„Alles für die Macht“

von Sabine Matthes

Sehr geehrter Herr Kornelius,

Danke für Ihren kritischen Netanjahu Beitrag „Alles für die Macht“. Im letzten Absatz schreiben Sie „Aber Netanjahu ist kein Ben Gurion …. Diesem Premier indes fehlt die Integrität und eine Vision, die das blanke Bedürfnis nach Stärke übersteigt.“ Meinen Sie etwa, dass die ethnische Säuberung unter Ben Gurion „integer“ war? Unter Ben Gurion wurden 750.000 Palästinenser aus Israel vertrieben, enteignet (Absentee Property Law 1951), entrechtet und ausgebürgert, nur 150.000 blieben. Bereits unter Ben Gurion wurden die Weichen gestellt – per Vertreibung und Apartheid-ähnlichen Gesetzen – um ein mehrheitlich arabisches Land in einen mehrheitlich jüdischen Staat zu verwandeln. Von „Integrität“ kann man da ebenso wenig sprechen, wie bei den Gründervätern der südafrikanischen Apartheid, die in vergleichbarer Weise ein mehrheitlich schwarzes Land in einen Staat der Weißen umwandelten. Martin Buber sprach sich damals gegenüber Ben Gurion für eine Rückkehr der pal. Flüchtlinge aus, im Sinne eines humanistischen Kulturzionismus. Buber, Hannah Arendt und andere Kulturzionisten waren auch für einen gemeinsamen jüd.-pal. Staat – aus Angst vor einem jüdischen Sparta, welches die Werte des Judentums verraten würde!

DIESE Haltung spricht für „Integrität“! Wäre Ben Gurion „integer“ gewesen, hätte er die UNO-Resolutionen 181 und 194 umgesetzt – so, wie es die Aufnahme Israels in die UNO im Mai 1949 erwartet hatte! Sie fragen in Ihrem Beitrag: „Wird Netanjahu Regeln beugen und das demokratische System deformieren …?“ Meinen Sie denn Ben Gurions Vertreibung, Enteignung und Ausbürgerung der Mehrheit (!) der arab. Bevölkerung war „demokratisch“? Nein, die Weichen Richtung Apartheid statt Demokratie wurden bereits unter Ben Gurion gestellt, nicht erst unter Netanjahu. „Demokratie“, wie sie zwischen den Einwanderern und Einheimischen im jetzigen Südafrika herrscht, ist nur mit Vertretern des Kulturzionismus zu machen, nicht mit denen des politischen Zionismus, weder linker (Ben Gurion), noch rechter (Netanjahu) Coleur.

Leserbief zum Artikel von Stefan Kornelius „Alles für die Macht“, in: SZ, S. 4.

Uwe Becker – eine Fehlbesetzung als Beauftragter für Antisemitismus

von Ludwig Watzal

Die schlimmsten Befürchtungen sind wahr geworden. Der fanatische Zionist und Philosemit Uwe Becker, Bürgermeister, Stadtkämmerer und Kirchendezernent (sic!) der Stadt Frankfurt, wurde zum Beauftragten für Antisemitismus des Landes Hessen ernannt. Becker hat in der Mainmetropole ein unsägliches Regime installiert, das es „bestimmten“ Juden nicht mehr gestattet, in öffentlichen Räumen Vorträge zu halten, die sich kritisch mit dem israelischen Besatzerstaat und Unterdrückungssystem auseinandersetzen.

Becker ist nichts anderes als ein Sprachrohr der extremistischsten Zionisten in Deutschland. So hat er Amnesty International vorgeworfen, sie würden zu „ethischen Säuberungen“ im Nahen Osten aufrufen, weil die Menschrechtsorganisation Ferienbuchungsportale kritisiert habe, weil diese Ferienwohnungen in den illegalen jüdischen Kolonien in den besetzten palästinensischen Gebieten zur Vermietung angeboten hätten.

