Definiert Israels Regierung, was heute Antisemitismus ist?

von Arn Strohmeyer

Antisemitismus ist in Deutschland wieder ein Thema geworden. Über seine angebliche Zunahme berichten deutsche Medien fast jeden Tag. Nun soll diese Form des Rassismus hier auch gar nicht verharmlost werden, die es zweifellos in einem Teil der Bevölkerung gibt. Auf der anderen Seite besteht kein Zweifel daran, dass Antisemitismus in hysterischer Weise hochgepuscht wird, denn alle Umfragen belegen, dass die Vorurteile gegenüber Muslimen viel größer sind als gegenüber Juden. Islamophobie wird aber ganz offensichtlich klein gehalten, über die Gründe darf man spekulieren.

Der Antisemitismusforscher Wolfgang Benz wiederholt seit Jahren: „Ich sehe überhaupt keine neue Qualität des Antisemitismus. Ich würde auch gern die Wortwahl ‚antisemitische Ausschreitungen‘ hinterfragen. Ich beobachte die Szene seit 30 Jahren. Seit 30 Jahren wird mit dem Thema Politik und Stimmung gemacht.“ Benz sieht die größere Gefahr heute viel mehr in der Feindschaft gegenüber Muslimen. Die Islamophobie arbeite mit ganz ähnlichen Argumentationsmustern und Stereotypen wie der Antisemitismus. Gemeinsam sei diesen Vorurteilen die Einteilung in Gut und Böse sowie das Phänomen der Ausgrenzung: „Das Feindbild der Juden wird heute durch das Feindbild der Muslime ersetzt. Wieder geht es um die Ausgrenzung einer Minderheit. Es ist höchste Zeit, die Diskriminierungsmechanismen zu verstehen und schließlich zu verhindern.“  Weiterlesen

Faschismus – Si!

von Eurich Lobenstein

Eines muß immer wieder gesagt werden: Das faschistische, von der Wehrmacht besetzte hatte Italien hat an Deutschland weniger Juden ausgeliefert als die neutrale Schweiz; und es waren Faschisten, die mit Juden die Wohnungen getauscht hatten, als die deutsche Polizei ihre Razzia auf die Juden in Rom veranstaltete (16.10.1943). Margherita Sarfatti förderte Benito Mussolini; bevor sie das Buch schrieb „ich habe mich geirrt, was soll´s“? Sie hatte nicht voraussehen können, daß Mussolini, der noch 1934 den Anschluß Österreichs verhindert hatte, Italien wegen seines Abessinienkriegs dem deutschen System anbiedern würde. Sarfatti verließ als Jüdin das mit Deutschland verbündete Italien, das 1938 den Anschluß Österreichs hinnahm. Die Schande des Faschismus liegt nicht in seinen Grundideen, sondern im Bündnis mit Deutschland. Hier hat Benito Mussolini versagt. Seine Politik war nicht nur unnötig, sondern widersprach der eigenen Überzeugung über die Person des deutschen Führers, über den er sich gegenüber Nahum Goldmann (in: Mein Leben als deutscher Jude) höchst negativ geäußert hatte. Wird Ayelet Shaked es verstehen, Israel aus der Mesalliance mit Deutschland zu lösen? Was weiß die Juristin von Geschichte? Mehr als die Abgeordnete Alessandra Mussolini weiß?  Weiterlesen

Bischof Abromeit sagt die Wahrheit und wird mit der Antisemitismuskeule „erschlagen“

von Arn Strohmeyer

Da redet ein deutscher protestantischer Bischof Tacheles in Sachen Israel – und Journalisten Politiker und die Spitzenvertreter der Kirche fallen gleich rudelweise über ihn her und stellen ihn in die antizionistische bzw. antisemitische Ecke. Man muss ihre Vorwürfe hier gar nicht wiederholen, es sind immer dieselben, sie werden routinemäßig wie eine Litanei abgespult, wenn es jemand wagt, Israels Politik gegenüber den Palästinensern oder Deutschlands Politik gegenüber dem zionistischen Staat zu kritisieren. Schon lange und erst recht nach dem BDS-Beschluss des Bundestages ist Artikel 5 des Grundgesetztes (Meinungs- und Informationsfreiheit) so gut wie außer Kraft gesetzt.

Was war geschehen? Der Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Evangelisch-Lutherischen Kirche Hans-Jürgen Abromeit hat ein paar Wahrheiten ausgesprochen, die in Deutschland eben auf dem Index stehen: Die Deutschen betrieben aus dem Schuldbewusstsein des Holocaust heraus eine „Überidentifikation“ mit dem Staat Israel. Es würde ganz bewusst – besonders von der Kirche – nicht zwischen dem biblischen und dem heutigen Staat Israel unterschieden. Die Sicherheit Israels werde zur deutschen Staatsräson erklärt, die berechtigten Interessen der Palästinenser (auch ihre Sicherheit) spielten dabei aber keine Rolle.  Weiterlesen

Israels jüngster Versuch, Palästina auszulöschen

von Ilan Pappe

Der Versuch, offizielle Dokumente der ethnischen Säuberung von Palästinensern 1948 zu unterdrücken, ist nicht neu.

