Annalena Baerbock reist nach Israel

Sehr geehrte Frau Außenministerin,

meine besten Wünsche begleiten Sie bei ihrem Antrittsbesuch in Jerusalem. Ein solcher Besuch ist keine leichte Aufgabe, weil Sie nicht nur die Juden in Israel besuchen, sondern auch die sechs Millionen durch die Nazis ermordeten Juden im Gepäck haben, und die Palästinenser, die heute die Juden der Juden sind. Jede dieser Gruppen hat aber Rechte und eigene Vorstellungen über die Lösung des Konflikts.

Einige Ihrer Vorgänger haben Israel als erstes Land besucht. Sie haben zugewartet und dafür Ihre Gründe gehabt. Sie wollten offensichtlich nicht nach Yad Vashem gehen und die Reden anhören, die Sie davon überzeugen sollten, dass Deutschland und Israel die gleichen (moralischen) Werte haben.

Das ist nicht der Fall. Deutschlands moralische Basis ist heute das Grundgesetz mit seinem erhabenen Artikel 1, Absatz 1, der lautet: Die Würde des Menschen ist unantastbar.

Vor einigen Tagen hat Amnesty International einen über 200 Seiten umfassenden Bericht veröffentlicht, in dem Israel bezichtigt wird, in den Palästinensergebieten ein Verbrechen gegen die Menschheit zu begehen – Apartheid. In dem Report heißt es, Israel übe gegenüber den Palästinensern sowohl in Israel selbst als auch in den besetzten Gebieten ein „System der Unterdrückung und Herrschaft“ aus. Dazu gehören die Beschlagnahmung von Grund und Boden, unrechtmäßige Tötungen sowie drastische Einschränkungen der Bewegungsfreiheit. Man verwende den Begriff „Apartheid“ in seinem völkerrechtlichen Sinne. Können Sie – als Grüne, Völkerrechtlerin und Menschenrechtlerin – Apartheid rechtfertigen?  Weiterlesen

Jud Kleinfeld

von Eurich Lobenstein

„Arte“ strahlte am 6.2.22. zum 80-jährigen Geburtstag von Al Pacino den Film „Carlitos Weg“ aus, den man genauso gut „Jud Kleinfeld“ hätte etikettieren können. David Kleinfeld (gespielt von Sean Penn) als zwielichtiger jüdischer Anwalt holt den Mörder Carlito Brigante wegen mehrerer Verfahrensfehler nach fünf Jahren aus dem Knast. Wer den Juden in Kleinfeld nicht aus dem Namen folgern kann, erfährt dessen jüdische Abstammung aus dem Mund des alten Mafiabosses Taglialucci:

„ich hasse Sie nicht, weil Sie Jude sind, sondern ein kleines Stück Scheiße“

WIKIPEDIA gibt den Inhalt des Films wieder:

„Carlito bedankt sich überschwänglich bei Anwalt Kleinfeld. Durch alte Kontakte Carlitos zur organisierten Kriminalität konnte Kleinfeld sein Anwaltsgeschäft ausbauen. Carlito will nach seiner Haftentlassung aus dem kriminellen Geschäft aussteigen und ein neues Leben in der Karibik als Autovermieter beginnen. Anwalt Kleinfeld zieht ihn aber immer wieder in die Welt des Verbrechens zurück. Kleinfeld wird von dem auf einem Gefängnisschiff inhaftierten Mafiaboss Taglialucci genötigt, dessen Flucht zu organisieren. Taglialucci kann das von Kleinfeld verlangen, weil ihm dieser eine Million Dollar unterschlagen hat, anstatt sie zur Bestechung von Richtern und Geschworenen zu verwenden. Kleinfeld bittet Carlito, ihn bei der Flucht des Mafiabosses zu helfen. An der Befreiungsaktion nimmt auch der Sohn des Bosses Frankie teil. In der Nacht läuft zunächst alles nach Plan, doch Kleinfeld zieht Taglialucci nicht aus dem Wasser, sondern erschlägt ihn, nachdem er zuvor dessen Sohn Frankie hinterrücks getötet hatte, während sich Carlito noch um die Bergung des Mafiabosses kümmerte ….“

