Nachrufe auf Prof. Dr. Rolf Verleger

Rede bei Rolf Verlegers Beerdigung und weitere Nachrufe

Liebe Anne, liebe Familie Verleger, liebe Trauergäste,Mishpat we zedaka – Recht und Gerechtigkeit sollen fließen wie ein nie versiegender Strom, so sagte der Prophet Amos (5,24). Seine Worte haben mich für das ganze Leben geprägt.
Was Dir verhasst ist, tu Deinem Nächsten nicht an! Diese Worte von Rabbi Hillel prägten das Leben von Rolf Verleger.
Wir beide begegneten uns erstmals gemeinsam mit unserem Freund Rupert Neudeck vor sieben Jahren bei einer Kundgebung vor dem Sitz des Bundespräsidenten. Ein Jahr später gründeten wir das Bündnis für Gerechtigkeit zwischen Israelis und Palästinensern, Professor Dr. Rolf Verleger wurde Vorsitzender.
Rolf Verleger hat viele beeindruckt mit seiner klugen, differenzierten und geduldigen Art, seine aufrechte, mutige Haltung. Das Bemerkenswerteste waren seine klaren Botschaften, die er ruhig und damit umso nachdrücklicher formulierte, immer eingebettet in Herzlichkeit und Wertschätzung.
Er wird uns fehlen mit seiner wissend-entschiedenen und dennoch ausgleichenden Art.
Er war ein Humanist, ein Gerechter. Er bleibt ein Leuchtturm für viele Menschen, die nach einem gerechten Frieden suchen. Danke, Rolf.
Felix Mendelssohn-Bartholdy hat die wunderbaren Psalmworte (55,23) vertont:
Wirf dein Anliegen auf den Herrn, der wird für dich sorgen; er wird den Gerechten in Ewigkeit nicht wanken lassen!

Dr. Martin Breidert
Vorsitzender Bündnis für Gerechtigkeit zwischen Israelis und Palästinensern e.V.

 

Erhellender E-Mail-Austausch zwischen Laura Hertreiter (SZ) und und Leser Franz Piwonka

Franz Piwonka

Von: Franz Piwonka [mailto:franz.j.piwonka@gmail.com]
Gesendet: Freitag, 5. November 2021 12:16
An: ‚Hertreiter, Laura‘ <laura.hertreiter@sz.de>
Betreff: AW: Eine Frage des Standpunkts

Liebe frau hertreiter,

leider ignorieren sie meine mail vollständig und wiederholen sich lediglich und geben mir nolens volens recht. Offenbar kreisen sie nur um sich selbst. Sie belügen sich leider selbst, denn der einzige grund ihrer rechtfertigung der kündigung ist ihr proisraelisch verzerrtes bild des nahostkonflikts, alles andere sind vorwände. Wollen sie sich nicht einmal die lange solidaritätsliste anschauen? Glauben sie tatsächlich, daß die alle nicht wissen, was aufgabe des journalismus ist?

Viele grüße

Franz piwonka

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Von: Hertreiter, Laura [mailto:laura.hertreiter@sz.de]

Gesendet: Freitag, 5. November 2021 09:10
An: Franz Piwonka <franz.j.piwonka@gmail.com>
Betreff: AW: Eine Frage des Standpunkts

