angeschrien….“.

Wenn sich Waweya von den IDF anheuern lässt, dann ist sie eben Mitglied dieser speziellen Armee, und damit wohl Israeli, aber eben doch nur ein Mitglied einer israelischen Subkultur des jüdischen Militarismus. Eine gemeinsame Kultur in Israel gibt es eher nicht. Dazu sind die „Denkrichtungen im Judentum“ (Grözinger) zu verschieden. Als Araberin hätte sie also mit den Orthodoxen gegen die Wehrpflicht votieren müssen; sie schloss sich aber den Anhängern des Wehrberufs an. Wie das?

Mit der Ankunft der Zionisten in Palästina wuchsen die Spannungen zu den Arabern. Davon wird die hübsche Araberin nicht viel wissen. Die Geschichte des Zionismus (z.B. Michael Brenner oder Nachum Sokolow)) wird sie kaum interessieren, andernfalls ihr zu viele Fragen kommen müssten, die ihr die Frische als Propaqgandistin rauben würden.. Die Zionisten veranlassten sogar, den Hareden Jakob Israel de Haan zu ermorden, weil dieser von den Aggressionen der Zionisten gegen die Araber den Briten berichtete. Auch Chaim Arlosoroff wurden eiskalt umgelegt. Die Gewalttätigkeit macht vor Kritikern in den eigenen Reihen nicht halt. Die blüht derzeit auf der „Westbank“ auf. Unsere arabische Stella Goldschlag muss schon sehr fügsam sein, um zum Propaganda-Sternchen der IDF aufzusteigen. Wie könnte sie anders daran mitwirken, eine Million Menschen mit Kind und Kegel unter Ankündigung militärischer Gewalt in die Wüste zu schicken? Brückenbauerin? Haha! Eher psychologische Pionierin. In Opposition zu den haredischen Bilderbuchjuden auf der ominösen Versammlung soll sie gesagt haben: „ich würde Militärdienst leisten, wenn ich dürfte“. Bums: ein anwesender Propagandaoffizier krallte sich gleich das naive Fräulein. Was erklärt sie nun den Arabern? Ein Blick in die Zeitung Haaretz offenbart die Abgründe:

Israel Killed Thousands of Children in Gaza. How Can So Many Israelis Remain Indifferent?

For decades we’ve been brought up believing that only military force can ensure the state’s survival, while denying rights to the Palestinians. That’s just one of many sad answers to the question
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Children walk along a street in Rafah in the southern Gaza Strip on December 12, 2023.Credit: MOHAMMED ABED – AFP
The Gaza Strip is gradually being erased, along with its families, its people, its children, their smiles and laughter. What enables the majority of Jewish Israelis to support this systematic and mass erasure? What enables them to see it as the only suitable response to the massacre that Hamas and its accomplices perpetrated, to the military humiliation of Israel and to the indescribable suffering of the hostages, the wounded, the survivors, their families and the families of the hundreds killed? Israel’s military is erasing the streets of Gaza’s cities and the alleys of its refugee camps. It’s erasing Gaza’s beach promenades, villages and its unexpected yet existing agricultural areas. It’s erasing its cultural institutions, universities and archaeological sites.

Aber hat Waweya sich in der Realität der Umstände überhaupt für ein modernes Israel entscheiden können? Gibt es ein solches überhaupt schon, wenn 70% der jüdischen Israelis mit den Arabern endabrechnen wollen (vgl. Ives Mamou in: Tribune Juive). Was dem oberflächlichen Leser bisher gar nicht aufgefallen ist: Der 7. Oktober war ein Samstag, also ein absoluter Ruhetag, an dem Juden auf keinem Festival herumzuturnen hätten. Autofahren ist auch unerlaubt, aber alle konnten den „Nova-Festplatz“ nur per PKW erreichen. Die Hamas hat dieses Datum (schamlos) ausgenutzt; die jüdisch geprägte IDF brauchte an diesem Sabbat Stunden, bis sie rettend eingreifen konnte. Das zeigt, dass selbst 400 arabische IDF-Soldaten viel zu wenige wären, an den Sabbaten die Grenzen zu sichern. Einfluss auf das Militär als solches können sie, 04% der bewaffneten Macht, schon gar nicht haben. Das sind weniger Araber bei der israelischen Armee als Juden bei der preußischen von 1914. Offensichtlich gibt es keine geschlossenen arabischen Einheiten, Wäre Israel ein westlicher Staat und nicht eine jüdische Demokratie mit religiöser Apartheid, hätte es nicht nur 40.000 aktive arabische Wehrpflichtige, sondern noch weitere 80.000 arabisch-stämmige Reservisten. Für alles Fehlanzeige. Es gibt nicht einmal eine Sabbat-Eingriffstruppe von 4.000 Mann. Frau Waweya ist nichts anderes als eine singuläre Kollaborateurin eigener Art. Fragt sich immer noch, warum die IDF sie „verbrennen“. Sie kann sich in kaum einem arabischen Land noch sehen lassen, so bekannt ist ihr Gesicht. Noch eine ketzerische Bemerkung: Die SS hatte komplette französische, belgische und nordische Kampf-Einheiten, die in den besiegten Ländern rekrutiert waren. Warum gelingt den IDF-Leuten kein ähnlicher Coup? So etwas gibt es bei den IDF nicht einmal im Ansatz.

Damit ist zu Frau Major und der törichten NZZ-Propaganda eigentlich alles gesagt; das wird auch der Grund sein, warum die deutsche Presse schamhaft schweigt. Die Frau Majorin hat nie einen taktischen Verband „kommandiert“. Sowohl über diese wirklich hübsche Frau als auch über ihre Identifizierung mit Israel als Staat schweigt man besser. Es passt auch nicht ganz zusammen, dass im Gazakrieg derart gnadenlos die arabische Bevölkerung trotz Waweyas Brückenbauerei grauenhaft zu Schaden kommt (s.o. aus Haaretz). Immerhin ist Frau Waweya aktuell in action, während Minister im Kabinett sitzen, die der Gazanern den endgültigen Garaus machen und ihnen den absoluten Rest geben wollen. Da muss man natürlich den Arabern auf Arabisch erklären können, dass es so schlimm nicht kommen wird mit der Vertreibung an den Kongo-River. Allerdings dürfte die Brücke, die die Dame in ihrer Phantasie errichtet (im Bau hat), allenfalls eine Rollbahn in Richtung des Vormarschs der IDF haben; trotzdem wird Waweya es sich einreden, dass ihre Brücke in beide Richtungen befahrbar sei. Vielleicht ist es aber nur eine Brücke zum Tanzen wie die von Avignon, die sie „baut“. Man wird es nach Ende der Kampfhandlungen sehen. Möge Waweya einstweilen ihren guten Glauben behalten. Die „Ent-Täuschung“ könnte traumatisch werden, Jeder Tag Krieg verschlimmert die Situation:

Genug des Schwarzsehens; als Major ist sie zwar noch etwas weit vom Generalsrang entfernt, der zum realen Brückenbau berechtigt. Das macht nichts. Einen ähnlichen Israel-Erklärer haben wir in Deutschland. „Unser“ Arje Schalicar ist auch Major geworden, und hat ungefähr den gleichen Job wie Captain Ella. Die Beiden müssten für die BILD-Zeitung ein Traumpaar sein. Und genau das wäre es, was das Gesetz in Israel nicht zulässt..

Ähnlich wie bei uns „früher“ die Nürnberger Gesetze gewisse Eheschließungen verboten haben, ist es in Israel Jud*inn*en nicht erlaubt, Nicht-Juden/Jüdinnen (hat nichts mit Homophobie zu tun) zu ehelichen. Homo-Rasseallianzen sind Pflicht. Als arabische IDF-Majorin wird Captain Elle schwerlich einen standesgemäßen Moslem finden, der sie (noch) als Braut heimführen wollte, ohne sich immer und immer wieder erklären zu müssen. Jüdische Israelis dürfen Ella Waweya nicht heiraten. „Unser“ Schalicar darf sie in Israel auch nicht zur Frau nehmen. So ist die hübsche Frau nach wie vor ledig, obwohl die israelischen Streitkräfte als größtes Heiratsforum gelten. Arje müsste mit Ella nach Deutschland fliehen, wo die beiden nicht nur heiraten dürften, sondern als Traumpaar mindestens die Aufmerksamkeit erhielten, die den Eheschließungen populärer Fußballer entsprechen. Aber, aber…. Die Kinder aus dieser Mesalliance wären „Vaterjuden“, un-halachisch, und würden von unserem hoch verehrten Dr. Josef Schuster aus seiner Synagoge als „Segler unter falscher Flagge“ verjagt werden.

Was soll man dazu sagen? „Deutsche, wehrt euch, schützt eure Vaterjuden!“.

Ella könnte trotz ihrer Schönheit eine alte Jungfer werden. Was macht sie, wenn die IDF sie nicht mehr brauchen? Sicher bekommt sie eine Pension. Ella Waweya, Respekt, Respekt für deinen guten Glauben an ein dankbares Israel; magst du heute unbelehrbaren Arabern als kleine Quisling erscheinen, in Wahrheit bist du eine Pionierin des 22. Jahrhunderts. Allah wird sich deiner Seele erbarmen. In den Hadith kann man lesen:

Wenn du deine Verbrechen nicht im Namen Allahs begehst, wird er dir verzeihen.‘O Dienerin Ella, wenn du es zu weit getrieben hast! Verzweifle nicht an Allahs Barmherzigkeit. Allah vergibt alle Sünden. Denn Er ist der Allverzeihende, der Barmherzige. (Zümer: 53-54)

Letztlich hat sie selbst auch keine Kinder umgebracht, sie hat es nur erklärt, dass die Israelis keine Wahl hatten.

von Eurich Lobenstein

Das Narrativ zur Geschichte

Wer den Film „Der Gladiator“ gesehen hat, konnte eine schlüssige Charakterisierung des Kaisers Commodus übernehmen, die wahrscheinlich eher nicht zutrifft. Sein Bild ist wahrscheinlich auch summarisch falsch. Der Kaiser war ungewöhnlich kräftig und liebte Gladiatorenspiele. Politisch gesehen hatte der Kaiser stets Probleme mit dem Senat, er stützte sich auf die Prätorianer; Commodus wurde im Film in der Arena getöret, tatsächlich aber in der Gladiatorenschule ermordet; dass er zuvor seinen Vater Marc Aurel ermordet hätte, ist eher reine Phantasie. WIKIPEDIA schreibt über den Kaiser, der 180 „nach“ den Kaiserthron bestiegen hatte:

„ …. Bereits im Jahr 182 kam es zu einem ersten Attentatsversuch, der jedoch fehlschlug, aber die Spannungen zwischen ihm und dem Senat erhöhte. …. Nach einem weiteren Attentat kam es am letzten Tag des Jahres 192 zu einer neuen Verschwörung, in deren Verlauf Commodus erdrosselt wurde. … Der Senat sprach eine damnatio memoriae über Commodus aus, die durch Septimius Severus aufgehoben wurde. Commodus wurde von den meist senatorischen Geschichtsschreibern sehr negativ charakterisiert. Sie schmückten ihre Darstellungen, wie bei Caligula und Nero, mit zahlreichen Skandalgeschichten aus. Eine relativ geringe Anzahl antiker, teils unzuverlässiger Quellen, erschweren eine historische Beurteilung des Commodus…… ………… 192 formierte sich im engsten Umfeld des Kaisers eine Verschwörung. Commodus, der hin und wieder in der Gladiatorenschule wohnte, übernachtete dort in der Nacht des 31. Dezember 192. …. In dieser Nacht wurde er unter Führung des cubicularius Eclectus und unter Beteiligung seiner Konkubine Marcia sowie der Mitwisserschaft des Prätorianerpräfekten Quintus Aemilius Laetus und des Stadtpräfekten Helvius Pertinax im Bad von einem Athleten Narcissus erdrosselt Die Gründe für das Attentat blieben im Dunkeln, Herodian gibt vor allem die Angst der Marcia und des Eclectus an, für Probleme verantwortlich gemacht werden zu können. Die Nähe zur Macht wurde möglicherweise zu gefährlich……“

In der Erinnerung und zum Zweck der Weitergabe an nachkommende Generationen wird im Grunde die gesamte Geschichte versimpelt, moralisiert und erzählbar gemacht. Das ist normal, wird aber dann kritisch, wenn gewisse „Narrative“ für strafbar promulgiert werden. „Verunglimpfung“ ist das Stichwort; aber wollen etwa die deutschen Richter alle verglimpft werden. Die Verglimpfung eines Richters wäre wahrscheinlich Beamtenbeleidigung. Die Analyse des Begriffs gibt viel von dessen Unsinn preis. So wird ein türkischer Makler, der auch im Gemeinderat einer nordbayerischen Stadt sitzt, strafrechtlich verfolgt, weil er aus einer türkischen Zeitung die Karikatur eines israelischen Soldaten mit Spiegelbild verbreitet hat. Das im Spiegel erscheinende Abbild trug SS-Uniform. Die bayerische Justiz meinte, man dürfe die israelische Armee nicht mit der SS oder Wehrmacht vergleichen, das sei Volksverhetzung. Damals hatte die „IDF“ Gaza mit seinen 2 Millionen Einwohnern von der Versorgung weitgehend abgeschnitten und ein türkisches Versorgungsschiff gestürmt. Mit dem Risiko, der Volksverhetzung in der Vorstellung der nordbayerischen Justiz verfolgt zu werden, zitiere ich WIKIPEDIA zum Zwecke der Erinnerung:

Beim Ship-to-Gaza-Zwischenfall am 31. Mai 2010 enterte die israelische Marine in internationalen Gewässern sechs mit Hilfsgütern für den Gazastreifen beladene Schiffe, mit denen verschiedene Gruppen die Gaza-Blockade brechen wollten, die Israel seit 2007 nach der Machtübernahme der Hamas eingerichtet hatte. Bei Auseinandersetzungen mit israelischen Soldaten auf dem Schiff Mavi Marmara wurden neun Aktivisten getötet und sieben israelische Soldaten leicht verletzt.

Aktuell, also 14 Jahre später, kann man aus der türkischen Presse, zum jetzigen Vorgehen der IDF in Gaza erfahren;

Ein türkisches Schiff mit humanitärer Hilfe für die von Israel belagerten Palästinenser im Gazastreifen hat die türkische Ägäisprovinz Izmir verlassen. Medizinische Hilfsgüter und Krankenwagen wurden am späten Donnerstagabend auf den Frachter verladen. Fast 500 Tonnen Hilfsgüter – darunter Medikamente, medizinische Geräte, acht Feldlazarette, 20 Krankenwagen und medizinisches Verbrauchsmaterial – werden über Ägypten in die umkämpfte palästinensische Enklave geschickt. Der seit 16 Jahren von Israel blockierte Gazastreifen steht vor einer totalen Belagerung. Die Situation macht Hilfslieferungen zu einem lebenswichtigen Rettungsanker für die Zivilbevölkerung. 20 Krankenhäuser sind nach israelischen Luftangriffen außer Betrieb. Eine Sprecherin der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sagte, die 20 Krankenhäuser in Gaza seien inzwischen komplett außer Betrieb. Bei einem israelischen Angriff auf das Al-Schifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt seien 13 Menschen getötet und Dutzende verletzt worden. Die Bombardierung der belagerten Enklave hält an. Seit Beginn des israelischen Angriffs seien rund 32.000 Tonnen Sprengstoff auf den Gazastreifen abgeworfen worden. Der geschätzte vorläufige Schaden im Wohnungs- und Infrastruktursektor belaufe sich auf 4 Milliarden Dollar. Zivilisten im Gazastreifen sind massiven israelischen Bombardements ausgesetzt. Experten und NGOs sehen Fakten auf israelische Kriegsverbrechen.

Das türkische Schiff steuert allerdings einen ägyptischen Hafen an, was aber die Israelis nicht hindern muss, es auf offener See zu kapern. All das darf man nicht mit dem „Holocaust“ gleichsetzen; es ähnelt vielleicht mehr dem „Holodomor“, der die Ukraine niederzwang. Israel will die Bevölkerung Gazas niederzwingen, vielleicht auch die Zivilbevölkerung für das Etablieren der Hamas abstrafen. Man sollte angesichts der Willkür der deutschen Justiz vielleicht ein neues Wort erfinden für den Terror Israels in Gaza. Die Deutschen sprachen 1940 davon, die englischen Städte zu „coventrisieren“. Versuchen wir es mit „gazanieren“? Innerhalb von 6 Wochen haben die Israelis 2% der Bevölkerung von Gaza ausgerottet.

Warum führt Israel einen derart erbarmungslosen Feldzug? Nach Aussagen der israelischen Minister Bezalel Smotrich und Itamar Ben Gvir sei das Ziel, die arabische Bevölkerung für eine Auswanderung zu gewinnen, ganz humanitär, natürlich. Man verhandle bereits mit der Republik Kongo um Aufnahme der Palästinenser (vgl. Le Figaro, 4.1.24). Anschließend könne Gaza komplett neu aufgebaut und mit jüdischen Siedlern neu bevölkert werden. Dies wird in der französischen Tribune Juive kommentiert:

Den Gazastreifen von seiner Bevölkerung entleeren?

