Extrem voreigenommener Beitrag von Laura Hertreiter in der Süddeutschen Zeitung gegen Nemi El-Hassan

Sehr geehrte SZ Redaktion,

Mit dem einseitigen Standpunkt von Laura Hertreiter zum Fall Nemi El-Hassan hat sich die SZ keinen Gefallen getan!

Im Sinne journalistischer Ausgewogenheit bitte ich dringend um eine Gegendarstellung! Oder ist die SZ mit diesem gehässigen Beitrag in die Niederungen der „Bild“ abgesunken?

Wie perfide und verleumderisch der Beitrag von Laura Hertreiter ist, möchte ich Ihnen an einem Beispiel von vielen vorführen: Hertreiter stößt sich daran, das El-Hassan glaubt, „sich durch die Zustimmung eines ehemaligen israelischen Botschafters und eines jüdischen Antisemitismusforschers gegen Antisemitismus-Vorwürfe imprägnieren zu können.“ Sie unterlässt es aber mitzuteilen, dass es sich dabei um den ehemaligen Botschafter Avi Primor und den angesehenen und in Sachen Antisemitismus sicherlich kompetenteren Wissenschaftler Prof. Moshe Zimmermann handelt, und sie unterlässt es auch absichtlich zu erwähnen, dass zirka 500 hochrangige jüdische und nichtjüdische Personen, Professoren, Journalisten, Schauspieler, Verleger, die wohl alle mehr von Antisemitismus verstehen als diese unbekannte und wohl auch schlecht unterrichtete Redakteurin, in einem offenen Brief sich mit ihr solidarisierten. Sie tut so, als ob es nur zwei verirrte Juden waren.

Die SZ folgt einem inzwischen gefeuerten Bild-Chefredakteur Julian Reichelt, der in Julius Streicher- und Henryk M. Broder-Manier versucht hat, Nemi el-Hassan „platt“ zu machen. Das ist einer Zeitung wie der SZ sicher nicht würdig! Ich meine, dass sie sich bei el-Hassan entschuldigen und sich für ihre Rehabilitierung einsetzen sollten.  Weiterlesen

Zivilcourage in den Medien – Fehlanzeige

Schon wieder ein Antisemitismus-Skandal in Deutschland. Schon wieder sorgt die Israel-Lobby für die Vernichtung einer beruflichen Existenz. Schon wieder wird eine Teilnehmerin an einer vor sieben Jahren zugelassenen Demonstration bestraft, nur weil sie teilgenommen hat. Mehr kann man ihr nicht nachweisen. Schon wieder hat eine öffentliche Institution, der WDR, vor einer privaten Institution, der BILD, kapituliert und unser Grundgesetz verraten und mit Füssen zertreten. Schon wieder blüht die Antisemitismus-Hysterie.

Die 28jährige Nemi El-Hassan, die ab November im Westdeutschen Rundfunk die Wissenschaftssendung „Quarks“ moderieren sollte, wurde suspendiert, weil sie vor Jahren an einer „umstrittenen Demonstration“ teilgenommen hatte, die in der zionistischen Presse als „antisemitische Demonstration“ disqualifiziert wurde, weil es um Kritik an Israels Politik und im speziellen Fall um Kritik an Israels Strafaktion gegen Gaza ging.

Vom WDR hieß es: „Die Vorwürfe gegen sie wiegen schwer“. Schwerer wiegt aber, dass man einer jungen Journalistin die berufliche Zukunft zerstört, ohne verständlichen oder gar akzeptablen Grund. Die Teilnahme an einer genehmigten Demo kann es doch nicht sein. Da denkt man an den damals linken und antiautoritären Jugendlichen Joschka Fischer, der auf einer nicht genehmigten Demonstration Polizisten verprügelt hat. Artikel 8 unseres Grundgesetzes sagt: „Alle Deutschen haben das Recht, sich ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln.“  Weiterlesen

Wenn es nicht so traurig wäre. Eine bizarre innerjüdische Debatte

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich den Begriff „Vaterjude“, bei der Beschäftigung mit folgendem Thema zum ersten Mal gehört habe. Und nun kommt, oh Gott, Michael Wolffsohn in der Neuen Zürcher Zeitung, weil schon alles hierzu gesagt worden ist, nur nicht von jedem, mit dem „Großvaterjuden“.  Die Welt steht Kopf. In den USA würde man sagen: Upside down.