Lieber Herr Piwonka,

ich danke Ihnen für Ihre ausführlichen Ausführungen, denen ich entnehme, dass wir sehr weit auseinanderliegen. Oder vielleicht auch nicht? Alles, was Sie schreiben, sehe ich für Privatmenschen und Aktivisten als absolut zulässige Legitimation für ihre Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit. Alles davon. Aber Journalisten, insbesondere öffentlich-rechtlicher Sender müssen professionell davon absehen können. Sie beispielsweise wissen nicht, woher meine Eltern stammen, ob ich eine Behinderung habe, ob ich meine Kinder beerdigt oder sonstige Krisen durchlebt habe, welche Religion ich habe, welche Sexualität, ob ich schon immer einen Frauenkörper hatte und so weiter. Und selbst wenn Sie es wüssten: Es geht mir auch gar nicht ums Sichtbarmachen. Selbst das kann jeder Journalist tun. Nur kann er sich nicht in den Dienst seines Standpunkts stellen und der Öffentlichkeit sagen „Deal with it“. Das kann nur der Aktivist. Da kenne ich keine Doppelmoral. Deshalb schreibe ich auch, dass Nemi El-Hassans persönliche Geschichte niemanden kalt lässt, dass ihr Schreckliches widerfahren ist, dass ihr Standpunkt ein Stück weit nachvollziehbar wird – und dass all das trotzdem nicht ihre berufliche Selbstbeschreibung bestimmen darf, wenn der WDR doch schon mitteilt, er wolle Quarks nicht politisieren.

Damit alles Gute für Sie, lieber Herr Piwonka,

Laura Hertreite

Ressortleitung  //  Kultur & Medien

+49 89 21 83-98 40

+49 (0)174 150 76 54

Laura.Hertreiter @sz.de

Twitter: @LauraHertreiter

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Extrem voreigenommener Beitrag von Laura Hertreiter in der Süddeutschen Zeitung gegen Nemi El-Hassan

Sehr geehrte SZ Redaktion,

Mit dem einseitigen Standpunkt von Laura Hertreiter zum Fall Nemi El-Hassan hat sich die SZ keinen Gefallen getan!

Im Sinne journalistischer Ausgewogenheit bitte ich dringend um eine Gegendarstellung! Oder ist die SZ mit diesem gehässigen Beitrag in die Niederungen der „Bild“ abgesunken?

Wie perfide und verleumderisch der Beitrag von Laura Hertreiter ist, möchte ich Ihnen an einem Beispiel von vielen vorführen: Hertreiter stößt sich daran, das El-Hassan glaubt, „sich durch die Zustimmung eines ehemaligen israelischen Botschafters und eines jüdischen Antisemitismusforschers gegen Antisemitismus-Vorwürfe imprägnieren zu können.“ Sie unterlässt es aber mitzuteilen, dass es sich dabei um den ehemaligen Botschafter Avi Primor und den angesehenen und in Sachen Antisemitismus sicherlich kompetenteren Wissenschaftler Prof. Moshe Zimmermann handelt, und sie unterlässt es auch absichtlich zu erwähnen, dass zirka 500 hochrangige jüdische und nichtjüdische Personen, Professoren, Journalisten, Schauspieler, Verleger, die wohl alle mehr von Antisemitismus verstehen als diese unbekannte und wohl auch schlecht unterrichtete Redakteurin, in einem offenen Brief sich mit ihr solidarisierten. Sie tut so, als ob es nur zwei verirrte Juden waren.

Die SZ folgt einem inzwischen gefeuerten Bild-Chefredakteur Julian Reichelt, der in Julius Streicher- und Henryk M. Broder-Manier versucht hat, Nemi el-Hassan „platt“ zu machen. Das ist einer Zeitung wie der SZ sicher nicht würdig! Ich meine, dass sie sich bei el-Hassan entschuldigen und sich für ihre Rehabilitierung einsetzen sollten.  Weiterlesen

Kritik an der Politik Israels aufgrund des jüdischen Gebots der Nächstenliebe – Ein Nachruf auf Rolf Verleger

von Arn Strohmeyer

Die Nachricht vom Tod Rolf Verlegers muss alle, die sich für einen gerechten Frieden im Nahen Osten einsetzen, tief betroffen machen. Mit ihm verlieren wir zudem einen wunderbaren und liebevollen Menschen, den persönlich gekannt zu haben eine große Bereicherung war. Im Januar dieses Jahres hat er mir noch einen langen Brief geschrieben, in dem er auch auf seine Krankheit einging. Der Brief endete mit den Worten: „Ich muss sehr teure Pillen schlucken, und die Ärzte sind guter Stimmung. Mal sehen, wie es weitergeht…“ Er hat den Kampf gegen seine Krankheit verloren, er ist nur 70 Jahre alt geworden. Wir haben mit ihm einen der besten und kenntnisreichsten Mitstreiter für ein Ende der Gewalt und der Unterdrückung in Israel/Palästina verloren. Der Verlust wiegt sehr schwer.

