Universität Göttingen unterwirft sich dem Zentralrat der Juden

Cui bono – Wem nützt es?
Offener Brief von Prof. em. Dr. Fanny-Michaela Reisin an die
Präsidentin der Georg-August-Universität Göttingen
Frau Prof. Dr. Ulrike Beisiegel

Sehr geehrte Präsidentin,
liebe Ulrike,

mein Name ist Fanny-Michaela Reisin, Sie und ich wirkten während der 80er und 90er Jahre gemeinsam – vielleicht erinnern Sie es noch – in derwissenschaftlichen Friedensbewegung. Sie als Biochemikerin, ich als Informatikerin. Anfang der 90er
konzipierten wir den internationalen Friedens- und Kulturkongress „CHALLENGES – Science and Peace in a Rapidly Changing Environment“ und brachten mit internationalen Teilnehmenden die Vereinigung INES (International Network of Engineers and Scientists for Global Responsibility) auf den Weg. Ich kehrte danach ins FIFF (Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung e. V.)
zurück, Sie wahrscheinlich zu NatWiss (NaturwissenschaftlerInnen – Verantwortung für Frieden und Zukunftsfähigkeit e. V.). Ich erinnere zwar noch ein Gespräch mit Ihnen über Israel, bin aber sicher, dass meine Herkunft zwischen uns nie zur Sprache kam. Ich wurde in Jerusalem geboren. Nach dem Abitur an einem Berliner Gymnasium nahm ich mein Studium an der Hebräischen Universität Jerusalem auf und erlebte im zweiten Studienjahr 1967 den sog. Junikrieg als Teil der Zivilverteidigung im Bunker der großen
Zentralbibliothek. Nach Bombardements auf zivile Stätten zogen wir aus, um die Menschen zu versorgen.

Der aktuelle Anlass für den vorliegenden Brief ist – Sie ahnen es sicher – die Auszeichnung der von mir im Jahre 2003 mit ins Leben gerufenen „Jüdischen Stimme für gerechten Frieden in Nahost“ (JS) mit dem diesjährigen Göttinger Friedenspreis. Der Grund ist die im Namen des Präsidiums der Georg-AugustUniversität publizierte Presserklärung in diesem Zusammenhang. Hier heißt es u. a.:“In der aktuellen Situation hat die Entscheidung zu einer Kontroverse geführt, bei der sich die Universität
keiner der kontrovers geäußerten Meinungen anschließen kann. Daher wird die Universität in diesem Jahr die Preisverleihung nicht unterstützen und die Verleihungsfeier kann nicht in Räumen der Universität stattfinden. /…/“

Ich bevorzuge die Anrede in der dritten Person, da ich Sie in erster Linie als Universitätspräsidentin anrufe. Überdies sehe ich uns in Kenntnis der Entscheidung Ihres Hauses auf verschiedenen Seiten. Gleichwohl habe ich, da die online einsehbaren Angaben zu Ihrer Vita besagen, dass Sie sich der wissenschaftlichen
Friedensbewegung weiterhin verbunden fühlen, Grund zur Hoffnung, dass Sie meine Äußerungen, wenn schon nicht teilen, so doch zumindest verstehen werden.  Weiterlesen

Identifiziert sich Medico International mit den tendenziösen Thesen von Katja Maurer?

von Hermann Dierkes

Hallo, liebe Katja Maurer,

ich habe Ihren Beitrag mehrmals gelesen, weil mir nicht klar wurde, auf was Sie eigentlich hinauswollen und welche praktischen Konsequenzen Ihre Haltung fuer die Arbeit von medico international haben könnte. Bisher gehe ich allerdings davon aus, dass es sich nur um Ihre persönliche Sicht handelt.

Eins sollte von vornherein klar sein: Das Menschheitsverbrechen von Nazi-Deutschland an den europäischen Juden ist untilgbar und muss fuer jede fortschrittliche Politik Teil ihrer analytischen Grundlagen und ihrer Handlungsprinzipien sein. Auf die schon klassische Formel gebracht: ”Nie wieder – nirgendwo und gegen niemanden”.