In Deutschland wogt aktuell in den Medien eine Debatte darüber, wer Jude ist. Juden beschuldigen Juden, dass sie keine echten Juden seien, und Nichtjuden schauen zu und staunen. Gelegentlich geben sie irrelevante Kommentare und offenbaren ihr Unwissen. In Israel sind diese Behauptungen politische Waffe. In der Sowjetunion erbte man die Nationalität vom Vater, auch die jüdische. Das soll nun in Israel nicht mehr anerkannt werden, obwohl auch in Israel Judentum als Nationalität verstanden wird und im Personalausweis „Jude“ steht, statt „Israeli“. Wenn aber die Mutter keine Jüdin ist, dann ist man kein Jude und genießt nicht die vollen Rechte, die jeder Bürger in Israel laut Verfassung hat. Auch für Menschen in Deutschland, die Juden sein wollen, ist das wichtig. Für alle anderen, die darauf keinen Wert legen, ist es irrelevant. Sie mögen einen jüdischen Vater und eine nichtjüdische Mutter haben, sind aber deutsche Staatsbürger und leben ihr Leben nach eigener Façon.

Wenn diese Skurrilität nicht ernste Folgen hätte, könnte man darüber staunen und lächeln. So aber muss das Lächeln erstarren, wenn wir feststellen, dass es sich um historische Argumente und Vorstellungen handelt, die aus der Mottenkiste der Geschichte stammen. Manche werden an rassistische Ideen der Nationalsozialisten erinnert, wenn nicht sogar direkt an Hitlers oder Görings Schriften.  Weiterlesen

Juden zweiter Klasse

In Deutschland wogt aktuell unter Juden eine Debatte darüber, wer Jude ist. Juden beschuldigen Juden, dass sie keine echten Juden seien. Auch in Israel sind diese Behauptungen politische Waffe: In der Sowjetunion erbte man die Nationalität vom Vater, auch die jüdische. Das soll nun in Israel plötzlich nicht mehr anerkannt werden? Wenn diese Skurrilität nicht ernste Folgen hätte, könnte man darüber staunen und lächeln. So aber muss das Lächeln erstarren, wenn wir feststellen, dass es sich um historische Argumente und Vorstellungen handelt, die aus der Mottenkiste der Geschichte stammen sollten. Manche werden an rassistische Ideen der Nationalsozialisten erinnert. Der Bibelleser schlägt Esra 9,11 auf, wo es heißt: „scheidet euch von den fremden Frauen“ Und zum Schluss des Textes heißt es, nachdem die Namen der Betroffenen aufgeführt sind: „sie entließen Frauen und Kinder“

Das war 500 vor unserer Zeitrechnung; warum soll es heute anders sein? 500 nach unserer Zeitrechnung wurde der Talmud fertig gestellt, der in seiner Halacha die Frau zur „apostolischen“ Weitergabe des Judentums verklärte. Der Sinn dieser Regel wird auch erläutert: Den Talmud kann jeder studieren, aber einen jüdischen Haushalt kann nur die Frau führen. In dieser Logik müssten Frauen nie zum Judentum übertreten können. Können aber: die Mutter von Charlotte Knobloch, langjährige Vorsitzende des Zentralrats war übergetreten.  Weiterlesen

Aus einer Mücke ist ein Tiger geworden: BDS

Israelkritik ist nicht mehr und nicht weniger als Kritik an Israels Politik, vor allem an Israels Verhältnis zu den Palästinensern. Es ist keinesfalls „Judenhass“. Manche besonders perfide Kritiker der „Israelkritik“ sehen allein schon in dieser harmlosen Wortzusammensetzung ein Zeichen und ein Beweis für Antisemitismus.

Die Bewegung „Boykot, Divestment and Sanctions” (BDS) ruft, international, zu Boykottaktionen gegen Israel auf. Knapp 170 palästinensische Organisationen machen mit, die meisten von ihnen schon seit 2005. BDS-Aktivisten fordern Politiker, Unternehmer, Künstler, Wissenschaftler oder Sportler dazu auf, Auftritte, Investitionen oder wissenschaftliche Kooperation abzusagen oder zu beenden. Sie rufen aber nicht dazu auf Israel abzuschaffen oder gar zu vernichten.