Itamar Ben Gvir und Betsalel Smotrich. © Blitz 90

Ist es wirklich vernünftig, von ethnischen Säuberungen zu sprechen, wie es Itamar Ben Gvir getan hat, bevor der Krieg vorbei ist und die ganze Welt Mitleid mit dem „armen Palästinenser“ hat, dem unschuldigen Opfer des Krieges?

Gegen Itamar Ben Gvir, den religiös-zionistischen Minister der Netanjahu-Koalition, hagelt es weiterhin Verurteilungen. Frankreich, die Vereinigten Staaten, Großbritannien, die israelische und internationale Linke fallen mit Worten über ihn her, die keineswegs verkürzt sind.

Was hat dieser moralisch verwerfliche Verrückte gesagt? Dass Israel mit befreundeten Ländern zusammenarbeiten sollte, um so viele Palästinenser wie möglich aus Gaza umzusiedeln. „Die Ermutigung zur Auswanderung von Hunderttausenden von Menschen aus Gaza wird es den (israelischen) Einwohnern ermöglichen, in ihre Häuser (am Rande des Gazastreifens) zurückzukehren und in Sicherheit zu leben, während sie unsere Soldaten schützen“, schrieb Itamar Ben Gvir im sozialen Netzwerk X:: „Ein kleines Land wie unseres (Israel) kann es sich nicht leisten, dass es nur vier Minuten von unseren Gemeinden entfernt eine Brutstätte des Hasses und des Terrors gibt (Gaza), wo zwei Millionen Menschen jeden Morgen mit dem Wunsch aufwachen, den Staat Israel zu zerstören.“

Es gibt zwei Arten von Problemen mit dieser Art von Gesprächen: politische und moralische. Politisch, weil der Krieg nicht vorbei ist und auch der militärische Sieg über die Hamas noch nicht vollständig gesichert ist. Die Beschwörung einer so radikalen Nachkriegszeit hat nur die Konsequenz, zu schockieren, ohne eine Lösung voranzubringen. Auf der anderen Seite sollte man sich daran erinnern, dass die militärische Unterstützung der Vereinigten Staaten – die absolut lebenswichtig ist – von Israels Bemühungen abhängt, so viele Menschenleben wie möglich in Gaza zu retten. Israel muss Krieg führen, indem es dem westlichen Mythos opfert, dass der Palästinenser „unschuldig“ an den Verbrechen der Führer ist, die er sich selbst gegeben hat. Unter diesen Bedingungen ist das Gerede über die Evakuierung der arabischen Bevölkerung in Gaza bestenfalls fehlgeleitet. Im schlimmsten Fall völlig kontraproduktiv.

Ben Gvirs Bemerkungen haben auch eine amoralische Bedeutung. Es ist nicht erlaubt, Populationen umzusiedeln, um ihr Territorium an sich zu reißen. Die verschiedenen Genfer Konventionen verbieten formell jede Art von Säuberung, insbesondere wenn es sich um ethnische Säuberungen handelt. Ben Gvir und Smotrich sollten daher nicht laut aussprechen, was die Mehrheit der Israelis im Stillen denkt, nämlich, dass nach dem 7. Oktober ein Zusammenleben zwischen Juden und Arabern nicht mehr möglich ist. Und weil die Juden nicht die Absicht haben, nachzugeben, sie aber davon überzeugt sind, dass ihre Rückkehr in das Land Israel legitim ist, sind es die Araber, die den Preis für ihre Ablehnung der Juden zahlen müssen. Sie werden gehen müssen. Das zu sagen, wenn der Krieg noch nicht vorbei ist und in den westlichen Kanzleien der Wokismus herrscht, erscheint „rassistisch“.

Es war also falsch, dass Ben Gvir den Mund aufmachte, ein politisches und moralisches Unrecht.

Sind ethnische Säuberungen zionistisch?

Die Frage, mit der sich der Staat Israel heute konfrontiert sieht, lautet: Wenn 75 Jahre nach der Gründung des jüdischen Staates die arabische Ablehnung immer noch an Völkermord grenzt, was kann dann die Lösung sein? Ein wenig Geschichte kann helfen, eine Reflexion zu erarbeiten.

Zunächst einmal sollte man sich daran erinnern, dass die Worte von Ben Gvir nicht aus dem politischen Gehirn eines psychisch Kranken stammen. In Wirklichkeit sind sie Teil einer Reflexion, die von Ben-Gurion selbst geleitet wird. In einem Interview mit der Zeitung Haaretz im Jahr 2004 erklärte der Historiker Benny Morris, ein Experte für Israels Unabhängigkeitskrieg, dass Ben-Gurion eine bewusste und systematische Politik der Massenvertreibung der arabischen Bevölkerung verfolgte.

„Ab April 1948 projizierte Ben-Gurion eine Transferbotschaft. Es gibt keine ausdrückliche schriftliche Anordnung, es gibt keine geordnete Gesamtpolitik, aber es herrscht eine Atmosphäre des Transfers. Die Idee des Transfers liegt in der Luft. Alle Führungskräfte verstehen, dass dies die Idee ist. Das Offizierskorps versteht, was von ihm erwartet wird. Unter Ben-Gurion wurde ein Konsens über den Transfer geschaffen.“

„Ben-Gurion war ein Transferist“, fragt der „Haaretz“-Journalist fassungslos.

„Natürlich“, antwortet Benny Morris. Ben-Gurion war ein Transferist. Er verstand, dass es keinen jüdischen Staat geben konnte, in dessen Mitte sich eine große und feindliche arabische Minderheit befindet. Einen solchen Staat gäbe es nicht. Das kann es nicht geben.“

„Ich höre nicht, dass Sie das verurteilen“, mischte sich der „Haaretz“-Journalist ein.

„Ben-Gurion hatte recht“, sagt Benny Morris. „Wenn er nicht getan hätte, was er getan hat, wäre kein Staat entstanden. Das muss klar sein. Es gibt kein Entrinnen. Ohne die Entwurzelung der Palästinenser könnte ein jüdischer Staat nicht existieren.“

„Eine Gesellschaft, die darauf abzielt, dich zu töten, verlangt, dass du sie zerstörst“, sagte Morris. „Wenn man die Wahl hat, zu zerstören oder zerstört zu werden, ist es besser zu zerstören. Es gibt Umstände in der Geschichte, die ethnische Säuberungen rechtfertigen. Ich weiß, dass dieser Begriff im Diskurs des 21. Jahrhunderts völlig negativ ist, aber wenn die Wahl zwischen ethnischer Säuberung und Völkermord – der Vernichtung Ihres Volkes – besteht, entscheide ich mich für ethnische Säuberung.“

„Ein jüdischer Staat hätte nicht geschaffen werden können, ohne 700.000 Palästinenser zu entwurzeln. Deshalb war es notwendig, sie zu entwurzeln. Es gab keine andere Wahl, als diese Bevölkerung zu vertreiben. […] Es galt, das Hinterland zu „säubern“, die Grenzgebiete zu „säubern“ und die Hauptstraßen zu „säubern“. Es war notwendig, die Dörfer zu räumen, aus denen unsere Konvois und Siedlungen beschossen worden waren. […] Ich weiß, dass das Wort „reinigen“ nicht schön klingt, aber das ist das Wort, das sie damals benutzten. Ich habe es aus den Dokumenten von 1948, in die ich mich vertieft habe.“

„Ich habe Mitgefühl mit den Palästinensern“, sagte Morris, „die wirklich eine sehr schwere Tragödie erlitten haben. Ich habe Mitleid mit den Flüchtlingen selbst. Aber obwohl der Wunsch, hier einen jüdischen Staat zu errichten, legitim ist, gab es keine andere Wahl. Es war unmöglich, eine wichtige 5. Kolonne im Lande zu lassen…“

Dieses lange Zitat aus den Worten von Benny Morris vor zwanzig Jahren zeigt, dass der Staat Israel seit fünfundsiebzig Jahren mit der gleichen Frage konfrontiert ist: Wie soll man mit arabischer Ablehnung umgehen? Ben Gvirs Lösung ist die Deportation der sogenannten palästinensischen Bevölkerung.

Andere Lösungen sind zweifellos möglich, wie z.B. den ägyptischen und jordanischen Führern den Arm zu verdrehen, damit sie diese Gebiete zurückerobern und das terroristische Problem angehen, das sie zugelassen haben, um sich auszubreiten.

Es sollte ein Wettbewerb der Ideen begonnen werden, denn die „Zwei-Staaten-Lösung“, die die Vereinigten Staaten durchzusetzen versuchen, ist völlig absurd. Gaza, ein palästinensischer Staat, der von der Hamas regiert wird, lieferte am 7. Oktober den Beweis dafür.

© Yves Mamou

Die Haltung Deutschlands zu dieser Gazanierung ist nicht verständlich. Sind „wir“ mit der Türkei oder mit Israel in der NATO verbündet? Leben bei „uns“ nicht 3 Millionen Türken und gut eine Million Araber und nur 200.000 Juden, von denen vielleicht 90.000 Sympathie für Israel hegen? Selbst erklärte Israel-Sympathisanten wie Michael Wolffsohn sprechen vom Kabinett Netanjahu als von einer „Albtraumkoalition“. Wenn man in der deutschen Regierung bereits darüber nachdenkt, eine AfD zu verbieten, weil sie inzwischen 20% der Wähler hinter sich stehen hat, dann wundert es auch nicht, dass eine solche Regierungsadministration die Gefühle einer Fraktion von Inländern, die 10% der Bevölkerung ausmachen, mit Füßen tritt und juristisch belangen lässt. Karl Lagerfeld hatte es glatt als „Verrat an Israel“ definiert, dass die Bundesregierung 2015 mehr als eine Million Syrer nach Deutschland flüchten ließ.

Was war denn das für ein Spagat des großen Modemachers, einerseits im Sinne der AfD gegen die Araber zu nörgeln und andererseits Israel trotz der damals schon bestehende Blockadepolitik gegen Gaza zuzustimmen. Holodomor und Holocaust sind hui, Gazanierung soll in Ordnung sein? Sehr merkwürdig; was werden die deutschen Amtsrichter als Rechtsprechung entwickeln? Die Jüdische Allgemeine freut sich gerade über die Verurteilung eines Lehrers, der die staatlichen Corona-Maßnahmen mit dem Holocaust verglichen hatte („Impfen macht frei“). Sein Vergleich mit dem Holocaust ist zweifelsfrei eine maßlose Übertreibung; aber die Justiz macht den beliebten Logikfehler, die Übertreibung von A als Verharmlosung von B zu werten. Wer „aus einer Mücke einen Elefanten“ macht, degradiert nicht eo ipso einen Elefanten zur Mücke. Aber, wie schon Ludwig Thoma schrieb, es sind Juristen und damit „auch sonst von mäßigem Verstande“. In Deutschland kämpft man also nicht nur gegen natürliche Dummheit breiter Schichten, sondern gegen gewollte Dümmlichkeit einer Staatsverwaltung. „Rechtsprechung“ hat nichts mit Recht, sondern mit administrativer Konsensfindung zu tun. In Deutschlands sowieso, das für immer weniger Menschen ihr Land ist (vgl. Lea Fleischmann in: Das ist nicht mein Land). Fleischmann verglich das Funktionieren eines KZ mit dem Funktionieren einer Schulverwaltung. Verharmlosung des SS-Wirtschaftsamtes oder des Holocausts? Quatsch. Ganz Deutschland ist eine Mischung von KZ und Kindergarten.

Nach Auffassung Südafrikas begeht Israel Kriegsverbrechen ohne Ende, und das nicht erst seit dem 7.10.2023, sondern offensichtlich schon seit 15 Jahren. Folgt man dem Artikel in der Tribune Juive, erscheint Israel überhaupt eine verbrecherische Institution, jedenfalls nach Meinung zartfühlender „Woke-Men“ zu sein. Guckt man nach Algerien anno 1960, hätte ein französischer Ben Gurion die Algerier legitimerweise auch ausrotten dürfen. Indem Gaza in ein „Freiluftgefängnis“ (Michael Lüders) umgeformt wurde, hat man den Hass auf Israel dort verwurzelt und macht nun die Gazaner dafür verantwortlich. Um Gottes Willen dieses Wort nicht durch eigene Creationen wie „Soft-KZ“ ersetzen! Dann wären die Deutschen zutiefst empört und eilig daran, einen Strafprozess einzuleiten….. Sieht man die kritische Politik Israels im Gesamtzusammenhang, dann war der Husarenstreich der Hamas von 7.10.23 kein Ding „im luftleeren Raum“ gewesen, wie es der Generalsekretär Antonio Guterres ausdrückte. Dank des Vetos der USA entkommt Israel der internationalen Ächtung. Formal mag Israel als nicht vorbestraft und existenzberechtigt gelten, aber sachlich hat es sein Existenzrecht in Frage gestellt. Natürlich bedeutet die Abschaffung Israels nicht gleich „Ausrottung der jüdischen Bevölkerung“; aber eine Ent-Zionistisierung, abgeleitet von Entnazifizierung, wäre durchaus angebracht. Ein Kontrollrat, ein paar Hochkommissare von EU und USA, auch von Indien und China vielleicht, wie man solches in Deutschland 1945 hatte, müsste dafür sorgen, dass der Folgestaat eine geschriebene Verfassung erhält, durch die die Menschenrechte einklagbar für alle gelten. So, wie es jetzt ist, kann man die Definition Israels als jüdische Demokratie und als Apartheitsstaat nicht vom Tisch wischen.

Wenn man die hohen Verluste der Zivilbevölkerung Gazas in den letzten Wochen und in Höhe von mehr als 20.000 Menschen in ein Verhältnis zu den israelischen Verlusten setzt, von denen auch noch 20% durch die Wirkung eigener Waffen zustande kamen, kann man folgern, dass die Gazaner nur mit Infanteriewaffen kämpfen. Sie haben so gut wie keine schweren Waffen. Die Israelis machen sich offenbar nicht die Mühe, den leicht bewaffneten Feind zu stellen, sondern bringen pauschal alles um, was ihre Infrarotsensoren als lebendiges Wesen anzeigen. In dieser pauschalen Blind-Killerei haben sie auch 3 den Arabern entkommene Geiseln abgeknallt, deren Tod die ganze Kampftaktik dieser ängstlichen Soldateska offenbart: die Geiseln kamen auf Aufforderung eines Offiziers aus ihrer Deckung, hatten ihren Oberkörper entblößt, so dass man sicher sein konnte, dass sie keinen Sprengstoff mit Fernzündung am Leib trugen, und schwenkten eine weiße Fahne: man hat sie dennoch abgeknallt. Das erlaubt den Schluss, dass die IDF den generellen Befehl hat „Pardon nicht zu gegeben und Gefangene nicht zu machen“, wie es Kaiser Wilhelm seinen Schutztrüpplern bei der Abfahrt nach China aufgetragen hatte. Das empörte um 1900 bereits die britische Presse. Heute regt es niemanden mehr auf, wenn Israel Kriegsverbrechen zur militärischen Praxis macht. Natürlich darf dank eines US-Veto-Rechts die UNO Israel nicht verurteilen..

Es ist langsam Zeit, dass Deutschland in Hinblick auf seine NATO-Mitgliedschaft die Beziehungen zum zionistischen Israel einfriert, wie es Spanien tat. Bei dieser Gelegenheit sollte man auch die Holocaust-Narrative etwas der Historie anpassen; unter Berufung auf den Holocaust meint man heute in Israel, absolute Narrenfreiheit zu haben in Dingen, wofür man nach dem Krieg nicht wenige Nazis zum Tode verurteilt hat:

Heute heißt es, und teilweise erscheint es so, als hätten die Deutschen den ganzen Krieg von 1939 bis 1945 nur geführt, um die Juden auszurotten. Tatsächlich wollten sie Land im Osten erobern, um die territorialen Voraussetzungen für ein Reich für ein 250 Millionenvolk zu schaffen; das ist eine verbrecherische Idee für sich, hat aber als solche nichts mit „Antisemitismus“ zu tun; die Umsetzung der Idee von der Landgewinnung wurde auch alsbald in Angriff genommen. Die polnische Intelligenz und die Juden Polens wurden ausgerottet, die restliche polnische Bevölkerung dachte man teils zu germanisieren, teils für einfache Dienste verwenden zu können. In der Umsetzung dieser Idee brachten die Deutschen 5 Millionen Polen und 3 Millionen polnische Juden (in den Lagern Maidanek, Sobibor und Belcek) um. „Die Juden“, die auch bei den Polen unbeliebt waren, waren des Wahnsinns leichte Beute, die 5 Millionen „Nationalpolen“ auszufiltern war etwas komplizierter. Es ist aber sicher unangemessen, die nationalpolnischen Opfer zurückzusetzen und die jüdischen Opfer betont zu bedauern. Alle 8 Millionen Ermordeten waren Opfer ein und derselben Volkstumspolitik.