In Ihrem Beitrag reflektieren Sie selbstkritisch Ihre persönliche politische Vergangenheit. Das ehrt Sie, auch wenn ich den Eindruck habe, dass Ihre Selbstkritik gegenueber dem sogenannten ”realen Sozialismus” und seinen Ablegern – die Sie eingestandnermassen einmal unterstuetzt haben –  nicht weit genug geht (*). Zu recht verurteilen Sie u.a. die ”unheilvolle Praxis einer deutschen Stadtguerilla” auf ein Juedisches Gemeindehaus 1969 in Berlin. Andererseits scheinen sie aber geneigt zu sein, grundsätzlich richtige Ideen (solidarischer Universalismus usw.) wie das beruehmte Kind mit dem Bade auszuschuetten.

Sie plädieren dafuer, ”in Widerspruechen zu denken”. Politische und gesellschaftliche Wirklichkeit, Frau Maurer, ist voller objektiver und subjektiver Widersprueche. Es braucht deshalb Kriterien und Instrumente, an Hand derer wir sie analysieren, uns Klarheit verschaffen und unser Handeln orientieren. Auch im Staat Israel gibt es – wie  ueberall auf der Welt – ”oben” und ”unten”, Arm und Reich, fortschrittlich und reaktionär, unterschiedliche Ethnien, religiöse Strömungen usw. Ich weiss, wovon ich rede, bin ueber 50 Jahre auf der politischen Linken aktiv, nicht zuletzt, weil ich Palästina/Israel mehrmals besucht, Freunde und Bekannte dort habe. Ich kann nur davor warnen, immer in staatlichen oder gesellschaftlichen ”Ganzheiten” zu denken und seine Politik daran auszurichten. Es gibt ein offizielles Israel – aber es gibt auch ein ”anders Israel”, das die Politik des ersten ablehnt.  Weiterlesen

OB Rolf-Georg Köhler zeigen sie Zivilcourage und Rückgrat!

von Clemens Messerschmid

Sehr geehrter Herr OB Köhler,

Sie kennen mich nicht, ich Sie nicht.

Zu meiner Person: Ich bin von Beruf Hydrogeologe und seit über 20 Jahren wohnhaft in Ramallah und dort in den besetzten Gebieten der West Bank in deutschen und internationalen Wasserprojekten tätig (und gegenwärtig auch mit Ihrer Uni im Rahmen meiner Doktorarbeit verbunden).

Ich kenne einige der in Deutschland lebenden deutschen und israelischen Mitglieder der Jüdischen Stimme seit Jahren persönlich. Vor allem kenne ich jedoch vor Ort, in Israel, die leider kleine, aufs Engste mit der Jüdischen Stimme verbundene Gruppe aufrechter Aktivisten gegen die Besatzung und Advokaten eines tatsächlich gerechten Friedens. Sie zählen, wie Sie vielleicht wissen, zu einer zunehmend angegriffenen und immer weiter ausgegrenzten Minderheit in Israel, v.a. unter der Rechts- und Siedlerregierung Benyamin Netanyahus. Es gehören leider zunehmend Mut und Zivilcourage sowie tiefe rechtspolitische Überzeugungen und Ausdauer dazu, in dieser gegenwärtigen Phase rasanten Rechtsrucks in Israel, weiterhin das Fähnlein einer echten Aussöhnung mit den Palästinensern und einer Beendigung der schwerwiegenden und mannigfaltigen Unterdrückungs-formen durch Israels Regierung, Militärrichter und Militäradministration hochzuhalten.  Weiterlesen

Esther Schapira – eine Journalistin sui generis

Nun verstehe ich, warum auch der HR zu jenen Sendeanstalten gehört, die anständige Menschen, Deutsche und Migranten insbesondere aus der muslimischen Welt meiden sollten. Trotz der vorgetäuschten Willkommenskultur scheint doch der Hass in der Abteilung Politik beim Fernsehen des Hessischen Rundfunks eine Bühne zu haben.

Werte Frau Esther Schapira

Als Deutscher und als  Angehörige einer nichtjüdischen Familie, geboren in Nordhessen,  sage ich, halten Sie einfach Ihre Klappe. Wenn Sie schon rhetorische Übungen von Iranern gegenüber Juden oder Israel publizieren, dann bitte auch die von Juden oder Israelis gegen den Iran. Maulheldische Vernichtungsphantasien auf beiden Seiten – auch ohne ihren Beifall.

Soviel Anstand sollte sein.

Niemand auf dieser Erde bestreitet einem Staat, der nunmehr seit über 70 Jahren existiert, sein „Existenzrecht“, auch wenn dieser durch Terror gegen die einheimische Bevölkerung  entstand – lange bevor Hitler kam. Aber das haben Angelsachsen auch gemacht, als sie den Eingeborenen Amerikas und Australiens ihr Land abnahmen, die Menschen zu Menschen zweiter Klasse machten.