Die Motivation für sein politisches Engagement war das Judentum, so wie er es verstand. Über diese Religion schrieb er: „Das Judentum war über Jahrhunderte eine Ideologie der Befreiung, der Möglichkeit der kommenden Erlösung, der Heilung der Welt durch Gottes Gnade.“ Das Gebot der Tora „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst!“ oder in anderer Übersetzung „Liebe Deinen Nächsten – er ist wie Du!“ war für ihn die universale Kernaussage dieser Religion. Er zitierte immer wieder den Satz, den der Rabbi Hillel (geb. 70 v.u.Z.) zu einem Schüler auf die Frage nach dem Wesentlichen im menschlichen Leben gesagt hat: „Was Dir verhasst ist, das tu Deinem Nächsten nicht an!“. Hillel fügte hinzu: „Das ist die ganze Tora. Der Rest ist Erläuterung.“  Weiterlesen

„Nützliche Idioten des US-Imperialismus“ – Die Antideutschen

von Arn Strohmeyer

Die deutsche Journalistin Eva C. Schweitzer, die in New York lebt und arbeitet, ist eine exzellente Kennerin der amerikanischen Politik, Geschichte und Kultur. Da die deutsche Politsekte der Antideutschen neben Israel in den USA ihr großes Vorbild sieht, liegt es nahe, das politische Treiben dieses „Haufens von politisch beschädigten Politaktivisten“ einmal aus der amerikanischen Perspektive zu betrachten bzw. zu diagnostizieren, welchen Einfluss Amerika (genau gesagt: das extrem nationalistische und bellizistische Lager dort) auf diese selbst ernannten deutschen Heilsbringer hat.

Die Autorin spart nicht mit sarkastischen Charakterisierungen für die Antideutschen, wie sie überhaupt eine geniale Gabe für sprachliche Zuspitzungen hat, die aber meistens den Kern der Sache sehr genau treffen. So betitelt sie diese ehemals linken Politstrategen als typisch „deutsche kontrollfreakige Besserwisser, deren Lebensphilosophie es ist, andere zu bestandpauken, wo es langzugehen hat.“ Oder: „Die Antideutschen sind die Reichsbürger der früheren Linken.“ Oder: „Sie sind eine Art Frankenstein’sche Kreatur. Diese neueren deutschen Verrücktheiten sind die Spottgeburt einer Zwangsheirat des stolzen amerikanischen Sendungsbewusstseins, das im Wilden Westen wurzelt, mit dem deutschen Belehrbedürfnis. Das ist nicht gut für Amerika und nicht gut für Deutschland.“ Oder ein Zitat von Kurt Tucholsky, das die Autorin auf die Antideutschen anwendet: „Die Blonden sind ganz umgängliche Menschen. Aber die Dunklen, die gern blond sein möchten…“  Weiterlesen

Palästina und die Palästinenser

Muriel Asseburgs Buch folgt nicht der zionistischen Geschichtsschreibung. Sie beschreibt die Geschichte eine verratenen und geschundenen Volkes.