Schon der Film „Es war einmal in Amerika“ spielt im jüdischen Gangstermilieu. Wenn man die Offenheit vergleicht mit den Mühen unserer Regierungsjuden und ihrer Adlati von Antisemitismusbeauftragten, andere Filme unter Verschluss zu halten, dann versteht man die jüdische Welt nicht mehr. „Hollywood“ ist eigentlich in jüdischer Hand. Mit Carlitos Weg übertreffen die Herrschaften Veit Harlans Film Jud Süß bei weitem. Jud Süß ist kein Verbrecher im klassischen Sinn wie David Kleinfeld geworden, sondern ein moderner Ökonom geblieben, der auf einen Staatsstreich in Württemberg zusteuert. Seine Geschichte ist historisch, die Gestalt des Jud Süß, gespielt von Ferdinand Mariam ist edel.  Barbara Gerber hat sie im Wesentlichen bestätigt. Leon Feuchtwangers Jud Süß Roman und dessen Verfilmung (mit Conrad Veith) sind unhistorisch und viel geeigneter, Antisemitismus zu fördern: In einer Szene kritisiert der unhistorische Kabbalist Gabriel den Jud Süß, dass er offen Einfluss auf den Herzog nehme; er wirke im Verborgenen. Das entspricht ganz den Rezepten der „Weisen von Zion“. Aber unsere Juden merken das nicht. Was merken sie überhaupt, fragte sich von Eva G. Reichmann (in: Flucht in den Hass). In einer „Filmanalyse“ von Wolfgang M. Schmitt kann man den größten Unsinn über die Jud Süß Filme erfahren, warum der eine Film antisemitisch, der andere es dagegen nicht sei. Fakt ist, Harlan hat die Szenen-Ideen des nicht-antisemitischen Films (z.B. das Kartenspiel) übernommen und seine Gegenspieler, den Proto-Nazi „Faber“ als albernen Idealisten und den Landschaftskonsulenten Sturm als spießigen Patriarchen hingestellt, den Jud Süß dagegen als Mann von Welt von Ferdinand Mariam spielen lassen. Identifiziert sich der Deutsche immer noch mit dem Amalgam von Spießigkeit und Patriarchalismus von Faber und Sturm?

Und genau das ist es: man kann es heute wieder erkennen: Der deutsche Mensch sieht im Mann von Welt (Marc Zuckerberg), in dem Mitbürger, der in seiner Wohngemeinde keine Wurzeln hat (Kristina Söderbaum: „Hat er denn keine Heimat?“), im Juden, der rechnen kann (Soros), auch heute noch das Böse. Nur sind unsere Juden von heute weder Leute von Welt (Josef Schuster) noch können sie rechnen. Sie applaudieren dem Film „Jud Kleinfeld“, merken nicht, dass nur das Etikett (Carlito…) den Antisemitismus verdeckt,  und halten historische Filmkunst unter Verschluss. Sie fechten gegen alte Straßennamen an, hören Wagner-Musik und wollen den Richard Wagnerplatz umbenennen. Aber wie? Wissen sie auch nicht. Aber hier gäbe es bessere Bezüge als solche „Heimatverlorenen“  zu Golda Meir: Es gibt weder in Berlin noch sonst wo in Deutschland eine Simon Dubnow Straße, geschweige denn einen so benannten Platz. Auch die großen Denker Georg Jellinek und Carl Loewenstein werden nicht geehrt; aber Mercèdes Jellinek, die Tochter des Autohändlers Emil Jellinek, Enkelin eines Rabbiners, ist als Ikone der Autoindustrie in Heidelberg straßennamentlich bedacht. Das weiß natürlich auch niemand, weil die Jellineks marranische Beziehungen hatten. Und Adolf Hitler konnte offiziell ein Fan der Marke Mercedes bleiben. Das ungefähr ist der geistige Dschungel, in dem Leute wie Schuster, Klein und Pipapo ihr Dschungelcamp haben, von wo aus sie Antisemitismus bekämpfen wollen. Das wird eine ewige Life-Show bleiben.

Sascha Lobo – ahnungslos und ideologisch verblendet

von Franz Piwonka

Sehr geehrter herr lobo,

ich frage mich, warum und vor allem für wen sie den artikel geschrieben? Wenn man öffentlich politische position bezieht, dann doch nur deswegen, damit es darüber einen diskussionsprozeß gibt, was nur möglich ist, wenn es dazu kontroverse positionen gibt. wie aber soll diese auseinandersetzung stattfinden, wenn man selbst so extreme positionen bezieht, daß der öffentliche widerspruch lediglich noch einmal als bestätigung der eigenen auffassung vom antisemitismus ihrer kontrahenten fungiert und man sich so nur um sich selbst dreht. Wen also möchten sie überzeugen, natürlich niemand, da der kontrahent  nur als bestätigung der eigenen weltsicht fungiert. Warum also haben sie diesen artikel geschrieben? Zur selbstbestätigung? Sie haben somit gar keinen wahrheitsanspruch, denn dieser kann sich nur in der kontroversen auseinandersetzung profilieren.

