Der wahnhafte Antisemitismus-Vorwurf bei jeder Kritik an Israels Unrechtspolitik

von Arn Strohmeyer

Ein Journalist fragte kürzlich in einer Kolumne, ob es zur Zeit auf dem Globus politisch nur noch nach dem Prinzip Gaga läuft: Brexit-Lustspiel, Trump-Trara, Italo-Dramen und AfD-Gepolter. Also alles nur Gaga? Wäre ja schön, wenn es so harmlos und spaßig wäre, aber so lachhaft sind Typen wie Trump, May, Orban, Erdogan und Netanjahu denn doch nicht. Der Schaden, den sie anrichten, ist unermesslich, vor allem der moralische, denn die Maßstäbe verschieben und verzerren sich in ganz bedenklicher Weise, im Großen wie im Kleinen.

Als Beispiel für einen moralischen Verfall soll es hier um den Antisemitismus-Vorwurf bei Kritik an Israels Politik gegenüber den Palästinensern gehen, der immer groteskere und wahnhafte Züge annimmt. Dieser Vorwurf hat mit Gaga gar nichts mehr zu tun. Israel hält seit über 50 Jahren ein brutales und grausames Besatzungsregime über ein ganzes Volk aufrecht, nachdem es ihm zuvor (1948) schon sein Land geraubt, die Hälfte dieses Volkes vertrieben und seine Gesellschaft und Kultur zerstört hat. Und die Unterdrückung geht weiter mit allem, was dazu gehört: Landraub, totaler Kontrolle, Checkpoints, Razzien, Verhaftungen (auch von Kindern), Administrativhaft, Folter und dem Erschießen gewaltloser Demonstranten. Dazu kommen immense ökonomische Verluste.  Weiterlesen

Charlotte Knobloch und Josef Schuster sollten Auschwitz besuchen, um zu sehen, was Antisemitismus ist

von Karl Krähling

Dass die BDS-Stoßrichtung „antisemitisch“ sei, diese Einschätzung des Zentralratsvorsitzenden ist im Sinne der Meinungsfreiheit, polemischer Überspitzungen bis hin zu „hatespeech“ oder der legalen Verbreitung von „fake news“ auch Herrn Dr. Schuster zugestanden. Schwerwiegender wäre es, der explizit antirassistischen BDS-Bewegung Rassismus vorzuwerfen.

Das ein Herr „Felix Klein, Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung, die BDS‐Bewegung ebenfalls verurteilt“ ist keine Beleg für „Antisemitismus“, auch nicht, dass die etablierten Parteien im deutschen Bundestag die Auffassung des Zentralrats der Juden in Deutschland teilen.

Die gegenwärtigen Definitionen von „Antisemitismus“ sind wie die der übrigen politischen Schlagworte („Nazi“, „Rechts“ usw.) derart knetbar, dass jedermann, der sich darüber die Deutungshoheit anmaßt, einen unliebsamen Kritiker zum „Antisemiten“, „Nazi“ usw. machen kann.

Für einen Menschen, der Aufklärung im Sinne des „sapere aude“ und des „kategorischen Imperativs“ verpflichtet ist es unerheblich, welche politische Einschätzung der Zentralrat der Juden, eine auswechselbare Bundesregierung oder ein von ihr beauftragtes Sprachrohr zu verkünden hat.

Ob mit einem aus dem „kategorischen Imperativ“ herleitbaren Anstand der Vorwurf des „Antisemitismus“ gegenüber der BDS-Bewegung gerechtfertigt ist, eines „Antisemitismus“, der einmal als Staatsräson Hitlers zum „Holocaust“ führte, sollte all jene Geschichtsvergessenen nach einem Auschwitzbesuch einmal selbst – ganz ohne Öffentlichkeit – für sich selbst prüfen.

KZ-Besuche in Auschwitz, insbesondere auch die Gaskammern, sind aus diesem Grunde all jenen empfohlen, die da leichtfertig mit dem Worte „Antisemitismus“ im Munde wie ein Kind mit einer geladenen Waffe herumhantieren.

Den Anfängen wehrt am besten, wer die beiden Forderungen von Immanuel Kant selbst zu verinnerlichen vermag, den Mut aufzubringen vermag, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, auf unanständige Polemiken gegenüber Kritikern verzichtet und jenen Anstand entwickelt, der im „kategorischen Imperativ“ seinen besten Ausdruck gefunden hat.