BDS ist nicht einmal ein eingetragener Verein. Das heißt die Aktivisten und Sympathisanten sind nicht organisiert. Dennoch grenzen sich in Deutschland Parteien, Kirchen, Gewerkschaften und sogar Sportvereine von BDS deutlich ab und Städte wie Berlin, München, Frankfurt und andere erklären, dass sie keine städtischen Räume an Vereine vermieten oder Zuschüsse zahlen wollen, wenn sie BDS unterstützen sollten.

Dennoch hat BDS prominente Unterstützer wie z.B. Naomi Klein, Judith Butler oder auch Musiker wie Kate Tempert und Roger Waters. Viele Israelis und Juden überall auf der Welt unterstützen die Bewegung entweder als Aktivisten oder als Sympathisanten.  Weiterlesen

„Von den Deutschen lernen“ – Ignoranz aus Scham

Zwischen vorbildlicher Vergangenheitsaufarbeitung und neuem Antisemitismus: Was ich von den Deutschen lernte, nachdem ich „Von den Deutschen lernen“ geschrieben hatte.

von Susan Neiman

Bücher über Antisemitismus kommen hierzulande gut an. Wollte ich zu dem Genre beitragen, hätte ich genügend Material aus eigener Erfahrung. Allein in diesem Jahrhundert, wohlgemerkt. Ich müsste gar nicht erst aufzählen, was ich zwischen 1982 und 1988 in West-Berlin erlebte und was mich dazu brachte, Deutschland zu verlassen. Zwölf Jahre später überzeugten mich die Veränderungen, die unter der rot-grünen Regierung spürbar wurden, dass Juden hier vielleicht doch ein normales Leben führen könnten, und ich kehrte zurück. Dennoch könnte ich viel vom Antisemitismus erzählen. Das meiste war von sanfter Art. Es begann mit einer Bemerkung kurz vor dem Unterschreiben meines Arbeitsvertrags. Als neuer Direktorin des Einstein Forums in Potsdam wurde mir Einsicht in den Haushalt des Instituts gewährt. Er war noch kleiner als befürchtet, es gab nicht einmal ein bescheidenes Spesenkonto, um potenzielle Spender zum Mittagessen einzuladen. „Wie soll ich denn Fundraising betreiben?“, fragte ich bestürzt. „Sie sind doch Jüdin“, gab die westdeutsche Beamtin zurück, „Sie werden das schon schaffen.“ >>>

War die israelische Plünderung ’48 Teil einer breiteren Politik zur Vertreibung der Araber?

Die dunklen Seiten des Unabhängigkeitskrieges werden in einem Buch über die massive jüdische Plünderung von arabischem Eigentum beleuchtet, das die Verbindung zwischen der Plünderung und Ben-Gurions Politik, das Land von seinen arabischen Bewohnern zu befreien, zeigt.

von Benny Morris

In seinem neuen Buch beschäftigt sich der Historiker Adam Raz mit den jüdischen
Plünderungen von 1948 – nicht aber mit der kollektiven Plünderung von Immobilien, Häusern und Ländereien von Arabern, die von der israelischen Regierung während des
Unabhängigkeitskrieges und danach (auch lange danach, muss man sagen) konfisziert
wurden. Raz konzentriert sich auf die Plünderung des arabischen beweglichen Vermögens durch Zivilisten, einzelne Soldaten, Armeeeinheiten und Institutionen des entstehenden Staates und des Staates selbst. Verschiedene Historiker haben diesen Aspekt des Krieges schon früher angesprochen, aber nicht mit diesem Fokus oder Detailgrad.