von Arn Strohmeyer

Die Wahrnehmung der Palästinenser und ihrer politischen Rechte ist in Deutschland vor allem durch die Schuld gegenüber den Juden geprägt und wird deshalb vornehmlich durch die israelische Sicht bestimmt. Obwohl die Palästinenser mit dem Holocaust nichts zu tun hatten, werden sie von den Zionisten nicht nur als Terroristen, sondern als „Antisemiten“ und die „neuen Nazis“ hingestellt. Das heißt, die Opfer des Nahost-Konflikts werden zu Tätern gemacht. Die zionistische Ideologie überträgt also die Verbrechen der Nazis auf die Palästinenser und kann so von seiner eigenen Gewaltpolitik gegenüber diesem Volk ablenken: Wer in Palästina der Kolonist und die Kolonisierten, der Besatzer und die Besetzten sowie die Unterdrücker und die Unterdrückten sind, wird auf diese Weise verschleiert. Stellen die Palästinenser ihr historisches Narrativ mit Hinweis auf ihr völkerrechtlich verbürgtes Recht auf Selbstbestimmung dar – man denke nur an die Nakba-Ausstellung – , dann preschen auch die Verteidiger Israels in Deutschland schnell mit denunziatorischen Vorwürfen der Einseitigkeit und des „Antisemitismus“ vor.

So konnte Israel Jahrzehnte lang im deutschen Raum sein historisches Narrativ verbreiten, ohne dass ihm gegenüber je der Vorwurf der Einseitigkeit erhoben wurde. Das taten dann aber ab den 90er Jahren bis heute israelische Historiker einer neuen Generation, die nicht mehr unkritisch den Vorgaben der zionistischen Ideologie folgen wollten. Die Vertreter der Gruppe der sogenannten „neuen Historiker“ interessierten und interessieren sich nicht für das zionistische Dogma, sondern für die Fakten, also für das, was wirklich geschehen war. Ihnen kam zugute, dass in Israel zum ersten Mal wenigstens ein Teil der Archive zugänglich gemacht wurde. So konnten Historiker wie Benny Morris, Ilan Pappe, Shlomo Sand, Avi Shlaim und Tom Segev, um die bedeutendsten zu nennen, ein ganz anderes, eben realistisches Bild der Geschichte Israels zeichnen, das mit den Verklärungen und Mythen der alten zionistischen Geschichtsschreibung gründlich aufräumte.  Weiterlesen

„Unsere einzige Rache ist, Frieden zu schließen“

von Arn Strohmeyer

Um das Fazit gleich vorwegzunehmen: Wer immer noch glaubt und davon überzeugt ist, dass der Zionismus irgendetwas mit Frieden zu tun hat und Israel ein von Moral geprägter Staat ist, der lese dieses Buch Apeirogon von Colum McCann. Dieser irische Autor hat den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern in einem grandios geschriebenen Roman zusammengefasst. Mit unbestechlichem Blick auf das grausam-barbarische Vorgehen der Zionisten gegen ein ganzes Volk, das sich verzweifelt gegen die Unterdrückung und die endgültige Vertreibung aus seinem Land wehrt, analysiert der Autor das Geschehen in Israel-Palästina. Dabei spart er nicht mit historischen und wissenschaftlichen Einschüben, ja bisweilen benutzt er sogar poetische Assoziationen, um klarzumachen, wie schön dieses Land sein könnte, wenn der Wille zum Frieden vorherrschend wäre. Mit der Anwendung der Collage-Technik wechselt ständig die Szene und die Ebene des Erzählens und schafft so eine ganz eigene Atmosphäre der beschriebenen Ereignisse und des Verstehens beim Leser.

Apeirogon ist ein Begriff aus der Geometrie und bezeichnet eine Figur, deren Seiten sowohl zählbar als auch gegen unendlich gehen. Der Autor spielt hier wohl auf die Unendlichkeit des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern an. Oder anders gesagt: Man muss sehr viel Zeit und Geduld aufbringen, wenn man auf ein Ende dieses Konflikts hofft – genauso viel, wie wenn man die Seiten eines Apeirogons zählen will.  Weiterlesen

Von Palästinensern wird Selbstverleugnung verlangt

Leserbrief zu: Salomonische Entscheidung? Ein Kommentar von Michael Hanfeld.

von Helmut Suttor

Der WDR erklärt die Aufkündigung des Moderatoren-Vertrags mit drei Likes von Nemi Al-Hassan auf verschiedene Tweets, die in der BILD-Zeitung nachzulesen sind:

Die Übersetzung der ersten inkriminierten Aussage lautet: „Unser Ruf gilt der Freiheit vom Fluss zum Meer“ (Our call is for freedom from the river to the see).  Herr Hanfeld übernimmt die falsche Übersetzung der BILD-Zeitung samt der darauf gestützten politischen Interpretation.  Das zu übersetzen mit: Palästina müsse „vom Fluss bis zum Meer“ befreit werden ist eine Fälschung, es umstandslos als Aufruf zur Auslöschung Israels zu interpretieren abwegig.