Becker interpretierte diesen Aufruf als „die Vertreibung von Jüdinnen und Juden„, was ein „schockierender Skandal“ sei. Die israelischen Kolonien in den besetzten Gebieten sind nach Völkerrecht illegal. Becker stellt sich mit seiner Kritik also gegen geltendes Völkerrecht und schlägt sich damit auf die Seite des israelischen Besatzungsregimes.  Weiterlesen

Michael Blume – wer nichts wird, wird Antisemitismusbeauftragter

Ich quäle mich durch das verworrene Buch – Warum der Antisemitismus uns alle bedroht –  des Antisemitismusbeauftragten von Baden-Württemberg, Michael Blume, und möchte es eigentlich in den Papierkorb werfen. Die Antwort auf die im Titel gestellte Frage habe ich schon längst gefunden: Der Antisemitismus bedroht uns natürlich nicht, vielmehr bedrohen uns die Antisemitismusbeauftragten, die wie Pilze nach dem Regen aus dem Boden schießen und uns mit ihren Verschwörungsmythen langweilen.

Blume wollte offensichtlich die jahrhundertealte Frage beantworten und ist dabei kläglich gescheitert. Was quer durch das ganze Buch stört, ist seine impertinente Art statt „Juden“ immer wieder „Jüdinnen und Juden“ zu schreiben. Ich habe vergeblich gehofft er würde auch mal „Christinnen und Christen“ oder „Araberinnen und Araber“ erwähnen, aber vergeblich. Juden sind für ihn nur noch „Jüdinnen und Juden“. Das geht mit der Zeit auf den Geist, besonders wenn auf zwei Seiten siebenmal von „Jüdinnen und Juden“ die Rede ist. Das führt zu solchen Stilblüten wie „Juden und Nichtjüdinnen…Schulen und Journalistinnen, Richterinnen… Wissenschaftlerinnen…“ etc.  Weiterlesen

Können wir uns einen gerechten Frieden für Palästina vorstellen?

von Richard Falk

Während man ohne einen Funken Hoffnung auf Trumps Jahrhundertdeal wartet,  entfaltet sich der Leidensweg der Palästinenser Tag für Tag weiter. Viele Israelis sind wie wir der Meinung, dass der Kampf der Palästinenser um Selbstbestimmung niedergeschlagen ist, und dass es Zeit ist zuzugeben, dass Israel der Sieger und Palästina der Verlierer ist. Alles was noch zu tun sei, ist, die Palästinenser zu zwingen, die bittere Pille der Niederlage zu schlucken, und jede Rede von Trump und anderer Seite über den Deal wird irrelevant werden.

Die letzten Ereignisse zeigen ein anderes Bild als diesen vorzeitigen Triumphalismus Israels. Seit Ende März 2018 ist der Große Rückkehrmarsch jeden Freitag am Zaun zu Gaza Israel gegenübergetreten. Israel hat mit tödlicher Gewalt reagiert und mehr als 250 Palästinenser getötet und mehr als 18.000 verletzt, indem es immer wieder exzessive Gewalt im Umgang mit den fast völlig gewaltlosen Demonstrationen angewendet hat, mit denen gegen die Verweigerung fundamentaler Menschenrechte  für das palästinensische Volk protestiert wird.

Die politischen Organe der UN haben ein Jahr lang peinlich geschwiegen. Aber schließlich wurde am 28.2.2019 der Bericht der Unabhängigen Untersuchungskommisssion über die Gaza-Proteste 2018 veröffentlicht. Die vom Menschenrechtsrat in Genf gegründete Komission sollte die Angaben über die Anwendung exzessiver Gewalt durch Israel in Reaktion auf die wöchentlichen Demonstrationen der Initiative Großer Rückkehrmarsch in Gaza im Jahr 2018 prüfen. Die wichtigste Schlussfolgerung des Berichts auf der Basis einer umfangreichen sachlichen Dokumentation war, dass Israel „keine Berechtigung hatte, mit scharfer Munition auf Demonstranten zu schießen“. Die Schlussfolgerung aus einem solchen Ergebnis ist, dass durch die Reaktion Israels auf die Gaza-Proteste das humanitäre Völkerrecht, wie es in der 4. Genfer Konvention von 1948 dargelegt ist, massiv, eklatant und wiederholt verletzt wurde.  Weiterlesen

„Rotzfrecher Judenlümmel“

Broder nennt seinen Zwillingsbruder im Geiste, Benjamin Weinthal, einen „rotzfrechen Judenlümmel“. Wenn er in den Spiegel schaut, hat er einen weiteren „rotzfrechen Judenlümmel“ vor sich. Aber er sieht ihn nicht. Dabei hat er vollkommen Recht. Benjamin Weinthal ist genau das, was Broder von ihm behauptet und darüber hinaus ein übler Denunziant, und damit ist er nichts weniger als Broder selbst, der seit Jahren Juden und Nichtjuden denunziert, die es wagen, Israels Politik zu hinterfragen.