Diese Gesamtbetrachtung der deutschen Polenpolitik ist deswegen von Bedeutung, weil sie Rückschlüsse auf die Ideen von Ben Gvir und Smotrich zu Gaza und deren Umsetzung auf der „Westbank“ erlaubt..

Das ändert nichts daran, dass „die Deutschen“ noch weitere 3 Millionen Juden (also zusammen 6 Millionen) ermordet haben. Aber, diesen Morden liegen unterschiedliche Überlegungen und Pläne zugrunde; für einen Juden spielt es natürlich keine Rolle, ob er als unerwünschte Person in Polen getötet wird oder den Kugeln einer deutschen Polizeieinheit zum Opfer fällt. Er sieht das als einheitliche Judenverfolgung. Aber von der historischen Betrachtung aus ist der Unterschied gewaltig. Für den Deutschen ist die jüdische Betrachtungsweise ein ideelles Geschenk. Heute wollen die Deutschen nicht einmal ihr altes Niederschlesien zurück und würden niemals einen Juden töten, der ihrer Politik im Wege stünde. Aber zur Sicherheit ihrer Truppe ließ die Bundeswehrführung 2009 in Afghanistan zwei festgefahrene Tanklaster bombardieren. Sie tötete wie bei einem verbotenem Napalmangriff auf Zivilisten zahllose Schulkinder, die von den Tanklastern Berzin zapfen. Man befürchtete theoretisch, die Taliban könnten die Tanklaster bergen und diese gegen die Deutschen einsetzen. Die Killermentalität als solcher, die die SS auszeichnete, ist also bei den Deutschen noch virulent: der verantwortliche Oberst Georg Klein wurde sogar zum General befördert (vgl.: Der Spiegel in „Ein deutsches Verbrechen“). Das lässt den Schluss zu, dass die Bundeswehr im Falle eines Krieges durchaus in der Lage wäre, den damaligen Part der Wehrmacht bei der Ausrottung der Juden im rückwärtigen Frontgebiet – natürlich an anderen Ethnien – zu wiederholen. Die Wehrmacht hatte im Feldzug gegen die Sowjetunion durch SS- und Polizeieinsatzgruppen im rückwärtigen Frontgebiet russische Staats- und Parteifunktionäre und vorsichtshalber auch alle Juden massakrieren lassen. Man sagt, diesem „german way of war“ (Jean Lopez in: Barbarossa 1941) seien 600.000 Juden zum Opfer gefallen. In dieser Zeit deportierte man auch die nicht- vertriebenen Juden Deutschlands. Nach Golo Mann sind es 300.000 staatsangehörige Juden gewesen, die man ermordete. So sind wir schon bei 4 Millionen Ermordeten, aber die Morde haben sehr unterschiedliche Motivationen und jeweils andere deutsche Dienststellen, die verantwortlich waren.

Als sich die Kriegslage 1943 militärisch drastisch verschlechterte und als der Kriegswirtschaft Arbeitskräfte abgingen (vgl. Adam Tooze in: Ökonomie der Zerstörung), begannen die Deutschen, in den befreundeten Ländern Arbeitskräfte einzusammeln, wobei der Zugriff auf die jüdische Bevölkerung am einfachsten war: Den befreundeten Regierungen konnte man auftischen, man wolle die Juden umsiedeln. So bekam Deutschland die französischen und die ungarischen Juden zur Umsiedlung, die es aber, soweit sie nicht mehr arbeitsverwendungsfähig erschienen, umgehend vergaste. Zentrum dieser Arbeitskräfteselektion war Auschwitz, wo eine Million deportierter Juden ermordet wurde. So sind wir schon über der 5 Millionen-Grenze bei den Judenmorden, zu denen dann noch die vielen Morde in den Nebenlagern kamen: also 6 Millionen Juden ganz sicher. Nur: den Deutschen passt es, dieses Verbrechen als das einer anachronistischen Rassepolitik von wahnsinnigen Nazis und Antisemiten zuzuordnen. Diese Psychopathie unterstellt man heute der AfD und der antikolonialistischen Linken, die man verbieten will. Tatsächlich stand hinter dieser Ökonomie der Zerstörung die ganze deutsche Wunderwirtschaft, die unter Minister Albert Speer tatsächlich wunderliches geleistet hat

Gleichzeitig klatscht Deutschland der „Neo-Nazi-Politik“ (vgl. Ayelet Shani) im kleinen Maßstab in Palästina Beifall.

Man sollte nicht nur Israel entzionistisieren, sondern auch die Holocaust-Narrative berichtigen und bei dieser Gelegenheit Deutschland auflösen, und es in 8 eigenen Staaten existieren lassen. Gesetze kann das EU-Parlament auch für 7 Staaten mehr als heute machen. Die russische Bedrohung von 1948 ist vorbei, die deutsche Bundeswehr wäre ohnehin nur 2 Tage lang kriegstauglich, und der deutsche Staat ist überschuldet. Weg damit. Kur- und Niedersachsen, Mark Brandenburg, Westfalen, Rheinpfalz und Mainfranken und Schwaben reichen dem europäischen Universum. Das sind erst 7 neue EU-Mitglieder; klar. Ober- und Niederbayern, den traurigen Rest der „letzten Preußen“ (Franz Josef Strauß), kann dann Österreich als zwei neue Bundesländer aufnehmen. Dann wären alle Steirerbuam und Oberländer wieder beisammen und niemand käme auf die verrückte Idee, wieder eine Mutti Ursula (von der Leyen) zur Präsidentin der EU zu rekrutieren. Trotzdem bleibt eines: Das Schicksal Deutschlands und das Israels sind auf fast mystische Weise verknüpft, wie es schon Nahum Goldmann (in: Mein Leben als deutscher Jude) feststellte.

von Lobenstein, Eurich

DR.MED JOSEF SCHUSTER IST DER BESTE PRÄSIDENT, DEN EIN ANTISEMIT FÜR JUDEN ERTRÄUMEN KANN

Seine „Jüdische Allgemeine“ verkündet den folgenden neuen Psalm ihres Chefs als „DOKUMENTATION“:

»Die Bundesregierung macht sich angreifbar für Relativierungen«

Mit diesem Satz wandte sich „Zentralratspräsident Schuster in seiner Gemeindetags-Rede direkt an Bundeskanzler Scholz“. Au weia! Schusters ganzer Text beginnt schon mit falschem Deutsch, das seine Redakteure (frisch mit einem Journalistenpreis ausgezeichnet) nicht einmal korrigieren (können). Gemeint hat er a.) „wegen [vermutlich ihrer] Relativierungen“ b.) „ung“ (Gerundium) ist völlig falsch, es müsste heißen „wegen ihrs (?) Relativierens; aber c.) was relativiert Scholz, und d.)„für wen“ macht sich Scholz angreifbar? Wohl nur für Schuster selbst.

Und genau da haben wir den Punkt: Nach der IHRC sei es „antisemitisch“, die Juden der Diaspora für Untaten der israelischen Regierung zu machen. Schusters ganze Politik hat aber kein anderes Ziel, als „bedingungslos“ die Mitverantwortung für die israelische Regierung zu übernehmen, deren widerwärtige Killerkriegsführung auch befreite jüdische Geiseln dahinrafft.
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Yotam, eine der von der IDF getöteten Geiseln mit seiner Mutter Iris (Bild aus der tribune juive)

Kommentar dazu: Der junge Mann sah gar nicht arabisch aus; ein „Versehen“ ist also unglaubhaft

Das Niveau des israelischen Militärs entspricht eher dem der russischen Soldateska in der Ukraine als der Tradition der österreich-ungarischen Armee her, in der es viele jüdische Offiziere gab. Es wäre gegen den Sinn der IHRC gerichtet, „sich an die Seite Israels zu stellen“; als Diaspora-Jude muss man sich eigentlich vom Treiben der Israelis in Gaza distanzieren. Wenn man die haredischen und chassidischen Juden klischeehaft für typisch hält, gerade diese international verbundenen Juden haben mit der israelischen Killerarmee nichts zu tun. Was sind das dann für eine Gruppe Juden, die sich für Brutalität stark machen? Die Frömmsten lebten lange vor der zionistischen Landnahme in „Palästina“, wo die Vorstadt Mea Schearim um 1870 konzipiert worden war. Und die großen Denker „mit 3 und mehr volljüdischen Großelternteilen“ (Nürnberger Gesetzestext), die Arthur Ruppin stolz in den 20er Jahren listete, deren Liste sich bis auf den heutigen Tag endlos fortsetzen lässt bis Otto Kernberg, der 2023 90 Jahre alt wurde, lassen sich mit der „Alptraumregierung“ (Michael Wolffsohn) von „Neo-Nazis“ (Ayelet Shani) nicht in einen Topf werfen. Das zeigt, dass die Clique der Schuster- und Pinchas-Goldschmidt-Juden eine Position „als deutsche Juden“ einnehmen, die nichts als Risches macht und Antisemitismus fördert.

Wenn man sich für das jüdische Israel die These zu eigen macht, sie, die Juden dort, „hätten keine Wahl“, dann hält man sich eben diskret auf Distanz. Man wirft aber nicht das Ansehen der jüdischen Diaspora in die Waagschale.

Aber lesen wir weiter, was Schuster eigentlich zum Ausdruck bringen will. Tautologien, die den schlechten NS-Stil der Jüdischen Allgemeinen kennzeichnen (LTI nach Viktor Klemperer), kürze ich aus dem Narrativ dieses Schusteranhangs raus.
:
„ …..Sie [Herr Bundeskanzler] waren als erster westlicher Regierungschef nach dem 7. Oktober in Israel. Sie wollten sich ein Bild machen ….. von den tiefen Wunden, die die Hamas in der Seele Israels und des jüdischen Volkes hinterlassen hat. [Kann man das überhaupt mit einer Stippvisite?]….Als ich sagte, es sei etwas aus den Fugen geraten in diesem Land [Hier meint er Deutschland], wenn ….zahlreiche Menschen mit arabischem Migrationshintergrund auf die Straße gehen und den Akt des Terrors feiern….. Ein möglicher Hebel wäre gewesen, das Leugnen des Existenzrecht Israels gesetzlich unter Strafe zu stellen, aber ich habe auf der Justizministerkonferenz miterleben müssen, dass es für diesen klaren Schritt [„klarer Schritt? Verdrehte Methapher] keine Mehrheiten gibt [der „klare Schritt“ wäre auch ein glatter Rechtsbruch gewesen]. …Der Platz, den die Bundesregierung in den Vereinten Nationen nimmt, ist nicht an der Seite Israels….. Wenn aber aus Washington aus deren Position der unverbrüchlichen Solidarität mit Israel auf der großen Bühne der Extremismus der Siedler im Westjordanland kritisiert wird, dann ist Deutschland wieder[wieder? Doch auch nicht an der Seite Israels] dabei. Die Bundesregierung macht sich damit angreifbar für Relativierungen – bitte seien Sie sich dessen stets bewusst.“

Man muss sich einmal genau überlegen, was sich dieser Schuster da zusammenfusselt: Die Siedlungen auf der Westbank mit all deren Begleitmusik (Abknallen von Arabern) sind Rechtsbrüche, dass sogar die USA protestieren. Hier soll Deutschland sich nicht an die Seite der USA stellen dürfen. Oder anders ausgedrückt: Einmal an der Seite der USA, immer an der Seite der USA; aber selbst die USA sind nicht so fest an Israels Seite. Da haben wir es: Soll sich Deutschland der Stimme enthalten, wenn die Verbrechen der jüdischen Siedler auf der „Westbank“ zur Sprache kommen, also nicht an der Seite der USA stehen? Okay, das ließe sich durchaus anordnen. Es wäre konsequent, wenn sich Deutschland generell in der Palästinafrage zurückhielte, sich auch nicht verbal auf die Seite eines Israel stellt. Das Problem ist nur, dass ein Land wie Deutschland eine eigene Politik treibt und sogar in Gaza humanitäre Einrichtungen finanziert. Diese werden von der IDF rücksichtslos zerstört.

Offenbar knallen die israelischen Soldaten alles ab, was sich bewegt, und bombardieren, was ihnen im Wege steht. Von den inzwischen 20.000 toten Palästinensern seien 12.000 Frauen und Kinder, sagen die Araber und die UNO. Wahrscheinlich sind von den übrigen Toten eben nicht alles 8.000 männliche „Hamaskämpfern“, die Israel neben den Frauen und Kindern massakriert haben will. Theoretisch können es in Wirklichkeit nur 10% bis 20% echte Kombattanten gewesen sein; 8.000 „Hamaskämpfer“? das wären eine Truppe in Stärke einer Division. Der militärische Arm der Hamas kann nicht so stark sein. Diese Toten dürften überwiegend auch nur alte Männer und männliche Zivilisten gewesen sein. Dazu schweigt man als ein mit Israel verbündetes Deutschland besser peinlich berührt. Jeder Applaus für Israel ist schon ein Laut zu viel. Schuster schwärmt und schwadroniert weiter:

„Israel ist als einzige Demokratie im Nahen Osten ein Vorposten der westlichen Freiheit. (Gegen wen ein Vorposten? Gegen Ägypten vielleicht?) Deutschland muss fest an Israels Seite stehen. Das Land gleicht dem unseren in Herrschaftssystem und Gesellschaftsform so wie kein anderes in der Region.[noch nicht, wir sind aber auf dem Wege dorthin]. Wir glauben gemeinsam an die Freiheit des Einzelnen [wenn er nicht Araber ist], die Liberalität der Gesellschaft und, dass die Würde des Menschen über allem steht. Viele der Menschen hier im Saal haben in den vergangenen Wochen die Kampagne des Zentralrats unterstützt, mit der wir Spenden für die Association for Israel’s Soldiers gesammelt haben. 150.000 Euro konnten wir am Ende überweisen. Israel verteidigt auch unserer Freiheit, Israel verteidigt uns!“

Soso; 150.000 Euro haben diese Herrschaften zusammenbekommen; jeder der 1400 Versammelten hat einen Hunni geopfert. Rechnet man die 150.000 € auf die 3.000 Menschen um, die die Woche zuvor sogar bei strömendem Regen ihre Solidarnosz mit Israel bekundeten, wären es nur € 50.- pro Sympathisanten. Nimmt man die Zahlen der immatrikulierten Juden her, sind wir wieder bei Karl Kraus : Einen Euro (alt-österreichische Krone) für Zion. Das sind 4 Pfanddosen. Das ärmliche Spendenergebnis für die Rettung der Juden der Welt hätte ein intelligenter Präsident besser für sich behalten. Im Widerspruch zu ihrem Dokumentationsartikeln vermittelt dieselbe Zeitung in einem weiteren Artikel eine Aussage des gelobten Bundeskanzlers:

„Jüdisches Leben muss unspektakulär werden“

„Werden“, wohlgemerkt, „werden“. Es wird von jüdischer Seite zu viel Gedöns gemacht. Sogar am Sabbat. Der jüdische Gemeindetag ist trotz jüdischer Religionsvorschriften nicht unterbrochen worden. Sogar Geld wurde für Israel eingesammelt. Warum eigentlich; auf die € 150.000 wäre die IDF nicht angewiesen. Und die Jüdische Allgemeine schreibt weiter:

„….. Als Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in den festlich geschmückten Gala-Saal in die Gesichter der rund 1400 Teilnehmer schaute, wünschte er sich vor allem mehr Normalität. …Auf die Kritik zum deutschen Abstimmungsverhalten bei den UN und die Reform des Volksverhetzungsparagrafen reagierte Scholz nicht. Auch der Rest seiner Ansprache verlief unspektakulär. … „Wir verfolgen diejenigen mit den Mitteln des Strafrechts, die Terrorismus unterstützen und antisemitisch hetzen. Und wir regeln mit dem neuen Staatsangehörigkeitsrecht ganz klar, dass Antisemitismus einer Einbürgerung entgegensteht«

Die FAZ setzt folgendes als Resümee in ihr Blatt:

Schuster sagte: „Wir Juden verwehren uns einer Aufteilung der Gesellschaft in abgeschlossene Gruppen.“ Es gebe kein „Wir“ und kein „die da“. In einer offenen und freien Gesellschaft dürfe es aber auch keine falsche Toleranz mit den Verächtern und Gegnern dieser Gesellschaft geben, sagte Schuster.

Scholz: Bildung ist Schlüssel gegen Antisemitismus

„Bildung“ täte aber gerade unseren Berufsjuden nicht schlecht; haben die Herrschaften verdrängt, dass sie einen Vierteljuden wie Max Czollek als „Vaterjuden“ und „Segler unter falscher Flagge“ aus ihrer geschlossenen Gesellschaft rausgebissen haben, einen Schriftsteller, der in Amerika ein angesehener Jude unter Juden wäre? Was verstehen diese un- oder viertelgebildeten Gesellen eigentlich unter „offener Gesellschaft“? Im Grunde ist alles Dampfplauderei, was Schuster da an Schallwellen produziert wird.

Facit, es ist alles Blech, was Schuster redet, nicht einmal Katzensilber, kein

Quecksilber, sondern Quacksilberblech. Nicht „die Bundesregierung macht sich angreifbar für Relativierungen«, sondern „die

Juden“ werden angreifbar für Schustern unreflektierte Moralpredigten.

von Lobenstein

Kämpfe, tapferes Gaza, kämpfe weiter!