Karl Krähling, Schloßhof,   Direktor i.R.,  Alumni der Georg-August Universität Göttingen.

Der böse Jude

von Hannes Grassegger

Er ist der Antichrist. Der gefährlichste Mensch der Welt. Ein alter reicher Mann, ein Spekulant, der den Zusammenbruch des britischen Pfunds 1992 verursachte, die Asienkrise 1997, die Finanzkrise 2008. Er zerstörte zuerst die Sowjetunion und dann Jugoslawien, um freie Bahn zu schaffen für Afrikaner und Araber, damit diese die Europäer vertreiben. Er sponsert Linksextreme, will den Präsidenten der USA stürzen und lebt von Drogenhandel und Finanzverbrechen. Nebenbei finanziert er Euthanasie, Zensur und Terrorismus. Schon als Kind lieferte er Juden an die Nazis aus, obwohl er selber Jude ist.

Man erfährt das bei Facebook, Youtube oder Twitter, wenn man «Soros» eingibt. George Soros ist Jude, das stimmt, alles andere ist falsch, erfunden und in die Welt gesetzt im Zuge einer der perfidesten und wirkungsmächtigsten Politkampagnen aller Zeiten.  >>>
Anmerkung der Redaktion: Leider ist der ausgezeichnete Artikel auf der Website der Baseler Zeitung vermutlich auf Druck der zionistisichen Israellobby nicht mehr abrufbar. In mehreren Artikeln auf „Der Semit“ wurde immer wieder darauf higewiesen, dass die zionisitische Israellobby die größte Bedrohung für die Meinungsfreiheit darstellt

Rabbi Hillel und Immanuel Kant

Ich bin im Frühjahr 2018 von der Stiftung Demokratie Saarland zur Vorstellung meines Buches „Die Antisemitenmacher“ in den Räumen der Stiftung eingeladen worden. Am 3. Juli schickte mir die Stiftung ein Büchlein mit dem Vortragsprogramm 2018/2019, in dem mein Name unter lauter bekannter und weniger bekannter Professoren eingebettet war. Man teilte mir mit, „vom 04.-05.02.2019 habe ich für Sie ein Zimmer im Hotel „Best Western“ reserviert. Einige Tage vor Veranstaltungsbeginn erhalten Sie die Informationen noch einmal in kompakter Form per Mail.“

Daraufhin antwortete ich: „ich bin soeben aus dem Urlaub zurück gekommen und finde Ihre Broschüre, wo ich unter lauter Professoren und Doktoren erscheine. Ich freue mich schon auf den Vortrag, möchte Ihnen aber folgendes sagen: Angesichts der Tatsache, dass seit Monaten und sogar Jahren Personen, die Israels Politik kritisieren und Standpunkte vertreten, wie ich, diffamiert und sogar Universitäten von der israelischen Lobby bedrängt werden, kritische Autoren wie zB Prof. Ilan Pappe, Prof. Moshe Zuckermann, Prof. Rolf Verleger und mich nicht auftreten zu lassen, wie zuletzt in Tübingen passiert, als das israelische Konsulat die Uni aufgefordert hatte Ilan Pappe auszuladen, möchte ich Sie warnen, dass jetzt, wo es öffentlich geworden ist, auch Sie solche Aufforderungen bekommen könnten. Ich hoffe Sie bleiben standhaft, wie es die Uni Tübingen war. In München ist die Stadt auf Druck von der Präsidentin der jüdischen Gemeinde, die behauptet hat, dass ich ein „berüchtigter Antisemit“ sei, umgefallen und ich wurde ausgeladen.  Weiterlesen

Die Jüdische Stimme braucht keinen Koscher-Stempel

von Jüdische Stimme für Gerechten Frieden in Nahost e. V.

Seit über 15 Jahren ist die Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost e.V.aktiv. In enger Zusammenarbeit mit mehreren palästinensischen und israelischen Organisationen dokumentieren und bekämpfen wir die vom Staat Israel begangenen Menschenrechtsverletzungen und verbreiten oppositionelle jüdische Stimmen, die im Mainstream-Diskurs oft nur am Rande vernehmbar wären. Durch unsere schlichte Existenz und unsere Aktivitäten hat die deutsche Öffentlichkeit die Gelegenheit, einer vielfältigen und kritischen jüdischen Gemeinschaft in diesem Land ins Auge zu sehen.