Aber die Bemühungen von Teams des israelischen Verteidigungsministeriums, sensible Dokumente aus israelischen Archiven zu entfernen – wie kürzlich von Haaretz berichtet1) –, müssen in einem neuen politischen Umfeld verstanden werden und nicht bloß als ein Versuch, israelischen Regierungen eine Bloßstellung zu ersparen.

Wer von uns mit Nakba-Dokumenten arbeitet – Nakba meint „Katastrophe“ und ist der Begriff, den Palästinenser verwenden für die 1948 geschehene Vertreibung von etwa 800.000 Menschen von ihrem Grund und Boden und ihren Wohnungen dort, wo inzwischen Israel ist –, war sich bereits über die Beseitigung dieser Dokumente im Klaren. Viele Jahre lang waren zum Beispiel Historiker nicht in der Lage die „Dorf-Dossiers“ noch einmal einzusehen, die für meine These, dass der Krieg von 1948 ein Akt ethnischer Säuberung war, einen wichtigen Beweis abgaben.

Einige der wichtigen Materialien, die Benny Morris bezüglich der Massaker von Deir Yassin2) und al-Dawayima3) heranzog, standen ebenfalls nicht mehr zur Verfügung4). Sie alle schildern eine wahrhaftigere israelische Version der Ursachen, die zum sogenannten „palästinensischen Exodus“ von 1948 geführt haben.  Weiterlesen

Michael Blume: ein größenwahnsinniger Antisemitismusbekämpfer

Michael Blume, dieser Narr, weiß nichts, will es nicht wissen und ist auf sein Nicht-Wissen auch noch stolz; sogar in der FAZ stand diese Woche ein Artikel über die Massaker an Palästinensern 1948 (Ein paar Helden sprengten Häuser, in denen die Leute noch schliefen). Blume ist ein Antisemiten-Macher, nicht im Sinne, einen Scheinantisemitismus als Trugbild, sondern einen mit Zeitzünderwirkung zu begründen.

Es kann doch nicht sein, dass alles, was Ihm oder anderen aus der Israel-Lobby nicht gefällt, antisemitisch ist. Er behauptet, die Nakba-Ausstellung sei „einseitig“. Ja, das ist sie vielleicht, aber darauf kommt es doch nicht an, sondern darauf, ob die Fakten stimmen. Das aber versichern auch namhafte israelische Historiker, die sich mit der Erforschung der Nakba weltweit einen Namen gemacht haben. Blume fordert, dass die Ausstellung über das Schicksal und die Vertreibung der Palästinenser aus ihrer Heimat auch Informationen über die Vertreibung der Juden aus dem Irak beinhalten soll. Was soll eigentlich diese „Aufrechnung“ arabischer Juden mit Palästinensern? Wie kann ein vertriebener Palästinenser aus Akko gegen einen vertriebenen Juden aus Bagdad „verrechnet“ werden? Was ist das für eine seltsame falsche und unmoralische Rechnerei?  Weiterlesen

We’re Just Lucky There Wasn’t an Arab With Us

by Ilana Hammerman

“Are you traveling alone?” — “Yes.” “Where are you coming from?” — “A hotel.” “Did you pack your backpack yourself?” — “Yes.” “Was it with you the whole time?” — “Yes.” “Did anyone give you anything to take, to give as a gift?” — “No.” “You know why we’re asking, because … “ — “Yes, I know.”

Now the security officer looks at my passport. A graceful young woman, with straight black hair spilling to her shoulders and large, dark eyes. Had they not been somewhat dulled by the ennui and lethargy of the routine of this summer morning’s work in the Berlin airport they would probably shine with the spark of young life. It’s not a string of beads that dangles from her neck onto her long-sleeved white shirt, but rather a blue and red lanyard with a name tag on the bottom.