Halte den Zionisten das Medusenhaupt des Holocausts vor Augen

Für Dr. Felix Klein vom deutschen Innenministerium ist die BDS „zutiefst antisemitisch“, auch wenn diese Organisation selbst meint, sich nur gegen die israelische Wirtschaft positionieren zu wollen. In unserer Zeit sind wirtschaftliche Sanktionen Mittel einer präliminären Kriegsführung; im Zweiten Weltkrieg versenkte man Handelsschiffe und bombardierte Fabrikanlagen. Insoweit sind Boykott und Embargo durchaus kriegerischen Handlungen zuzurechnen. Nur: warum sollten Unterstützer einer Freiheit für die Palästinensergebiete nicht eine Art Soft-War führen dürfen? Besatzung fremden Landes gehört auch zur Kriegsführung. Wie soll man die latenten Kriegsgegner Israels nennen dürfen? Für Alex Bein (in: Geschichte der Judenfrage) war der Begriff „Antisemitismus“ auf die deutsche Haltung von Wilhelm Marr bis Wolf Mayer-Christians anwendbar. Seit des „Berliner Antisemitismusstreits“ von 1879 bis 1945 war der Antisemitismus virulent, legal und legitim, eventuell noch bis zum Urteil gegen Philipp Auerbach, obgleich Wolf Mayer-Christians schon 1943 beklagte, jüngere deutsche Offiziere erkannten die Bedeutung der Judenfrage nicht mehr. Danach begann Antisemitismus, anrüchig zu werden, weil große jüdische Geister ins Bewusstsein drängten: Albert Einstein, Edmund Husserl, Georg Jellinek. Die Deutschen in Gründlichkeit, Prinzipientreue und Pauschaldenken wollten die Judenfeindschaft gleichmäßig auf alle Juden ausdehnen, gleichgültig, ob christliche, materialistische oder orthodoxe. Diese Gründlichkeit, die den Deutschen oft der Lächerlichkeit preisgibt, färbte auf den Antisemitismus ab. Hinzu kam, dass man den Antisemiten den Holocaust anlastete. Wenn Robert Mulka im Auschwitzprozess sagte, „nie einem Juden etwas zuleide getan zu haben“, dann klang dies absurd; er war stellvertretender KZ-Kommandant. „Die Deutschen“ definierten den Juden gesetzlich nach der Genealogie; wer drei und mehr volljüdische Großelternteile (!) habe, sei Jude. Allein der Begriff „Großelternteile“ ist sehr kreativ; normal spricht man von den Großeltern als Gesamtheit, weil diese eigentlich für das Leben der aktiven Generation kaum noch eine Bedeutung haben können. Die „Großelternteile“ Sigmund Freuds (1856 – 1939) wurde noch 1949 aus seiner Wiener Wohnung wegen jüdischer Abstammung zwangsgeräumt. Seines 1816 geborenen Vaters Eltern lagen schon mehr als 100 Jahre im Grab. Die deutsche Schamlosigkeit verschonte auch nicht Freuds Geschwister, von denen einige in Theresienstadt und Treblinka umkamen. Sieht man es mit deutscher Genauigkeit, dann endete dieser Antisemitismus tatsächlich 1945, als der alliierte Kontrollrat die Nürnberger Gesetze aufhob.

Parallel hierzu, aber nicht im Gleichschritt, erhielt sich ein latenter Antisemitismus, der allerdings unterdrückt wurde. Auch das Flugblatt eines der Aiwanger-Brüder von 1990 zeigt, wie empfindlich die deutsche Amtlichkeit auf Schlagworte wie Auschwitz, Schornstein und Landesverräter reagiert, auch wenn diese nicht direkt gegen Juden ausgesprochen werden. Dazu gehört auch der Fall Gil Ofarims. Nicht wenige sind der Meinung, weder der Fall Ofarim noch der Aiwangers seien „antisemitisch“ geprägt. Es ist schon unzulässig zu erwähnen, dass in Auschwitz genauso viele Polen ermordet wurden wie Juden (vgl. Seweryna Smaglewska in: Die Frauen von Birkenau). „Auschwitz“ wird als Symbol für die Verderblichkeit des Antisemitismus beansprucht. Der Begriff „Antisemitisch“ ist dermaßen verwaschen und legendenverwoben, dass Gilead Atzmon schreiben (in: Der wandernde Wer) konnte, Antisemit sei, wer einem Juden missfalle.

Der Begriff „Antisemitismus“ ist also nichts konkret- und alles diffus sagend; Charlotte Knobloch nannte einen jüdischen Gegner sogar „berüchtigten Antisemiten“, was zeigt, dass die Definition von Gilead Atzmon auch vor Juden nicht Halt macht. Ein Jude, vielleicht sogar ein „nicht-jüdischer Jude“ (Isaac Deutscher) wäre dann schon „Antisemit“ im weitesten Sinne.

So gesehen ist natürlich Antisemit, wer etwas gegen Israel hat; die Israelis sind zu drei Vierteln Juden, was ganz den Proportionen der Nürnberger Gesetze entspricht: 3 von 4. Nun gibt es auch Juden, die gegenüber Israel kritisch bis feindselig eingestellt sind; aber dies wäre auch nichts wirklich Neues. Maxim Biller und Theodor Lessing haben über „jüdischen Selbsthass“ Bücher geschrieben, und haben darin u.a. Otto Weininger gelistet, den Gilead Atzmon in unseren Tagen wieder würdigt. Arthur Ruppin (in: Soziologie der Juden) bezieht sich in seiner Argumentation über die Herkunft der aschkenasischen Juden auf Hans F. Günther, dessen Rassekundeschriften Josef Schuster als „Nazidreck“ bespuckte. Hier zeichnet sich bereits das intellektuelle Chaos jüdischer Antworten auf die „Judenfrage“ (vgl. Walter Hoch; David Farbstein) ab. Auf diese gibt es inzwischen genug jüdische Antworten. Eine jüdische Neturei Karta – Bewegung hält Israel für eine gotteslästerliche Gründung (Yakov Rabkin in: Im Namen der Thora) So gesehen wäre Antisemitismus keine arische Gemeinheit im luftleeren Raum, auch Nahum Goldmann (in: Mein Leben als deutscher Jude) meint, „die Juden“ seien nicht nur Opfer. Simon Dubnov und Heinrich Graetz stellen sie dagegen als ewig unschuldig Verfolgte dar.

Die Frage wird aber tiefgehender untersucht werden müssen. Wie es Jean Paul Sartre (in: 3 Essays zur Judenfrage) beschreibt, gibt es für eine generelle Judenfeindschaft keinen vernünftigen Grund. Aber es gibt spezielle Gründe, etwas gegen gewisse Gruppen von Juden zu haben. Yakov Kaplan (in: Jüdische Lebenswelten) schreibt über die sephardischen Juden, die sich in Frankreich und in Amsterdam während des 16. Jahrhunderts niedergelassen hatten. In Frankreich waren Juden theoretisch nicht zugelassen, aber die „Portugiesen“ verstanden es, sich trotz jüdischen Glaubens in Bordeaux zu etablieren. Sie feierten ihre „portugiesischen“ Hochzeiten in den Kirchen. Die Amsterdamer Sepharden hielten ihre familiären Zusammenhänge mit den Conversos in der alten Heimat aufrecht. Auch das erregt Missfallen seitens der aschkenasischen Orthodoxie. Yakov Kaplan kritisiert dies alles, und meint, dies sei für andere nicht kopierbar. Und schon 1808 bei der Diskussion um die Frage des Bürgerrechts für Juden in Frankreich trat der Gegensatz zwischen „portugiesischer“ und aschkenasischer Haltung offen zu Tage. Die Haltung der Juden von Metz, Toul und des Elsasses in der Mischlingsfrage hätte beinahe das Bürgerrecht für alle Juden Frankreichs vereitelt. Frankreich, der Zentralstaat par excellence, duldet keine „Nation in der Nation“. Für die einen ist das in Ordnung, andere laufen dagegen Sturm.

Daraus erkennt man, dass es innerhalb des Judentums einen elementaren Graben („Riss“ wäre das falsche Wort) gibt, der sogar Tradition hat: Juden, die nach Friedrich und Georg Rosen von den Phöniziern abstammten, deren Fernhandel dem Römischen Reich zugutekam einerseits, und andererseits den Juden, deren Nachkommen auf Makkabäer und Bar Kochba stolz sind, weil sie sich gegen die hellenistische und gegen die römische Zivilisation erhoben. Das lässt für heute die These zu, dass die sephardischen Juden in England um Moses Montefiori schon 1850 den erwarteten Strom der aschkenasischen Juden aus Osteuropa nach Palästina abzuleiten gedachten, um ihr tolerantes England zu schonen. Die Stammbäume der englischen Juden wurzelten in Italien, Spanien und Amsterdam, wo ihre Vorfahren bereits negative Erfahrungen mit den Aschkenasen gemacht hatten. Die sephardischen Juden halfen, gesonderte aschkenasische Synagogen zu bauen, weil letztere die westlichen Sitten nicht anzunehmen gedachten. Kein Montefiori, kein Baron Rothschild, die sich in Palästina niedergelassen hätten oder nach einer jüdischen Königskrone strebten..

Daraus erhellt, dass man sehr wohl Jude und Franzose sein kann, wenn man sich nicht als Mitglied einer verkappten osteuropäischen, bzw., einer orientalischen Nation versteht. Wie kommt es überhaupt zur Bildung einer verkappten Nation? Was macht das Mitglied der „verkappten Nation“ aus? Es ist eine Intoleranz der besonderen Art, die schon 1309 aschkenasische Rabbiner veranlasste die Schriften des Moses Narboni zu verbrennen. Es ist das Festhalten an tierquälerischen und völlig sinnlosen Schlachtritualen. Obwohl die Betäubung durch den Bolzen die Hirnhaut des Schlachtviehs nicht verletzt (was religiös schädlich sein soll), wird heute noch die Nutzung des Bolzens abgelehnt. Es sind absurde Speisegesetze, die dem Juden den Verzehr von Muscheln, Schalentieren (Scampi, Hummer) und Kaninchen verbieten; wer sich all diesen Albernheiten unterwirft, wird sozial von selbst unverträglich. Sogar die Davoser (GR) Wirte, die gerne ihre Gastzimmer im Sommer an Gäste vermieten, kommen mit den orthodoxen Mietern nicht zurecht. Diese kochen sich ihr koscheres Süppchen nur auf koscheren Herden, die sie im Urlaub erst koscher machen, indem sie diese voll aufglühen lassen (NZZ Sommer 2023). Nicht alle Schweizer Herde vertragen diese Prozedur.
So scheint es, dass gewisse Juden glauben, die Wahrheit über Gott und die Welt mit Löffeln gefressen zu haben. Problem: die Welt ist nicht koscher und nicht alle Juden speisen koscher. Aber manche schreien ihre Meinungen besonders penetrant hinaus, etwa Dr. Josef Schuster, ohne Selbstkritik und gegen Kritik geschützt. Das ist das eigentliche Problem. Im Grunde sind Juden Menschen wie Du und ich, aber manche meinen zwanghaft, ihre Ansichten missionarisch durchsetzen zu müssen. Das macht eben die Risches, unter denen die anderen leiden. Die gleiche Intoleranz, die die aschkenasische Religionspraxis auszeichnete, kennzeichnet den von Aschkenasen geprägten Zionismus. Rücksichtslos werden vermeintliche Gegner ermordet: Jakob Israel de Haan oder Chaim Arlosoroff wurden von abkommandierten Mördern abgeknallt; Arlosoroff verdanken „die Zionisten“ sogar ein geordnetes Finanzwesen, weil er das Haavara-Abkommen mit Deutschland zu vereinbaren half.

Daneben besteht ein weiterer problematischer Umstand; kaum ein Christ würde ein Geschichtsbuch über „die Juden“ schreiben können. So ist das Thema den Juden selbst überlassen. Während unter Christen genug Ketzer über Jesus (David Strauß, Ludwig Feuerbach) schreiben, würde ein ketzerischer Jude sofort als Antisemit kaltgestellt werden. Der Alttestamentler Andreas Eisenmenger, der um 1700 über das „entdeckte Judentum“ schrieb, brachte im Grunde auch nichts anderes zu Papier, als was 100 Jahre später Peter Beer unter dem Titel der „Denkrichtungen im Judentum“ zusammenfasste. Kritik am Judentum ist so gut wie unmöglich, ohne sich eine Feindschaft zuzuziehen, die an die Inquisitionszeit vor 900 Jahren erinnert. So ist grundsätzlich alles positiv zu beurteilen, was das Judentum hervorbrachte. Arthur Ruppin meint, „die Juden“ hätten der Welt den Monotheismus geschenkt; danke schön: Sigmund Freud sieht genau hier die Quelle allen Antisemitismus: denn mit dem Monotheismus wurde der orientalische Despotismus nach der Formel „Ein Gott – ein Reich – ein Kaiser“ im Römischen Reich (325) eingeführt. Die letzten republikanischen Übungen gingen über Bord des römischen Staatsschiffs. Die athenische Demokratie und die republikanische Verfassung des alten Rom beruhten auf der Vorstellung, dass die herrschenden Götter den Menschen feindlich eingestellt seien; bei den Juden ist der Mono-Gott der Schöpfer, dem die Menschen alles verdanken. Deswegen führte bei den Juden der Monotheismus zum ewigen „Kirchenstaat“ unter Leitung von Propheten und Talmudisten. Den konnten sie auch im Galut auf kommunaler Basis fortsetzen. Den für die Christenheit übernommenen Despotismus „von Gottes Gnaden“ zu überwinden bedurfte es bis 1789/1918: gut 1.500 Jahre; wie manche durchaus richtig sähen: Die jüdische Überlieferung ist eher Unglück für die Zivilisation gewesen, als dass die Welt den Juden irgendetwas verdankt.

Wenn Katholizismus und christliche Orthodoxie ausreichen, um zwei verwandte Völker wie Serben und Kroaten in Feindschaft zu trennen, dann reicht der jüdische Aberglaube mit seinen Gebräuchen allemal für eine eigene Nationsbildung innerhalb von Gesellschaften aus, der ein Auskommen mit westlich zivilisierten Völkern unmöglich macht. Für Aschkenasen ist die politische Lage „der Juden“ seit anno 70 unverändert geblieben, es geniert sie auch nicht ihre Sportereignisse „Makkabi-Spiele“ zu nennen. Die so genannten Ostjuden in Deutschland, die in Österreich-Ungarn, der Ukraine, Litauen und Polen lebten, haben wie alle anderen Mitglieder der dortigen „Vielvölkerei“ eine nationale Identität entwickelt, die nicht nur im Widerspruch zu den damaligen Monarchien stand, sondern diesen Widerspruch auf die Demokratien übertrug. Carlo Strenger (in: NZZ) beschrieb, dass sich das amerikanische Judentum nach aschkenasischen Maßstäben auf 13% seines heutigen Bestandes reduzieren werde. Eine „Jewish Outreach Organisation“ steuert diesem Trend entgegen, um ein US-Judentum in der Moderne fortzusetzen. US- und israelisches Judentum triften auseinander. Der Berliner Antisemitismusstreit (1879) legte offen, dass selbst Philosemiten und in Deutschland etablierte Juden (wie Harry Bresslau) Heinrich v. Treitschkes Problem nicht verstehen konnten; sie wollten nicht zugeben, dass einem aschkenasischen Juden es nicht gelingt, wie ein Sepharde jenseits des „Grabens“ seiner territorialen Nation national anzugehören. Juden, die im Ersten Weltkrieg als Deutsche für Deutschland kämpften, haben das Problem schon deswegen nicht erkennen können, weil es „den Deutschen“ und Deutschland eigentlich nicht gibt. Die Deutschen waren formal mehrheitlich Preußen aber davon die Mehrheit wieder nur Beutepreußen (wie Rheinländer, Holsteiner, Hessen oder Sachsen und thüringische Kleinstaatler) oder Zwangsdeutsche (wie Württemberger, Oberschlesier und Polen); so war „der Jude“ wohl „Deutscher“, aber ohne Wurzeln im Boden eines eigenen Heimatstaates, den es nicht gab und der vielleicht sogar noch in Galizien oder Litauen lag. Der Jude war Deutscher auf einer höheren Ebene eines theoretischen Gesamtstaates, der Bayer war Deutscher in der Praxis, weil sein konkretes Vaterland (nicht er selbst) im (deutschen) Bund mit Preußen stand. Juden, die Bayern werden wollten, konvertierten. Viele taten dies in Preußen auf dem Papier (Felix Theilhaber in: Der Untergang der deutschen Juden), womit sie sich wieder nur Kritik einhandelten, von beiden Seiten. Sie standen intellektuell über der deutschen Partikularstaaterei.
Ein ähnlich gelagerter Streit um Eric Zemmour während seines Präsidentschaftswahlkampfes 2022 beleuchtet das Problem aktueller: Hatte Philipp Pétain die französischen Juden gerettet? Unter Pétain wurden etwa 80.000 Juden an das deutsche Messer ausgeliefert. Ja, sagte Norbert Finkelstein trotzdem, denn die Nachkommen der „portugiesischen“ Gemeinden blieben von Deportation verschont, Sie sind die „französischen Juden“, die anderen Juden erschienen als fremd wie die Algerier heute, die ihre separate Gesellschaft im Staate bilden. Die Familie Jakob, zu der auch Simone Veil gehörte, wurde deportiert (in: Eine Jugend im Zeichen der Schoa), ebenso Fanny Fénélon Goldstein (in: Das Mädchenorchester von Auschwitz), deren Mutter nicht einmal Jüdin war. Der deutsch klingende Name macht es. Hauptmann Alfred Dreyfus war angeblich Opfer eines „französischen Antisemitismus“, aber in Wirklichkeit dürfte seine elsässische Herkunft und der Wechsel des Elsasses zu Deutschland der Grund gewesen sein, ihn der Spionage zu verdächtigen. Sogar die „Nazis“ nahmen die Karäer von der Verfolgung aus, denen sie eine nicht-semitische Abstammung unterstellten. Sie mochten auch den Begriff „Antisemit“ nicht auf ihre Judenfeindschaft verwenden, weil sie die Araber sehr schätzten, die echten Semiten sind. „Der Jude“ ist also ideologisch zu definieren.