Broder behauptet, dass „der Denunziant ein Meister aus Deutschland“ sei. Hier beziehter sich zwar auf Paul Celan, der schrieb, dass der Tod ein Meister aus Deutschland sei, aber er ist sehr wohl auch ein Meister aus Israel, wo Denunzianten sogar in der Regierung sitzen und wo Soldaten, die Araber töten, nicht einmal vor Gericht gestellt werden. Man muss nur die Justizministerin Ajelet Shaked anschauen und weiß sofort, wie eine Denunziantin aussieht. Ein Gesicht, das nach „Faschismus“ duftet. Das ist tatsächlich der Name ihres Lieblingsparfums, für das Werbung zu machen, sie sich nicht geniert. Die ganze Regierung besteht im Grunde aus „rotzfrechen Judenlümmeln“ mit Benjamin Netanjahu an der Spitze, der rotzfrech behauptet, dass Israel nicht die Heimat der Palästinenser sei, die dort seit Generationen leben und immerhin nahezu 20 Prozent der israelischen Bevölkerung ausmachen. Es ist nicht lange her, da hat ein gewisser Adolf Hitler und sein Sprachrohr Joseph Goebbels behauptet, dass Deutschland nicht die Heimat der Juden sei, die dort schon seit Generationen lebten.  Weiterlesen

Henryk M. Broder – ein „Schmock“ oder Cherem (Bann-reif)?

Sehr geehrter Herr Broder,

du meinst darauf hoffen zu können, als erster Jude seit Baruch Spinoza mit einem Cherem belegt zu werden. Da kommst du aber mindestens 20 Jahre zu spät, denn schon vor mehr als 20 Jahren bin ich von den jüdischen Gemeinden, damals auch die Gemeinde in Frankfurt, mit einem Cherem belegt worden, weil ich es wagte, Israels Politik zu kritisieren. Tut mir leid, dass ich auch hier vor dir war, du „rotzfrecher Judenlümmel“. Du bist Jude und trotzdem ein Schmock. Du hast geschrieben ich hätte den „Adolf“ gemacht. Wann, wo, wie und weshalb?

Du bezichtigst die Autoren des Buches „Das Netzwerk der Neuen Rechten“  der Denunziation politisch Andersdenkender. Ist das ein Witz oder meinst du es ernst? Was tust du denn den ganzen langen Tag anderes, als Andersdenkende zu denunzieren, zu beleidigen, zu diffamieren und „fertig zu machen“? Jeder weiß doch, dass du jeden, der anderer Meinung ist als du, einen Verräter nennst, einen „koscheren Antisemiten“, einen selbsthassenden Juden und noch mehr.  Weiterlesen

Zionistischer McCarthyismus ante portas

Um in München ein Seminar für Friedensaktivisten mit Prof. Moshe Zuckermann zu verhindern, hat eine anonyme Gruppe, die sich „Münchner Bürger gegen Antisemitismus und Israelhass“ nennt, einen hasserfüllten Brief an die Wirtin der Gaststätte Rumpler verschickt, in der das Seminar stattfinden sollte, und an die Geschäftsführer der Augustiner Brauerei, der die Gaststätte gehört. Das Schreiben hat die Wirtin dermaßen verschreckt, dass sie die Raumreservierung sofort aufkündigte und die Besucher nicht rein ließ. Dem Veranstalter, Herrn Jürgen Jung, erklärte sie, dass sie sich besorgt um ihr Geschäft und ihre Mitarbeiter – genötigt sah, dem Druck nachzugeben. Gleichzeitig gab sie ihrer Verärgerung und Empörung über das Schreiben der „Münchner Bürger…“ Ausdruck.

