von Jüdisch-Palästinensische Dialoggruppe München
Am 30.09.2018 sollte im Atelierkino München auf Initiative der Jüdisch-Palästinensischen Dialoggruppe München der Film „Heimat am Rande“ des Regisseurs Wisam Zureik gezeigt werden. Dazu ist es nicht gekommen. Auf Intervention einer anonymen Gruppe, die sich „Münchner Bürger gegen Antisemitismus und Israelhass“ nennt, haben die Kinobetreiber die Vorstellung kurzfristig abgesagt.
An die Förderer des Films (Film und Medienstiftung NRW, Brot für die Welt, Rosa-Luxemburg-Stiftung und weitere) waren E-Mails verschickt worden, in denen den Veranstaltern Antisemitismus sowie den Münchner Kinobetreibern „Unterstützung von BDS Aktivisten“ vorgeworfen wurde. Außerdem, so der Vorwurf, wolle man mit „Heimat am Rande“: „einen einseitigen Propagandafilm, der Israel diffamiert und den Hass auf die Juden schürt!“ vorführen.Demonstrativ und augenscheinlich um “Einfluss” zu suggerieren und eine dementsprechende Drohkulisse zu inszenieren, wurde in den Mails explizit darauf verwiesen, welche „viel Interessierten“ Persönlichkeiten und Institutionen in CC gesetzt wurden:
„cc an viel Interessierte:
Zentralrat der Juden in Deutschland, Herr Dr. Schuster Präsidentin der IKG München, Frau Dr.h.c. Knobloch Generalkonsulin des Israelischen Generalkonsulats, S.E. Frau Simovich Botschafter des Staates Israel, S.E. Herr Issacharoff Antisemitismusbeauftragte, Politiker, Vertreter der DIG, der Christlich Jüdischen Gesellschaft, SPME-Germany und weiteren Organisationen, Gemeinden, Kirchen, Institutionen, Filmschaffende …“
Selbst vor der politischen Instrumentalisierung der Shoa schreckten die Verfasser nicht zurück: „Shoah-Überlebende, die diese Vorankündigung gelesen haben, teilten uns mit, dass sie – wenn dies tatsächlich stattfindet – ihr Kino nicht mehr betreten werden.“
Natürlich hatten weder die Vorführung noch der Film etwas mit BDS zu tun, BDS war überhaupt nicht Thema der Veranstaltung. Auch definieren wir uns nicht als „BDS-Gruppe“. Doch das spielt bei den Verleumdern keine Rolle. Vielmehr zeigt sich wieder einmal exemplarisch, welche taktische Funktion der BDS-Vorwurf erfüllen soll: Sobald eine politisch unliebsame Veranstaltung über die israelische Politik auf ihrem Radar erscheint, wird über mehrere Ecken irgendein Zusammenhang mit BDS konstruiert: Schon ist der Hebel gefunden, über den sich die Veranstaltung verhindern lassen soll.
Der Vorwurf, dass Wisam Zureiks einfühlsame Darstellung der komplexen Lebenswelten dreier Palästinenser_innen in Israel (die im übrigen in israelischen Kinos ganz ohne „Skandal“ gezeigt wird), „Hass auf die Juden schürt“, ist grotesk, absurd und dient offensichtlich als rhetorisches Mittel zur Verhinderung dessen, was man selbst nicht hören will: die Narrative derjenigen, die eine andere Perspektive auf Politik und Gesellschaft in Israel haben, als man selbst.
Zu Letzteren zählen wir uns auch selbst. Daher liegt uns auch nichts ferner als „Israelhass“. Denn für viele von uns ist Israel der Ort, an dem wir aufgewachsen sind, an dem wir gelebt haben oder wo unsere Freunde und Teile unserer Familien leben. Für viele von uns ist Israel (und Palästina) ein Stück Heimat. Eines jedoch können wir mit aller Bestimmtheit sagen: Das Israel, das sie meinen, ist in der Tat nicht das unsere. Unser Israel ist jenes, wo Menschen solidarisch für Gleichheit und Gerechtigkeit kämpfen und wo an der Vision einer besseren Zukunft für alle Menschen zwischen Jordan und Mittelmeer festgehalten wird.
Presserklärung vom 5. Oktober 2018.
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Kommentar von Abi Melzer:
Allerdings, Hass auf Juden wie Charlotte Knobloch kann und darf man schon haben. Judesein schützt vor Torheit nicht und schützt auch nicht davor, geliebt oder gehasst zu werden. Das nennt man Antisemitismus und Philosemitismus. Wer Juden liebt, nur weil sie Juden sind, ist auch ein Antisemit. Sie repräsentiert nicht „die Juden“, sondern sich selbst, als bösartige, zynische und heuchlerische Zionistin, die Juden bzw. Israel schützen will, aber Juden und Israel nur schadet und Antisemitismus nur noch mehr fördert.