Den Juden, der zum Feind des Menschengeschlechts wird, muss man historisch in dessen festen Glauben verwurzelt sehen, in einem Glauben, der zum Glauben an seine Nation mutierte. Ihr säkularer Ersatzglaube ist der Zionismus geworden, dem in para-orthodoxer Ausprägung die Aschkenasen folgen. Wie es nur einen einzigen und nur diesen wahren Gott gibt, ist auch Israel der einzig wahre Staat. Der Zionist glaubt vielleicht überhaupt nicht mehr an die Existenz eines Gottes, der ihn geschaffen habe, aber dafür an das Existenzrecht des einzigen Israels, das ihm zur Souveränität als Jude verhilft. Für Israel bringt er alle um, die es gefährden könnten. Wie Moses einen harmlosen Holzsammler töten ließ, der am Sabbat Brennmaterial auflas (4 Moses 15,32), so killt der Mossad heute in Lillhammer marokkanische Kellner, die er für Beteiligte am Attentat in München von 1972 verdächtigt. Auch das Racheprinzip, das schon Shakespeare und Luther kritisierten, wird aufrechterhalten. Achtung vor internationalen Gepflogenheiten? Null!. Ein absurder Mythos führte die historischen Juden zur Bildung eines ewigen Kirchstaates (Kahal), der jeden Juden, der noch an seine aschkenasische Nationalität glaubt, zu einem Feind des Menschengeschlechts werden lassen muss. Nota bene: die von Yakov Kaplan abgelehnten Sepharden sind natürlich keine solchen Menschenfeinde.

Man kann auch nicht alle Juden aschkenasischer Herkunft in den Topf der Menschenfeindlichkeit werfen. „Die Juden“, die in den USA u.a. deren Filmindustrie schufen, stammen mehrheitlich aus Osteuropa und sind Amerikaner geworden; wenige Entartete gingen von dort nach Israel „zurück“ (Meir Kahane, Baruch Kappel Goldstein). Und so kann man mutmaßen, dass die US-Juden (wie zuvor der Brite Moses Montefiori) deswegen auf der Bildung einer „nationalen Heimstätte für die Juden“ in Palästina bestanden, weil sie um ihr amerikanisches Leben besorgt waren, wenn der Zustrom osteuropäischer Juden in orthodoxer Radikalität nach den USA überhandnähme. „Arte“ zeigte in einer 6-teiligen Dokumentation (Die USA und der Holocaust), dass es den Vereinigten Staaten kein Anliegen war, die Juden Europas nach den USA zu bringen. Sie wären in Palästina besser aufgehoben.

Das Problem mit „den Juden“ setzt sich auch im besiegten Deutschland fort. Die Deutschen sind durch die Niederlage den Amerikanern gefügig gemacht. Als Zeichen ihrer loyalen Unterwerfung füttern sie die amerikanischen Lieblinge in Palästina und verhätscheln deren jüdische Fangemeinde im eigenen Land. Antisemitismus werde nicht geduldet, erklärte Angela Merkel, auch wenn er eine legitime Abwehrhaltung gegen Aberglauben, Monotheismus und Holocaust-Remembering ist.

Antisemitismus in deutschen Landen hat sich primär auf aschkenasische Ost-Juden bezogen, die in der russisch- österreichisch-ungarischen Vielvölkerei eine eigene Nationalität herausgebildet hatten in dem Maße, in dem sie ihren religiösen Zusammenhalt verloren. Karl Kraus kritisiert diese Haltung in seiner „Fackel“. Dank einer strikten Trennlinie der aschkenasischen Juden von allen Mischlingen hatte der Sohn Anton Graf Arco einer geborenen Freiin von Oppenheim keine Scheu, den bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner zu erschießen, „weil er Jude war“. Eine Edle v. Weckbecker, die vor dem Hitlerputsch Mitglied Nr. 843 und danach anlässlich der Neugründung von 1925 Mitglied Nr. 937 der NSDAP war, wurde 1938 aus der Partei ausgeschlossen, weil sie bei Aufnahme in die NS-Frauenschaft unzutreffend versichert hatte, keine jüdischen Vorfahren zu haben. Beide, Mischlinge, sahen für ihre Person keinen Bezug zum östlichen Judentum. Ein Josef Schuster hätte sie auch als „Segler unter falscher Flagge“ aus seiner Synagoge verjagt, wie er es mit Max Czollek tat, wenn sie jüdisch gefühlt hätten. Nur führt kein Steg auf ein jüdisches Boot, mit dem ein Mischling „unter falscher Flagge segeln“ könnte. Die aschkenasische Menschenfeindlichkeit richtet sich konsequent gegen die Nachkommen abgefallener Juden.
Nur die dummen deutschen Journalisten meinen, auf ein Jüdischsein von Graf Arco hinweisen zu müssen. Keine Nation auf der Welt behandelt seine Mischlinge so destruktiv wie das aschkenasische Judentum.

Der deutsche Antisemitismus meint also die aschkenasischen Juden. Der aktuelle Gaza-Krieg macht den Stand der Entwicklung von Diaspora und Antisemitismus wieder deutlich. In Haaretz kann man lesen:

Is anti-Zionism a form of antisemitism? Is it antisemitic to criticize Israel? Those question were thrown around a lot in 2023. For most of the year, it was more of an intellectual debate and political football between right and left.

Since October 7, though, it became clear that it’s going to be difficult to separate the conversations about antisemitism and anti-Israel sentiment. Not because they are the same thing, but because they are both very present, sometimes in the same place, forcing us to confront them in real life rather than rethink theoretical definitions.

The wave of anti-Israel protests that erupted at universities across the United States was a reaction to Israel’s actions in the Gaza war, but the atmosphere at so many of them quickly turned toxic. Over the last two and a half months, American Jews became targets of hate speech and antisemitic attacks at a scale they haven’t experienced before.

Ähnlich ist es in Deutschland. Die Verhältnisse in Deutschland sind allerdings kein Weltmaßstab; das Judentum in Deutschland wird staatlich finanziert und hat eine politische Rolle zu spielen, die von deutschem Innenministerium, dem Kanzleramt, dem Außenministerium und dem israelischen Diasporaministerium redigiert wird. Entsprechend wirr erscheinenden die Statements des Zentralratsvorsitzenden Schuster, die jüdische Idealist*innen wie Abigail Gerstetter und Deborah Feldman von „Bühnenjudentum“ sprechen lassen. Wie einem Zirkusclown gelingt Schuster dabei der Spagat, einerseits die barbarische Kriegsführung der rechtsnationalen israelischen Führung zu rechtfertigen, und gleichzeitig die innenpolitische Position einer linken SPD gegen die rechtslastige AfD zu vertreten. Dafür verkauft der staatsfinanzierte Schuster seine individuelle Glaubwürdigkeit.

Die deutsche Politik, eine plebiszitäre Obrigkeitsdiktatur, brauchte 1945 ein politisches Feigenblatt, um ihre Verwandtschaft zum Dritten Reich zu verschleiern (vgl. Lea Fleischmann in: Das ist nicht mein Land). In diesem Zusammenhang ist in Deutschland Antisemitismus und Antizionismus Jacke wie Hose, weil nur das aschkenasische Judentum für die deutschen Bedürfnisse in Richtung Amerika eine Rolle spielen kann. Das ignorieren selbst Jüdinnen wie Abigail Gestetter, die es als Skandal empfinden, dass sich ganze jüdische Gemeinden aus Proselyten kombinieren, die sogar Leute wie Walter Homolka eine jüdische Hochschule zur Rabbinerausbildung leiten lassen. Auch eine Charlotte Knobloch wird als „Holocaustüberlebende“ geehrt, obwohl sie als Halbjüdin (nach Nürnberger Gesetz) und „Vaterjüdin“ (und folglich Nicht-Jüdin nach der Halacha), also als „Mischling 1. Grades“ mit arischer Mutter und als deutsche Staatsangehörige nie der Gefahr der Deportation oder der Vernichtung ausgesetzt war. Ihr Vater Fritz Neuland gilt nach Felix Theilhaber als vom Judentum abgefallener Genosse, und leistete, ähnlich wie Viktor Klemperer Zwangsarbeit in einer Zeit, in der alle Deutschen zwangsverpflichtet waren. Er versteckte Charlotte, um sie nicht in die Obhut seiner geschiedenen Frau geraten zu lassen. Nach 1945 holte man Vater Neuland, einen Juristen, sofort in den neuen bayerischen Senat. Die Echtzeit ist gänzlich anders als das politische Bühnenspektakel.

In Palästina spielt sich parallel der Kampf des Zionismus real und ungeschminkt ab, nicht nur auf akademische Art. Das Land wird von aschkenasischen Juden dominiert. Die dortigen „Sepharden“ sind mehr Mizrachim, also orientalische Juden, deren Ahnen, soweit sie spanische Traditionen vermitteln, nach 1492 nach Nordafrika oder in den osmanischen Herrschaftsbereich gelangten. Israel praktiziert eine Mischung von russischer Brutalität und orientalischer Grausamkeit „alternativlos“ („Wir haben keine Wahl“). Wie in der Antike wird ein Krieg gegen feindliches Volk geführt, das man „früher“, soweit es nicht ausgerottet wurde, in die Sklaverei verkaufte. Natürlich macht eine antike Kriegsideologie auch nicht vor Frauen und Kindern halt. Deswegen erscheint es als unaufrichtig, das Husarenstück der Hamas vom 7.10., das angeblich 1.400 jüdischen Menschen aller Geschlechtsklassen das Leben kostete, als Terrorakt zu geißeln, den „Terror des Bombenkrieges“, der derzeit Gaza heimsucht, als „Selbstverteidigung“ zu legitimieren. Diese Heuchelei entfremdet Israel unserer Zivilisation, auch der assimilierten und der der abendländisch sephardischen Kultur.

Die Judenfrage von heute lautet also:
Kann man langsam das alberne Feigenblatt der amtlichen Antisemitismusbeauftragten auf den Kompost werfen; muss man nicht die absurde Israelpolitik der Bundesregierung hinter sich lassen? Ja man kann, wenn man Juden so wenig als Juden sieht wie Katholiken als Krypto-Italiener oder Krypto-Franzosen. Das Ende des bismarck´schen Kulturkampfes wäre endlich auch auf die Juden zu erstrecken. Und der „Holocaust“? Er begann mit dem Unternehmen Barbarossa 1941, als sich der Krieg zu einer Frage des Fortbestands Deutschlands eskalierte; die großen Mordserien begannen 1942, „Auschwitz“ ging 1943 in Betrieb. Bis Oktober 1938 lebten 50.000 Juden mit polnischen Pässen in Deutschland, die jederzeit hätten abreisen können, wenn der Holocaust schon 1933 begonnen hätte. Das zeigt, der Holocaust gehört zur Wirtschaft eines totalen Krieges, den Deutschland zu keinem Zeitpunkt siegreich durchstehen konnte. Der Holocaust ist deswegen kaum eine Folge des Antisemitismus, sondern ein Ding des totalen Krieges. Die Frage eines totalen Krieges stellt sich in Europa derzeit nicht, aber in Gaza. Israel verlangt die totale Herrschaft über das Land. Es rüstet bereits für einen 7 (!) – Frontenkrieg. Antisemitismus ist daher heute eher eine Anti-Haltung gegen den „israelian way of war“ gegen ehemalige Kolonialvölker, und nicht die Einstellung eines Antisemitismus (nach Prägung von Felix Klein). Ohne das Damoklesschwert eines Antisemitismus geht das Morden der Israelis in Palästina endlos weiter. Die israelfreundliche WELT schreibt (27.12.23):

Die Bundesregierung gibt bekannt, welche antisemitischen Straftaten seit dem 7. Oktober oft begangen wurden – und welcher Nationalität die Verdächtigen sind. Bundesweit wurden mehr als 4700 Straftaten registriert. …. Davon seien etwas mehr als 700 Straftaten als antisemitisch eingestuft worden. Bei den Delikten handelt es sich um Volksverhetzung (329 Fälle). Häufig komme es zur „Belohnung und Billigung von Straftaten“ (211) und zur „Verletzung von Flaggen und Hoheitszeichen ausländischer Staaten“ (77). Dutzende Israel-Flaggen vor deutschen Amtsgebäuden wurden zerstört oder gestohlen….Von insgesamt 463 Tatverdächtigen haben die meisten (259) die deutsche Staatsangehörigkeit. Ob es in den Familien eine Migrationsgeschichte gibt, geht aus den Zahlen nicht hervor. An zweiter Stelle stehen Tatverdächtige mit syrischer (64), an dritter Stelle Tatverdächtige mit türkischer Staatsangehörigkeit (26). Ein Eskalationspotenzial sieht die Regierung in ihrer antiisraelischen Ausrichtung: „Israelfeindlichkeit bis hin zu Antisemitismus sind ideologische Bestandteile bei Islamisten, säkularen extremistischen Palästinensern, türkischen und deutschen Rechtsextremisten sowie Teilen der deutschen und türkischen Linksextremisten. Das gemeinsame Feindbild Israel führt ideologisch grundverschiedene Akteure zu den gleichen Versammlungen, ohne dass eine weitere Zusammenarbeit stattfindet. strafrechtlicher Verfolgung reagieren. Zuwanderung sieht.

Bleibt die entscheidende Frage unbeantwortet: Was hat ein Anti-Israelismus noch mit dem klassischen Antisemitismus zu tun?

von Lobenstein

Gaza-Konflikt: Die Demaskierung der Lüge von der Zwei-Staaten-Lösung

23 Dez. 2023

Es wäre für die israelische Regierung ein Leichtes gewesen, die seit Generationen bestehende Lüge aufrechtzuerhalten. Aber Netanjahu ist politisch so verzweifelt, und die Ablehnung der palästinensischen Rechte ist in Israel so populär, dass sie nicht widerstehen können, die Wahrheit über sich selbst zu sagen.

Von Caitlin Johnstone

Die israelische Regierung hat in letzter Zeit überraschend oft zugegeben, dass eine Zweistaatenlösung nicht nur nicht zur Diskussion steht, sondern dass sie nie zur Debatte stand.

Benjamin Netanjahu prahlte kürzlich auf einer Pressekonferenz in Tel Aviv damit, dass er jahrzehntelang die Gründung eines palästinensischen Staates vereitelt habe und „stolz“ darauf sei.

Netanjahus Chefberater Mark Regev erklärte gegenüber dem britischen Reporter Piers Morgan, dass ein echter palästinensischer Staat mit eigenem Militär und echter Souveränität für Israel nie eine Option gewesen sei. Und er bezeichnete es als „gesunden Menschenverstand“, dass die Palästinenser bestenfalls „weniger als einen Staat“ haben sollten.

Die israelische Botschafterin im Vereinigten Königreich, Tzipi Hotovely, erklärte letzte Woche gegenüber Sky News, dass es „absolut keine“ Möglichkeit einer Zweistaatenlösung für den israelisch-palästinensischen Konflikt gebe.

Es wäre für die israelische Regierung ein Leichtes gewesen, die seit Generationen bestehende Lüge aufrechtzuerhalten, dass sie immer für eine Zweistaatenlösung eingetreten sei, die Palästinenser diese aber immer wieder abgelehnt hätten, und zu behaupten, dass ein solches Abkommen erst jetzt nach dem 7. Oktober unmöglich geworden sei. Aber zum jetzigen Zeitpunkt ist Netanjahu politisch so verzweifelt, und die Ablehnung der palästinensischen Rechte ist in Israel politisch so populär, dass diese Idioten nicht widerstehen können, die Wahrheit über sich selbst zu sagen.