“What’s the origin of your name?” she asks. “My name is Ilana Hammerman Nieraad. What do you mean what’s the origin of the name?” —“What’s the origin of your surname?” she asks again. “What do you mean?” I reply with a question: “What exactly do you want to know?”  Weiterlesen

„Ein Appell aus Israel an meine deutschen Freunde“

Anmerkung der Redaktion: Vielleicht hätte sich die FAZ ein Beispiel an der Frankfurter Rundschau nehmen und auf die Veröffentlichung des Schmierenartikels von Thomas Thiel verzichten sollen, der nichts anderes getan hat, als die Textbausteine der zionistischen Israellobby als seine eigenen Ideen den Lesern untergejubelt hat. Thiels Artikel ist unterirdisch und mehr als grenzwertig, für einen Journalisten ein No go.

von Amos Goldberg

Oft habe ich wohlmeinende deutsche Freunde sagen hören, dass sie meine Kritik an der Politik der israelischen Regierung gegenüber den Palästinensern verstehen. Manchmal gaben sie sogar zu, sie zu unterstützen. Laut sagen wollten sie das aber nicht. Ihr eigenes Zögern bei der Äußerung von Kritik ist mir verständlich. Die Last der Geschichte kann nicht abgewaschen werden.

Es gibt jedoch Zeiten, in denen der Preis für ein solches Verhalten zu hoch und seine Aufrechterhaltung gefährlich wird, in denen das Versagen, zwischen Antisemitismus und legitimer Kritik zu unterscheiden, zu moralischer und intellektueller Bequemlichkeit, ja Faulheit wird. Wir erleben jetzt solche Zeiten.>>>

Steckt hinter der FAZ überhaupt noch ein kluger Kopf?

Redakteure vom Spiegel haben ein wenig Klarheit in den Nebel gebracht, in welchen die Entstehung der Anti-BDS-Resolution des Deutschen Bundestags vom 17. Mai gehüllt war. Das muss der Regierung des Staates Israel schlecht aufgestoßen sein. Darum hat sie schweres Geschütz in Stellung gebracht und einen gewissen Thomas Thiel – wie es scheint – mit der nötigen Munition versorgt: BDS ist also “Wegbereiter des Judenhasses”? Als ob es vor Gründung der BDS-Bewegung keinen Judenhass gegeben hätte. Wenn Thiels Vorfahren keine Wegbereiter waren, dann waren sie womöglich Mitläufer?

Wenn der Normalverbraucher dies liest, muss er den Eindruck haben, dass das arme wehrlose Israel demnächst von der BDS–Walze gnadenlos überrollt zu werden droht. Der israelische Hassprediger Arye Shalicar, der just auf Kosten des deutschen Steuerzahlers durch die Republik reist und alle verleumdet, die an Israel etwas zu meckern haben, hat diesen Artikel natürlich sofort empfohlen.

Es gibt in Israel selbst, in Deutschland und weltweit, sehr viele Juden, die für BDS sind, weil sie – unter ihnen auch Opfer des Holocaust und deren Nachkommen – wollen, dass Israel sich endlich an Völker- und Menschenrecht hält. Das sind jetzt für Shalicar, die Bundestagabgeordneten, den Antisemitismusbeauftragten Felix Klein und offenbar auch für die FAZ und Josef Schuster, den Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, “jüdische Selbsthasser”.  Weiterlesen

Ein neues Gespenst geht um in Deutschland: „Der neu-deutsche Antisemitismus?“

von Ilana Hammerman

„Der neu-deutsche Antisemit“ heißt ein kürzlich in Deutschland erschienenes Buch. Sein Autor Arye Sharuz Shalicar ist jetzt unterwegs, um für sein Werk in ganz Deutschland zu werben. Die Reise wird von der Bundesregierung finanziert, genauer gesagt von ihrem Beauftragten für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus. Dieses Amt, das solch einen eigenartigen Titel trägt – das wahre jüdische Leben in Deutschland, das seinerzeit so vielfältig war, wurde vor siebzig Jahren brutal vernichtet –, wurde vor etwas mehr als einem Jahr eingerichtet. So bekam ich neulich während meines Besuchs in Berlin ein wenig von dem zu spüren, was als heutiges „jüdisches Leben“ ausgegeben wird, mittels offener oder verdeckter Interventionen der israelischen Regierung und ihrer Institutionen. Ich besuchte einen Abend zu Ehren des Buches, der an der Humboldt-Universität stattfand.

Shalicar ist israelischer Staatsbürger, Major der Reserve, ehemaliger Armeesprecher und auch heute in leitender Position: Leiter der Abteilung für auswärtige Angelegenheiten im „Ministerium für Nachrichtendienste“. Auf der offiziellen Website dieses Ministeriums – ebenfalls ein relativ neues Produkt im Geiste der Zeit – heißt es, dass „das Ministerium als aktiver Partner in Israels nachrichtendienstlichem und sicherheitspolitischem System fungiert … als Basis eines Apparats, dessen Ziel es ist, ’schwache Signale‘ und ‚aufkommende Trends‘ in der Welt und in der Region frühzeitig zu erkennen“ Aber in der Humboldt-Universität stellte sich Shalicar als Privatmann vor: „Arye, ich bin Arye.“  Weiterlesen