In letzter Zeit verstärkten sich Druck und Gegenmaßnahmen gegen unser Eintreten für einen gerechten und friedlichen Weg zu gleichem Recht für die palästinensischen und israelischen Menschen und zur Beendigung der Besatzung. Seit über zwei Jahren führen nun rechtsgerichtete Aktivisten und Vertreter der israelischen Regierung eine Kampagne zur Auflösung unseres Kontos bei der deutschen Bank für Sozialwirtschaft. 2016 gab die Bank für kurze Zeit diesem koordinierten Druck nach und kündigte die Auflösung des Kontos an. Dieser Beschluss wurde später wieder zurückgezogen, nachdem wir uns mit Vertretern der Bank getroffen hatten und dabei die völlige Legalität und Legitimität unserer Arbeit erklärten und damit die gegen uns erhobenen Falschbehauptungen entkräften konnten.  Weiterlesen

Das Hirngespinst des britischen Antisemitismus

Norman G. Finkelstein

Die gegenwärtige Hysterie, die die britische Labour Party umgibt, löst sich in ein Paar  miteinander verbundener, wenn auch eigenständiger Prämissen auf: Antisemitismus in der britischen Gesellschaft im Allgemeinen und der Labour Party im Besonderen hat Krisenausmaße angenommen. Wenn keine dieser Voraussetzungen aufrechterhalten werden kann, dann ist die Hysterie ein Hirngespinst. Tatsächlich wurden für beide keinerlei Beweise zu ihrer Begründung vorgelegt, im Gegenteil, alle Beweise deuten in die entgegengesetzte Richtung. Die rationale Schlussfolgerung ist, dass die ganze Aufregung ein inszenierter Schwindel – um nicht zusagen ein Komplott – ist, um Jeremy Corbyn und die prinzipientreue linke Politik, die er vertritt, aus der britischen Öffentlichkeit zu verdrängen.  Aber selbst wenn die Unterstellungen wahr wären, bestünde die Lösung mitnichten in der Einschränkung der Meinungsfreiheit in der Labour Party.

Die linksliberale Tradition hat der Wahrheit einen einzigartigen, fundamentalen Wert beigemessen; aber zur Wahrheit dringt man nicht vor, wenn Abweichler, so anstößig sie auch wirken mögen, zum Schweigen gebracht werden. Angesichts der belasteten Geschichte des Antisemitismus einerseits und seiner groben Manipulation durch jüdische Eliten andererseits mag eine objektive, unvoreingenommene Einschätzung unerreichbar scheinen. Dennoch muss sie versucht werden. Die Aussicht auf einen historischen Sieg der Linken könnte ansonsten sabotiert werden, da Corbyns Anhänger, sei es aus Angst, Berechnung oder politischer Korrektheit, es bisher nicht wagen, das Übel, das sich da abspielt, zu thematisieren.  Weiterlesen

Der Einsatz für Menschenrechte ist nicht antisemitisch

In einem offenen Brief verurteilen mehr als 80 namhafte jüdische Wissenschaftler und Intellektuelle, darunter Noam Chomsky, Eva Illouz, Alfred Grosser, Moshe Zimmermann, Judith Butler und Micha Brumlik, die Anfeindungen gegen unseren Verein und rufen die deutsche Zivilgesellschaft auf, die freie Meinungsäußerung jener zu gewährleisten, die sich gegen die Unterdrückung der palästinensischen Bevölkerung wenden. 

In den letzten Jahren haben die israelische Regierung und ihre Unterstützer versucht, die Debatte über die systematische Unterdrückung der palästinensischen Bevölkerung und die verheerenden Auswirkungen der seit 51 Jahren andauernden Besatzung zu unterbinden. Zivilgesellschaftliche Organisationen in Israel und weltweit, die sich für die Menschenrechte der Palästinenser einsetzen, werden von israelischen Offiziellen in zynischer Weise als Feinde des Staates, Verräter und zunehmend als Antisemiten abgestempelt. Für kritisches Engagement bleibt immer weniger Raum.  Weiterlesen