Es ist eigentlich ganz einfach. Nachdem Israel eine echte Zweistaatenlösung mit der Begründung ausgeschlossen hat, dass Palästina dadurch zu einer militärischen Bedrohung werden könnte; und nachdem es eine echte Einstaatenlösung mit der Begründung ausgeschlossen hat, dass die Gewährung gleicher Rechte für alle das Ende der Existenz Israels als jüdischer Ethnostaat bedeuten würde, blieben nur noch Völkermord und ethnische Säuberung als Optionen übrig.

Die gesamte Position der pro-israelischen Seite in der Gaza-Debatte beruht auf der Prämisse, dass es keine Grenze für die Zahl der Unschuldigen gibt, die man moralisch einwandfrei töten kann, wenn man ein militärisches Ziel verfolgt. Aus ihrer Sicht ist es nicht nur vollkommen akzeptabel, dass zehntausend Kinder durch Israels Bombenangriffe in Gaza getötet wurden, sondern es wäre auch vollkommen akzeptabel, wenn es 100.000 oder eine Million wären. Was den moralischen Rahmen der Israel-Befürworter anbelangt, so könnte die Hamas ein Zehntel der Israelis getötet haben, die sie am 7. Oktober getötet hat, und Israel kann zehnmal so viele Kinder töten, wie es getötet hat – Israels Aktionen in Gaza wären immer noch gerechtfertigt.

Normalen, psychologisch gesunden Menschen erscheint diese Position gestört. Natürlich gibt es eine Grenze für die Anzahl unschuldiger Menschen, die bei der Verfolgung militärischer Ziele getötet werden dürfen, insbesondere bei Zielen, die nicht-militärisch gelöst werden können. Die einzigen Ausnahmen wären Situationen, in denen es keine andere Möglichkeit gibt, als entweder den Feind mit allen Mitteln zu besiegen oder die eigene Vernichtung in Kauf zu nehmen. Da es kein rationales Argument dafür gibt, dass die Hamas eine existenzielle Bedrohung für den Staat Israel darstellt, und da es Möglichkeiten gab, auf den 7. Oktober zu reagieren, ohne eine einzige Bombe abzuwerfen, gibt es keinerlei Argument dafür, dass es akzeptabel ist, all diese unschuldigen Menschen zu töten, während man das (völlig unerreichbare) Ziel verfolgt, den bewaffneten Widerstand gegen Israel militärisch zu zerschlagen.

Frieden könnte erreicht werden, indem man mit dem palästinensischen Widerstand verhandelt und eine Einigung erzielt, die für alle funktioniert. Der unbehagliche, missbräuchliche Status quo vom 6. Oktober könnte auch dadurch wiederhergestellt werden, dass einfach die massiven, spektakulären Fehler des israelischen Militärs und der Geheimdienste angegangen werden, die den 7. Oktober überhaupt erst möglich gemacht haben. Wenn man diese beiden Optionen gegen die Alternative abwägt, jede Woche tausend Kinder in einer Militäroffensive in Gaza zu töten, sind ebendiese beiden Optionen selbstverständlich in den Augen eines normalen, gesunden Menschen überlegen.

Eine friedliche Lösung ist nicht unmöglich, sie ist nur nicht erwünscht. Sie ist nicht erwünscht, weil Israel seit langem versucht, die Palästinenser weiter aus ihrem Land zu vertreiben, und der „Krieg gegen die Hamas“ dient diesem Ziel als Deckmantel. Die Behauptung, Israel habe keine andere Wahl, als Zehntausende von Menschenleben im Namen des Kampfes gegen die Hamas auszulöschen, ist offenkundig falsch; das muss es nicht, das will es nur. Letztlich lautet ihr Argument: „Wir müssen all diese Menschen töten, weil wir es wirklich wollen“, was keine berechtigte Verteidigung ist.

Nach all den Lügen und Gräueltaten, die wir in den letzten zweieinhalb Monaten erlebt haben, sollte jeder von uns reflexartig alle Behauptungen der israelischen Regierung ablehnen. Und die Palästinenser um Vergebung bitten, weil wir nicht alles glauben, was sie seit Generationen behaupten.

Newsweek hat einen Meinungsartikel eines ehemaligen IDF-Soldaten veröffentlicht, mit dem Titel „Die Forderung nach einem Waffenstillstand ist eine antisemitische Forderung, dass Juden den Mord an unserem eigenen Volk gutheißen“.

Ja, Sie haben richtig gehört, jetzt ist die Forderung nach einem Waffenstillstand antisemitisch. Waffenstillstände sind Antisemitismus. Pro-Palästina-Sprechchöre sind Völkermord. Krieg ist Frieden. Freiheit ist Sklaverei. Unwissenheit ist Stärke.

Während sich die Wahlsaison zuspitzt, sollten US-Bürger nicht zulassen, dass Bidens Anhänger einen Unterschied zwischen seiner „Innenpolitik“ und seiner schrecklichen „Außenpolitik“ machen. Tote Kinder sind tote Kinder. Sie sind einfach tot, unabhängig davon, wo auf der Welt sie leben, und ihr Leben ist nicht weniger wichtig.

Zu sagen, ein Politiker sei relativ gut in der Innenpolitik, aber schlecht in der Außenpolitik, ist so, als würde eine Frau sagen, ihr Freund koche und putze und behandle sie gut, und sein einziges Manko sei, dass er zufällig auch viele Prostituierte ermordet. Man kann schreckliche Taten des Massenmords nicht vom Gesamtbild abtrennen. Bidens Völkermord in Gaza und seine waghalsige nukleare Politik mit Russland sind, analog zu Trump, nicht vom Rest seiner Präsidentschaft zu trennen oder zu unterscheiden.

Sie würden nur dann glauben, dass es legitim ist, die „Innenpolitik“ von der „Außenpolitik“ zu trennen, wenn Sie glaubten, dass das Leben von Amerikanern wichtiger ist als das von Nicht-Amerikanern. Das aber ist kein moralisch vertretbarer Standpunkt und sollte entschieden zurückgewiesen werden.

„Kommt nach Israel, es ist der einzige Ort, an dem Juden sicher sein können!“

Okay, ich bin hier. Hey! Wer sind die Typen, die da auf uns schießen?

„Oh, sie sagen, wir unterdrücken sie. Sie werden uns manchmal umbringen, aber keine Sorge, die IDF sind hier, um uns zu beschützen.“

Was zum Teufel, jetzt schießen die IDF auf uns!

„Oh ja, sie töten auch uns manchmal.“

Komm und schließ dich der IDF an, wo die Mädels hübsch sind und der Beschuss auch schon mal die eigenen Reihen trifft.

Übersetzt aus dem Englischen

Caitlin Johnstone ist eine unabhängige Journalistin aus Melbourne, Australien. Ihre Webseite findet sich hier, und man kann ihr auf X unter @caitoz folgen.

Die Dummheit der Menschen ist grenzenlos.

24.12., Heiliger Abend 2023, von Abraham Melzer

Als wir verfolgt wurden, sah die Welt zu und schwieg. Als meine Großeltern in Auschwitz ermordet wurden, hat es kaum jemand erfahren. Die Mächtigen der Welt im Osten wie im Westen wussten es und schwiegen. Die Menschen in Ost und West wussten es nicht. Es gab damals kein Fernsehen und kein Facebook.

Heute werden Palästinenser (und auch Ukrainer) verfolgt, gedemütigt und ermordet. Alle wissen es. Die ganze Welt konnte zusehen wie palästinensische Terroristen mehr als tausend jüdische Israelis brutal am 7. Oktober ermordet haben und seitdem sieht die ganze Welt zu, wie Israelis inzwischen 20.000 Palästinenser, darunter mehr als 7000 Kinder, bestialisch ermordet haben und weiter ermorden, da die UN nicht beschließen konnte, wegen eines Vetos der US, dass das Morden aufhören muss.

Theodor Herzl, der Gründer der zionistischen Bewegung, träumte von einem jüdischen Staat, der wie alle anderen Staaten sein sollte, in dem Polizisten und Kriminelle Juden sind. Nun gibt es einen jüdischen Staat in dem Polizisten kriminell sind und Palästinenser verfolgen und Kriminelle im Parlament und in der Regierung sitzen. So sind die Juden zwar nicht so geworden wie alle Völker, aber wie die Nazis. Die Welt schaut, wie die Juden rasen und morden und wer weiß, was die Regierenden bei uns sich denken. „Sollen doch die Juden so weiter machen. Danach werden sie uns nie mehr Moral predigen können.“

Das hat schon vor mehr als zweihundert Jahren Heinrich Heine vorausgesehen. Er schrieb sein berühmtes Gedicht An Edom:

Ein Jahrtausend schon und länger,
dulden wir uns brüderlich,
Du, du duldest, dass ich athme,
dass du rasest, dulde ich.
Manchmal nur, in dunklen Zeiten
Ward Dir wunderlich zu Muth,
und die liebesfrommen Tätzchen,
färbten sich mit meinem Blut.
Jetzt wird unsere Freundschaft fester,
und noch täglich nimmt sie zu;
denn ich selbst begann zu rasen,
und ich werde fast wie du.

Wie konnte Heinrich Heine so weit vorausblicken? Wie konnte er die deutsch-israelische Freundschaft im Zeichen der „Raserei“ ahnen? Wie konnte er wissen, dass die Juden einst so werden wie die Deutschen?

Als die Welt nach dem Zweiten Weltkrieg erfahren hat was die Nazis getan haben, beschloss man in der UNO die Juden zu entschädigen, um das eigene Gewissen zu beruhigen. Man schenkte den Juden ein Land, welches der UNO nicht gehörte. Es war nicht das Land der Täter, nicht Hessen, Baden-Württemberg oder Schleswig-Hollstein. Es war das Land der Palästinenser, die plötzlich zu den Juden der Juden wurden.

Die Palästinenser haben keine sechs Millionen Juden ermordet. Sie haben keine Juden ermordet und wenn sie Juden getötet haben, so doch nur weil sie sich verteidigen mussten. Sie mussten mit ihrem Land zahlen für die Verbrechen der Deutschen. Der falsche Slogan der Zionisten „Ein Land ohne Volk für ein Volk ohne Land“ war eine perfide Lüge. Im Land lebten Menschen, deren einziges Verbrechen es war, dass sie keine Juden waren. Dabei waren die Juden auch keine Juden, aber das ist eine andere Geschichte.

Wird die UNO demnächst, wenn die Kämpfe und Massaker in Gaza beendet sein werden, den Palästinensern auch ein Land schenken? Das fordern die Palästinenser nicht, wie es seinerzeit die Juden gefordert haben. Sie sind bescheidener. Sie wollen kein Land geschenkt bekommen. Sie wollen ihr Land zurückhaben. Und sie sind sogar bereit auf mehr als die Hälfte zugunsten der Juden zu verzichten.
Aber wird die UNO, die Welt damit einverstanden sein. Wird die USA wieder Veto einlegen, obwohl die UNO schon einmal gezeigt hat, dass sie ein Land verschenken kann, dass ihr nicht gehört.

Und wir in Deutschland verstecken uns hinter den USA und stimmen nicht für die Palästinenser. Wir unterstützen nicht die schwächeren und unterdrückten Palästinenser und debattieren sinnlos, unnötig und unwissend über einen mehr als hundertjährigen Konflikt um Land und Freiheit. Und alle, die es sich leicht machen, keine Ahnung haben und dumm sind, rufen: Haltet den Dieb, er ist ein Antisemit!

Statt sich um das Schicksal der Menschen zu kümmern, diskutiert man seit Jahren über einen kaum noch vorhandenen Antisemitismus und bezeichnet jede noch so berechtigte Kritik an der Politik des Staates Israel als Judenhass bzw. Antisemitismus. Dabei bedeutet doch Antisemitismus: Juden unbegründet hassen, nur weil sie Juden sind. Nicht mehr und nicht weniger.

Wenn aber die Palästinenser jüdische Israelis hassen, dann ist es doch nicht unbegründet. Immerhin haben die Juden ihr Land besetzt und sie vertrieben und zu Flüchtlingen gemacht, ohne auch nur daran zu denken, sich deswegen zu entschuldigen, oder Schadenersatz anzubieten. Die Deutschen haben den Juden immerhin eine „Wiedergutmachung“ gezahlt. Es ist zwar nichts wiedergutgemacht worden, und reichte nicht vorne und hinten, aber immerhin.

Und was, Gott behüte, wenn tatsächlich eine halbe Million Palästinenser in Gaza an Hunger und Durst und an Mangel an Medikamenten sterben werden. Wer wird das den Israelis verzeihen können? Wie werden die Israelis danach leben können. Und wie werden wir Juden, die wir keine Israelis sind, damit leben können?

Wer kein Gewissen hat, der wird überleben. Was aber mit denen, die ein Gewissen haben? Sie werden in der gleichen Lage sein, wie unzählige Deutsche mit rechtem Gewissen, die nach der Shoa damit leben mussten oder damit nicht leben konnten.

Wie schaffe ich es meine israelischen Freunde und Familienmitglieder, meine Schwester und meinen Bruder, zu überzeugen innezuhalten, umzukehren und die Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal der Nachbarn zu beenden. Wir sind alle Kinder dieser Erde, die uns allen gehört bzw. nicht gehört. Ich höre dauernd im Radio, dass der Krieg im Nahen Osten und in der Ukraine nicht aufhört. Was erwarten noch Putin und Netanjahu von diesem Krieg? Mehr Sicherheit und mehr Land? Es sterben in Gaza Palästinenser und Israelis, so viele wie nie zuvor. Wie werden diese zwei Völker nebeneinander weiterleben können? Sie sind dabei sich gegenseitig abzuschaffen. Hass ist keine Grundlage für Frieden.

Ich frage mich ob nur ich das sehe, weil um mich herum alle schweigen. Kinder sterben, unsere Zukunft stirbt und wir sind nicht in der Lage es zu beenden. Wie sind wir abgestumpft. Am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts gab es so viel Hoffnung, dass die Welt besser wird. Wohin ist diese Hoffnung verschwunden? Wir stehen fassungslos vor der Klimakatastrophe und dem Sterben der Natur und noch fassungsloser stehen wir vor dieser Dummheit der Menschen, die glauben mit Krieg eine bessere Welt zu schaffen.

Wie sagte Alber Einstein: Die Dummheit der Menschen und die Weite des Weltalls sind unendlich groß. Beim Weltall bin ich mir aber nicht sicher.

Reden ist Silber, aber Schweigen ist Gold

Die Worte des Vorsitzenden Joseph Schuster

Abraham Melzer, 17.12.2023

„Wir wollen frei leben in Deutschland, unserem Land.“ Mit dieser Lüge beendet Schuster sein Gemeindetags-Rede. Und diese Worte sind geheuchelt und eine Lüge. Die Juden in Deutschland bekennen sich nicht zu Deutschland. Sie wollen nicht deutsche Juden sein und betrachten deshalb Deutschland nicht als ihr Land. Sie sind nur Juden in Deutschland. Schon Charlotte Knobloch, die Vorgängerin von Schuster im Zentralrat, hat bei öffentlichen Kundgebungen voller Emotion und Leidenschaft bekannt, dass ihr Herz in Israel begraben ist.
Die Juden in Deutschland, die keine deutsche Juden sein wollen, betrachten sich mehr als Israelis und Israel betrachtet diese Juden auch als Vertreter Israels, die jederzeit nach Israel einwandern können. Bei der Einreise bekämen sie sofort ihren israelischen Personalausweis.
Juden in Deutschland bedeutet für ewig ein Gast in diesem Land zu sein, nicht dazuzugehören und ewig auf gepackte Koffer zu sitzen. Die Heimat dieser Juden ist offensichtlich nicht Deutschland, sondern die Heimatlosigkeit, weil sie auch noch keine vollwertigen Israelis sind. Jetzt, nach dem 7. Oktober sind sie es erst recht nicht mehr, denn welcher Jude will noch nach Israel auswandern, das zurzeit unsicherste Land für Juden weltweit? Ich kenne wenige Juden, die in Deutschland ihr Land sehen. Es fällt ihnen immer noch schwer zu sagen, dass sie Deutsche sind. Sie sind eben nur Juden in Deutschland, wie es Italiener, Spanier und Türken in Deutschland auch sind, obwohl ich inzwischen Türken kenne, für die Deutschland das Heimatland geworden ist.