daß sie alter ego für ihre zwecke mißbrauchen, geht auch daraus hervor, daß sie selbst vor verschwörungstheoretischen vorstellungen nicht gefeit sind, denn die artikulation  israelkritischer bzw antizionistischer ist für sie lediglich vorwand für ganz andere absichten, nämlich judenhass und damit antisemitismus. Der kritiker ihrer position verbirgt nämlich nur sein wahres gesicht. Das ist einer der billigsten entlarvungstricks, denn diese unterstellungslogik  kann ich für jede denkbare  kontroverse position völlig beliebig deshalb anwenden, weil ich sie gar nicht begründen muß. Genau genommen handelt es sich hier um ein argumentum ad personam.  Weiterlesen

Sascha Lobo – der unwissende Spiegel-Irokese

Wann schreibt Sascha Lobo einen ähnlich „fundierten“ Artikel über seine Stammesbrüder?

Ich habe schon 2016 in meinem Buch DIE ANTISEMITENMACHER behauptet, dass die deutsche Antisemitismus-Debatte hysterisch sei und voller aufgeregter Witzfiguren wie Sascha Lobo, mit seiner lächerlichen Irokesenfrisur, zur Zeit die größte Sumpfblüte in dieser Debatte ist. Die Israel-Lobby und die diversen Antisemitismusbeauftragten haben den Antisemitismus so sehr versaut, dass jeder heute Antisemit sein kann, ohne sich schämen und irgendwelche Nachteile befürchten zu müssen. In der Tat hat Lobo recht, wenn er schreibt, dass der Ruf des Antisemitismus arg gelitten hat. Antisemiten fürchten sich heute nicht mehr, ihre Botschaften mit echten Namen zu unterschreiben, und wenn für Lobo, Klein, Knobloch, Becker und diverse andere Zeitgenossen selbst Juden und Israelis Antisemiten sind, dann braucht sich Otto Normalverbraucher nicht mehr zu genieren. Allerdings wissen all diese kruden und brutalen Philosemiten nicht, was Antisemitismus ist und bezeichnen jeden, der Israels Politik auch nur geringfügig kritisiert einen Antisemiten, sodass es inzwischen eine Ehre sei in dieser ehrenvollen Liste aufgenommen und genannt zu werden. So könnte man Müllers Milch-Slogan umwandeln in: Alles Antisemiten, oder was?

Und weil es Deutschland, wie Lobo behauptet, am wenigsten an unterschiedlichsten Antisemitismen mangelt, hat er jetzt auch noch den „Woke-Antisemitismus“ erfunden, der uns wahrlich noch gefehlt hat. Danke Lobo. Und der Spiegel, diese äußerst ambivalente Magazine, war sich nicht zu schade, ihn darüber schreiben zu lassen. Für Lobo ist „die vielleicht größte stinkende Blüte im 21. Jahrhundert der Israel-bezogene Antisemitismus.“ Für mich könnte er der größte stinkende Antisemit sein, wenn man davon ausgeht, dass Philosemiten wie er nur Antisemiten sind, die Juden lieben.  Weiterlesen

Sascha Lobo’s Unkenntnis des Nahostkonflikts

von Arn Strohmeyer

Gehört Sacha Lobo auch zur israelischen Hasbara (Propaganda)?

Gehört Sacha Lobo auch zur israelischen Hasbara (Propaganda)?

Lieber Sascha Lobo,

Ich danke Ihnen für Ihre sehr aufschlussreichen Ausführungen über den so umstrittenen Komplex Israel/ Antisemitismus/ Palästinenser im SPIEGEL. Ich habe bisher leider an die Legende und das Märchen von den siedlerkolonialistischen Zionisten geglaubt, die seit ungefähr 140 Jahren in Palästina einwandern und das Land langsam aber sicher – zuerst mit Hilfe der britischen Mandatsmacht – in ihren Besitz gebracht haben. Nach der Lektüre Ihres Artikels bin ich mir bewusst geworden, dass ich im Irrtum bin, die Geschichte ist offensichtlich ganz anders – eben umgekehrt – verlaufen. Ich muss deshalb notgedrungen auch meine Einstellung zum Antizionismus/Antisemitismus ändern. Danke für die Aufklärung!