.Während des Krieges sagte David Ben-Gurion, der provisorische Premierminister, er sei von zwei Phänomenen überrascht gewesen: der Flucht der Araber und den Plünderungen der Juden. Zu letzterem erklärte er auf einer Sitzung des Zentralkomitees von Mapai, der Regierungspartei und Vorläuferin der Arbeitspartei, am 24. Juli 1948: „Es stellt sich heraus,  dass die meisten Juden Diebe sind …. Leute aus dem Jesreel-Tal haben gestohlen! Die Pioniere der Pioniere, die Eltern der Palmach [vorstaatliche Kommandotruppe] Kinder! Und alle haben sich daran beteiligt.“ Er hätte hinzufügen können, dass die Palmach-Angehörigen selbst nicht widerstehen konnten, hier und da zu plündern. Am 14. Juli versammelte Shmuel „Mula“ Cohen, der Kommandeur der Yiftah-Brigade des Palmach, seine Bataillone im Ben-Shemen-Wald, tadelte sie für die Plünderungen in der eroberten Stadt Lod ein oder zwei Tage zuvor („Leute aus unseren Einheiten begannen auch zu plündern und das verlassene Eigentum an sich zu
reißen“, schrieb er Jahre später) und zwang sie, das gestohlene Eigentum dem Hauptquartier der Brigade zu übergeben oder es zu zerstören.  Weiterlesen

Hört auf, Russland und Belarus durch eine rosarote Brille zu betrachten!

Es gibt tatsächlich noch Menschen, die davon ausgehen, dass Weißrussland „das letzte kommunistische Land Europas“ sei, weil es in seiner Verfassung so steht. Es war möglicherweise das letzte kommunistische Land in Europa und ist jetzt eine Diktatur. Es gab auch Menschen, die geglaubt haben, dass die DDR tatsächlich eine „Demokratie“ war, weil der Staat „Deutsche demokratische Republik“ hieß. Es gibt auch noch vereinzelt Menschen, die glauben, dass Stalin kein Diktator war und Hitler ein „gutmensch“ gewesen ist, der Autobahnen gebaut hat und andere glauben, dass Putin ein „lupenreiner Demokrat“ ist. Ich verstehe, warum Gerhard Schröder das sagt. Immerhin wird er dafür fürstlich entlohnt. Ich verstehe aber nicht warum das Menschen sagen, die nichts davon haben, außer Spaß an einer dümmlichen Meinung.

Einer meiner Freunde meint: „Der Westen muss Weißrussland um Verzeihung bitten!“ Warum eigentlich? Weil der Machthaber Alexander Lukaschenko die Opposition im Land unterdrückt und im Ausland verfolgt? Erst vor wenigen Tagen hat der Diktator zwei junge Leute nach einer erzwungenen Umleitung von Ryanair Flug 4978 von Athen nach Vilnius und Landung in Minsk, verhaften lassen. Der griechische Außenminister nannte den Vorfall das, was es auch war, „Luftpiraterie“. Polens Premier sprach von „Staatsterrorismus“.

Weiterlesen

Hamas und die leeren Schlagworte

von Heiko Flottau

„Radikalislamische Hamas“? Die Gründer der Widerstandsgruppe hatten einen Geburtshelfer – Israel.

Sprache kann Tatbestände verhüllen – dann, wenn Schlagworte ohne Erklärung bleiben. Sie kann auch etwas über die Urheber aussagen – etwa über Reporter und politische Analysten – dann nämlich, wenn diese gedankenlos immer wieder dieselben Floskeln benutzen.

Auch Besatzung ist Gewalt

„Radikalislamische Hamas“ – „Militante Palästinenser“ – diese Worthülsen sind uns im letzten Krieg zwischen Israel und der Hamas nur so um die Ohren geflogen. Sie suggerieren, dass nur von einer Seite Gewalt ausgeübt wurde – nämlich von irgendwie stets „militanten“ Palästinensern. Weitgehend unerwähnt blieb eine andere Gewalt – nämlich die seit 1967 andauernde israelische Herrschaft über die Palästinenser im Westjordanland, in Gaza und in Ost-Jerusalem.

Denn Besatzung ist Gewalt – Gewalt über Menschen, über ihr tägliches Leben, über die Zukunft der jungen Generation. Wer etwa im Westjordanland lebt, kann nie sicher sein, wann und wo er an einem der zahlreichen israelischen Kontrollposten aufgehalten und kontrolliert wird.   Dass solche Gewalt Gegengewalt erzeugt, sollte eigentlich niemanden mehr wundern. >>>