Joseph Schuster meint, dass in diesem „aus den Fugen geratenen Land“, etwas nicht stimmt, wenn nach dem Horror des 7. Oktobers zahlreiche Menschen mit arabischem Migrationshintergrund auf die Straße gehen und diesen barbarischen Akt des Terrors feiern. Was erwartet denn dieser gehirngewaschene Zentralratsvorsitzende von den arabischen Bürgern dieses Landes? Dass sie mit ihm und den Israelis trauern? Für die Palästinenser in diesem Land, die sich mit Palästina genauso identifizieren, wie Schuster mit Israel, war es ein Tag der Befreiung , ein Tag, der der Welt gezeigt hat, dass sie noch leben und sich verteidigen können, wenn auch mit bestialischer Gewalt. Diese Gewalt und dieser Widerstand kamen und kommen nicht, wie der UN-Generalsekretär Gutteres gesagt hat, aus einem „luftleeren Raum“. Diese Gewalt hat eine lange Vorgeschichte nicht nur seitens der Hamas, sondern vor allem auch seitens der Israelis. Immerhin haben die Juden fast eine Million Palästinenser aus deren Land vertrieben, und es von Palästina in Israel verwandelt. Die Hamas in Gaza ist nichts anderes als eine Organisation von Kindern und Kindeskindern dieser Erstflüchtlinge, die vor der Gründung des Staates Israel in Jaffa, Jerusalem, Ramallah und Aschkalon gelebt hatten.
Natürlich war es eine bestialische Tat, aber schon Franz Fanon hat in seinem Buch „Die Verdammten dieser Erde“ aus den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts vorausgesagt, dass die unterdrückten Völker eines Tages aufstehen und ihre Unterdrücker bestialisch ermorden werden. Das ist jetzt in Gaza passiert und es war zu erwarten, wenn man bedenkt, was Israel in den letzten Jahrzehnten den Palästinensern alles angetan hat und immer noch antut.
Schuster meint, dass das Leugnen des Existenzrecht Israels gesetzlich unter Strafe gestellt werden müsste. Aber er bedauert, dass er auf der Justizministerkonferenz miterleben musste, dass es für diesen klaren Schritt keine Mehrheiten gibt. Wie gut, dass wir uns in unserem Land immer noch auf die Justiz verlassen können, die erkannt hat, was für ein unsinniger und demokratiefeindlicher Gedanke bzw. Vorschlag das war. Wie gut, dass wir ein Grundgesetz haben, in dem in Artikel 5 steht: Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten. Eine Zensur findet nicht statt.

Das Existenzrecht Israels lässt sich nicht mehr leugnen. Israel existiert und soll auch weiter existieren, aber im Einklang mit den Bestimmungen des Völkerrechts. Es kann und darf nicht sein, dass Israel sich darauf beruft von der UN-Vollversammlung gegründet worden zu sein, dass es aber seither sich nicht mehr an UN-Resolutionen hält, und solche missachtet und verachtet. In Israel gilt immer noch David Ben-Gurions Bonmot: Um Schmum (auf Deutsch: Die UNO ist nichts wert.)

Besonders bizarr wird Schuster, wenn er behauptet, dass Israel und die Hamas keine gleichzusetzenden Konfliktparteien sind. „Die Hamas ist eine barbarische Terrororganisation und Israel ist als einzige Demokratie im Nahen Osten ein Vorposten der westlichen Freiheit.“
Man kann es aber auch anders sehen, nämlich so: Die Hamas ist eine Befreiungsorganisation, die für die Befreiung und Freiheit der Palästinenser kämpft. Sie hat weder Panzer noch Kampfflugzeuge. Sie kämpft deshalb mit den Mitteln, die Befreiungsorganisationen, die gegen staatlichen Terror kämpfen, zur Verfügung haben. Vor der Gründung des Staates Israel hat die jüdische Organisation Irgun, unter dem späteren Ministerpräsidenten Menachem Begin, auch mit Mitteln des Terrors gekämpft. Als diese Untergrundorganisation das King David Hotel in Jerusalem sprengte, gab es genauso Tote und Verwundete, nicht nur unter den britischen Besatzern sondern auch unter Zivilisten.
Untergrundorganisationen können noch so brutal und rücksichtslos sein. Sobald sie aber die Macht übernommen haben, werden sie rehabilitiert. Ihre Anhänger werden mit allen Ehren überall auf der Welt empfangen.

Und Schuster fährt fort: „Deutschland muss fest an Israels Seite stehen. Das Land gleicht dem unseren in Herrschaftssystem und Gesellschaftsform so wie kein anderes in der Region.“
Auch das ist eine lächerliche und absurde Behauptung. Natürlich gibt es in der Region kein Land, das unserem gleicht. Es sind ja alle, Syrien, Ägypten, Jordanien, Saudi-Arabien autoritäre Staaten, Diktaturen, die man mit einer Demokratie nicht vergleichen kann. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass Deutschland dem rechtsradikalen, rassistischen und kolonialistischen Regime in Israel gleicht. Unser „Herrschaftssystem“ ist eine pluralistische Demokratie und unsere Gesellschaftsform ist der israelischen nicht im Geringsten gleich. Israel ist angeblich die einzige Demokratie im Nahen Osten, weil alle Nachbarstaaten keine Demokratien sind.
Aber auch das ist ein „Narrativ“. Israel war von Anfang an keine echte Demokratie. Die nichtjüdischen Bürger haben nicht die gleichen Rechte wie die Juden. Die arabischen Bürger sind von Anfang an Bürger zweiter oder gar dritter Klasse gewesen. Sie genießen von Beginn weg nicht die gleichen Rechte wie die jüdischen Bürger. Das sollte man nicht vergessen.
Und Schuster beendet seine inhaltslosen und peinliche Ausführungen mit den unaufrichtigen Worten: „Wir glauben gemeinsam an die Freiheit des Einzelnen, die Liberalität der Gesellschaft und, dass die Würde des Menschen über allem steht.“
Das glauben wir für wahr in Deutschland. Aber er sagt es, weil er Deutschland mit Israel gleichstellt und damit behaupten will, dass Israel und Deutschland gleiche Werte hätten. Mitnichten! Israel glaubt an die Freiheit des Einzelnen, sofern er Jude ist. Nichtjuden genießen in Israel keine Freiheit. Und die Gesellschaft in Israel ist weit davon entfernt liberal zu sein. Die Würde des Menschen steht in Deutschland über allem, nämlich in Artikel 1 des Grundgesetzes. In Israel wird die Würde des nicht-jüdischen Menschen mit braunen Militärstiefel getreten. Für mehr als die Hälfte der Israelis können die Palästinenser gar keine Würde haben. Israels Verteidigungsminister Gallant nannte sie „Tiere“.
Und das ist auch der Kern des Problems. Israelis hassen die Palästinenser nicht so sehr, als wie sie sie verachten. Und die Juden in Deutschland, oder zumindest deren Repräsentanten, machen es ihnen nach. Sie haben ohnehin schon wenig Respekt vor Nichtjuden, und so verachten sie erst recht arabischstämmige Einwanderer und Bürger.
Mit ungewöhnlicher Bosheit und Chuzpe verkündete Schuster auf diesem jüdischen Gemeindetag in seiner Eröffnungsrede, die ich schon gründlich kritisiert habe, dass „wer Juden hasse, herzlich eingeladen sei, unser Land zu verlassen.“ Was hat in diesem Zuzsammenhang das Wort „herzlich“ zu suchen? Dieser Wunsch kommt doch nicht vom Herzen, sondern aus der bitteren Galle. Dieser Wunsch kann doch nicht herzlich, sondern nur gallig, also hassbeseelt und verächtlich sein. Wo gibt es in diesem Land ein Gesetz, das den Bürgern vorschreibt Juden zu lieben? Wollen denn die Juden, die sich als Fremde im eigenen Land fühlen, eingeborenen Deutschen, die vielleicht auch Juden nicht lieben oder gar hassen, auffordern das Land zu verlassen? Unser Grundgesetz verlangt die Würde des Menschen zu achten, es verlangt aber nicht, jeden und jede zu lieben oder nicht zu hassen. Und wie ist es mit den Juden, die Araber hassen? Sollen diese auch „unser“ Land verlassen?
Ich wundere mich über die Dummheit eines Präsidenten der Juden in Deutschland, der als Jude in Deutschland, andere Bürger „einlädt“ (eigentlich „auslädt“), selbst wenn sie Deutsche sind, das Land zu verlassen. Vielleicht will er sie sogar aus dem Land zu verjagen, nur weil sie Juden nicht mögen. Wie viele der Juden in Deutschland mögen keine Palästinenser, Sinti und Roma, Schwarze Menschen oder gar gebürtige Deutsche? Sollte man sie auch „herzlich“ einladen „unser“ Land zu verlassen?
Nicht nur die Gedanken sind frei, auch die Gefühle und Neigungen. Solange die Menschen nicht gewalttätig werden und Juden töten, nur weil sie Juden sind, hat jeder das Recht in diesem Land zu leben, der sich an die Gesetze hält und seine Steuern bezahlt. Schuster sollte lieber schweigen, denn Reden ist zwar allgemein Silber, bei Schuster allerdings nur Blech, weswegen sein Schweigen Gold wäre. Deshalb meine ehrliche und freundliche Empfehlung: „Schuster bleib bei deinen Leisten“.

„Nie wieder“ war gestern, „jetzt“ ist Ende Legende

Während Museen und Gedenkstätten noch die Erinnerung an den „Holocaust“ von vor 80 Jahren zelebrieren, und während aktuellere Medien über die brutalen Massaker von Hamas-Kämpfern vom 7.10.2023 breittreten, ist es den „israelischen Selbstverteidigungskräften“ in einem Feldzug nach Gaza hinein gelungen, 20.000 Menschen, meist Frauen und Kinder umzubringen. Die Zahl im Verhältnis zu den „1.400 ermordeten Israelis“ erinnern an Heinrich v. Kleists Novelle „Michael Kohlhas“, der, irgendwo im Recht, durch Übermaß zum Verbrecher wurde. Israels Rachefeldzug widerspricht unserer gesamten westlichen Kultur. Die Schande an diesen „Kulturverbrechen“, oder anders gesagt, an den „kollateralen Todesfällen“ trifft natürlich die Hamas, weil sie in dem dicht besiedelten Gebiet ihre Raketenstellungen und Tunnelsysteme ausgebaut hat. Wer alternativ zu v. Kleist seine Moral aus amerikanischen Wild-Westfilmen ableitet, der hat auch oft Szenen gesehen, dass der Sheriff Banditen hat ziehen lassen müssen, weil der Zugriff auf die Banditen den Tod Unbeteiligter bedingt hätte. Die Durchsetzung von Recht und Gesetz kennt also eine Grenze. Aber nicht in Israel. Dieses Land handelt über seine Grenzen hinweg übernational und erschießt etwa unschuldige Marokkaner in Norwegen. Die Opfer, inzwischen mehr Frauen und Kinder sind Araber wie die Hamas-Leute, warum sollte der israelische Geheimdienst und seine Killer eine unzulässige Diskriminierung zwischen Geschlecht und Alter machen? Israel bzw. Palästina liegt nicht im Wilden Westen und gehört nur historisch zur westlichen Welt. Israel weiß, wann Gesetze und Regeln gelten. Sie sind außer Vollzug, wenn es gegen Terroristen geht. Es liegt einfach in der Natur der Sache, dass es auch die Falschen erwischt. Jeder israelische Soldat, der „in action“ ums Leben kommt, ist in der genetischen Theorie auch ein „Falscher“.

Das sind natürlich keine westlichen Zustände; und doch wird Israel von Anfang an von den USA gefördert. Der darin liegende Widersinn kommt dann zutage, wenn man sich der Worte Abraham Lincolns erinnert:

„Wer anderen die Freiheit verweigert, hat kein Recht, sie selbst zu behalten.“

In dieser Logik erledigte sich auch das Gerede vom „Existenzrecht“ des Staates Israel, der den palästinensischen Arabern die Staatlichkeit abspricht, und letztlich fragt man sich, wie sich die üblichen Ansprüche Israels rechtfertigen sollen. Sie gründen auf Gewalt, was sie verschleiern wollen.. Die aktuell sehr aggressiven „Siedler“ sind Israelis und Juden wie unsere „Bühnenjuden (Deborah Feldmann) auch. Sie mischen sich ohne Unterbrechung ihrer Statements in das Zeitgespräch nicht nur ein, sondern versuchen es zu dominieren. Antworten auf deren Statements unterbleiben, weil das Geschehen in Palästina nicht wirklich interessiert. Sie sublimieren sich in einen latenten Antisemitismus, was ganz dem Interesse der Diaspora widerspricht. Die Geräusche der Kulisse von Wolffsohn und Schuster sind so dröhnend geworden, dass man einmal etwas dazwischenfunken sollte

Zum Projekt „Judenstaat“ israelischer Prägung kam es 1917. Theodor Herzl (+ 1904) hatte sich bei Osmanen und Deutschen vergeblich Gehör zu verschaffen bemüht. Vergeblich, weil Osmanen und Deutsche aus angeborener Arroganz die Brisanz der Angelegenheit verkannten. Die starke jüdische Lobby in den USA nötigte den Briten eine Zustimmung zu einem jüdischen Projekt ab. Wie schwer diese Zustimmung den Briten gefallen sein muss, erkennt man an der Unbestimmtheit und der Verschlungenheit der Zustimmung. Der damals nicht amtierende britische Minister Balfour formulierte ein diffuses, aber privates Schreiben an Baron Rothschild, das die Amerikaner als ausreichend substanzhaltig hinnahmen: Die Zusicherung, ein jüdisches Gebiet im damals auch erst projektierten britischen Mandatsgebiet zu schaffen, war eine Voraussetzung für den Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg auf Seiten der Briten. Trotz diplomatischer Unbestimmtheit der Balfourerklärung spricht das Papier von „nationaler Heimstatt für die Juden“. Sollte das eine Republik von rassisch reinen Juden werden? In einem Land, wo die meisten Leute Araber waren, war damals eine „Heimstatt für 20.000 Juden abschätzbar. Können 20.000 Menschen überhaupt einen eigenen Staat gründen? Liechtenstein hatte ähnlich viele Einwohner; ein nahöstliches Liechtenstein hätte auch kaum einen Beduinen gestört. Andorra hat heute 80.000 Einwohner, und die wenigsten wissen, wo es genau liegt. Warum nicht auch ein kleiner Judenstaat unter Drusen, Jesiden und christlichen Klöstern aller Facetten?

Aber der „Judenstaat“ nach der Idee von Theodor Herzl hat sich anders entwickelt. Wie eine Metastase des europäischen Krebsgeschwürs des rassischen Antisemitismus begann er zu wuchern und wuchert immer noch in Nah-Ost. Pech für die Araber. Wladimir Jabotinsky konnte aber sagen, dass die Araber an sich in Vorderasien genug Land hätten, um auf eine Fläche von der Größe Luxemburgs zu verzichten. In gewisser Hinsicht könnten die Araber mit den „Geschwulst“ leben, das nur ein kleiner verkapselter Pickel wäre, medizinisch verglichen. Problem wurde allerdings, dass „die Araber“ sich staatlich zersplitterten. Schon in den 20er Jahren brachen Gegensätze auf, die die zionistischen Spezialisten veranlassten, den Chared Jakob Israel de Haan zu ermorden. Diesem missfielen die aggressiven Maßnahmen der Zionisten. Tuvia Tenenbom (in: Gott spricht Jiddisch) beschreibt, dass die frommen Charedim und erst recht die Chassidim durchaus in Palästina eine Heimstätte bereits hatten. Sie brauchten keine amerikanische Intervention.

Die wird erst benötigt, seitdem man den Begriff „Jude“ rassisch versteht. Der Zionist, der nicht an Gott glaubt, kann nur an seine biologische Identität glauben. Sonst wäre er Amerikaner, wie sich Karl Kraus (in: Eine Krone für Zion) für die Assimilation in den westlichen Gesellschaften ausspricht. Folglich scheint Israel eine rassistisch geprägte Republik abseits der Prinzipien der westlichen Demokratien sein zu müssen. Diesen Verdacht versuchen nur die Scharlatane zu verschleiern, die mit ihren Mittelchen auch bei uns die Demokratie vergiften. Ein Konstantin Sakkas schreibt im Berliner Tagesspiegel seine politischen Erkenntnisse in politischer Medizin:

„Israel kolonisiere arabisches Land, heißt es oft. Das Gegenteil ist richtig: 1948 holten sich Juden aus Europa (sic!) das Land zurück, aus dem sie einst vertrieben worden waren, nach 2000 Jahren Kolonialherrschaft (von wem? Kann es in einem verlassenem Land überhaupt Kolonialherrschaft geben?): Wie es zur Gründung des Staates Israel kam? Begonnen hatte die Kolonialherrschaft mit der Eroberung durch Pompeius im Jahr 63. v. Chr., der die letzte souverän herrschende jüdische Dynastie der Hasmonäer unter römische Herrschaft zwang. Auf Rom und Ostrom („Byzanz“) folgten ab 636 n. Chr. das Kalifat unter wechselnden Dynastien, dann Kreuzfahrer, Ayyubiden, Mamelucken…….“

Solchen unglaublichen Unsinn glauben wahrscheinlich alle unsere Politiker, die von Existenzrecht Israels predigen. „Unsinn“ sind die Ausführungen schon deswegen, weil „die Juden“ als Judäer schon unter assyrische Herrschaft gerieten (597 „vor“). Von Kolonialherrschaft kann schon deswegen keine Rede sein, weil die Assyrer die 10 verlorenen Stämme Israels zur Kolonisierung in Asien wegschleppten. Das Land war offensichtlich übervölkert. Nach einem „babylonischen“ Exil kehrten „die Juden“ unter Ezra nach Judäa zurück (539 vor) und lebten zufrieden unter persischer Herrschaft. Nach der Schlacht von Issos (333 vor) gerieten sie unter makedonische Herrschaft: unter römische Herrschaft kamen sie, nachdem sie unter den Makkabäern Blutbäder unter der nicht-jüdischen Bevölkerung Palästinas angerichtet hatten. Sakkas „begonnen mit Pompeius“ ist objektiv reiner Quatsch. Die ganze Theorie der Berechtigung der zionistischen Landnahme ist Legende, denn die Zionisten Israel Zangwill und Theodor Herzl selbst suchten nach Alternativen zu einer Landnahme in Palästina.