Unterstützung von Boykott-Desinvestment-Sanctions (BDS): Weder BDS als Organisation, noch weniger eine Unterstützung derselben, in welcher Form auch immer, ist antisemitisch. Das ist die Rechtslage, festgestellt in diversen Urteilen in Deutschland. Dem entspricht auch die Position der EU: Sie lehnt BDS-Aktionen politisch ab, zeigt sich aber „fest entschlossen“ diese als Ausdruck der „Grundrechte der Europäischen Union zu schützen, die im Hoheitsgebiet der EU-Mitgliedstaaten“ gelten. Auch wenn das zur FAZ-Redaktion noch nicht durchgedrungen sein sollte: Der Frankfurter BDS-Beschluss vom September 2017 wurde von der neuen Römer-Koalition klamm heimlich außer Vollzug gesetzt, nachdem der Magistrat dessen Rechtmäßigkeit über vier Jahre nicht begründen konnte.  Weiterlesen

„Ich möchte zurücktreten und aufhören, mich als Jude zu betrachten“

Seine Vergangenheit war jüdisch, aber heute sieht er Israel als eine der rassistischsten Gesellschaften in der westlichen Welt. Der Historiker Shlomo Sand erklärt, warum er nicht mehr Jude sein will.

von Shlomo Sand

„Wenn ich weit weg von Israel bin, sehe ich meine Straßenecke in Tel Aviv und freue mich auf den Moment, in dem ich zu ihr zurückkehren kann“ … Shlomo Sand.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verließ mein Vater die talmudische Schule, hörte dauerhaft auf, in die Synagoge zu gehen, und drückte regelmäßig seine Abneigung gegen Rabbiner aus. An diesem Punkt in meinem eigenen Leben, im frühen 21. Jahrhundert, fühle ich mich wiederum moralisch verpflichtet, endgültig mit dem Stammesjudäozentrismus zu brechen. Ich bin mir heute völlig bewusst, nie ein wirklich säkularer Jude gewesen zu sein, und verstehe, dass ein solches imaginäres Merkmal keine spezifische Grundlage oder kulturelle Perspektive hat und dass seine Existenz auf einer hohlen und ethnozentrischen Sicht der Welt basiert. Früher glaubte ich fälschlicherweise, dass die jiddische Kultur der Familie, in der ich aufgewachsen bin, die Verkörperung der jüdischen Kultur sei. Wenig später, inspiriert von Bernard Lazare, Mordechai Anielewicz, Marcel Rayman und Marek Edelman – die alle Antisemitismus, Nazismus und Stalinismus bekämpften, ohne eine ethnozentrische Sichtweise einzunehmen – identifizierte ich mich als Teil einer unterdrückten und abgelehnten Minderheit. In der Gesellschaft sozusagen des sozialistischen Führers Léon Blum, des Dichters Julian Tuwim und vieler anderer blieb ich hartnäckig ein Jude, der diese Identität aufgrund von Verfolgungen und Mördern, Verbrechen und deren Opfern akzeptiert hatte.

Jetzt, da ich mir schmerzlich bewusst geworden bin, dass ich mich israelisch anhafte, per Gesetz in eine fiktive Ethnos von Verfolgern und ihren Unterstützern assimiliert wurde und in der Welt als einer der exklusiven Clubs der Auserwählten und ihrer Geiger erschienen bin, möchte ich zurücktreten und aufhören, mich als Jude zu betrachten.  Weiterlesen