Dieses denunziatorische Schreiben beginnt mit einem Rufmord. Prof. Moshe Zuckermann und ich werden als „umstritten“ verleumdet. Die Frage ist natürlich, bei wem wir umstritten sein sollen. Man beruft sich auf den umstrittenen Stadtratsbeschluss, wonach der angeblich „antisemitischen BDS-Bewegung“ keine Räume mehr zur Verfügung gestellt werden dürfen. Jeder, der sich sachkundig macht, weiß aber, dass die BDS-Bewegung mitnichten antisemitisch ist und dass sich diese Bewegung, der auch unzählige Juden und Israelis angehören, nicht rechtfertigen muss gegenüber den zionistischen Verleumdern und ihren deutschbefindlichen Gefolgsleuten. Das ist etwa so, als wenn du beschimpft wirst: „Deine Schwester ist eine Hure“, und du hast gar keine Schwester. Wenn du darauf aufmerksam machst, verlangen die Diffamierer „Beweise“ dafür. Wie soll die BDS-Bewegung „beweisen“, dass sie nicht antisemitisch ist, zumal sie sich ausdrücklich „gegen jeden Antisemitismus“ positioniert?!  Weiterlesen

Vier Tage Ordnungshaft wegen zweier Emails an Broder

Mein lieber Henryk M. Broder,

jetzt kannst du einen Orgasmus genießen, falls du noch einen bekommst. Das Landgericht Berlin hat mich tatsächlich zu vier Tagen Haft verurteilt, weil ich dir zwei Mails geschickt habe, ohne dass eine „ausdrückliche Genehmigung“ von dir vorlag. Der Hauptmann von Köpenick lacht sich tot und ich warte auf den Dramatiker, der daraus eine Komödie macht.

Ich habe dir eine Information über mein Buch DIE ANTISEMITENMACHER verschickt, weil du doch permanent behauptest, dass du der alleinige und einzige Antisemitismus-Experte in diesem Land bist. Ich wollte dir kein Buch verkaufen, sondern dich nur über ein neues Buch über Antisemitismus informieren, zumal ich mich in einem ganzen Kapitel mit dir beschäftige. Du bist aber mit meiner Mail sofort zu deinem Anwalt gerannt und zusammen habt ihr überlegt, wie man darauf antwortet. Wer von euch kam denn auf die glorreiche, Idee daraus Werbung zu machen und da das Verschicken von elektronischer Werbung verboten ist, gleich eine Abmahnung zu erlassen und 1000 Euro von mir zu verlangen?  Weiterlesen

Cem Özdemir – ein Wolf in Schafspelz – ein Rassist, der sich als Menschenfreund gibt

Zufällig fand ich bei facebook die Rede von Cem Özdemir, die er am 5. Juli 2018 vor einem jüdischen Publikum gehalten hat. Er spricht sich in aller Öffentlichkeit für die Kriegsverbrechen Israels aus. Er findet, dass Israel mit dem Töten von Palästinensern richtig handelt und rechtfertigt in seiner Rede die Vertreibung der Palästinenser. Da bin ich aber froh, diese Rede noch rechtzeitig gefunden zu haben. Sie sorgt jetzt dafür, dass ich bei den Europawahlen auf gar keinen Fall die Grünen wähle, und ich werde auch alle meine Freunde und Bekannten überzeugen, dass man solch eine verlogene und verkommene Partei sowie solch zynische Politiker wie diesen Deutsch-Türken nicht wählt kann. Scheinbar ist Özdemirs großes Vorbild der unsägliche und heuchlerische Fischer, der durch seinen Auschwitz-Vergleich zum Kriegseintritt gegen Serbien wesentliches beigetragen hat. Für mich sind die Grünen die Kriegspartei schlechthin.

Legen Sie mir das „Deutsch-Türke“ nicht als Rassismus aus. Ich bin Israeli und Deutscher schon seit 61 Jahren und dennoch bin ich kein „Deutscher“, obwohl ich mich hier sehr wohl fühle und in der deutschen Kultur und Geschichte zuhause bin. Dennoch kann ich nicht vollkommen frei und unbeschwert sagen, dass ich Deutscher bin, obwohl ich inzwischen lieber in Deutschland als in Israel lebe. In meinen Bekenntnis zu Deutschland bleibt immer ein Rest Reserviertheit zu sagen, dass man Deutscher ist, wo doch die Wurzeln ganz woanders liegen. Ich bin fest davon überzeugt, dass es Cem Özdemir genauso geht, und das ist gut so. Schlecht ist freilich, dass er sich zu deutschen Werten wie z. B. dem Grundgesetz bekennt, aber es leider nicht befolgt.  Weiterlesen