„Die Juden“ lebten trotz anderer Völker Oberherrschaft seit 597 „vor“ in Palästina. Zahlreiche Juden siedelten schon vor Christus nach Alexandria über. 79 „naxh“ (Zerstörung des Tempels) mögen viele Juden in die Sklaverei verkauft worden sein, aber es ist gesichert, dass schon zuvor mehr Juden sonst wo im Mittelmeerraum lebten als ausgerechnet in Judäa. Friedrich und Georg Rosen legen überzeugend dar ,dass die Phönizier der Antike sich nach dem Untergang ihrer Staatenwelt (146 „vor“) dem Judentum angeschlossen hätten. Die Schrift der Karthager entspricht der hebräischen. Rosens These würde erklären, woher die sephardischen Juden herkommen, die in Spanien, einer karthagischen Kolonie, etabliert waren. Eine Erklärung für die Herkunft der Aschkenasim fehlt. Arthur Ruppin (in: Soziologe der Juden) sieht in ihnen ein vorderasiatisch-slawisches Mischvolk. Shlomo Sand meint, das jüdische Volk sei überhaupt eine Erfindung. Er meint, in den ortsansässigen Arabern die wahren Nachkommen der Judäer zu sehen. Wahrscheinlich hat sich das „jüdische Volk“ erst in den Weiten Russlands gebildet. Ihr „schauerlich verdorbenes Deutsch“ (Heinrich Heine) deutet eher darauf hin, dass sie nicht „ihre deutsche Sprache mitgenommen hätten“ (Nahum Goldman), sondern nach Magdeburger Stadtrecht siedeln konnten, und daher auf „Jiddisch“ kamen wie man anderswo von Pidgin-Englisch spricht. In die Weiten Russlands kamen sie, aus England, Frankreich und vielen deutschen Reichsstädten vertrieben. Wieviel Verrücktheit gehört insgesamt dazu, eine Rechtstheorie in die Welt zu setzen, dass eine hypothetische Abstammung von Judäern durch Adaption von Schriftgut aus der Zeit Christi selbsternannte Nachfahren berechtigen könnte, die Araber zu vertreiben, die zumindest seit 636 „nach“, also seit 1.400 Jahren in Palästina ansässig sind. Gelten auf der Welt sonst wo noch die Grenzen aus der Zeit von Christi Geburt? Ist der Limes quer durch Baden-Württemberg eine geeignete deutsch-französische Grenze? Die „Schweizer“ sind doch auch keine Nachfahren der Helvetier! Soll man die Ungarn aus Europa vertreiben, die um Christi Zeit noch nicht in der Theiß-Ebene lebten? Gab es damals in Palästina nicht auch viele Judenchristen? Also mache man besser einen christlichen Staat aus Palästina?

Wie lange muss man solchen Quatsch widerspruchslos hinnehmen, um nicht als Antisemit beschimpft zu werden? In der Logik dieses Sakkas müsste man sogar die Juden aus Europa vertreiben und sie verpflichten, in Palästina zu siedeln. Vor einigen Salon-Zionisten wünschte man klammheimlich, dass sie abreisten.

Davon abgesehen konnten religiöse Juden in den islamischen Jahrhunderten sich immer in und um Jerusalem ansiedeln. Um 1870 errichtete man das „Judenviertel“ Mea Shearim in Jerusalem, eine ganze Generation vor der ersten zionistischen Einwanderung. Wenn es je einer Balfour-Erklärung bedurfte, um die Amerikaner zufrieden zu stellen, wird man wohl eine säkulare Kolonie von Juden in Kauf genommen haben, nicht um eine Sicherung religiöser Chassidim zu schaffen. Offenbar meinte man mit „national“ in erster Linie tatsächlich zionistische Juden, die nicht mehr an „den Namen“ (Tuvia Tenenbom) glaubten, aber als nationale Minderheiten in der europäischen Staatenwelt unerwünscht erschienen. Also muss Balfour einen weltlichen Staat vor Augen gehabt haben, eine jüdische Republik vielleicht, auch wenn sie 1917 noch zu theoretisch erschien.

Wenn man vom Wort „national“ und vom Gegensatz des Zionismus zu chassidischen Juden ausgeht (vgl. Yakov Rabkin in: Im Namen der Thora) und weiterdenkt, dann hätte diese Heimstatt zu einem westlichen Nationalstaat entwickelt werden müssen. Jeder „jüdisch verseuchte und versippte“ Mensch (O-Ton Kaiser Wilhelm) hätte dort Aufnahme finden dürfen. In der Tat erlaubt das israelische Rückkehrergesetz auf dem Papier jedem Vierteljuden die „Rückkehr“. Aber kamen solche Leute? Selbst in „Nazi“-Deutschland wurden die „Mischlinge 2. Grades“ (Vierteljuden) nicht verfolgt, sondern der arischen Volksgemeinschaft zugerechnet. Sie durften nur Arier heiraten. Das Problem der jüdischen Mischung sollte sich ausmendeln. Mischlinge ersten Grades dagegen durften sich nach den Nürnberger Gesetzen nur mit ebensolchen paaren.

Wie ist es in Israel? Dort gilt Wehe dem vierteljüdischen Idealisten, der nach Israel kam: Selbst ein Halbjude mit jüdischem Vater gilt dort nicht als Jude, sondern als ein Metöke, der offiziell keine echte Jüdin heiraten darf. Der nationale Staat Israel hat sich den ältesten Religionsgesetzen der Welt unterstellt. Warum? Weil Israel als Nationalstaat eine europäische Kolonie mit westlicher Demokratie hätte werden müssen, in der sich Juden mit Arabern verbinden und als „jüdischer Staat“ biologisch verwaschen hätten. Als jüdischer Staat mit Religionselementen aus der Zeit Ezras (597 „vor“) vermischt erscheint er als altplatziert und lockt jüdische Abenteurer aus der ganzen Welt an. Ungläubige Orthodoxe aus den USA sind radikale Nationalisten, die die Religion der Chassidim ausnutzen, um ihre Gewalttätigkeiten zu rechtfertigen. Das ist zum völkischen Problem in Palästina geworden; nicht die Chassidim, die ihre Zeit mit Kaparot, einer umständlichen Küche und betend verbringen, sind gefährlich, sondern ein landhungriges jüdisches Proletariat.

Das müsste bei uns langsam differenziert gesehen und verstanden werden

von Lobenstein

Von Kischinew nach Gaza

JAKOW M. RABKIN12/13/2023

Pogrom. Dieser russische Begriff bezeichnet einen gewalttätigen Aufruhr, der mit dem Ziel angezettelt wird, Juden zu massakrieren und ihr Eigentum zu zerstören. Eines der tödlichsten Pogrome (50 Juden wurden getötet und fast 600 verwundet) ereignete sich vor Hundertzwanzig Jahren, im April 1903, in Kischinew. Aber das Trauma der russischen Zionisten, die vor über einem Jahrhundert mit der Unterdrückung im zaristischen Russland konfrontiert waren, prägt weiterhin die politische Kultur Israels.

Das russische Wort wurde von Israelis häufig verwendet, um den Angriff der Hamas auf Südisrael im Oktober 2023 zu charakterisieren. Es war auch schon vorher verwendet worden. Zum Beispiel setzte ein israelischer General es einige Wochen zuvor ein, als bewaffnete zionistische Siedler das palästinensische Dorf Huwara im besetzten Westjordanland angriffen. Diese Angriffe haben sich seitdem verschärft. Der Begriff scheint passend, da bewaffnete israelische Bürgerwehren unbewaffnete Zivilisten angriffen.

Die Verwendung dieses Begriffs für den Hamas-Angriff hat jedoch eine Debatte ausgelöst. Einige argumentieren, dass die Hamas die Operation als Akt des Widerstands gegen einen der am besten bewaffneten Staaten der Welt durchgeführt hat. Sie würden den Anschlag nicht als Pogrom bezeichnen, weil er sich letztlich gegen einen mächtigen Staat richtete, der ein System durchsetzte, das von seinen Opfern als unterdrückerisch und illegitim angesehen wurde. Andere betonen die rein zivilen Ziele des Angriffs wie das Musikfestival, was die Verwendung des russischen Wortes rechtfertigen könnte. Sie führen den Angriff der Hamas eher auf Antisemitismus, d.h. unmotivierten Hass, zurück, als dass sie darin eine Reaktion auf Jahrzehnte des Leidens und Elends sehen, die der zionistische Staat angerichtet hat.

Innerhalb des Staates Israel hat sich der Begriff jedoch trotz seiner gewaltigen militärischen Macht, einschließlich Atomwaffen, durchgesetzt. Es wurde behauptet, dass die Zahl der Juden, die an einem Tag bei dem Hamas-Angriff getötet wurden, die höchste seit dem Völkermord der Nazis war. Damit wurde eine direkte Linie zum nationalsozialistischen Völkermord gezogen und der Eindruck erweckt, dass die Juden dem „reinen, unverfälschten Bösen“, wie es der US-Präsident formulierte, wieder machtlos gegenüberstanden.

Als der UN-Generalsekretär zwei Wochen nach Beginn der israelischen Bombardierung des Gazastreifens die Welt daran erinnerte, dass der Angriff der Hamas nicht im luftleeren Raum stattgefunden hatte, forderte Tel Aviv empört seinen Rücktritt. Es gibt wenig Toleranz für jede Erwähnung der israelischen Blockade des Gazastreifens seit 2007 und, allgemeiner, der israelischen Verantwortung für die Enteignung, Deportation und Ermordung von Palästinensern seit 1947. Diese scheinen die offensichtliche Ursache des palästinensischen Widerstands zu sein. Die meisten Israelis ziehen es auch vor, die Tatsache zu ignorieren, dass die Millionen von Palästinensern, die in Gaza gefangen sind, größtenteils Nachkommen derjenigen sind, die die zionistischen Milizen und das israelische Militär aus ihren Häusern im heutigen Staat Israel vertrieben haben. Israelische Beamte und ihre Fans anderswo setzen normalerweise Arroganz und Selbstgerechtigkeit ein, um eine rationale Debatte über den Hamas-Angriff abzulehnen.

Abgesehen von den offensichtlichen politischen Absichten dieser PR-Strategie kann man eine echte Akzeptanz des Begriffs „Pogrom“ in der israelischen Gesellschaft insgesamt feststellen. Ideologisch engagierte Zionisten pflegten Pogromopfer von vor über einem Jahrhundert und Überlebende des nationalsozialistischen Genozids mit Scham und Verachtung zu behandeln. Ihnen wurde vorgeworfen, dass ihnen der Mut zum Kampf fehle, dass sie „wie Schafe zur Schlachtbank gehen“.

Haim Nahman Bialik, der später in Israel zu einer kulturellen Ikone wurde, geißelte in einem Gedicht, das nach dem Pogrom von Kischinew geschrieben wurde, die Überlebenden und häufte Schande über ihre Köpfe. Bialik schlug auf die Männer ein, die sich in stinkenden Löchern versteckten, „kauernde Ehemänner, Bräutigame, Brüder, die aus den Ritzen spähten“, während ihre nichtjüdischen Nachbarn ihre Frauen und Töchter vergewaltigten. Dieses Gedicht in der russischen Übersetzung von Vladimir Jabotinsky ist nach wie vor eine der stärksten literarischen Darstellungen des Pogroms.

Brenner, ein weiterer Dichter und wie Bialik Sohn einer frommen russisch-jüdischen Familie, wandelte den bekanntesten Vers des jüdischen Gebetbuches „Höre, Israel, Gott ist dein Herr, Gott ist einer!“ radikal um, einen der ersten Verse, die Kindern beigebracht wurden, und den letzten, der von einem Juden vor seinem Tod gesprochen wurde. Brenners revidierter Vers verkündete: „Höre, Israel! Nicht Auge um Auge. Zwei Augen für ein Auge, alle Zähne für jede Demütigung!“ Auf diese Weise schürten diese und viele andere zionistische Schriftsteller das Feuer der Rache und Gewalt. So wie der Jude in der Diaspora ein Feigling war, so muss der zionistische Jude – der neue Hebräer, der israelische Jude – ein Krieger sein.

Später wurde der Staat Israel als kollektiver Vermächtnisnehmer der Opfer des Nationalsozialismus anerkannt und erhielt wichtige finanzielle Mittel aus Westdeutschland und anderen Ländern. Gleichzeitig vollzog sich ein Wandel: Während er militärisch stärker wurde, erhob der Staat Israel den Anspruch, nicht nur als Vermächtnisnehmer vergangener Opfer anerkannt zu werden, sondern als tatsächliches kollektives und gerechtes Opfer aus eigenem Recht.

Der Eichmann-Prozess von 1961 markierte in dieser Hinsicht einen Wendepunkt. Seitdem hat der Staat Israel seine Kontinuität gegenüber den Opfern betont und die Holocaust-Forschung in die öffentliche Bildung eingeführt. Israelische Beamte argumentieren, dass ihr Land zu Unrecht als harmloser kollektiver Jude behandelt wird. Angesichts der Schande für die Massenbombardierung des Gazastreifens im Jahr 2023 begannen die israelischen Delegierten bei den Vereinten Nationen, gelbe sechszackige Sterne zu tragen, wie sie den Juden im von den Nazis besetzten Europa auferlegt wurden.

Die Behauptung, ein unschuldiges Opfer zu sein, rechtfertigt das israelische Vertrauen in militärische Gewalt. „Ein brera!“, „Wir haben keine Wahl“ ist eine gängige israelische Erklärung für Gewalt.

Jabotinsky formulierte das zionistische Konzept der Eisernen Mauer, die Araber zur Unterwerfung zu terrorisieren, und veröffentlichte es 1923 auf Russisch. Sein Konzept wird ein Jahrhundert später erneut bestätigt. Darüber hinaus erscheinen politische Kompromisse mit den Palästinensern suspekt und gefährlich. Der israelische Ministerpräsident Itzhak Rabin, der versuchte, einen solchen Kompromiss zu erreichen, wurde ermordet, was der Idee eines palästinensischen Staates neben Israel faktisch ein Ende setzte.

Die europäisch-jüdische Erinnerung an die Opferrolle wurde aufrechterhalten, gepflegt und an zukünftige Generationen von Israelis weitergegeben. Die kollektive Erinnerung an die Pogrome im Siedlungsgebiet und die Vernichtungslager in Polen wurde in israelischen Schulen eingeimpft. Alle Studenten, ob ihre Vorfahren nun unter den Nazis gelitten haben oder nicht, kommen zu dem gleichen Schluss: Araber greifen uns an, nur weil wir Juden sind. Kein Wunder, dass viele Israelis den Angriff der Hamas so sehen, was es ihnen ermöglicht, die massive Gewalt gegen die Palästinenser zu unterstützen.

Seit Oktober 2023 haben Vergleiche des palästinensischen Widerstands mit den Nazis ein neues Leben bekommen. Einer der bekanntesten Präzedenzfälle gehört Menachem Begin, der während der ersten israelischen Invasion im Libanon Arafat mit Hitler verglich. Damit sollte die massive Bombardierung Beiruts 1982 als moralisch einwandfrei erscheinen. Solche Vergleiche werden jetzt benutzt, um eine viel tödlichere Bombardierung des Gazastreifens zu rechtfertigen.

Der Staat Israel neigt auch dazu, die Palästinenser zu entmenschlichen, um das zu rechtfertigen, was viele Experten als Völkermord bezeichnen. Ein israelischer Geschichtslehrer wurde in Einzelhaft gesteckt, weil er Facebook-Posts veröffentlicht hatte, die die Namen und Gesichter einiger der 18.000 Palästinenser zeigten, die während des israelischen Angriffs auf Gaza getötet wurden. Der zionistische Staat betrachtet die Vermenschlichung der Palästinenser offenbar als existenzielle Bedrohung.

Das Paradigma des Pogroms von Kischinew wird heraufbeschworen, um einen moralischen Freibrief für die israelische Zerstörung des Gazastreifens zu geben.

Über den Autor

Yakov M. Rabkin ist emeritierter Professor für Geschichte an der Université of Montréal. Zu seinen Veröffentlichungen gehören über 300 Artikel und einige Bücher: Wissenschaft zwischen Supermächten, Eine Bedrohung von innen: Ein Jahrhundert jüdischer Opposition gegen den Zionismus, Was ist das moderne Israel?, Demodernisierung: Eine Zukunft in der Vergangenheit und Judaïsme, islam et modernité. Er war als Berater u.a. für die OECD, NATO, UNESCO und die Weltbank tätig. E-Mail: yakov.rabkin@umontreal.ca. Webseite: www.yakovrabkin.ca