Viele Menschen auf der Erde sind bestrebt, dass immer mehr Juden von Europa oder den USA in dieses Land ziehen, dessen Staatsgründung vermutlich erst in Jahrzehnten – nach der endgültigen Eroberung und Besiedlung eines Groß-Israel durch Zionisten abgeschlossen sein wird.

Ein kanadischer Psychologe schrieb ein Buch über ein Volk, das ob seiner Unverträglichkeit mit anderen, ob seiner paranoiden Untergangs- und Vernichtungs-Obsessionen besser allein leben sollte, in einem eigenen Staat, in eigenen Stadtbezirken. Das hatte das Volk seit über 2000 Jahren gelebt – und das scheint irgendwie in die Gene eingedrungen zu sein, so dass man besser einen großen Bogen um Menschen dieser Community macht, um nicht in übelster Weise beschimpft zu werden, wenn man denn das macht, was einen der Eichelhäher des Volkes in Erregung versetzt.

Wenn denn einer dieses Volkes ein Vortrag hält – ich meine nicht einen Russen aus Stalingrad oder einen Christen aus dem Irak, auch nicht einen Waldenser oder einen Angehörigen resp. Überlebenden aus einer anderen einstmals von Christen oder Deutschen befeindeten Gruppe – dann müssen alle Zuhörer Standig ovations gewähren, wollen sie nicht in bösartigster Weise beschimpft werden.

Dass Sie beim HR eine leitende Stellung haben, dürfte nicht unbedingt ihren Fähigkeiten einer von Lauterkeit geprägten Grundhaltung entsprungen sein, wenn ich denn ihre publizistischen Übungen, die ihre Unterschriften tragen, auch Ihnen persönlich zuschreiben darf.

Auch der Sumpf bringt manch schöne Blüten hervor, wenn es auch besser ist, einen Bogen drum herum zu machen. Ich hoffe mit meinem Schreiben all ihre Erwartungen erfüllen zu können, in jedem Deutschen einen gefährlichen „Antisemiten“ zu vermuten.

Mit freundlichen Grüßen

Karl Krähling, Schloßhof,   Direktor i.R.,  Alumni der Georg-August Universität Göttingen

Süddeutsche Zeitung um Schadensbegrenzung nach Manipulation bemüht

von Ludwig Watzal

Der manipulative Artikel „Hauptsache dagegen“ von Thorsten Schmitz hat der Redaktion der Süddeutschen Zeitung (SZ) eine Flut von Leserbriefen eingetragen, in denen Schmitz‘ unseriöse Arbeitsweise heftig kritisiert worden ist. Bei der „SZ“ verwundert dies nicht, bedient sie doch immer wieder durch extrem einseitige Artikel den jüdisch-zionistischen Narrative über den Nahostkonflikt.

Erinnert sei an den Bericht über den Gerichtsstreit zwischen Abraham Melzer und Charlotte Knobloch, über den der SZ-Journalist Stephan Handel eine Karikatur veröffentlicht hat. Dieser manipulative Bericht wurde zu Recht kritisiert und als Fake News entlarvt.

Wie tendenziös und wahrheitswidrig Schmitz arbeitet, macht jetzt das veröffentlichte Interview mit der Menschrechtsaktivistin Sophia Deeg aus Berlin deutlich, das Schmitz mit ihr geführt hat und von dem nichts im Artikel wiederzufinden ist. Durch dieses Interview wird deutlich, wie sinnentstellend die SZ-Journallie arbeitet. Diese verzerrende Berichterstattung findet sich nicht nur im Beitrag von Schmitz, sondern auch in dem von Handel. Das, was Sophia Deeg tatsächlich Schmitz erzählt hat, kann hier nachgelesen werden.

Wie es scheint, wird die SZ nicht ohne Grund „Prantl-Prawda“ genannt. Diese Zeitung ist nicht das Papier wert, auf dem sie gedruckt wird. Auch von der E-Paper-Ausgabe sollte man die Finger lassen.

Süddeutsche Zeitung attackiert unfair und voreingenommen die BDS-Bewegung

von Jürgen Jung

Sehr geehrter Herr Kornelius,

Ihre Antwort macht mich schier fassungslos! Und zwar in zweierlei Hinsicht.