Die Geschichte verlief dann wohl so: Ab etwa 1880 sind die Palästinenser in mehreren Wellen in Palästina mit der Absicht eingefallen, um das Land, das ja eigentlich „leer“ war, aber in Wirklichkeit von Juden bevölkert war, unter Berufung auf ihre kanaanäischen Vorfahren, die dort vor 3000 Jahren gelebt haben, zu übernehmen und einen palästinensischen Staat dort zu errichten. Die Briten, die der Völkerbund als Mandatsmacht dorthin geschickt hatte, leisteten bei der Realisierung des siedlerkolonialistischen palästinensischen Projekts aktive Unterstützung. Mit Kauf und später auch mit Gewalt schafften die Palästinenser es wirklich, das Land zu erobern.  Weiterlesen

The Tantura massacre of 1948 and the academic character assassination of Teddy Katz

by Jonathan Ofir

„Alle Männer von Tantura [in Israel] wurden zum Friedhof des Dorfes gebracht, und sie stellten sie in Reihen, und sie befahlen ihnen, mit dem Graben zu beginnen, und jede Linie, die mit dem Graben fertig war, wurde einfach abgeschossen und fiel in die Löcher. Was, denke ich, zumindest einige von Ihnen daran erinnert, etwas, das mit Deutschen zu tun hatte, drei Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs. „-Teddy Katz, Vortrag, Olean, NY, 14. April 2005.

Das Tantura-Massaker im Mai 1948, das von haganah-Kräften nur wenige Tage nach der Ausrufung des Staates Israel begangen wurde, ist nicht nur eines der schlimmsten Massaker von 1948, sondern seine Vertuschung ist auch an sich eine Geschichte, die uns zeigt, wie effektiv Schweigen sein kann, um Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu verschleiern.

Mein Artikel basiert auf einem mehrstündigen Interview mit Teddy Katz, dem Mann, dessen Masterarbeit über das Tantura-Massaker (eingereicht 1998, Universität Haifa) in Israel großes Aufsehen erregte, nachdem es Anfang 2000 in einem Maariv-Artikel in der israelischen Öffentlichkeit weit verbreitet war. Ich habe auch andere Mitglieder seiner Familie interviewt, um eine Perspektive auf die Auswirkungen zu bekommen, die der ideologische, politische, rechtliche und gesellschaftliche Sturm auf Katz hatte. Der Historiker Ilan Pappe, der zu dieser Zeit Professor an der Universität Haifa war und Katz und dem Fall sehr nahe stand, hat sich in seinem 2001 erschienenen Artikel „The Tantura Case in Israel: The Katz Research and Trial“ (im Journal of Palestininian Studies) ausführlich auf die Geschichte bezogen, der geschrieben wurde, während ein Verleumdungsverfahren gegen Katz von Haganah-Veteranen stattfand. Ich beziehe mich ziemlich oft auf Pappes Artikel und fasse daraus sowie aus anderen Artikeln zusammen und spiegele diese Fakten und Referenzen mit den Dingen wider, die Teddy Katz und seine Familie gesagt haben. Ich beschäftige mich mit meiner Berichterstattung über den Prozess hinaus bis Ende 2003, als die Universität, die Katz zunächst mit einem A+ auszeichnete, ihn später bei seiner überarbeiteten Dissertation im Stich ließ, die noch umfassender war – in einem Akt, der eindeutig von politischen Bedenken motiviert war, wie ich zeigen werde.

One may ask, why this story would still hold currency for us today? >>>

Documenta 15 – Kann Kunst antisemitisch sein?

So wie täglich die Sonne im Osten aufgeht und im Westen untergeht, so regelmäßig erreichen uns Vorwürfe von Antisemitismus-Skandale, die von dubiosen Vereinen und Gruppen erhoben werden, die sich „Bündnis gegen Antisemitismus“ nennen und deren Absicht und Ziel darin liegen Israels Politik zu verteidigen und vor Kritik und Angriffen zu schützen. Diese Vorwürfe, die meistens unbegründet und mit zweifelhaften Hinweisen beladen sind, werden von den Medien tatsächlich ernst genommen und verbreitet.

Seit Wochen ist wieder eine Debatte entflammt, die sich damit beschäftigt, ob die Documenta 15 in Kassel antisemitisch sei. Anonyme Wächter Israels haben der Ausstellung vorgeworfen antisemitische Tendenzen im Programm zu haben. Solche Vorwürfe kommen regelmäßig und sind ähnlich schwer zu bekämpfen wie eine Epidemie. Sie wechseln auch permanent ihre Form und mutieren immer wieder wie ein Corona Virus.   Weiterlesen

Wie die IHRA-Arbeitsdefinition von Antisemitismus falsch dargestellt wird

von Jamie Stern-Weiner

Vorwort

Was als Arbeitsdefinition von Antisemitismus der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) angepriesen wird, ist keine Definition, hat wenig mit Antisemitismus zu tun und wurde von der IHRA weder geschrieben noch gebilligt. Das sind die Ergebnisse dieses akribisch recherchierten und politisch brisanten Berichts.

