Am 27. Februar 1981 hat sich Henryk M. Broder mit einem Paukenschlag von seinen „linken Freunden“ durch einen ganzseitigen Artikel in der Wochenzeitung „DIE ZEIT“ verabschiedet. Er schrieb „meine mehr oder weniger lieben linken Freunde!“ Ob er allerdings selber je links war und ob er tatsächlich linke Freunde hatte, bleibt unklar und ist eher zweifelhaft. Sein Abschiedsbrief wird als ein Dokument des „Zorns und der Resignation“ vorgestellt und ist eher ein Dokument der Verzweiflung und Frustration. Darin wirft er allen Linken vor, sie blieben „die Kinder ihrer Eltern“ so sehr sie sich auch von ihnen distanzieren wollten. Als ob er nicht das Kind seiner Eltern sei. Erstaunlich ist auch, mit welcher Leichtigkeit er eine ganze Generation verurteilt.
Er beruft sich bei dieser gewaltigen Anklage auf zwei oder drei Fallbeispiele, die weder repräsentativ noch besonders überzeugend sind. Er wirft den Linken „Antisemitismus“ vor und benutzt schon damals dieselben Methoden wie heute. Kritik an Israel ist Antisemitismus und Zweifel an Auschwitz sowieso.
In seinem ersten Beispiel führt er eine junge, 30 Jahre alte Lehrerin vor, die wohl an derselben Gehirnwäsche litt, die sie von kommunistischen Gehirnwäschern bekam, an der heute junge zionistische Menschen leiden. Diese junge Lehrerin wagte zu behaupten, dass die KZs in erster Linie Arbeitslager waren, wo Rüstungsgüter billig hergestellt wurden und „erst gegen Ende des Krieges, als die Niederlage absehbar war, fingen die Nazis mit der Vernichtung der Juden an“. Ob das stimmt oder nur teilweise stimmt, ist doch vollkommen irrelevant. Aber aus demjenigen, der das behauptet, gleich einen Antisemiten zu machen, ist absurd und falsch. Und weiter beschuldigt Broder die junge Lehrerin, behauptet zu haben, dass „der Holocaust als zionistische Propaganda benutzt wird, um die Existenz des Staates Israel zu rechtfertigen“. Ist es etwa nicht wahr? Das behaupten heute auch viele Juden und Broder selbst hat es eine Zeitlang behauptet, als er seine These vom „Shoahbusiness“ aufstellte. Broder hat dafür sogar noch Geld bekommen, während die junge Frau von 1981 das aus purer Überzeugung sagte. Und was, wenn es falsch wäre? Dann hätte sie eine falsche Überzeugung gehabt. Und ist das gleich ein Verbrechen, dass man deshalb als Antisemitin diffamiert werden muss? Weiterlesen