Zum einen: Ich bin E-Paper-Abonnent, und ich hab’s grad jetzt noch einmal probiert: der Artikel ist nach wie vor geschwärzt! (s. das Bildschirmfoto im Anhang) Wie können Sie mir sagen, dass der Artikel „in vollem Umfang“ abrufbar ist!? Diesen Widerspruch müssen sie – als Ressortleiter! – mir schon erklären.

Zum andern inhaltlich: Der Artikel ist in keiner Weise „fair“ und redlich. Er gibt sich den Anschein der Objektivität und verunglimpft durch seine Wortwahl und durch Auslassungen, Falschdarstellungen und Fehlinterpretationen letztlich doch die BDS-Bewegung als im Kern antisemitisch. Das ließe sich an etlichen Stellen leicht exemplifizieren. Bitte lesen Sie sich meinen Leserbrief noch einmal durch. Da hab ich schon ein paar entscheidende Gründe für die Absurdität dieser Sichtweise dargelegt. Wenn die SZ mit ihren immer wiederkehrenden Verunglimpfungen der von vielen bedeutenden Juden und Israelis unterstützten Kampagne Recht hätte, dann wären letztere alle Antisemiten. Wie abwegig!

Und ich bitte Sie, selbstverständlich gibt es immer Trittbrettfahrer, das kann doch aber kein Grund sein, die überwältigende Mehrheit der nun wirklich redlichen und respektablen Unterstützer der BDS-Bewegung, die sich ausdrücklich gegen jeden Antisemitismus ausspricht, zu verleumden und ihnen ihre Grundrechte (auf Meinungs-, Rede- und Versammlungsfreiheit) zu beschneiden. Und nennen Sie mir bei der Gelegenheit doch bitte wenigstens einen Antisemiten, der „hinter BDS Deckung sucht“.  Weiterlesen

Richard Bermann, Synagogengemeinde Saar, diffamiert und verleumdet Abraham Melzer

von Ludwig Watzal

In Deutschland scheint es kaum noch möglich zu sein, über das israelische Besatzungsregime und die damit verbundenen Gräueltaten und Menschenrechtsverletzen zu referieren und zu diskutieren. Besonders unter Beschuss des Zentralrates der Juden, Jüdischer Gemeinden, der zionistischen Israellobby, der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, der Politsekte der „Antideutschen“  und der Meute der Philosemiten in allen Parteien, Medien und gesellschaftlichen Gruppierungen, die eigentlich verkappte Antisemiten sind, ist es nicht nur für israelische Staatsbürger wie zum Beispiel Moshe Zuckermann, Ilan Pappe u. v. a. sowie für deutsch-israelische Juden wie Abraham Melzer, Judith Bernstein oder Professor Rolf Verleger u. a. und US-amerikanische Juden wie Norman G. Finkelstein oder Max Blumenthal  sowie nicht-jüdische deutsche Staatsbürger fast unmöglich geworden, öffentlich aufzutreten.

Sobald deren Veranstaltungen öffentlich bekannt gemacht werden, bricht ein bestens organsierter Sturm der Entrüstung über den jeweiligen Veranstalter herein, was in den meisten Fällen zum Einknicken des Veranstalters und zur Absage der Veranstaltung führt..In letzter Konsequenz bedeutet dies, dass eine überaus perfekt organsierte jüdisch-zionistische Lobby die Definitionsmacht über Artikel 5 Grundgesetz erlangt hat, ohne dass die nicht-jüdische Mehrheitsgesellschaft darüber ein Mitspracherecht erhält.

Artikel 5 (1) GG lautet: „Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.“ Dieser Satz ist im Lichte betrachtet ein Witz. Dem Deutschen Bundestag sollte ein Ergänzung vorgeschlagen werden, die wie folgt lauten könnte: „Nicht unter dieses Grundrecht fallen Kritiker der Regierungspolitik des Staates Israel sowie alle Befürworter der friedlichen zivilgesellschaftlichen Bewegung BDS (Boykott, De-Investition und Sanktionen)“. Nur Israel wird das Recht zugestanden, den Gaza-Streifen mit einem Boykott zu belegen und das Gebiet in ein Freiluftgefängnis zu verwandeln, worüber die politische und mediale Klasse in der BRD schweigt. Als Grundgesetz-freie Städte stehen exemplarisch München und Frankfurt. Andere bemühen sich intensiv, diesen Status ebenfalls zu erlangen.  Weiterlesen