Wissenschaftler und Rechtsexperten haben überzeugend argumentiert, dass die Definition des IHRA inkohärent, vage, anfällig für politischen Missbrauch und nicht zweckdienlich ist. Sie erfüllt nicht einmal die elementarste Anforderung an eine Definition, nämlich zu definieren. Die entscheidende Rolle von Pro-Israel-Lobbygruppen bei der Ausarbeitung und Förderung der Definition ist ebenfalls erwiesen.

Dieser bemerkenswerte Bericht bekräftigt diese Schlussfolgerungen. Aber er betritt auch wichtiges Neuland. Expertenkritik und politische Kontroversen haben sich auf eine Liste von 11 hochproblematischen Beispielen vermeintlich antisemitischer Aussagen und Verhaltensweisen konzentriert. Sieben dieser 11 Beispiele beziehen sich auf Israel. Alle diese Beispiele, so die Befürworter Israels, bildeten einen integralen Bestandteil der IHRA-Definition.

Der Bericht zeigt, dass das Entscheidungsgremium der IHRA, das Plenum, in der Tat beschlossen hat, alle diese Beispiele aus der Definition auszuschließen. Die IHRA-Definition enthält keine Beispiele. Wenn hierüber weitverbreitete Verwirrung herrscht, dann deshalb, weil die Verfechter der Beispiele innerhalb und außerhalb der IHRA die Entscheidung des Plenums systematisch und methodisch falsch dargestellt haben.

Die Beispiele, die fälschlicherweise als Teil der IHRA-Definition dargestellt werden, wurden benutzt, um legitime Kritik an Israel zu delegitimieren und zu zensieren und, weiter gefasst, um die freie Rede über Israel zu beschneiden. Dies schirmt Israel von der Rechenschaftspflicht für seine schweren Menschenrechtsverletzungen ab, die folglich unkontrolliert weitergehen.  Weiterlesen

Ein obsurer Kasseler Blog schreit „Antisemitismus!“ DIE ZEIT konstruiert daraus eine Kampagne

von Arn Strohmeyer

Wenn Feuilleton-Redakteur Thomas E. Schmidt von der ZEIT das Wort Palästina hört, fällt er offensichtlich sofort in eine Art hysterischen Zustand, wie jetzt geschehen anlässlich der Antisemitismus-Vorwürfe gegen das indonesische Kollektiv, das die Kunstausstellung Documenta in diesem Jahr organisiert. Wer denkt da nicht gleich an Jutta Dittfurths schon zum negativen Klassiker gewordene Hetz-Parole „Palästina, halt‘s Maul!“ oder den ebenfalls schon klassisch gewordenen denunziatorischen Ausspruch des Berliner Antisemitismus-Beauftragten Samuel Salzborn, der bekannte: „Wenn im Zug am Nachbartisch Leute anfangen ohne jeden Grund auf ‚Palästina‘ zu sprechen kommen, ist es wahlweise Zeit, auszusteigen, Kopfhörer aufzusetzen oder sie anzuschreien.“

Etwas gewählter drückte sich ZEIT-Redakteur Schmidt in seinem Beitrag gegen die Documenta-Macher schon aus. Aber einen Blog-Beitrag eines abstrusen Kasseler „Bündnisses gegen Antisemitismus“ für eine groß angelegte Kampagne zu nutzen, um den Indonesiern Antisemitismus vorzuwerfen, ist schon ein starkes Stück. Denn konkrete und überzeugende Beweise für seine Attacke hat er nicht – außer der Einladung von Palästinensern aus einem Kulturzentrum in Ramallah zur Documenta. Dieses Zentrum trägt den Namen eines antizionistischen Patrioten, der aber schon 1953 gestorben ist. Das reicht aus, um „Antisemitismus!“ und „Palästina, halt‘s Maul!“ zu schreien. Man muss sich wirklich fragen, in welcher politischen Kultur wir eigentlich leben. Gerade Kunst und Kultur brauchen offene Diskurse, in denen auch andere Narrative zu Wort kommen können, will man den demokratischen Anspruch nicht der Lächerlichkeit preisegeben.  Weiterlesen