Der Mythos von der Vertreibung der Juden aus arabischen Ländern

Arn Strohmeyer

Eins muss man dem Staat Israel lassen: Seine Chuzpe (laut Duden: Dreistigkeit) kennt keine Grenzen. Gemeint sind in diesem Fall die jetzt erhobenen Forderungen an die arabischen Staaten, insgesamt 250 Milliarden Dollar „Entschädigung“ für die „Vertreibung“ von Juden aus diesen Ländern im Jahr 1948/49 zu zahlen. Als Grund wird neben der „Vertreibung“ die Ablehnung des UNO-Teilungsplans von 1947 durch die Araber bzw. die Palästinenser angegeben. Israel argumentiert: Die Palästinenser hätten ja damals ihren Staat haben können, und sie seien selbst schuld, wenn sie das Angebot nicht angenommen hätten.

Was die israelische Seite natürlich nicht sagt, ist, wie dieser UNO-Teilungsplan aussah. Die Juden, die damals nur ein Drittel der Bevölkerung stellten, sollten 56 Prozent Palästinas bekommen, die Palästinenser (zwei Drittel der Bevölkerung) aber nur 42 Prozent und dazu noch das qualitativ schlechtere Land. Jerusalem sollte internationalen Status erhalten. Es versteht sich von selbst, warum die Palästinenser diesen Beschluss, der sie so benachteiligte, ablehnten. Dazu kommt ein völkerrechtliches Problem: Die UNO muss nach ihrer Charta das Selbstbestimmungsrecht der Völker achten, darf also gar keine Staaten gründen. Es hätte also ein Referendum über die Zukunft Palästinas stattfinden müssen. Das hat es aber nicht gegeben, was heißt: Die Palästinenser sind gar nicht gefragt worden. Man wollte ihnen verweigern, über ihre Zukunft selbst zu bestimmen. Der Zionistenführer und erste israelische Ministerpräsident Ben Gurion hat im Übrigen immer wieder bekannt, dass jede „Lösung“ für ihn nur eine „Zwischenlösung“ sei, denn Ziel der Zionisten sei es, ganz Palästina in Besitz zu nehmen. Was inzwischen ja auch geschehen ist.  Weiterlesen

The Top Ten „Anti-Semites“ of 2018 by the Simon Wiesenthal Center

by Ludwig Watzal

Year after year, the right-wing Simon Wiesenthal Center in Los Angeles publishes its shitlist of the top leading „Anti-Semites“ or „anti-Semitic“ incidents.  It’s always funny to read about this organization distortion of reality and unworldliness. These yearly „Anti-Semitism“ Awards come right after the famous Hollywood Awards.

At the top of the list, rightly so, ranks the Pittsburgh Synagogue Massacre. Besides the usual suspects, such as Louis Farrakhan, the leader of the Nation of Islam, who is slandered by the Center almost on a regular basis, these Zionists apparatchiks also put Jeremy Corbyn, the leader of the British Labor Party, UNRWA, and AIRBNB on their shitlist. In October, AIRBNB announced it would delist rentals in Israeli communities in the West Bank. What the center doesn’t say is that the West Bank is illegal Occupied Palestinian Land. 

That the famous Pink Floyd singer Roger Waters takes only tenth place will perhaps disappoint him. The Zionists and their Philo-Semite enforcers are constantly slandering him that he should have come home second. Germans or German institutions are often on this ridiculous list. This time, the Bank for Social Economy finishes up in seventh place.

Nobody should be surprised by this. Zionist extremists such as the campaign journalist Benjamin Weinthal  and many others have put pressure on the bank to terminate the bank account of the group „Jewish Voice for Just Peace in the Middle East“ because this group supports the BDS movement, which calls for a peaceful boycott of Israeli products from the illegal settlement in Occupied Palestine. That the Wiesenthal Center quotes Henryk M. Broder infamous judgment about the group („a bunch of anti-Semites“) shows how fact-free, obscure, and insane their judgment is.

Anti-Semitism is a form of racism. Racism in Israel is rampant. Israeli politicians should occupy all ten places. In 2017, I recommended Yair Netanyahu, the son of Prime Minister Benjamin Netanyahu, as a candidate on the organization’s Anti-Semitic shitlist, but to no avail. It seems the Simon Wiesenthal Center is not interested in the fight against real Anti-Semitism. They rather slander other people or organizations that speak the truth about Israel’s racist occupation and Apartheid policy.

First published herehere.