Süddeutsche Zeitung fördert das Zerrbild von BDS als „antisemitisch“

von Jürgen Jung

Der Artikel von Thorsten Schmitz fügt sich ein in eine Reihe von SZ-Beiträgen, die den Leser glauben machen wollen, dass die BDS-Kampagne antisemitisch sei, wobei stets der Hinweis fehlt, dass die ausdrücklich gewaltfreie Kampagne sich klar gegen jeden Antisemitismus ausspricht. Hinter diesen Diffamierungen steckt natürlich die zumindest indirekte Gleichsetzung von Israel mit dem Judentum, was andererseits aber in projektiver Weise wiederum den Kritikern der israelischen Politik zum Vorwurf gemacht wird!

BDS ist mittlerweile offensichtlich zum Synonym für Antisemitismus geronnen mit dem Ziel der Unterbindung jeder ernsthaften Erörterung der klar völkerrechtswidrigen Politik Israels. Resultat ist hierzulande die schier unglaubliche Zahl von über einhundert (!) Veranstaltungen, die in den letzten Jahren be- bzw verhindert wurden, selbst wenn sie gar nichts mit BDS zu tun hatten  – ein ungenierter Verstoß gegen essentielle Grundrechte unserer Verfassung. Leidtragende sind  –  es ist kaum zu fassen – sogar jüdische oder israelische Referenten, denen aus deutschem Munde (!) Antisemitismus bzw. jüdischer Selbsthass unterstellt wird.  Weiterlesen

Der Triumph des moralischen Nihilismus und der wahnhafte Antisemitismus-Vorwurf

von Arn Strohmeyer

Ein Journalist fragte kürzlich in einer Kolumne, ob es zur Zeit auf dem Globus politisch nur noch nach dem Prinzip Gaga läuft: Brexit-Lustspiel, Trump-Trara, Italo-Dramen und AfD-Gepolter. Also alles nur Gaga? Wäre ja schön, wenn es so harmlos und spaßig wäre, aber so lachhaft sind Typen wie Trump, May, Orban, Erdogan und Netanjahu denn doch nicht. Der Schaden, den sie anrichten, ist unermesslich, vor allem der moralische, denn die Maßstäbe verschieben und verzerren sich in ganz bedenklicher Weise, im Großen wie im Kleinen.

Als Beispiel für einen moralischen Verfall soll es hier um den Antisemitismus-Vorwurf bei Kritik an Israels Politik gegenüber den Palästinensern gehen, der immer groteskere und wahnhafte Züge annimmt. Dieser Vorwurf hat mit Gaga gar nichts mehr zu tun. Israel hält seit über 50 Jahren ein brutales und grausames Besatzungsregime über ein ganzes Volk aufrecht, nachdem es ihm zuvor (1948) schon sein Land geraubt, die Hälfte dieses Volkes vertrieben und seine Gesellschaft und Kultur zerstört hat. Und die Unterdrückung geht weiter mit allem, was dazu gehört: Landraub, totaler Kontrolle, Checkpoints, Razzien, Verhaftungen (auch von Kindern), Administrativhaft, Folter und dem Erschießen gewaltloser Demonstranten. Dazu kommen immense ökonomische Verluste.

Der israelische Wirtschaftswissenschaftler Shir Hever hat die Schäden aufgelistet, die die Besatzung den Palästinensern zufügt: „Die Höhe einer solchen Entschädigung [die Israel zahlen müsste] zu schätzen, ist sehr schwierig. Dafür muss das Ausmaß des Schadens in Betracht gezogen werden, den die israelischen Behörden der palästinensischen Ökonomie zugefügt haben: Sie haben Häuser zerstört [inzwischen weit über 30 000], Land konfisziert, Bäume entwurzelt, den Zugang zu Arbeitsplätzen und Agrarland verwehrt, Importe und Exporte blockiert, palästinensische Arbeitskräfte und Naturressourcen, besonders Wasser, ausgebeutet und Zehntausenden von Palästinensern körperliche Verletzungen und dauerhafte Behinderungen zugefügt. Die Schäden addieren sich mindestens zu einer Summe von US-Dollar im zweistelligen Milliardenbereich. Eine Entschädigung in dieser Höhe könnte die israelische Ökonomie in den Bankrott treiben, Jahre der Stagnation mit sich bringen und zu einer Einschränkung des Lebensstandards der meisten Israelis führen.“  Weiterlesen